Christoph Martin Wieland
Dschinnistan
Christoph Martin Wieland

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Die einbrechende Nacht und einige Blitze, die ein nahes Gewitter verkündigten, unterbrachen ihn endlich in seiner Träumerei und nötigten ihn, sich nach einem Orte, wo er Schirm haben könnte, umzusehen. Die Grotte mit dem Bade fiel ihm zuerst ein; er ging auf sie zu und war nicht wenig betroffen, da er sie sehr stark erleuchtet sah und, wie er näher kam, die nehmliche Stimme hörte, die er schon zweimal gehört hatte. Er schlich sich, so leise als er konnte, bis zum Eingang der Grotte und hielt den Atem zurück, um ja nichts von dem Gesang der schönsten Stimme, die sein Ohr jemals getroffen hatte, zu verlieren. Er war so nahe dabei und horchte so aufmerksam auf die Worte ihres Gesanges, daß er keine Silbe davon verlor. Sie lauteten folgendermaßen:

O Prinz, auf ewig dieses Herzens König!
Wofern dir nicht vor meinem Anblick graut,
so kämme mich in diesem Bad ein wenig,
und dann verbrenne meine Haut!

Wie geheimnisvoll und unbegreiflich auch der Sinn dieser Worte war, so schmeichelten sie doch seinem Herzen und einer so süßen Hoffnung, daß er sich nicht länger zurückhalten konnte. Sobald er in die Grotte hineintrat, hörte der Gesang auf; sie war mit einer unendlichen Menge von Wachskerzen erleuchtet, die in lauter Scheiden von Ebenholz mit Gold garniert staken, und alle Kerzen hatten die Form eines Messers, das halb aus seiner Scheide gezogen ist. Diese sonderbare Illumination überraschte ihn ungemein; aber wie wurde ihm erst zumute, da er die Badekufe ringsum mit einem Zelte von weißem Atlas, der mit einem Rande von lauter in Gold gestickten Messerscheiden eingefaßt war, umgeben sah und, ehe er Zeit hatte, sich von seinem Erstaunen zu erholen, mit einem sehr zärtlichen Seufzer diese Worte aus dem Zelt hervorkommen hörte: «Prinz, ich bin diejenige, die du liebst: tue alles, was ich dich heißen werde, wie widersinnisch es dir auch immer vorkommen mag, und erschrick nicht über das, was du sehen wirst, sobald sich mein Zelt öffnen wird; denn durch die geringste Furcht, die du blicken ließest, würdest du mich auf ewig verlieren.»

In diesem Augenblick öffnete sich das Zelt, und der Prinz erblickte etwas, worüber der herzhafteste Mann in Ohnmacht hätte sinken mögen: ein scheußlicher Krokodilskopf kam mit offnem Rachen aus dem Bad hervor und schien ihm ganz nahe auf den Leib rücken zu wollen. Er bebte nicht zurück, aber er schwitzte Todesschweiß, und sein Herz pochte wie ein Hammer, indem er sich Gewalt antat, dem Ungeheuer mit starren Augen in den Rachen zu sehen. Immittelst schloß sich dieser gräßliche Rachen wieder und schob sich zurück, um ihm unter demselben das schönste und lieblichste Engelsgesicht sehen zu lassen, das er sogleich für das Gesicht seiner angebeteten Nymphe erkannte. Aber dieser Krokodilskopf, der sich an den Kopf der Nymphe anschmiegte, stellte gleichwohl eine ziemlich häßliche Coiffure vor, indem er sich so knapp an ihre Stirne und Backen anpaßte, daß man nicht ein einziges von ihren Haaren sehen konnte. Demungeachtet verlor sich das Entsetzen des Prinzen beim ersten Blick, den die schönen Augen seiner Nymphe auf ihn hefteten; er warf sich auf seine Knie und öffnete schon den Mund, um ihr, weiß der Himmel was für zärtlichen Unsinn vorzusagen, als sie ihm in die Rede fiel: «Was wollen Sie, lieber Prinz», sagte sie; «die Zeit ist edel; warum kämmen Sie mich nicht?» – «Kämmen?» sprach er bei sich selbst; «und wie soll ich das anfangen?» Die Nymphe schien über sein Zaudern ungehalten zu werden; er nahm also seinen Kamm und wollte ihn geschwind aus dem Futteral herausziehen, erschrak aber nicht wenig, da er merkte, daß der Kamm nur allmählich und nicht anders als durch die äußerste Gewalt, die er anwenden mußte, herausging. Aber so, wie er auch hervorkam, trat der Krokodilskopf zurück und deckte endlich die schönsten Haare auf, die man je gesehen hatte. Wie der Kamm bald heraus war, verschwand der Krokodilskopf gänzlich, und der Prinz erblickte nun seine geliebte Nymphe in ihrer ganzen Schönheit. Vor Freude und Liebe außer sich, bemühte er sich sehr eifrig, den Kamm vollends herauszuziehen, indem er leicht glauben konnte, daß eine Dame, die einen so scheußlichen Überkopf getragen hatte, des Kämmens wohl vonnöten habe; und so, wie die andere Hälfte des Kamms nach und nach aus dem Futteral herausging, kam auch der übrige Teil der Nymphe aus dem Bade hervor. Lilien, Alabaster und neugefallner Schnee hätten gegen das, was er jetzt sahe, gelb ausgesehen; und doch war diese verblendende Weiße nichts in Vergleichung mit den Grazien, die alle diese Schönheiten belebten. Die Nymphe ragte nun mit den Schultern und bis an die Hälfte der Arme aus dem Wasser hervor, und man hätte sehen sollen, wie sehr der Prinz arbeitete, um seinen Kamm vollends herauszudruchsen. Aber die Nymphe unterbrach ihn in der Arbeit, indem sie ihm sagte, es wäre nun genug; er solle den Kamm lassen, wo er sei, und dafür eilends ihre Haut verbrennen. «Ich?» rief er, «ich, eine solche Haut verbrennen? Eher soll meine eigene mit meiner ganzen Person und mit der ganzen Natur zu Asche werden, ehe ich fähig wäre, einer so liebenswürdigen Haut nur mit einer Nadelritze wehe zu tun.» «Ich zweifle nicht an Ihrer Liebe», versetzte die Nymphe; «aber jetzt ist die Rede bloß davon, mir zu gehorchen; kommt Ihnen ein anderer zuvor, so verlieren Sie mich auf ewig; denn es ist nun einmal geschrieben, daß ich nur demjenigen zuteil werden kann, der meine Haut verbrennt hat.» Der Prinz konnte sich unmöglich zu einer so grausamen Tat entschließen, und während daß Mitleiden, Liebe und Gehorsam in seinem Herzen stritten, sagte ihm die Nymphe Lebewohl, das Zelt schloß sich wieder über ihr zu, und alle Lichter verloschen. Jetzo, aber zu spät, kam den guten Prinzen eine gewaltige Reue an, daß er nicht wenigstens so viel Herz gefaßt und ihre schöne Haut an irgendeinem kleinen Fleckchen verbrannt habe, da sie es doch selbst verlangte und er so viel damit zu gewinnen oder zu verlieren hatte. Er nahm sich fest vor, seinen Fehler bei der ersten Gelegenheit wiedergutzumachen, und damit ihm niemand zuvorkommen könnte, legte er sich neben den Eingang der Grotte nieder, um den Tag daselbst zu erwarten. Einen Augenblick drauf flimmerte ihm ein neuer Schein in die Augen; er glaubte, es käme aus der Grotte, die wieder erleuchtet worden wäre; aber es war ein Feuer, welches unter den vordersten Bäumen des Waldes, der sich gegen das Gestade hinzog, angezündet worden war. Indem er ein paar Schritte weiter vorwärtsging, um zu sehen, was dort vorgehe, erblickte er die abscheuliche Fischhaut, die vor ihm auf der Erde lag. Voller Unwillen, diesen grausenhaften Gegenstand abermals vor Augen sehen zu müssen, ergriff er sie. «Verwünschte Haut», rief er, «du verdienst, anstatt derjenigen verbrannt zu werden, der du so wenig ähnlich bist!» – und so lief er aus allen seinen Kräften mit ihr dem Feuer zu. Wie er hinkam, sah er eine Dame neben demselben sitzen, die, sobald sie ihn mit einer so scheußlichen Last beladen auf sie zukommen sah, mit einem großen Schrei auffuhr und sich in den dunkelsten Teil des Waldes stürzte. Der Prinz warf die Haut ins Feuer, und kaum fing die Flamme sie zu ergreifen an, so war es nicht anders, als ob eine Mine mit hunderttausend Zentner Pulver in die Luft flöge. Er bemächtigte sich eines Brandes und lief, was er konnte, nach der Grotte zurück; aber sein Brand war ihm unnütz; er fand alle Lichter wieder angezündet und die Kufe noch voll Wassers, die Nymphe hingegen und das Zelt waren verschwunden. Der arme Prinz geriet darüber beinahe in Verzweiflung, denn er nahm es für gewiß, daß irgendein andrer, weniger zärtlicher Liebhaber, nachdem er sie tüchtig gekämmt und gesengt, sie zur Belohnung für seine Mühe davongeführt haben werde.

Er stürzte wie wahnsinnig aus der Grotte, um ihnen nachzurennen, ohne zu wissen, wo hinaus, und durchlief den ganzen Wald, traf aber keinen Menschen an. Mit Anbruch des Tages befand er sich wieder an der Stelle, wo das Feuer gebrannt hatte; er wollte sehen, ob noch etwas von der scheußlichen Haut übrig wäre; er fand aber nichts als Asche. Allein, wie groß war sein Erstaunen und seine Freude, da er wenige Schritte davon das Halsband im Grase liegen sah! Er zweifelte nun nicht, daß seine Schwester die Frau gewesen sei, die sich in den Wald geflüchtet hatte. Das Verlangen, sie wiederzufinden, verdrängte jetzt auf einen Augenblick alle andern Gedanken aus seiner Seele; allem Anschein nach konnte sie nicht weit entfernt sein; und würklich hatte er kaum angefangen, sie zu suchen, als sie ihm von selbst in die Hände lief, indem sie mit großem Eifer nach dem Halsbande umhersuchte, dessen Verlust sie erst bei wiederkommendem Tage gewahr worden war. Man kann sich leicht vorstellen, wie lebhaft ihr Entzücken sein mußte, einander nach einer so wunderbaren Trennung so unverhofft wiederzufinden, und mit welcher Ungeduld sich jedes nach dem, was dem andern zugestoßen war, erkundigte. Die Prinzessin berichtete ihrem Bruder alles, was wir bereits von dem Abenteuer mit dem weißen Fuchse wissen, ohne daß der Prinz sich gleich merken ließ, daß er von seiner Bekanntschaft sei, und fuhr sodann in ihrer Erzählung folgendermaßen fort: «O mein liebster Bruder», sagte sie, «wenn du ihn gekannt hättest, es wäre dir so unmöglich gewesen als mir, nicht in ihn verliebt zu werden! Seine zärtliche Aufmerksamkeit für mich hatte etwas Übernatürliches; er schien meine Gedanken zu erraten, so geschickt wußte er allen meinen Wünschen zuvorzukommen. In der Tat hatte ich keinen andern, als nie wieder von ihm getrennt zu werden; und meine erste Sorge war deswegen, mein Halsband vor ihm zu verstecken, weil es alle Tiere davonlaufen machte. Der kleine Palast, wo wir wohnten, war mit anmutigen Gärten versehen, worin mich der Fuchs spazierenführte, wenn er glaubte, daß ich Lust habe, der frischen Luft zu genießen. Wiewohl ihm die Sprache fehlte, so schien er doch alles, was ich ihm sagte, zu verstehen und wußte auch mir zu erkennen zu geben, daß er von meinem guten Willen zu ihm entzückt sei; indessen schien er mich doch durch seine Blicke und Gebehrden immer um etwas zu bitten, und ich hätte oft vor Schmerz vergehen mögen, daß ich mehr erraten konnte, was er wollte. Endlich erfuhr ich es zu meinem Unglück. Ich hatte das Halsband in einem Busche am Ende des Gartens versteckt; der weiße Fuchs wurde es auf einem unserer Spaziergänge gewahr, und anstatt wie andre davor zu fliehen, ließ er mich stehen und fiel auf einen Sprung über das Halsband her; aber er hatte es kaum berührt, so schnappte es mit eben dem Getöse zu, wie es in den Händen der Königin getan hatte. Bei diesem Getöse machte der arme Fuchs einen Sprung zurück, und mit einem andern setzte er über die Gartenmauer weg, so daß ich ihn seitdem nie wieder gesehen habe. Ich steckte das verhaßte Halsband wieder zu mir, weil es mir in dieser Wildnis gegen die Raubtiere unentbehrlich war; und ich hatte es kaum in der Hand, so öffnete es sich wieder. Ich verließ den kleinen Palast, der mir ohne meinen Gesellschafter unerträglich war, und irre seit dieser Zeit mit unendlichem Ungemach in Wäldern, Felsen und Klüften herum; aber von allem, was ich ausgestanden, ist die Trennung von meinem getreuen und geliebten weißen Fuchs das einzige, was mir unerträglich ist. Gestern überfiel mich die Nacht an dem Orte, wo ich das Feuer angezündet hatte, bei welchem du mich mit der abscheulichen Haut erschrecktest; und sobald ich mich von meinem Entsetzen über den fürchterlichen Knall, den ich im Fliehen hörte, wieder erholt hatte, kam ich zurück, um das Halsband zu suchen, das ich vor Schrecken vermutlich hatte fallen lassen.»

Nach Endigung dieser Erzählung bat die Prinzessin ihren Bruder, sie an diesen Ort hinzuführen; aber alles Suchens ungeachtet, fand sich das Halsband nicht wieder. Ihre Betrübnis über diesen Verlust war nicht so groß, als sie gewesen sein würde, wenn sie den Prinzen nicht wieder angetroffen hätte. Seine Gegenwart beruhigte sie über alle Gefahren, vor welchen die talismanische Tugend des Halsbandes sie beschützt hatte; und ihr Vertrauen auf seine Gefälligkeit und Freundschaft ging so weit, daß sie noch weit mehr von ihm erwartete. «Lieber Bruder», sprach sie, indem sie ihm die Hände drückte und in Tränen ausbrach, «ich muß dir meine ganze Schwachheit gestehen! Ich kann nicht mehr ohne den weißen Fuchs leben; und wenn du nicht die Güte hast, ihn mir auf dem ganzen Erdboden suchen zu helfen, so wirst du mich vor Gram und Schmerzen sterben sehen.»

Dem guten Prinzen traten die Tränen in die Augen, indem er sich die Verzweiflung seiner Schwester vorstellte, wenn sie das Schicksal ihres armen Lieblings erfahren würde; und da er es unmöglich über sein Herz bringen konnte, ihr diesen tödlichen Schlag zu geben, so verschwieg er ihr, was er wußte, und versprach ihr alles, was sie wollte, wofern sie ihm nur erlaubte, den Rest dieses Tages das Ufer des Meeres zu durchstreichen. Es kostete der Prinzessin viel Überwindung, ihm hierin nachzugeben, so groß war ihre Ungeduld, dem weißen Fuchs nachzujagen. Sie teilten die Gegend, die sie durchsuchen wollten, unter sich; und die Grotte mit dem Bade war der Ort, wo sie, ihrer Abrede gemäß, wieder zusammentrafen, nachdem sie ein paar Stunden vergebens das ganze Gestade durchkrochen hatten. Die Prinzessin erstaunte nicht wenig über die wunderbaren Dinge, die sie in der Grotte sah. Während sie sich mit Betrachtung derselben aufhielt, bestieg der Prinz den höchsten Gipfel des Felsens, wo er seine Augen, so weit sie reichen konnten, über Land und Meer hinschweifen ließ, ohne daß sich ihnen weder auf dem Lande noch dem Meere etwas von demjenigen zeigte, was er so ängstlich suchte. Bei dem Nachdenken, worein er hier verfiel, kam ihm auch der Krokodilskopf und die Fischhaut wieder in den Sinn, und zum ersten Mal stieg der Gedanke in ihm auf, ob am Ende die Haut der Nymphe, die er hätte verbrennen sollen, diese nehmliche Fischhaut sei, die er in seinem Unwillen ins Feuer geworfen hatte. Je mehr er alle Umstände verglich, je wahrscheinlicher kam ihm diese Vermutung vor, und je weniger konnte er sich selbst verzeihen, daß sie ihm nicht eher eingefallen war. «Ich hätte also», sagte er bei sich selbst, «die eine Hälfte dessen, was die Nymphe von mir verlangte, bereits bewerkstelligt, ohne zu wissen, was ich tat; aber warum entzieht sie mir die Gelegenheit, auch das übrige zu tun? Möchte sie doch hier sein», rief er aus, indem er seinen Kamm mit der größten Leichtigkeit aus dem Futteral zog, «ich wollte sie so gut kämmen, als sie in ihrem Leben nie gekämmt worden ist!»

Er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als ihn ein Geschrei, das aus dem Walde zu kommen schien, stutzen machte; er wandte sich um und erblickte eine Frau, die mit fliegenden Haaren und in größter Unordnung zwischen den Bäumen hin rannte, um vor einem Reiter, der hinter ihr her jagte, zu entfliehen. Der Entfernung ungeachtet wurde er gewahr, daß dieser Mann einen Bogen in der Hand hatte; und da er nicht zweifelte, daß es kein anderer als der Mörder des weißen Fuchses sei und daß die von ihm verfolgte Person eines schleunigen Beistandes bedürfe, rannte er dem Walde zu. Er hatte sie zwar aus den Augen verloren, aber ihr Schreien diente ihm zum Wegweiser. Die Dame hatte im Laufen einen Fall getan. Der Reiter war abgestiegen, hatte sich ihrer bemächtigt und war eben im Begriff, sie auf sein Pferd zu setzen, als der Prinz anlangte. Die Schönheit dieser Person blendete ihn beim ersten Anblick; aber wie erstaunte er, da er sie für die Königin, seine Stiefmutter, erkannte! Da er von der Veränderung ihrer Gesinnungen noch nichts wußte und sich nur ihrer Grausamkeiten gegen ihn und seine Schwester erinnerte, so hätte er sich's schier reuen lassen, so früh angekommen zu sein. Demungeachtet war er großmütig genug, sie von ihrem Räuber loszumachen, und eben wollte er mit dem Degen in der Faust die ihr zugefügte Beleidigung und den Tod des weißen Fuchses rächen, als ihm die Königin den Arm zurückhielt und ihm sagte, daß es der Erzherzog von Plazenz sei. Der Prinz zweifelte keinen Augenblick daran, sobald er ihn genauer ins Auge gefaßt hatte; denn es konnte schwerlich noch ein andrer Erzherzog in der Welt sein, der den Schildhaltern des dänischen Wappens so ähnlich gesehen hätte. Er hatte einen zottichten Bart, seine Haare standen wie Borsten in die Höhe, seine Blicke waren wild und grimmig und seine Kleider in so schlimmen Umständen, daß ein Schurz von Eichenlaub ihm beßre Dienste getan haben würde. Die Königin warf sich dem Prinzen zu Füßen, umfaßte seine Knie, bat ihm alles Unrecht ab, so sie ihm und seiner Schwester getan hatte, und beschwor ihn, dem Könige, ihrem Gemahl und seinem Vater, mit ihr zu Hülfe zu eilen, den dieser verwünschte Erzherzog soeben mit einem Pfeile verwundet habe. Der Prinz geriet über diese Nachricht in solche Wut, daß er sich umwandte, um den Erzherzog, seines Wahnsinns ungeachtet, zu töten; aber glücklicherweise hatte sich dieser, während die Königin redete, wieder auf sein Pferd geschwungen und war ohne Zweifel auf irgendein neues Abenteuer ausgezogen.


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