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Siegfried, Hagen, Gutrune
Siegfried
      Hoiho, Hagen! Müder Mann!
      Siehst du mich kommen?
Hagen
      Hei, Siegfried!
      Geschwinder Helde!
      Wo brausest du her?
Siegfried
      Vom Brünnhildenstein!
      Dort sog ich den Atem ein,
      mit dem ich dich rief:
      so schnell war meine Fahrt!
      Langsamer folgt mir ein Paar:
      zu Schiff gelangt das her!
Hagen
      So zwangst du Brünnhild'?
Siegfried
      Wacht Gutrune?
Hagen
      Hoiho, Gutrune, komm heraus!
      Siegfried ist da:
      was säumst du drin?
Siegfried
      Euch beiden meld' ich,
      wie ich Brünnhild' band.
(Gutrune tritt ihm aus der Halle entgegen.)
Heiß mich willkommen, Gibichskind!
      Ein guter Bote bin ich dir.
Gutrune
      Freia grüße dich zu aller Frauen Ehre!
Siegfried
      Frei und hold sei nun mir Frohem:
      zum Weib gewann ich dich heut.
Gutrune
      So folgt Brünnhild' meinem Bruder?
Siegfried
      Leicht ward die Frau ihm gefreit.
Gutrune
      Sengte das Feuer ihn nicht?
Siegfried
      Ihn hätt' es auch nicht versehrt,
      doch ich durchschritt es für ihn,
      da dich ich wollt' erwerben.
Gutrune
      Und dich hat es verschont?
Siegfried
      Mich freute die schwelende Brunst
Gutrune
      Hielt Brünnhild' dich für Gunther?
Siegfried
      Ihm glich ich auf ein Haar:
      der Tarnhelm wirkte das,
      wie Hagen tüchtig es wies.
Hagen
      Dir gab ich guten Rat.
Gutrune
      So zwangst du das kühne Weib?
Siegfried
      Sie wich – Gunthers Kraft.
Gutrune
      Und vermählte sie sich dir?
Siegfried
      Ihrem Mann gehorchte Brünnhild'
      eine volle bräutliche Nacht.
Gutrune
      Als ihr Mann doch galtest du?
Siegfried
      Bei Gutrune weilte Siegfried.
Gutrune
      Doch zur Seite war ihm Brünnhild'?
Siegfried (auf sein Schwert deutend)
      Zwischen Ost und West der Nord:
      so nah – war Brünnhild' ihm fern.
Gutrune
      Wie empfing Gunther sie nun von dir?
Siegfried
      Durch des Feuers verlöschende Lohe,
      im Frühnebel vom Felsen folgte sie mir zu Tal;
      dem Strande nah,
      flugs die Stelle tauschte Gunther mit mir:
      durch des Geschmeides Tugend
      wünscht' ich mich schnell hieher.
      Ein starker Wind nun treibt
      die Trauten den Rhein herauf:
      drum rüstet jetzt den Empfang!
Gutrune
      Siegfried, mächtigster Mann!
      Wie faßt mich Furcht vor dir!
Hagen
      In der Ferne seh' ich ein Segel.
Siegfried
      So sagt dem Boten Dank!
Gutrune
      Lasset uns sie hold empfangen,
      daß heiter sie und gern hier weile!
      Du, Hagen, minnig rufe die Mannen
      nach Gibichs Hof zur Hochzeit!
      Frohe Frauen ruf' ich zum Fest:
      der Freudigen folgen sie gern.
      Rastest du, schlimmer Held?
Siegfried
      Dir zu helfen, ruh' ich aus.