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2.

Als Mariele mit sechs Jahren von seinen Pflegeeltern in die Klosterschule gebracht wurde, hatte die Kleine schon eine bewegte Vergangenheit hinter sich.

»Von den böse Streich, die sie mir den ganze Tag über spielt, will ich gar nit rede,« berichtete Frau Berghold den hinter dem Gitter des Sprechzimmers sitzenden Klosterfrauen, »da müßt ich zehn Tag von morgens bis in die Nacht 'nein rede – Einmal hat's wolle den alten Klein tot mache und ist bei Gott mit dem Beil in seine Werkstatt 'nein, weil er sein Bu, den Markus, durchgeprügelt, der alles anmale thut. Und wie's gemerkt hat, daß es den großen Mann nit zwingt, hat's alle Tag ein Vaterunser gebetet, daß der lieb Gott dem Markus sein Vater holt, und wie er ihn nit geholt hat, hat's gesagt: ›Der lieb Gott kann nix.‹ So unchristliche Rede führt die verflammt Krottteufelhex.«

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Die alte Propstin, die Aufsichtsdame des Sprechzimmers, und Frau Benedikta, die Arbeits- und Zeichenlehrerin sämtlicher Klassen, sahen sich die kleine, zwischen ihren Pflegeeltern eingekeilte Sünderin, die eine mit einem Lächeln, die andere mit streng prüfendem Blick an. Sie wurden indes nicht minder aufmerksam von der kleinen Person gemustert, deren Augen schließlich mit unverkennbarem Wohlgefallen an Frau Benediktas milden Zügen hängen blieben; dabei machte sich die Kleine das Vergnügen, mit ihren hurtigen Händen aus den Fransen von Frau Bergholds Mantille ein Zöpfchen nach dem andern zu flechten.

Die Frau war viel zu aufgeregt, um darauf zu achten; lebte sie doch in der beständigen Angst, der neben ihr sitzende Gatte möchte bei dieser oder jener ihrer Aeußerungen sein kurzes, sie immer so sehr beschämendes Lachen ausstoßen.

»Einem gelb und blau angestrichene Vagabundewage ist das Mädel nachgelaufe,« fuhr sie in ihrem Bericht fort, »grad nur fortgange, kei Wörtle gesagt. Spät am Abend hat's der Markus gesunde, über drei Stund Wegs von daheim; unter einem Baum hat's gelege und geschlafe; ein Bündele mit seiner Popp und ein bißle Poppewäsch, sonst hat's nix bei sich gehabt.«

»Ei! ei! ei!« drohte die Propstin, den gekrümmten Zeigefinger gegen das Kind aufhebend, worauf die Kleine in ein silberhelles, nicht zu bändigendes Gelächter ausbrach.

»Habe Sie's jetzt gesehe?« ereiferte sich Frau Berghold. »Die hat vor keinem Mensche Respekt, und wenn er noch so hoch gebore ist.«

Jetzt lachte der Mann, und die Frau wurde dunkelrot und fuhr wie der Blitz auf ihrem Stuhl herum.

»Kannst du vielleicht sage, daß es eine Last giebt im Haus, die ich nit auf meine Schultere trag? Wenn der eine Vornehme geheiratet hätt,« wandte sie sich an die Frauen, »du heiliger Sebastobol! Wie ihm sein Bruder sell Gütle gekauft hat, drobe im Schwarzwald – da ist er gestande wie der Ochs am Berg – zehn Jahr hat er in der Universität studiert und nit emal's Korn vom Hafer unterscheide lerne. Und da giebt's noch alsfort Leut, die mir sage, ich sei von Haus aus doch nur eine Magd, wo ich noch, zur Wirtschaft hin ihn vor seim sichere Untergang gerett hab. ›Male‹, hat sein Bruder selig, der selig Herr Berghold, bei dem ich auf dem Herrehaus gedient hab, ›Male‹, hat der selig Herr zu mir gesagt, wie er noch am Leben war, ›Sie sind eine tüchtige, schaffige Person, gehe Sie zu meinem Bruder, dann weiß ich, da drobe geschieht, was geschehe muß.‹ Das sind seine heilige Wort, so wahr ich da steh, und ich hab meine Schuldigkeit gethan, wie sie der Himmel sein Lebtag nit thut, denn Gott in seiner Ungerechtigkeit ist mir noch immer mei gerechte Vergeltung schuldig –«

»Vergeltung,« fiel ihr die Propstin zu Marieles erneuter Belustigung in die Rede, »wer darf vom Himmel etwas anderes erwarten als Strafe für seine Sünden?«

»Ich hab mei Straf,« erklärte Frau Berghold, »nei, Frau Probstin, von dem, was eine unglückliche Ehe ist, habe Sie kein Begriff, denn da gehört ein Mann dazu –«

Mariele schlang den Arm um den Großonkel.

»Komm du mit in die Klosterschul, dann lasse mir die Tant allein –«

»Habe Sie's wieder gehört,« fuhr Frau Berghold auf, »schaff ich mich nit im Schweiß meines Angesichts für ihm seine Großnichte ab, thu ich nit alles für das Kind, und könnt ich mein eigenes Erbe ehrlicher verwalte? Und was ist der Dank?«

»Ein Kind kann das doch nicht verstehen,« suchte Frau Benedikta die Frau zu beschwichtigen; sie war überdies voll Mitleid für den in tiefster Verlegenheit dasitzenden Mann.

»Es ist auch keine geringe Sorge,« wandte sie sich an ihn, »so ein großes Gut zu bewirtschaften –«

»Thu alles ich,« fiel ihr die robuste Frau in die Rede, »da hätte sie mal ihm sein Neffe sehe solle, wie ein Großmoggel ist er daher komme; meine Sie, der hätt eimal Tant zu mir gesagt? Wie sei Frau in de Woche gestorbe ist, nit emal zur Leich hat er mich eingelade. Aber unser Herrgott hat ihn gestraft für sein Hochmut; über einmal verunglückt er bei der Jagd. Jawohl, und jetzt sitzt die Frau Tant im Herrehaus.«

Herr Berghold erhob sich, auch die Klosterfrauen; Frau Berghold mußte wohl oder übel ihre Rede abbrechen. Sie nahm sie aber auf der Heimfahrt wieder auf und sang ihr eigenes Lob den ganzen Weg entlang.

Das Herrenhaus, dem sie sich näherten, war ein langes, schmales, einstöckiges Gebäude auf einer etwas höher als das Dorf liegenden Wiese; dahinter baute sich der Wald auf, den ein lustiges Bächlein von der Wiese trennte.

In den Oekonomiegebäuden, im Hofe, sowie in dem daranstoßenden Gemüse- und Obstgarten – überall herrschte eine schöne, ins Auge springende Ordnung und Sauberkeit: das Ergebnis der nimmermüden Geschäftigkeit der Frau, die kein größeres Glück kannte, als dem ihr anvertrauten Boden immer neue Vorteile abzugewinnen. Daß die kleine Pflegetochter noch etwas anderes brauchen könne als die ehrliche, selbstlose Verwaltung ihres Erbes, daran dachte Frau Berghold nicht, und sie wußte es auch nicht besser. Das Kind aber suchte sich, was ihm fehlte, im Hause der Mutter Klein. Hier war sein liebster Aufenthalt, bevor es noch zur Schule ging. Besonders wenn die Dämmerung hereinbrach und die Frau mit ihrem Strickzeug am Fenster der kleinen Küche saß und ihre Träume erzählte. Sie brauchte gar nicht zu schlafen, die Bilder und Gestalten kamen ihr auch wenn sie im Dunklen saß. Da trete, erzählte sie, der Herr Jesus manchmal in die Küche, zuweilen auch die Muttergottes; alle Engel und Erzengel mit ihren gewaltigen Flügeln drängten sich herein; der böse Feind aber mit seinen garstigen Hörnern setze sich am liebsten auf die Holzkiste neben den Herd, und kaum sitze er, fange er an, um des Markus Zeichnungen an den Wänden zu handeln. Sie aber bete, lauter und immer lauter, wobei sich der böse Feind in allerlei Schreckgestalten verwandle, die erst, wenn sie mit aller Macht ausrufe: ›Herr Jesus, laß es nicht so werden‹, ihre Küche verließen.

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Mariele saß gewöhnlich vor der redenden Frau auf dem Tisch und wagte sich nicht zu mucksen – besonders wenn der Mond in die Küche schien und die Augen der Mutter Klein so wundersam flimmerten und die Augen des auf dem Küchenschrank sitzenden Markus so dunkel und mächtig aus seinem weißen Gesicht herausschauten.

Sowie aber der Meister den Kopf zur Thüre herein streckte, war's vorbei mit allen schönen Wundern. Zum Glück ging er allabendlich ins Wirtshaus. Er habe sonst nichts auf der Welt, behauptete er. Traf er einmal mit Frau Berghold zusammen, ging den beiden das Herz auf:

»So eine schaffige Frau, ja, das ist eine Freud, so gehört sich's – die Weiber müssen alleweil im Schuß sein, die Stirn muß glänze, grad wie bei Ihne, Frau Berghold. Meine hat kein Trieb; Dummheite treibe, Träum erzähle und den Bu alle Wänd verschmiere lasse, sonst kann sie nix. Nachts lieg ich oft wach und denk: wenn mir der Bu vergrat! Ich bin doch brav und mei Eltere ware brave Leut; am Dreinschlage laß ich's auch nit fehle, und doch laßt er die Bosse nit. 's kommt halt von ihr; ich bin arg angange mit meiner, ich bring halt kei Ernst in sie; gleich schwätzt sie wieder ganz vergnügt drauf los, wenn ich noch so geschimpft hab –. Wann ich dann wieder Ihne hör, Frau Berghold, da weiß ich erst, was rede ist – Sie habe ja ein Mundwerk wie ein Beamter.«

Die Gutsherrin, den Marktkorb am Arm, um den Hausbedarf zu holen, denn sie traute keiner Magd, die Gutsherrin schmunzelte vor Vergnügen, ihr Lob singen zu hören, das ihr im eigenen Hause so sehr vorenthalten wurde.

»Mir verstehe uns halt,« meinte sie, »mir sind halt brave Leut, aber Sie sind wenigstens der Herr daheim und dürfe Ihren Bu schön durchhaue, ich aber soll das Mädel nit anrühre; alles soll ich mir gefalle lasse und mei Faust in Sack stecke. Ich bin daheim gehaue worde krumm und klein, kei Hahn hat danach kräht; wo wär ich dann eine worde, wie ich eine bin, ohne mei Schläg? Grad weil er keine kriegt hat, ist er so ein Datsch. Der macht sich nix aus meine Rede wie Sie, ins Wirtshaus lauft er, daß er sie nit höre muß. Sogar am Weihnachtsabend lauft er fort. Da hab ich den Korb voll Tabak und Kücheschürz für mei Leut; 's Mariele kriegt e neue Bettlad, weil's seine verwachse hat. Aber was meine Sie, morge früh, wenn er aufwacht, nix ist recht; den Leut schenkt er Geld, und dem Mariele holt er e Popp, so groß wie ein Kalb. Mir aber giebt er kei Brösele –«

Der Schreiner sah sie voll Teilnahme an:

»Und was meine Sie, was mir mei Bu zum heilige Abend beschert hat? Den leibhaftige Gottseibeiuns hat er mir auf eine funkelnagelneue Schrankthür hingemalt. Er hat aber auch sein Weihnachtsgeschenk kriegt!«

Der Schreiner machte mit der Rechten ein Zeichen durch die Luft, und beide lachten, schüttelten sich die Hände und gingen getröstet auseinander.

Bei der Mutter Klein aber brannte schon das Bäumchen, darunter stand eine kleine Krippe mit frischem Heu, aus dem ein hölzernes Christkind die Aermchen herausstreckte. Der Markus hatte es geschnitzt und ihm das Gesicht mit lieblichen Farben bemalt und die aus Hobelspänen verfertigten Löckchen gelb angestrichen.

Und nun stand er voll Andacht vor seinem eigenen Kunstwerk und sang aus vollem Halse:

»Stille Nacht! Heilige Nacht –«

Von draußen aber rief ein Stimmchen:

»Mutter Klein, Mutter Klein, mach's Fensterle auf!«

»Herrjesses, 's Mariele,« rief die Frau, riß das Fenster auf und hob das halberstarrte Kind über das Gesimse.

»Alles gestohle,« frohlockte die Kleine, indem sie eine ganze Schürze voll Lebkuchen, Birnenwecken, Aepfel und Nüsse vor das Kripplein hinwarf, daß es nur so kollerte, »etsch, daheim meine sie, ich sei im Bett; gelt, Mutter Klein, ihr nehmt mich mit in die Christmett? Die Tant hat gesagt, ich dürft nit mit, weil ich kei Bettlad hab wolle und die Zung rausgestreckt hab.«

»Sei nur ruhig,« sagte der Markus, der sich eifrig über die Herrlichkeiten am Boden hergemacht hatte, »sie kriegt ihr Straf –«

Nachdem er gegessen, bis er nicht mehr konnte, streckte er sich, so lang er war, legte den Kopf in den Schoß der Mutter und schlief ein.

Es währte nicht lang, sank auch die Kleine mit ihrem Köpfchen in Mutter Kleins Schoß, und in der Küche regte sich nichts mehr.

Mit über der Kinder Haupt gefalteten Händen saß die Frau da, die Augen unverwandt auf die flackernden Lichtchen am Baume geheftet.

Tönte da nicht ein Singen von draußen her, oder war's das Wasser im Herd? Nein, näher kam's, ein mächtiges, wunderbares Singen, und siehe da, die Thüre ging auf, und über die Schwelle drängten sich abenteuerliche Gestalten, die Hirten, wie sie sie auf den Heiligenbildern bei der Geburt Christi gesehen. Die kleine Küche faßte nicht ihre Zahl; zum Fenster beugten sie sich herein, unter der Thüre standen sie Kopf an Kopf; jetzt kamen auch die heiligen drei Könige, in prächtige Mäntel angethan und knieten vor dem Kripplein nieder.

»O Herrjerum, wie schäm ich mich auch,« entfuhr es Mutter Klein, »das ist ja nit 's lebendig Christkind in meim Kripple, der Markus hat's ja geschnitzt aus grobem Holz.« –

Sie aber lächelten bloß, als wüßten sie das viel besser, und holten aus ihren weiten Taschen goldene Aepfel, silberne Gefäße und glänzende Steine – Und welch neuer Irrtum; nicht dem Christkind spendeten sie ihre Gaben, dem Markus und dem Mariele brachten sie ihre Geschenke dar; vor die schlafenden Kinder streuten sie ihre goldenen Aepfel und leuchtenden Steine hin.

»Genug, genug,« rief Mutter Klein und breitete voll Angst die Hände über die Kinder aus, »nur nit zu viel, sonst werde sie mir hoffärtig –«

Da fiel ihr ein heißer Tropfen auf die Hand, und sie sah sich verwundert um; die Küche war leer, der Glanz dahin; am Baume flackerte noch ein einziges Lichtlein, die anderen verglimmten in den Zweigen, von denen ein köstlicher Duft aufstieg.

Jetzt wußte Mutter Klein auch, was ihr so in den Ohren gesummt hatte; das prachtvolle Geläute der Weihnachtsglocken war's, die zur Christmette riefen. Sie weckte die Kinder und packte sie warm ein, Mariele in ihren ›achteckigen‹ Hochzeitsshawl, den Markus in einen alten Mantel seines Vaters. Einer Laterne brauchte es nicht, der Mond stand am mitternächtigen Weihnachtshimmel.

So traten sie hinaus in die glitzernde Schneenacht, Hand in Hand, das Mariele in der Mitte.

»Schau, Mutter,« rief Markus alle Augenblicke aus und zeigte bald nach dem Wald, wo die hohen, schneebeladenen Tannen so gespensterhaft im Mondschein glänzten, bald nach dem endlosen Schneefeld, das mit dem weißen Winterhimmel in eins zusammenfloß.

Die Frau nickte: »In der Christnacht, da wachse Staffle von der Erd zum Himmel; wir wisse gar nit, Kinder, wer alles unter uns wandelt. Bei mir drin sind sie auch wieder einkehrt, schad, Ihr habt grab geschlafe – 's hat mich fürchtig geniert, daß alles so voll Apfelbutze und Nußschale gelege hat. – Mitte nein sind sie gekniet, die heilige drei König –«

»Was habe sie gesagt?« erkundigte sich Mariele, und Markus fragte:

»Wie habe sie ausgesehe?«

»Ach Gott, Kinder, vor Schreck hab ich nix gehört und nix gesehe; wahrscheinlich weil's Jesusle von Holz war, habe sie die schöne Sache euch hingelegt – aber drum nit hoffärtig werde, nur nit hoffärtig, Kinder!«

»Wo sind denn die Sache?« fragte Mariele.

»Träum sind's,« belehrte sie Markus und blieb stehen: »In Wald 'nein möcht ich!«

»O Bu, nein, nein!« wehrte die Mutter und zog ihn mit sich fort, »wer weiß, dort drin im Wald sind vielleicht die Heidnische, die um die ewig Ruh seufze; schau du lieber nach der Wiese hin, was die vom Himmel sind, die steige gewiß dort hinte runter.«

»Mutter Klein, o Mutter Klein!« rief Mariele und zerrte die Frau nach der Wiese hin, »nur ein einzigs kleins Engele emal in der Näh sehe –«

»Jesses Kinder, so bleibt doch auf'm Weg, der Mensch muß nit so wunderfitzig sein, hört ihr nit die alt Klosterglock rufe: Kommt, kommt und schaut nit um – schaut nit um –«

Ja wirklich, die Kinder faßten sich ängstlich bei den Händen. ›Kommt, kommt‹ rief die alte Glocke und ›schaut nit um, schaut nit um‹ – Der ganze Wald hallte wider von ihrem Getön.

Und als Mutter Klein mit den beiden Kindern in die Klosterkirche trat, da wurde ihren, durch ehrfurchtsvolle Schauer vorbereiteten Seelen unter Schalmeiengesang und Kerzengeflimmer das Wunder der Christnacht zur lebendigen Wahrheit.

Frau Berghold, die mit ihrem Schlitten gekommen war, hatte unter den vermummten Kindergestalten vor dem Kripplein zu ihrem großen Aerger das Mariele entdeckt und machte nun nach Beendigung des Gottesdienstes der demütig vor ihr stehenden Mutter Klein heftige Vorwürfe, daß sie sich unterstanden, das Kind mitzunehmen. Die Leute kamen neugierig herbei, und Herr Berghold, der schon auf dem Schlitten saß, zog die Pelzkappe tief auf die Nase.

Mariele aber machte der Rede der Tant ein schnelles Ende, indem es seelenvergnügt ausrief: »Jetzt fahre wir alle drei mit heim, komm, Mutter Klein – steig auf, Markus – ich halt derweil den Braune –«

»Niemand steigt auf,« erklärte Frau Berghold, »sie habe dich hergebracht, sie solle dich auch wieder mitnehme – den Braune laß fahre –«

»So!« das Mariele hing sich mit beiden Händen an den Gaul. »Wem gehört denn der Braun und der Wage und alles zusamme – mir, dem Guts-Mariele – und drum kann ich aufsitze heiße, wen ich will – ist's wahr oder nit, Onkel?«

Der lachte, und alles ringsum bestätigte:

»Freilich ist's wahr.«

Mutter Klein saß im Nu, von allen Seiten gehoben, im Wagen, Markus stieg ihr nach, Mariele setzte sich auf ihren Schoß, und Frau Berghold nahm wütend die Zügel. – War sie nicht jetzt wie immer in ihrem vollen Recht, und kein Mensch gab es zu!

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