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8

Der Pfarrer hieß Wittkopp, und er war nun eine große Hilfe für den Freiherrn Amadeus. Soweit ein Mensch dem andern helfen kann. Er war eine ebenso große Hilfe wie Christoph, auch wenn er keine Geschichten von den alten Häusern und Geschlechtern erzählte. Er war nur da, und seine stille, ganz unaufdringliche Existenz war so wie die Gewißheit des Abends, von der er auf dem Moor gesprochen hatte. Es war nicht die Gewißheit derjenigen, die immer ein Wort aus dem Alten oder Neuen Testament aus der Tasche holten, wenn ein Korb mit Schmerzen vor ihnen ausgepackt wurde. Es kam selten vor, daß er die Bibel zitierte. Er sagte sogar, daß sie dieses Recht für eine Weile verspielt hätten, weil sie lange Zeit die Worte der Bibel wie Taschenspieler benützt hätten, das heißt, um Menschen und Meinungen zu stützen, die nicht hätten gestützt werden dürfen. Eine Kirche, die ihre Pfarrer in den Krieg geschickt habe, sagte er, müsse nun eine Weile ganz still sein. Solange, bis sie die zehn Gebote wieder gelernt habe, und insbesondere das fünfte Gebot.

Er erzählte also keine Geschichten, und er zitierte die Bibel nicht. Aber das Geheimnis seiner Hilfe war wohl, daß er keine Angst hatte, so wie Christoph keine Angst hatte. Und das waren wohl die beiden einzigen Menschen um den Schafstall herum, von denen der Freiherr Amadeus das sagen konnte. Und deshalb waren sie die beiden einzigen ganz geheimnisvollen Menschen für ihn. Und er wußte nur nicht, ob dieses Geheimnis bei ihnen aus der gleichen Quelle stammte.

Aber das merkte er doch, daß sie beide kein Aufhebens von sich machten. Und nun fiel ihm ein, daß auch Jakob zu ihnen gehörte. Also waren es nun doch wohl drei, und das schien ihm sehr viel in seinem begrenzten Lebenskreis. Vielleicht lag es daran, daß es keine Zeit für sie gab, das heißt, den lauten, lärmenden Ablauf des Tages, der nur den Abend suchte und nichts darüber. Die Lautsprecherzeit, bei der die Menschen sich Hilfe aus dem Äther holen mußten, und wenn die Lautsprecher abgeschaltet wurden, war das große, schreckliche Schweigen der Gespenster da. Man wußte, daß der Äther erfüllt blieb mit ihnen, aber mit einem Handgriff waren sie stumm gemacht worden. Es war die Zeit, die in der Gewalt der Menschen lag und die der Mensch heraufbeschwor mit einem Handgriff, um darüber die andere Zeit zu vergessen, die große, gewaltige, unantastbare Zeit, die schweigend dahinterstand.

Und in dieser unantastbaren Zeit lebten die drei. Der Pfarrer nannte sie die »Urzeit«, und Jakob und Christoph nannten sie sicherlich anders. Aber es war dasselbe Element, in dem sie lebten, und wahrscheinlich gewannen sie aus ihm ihre stille Sicherheit.

Und aus dieser Sicherheit kam wohl auch ihre Fähigkeit, die Gefährdeten unter den Unsicheren zu erkennen, so wie Jakob die Gefährdung des Freiherrn Amadeus erkannt hatte. Und wie der Pfarrer, nachdem er ganz langsam heimisch unter den Moorleuten geworden war, die Gefährdung der jungen Frau Erdmuthe und des Mädchens aus dem Forsthaus gewahr wurde. Auf sie müsse er ein wenig achten, sagte er zu Amadeus. Es komme ihm so vor, als seien sie die beiden, die fortstrebten aus diesem Leben der anderen. Er könne es nicht genau erklären, aber er erinnere sich an die Augen seiner Frau, ehe sie verdunkelt wurden. Und das habe er nicht vergessen. Sie sähen noch alle Dinge dieser Welt, solche Augen, aber sie sähen sie nur wie Bilder, und hinter den Bildern sähen sie die Wand, an der sie aufgehängt waren. »Wir«, sagte Wittkopp, »sehen die Dinge im Raum, und um sie herum ist Platz. Aber die andern sehen keinen Raum mehr, weil dahinter nur die Wand ist. Sie wissen noch nicht, daß es die Wand ist, gegen die sie mit ihren Stirnen laufen werden. Man muß sie bei der Hand nehmen, ja man darf ihre Hand eigentlich niemals loslassen.«

»Und wissen Sie, woher es kommt, Herr Pfarrer?« fragte Amadeus.

Nein, das wußte Wittkopp nicht. Vielleicht daher, daß man ihnen eine bestimmte Sicherheit des Daseins genommen habe. Das Unerläßliche, das jeder Mensch brauche, nur daß es bei allen Menschen verschieden sei. Es sei so, wie wenn ein Kind durch einen vertrauten Raum laufe, und eines Tages öffne sich der Raum vor den Füßen und das Kind stürze in das Bodenlose. Manche brächen sich nur die Füße, und gebrochene Füße könnten geheilt werden. Aber manche brächen sich gleichsam das Herz, und das sei nun nicht so leicht zu heilen. Für seine Frau sei es schon das gewesen, daß sie das Pfarrhaus habe verlassen müssen, um auf die Landstraße zu gehen. Für sie sei das Pfarrhaus Gott gewesen und die Welt. Für die junge Frau sei es vielleicht die Heimat gewesen und für das junge Mädchen vielleicht das sogenannte »Reich«. Aber er wisse das nicht. Er glaube nur, daß der Raum sich unter ihren Füßen geöffnet habe. Er glaube, das aus den Augen ablesen zu können. Die Augen seiner Frau seien so gewesen und auch die Augen der Kinder auf den Schlitten. Geweitete Augen gleichsam, in die die ganze stürzende Welt hineingestürzt sei, nicht nur eine stille Auswahl der Welt, für die man doch sonst bei Kindern sorge. Es sei wirklich so, daß sie »überwältigt« worden seien. Das sei das richtige Wort.

Es ging dem Freiherrn Amadeus sehr nach, aber er wußte noch nicht, wie er sie nun »bei der Hand nehmen« sollte. Und er meinte auch, daß es nun wenigstens im Forsthaus leichter werden würde, weil der Förster Buschan aus dem Lager entlassen worden war. Er erfuhr es von Christoph, und Christoph stand noch eine Weile auf der Schwelle des Schafstalles, als er es erzählt hatte. »Er wird nun vor ein Gericht kommen«, sagte er und blickte an dem Freiherrn vorbei auf das Moor hinaus. »Und davor fürchten sie sich wohl sehr. Auch ich würde mich fürchten, denn ich habe nie vor einem Gericht gestanden. Vor keinem Menschengericht. Und dieses sind ja nun nicht einmal Richter.«

»Und was sind sie sonst?« fragte der Freiherr.

»Ach, Herr«, sagte Christoph bekümmert. »Sie sind geschlagen worden, und nun schlagen sie wieder. Aber ein wirklicher Richter ist nicht geschlagen worden vorher.«

»Aber das Recht ist geschlagen worden, Christoph.«

»Ein Recht kann nicht geschlagen werden, Herr. Auch Gott kann nicht geschlagen werden. Du kannst ein Pferd schlagen, wenn du trunken oder zornigen Herzens bist. Aber du kannst nicht Gott schlagen, weil deine Arme zu kurz sind. Sie konnten den Pfarrer kreuzigen in dem Dorf ohne Namen, dazu waren ihre Arme lang genug. Aber sie konnten nicht Gott kreuzigen. Er hat gelächelt, erinnerst du dich, Herr? Er hat in dem Gesicht des Pfarrers gelächelt.«

Er kehrte noch einmal um, nachdem er schon gegangen war. »Erinnerst du dich, Herr«, fragte er leise, »wie das Jesuskind auf dem Schlitten saß und der Freiherr konnte es nicht von seinem Sitz ziehen? Auch die Richter werden es nicht herunterziehen können, Herr. Weil es nämlich immer noch zu einem kranken Hofkind unterwegs ist. Auch heute noch, Herr.«

Der Förster kam schon am nächsten Abend, und der Freiherr, der auf der Schwelle saß, ließ ihn auf dem Erlenstamm niedersitzen, auf dem Jakob und die Frau und die Brüder gesessen hatten. Der Freiherr sah an der Ähnlichkeit der Gesichter, daß das Mädchen seines Blutes war, aber dieses Gesicht war nun einen andern Weg gegangen. Es war ein einfaches Gesicht, leichter zu lesen als das des Mädchens, und es erinnerte den Freiherrn an viele Gesichter, die er in den letzten Jahren gesehen hatte. Man hatte es gleichsam zerbrochen, und es schien, als halte der Träger des Gesichtes die Teile nur mühsam zusammen. Es war ein hoffnungsloses Gesicht, und es besaß nicht den Haß der Tochter, der die Sprünge verkleidete.

»Ich bin nicht gekommen, Herr Baron«, sagte der Förster endlich, »um mich zu rechtfertigen. Vielleicht nicht einmal, um zu bitten – ich wollte nur sagen, daß ich es nicht gern getan habe damals, und das ist die Wahrheit.«

Er nahm ein Stück Holz vom Boden auf und drehte es nun in den Händen, solange er sprach. Er hob nur ab und zu die Augen zu dem Gesicht des Freiherrn, sonst blickte er auf das Holz in seinen Händen. Er saß anders da, als seine Tochter dagesessen haben würde.

»Und woher wissen Sie, daß ich es weiß, ob Sie es getan haben oder nicht?« fragte Amadeus endlich.

Die Hände hielten nun an in ihrer ruhelosen Bewegung, und die Augen richteten sich nun ohne Verständnis auf den Fragenden.

»Sie wußten es nicht, Herr Baron?« fragte er endlich leise.

»Ich kann es vermutet haben«, erwiderte Amadeus. »Nicht mehr. Haben Sie darüber gesprochen?«

Der Förster schüttelte den Kopf. »Die Frau und die Tochter haben es gewußt«, sagte er endlich. »Und der Kreisleiter, an den ich es geschrieben habe.«

»Der Kreisleiter ist tot, sagt man.«

Der Förster starrte ihn noch immer an. »Und der Herr Baron meint, ich könnte …«

»Natürlich könnten Sie, Buschan«, sagte Amadeus. »Oder haben Sie sonst jemandem etwas zuleide getan?«

Der Förster schüttelte den Kopf. »Ich habe meinen Dienst getan«, erwiderte er. »Ich war nicht einer von denen, die ein Leid tun wollten.«

Er blickte grübelnd auf das Holz in seinen Händen. »Man hat mich nicht verhört dort«, sagte er nach einer Weile. »Sie haben uns nur verachtet. Das war alles, was sie taten. Aber es war das Schlimmste.«

»Es gab Schlimmeres«, sagte Amadeus.

»Ich weiß, Herr Baron, ich weiß. Ich will mich nicht vergleichen. Aber der Herr Baron hatte etwas dagegenzusetzen. Ich nicht. Es hatte mich noch niemand verachtet bis dahin.«

»Ich verachte nicht«, sagte Amadeus.

»Aber ich habe dem Herrn Baron ein Leid zugefügt. Ich habe ihm vier Jahre Leben gestohlen.«

»Nicht Leben«, sagte Amadeus. »Etwas anderes. Leben kann man nicht stehlen. Und auch das andere lag nicht mehr in Ihrer Hand. Sie haben es nur angestoßen, und dann lief es von selbst.«

»Der Herr Baron sollte mich nicht trösten«, sagte der Förster, und seine Stimme war nun voller Verzweiflung.

»Meinen Sie, ich sollte herausgekommen sein wie die andern?« fragte der Freiherr. »Ich war so herausgekommen, aber es ist nun ein Jahr vergangen. In diesem Jahr hat Ihre Frau viel geweint.«

Vor den Moorhütten in der Ferne sangen die Kinder, und der Förster hob den Kopf, um zu lauschen. Er hatte lange keine Kinderstimmen gehört.

»Ich kann es nun doch wohl nicht«, sagte er nach einer Weile, als das Lied verstummt war. »Der Herr Baron hat mir eine Tür aufgemacht, und ich könnte durch diese Tür davongehen. Aber ich könnte es nur heimlich tun, und der Herr Baron würde mir nachsehen.«

»Ich würde nicht nachsehen«, sagte Amadeus. »Ich würde auf Ihre Frau sehen. Und auf Ihre Tochter. Sie ist noch jung.«

»Es würde nicht recht sein«, fuhr der Förster fort. »Es muß ein Gericht sein. Für alle. Auch für mich.«

»Das Gericht war hier«, sagte Amadeus. »Es ist zu Ende. Aber nicht ich war der Richter.«

»Wer war es?« fragte der Förster leise.

»Wo einer bekennt, ist ein Gericht«, erwiderte Amadeus. »Ich habe nur zugehört.«

Der Förster stand auf. Die Dämmerung war schon gekommen, und die Nachtschwalben riefen vom Moorrand. »Ich bin ein einfacher Mann«, sagte er. »Ich möchte wieder mit den Bäumen leben. Ich bin aus der Spur getreten. Ich habe auf die Menschen gehört.«

»Es gibt Zeitalter«, sagte der Freiherr, »in denen die Menschen an den Stacheldraht glauben. Sieger und Besiegte. Es ist ein primitiver Glaube. Wir müssen anfangen, an etwas anderes zu glauben.«

»Ich habe angefangen«, sagte der Förster. »Heute abend habe ich angefangen. Ich danke dem Herrn Baron.«

Amadeus blieb noch auf der Schwelle sitzen und wartete auf die Sterne. Der Förster war untergetaucht in der Dunkelheit wie ein scheues Tier. Zum ersten Male meinte Amadeus zu begreifen, daß in diesem Jahr viel geschehen war. Es war also doch wohl nicht wahr, daß es keine Zeit für ihn gab. Vor einem Jahr hatte er anders auf dieser Schwelle gesessen. Vor einem Jahr hatte er anders zu der Frau des Mannes gesprochen. Er wußte nicht, woran es lag. Vielleicht an den Brüdern, vielleicht an Christoph. Vielleicht gar nicht an den Menschen, sondern an etwas, das er nicht erkennen konnte. An etwas, das aus der Vergangenheit des Geschlechtes aufgestiegen war, wie das Jesuskind auf den Schlitten gestiegen war. Vielleicht hatte er »sich überreden« lassen, wie sein Vater sich hatte überreden lassen.

Er wußte es nicht. Er erkannte nur, daß er in sich trug, was nach Christophs Meinung alle seine Vorfahren in sich getragen hatten: daß er sich verwandeln konnte. Es machte ihn unsicher, da er geglaubt hatte, er sei nun über jede Verwandlung hinaus. Geprägt, wenn auch nicht geläutert. Es ging so viel Sicherheit von den Reden der Sieger aus, daß auch er hätte sicher werden müssen. Aber er war es nicht. So wie die Sieger selbst es wahrscheinlich nicht waren. Aber sie hatten die Sicherheit der Worte, und er hatte sie nicht. Die Worte täuschten ihn nicht mehr, und deshalb kam es, daß hier und da ein Wort ihn so erschreckte. Ein Wort des Pfarrers oder Christophs. Weil es gleichsam alte Worte waren, aus einer Zeit, in der das Wort noch etwas war. »Am Anfang war das Wort.« Und damals war es wirklich noch gewesen. Und wenn sie sprachen, Wittkopp oder Christoph, so war es, als ob sie noch aus jener Zeit heraus sprächen. Aus der wortarmen Zeit, die sie die Urzeit nannten. Wo es noch keine Zeitungen und keine Bücher gegeben hatte. »Ein Recht kann nicht geschlagen werden.« Das war ein solches Wort. Heute würden sie tausend Beweise vorbringen dagegen, und doch war es ein Wort der Urzeit, unerschütterlich und unbesieglich. Und ein alter Kutscher hatte es gewußt, besser als alle Gerichte und besser als alle Sieger. Und besser als er selbst, der Freiherr Amadeus.

Und er fühlte, daß solche Worte ihn lenkten. Er war ihnen offen, er vernahm sie in seinem Herzen. Vor einem Jahr würde er sie nicht vernommen haben. Und wann würde er so alt sein, daß er sie nicht nur vernehmen, sondern selbst sprechen würde? Sie waren durch kein Lager gegangen, weder der Pfarrer noch der Kutscher. Sie waren nur durch ihr Leben gegangen und zuletzt durch die Straßen der Flucht. Das Lager war also nicht das Letzte. Auch das Leiden war nicht das Letzte. Es mußte noch etwas anderes geben, das mehr war als alles dieses. Aber er konnte es nicht benennen. Ja, er hatte es noch nicht einmal erkannt. Aber er trachtete danach. Dies war ein schönes, altes Wort, und es stand schon in der Bibel.

Er war nicht fertig, noch lange nicht. Man hatte nicht nur alt zu werden. Das war ein Vorgang der Natur, ohne »Verdienst und Würdigkeit«. Man konnte auch auf eine laue, ja auf eine schmähliche Weise alt werden. Man konnte auch auf eine schmähliche Weise leiden, ohne die Leidenden herbeizuziehen, wie der Pfarrer gesagt hatte. Für sich leiden gleichsam, wie man sich für sich freuen konnte. So wie sie im Lager für sich ihr Brot gegessen hatten, viele, in den Ecken der Baracken, heimlich, aus einer noch nicht vergessenen Scham des Besitzes heraus.

Dieser Mann, der hier gesessen hatte, war ein einfacher Mann. Er war nur »aus der Spur getreten«. Er hatte auf die Stimme der Zeit gehört, auf die Lautsprecherstimmen. Der Freiherr hatte ihm eine Tür geöffnet, aber auf der Schwelle war der einfache Mann stehengeblieben. Eine Stimme in ihm hatte ihm zugeflüstert, daß man sich nicht davonschleichen dürfe. Daß ein Recht und ein Gericht sein müsse, für alle. Daß es eine laue und sogar schmähliche Weise sein würde, sich davonzuschleichen. Woher war die Stimme gekommen? Sie konnte nicht aus seiner Welt gekommen sein. Diese seine Welt hatte ihn zehn Jahre oder länger den geraden Weg geführt, den, der »aus der Spur« hinausging. Er war nicht schuldig gewesen, er hatte nur geglaubt. An einen Gott oder an eine Weltordnung. So blind, wie jeder Glaube zu glauben hatte. An das, »was man nicht sieht«. Und er hatte sogar sehen können. Männer, Worte und Fahnen. Er konnte nicht dafür, daß es falsche Götter waren. Er war ein einfacher Mann. Er hatte nicht gelernt, die letzten Dinge zu unterscheiden und zu wägen. Er hatte sich hingegeben. Und nun wurde gekreuzigt und verbrannt. Wie die Kirche es mit den Ketzern getan hatte. Die Richter brachen den Stab. Sie wurden danach ausgewählt, ob sie gelitten hatten oder nicht. Wer gelitten hatte, durfte richten. Es wurde nicht danach gefragt, wie er aus dem Leiden herausgekommen war. Die meisten waren mit Haß herausgekommen. Sie richteten, wie sie selber vor ein paar Jahren gerichtet worden waren. Sie schlugen nur zurück. Sie wußten nicht, daß das Recht nicht schlägt.

Amadeus erinnerte sich, wie die Frau vor einem Jahr zu ihm gekommen war und wie er geantwortet hatte. »Ich will nur zusehen, wie die Waage auf und ab steigt.« Aber heute wollte er nicht mehr zusehen. Die andern sahen zu, und es machte ihnen Freude, zuzusehen. Aber ihm machte es keine Freude mehr. In Christophs Händen würde die Waage still stehen, und er wollte nicht weniger sein als sein alter Kutscher. Er wollte nicht würfeln, wie sein Vorfahr gewürfelt hatte.

Die Sterne waren nun gekommen und leuchteten über dem Moor. Die Toten schliefen und standen nicht mehr hinter ihm. Die schweren Träume waren seltener geworden. Die Blumen gingen auf, die er um die Moorhütten gesät hatte. Und er hatte den Mann nicht geschlagen, der vor einer Stunde bei ihm gesessen hatte. Es war nicht viel, was er in einem Jahr geerntet hatte, aber wenn er Korn auf Korn legte, konnte es eine Handvoll sein. Und eine Handvoll war viel in einer Zeit, in der man »nichts getan« hatte.

Er sah den Förster nun lange Zeit nicht mehr. Die Brüder hatten ihn wieder in seinen Dienst eingesetzt, nachdem sie Amadeus gefragt hatten. Die Frauen hatten auf ihn gewartet, als er im Schafstall gewesen war, aber er hatte nichts erzählt. Er hatte noch eine Weile vor dem Herd in der Küche gesessen und in die Flammen geblickt. Er hatte nur gesagt: »Er ist der erste, der nicht geschlagen hat.« Die Frau hatte geschwiegen, aber das Mädchen hatte einmal aufgelacht. »Er wird es nachholen«, hatte es gesagt. »Er ist nicht von denen, die vergessen.«

Der Förster hatte seine Tochter angesehen und den Kopf geschüttelt. »Du mußt nicht so sicher sein«, hatte er nur gesagt. »Es ist mir nicht gut gewesen, sicher zu sein.«

Es dauerte nicht lange, bis Buschan merkte, daß nicht nur die Sieger ihn verachtet hatten. Er hatte nicht erwartet, daß jemand, der seines Blutes war, ihn verachten würde, und es traf ihn sehr tief. Sie waren die ganzen Jahre zusammengegangen, eines Glaubens, und oft hatte das Kind ihn gestützt, wenn er unsicher geworden war. Und nun verachtete es ihn. Es sprach es nicht aus, aber er fühlte es. An den Augen, die an ihm vorbeisehen konnten. An der unbetretbaren Zone der Fremdheit, die es um sich aufrichtete. Und am meisten daran, daß es ihm nicht mehr widersprach, wenn er bekannte, daß er sich geirrt hatte, daß ein ganzes Volk sich geirrt hatte. So wie man einem hoffnungslosen Kranken oder einem Blinden nicht mehr widerspricht.

Zuerst hatte er versucht, Barbara zu überzeugen, aber dann wurde er still. Er wußte, daß es seine Strafe war, die schwerste, die ihm auferlegt werden konnte. Er hatte sie geführt, als sie noch ein Kind gewesen war, und damals hätte sie jeden Weg geführt werden können. Er hatte sie den falschen Weg geführt, und sie war ihn so weit gegangen, daß sie nicht mehr umkehren konnte. Sie war blinder als er, aber sie war auch stolzer als er. Man hatte ihren Stolz nicht gebrochen, und man würde es wohl auch nicht tun können, ohne ihr Leben zu zerbrechen.

Und er wußte auch so vieles nicht. Er hatte von dem »Dunklen« gehört, aber niemand außer dem Freiherrn Amadeus wußte, daß er der Glanz ihres Lebens gewesen war. Ein jäh verblassender Glanz und der Glanz eines schrecklichen Irrtums. Und es war ihr nicht zu verdenken, daß der Freiherr in ihren Augen ein Mörder war. Nicht ein Heiliger wie in den armen Augen ihres armen Vaters, sondern ein Mörder, der ihr die Hände hatte binden lassen, damit er keinen Zeugen des Mordes hätte. Ein Mörder, der so zu hassen war, wie nur etwas auf dieser Erde gehaßt werden konnte. Etwas, das ausgelöscht werden mußte, damit man wieder atmen konnte. Damit das Herz nicht wie ein Hammer in der Brust schlug, Tag und Nacht.

Und der Förster konnte auch nicht wissen, daß unter diesem verwirrten und verdunkelten Herzen ein Kind lebte. Seine Augen waren nicht geschult, das Geheimnis eines werdenden Lebens zu erkennen, bevor es jedermann offenbar wurde. Und auch wenn er es gewußt hätte, würde er nie begriffen haben, wie dieses Kind das Leben der jungen Mutter verwandelte. Mit einer so schrecklichen Verdunkelung verwandelte, daß der Beiname des Vaters seinen wahren Sinn erst darin empfing. Daß dieses Kind nur zu werden und zu leben schien, um zu mahnen und zu erinnern. An jemanden, der unter dem Galgen geendet hatte, während er doch nach dem Glauben der Mutter auf einem Thron hätte sitzen müssen. Daß dieses Kind nicht eine stille, glückselige Frucht der Liebe war, sondern ein Mund der Rache und der Vergeltung. Daß es schon sprach unter dem mütterlichen Herzen, lange bevor ihm eine Sprache oder nur ein Mund gegeben war. Und daß die junge Mutter, wenn sie vor sich hinblickte in eine wesenlose Zukunft, diesen leisen, geflüsterten, kaum hörbaren Worten lauschte, ohne zu wissen, daß es ihre eigenen Worte waren, die ihre verdunkelte Seele dem noch Seelenlosen lieh.

Und diese geflüsterten oder nur gehauchten Worte verlangten, daß gerichtet werde, ehe das Kind die Augen aufschlug. Damit der erste, halbblinde Blick dieser Augen das Gericht erblickte. Nicht das Gericht des Gemordeten, sondern das Gericht des Mörders. Sie wußte noch nicht, die Lauschende, wo es sein würde, aber wahrscheinlich würde es auf dem Moor sein, irgendwo an der Stelle, wo sie aus dem Schwebenden des Bodens und der Erinnerung wieder auf die feste Erde getreten war und wo sie das Eisen gelegt hatten, mit dem man früher den Wolf gefangen hatte. Dort irgendwo würde es sein, damit dieselbe Sonne in seine gebrochenen Augen scheinen könnte, die damals auf die Henker geschienen hatte.

Es war niemand da, der sie bei der Hand hätte nehmen können, um sie aus den verwirrten und blutigen Bildern in die Wahrheit zurückzuführen. Niemand, mit dem sie sprach, niemand, an dessen Herzen sie sich hätte ausweinen können. Die Bilder des Harten und Unversöhnlichen waren ihr vertraut geworden, als sie noch ein Kind gewesen war. Jede Träne war verächtlich gewesen in ihrer Welt, und man hatte sie hassen gelehrt, als sie noch mit einer Puppe hätte spielen sollen. Das Rad hatte sie mitgerissen, der Glanz der sich drehenden Speichen hatte sie geblendet, und noch immer hielt sie die verwirrten Hände um die Achse geklammert, die schon längst in den Abgrund gestürzt war.

Sie fühlte keine Scham, daß sie ein Kind trug. Sie war gelehrt worden, daß es keinen größeren Stolz gab, als Kinder zu tragen. Nicht einmal für einen Mann oder einen Geliebten, sondern für »das Reich«. Und wenn das Reich nun gestürzt war für eine Weile, war sie wie ein heiliges Gefäß, in dem die Saat der Zukunft bewahrt wurde.

Es war nicht so, daß sie sich an diesen Worten berauschte. Es gab keinen Rausch mehr für sie, nur eine finstere, grübelnde Entschlossenheit. Sie hatte niemanden um sich, der ein Wort ihrer Sprache verstand. Sie war übriggeblieben aus einer Zeit, deren Rausch sie getragen hatte. Es war niemand da, der zu lieben gewesen wäre. Sie hatte nur zu verachten und zu hassen. Sie hatte ihren Vater zu verachten, den ein Jahr der Gefangenschaft gebrochen hatte. Dessen Augen so verdunkelt waren, daß ein Mörder ihm als Heiliger erschien. Sie hatte die meisten von denen zu verachten, die ihren Götterhimmel eingenommen hatten und die sich nun davongeschlichen hatten, mit falschem Namen, mit falschen Papieren oder mit dem Gift, das sie genommen hatten. Sie war übriggeblieben, ganz allein, aber sie hatte sich noch erfüllen lassen mit der letzten Frucht, ehe der Furchtlose aus ihren Händen gerissen worden war.

Sie saß nun wieder am Moorrand wie früher, verborgen unter den Wacholderbüschen, und sah dem Freiherrn Amadeus zu, wie er zwischen den jungen Birken verschwand und wieder auftauchte und wieder verschwand. Sie kauerte dort im Heidekraut wie ein Jäger, der einem Wild nachsieht. Sie hörte den Kuckuck nicht rufen und sah die Wolkenschatten nicht, die über das Moor gingen. Sie fühlte die Sonne nicht und nicht den Regen. Sie fühlte nur das leise Leben unter ihrem Herzen und vernahm die kaum hörbare Stimme, die ihr zuflüsterte, was sie längst wußte, aber zu der sie sich tiefer neigte, um es noch mehr zu wissen. Ihr junges Gesicht veränderte sich langsam, nicht nur von dem, was die Natur unter ihrem Herzen tat, sondern mehr noch von dem, was in diesem Herzen vorging. Sie konnte nicht verhindern, daß der Widerschein dessen, von dem ihre Gedanken besessen waren, auf ihrem Gesicht erschien und es langsam verwandelte. Sie erkannte es auch nicht, wenn sie am Morgen in den kleinen Spiegel blickte, weil auch ihre Augen sich verwandelten. Es gab auch keinen Begriff der Schönheit oder Entstellung mehr für sie. Es gab nur noch den Begriff der Zeit für sie, der an jedem Morgen eine neue Spur in ihr Antlitz gedrückt hatte, und jede Spur sah sie an und fragte mit der kaum vernehmbaren Stimme: »Wie lange noch?«

Es war niemand da, der ihr hätte sagen können, daß sie auf eine grauenhafte Weise lebte. Daß sie eine Mutter war, die ihr Kind vergiftete, ehe es geboren war. Daß die Stimme, die sie vernahm, nicht die Stimme ihres Kindes war, sondern ihre eigene Stimme, die sie dem Ungeborenen lieh.

Es erschreckte sie, daß Christoph der erste war, dessen Augen sie erkannten, lange vor den Augen der Mutter. Denn eines Morgens, bevor er zum Schloß ging, war er stehengeblieben, als sie an ihm vorüberging, und hatte seine Hand erhoben, als ob er sie aufhalten wollte. »Gehe nicht ans Moor, junge Frau«, hatte er gesagt, »wo die Unterirdischen leben. Sitze auf der Schwelle, damit der liebe Gott dich findet.«

Sie war zurückgewichen vor seiner Hand und stehengeblieben, weil ihre Knie zitterten. Aber er hatte sich schon umgedreht und war gegangen.

Aber weshalb hatte er »junge Frau« gesagt? Weshalb hatte er gesehen, was noch niemand gesehen hatte und was auch niemand sehen sollte, ehe es geschehen war? Seine Hand, die er aufgehoben hatte, war so gut eine Mörderhand wie die des Freiherrn oder die des litauischen Arbeiters, und er würde besser daran tun, sie nicht aufzuheben, damit sie sich ihrer nicht zu sehr erinnerte. Er stand schon an der Grenze des Lebens, und er sollte seine kurze Frist behalten. Mit ihm wollte sie Geduld haben. Es lohnte nicht mehr bei ihm, dem Tod vorzugreifen.

Als die Augen ihrer Mutter sie erkannten, erschreckte es sie nicht mehr. Sie sah ohne Bewegung in das fremd gewordene Gesicht und nickte. »Ja, es wird sein«, sagte sie. »Aber es braucht mir niemand zu helfen.«

Sie sagte nicht: »Verzeihe mir!« oder »Hilf mir!« Sie sah ihre Mutter nur an, als hätte ihre Mutter sie belauscht, mit einem leisen Widerwillen, wie ein Mädchen seine Mutter ansieht, wenn es sie bei einer Unzartheit betroffen hat.

Aber sie wurde nun unruhig, weil sie es nicht mehr allein war, die es wußte, und ein paar Tage saß sie nun nicht mehr am Moorrand, sondern stieg die Waldhügel hinunter in die Ebene und kam erst am Abend zurück.

Der Förster sagte nichts. Er versuchte nur einmal, sie über das Haar zu streicheln, als sie bei seiner Heimkehr aus dem Walde auf der Schwelle saß. Aber sie wich seiner Hand aus. »Es ist meines allein«, sagte sie nur, so als ob er mit seiner ungeschickten Bewegung versucht hätte, teilzuhaben an dem Kind, das sie trug.

Sonst erfuhr es nur der Freiherr Amadeus, und Christoph erzählte es ihm. Er wollte es nicht glauben, aber dann, als er nachdachte, verwunderte es ihn nicht. Es erfüllte ihn nur mit einem leisen Grauen, das er zu bekämpfen versuchte, aber es gelang ihm nicht. Es war ihm wie die Unsterblichkeit des Bösen, gegen die es keine Macht gab. Es war, als sei das Böse Herr über eine neue Generation geworden, gleichviel ob es gerichtet worden war oder nicht. Es war unbesieglich geworden, weil es vor dem Tode ein Gefäß gefunden hatte, in dem es sich hatte bewahren können. Und es hatte sich nicht nur hier bewahrt, sondern in tausend unbekannten Gefäßen, die verborgen waren, bis es Zeit sein würde, sie zu enthüllen.

Er hatte es nicht verhindern können. Er hatte auf seiner Schwelle gesessen und an seinem eigenen Leben herumgegrübelt. Er war so schuldig an diesem Kind, wie Wittkopp es war oder seine Brüder oder Christoph. Er hatte die Leidenden nicht angezogen, weil er nur an sein eigenes Leid gedacht hatte. Und er wußte nicht einmal, wie das Mädchen dieses Kind unter dem Herzen trug. Ob als eine Freude oder als eine Last. Er erinnerte sich nur des Lächelns, mit dem der »Dunkle« auf die aufgehobenen Hände der Mütter geblickt hatte, deren Kinder er getötet hatte. Zu derselben Zeit getötet, als dieses Kind empfangen worden war. Und wahrscheinlich würde dieses Kind auf die gleiche Weise lächeln, sobald es sich zum erstenmal eines Lächelns bewußt sein würde.

Der Freiherr hatte noch nicht gewußt, wie schrecklich es sein konnte, ein Lächeln zu vererben, statt eines Makels oder einer Krankheit.

Er sprach zu niemandem darüber, und er ging nicht in das Forsthaus. Es war ihm, als ob das Kind ihm begegnen könnte, lange ehe es geboren war, und ihm lächelnd zusehen, wie er versuchte, aus dem Bösen der Zeit in das zurückzufinden, was der Pfarrer die Urzeit nannte. Oder in das hineinzufinden, was über den beiden Zeiten war. In einen Zustand, in dem man weder ein Wolf noch ein Lamm war, sondern ein Meister der beiden.

Er wußte noch nicht, daß das Kind längst unterwegs war, um ihm zu begegnen, auch wenn es noch ungeboren war.

Es war ein heißer und drückender Sommer für das Moor, und Wittkopp bekam seine braunen Hände lange vor der Zeit. Schwere Gewitter standen am Nachmittag über den Höhen und schoben ihre fahlen Ränder über das Moor. Die Heidelerchen verstummten, und die kleinen Birken standen so unbeweglich, als wären ihre Blätter aus Metall. Die Rohrdommeln riefen mehr, als sie jemals gerufen hatten, so, als ob das Moor offener sei als jemals, die Verirrten anzulocken und zu verschlingen. Und in der Dämmerung, wenn die Blitze verblaßt waren und die Regentropfen von den Bäumen fielen, standen kleine Lichter über dem Moor, am Rand der Schilfwälder, wo der »Dunkle« gehaust hatte, und die Frauen in den Hütten sagten, daß es die armen Seelen der Kinder seien, die nicht getauft worden waren.

Es gab viel Krankheit unter den Kindern, und sogar die »Goldene« blieb nicht verschont. Ihre kindliche Mutter kam zum Freiherrn und sagte, daß das Kind mit den gelben Augen Flecktyphus habe und daß die Frauen gesagt hätten, nur der Freiherr wisse mit dieser Krankheit Bescheid. Das war nun richtig, wenn auch der Freiherr mit der Heilung nicht so gut Bescheid wußte wie mit der Krankheit. Aber die »Goldene« bekam ein altes Tuch um den Hals gebunden und befand sich bald »auf dem Wege der Besserung«.

Christoph nannte es ein »süchtiges« Jahr. Er behauptete, daß es Jahre gebe, in denen die Erde zürne, oder wenn nicht die Erde, so doch diejenigen, die unter der Erde wohnten. Jahre, in denen die Engerlinge aufstiegen, um die Wiesen zu zerstören, oder in denen die Gärten den Maulwurfsgrillen überliefert wurden oder in denen der Borkenkäfer durch die Wälder ging. Jahre, die nur ein Spiegel der Menschenherzen seien, indem das Böse der Herzen bis zu den Wurzeln der Pflanzen sinke. Aber dort unten, sagte er, werde dann auch das Böse der Herzen gereinigt, und der Mensch wie die Erde höben sich dann von neuem zur Sonne auf, so als ob beide gesühnt hätten und einen neuen Bund begännen.

Er kam nun am Abend früher aus dem Schloß zurück, in dem es nach seinen Worten wie in einem Wespennest zuging, und saß auf der Schwelle des Schafstalles, bis der Freiherr von seinen Wanderungen zurückkam. Es war zu sehen, daß der Sommer auch ihn bedrückte und daß in diesem Jahr seine alten, ruhigen Hände zum erstenmal leise zu zittern begannen. Amadeus sah es, wenn diese Hände die kleinen glühenden Kohlestückchen auf den Tabak in der Pfeife legten.

»Du solltest es nun etwas stiller haben, Christoph«, sagte er dann. »Es ist im Schloß nicht das Rechte für dich, und der Bruder wird schon lernen, ohne dich auszukommen.«

»Der Herr Erasmus hat immer langsam gelernt«, erwiderte Christoph dann. »Man darf ihn nicht im Stich lassen. Es sind zu viele Weiber da, deren Großmütter noch auf dem Besenstiel geritten sind.«

Aber bevor er zur Försterei ging, blickte er noch einmal auf das Moor, über dem die fernen Wolken böse leuchteten. »Du solltest nicht soviel dort gehen, Herr«, sagte er leise. »Wenn die Erde böse ist, will sie keinen Menschen haben. Sie will sich allein ausheilen.«

Aber der Freiherr Amadeus empfand die Erde nicht als böse. Sie war ein wenig verändert, und es gab nun öfter als früher ein drückendes und brütendes Schweigen, wenn die Gewitterwände sich langsam über den Horizont schoben. Der Schwarzspecht rief dann lauter als sonst, und die hohen Fichten standen so unbewegt wie in einem Zauber. Aber der Freiherr war dabei, seine letzten Blätter zu schreiben, und er ging wie im Traum durch den Tag, erfüllt von den Gesichten der Vergangenheit und bemüht, sie an die Gegenwart anzuknüpfen. Er hatte nicht die Gabe der Voraussicht, und er traf auch niemanden auf seinen Wanderungen, der ihn aus seiner versunkenen Welt hätte erwecken können.

Es war ein Tag wie alle anderen Tage, als er am späten Nachmittag zwischen den beiden Wacholderbüschen stand, wo das Eisen vergraben gewesen war, und die Hand über die Augen legte, um sie vor der Sonne zu schützen. Er war niemals mehr hier gewesen, seitdem der Mann hier im Heidekraut gelegen hatte, und er wußte nicht, weshalb er hierhergegangen war. Aber als er nun auf das flimmernde Moor hinausblickte, über dem eine schwere Wolkenwand sich langsam und lautlos hob, kam ihn das Verlangen an, einmal den Pfad zu versuchen, auf dem das Mädchen damals aus den Schilfwäldern herausgetreten war, und vielleicht die Schilfhütte zu finden, die der »Dunkle« sich wahrscheinlich gebaut hatte. Und vielleicht würde er, kurz bevor der Gewitterregen fiel, Feuer an die Hütte legen können und sie fortwischen von der Erde. Vielleicht würde er damit das Böse fortwischen können, das dort gewohnt hatte und von dort ausgegangen war, und vielleicht würde es dem Mädchen und dem Kind, das es unter dem Herzen trug, leichter werden, wenn die Stelle dort so wurde, wie sie früher gewesen war: eine Heimat der Kraniche, und nicht mehr die Heimat zweier Verlassener und Ausgestoßener, die sich aneinander geklammert hatten, um in der schrecklichen Einsamkeit zu bestehen, und die in allem Untergang ein Kind haben wollten, damit es einmal die Spuren fortsetze, die hier in der Öde endeten.

Und so, wie der Freiherr dort stand, die Hand über den Augen und in Gedanken versunken, traf ihn die erste Kugel. Er fühlte den jähen Schmerz in der linken Schulter, bevor er die Schüsse hörte, viele Schüsse, wie es ihm schien, und er fühlte auch den zweiten Schlag gegen seinen linken Arm, ehe ihm bewußt wurde, was geschah.

Er ließ sich fallen, auf die linke Seite, so daß sein Gesicht nun dem Walde hinter ihm zugewendet war, und zog noch im Fallen die Pistole aus der Tasche. Er sah die Büsche und die Stämme der hohen Fichten über ihnen und zwischen den Stämmen zwei oder drei halb Verborgene – junge Leute, wie ihm schien, die schon halb auf der Flucht begriffen waren, ehe er Schuß auf Schuß gegen sie feuerte.

Es war ihm, als hörte er eine Stimme, eine hohe, helle, befehlende Stimme, die ihm bekannt war, aber gleichsam nur wie in einem Nebel bekannt. Dann waren die Gestalten fort, Äste brachen in der Ferne, und der Wald stand nun, wie er früher gestanden hatte, leer, schweigend, von einem fahlen Licht beglänzt.

Amadeus legte sich auf den Rücken, weil der linke Arm ihn schmerzte, und nun stand nur das blaue, leise verschleierte Himmelsgewölbe über ihm, ein ungeheuerer Dom, unter dem ein Raubvogel schwebte, aber seine Augen vermochten nicht mehr zu erkennen, was für ein Vogel es war.

Er bewegte leise die Lippen, aber er konnte kein Blut schmecken. Eine tiefe, schwere und fast beglückende Müdigkeit fiel auf ihn nieder, als fiele sie aus der ungeheuren Himmelskuppel herab, und er schloß langsam die Augen, vor denen nun ein purpurnes, ungetrübtes Licht erschien.

Er wollte nachdenken, aber die Gedanken zerflossen ihm wie Wasser in der Hand. Die Schüsse und die Stimme waren so weit zurückgeglitten, als wären sie vor Jahren gewesen, und nur dieses wurde ihm bewußt, daß er nun da lag, wo der andere gelegen hatte, an derselben Stelle, als hätte die Zeit sich wiederholt. Als hätte sie ein Spiel getrieben und sie hätten es beide nicht gewußt und erkannt, der andere nicht und auch er nicht.

Und so, unter der immer höher rückenden Gewitterwand, fielen ihm die Augen zu, und das letzte, was er dachte, war, daß ihm nun auch das Herz zufalle und daß er das behalten müsse, um es Christoph zu sagen: wie es sei, wenn einem Menschen das Herz zufalle.

Als er erwachte, wußte er nicht, wieviel Zeit vergangen war. Ja, er wußte überhaupt nicht, daß Zeit da war. Er lag ohne Raum und Zeit. Die Gewitterwand war nicht höher gestiegen. Sie war aufgelockert und von fahlen Flecken durchsetzt, als sei der Regen schon hinter dem Moor niedergestürzt, und die Luft war kühler geworden um seine Schläfen.

Er wendete langsam den Kopf zur Seite, um den Wald zu sehen, und nun sah er das Mädchen. Aber er erinnerte sich an Christophs Ausdruck, und es war nun die »junge Frau«, die er sah. Sie saß im Heidekraut, ein paar Schritte von ihm entfernt, die Hände um die Knie geschlungen, wie jemand in der Betrachtung einer Landschaft sitzt, und sah ihn an.

Er legte seinen Kopf etwas zurecht, soweit seine Schmerzen es ihm erlaubten, und ihre Blicke ruhten nun ineinander. Er verknüpfte ihre Erscheinung noch nicht mit dem, was geschehen war. Er versuchte nur, diese Erscheinung ganz in sich aufzunehmen, und das erste, was er erkannte, war, daß ihre Augen sich verändert hatten. Sie waren nun ohne Haß. Er erkannte es so schnell und mit solcher Deutlichkeit, als wäre das Ganze nur geschehen, damit er dies erkenne. Sie sahen ihn unbeweglich an, mit einer Art von stiller Neugier, wie Kinder auf einen Erwachsenen blicken, der mit einer Arbeit beschäftigt ist, die ihnen fremd ist. Sie waren ohne Zorn oder Mitleid, aber sie waren nicht wie die Augen des Mannes, der vor ihm hier gelegen hatte. Sie waren nicht kalt oder unbeteiligt, sie hatten nicht vorher das Schreckliche des Lebens gesehen. Sie waren so, als ob sie zum ersten Male etwas sähen.

»Was tust du hier?« fragte er endlich, fast ohne die Lippen zu bewegen.

Aber nun erstaunte die Antwort ihn doch. »Ich sehe zu, wie Sie sterben«, sagte sie. Und sie sagte es so ruhig, als ob sie ihm erzählte, daß die Sonne sinke.

Es erstaunte ihn zuerst, aber dann erschrak er. Nicht über das Wort, das sie gebrauchte, denn der Begriff des Wortes war ihm noch nicht nahegekommen. Er hatte noch nicht daran gedacht, daß er hier sterben könnte. Sondern er erschrak darüber, daß sie dort saß, um ihm zuzusehen. Daß ein Mädchen mit einem Kind unter dem Herzen, jemand, der selbst noch ein Kind war, im Heidekraut saß, das vor den Füßen von Blut gerötet war, um zu warten, daß sein letzter Atemzug erstarb, und um dann zurückzugehen in den Alltag und die Zeit, so als ob sie Beeren gesammelt hätte und der kleine Korb wäre nun bis zum Rande gefüllt.

Seine Gedanken gingen langsam, wahrscheinlich weil er viel Blut verloren hatte, aber das begriff er doch, daß hier etwas Schreckliches geschah. Nicht daß man auf ihn geschossen und ihn getroffen hatte, sondern daß die »junge Frau« dies alles wahrscheinlich geordnet und geleitet hatte. Daß sie ihre »Handwerker« entlassen hatte und nun dasaß, um das Werk zu betrachten, so still, als hätte sie eine Bühne herrichten lassen und säße nun da, um das Stück zu erwarten. Und das Stück bestand in dem Sterben eines Menschen, einem einsamen Monolog, der keine andern Zeugen hatte als eben diese »junge Frau«.

Und vielleicht war es nun also doch die Erde, die »süchtige«, wie Christoph sie genannt hatte, die dies alles geboren hatte. Die eine Art von Wiederholung vorgenommen hatte, damit das Vergangene durch das Gegenwärtige gelöscht werde. Man hatte einen Menschen gefangen und gerichtet, hier zwischen den beiden Büschen, und nun ließ sie den anderen fangen und richten, damit ein Ausgleich geschehe und sie wieder gereinigt und entsühnt werde. Dort, unter den Wurzeln, hatte Christoph gesagt, werde dann auch das Böse der Herzen gereinigt.

Es erschreckte ihn also nicht, was hier mit ihm geschehen war und geschah. Es erschreckte ihn, daß doch wieder etwas übrigblieb, was nicht gereinigt wurde, sondern nur zusah. Denn das, was zusah, stand noch außerhalb der Reinigung. Die Erde erfaßte es nicht und zog es nicht bis zu den Wurzeln hinab.

Er suchte mit der rechten Hand vorsichtig nach einer Zigarette und schob sie zwischen die Lippen. »Gib mir Feuer«, bat er.

Aber sie schüttelte den Kopf.

Es dauerte eine Weile, bis er die Zündhölzer aus der Tasche bringen und eines anzünden konnte. Er brauchte nicht zu husten, und so war die Lunge wohl nicht getroffen worden. Aber es war ihm nicht wichtig im Augenblick.

»Hast du schon einmal zugesehen?« fragte er, so als ob sie ihre ersten Worte eben gesprochen hätte.

Sie schüttelte den Kopf.

Er sah dem blauen Rauch nach, wie er in der stillen Luft aufwärtsstieg.

»Ich habe oft zugesehen«, sagte er, »sehr oft. Es ist nicht leicht, und es bedarf eines starken Herzens. Die Tiere gehen in das Dickicht dazu, damit niemand zusehen kann. Die Tiere sind weise.«

»Ich brauche nicht weise zu sein«, sagte das Mädchen ruhig.

»Aber du mußt näher kommen«, sagte er nach einer Weile. »Es ist zu bequem, von einem Sessel aus zuzusehen. Man muß so nahe sein, daß man die Handschrift erkennen kann, die der Tod schreibt. Er schreibt eine sehr kleine Handschrift.«

»Ich bin nahe genug«, sagte das Mädchen wieder.

Er schüttelte leise den Kopf. »Man muß so nahe sein«, fuhr er fort, »daß man den grauen Schimmer erkennen kann, der sich über die Augen legt. Wie der erste Abendnebel über das Moor. Es gibt keine andere Gelegenheit, die Hand des Jenseits zu erblicken.«

»Ich erblicke sie auch von hier«, erwiderte das Mädchen.

Der Freiherr blickte lange in den Abendhimmel hinauf, der sich langsam klärte und reinigte. »Ich brauche ihn nun wohl nicht mehr zu suchen, den Abend«, sagte er. »Es war so leicht, ihn zu finden. Wittkopp hat es sich zu schwer gemacht.«

Die Vögel erwachten noch einmal, nachdem das Gewitter sich verzogen hatte. Die Heidelerche sang, und auch der Schwarzspecht rief noch einmal aus der Tiefe des Waldes.

Der Freiherr lauschte, und er würde gern gewußt haben, ob auch die »junge Frau« die Töne vernahm. Aber er fragte nicht.

»Du weißt«, sagte er nach einer Weile und hob die rechte Hand, die die Pistole wieder ergriffen hatte, »daß es mir keine Mühe machen würde, dich sterben zu sehen, statt daß du mir zusiehst?«

»Ich weiß, daß Sie das nicht tun werden«, sagte das Mädchen.

»Da hast du ganz recht«, erwiderte der Freiherr. »Weil die Kugel durch dich und durch das Kind gehen würde.«

Zum erstenmal veränderte sich ihr Gesicht. Sie hatte nicht gewußt, daß es ihm bekannt sei. Ein roter Schein glitt über ihr Gesicht, so schnell, daß Amadeus nicht erkennen konnte, ob es ein Schein des Zornes oder der Scham war.

»Sie sind kein Kindermörder«, sagte sie finster.

Der Freiherr nickte. »Nein, das bin ich nicht«, erwiderte er. »Es ist genug, daß du es bist.«

»Das bin ich nicht!« rief sie und stützte die Hände in das Heidekraut, als ob sie aufspringen wollte.

»Doch«, sagte Amadeus, »das bist du. Du läßt es zusehen. Du bist es nicht allein, die zusieht. Fühlst du nicht, daß es die Augen aufgeschlagen hat und zusieht? Wenn bei uns auf dem Gut geschlachtet wurde, schickte man uns fort. Der Vater duldete nicht, daß wir in der Nähe waren. Es war noch in den alten Zeiten, die vergangen sind. Aber auch heute sollte man das nicht tun. Es ist so, als ob man das Kind verflucht, und du sollst es doch nicht verfluchen. Es soll doch die Sonne für dich sein, die dir jetzt untergegangen ist. Die Sonne soll man nicht verfluchen.«

Sie war nun aufgestanden und starrte ihn an. Ihr Gesicht war weiß geworden.

»Es würde dir leicht sein«, fuhr er mit seiner leisen, unbewegten Stimme fort, »mir die Pistole fortzunehmen und ein Ende zu machen. Meine Hand ist schwach, und ich würde mich wohl auch nicht wehren. Aber du solltest es lieber nicht tun, denn auch dabei würde das Kind zusehen. Du darfst es nicht gefährden, denn es wird das einzige sein, was dir übrigbleiben wird. Es wird sonst nichts für dich übrigbleiben, nach diesem Abend. Schon dein Haß ist gestorben, ich sehe es an deinen Augen. Sie sind nur mit Angst gefüllt, ich sehe es. Und früher hattest du keine Angst.«

Sie wollte sprechen, aber sie fuhr nur fort, ihn anzustarren, als gehe in seinem Gesicht eine große Veränderung vor sich.

»Manches geht eben über unsere Kraft«, fuhr er leise fort. »Wir denken es uns aus, in der Verwirrung unseres Herzens, aber wenn es dann da ist, geht es über unsere Kraft. Die Natur ist stärker als der Wille unseres Herzens. Sie behütet auch die Kinder, wenn die Mütter sie nicht mehr behüten wollen … Es ist schade, denn ich hatte mir vorgenommen, für dieses Kind zu sorgen. Es wird so arm sein, so schrecklich arm. Wie ein Kind, das sich verirrt hat und sich von einer Wölfin säugen lassen muß.«

Über dem Moor erschien nun das Abendrot. Ein großes, immer tiefer glühendes Tor, in das die Reiher hineinzogen. Es stand in einer wunderbaren Lautlosigkeit über der Welt. Es machte alle Worte überflüssig und sinnlos. Es war, als ob ferne Götter sich über dem Horizont aufrichteten und schweigend auf das blickten, was ohne ihr Wollen geschehen war.

»Du solltest nun gehen«, sagte der Freiherr. Er blickte nicht mehr auf das Mädchen, sondern in das Abendrot, und seine Augen waren ganz erfüllt von dem stillen, rötlichen Licht. »Am besten zu Christoph. Er ist der Ruhigste und Klügste von allen. Er wird am besten wissen, was zu tun ist. Er wird auch erkennen, ob es sich mit mir noch lohnt, besser als jeder Arzt. Er kann den Tod sehen, den wirklichen. Sage nur, wo du mich gefunden hast, nichts mehr. Du mußt jetzt nur an das Kind denken, damit es vergißt, was es gesehen hat.«

Sie sah sich einmal um in der schweigenden Runde. Ihr Gesicht war nun tief verstört und ganz verlassen, aber der Freiherr sah es nicht, weil er sie nicht ansah.

»Noch etwas«, sagte er wie zum Abschied. »Sieh, ob du die Patronenhülsen findest, nicht heute, aber morgen. Und nimm die Pistole mit. Gib sie Christoph. Es ist verboten, eine Waffe zu haben, und Kelley soll keine Schwierigkeiten mit mir haben.«

Sie bückte sich gehorsam und tastete wie eine Blinde in dem Heidekraut herum. Sie steckte die Hülsen in ihre Kleidtasche und nahm die Pistole. Sie hielt sie so, wie ein Kind eine Waffe hält.

»Laufe nicht«, sagte der Freiherr und schloß die Augen. »Du darfst jetzt nicht mehr laufen, weil es dem Kinde schaden könnte. Gehe nur nicht zu langsam, damit du noch vor der Dunkelheit da bist. Und sieh zu, daß du nicht einen Fehltritt machst und fällst. Du mußt jetzt sehr auf dich achten.«

Sie verbarg die Pistole unter ihrer Schürze und ging. Und nach einer Weile begann sie zu laufen. Sie lief mitten über das Moor, weil es näher war und obgleich es nicht ohne Gefahr für sie war.

Christoph sah sie kommen und ging ihr entgegen. Später sagte er, sie sei wie ein Gespenst aus dem Abendrot aufgetaucht. Sie habe geschrien, obwohl er dicht vor ihr gestanden habe. Sie habe wie ein armes, sterbendes Tier geschrien, aber er habe doch verstanden, was sie sagen wollte. Und dann sei sie vor seinen Füßen zusammengebrochen und habe wie tot dagelegen. Er habe die Frauen zu ihr geschickt, und dann seien sie mit der Bahre über das Moor gegangen. Das Mädchen mit der »Goldenen« sei in das Schloß gelaufen, um den Freiherrn Erasmus zu holen.


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