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14. Cäsar, der listige Schelm

Cäsar war ein Mischling; er hatte Bernhardiner- und Eskimoblut in seinen Adern. Er war ein großer, starker Hund und konnte viel leisten, aber er drückte sich gern pfiffig um die Arbeit und tat, als strenge er sich furchtbar an, während er vielleicht kaum ein Pfund zog.

Von seiner frühen Jugend an war er voll von Schelmenstücken. Eines, das er verübte, als er erst vier Monate alt war, belustigte mich sehr. Ich sah ihm, ohne daß er es wußte, von dem Fenster meiner Studierstube aus zu. Es war Winter und der Schnee lag tief. Die Indianer waren damit beschäftigt, mit den Hunden den Holzvorrat für Kirche, Schule und Pfarrhaus für das ganze Jahr zu holen. Da wir keine Kohlen hatten, brauchten wir viel Holz, und Menschen und Hunde mußten angestrengt arbeiten.

Während die Hunde die schweren Holzladungen nach Hause schleppen mußten, gab man ihnen »ganze Rationen«, wie wir es nannten, d. h. sie bekamen jeden Tag zwei tüchtige Weißfische. Martin Papanekis, der zuverlässigste Diener, den man finden konnte, führte die Aufsicht über die Arbeit und hatte besonders darnach zu sehen, daß die Hunde gut versorgt und gefüttert wurden. Man mußte vor allem beim Füttern gut aufpassen, denn sonst raubten die stärkeren und gefräßigeren Hunde den schwächeren ihre Fische. Da diese steinhart gefroren waren, stellte Martin morgens gewöhnlich ein Blech mit einem Dutzend großer Fische unter den Herd in der Küche, die übrigen Fische wurden an anderen Orten aufgetaut. Unter dem Herd wurden sie nicht nur aufgetaut, sondern auch halb gekocht und schmeckten den Hunden um so besser, wenn diese abends nach der Arbeit zu ihrer Mahlzeit kamen.

An einem Abend hatte Martin die letzte Last Holz heimgeführt und die sechs stattlichen Hunde ausgeschirrt. Er suchte nun die Fische und da er sie unter dem Herd nicht fand, fragte er Marie, das Dienstmädchen, was sie mit den Fischen für seine Hunde gemacht habe.

Marie war ein bißchen heftig und sein etwas unfreundlicher Ton verdroß sie. So sagte sie ärgerlich: »Ich wollte meinen Küchenboden scheuern und deine schmierigen, stinkenden Fische waren mir im Weg; da habe ich sie mitsamt dem Blech hinausgetan.«

Zornig ging Martin hinaus und suchte nach den Fischen. Er fand bald das große Blech, aber es war nicht ein einziger Fisch darin und die hungrigen Hunde standen trostlos um das sonst so wohlgefüllte Gefäß.

Was war aus den Fischen geworden? Die anderen Hunde bekamen eben an einer andern Stelle ihr Futter und der einzige, der herumlief, was das kleine Hündchen, das allmählich lernte, auf den Namen Cäsar zu gehen. Dieser kleine Knirps hatte alle die großen Fische weggeschleppt und schlau vergraben, ich war der belustigte Zuschauer gewesen.

Eine Stunde früher sah ich von meinem Fenster aus, wie Marie das große Blech mit den Fischen zur Küchentür hinausschob. Gleich nachher hörte ich ein höchst sonderbares Geheul, und als ich neugierig ans Fenster trat, sah ich, wie das kleine Hündchen sich das Blech voll Fische angeeignet hatte. Er stand daneben und heulte vor Vergnügen. Dann umschritt er es und heulte noch einmal. Er war ganz außer sich vor Freude, daß er der unbestrittene Herr einer so großen Menge von Lebensmitteln war. Der Besitz allein freute ihn so, daß er zunächst gar nicht ans Fressen dachte. Aber da hörte er auf einmal fernes Hundegebell. Jetzt wurde es ihm klar, daß man ihm vielleicht seinen Schatz rauben könnte, und darum mußte er ihn schnell in Sicherheit bringen.

So jung und klein er war, ging er doch tüchtig ans Werk. Er packte den ihm zunächst liegenden Fisch beim Kopf und schleppte ihn an eine entfernte Stelle, wo der Schnee sehr tief lag. Hier fing er an, mit seinen Pfötchen zu scharren, und bald war das Loch groß genug, daß er den Fisch hineinlegen konnte. Dies tat er sehr geschickt und er gebrauchte nun seine Nase, um das Loch mit dem leichten, trockenen Schnee zuzudecken. Dann sprang er zurück zu dem Blech und holte den nächsten Fisch, den er an einer andern Stelle ebenso vergrub. So arbeitete das beherzte Kerlchen, bis es alle die zwölf großen Fische an verschiedenen Stellen vergraben hatte. Und er hatte es so geschickt gemacht, daß keine Spur von seiner Arbeit sichtbar war.

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Als Martin mit seinem Gespann zurückkam und die Hunde ausschirrte, machte Cäsar das unschuldigste Gesicht von der Welt. Er sah so harmlos aus, als wäre nichts geschehen. Und als die hungrigen Hunde das leere Blech entdeckten, das noch nach den verschwundenen Fischen duftete, da gebärdete sich der kleine Heuchler gar noch, als bedaure er sie, weil sie sich vergeblich aufs Nachtessen gefreut hatten. Es war wirklich die vollendetste Schauspielerkunst.

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Ich ging jetzt hinaus und erzählte Martin, was ich gesehen hatte. Der Ausdruck schwerer Sorge wegen des Fressens der Hunde verschwand aus seinem Gesicht und er sagte pfiffig: »Das gibt einen gescheiten Hund; vielleicht wird er manchmal seinem Treiber zu gescheit sein.« Es waren ahnungsvolle Worte, an die ich später manchmal dachte.

Doch jetzt erhob sich die Frage: wie sollen wir die vergrabenen Fische für die hungrigen Hunde finden?

»Nichts leichter als das,« sagte Martin, »der kleine Spitzbub wird uns schon selber sagen, wo er die Fische vergraben hat.« Martin rief die Hunde und führte sie an eine Stelle, wo der Schnee aussah, als wäre er kürzlich aufgewühlt worden. Augenblicklich ging eine merkwürdige Veränderung mit Cäsar vor. Verschwunden war die erheuchelte Sanftmut und mit gesträubtem Haar und steif emporgehaltenem Schwanz schickte sich das mutige Bürschchen an, zu verteidigen, was es mit so viel Mühe errungen hatte.

Als Martin vor dem Versteck hielt, sprang das tapfere Hündchen herbei, pflanzte sich an der Stelle auf und fing an, sehr komisch zu knurren. Auf ein Wort von Martin sprang der zunächst stehende große Hund herbei, schleuderte den Kleinen mit einem Puff in den Schnee und grub dann schnell den Fisch aus. Die anderen Hunde wurden nun angewiesen, umherzuschnüffeln und bald wurden die Fische nacheinander gefunden.

Der arme kleine Cäsar war ganz außer sich. Er rannte von einem Versteck zum anderen, aber es half nichts. Die großen Hunde waren ihm über, obgleich keiner den Kleinen biß. Aber er bekam immer wieder Püffe, daß er in den Schnee purzelte, und das war ihm sehr demütigend. Trotz seiner Klugheit und der Mühe, die er sich gegeben hatte, kam er um alle seine Fische. Abends an der Küchentüre bettelte er ganz demütig um sein Nachtessen. Das gab man ihm gerne, als kleinen Dank für das Vergnügen, das er uns bereitet hatte.

Cäsar wurde ein großer, starker Hund. Als er genug herangewachsen war, fing ich an, ihn ans Ziehen zu gewöhnen. Das ging nicht so leicht bei ihm, denn er war sehr eigensinnig. Er legte sich einfach auf den Boden und ließ sich von den andern Hunden oft ein paar hundert Meter weit schleppen. Aus der Peitsche machte er sich nicht viel. Er blieb nur liegen und schmollte, während er sie bekam.

Nun ersann ich ein anderes Mittel, das sich später auch bei anderen Hunden, die Schwierigkeiten machten, bewährte.

Meine Hunde waren meistens einer hinter dem andern angespannt. Wenn ich einen jungen Hund einfuhr, so spannte ich gewöhnlich drei starke Tiere vor ihn und einen oder zwei gute Hunde hinter ihn. Ich machte es nun so, daß Jack unmittelbar hinter Cäsar kam. Wenn die Hunde einmal Jacks gefährliches Knurren hörten, fürchteten sie sich alle vor ihm. Als mein starker Zug in Ordnung war, rief ich Marsch, und nun begann der Spaß. Cäsar war wieder möglichst widerspenstig. Zuerst machte er verzweifelte Versuche, aus dem Geschirr zu schlüpfen, aber ich hatte schon Vorsorge getroffen, daß ihm das unmöglich war. Ein Hund, dem es einmal während des Einfahrens gelungen ist, sich aus dem Geschirr zu drücken, versucht das gern wieder und läuft davon. Da Cäsar nicht entwischen konnte, so versuchte er's mit dem Anhalten. Er legte sich unbeweglich in den Schnee und ließ sich von den vorderen Hunden weiterzerren. Nun war's Zeit für Jack, der meines Winks gewärtig war. »Schüttle ihn, Jack!« rief ich, und brüllend wie ein Löwe sprang er auf Cäsar los, packte ihn am Rücken und schüttelte ihn tüchtig. Cäsar, in seinem Geschirr und von den vorderen Hunden weitergezogen, war ganz wehrlos, aber er ergab sich nicht. Wahrscheinlich hatte ihm das Schütteln nicht sehr weh getan. Der Eigensinn mußte aber überwunden werden und so rief ich: »Noch einmal, Jack!«

Dieser griff es diesmal anders an. Anstatt Cäsar zu schütteln, fing er an, mit seinen scharfen Zähnen an Cäsars Hinterbeinen, die er, während ihn die Hunde weiterzogen, ausgestreckt hielt, zu zwicken. Jack muß ihn ordentlich gepackt haben, denn nach ungefähr sechs Bissen sprang er mit einem Wut- und Angstgeheul auf und fing an, so schnell zu laufen, daß ihn Jack mit Gewalt zurückhalten mußte, sonst hätte er die anderen Hunde umgerannt. Er wurde nun nach kurzer Übung einer meiner besten Hunde. Er hatte aber allerlei Kniffe, und obgleich er ein brauchbarer Hund war, mußte man ihm scharf aufpassen und ihn mit Strenge behandeln. Ich hatte ihn gern und bin manche große Fahrt mit ihm gereist, aber noch bis zuletzt hat er mich manchmal überlistet, wie das folgende Stückchen zeigt.

Mein Missionsfeld war mit der Zeit so groß geworden, daß es an Ausdehnung manchen Staat übertraf. Im Sommer bereiste ich das weite Gebiet im Birkenkahn. Aber von Oktober bis Mai konnte ich nur zu Fuß oder im Hundeschlitten reisen. Da ich so jeden Winter mehrere tausend Kilometer durch unwegsame Gegenden reiste, mußte ich mir natürlich für die besten Hunde sorgen. Aber selbst unter den besten waren solche, die mich gelegentlich enttäuschten.

Einmal machte ich eine weite Reise auf sehr schlechten Wegen. Meine Schlitten waren schwer beladen, denn die Leute, die ich besuchen wollte, waren arm und unserer Arbeit noch nicht sehr freundlich gesinnt. Deshalb hatte ich mich sowohl für die Hin- als für die Rückreise mit Lebensmitteln versehen. Vor der Reise hatte ich die Hunde in den Ställen gelassen und tüchtig gefüttert, so daß sie in ausgezeichneter Verfassung waren. Wir begannen die Reise guten Muts, aber bald fühlten wir alle die Folgen des mühsamen Weges durch den pfadlosen Schnee, bergauf, bergab, über Felsen und umgestürzte Bäume, durch dickes Gestrüpp und über rauhe, gefrorene Sümpfe. Und über allem lag die weiße Schneedecke oft ein bis zwei Meter hoch. So kämpften wir uns Tag für Tag durch. Die Indianer, meine treuen, unermüdlichen Gefährten, gingen auf den Schneeschuhen mit dem Beil voraus, um wenigstens eine Art von Pfad zu machen, auf dem die Hunde ihre schwere Last schleppen konnten.

Alle Menschen und Hunde wurden von den Strapazen allmählich mager und matt mit einer einzigen Ausnahme. Cäsar blieb immer gleich frisch und zeigte keine Abmagerung. Wenn ich ihn aber beobachtete, war er immer so kräftig bei der Arbeit, daß ich ihm keine Verstellung zutrauen konnte. Schließlich war's aber doch zu auffallend, daß er immer fetter wurde, während man bei den anderen Hunden bald alle Rippen zählen konnte. Zuerst dachte ich, der Schlaukopf stehle am Ende bei Nacht von den Vorräten, aber diese waren dafür doch zu gut verwahrt. Wenn ich ihn beim Ziehen beobachtete, so zerrte er gewaltig am Geschirr, streckte die Zunge heraus und keuchte, als wollte er sagen: »Kann denn ein Hund mehr leisten als ich?« und doch war er abends kein bißchen müde, während die anderen Hunde sich ganz erschöpft zeigten.

Um ihm auf die Schliche zu kommen, befestigte ich nun einmal seine Zugriemen mit ganz schwachem, abgeriebenem Bindfaden. Ich mußte die Riemen festhalten, während er auf seine gewohnte stürmische Weise anzog, denn sonst wäre der Bindfaden gleich zerrissen. Und nun trabte er weiter und tat, als strenge er sich so an, wie wenn die Hauptlast auf ihm läge. Und doch zog er so schwach, daß nicht einmal der Bindfaden abriß. Die Indianer, die ich herbeirief, lachten und sagten, so eine schlaue Verstellung hätten sie noch nie gesehen. Cäsar bekam auf frischer Tat seine gehörige Strafe, so daß er diesen Streich nicht wieder versuchte.

Cäsar gehörte zu der kleinen Zahl von Hunden, die nie krank waren. Allerlei Unglücksfälle machten oft die besten Hunde für einige Zeit unbrauchbar, aber meinem alten Cäsar tat nichts etwas. Es fiel ihm auch nicht ein, sich irgend jemand zuliebe über Kraft anzustrengen. So nannte man ihn schließlich den »Immer Brauchbaren«, und ein gescheiter Treiber, der sich nicht überlisten ließ, konnte ihn zu bedeutenden Leistungen bringen.

Aber auch wenn er nicht im Geschirr steckte, war er voller Kniffe und Tücke. Manche seiner Streiche sind fast unglaublich und ich würde sie nicht erzählen, wenn ich sie nicht von zuverlässigen Augenzeugen gehört hätte. Die folgende Geschichte zeigt, daß Cäsar eine für einen Hund ungewöhnliche Fähigkeit zu überlegen hatte.

Es war im Frühjahr, als die ersten Regen fielen und durch die Schneeschmelze unsere Bäche und Flüsse zu wilden Gießbächen wurden. Das Eis auf dem See vor unserem Haus war noch ganz fest und dick, aber einer jener reißenden Bäche hatte da, wo er sich in den See ergoß, eine eisfreie Stelle ausgewaschen. Hier hatte mein treuer Martin ein sogenanntes Wandnetz ausgespannt, um Fische zu fangen. Da wir den ganzen Winter von den Fischen leben mußten, die vor dem Oktober oder November gefangen und dann im Freien aufgehängt worden und gefroren waren, freuten wir uns natürlich sehr, wenn wir im Frühling frische Fische bekamen. An beiden Enden des Netzes befand sich ein 20 Meter langes Seil, das am Land befestigt war, so daß das Netz nicht fortschwimmen konnte, wenn die Strömung es in die deltaartige Öffnung im Eis trieb. Am oberen Rand wurde es durch Schwimmhölzer, am unteren durch Steine in seiner Stellung gehalten, in der es die Form eines großen U bildete.

Jeden Morgen ging Martin mit einem Korb, um nach dem Netz zu sehen. Dabei begleiteten ihn alle gerade anwesenden Hunde. Martin brauchte kein Boot, denn das Netz ließ sich an einem der Seile so nahe heranziehen, daß er die Fische herausnehmen konnte. Während er an der Leine zog, wurde der Bogen des U allmählich gerade und das Netz kam immer näher, bis das Seil am anderen Ende gespannt war. Wenn Martin die Fische herausgenommen hatte, brauchte er nur das Netz in der richtigen Stellung ins Wasser zu bringen, dann wurde es von der Strömung wieder so weit hinausgetragen, als es die beiden Seile erlaubten. Nachdem er die besten Fische für die Familie des Missionars und seine eigenen in einen Korb getan hatte, verteilte er die übrigen unter die gierig harrenden Hunde, die mit ihm gekommen waren.

Einmal kam er sehr aufgeregt in meine Studierstube, was bei dem für gewöhnlich gemütsruhigen, gleichmütigen Indianer auffallend war. »Herr,« antwortete er auf meine Frage, »es geht ein fremdes Tier an unsere Netze.«

Er hatte nämlich mehrere Morgen hintereinander, als er nach dem Fischplatz ging, Köpfe von Weißfischen in die Maschen des Netzes eingeklemmt gefunden. Und doch war das Netz in der richtigen Stellung im Wasser gewesen. Ich meinte, es sei vielleicht eine Fischotter, ein Marder oder sonst ein Fische fressendes Tier dagewesen, aber Martin erklärte, er kenne die Gewohnheiten aller von Fischen lebenden Tiere und es könne keins von diesen gewesen sein. Als der geheimnisvolle Raub sich auch in den nächsten Tagen wiederholte, wurde es Martin unheimlich. Er besprach die Sache mit andern Indianern und sie waren alle der Ansicht, der Täter müsse entweder ein Gespenst oder der böse Feind selbst sein. Ich lachte ihn aus und sagte, ich wolle ihm helfen, der Sache auf den Grund zu kommen. Wir gingen an die Stelle und untersuchten alle Fußspuren, fanden aber nur die Martins und der ihn begleitenden Hunde. Ein paar hundert Meter nördlich von dem Fischplatz war eine kleine, steile, dichtbewaldete Anhöhe. Von hier aus konnte man aus sicherem Versteck die ganze Umgebung überschauen. Martin machte hier mit seiner Axt eine Art von Ausguck zurecht und ich sagte ihm, er solle am nächsten Morgen vor Tagesanbruch mit noch einem Indianer dahin gehen, und zwar sollten sie vorsichtig und mittelst eines weiten Umwegs den Ort von hinten her erreichen. So machten sie es und erwarteten schweigend den Morgen. Sobald es Tag wurde, fingen sie an, Umschau zu halten, aber sie warteten lange vergeblich. Plötzlich sagte einer: »Bst, da kommt ein Hund.«

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Es war Cäsar, der sich vorsichtig auf der Wegspur heranschlich. Er blieb oft stehen und schnüffelte in die Luft, aber der Wind wehte zum Glück von Cäsar zu den Indianern, so daß er keine Witterung bekam. Jetzt kam er an die Stelle, wo Martin das Netz ans Land zu ziehen pflegte. Noch einmal blickte er forschend nach allen Richtungen und dann ging er ans Werk. Er packte das Seil mit den Zähnen und zog kräftig daran, während er zugleich schnell ein Stück rückwärts lief. Dann lief er wieder an den Rand des Wassers, und zwar auf dem am Boden liegenden Seile, um zu verhindern, daß die Gewalt der Strömung es wieder zurückzog, packte das Seil wieder und lief zurück; das tat er so oft, bis das lange Seil eingezogen und das Netz ans Ufer gebracht war. Nun zog er allmählich das Netz herein, indem er immer die Füße darauf stellte, um es am Zurückrutschen zu verhindern. Zunächst zeigten sich allerlei geringere Fische, denen Cäsar keine Aufmerksamkeit schenkte. Er strebte nach den köstlichen Weißfischen, die bei Menschen und Hunden vor allen andern beliebt sind. Nachdem er das Netz ein Stück weit hereingezogen hatte, wurde er durch den Anblick eines schönen Weißfisches belohnt. Während er das Netz samt den darin zappelnden Gefangenen mit den Füßen festhielt, begann er den Weißfisch zu verzehren, der so viel leckerer war als die gröberen Fische, die man ihm gewöhnlich vorwarf.

Die beiden Indianer hatten genug gesehen. Mit einem »Hallo!« stürzten sie sich auf den Missetäter, der – auf frischer Tat ertappt – eine Tracht Prügel bekam, die ihm diese Art von Fischerei für immer verleidete.


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