Stendhal (Henri Beyle)
Essays
Stendhal (Henri Beyle)

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Aus dem Tagebuch eines Reisenden.

(1838.)

Nicht aus Egoismus fange ich mit ich an, sondern nur deswegen, weil es kein flotteres Mittel beim Erzählen gibt. Ich bin Kaufmann und habe während meiner Geschäftsreisen durch die Provinz – ich handle mit Eisen – den Einfall gehabt, ein Tagebuch zu führen.

Es gibt so gut wie keine Reiseschilderung von Frankreich und gerade dieser Umstand ermutigt mich, die vorliegende zu veröffentlichen. Ich habe die Provinz ein paar Monate lang beobachtet und schreibe ein Buch darüber, aber über Paris, wo ich seit zwanzig Jahren wohne, wage ich nicht zu plaudern. Paris zu kennen, erfordert ein lebenslängliches Studium und es gehört ein scharfes Auge dazu, wenn man durch die Mode hindurch den Dingen auf den Grund schauen will, die dort mehr als sonstwo die Wahrheit zu verschleiern fähig ist.

Die Mode vermochte im Zeitalter Ludwigs des Fünfzehnten alles. Aber in jenen Tagen gab es eine Schwierigkeit weniger, hinter die Wahrheit zu kommen; damals brauchte man sich keine Mühe zu geben, sich durch die gedrechselten Redensarten von ein paar Dutzend Schriftstellern, Leuten von viel Talent, die für ihre Lügen bezahlt werden, durchzuarbeiten.

In Paris drängen sich einem die Gedanken fix und fertig auf; man kann geradezu sagen, es ist, als ob einem die Mühe des Denkens erspart und nur das Vergnügen, etwas gut zu sagen, gelassen werden sollte. In der Provinz wird man von dem entgegengesetzten Unglück geplagt. Man kommt an einer reizenden Gegend, an einer Ruine, die das Mittelalter überraschend verkörpert, vorbei, aber leider ist niemand da, der einen darauf aufmerksam machte, daß da etwas Sehenswürdiges liegt. Der Provinzler preist seine Gegend, wenn sie für schön gilt, durchweg in übertriebenen und gedankenlosen Redensarten, die eine schlechte Nachahmung des Schwulstes Chateaubriands sind. Weiß er hingegen aus Zeitungsaufsätzen nicht, daß hundert Schritte von seinem Hause eine bezaubernde Landschaft ist, dann antwortet er einem auf die Frage, ob in der Umgegend etwas Sehenswertes sei: »Ach, es wäre ein leichtes, aus unseren hochstämmigen Waldungen jährlich hunderttausend Franken herauszuschlagen!«

Fontainebleau, 10. April 1837.

Endlich bin ich unterwegs. Ich fahre in einer guten Kalesche; es ist ein Gelegenheitskauf. Mein einziger Reisegefährte ist der treue Josef, der mich ehrerbietig um Erlaubnis fragt, mit mir sprechen zu dürfen, und der mich zur Verzweiflung bringt.

Von Verrières, wo es hübsche Holzungen gibt, bis Essones, war der Gedanke, der mich hauptsächlich beschäftigt hat, augenscheinlich ganz und gar egoistisch und sogar von ganz gewöhnlicher Art. Er lautete: Wenn ich wieder einmal in einem eigenen Wagen reise, dann nehme ich einen Diener mit, der kein Französisch versteht.

Das Land, das ich durchquere, ist schrecklich häßlich; der Horizont zeigt nur lange graue gerade Linien. Im Vordergrunde gänzlicher Mangel an Fruchtbarkeit, verkrüppelte, des Reisigs wegen bis auf den Stamm kahlgehauene Bäume; Bauern in armseliger Kleidung von blauer Leinwand. Dabei ists kalt. Und doch nennen wir das: Das schöne Frankreich! Ich kann höchstens sagen: Es ist schön in geistiger Hinsicht, es hat die Welt durch seine Siege in Erstaunen gesetzt, es ist das Land der Erde, wo die Menschen sich durch ihre wechselseitigen Beziehungen zu einander am wenigsten unglücklich machen. Aber selbst auf die Gefahr hin, den Leser vor den Kopf zu stoßen, muß ich gestehen, daß die Natur in die Seelen des nördlichen Frankreichs keine besonders lebendige Quelle des Glücks gelegt hat.

Die weise Regierung eines Königs, eines homme supèrieur, autorisiert nicht wie in England die Anmaßungen der Reichen den Armen gegenüber oder die Übergriffe und Ansprüche der Geistlichkeit wie zu den Zeiten Karls des Zehnten. »So ist dieser Ort,« – sagte ich zu mir, als ich Essones vor mir liegen sah, – »vielleicht der Winkel der Erde, wo die Regierung den Regierten am wenigsten wehe tut, ihnen die größte Sicherheit der Heerstraßen und, wenn sie Lust haben, sich untereinander zu streiten, die möglichste Gerechtigkeit zuteil werden läßt. Obendrein hält sie ihnen zur Belustigung die Nationalgarde und die Bärenmützen.

Die Gesprächsweise der Halb-Bürger-Halb-Bauern, deren Unterhaltung ich unterwegs hier und da zuhöre, ist vernünftig und trocken; in ihr liegt jene Mischung von Schärfe und Scherz, die das Fehlen großen Unglücks, zugleich aber auch den Mangel an tiefen Empfindungen kennzeichnet. In Italien findet sich dieser scherzhafte Ton nicht; dort gibt es dafür das wilde Schweigen der Leidenschaft, eine bilderreiche Sprache und bitteren Spott. Ich halte mich in Essones eine Viertelstunde bei einem unserer Korrespondenten auf und finde an ihm meine Beobachtungen bestätigt. Er glaubt, ich verweile hier, um ihm zu zeigen, daß ich diesmal in einer eigenen Kalesche reise. Er setzt mir vortreffliches Bier vor und spricht mit mir eingehend über die Wahlen. Indem ich meinen Wagen wieder besteige, frage ich mich, ob die Wahlen uns nötigen, der niedrigsten Volksklasse, wie in Amerika, den Hof zu machen. Wenn das so ist, dann bin ich geschwind Aristokrat. Ich will niemandem den Hof machen und dem Volke noch weniger als der Regierung.

Es fällt mir ein, daß im Mittelalter bei den Frauen ein Busen nicht Mode war und daß die, die unglücklicherweise einen hatten, Schnürbrüste trugen, um ihn so gut wie möglich einzuengen und zu verbergen. Der Leser wird es vielleicht ein wenig leichtfertig finden, daß ich an so was denke. Es ist jedoch nicht gesucht von mir, etwa um geistreich zu scheinen, Gott bewahre, aber ich bin für die Redefreiheit. Zwanzig Sekunden lang habe ich nach einem Bilde gesucht und kein passendes gefunden. Wenn meine Freimütigkeit einem Leser nicht gefällt, so ersuche ich ihn, das Buch zuzuklappen. Denn so zurückhaltend und förmlich ich im Geschäft und im Umgang mit meinen Berufsgenossen, den Geldmenschen, bin, so sehr will ich abends, wenn ich an diesem Tagebuche schreibe, schlicht und natürlich sein. Wenn ich da nur im geringsten heuchelte, wäre mein ganzes Vergnügen hin und ich schriebe besser gar nicht. Und das wäre doch schade! Soll unsere freimütige und unvorsichtige Fröhlichkeit, unsere französische Lebendigkeit unterdrückt und vernichtet werden durch die Notwendigkeit, einer Menge roher und fanatischer Arbeiter den Hof zu machen wie es in Philadelphia geschieht? Soll die Demokratie unseren angeborenen Charakter besiegen? Die Volksmasse steht nur zu Zeiten großer seelischer Bewegungen über der guten Gesellschaft, dann ist sie edler Leidenschaften fähig. Leute von guter Herkunft setzen aus Eitelkeit ihren Ruhm viel zu oft darein, ein wenig Robert Macaize zu sein. Erlaubte unsere Regierung solchen Personen, die Anlage zum Reden in sich fühlen, daß sie alle die, die Langeweile und kein Geld für das Theater haben, in einer Kapelle versammelten, so würden wir bald ebenso fanatisch und sauertöpfisch sein, als man es in New-York ist. Was sage ich? noch zwanzigmal mehr, denn es ist unsere Eigenart, alles übertrieben zu sein und zu betreiben. Und ist es nicht das größte Verbrechen gegen ein Volk, ihm die Fröhlichkeit seiner Feierstunden zu rauben?

Aber ich erlebe diese Verblödung des liebenswürdigen Frankreichs nicht mehr; erst gegen 1860 wird sie triumphieren. Wie bedauerlich, daß das Vaterland von Marot, Montaigne und Rabelais seinen natürlichen, sprühenden, zügellosen, neckischen, überraschenden Geist, der mit der Tapferkeit und der Sorglosigkeit so eng verwandt ist, verlieren soll! Schon trifft man ihn nicht mehr in der guten Gesellschaft an und in Paris hat er sich zu den Gassenjungen geflüchtet. Großer Gott! sollen wir Genfer werden?

Zu Essones wurde Napoleon im Jahre 1814 verraten.

Ehe man nach Fontainebleau kommt, gibt es eine Stelle, eine einzige, wo die Landschaft der Betrachtung wert ist, und zwar da, wo man mit einem Male zweihundert Fuß tief unterhalb der Landstraße die Seine erblickt. Das Tal liegt zur Linken, der Reisende befindet sich auf einer bewaldeten Anhöhe. Aber leider fehlen da die zweihundertjährigen so ehrwürdigen Ulmen, wie man sie in England hat. Dieser unglückliche Umstand, der dem Eindruck der französischen Landschaft die Tiefe fehlen läßt, ist in Frankreich allgemein. Sobald der Bauer einen großen Baum sieht, denkt er daran, ihn für sechs Louis zu verkaufen.

Die Landstraße von Paris nach Essones war heute vormittag von ein paar hundert Soldaten bedeckt, die zu zweien, zu dreien, zu vieren marschierten oder unter den Bäumen ausgestreckt dalagen. Sowas empört mich; es ist ein Jammer, eine Marschkolonne wie eine Hammelherde verstreut zu sehen. Wie kann man es nur durchlassen, daß Franzosen, die ohnehin schon so wenig zur Ordnung neigen, solche Gewohnheiten annehmen. Zwanzig Kosaken hätten dieses ganze Bataillon, das während der Vermählungsfeierlichkeiten des Herzogs von Orleans die Ehrenwache in Fontainebleau versehen soll, in die Flucht geschlagen.

Kurz vor Essones überholte ich die Spitze des Bataillons, das Halt gemacht hatte, um sich einigermaßen zu sammeln und in halbwegs anständiger Weise in die Stadt einzurücken. Ich beobachtete, wie die jungen Mädchen des Ortes beim Hören der Trommeln vor Vergnügen außer sich waren, die jungen Leute standen truppweise auf der Straße, alles sah sich das Bataillon an. Mir kam das Lied von den Sinn:

Nichts gefällt so sehr den Schönen,
Als der kriegerische Mut!

Eins ist zum Bewundern wahr in Frankreich: man liebt den abenteuerlichen tollkühnen Mut, aber nicht etwa den ruhigen großartigen Mut eines Turenne oder eines Marschalls Davoust. Alles Tiefe begreift und bewundert man in Frankreich nicht. Das wußte Napoleon sehr gut und das war der Grund seiner Affektationen, seiner Komödienspielerei, die vor einem italienischen Publikum erfolglos gewesen wären.

La Charité, 13. April.

Der bedeutsame Hauptunterschied zwischen Paris und einer Kleinstadt wie La Charité ist der, daß man in Paris alles auf dem Umwege durch die Presse, der Kleinstädter hingegen alles durch eigene Anschauung wahrnimmt und überdies, was in seiner Stadt vorfällt, mit gründlicher Neugierde untersucht. Wenn ich in Paris am Ende einer Straße einen Volksauflauf bemerke, ist mein erster Gedanke der, daß mir im Gedränge meine weißen Beinkleider beschmutzt werden könnten und ich dadurch genötigt wäre, wieder nach Hause zu gehen. Sobald ich einen leidlich manierlich aussehenden Menschen sehe, frage ich ihn nach der Ursache des Auflaufes.

»Ein Dieb,« – sagt man mir, – »der eben mit einer Wanduhr unterm Arm aus einem Fenster herausgesprungen ist.«

»So,« sage ich nur zu mir selbst, – »morgen werde ich die Geschichte ausführlich in der Zeitung lesen.«

Da haben wir eins der größten Übel von Paris, ja mehr noch, eins der grüßten Übel der ganzen Kultur, eins der wichtigsten Hindernisse im Fortschritte des Glücks der Menschheit. Es beruht in ihrem massenhaften Zusammenleben an einem Ort. Die Vereinigung hat nur in politischer Hinsicht Vorteile. Den Künsten und Wissenschaften ist sie schädlich. Es geht folgendermaßen zu.

Heutzutage wird ein guter Arzt nicht mehr durch seine ärztlichen Erfolge bekannt. Um Patienten zu bekommen, muß er in der Presse den Scharlatan machen. Er ist in der Familie des Redakteurs einer Zeitung Hausarzt und veranlaßt diesen, daß er durch einen geschickt geschriebenen Artikel seinen Ruhm ausposaunt. Auf diese Weise hat ein Mensch, der liebenswürdig sein will und gewohnt ist, glatte Redensarten zu drechseln und ihnen eine bestimmte Pointe zu geben, einen entscheidenden Einfluß über den Ruf eines Arztes, eines Malers und so weiter. Hat nicht die Presse den Ruhm Girodets gemacht?

Die Presse, die für die politischen Interessen vortrefflich, notwendig ist, vergiftet die Literatur und die schönen Künste durch das Scharlatanentum. Stirbt ein durch die Presse geschaffener großer Mann, so stirbt sein Ruhm mit ihm, das sieht man an Girodet. Prudhon dagegen, der Zeitgenosse Girodets, wurde nicht auf diese Weise verherrlicht; er besaß keinen Pfennig und ich habe selbst gesehen, daß er das Brückengeld über den Pont des Arts nicht bezahlen konnte.

In Städten, die den Zeitungen nicht Untertan sind, in Mailand zum Beispiel, geht jedermann hin und sieht sich ein Gemälde selbst an, ehe er die Zeitung darüber liest, und der Kritiker muß sich sehr vorsehen, daß er sich nicht lächerlich macht, wenn er ein Bild bespricht, über das sich jedermann bereits ein Urteil gemacht hat.

Aus der politischen Notwendigkeit der Presse in den großen Städten folgert die klägliche Notwendigkeit des Scharlatanismus, der einzigen und alleinigen Religion des neunzehnten Jahrhunderts. Wo ist der Mann von Verdienst, der nicht errötend eingestehen muß, daß er des Scharlatanentums bedurft habe, um sich durchzusetzen? Daher der Firnis notwendiger Komödienspielerei, der den gesellschaftlichen Sitten der Pariser einen gewissen Anstrich von Unwahrheit und sogar von Schlechtigkeit gibt. Der natürliche Mensch ist dort verloren; gewandte Menschen werden von ihm denken, es fehle ihm am nötigen Verstand, das bißchen notwendige Komödie zu spielen. Leider: notwendig! Es ist unmöglich, diese Wahrheit aus der Welt zu schaffen. In politischer Hinsicht hat unsere Freiheit keine andere Bürgschaft als die Presse. Aber ihr Mechanismus, den ich eben beleuchtet habe, ist doch schuld, daß die Freiheit die Literatur und die Künste vielleicht tötet.

Nevers, 14. April.

Ich strebe danach, gelehrt zu werden, und fand zum Glück bei einem Buchhändler die Kommentare Cäsars, der einen Hauptstützpunkt seiner Armee in Nevers, Noviodunum, hatte. Cäsar ist das einzige Buch, das man auf eine Reise durch Frankreich mitnehmen sollte. Es erfrischt die Einbildungskraft wieder, die von wunderlichen Redereien, die man überall geduldig anhören muß, ermüdet und gelangweilt worden ist. Seine so edle Einfalt steht im ausgeprägten Widerspruch zu den unnatürlichen Höflichkeiten, an denen die Provinz so überladen ist.

Autun, 29. April.

... Wir gehen einem Jahrhundert entgegen, in dem man nur auf den Menschen hören wird, der individuelle Meinungen hat. Nur halbe Narren, Träge oder Ängstliche leiern dann die Meinungen, die gerade Mode sind, noch nach.

Wie herrlich eignet sich die Einsamkeit für einen jungen Menschen in einer kleinen Stadt dazu, sich über fünf oder sechs Gegenstände eine eigene Meinung zu bilden und was für ein hervorragender seltener und um seine Worte geachteter Mensch ist der junge Mann von fünfundzwanzig Jahren, der eine eigene Meinung über fünf oder sechs Gegenstände hat.

In Paris ist die Zerstreuung zu groß. Wie viel Arten von Vergnügungen gibt es da nicht für einen jungen Mann, selbst wenn er nicht besonders reich ist. Wie viele Dinge nehmen da nicht fortwährend seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Wo gibt es wohl in Paris einen jungen Menschen von zwanzig Jahren, der die acht Bände Montesquieu gelesen hätte in der Absicht, darin Irrtümer zu entdecken?

Beinahe in allen Städten, in denen ich mich flüchtig aufgehalten habe, in Lyon, Marseille, Grenoble habe ich junge Leute bemerkt, aus denen alles mögliche werden kann. Ich glaube sogar, daß die verdienstvollen Männer von 1850 meistens weit weg von Paris herstammen werden. Um ein ausgezeichneter Mann zu werden, muß man mit zwanzig Jahren jene Seelenwärme, jene Narretei möchte ich beinahe sagen, besitzen, die man nur in der Provinz hat. Und dazu muß man jene richtige philosophische Bildung haben, wie man sie sich nur in den Pariser Kollegien erwerben kann.

In Paris mangelt es an der Fähigkeit zum Willen; man liest nicht mehr ernsthaft gute Bücher wie die von Beyle, Montesquieu, Tocqueville und dergleichen, liest nur moderne Nichtigkeiten und auch die nur, um, wie sie erscheinen, darüber reden zu können.

Autun, 1. Mai.

Der Abend, zu Paris so angenehm, ist der beschwerlichste Teil der Reise, besonders wenn man so unglücklich ist, das Kaffeehausleben nicht zu lieben und sein Glück nicht bei einer Flasche Sekt zu finden. Ich habe darum im Cäsar gelesen und will hier abschreiben, was Napoleon meiner Meinung nach sehr richtig über diesen großen Mann gesagt hat.

Cäsar, hat die Geschichte seiner Feldzüge in Gallien geschrieben und seine Kommentare haben mehr zu seinem Ruhme beigetragen als seine Eroberungen selbst.

Cäsar, einer der vornehmsten Familien Roms angehörend und von früher Jugend wegen seines leichtfertigen Lebenswandels und seiner Verwegenheit berüchtigt und tief in Schulden, begann den Krieg mit sechs Legionen, die er später auf zwölf vermehrte; eine Legion bestand, wenn ich nicht irre, aus fünftausendfünfhundert Mann aller Waffengattungen.

»Er hat in Gallien acht Feldzüge geführt,« sagt Napoleon, »und ist dazwischen zweimal in England eingefallen und zweimal auf das rechte Rheinufer gegangen. In Deutschland hat er fünf große Schlachten geliefert, drei große Belagerungen ausgeführt und zweihundert Meilen Landes zu einer römischen Provinz gemacht, wodurch dem Staatsschatze acht Millionen gewöhnlicher Kontributionen einkamen,« und ihm selbst die Mittel erstanden, alle käuflichen Stimmen zu Rom, das heißt die ungeheure Majorität zu erkaufen.

In weniger als sechs Jahren – so lange dauerte dieser Krieg – hat Cäsar mehr als achthundert Städte durch Sturm genommen oder sich unterworfen, dreihundert Stämme unterjocht und in verschiedenen Schlachten drei Millionen Feinde zum Teil auf dem Gefechtsfelde getötet, zum Teil in die Sklaverei abgeführt.

»Wenn Cäsars Ruhm,« sagt Napoleon, »nur auf den Krieg gegen die Gallier begründet wäre, dann wäre er zweifelhaft.«

Die Gallier waren voller Feuer und zeigten eine staunenswerte Tapferkeit, aber, in eine große Anzahl verschiedener Völkerschaften geteilt, haßten sie sich untereinander. Eine Stadt führte oft aus bloßer Eifersucht gegen eine benachbarte Krieg. Lebhaft und hitzig, die Gefahr liebend, hörten sie selten auf die Stimme der Klugheit.

Ihre Unkenntnis aller Kriegszucht, ihre Uneinigkeit, ihre Verachtung der Kriegswissenschaften, ihre mangelhaften Angriffs- und Verteidigungsmittel, ihre Gewohnheit, nie einen Sieg auszunutzen, die Eifersucht ihrer eben so hitzigen als tapferen Anführer, alles das mußte sie nach und nach einem Feinde in die Hände liefern, der nicht minder tapfer als sie, dabei aber geschickter und ausdauernder war.

Ein einziger Gallier begriff die Vorteile der Einigkeit; es war Vercingetorix, der junge Herzog der Arverner. »Sowohl an den Tagen der Feste,« berichtet Florus, »als an den Tagen der Beratung, wenn die Gallier sich in großer Zahl in den heiligen Hainen versammelten, ermunterte er sie durch feurige Reden voll wilder Vaterlandsliebe zur Wiedererkämpfung der Freiheit.«

Cäsar, der sich damals zur Rekrutierung seiner Truppen in Ravenna befand, erkannte die Gefahr. Sogleich geht er mit nur geringen leichtbewaffneten Truppen über die noch schneebedeckten Alpen. Überraschend schnell sammelt er seine Legionen und erscheint an der Spitze eines Heeres im Herzen Galliens, während ihn die Gallier noch an der Grenze wähnen. Er führt zwei denkwürdige Belagerungen aus und zwingt den Anführer der Gallier, sich zu ergeben; dieser Gallier erscheint im römischen Lager, wirft seines Pferdes Rüstung und seine Waffen Cäsar zu Füßen und sagt:

»Tapferer Mann, du hast gesiegt!«

Heutigen Tages glaubt man Geschichte zu schreiben, wenn man die Andeutungen der alten Schriftsteller übertreibt und man hat gewagt zu schreiben, daß der Name Vercingetorix in Rom nur mit Schrecken genannt worden sei. Irgend ein Geschichtsschreiber von gleichem Schrot und Korn wird vielleicht in zweitausend Jahren den nämlichen Ehrgeiz haben und von den Franzosen des neunzehnten Jahrhunderts sagen, daß sie bei dem bloßen Namen Abd-el-Kaders erblaßt wären.

Häufig überwand Cäsar die so tapferen aber auch so einfältigen Gallier, die sich einbildeten, daß der Mut allein zum Siege führe, durch List. Den Fallen und Verrätereien wollte ihre rohe Eitelkeit nur eine unüberwindliche Tapferkeit entgegenstellen. Diese Art von Feinden schien so recht dazu gemacht zu sein, daß der römische Feldherr, ein vollendeter Meister in der Kunst zu betrügen, Ruhm erntete.

Cäsar, der sich durchaus einen großen Namen in Rom machen wollte, machte aber auch den einfachen Galliern gegenüber einen erstaunlichen Aufwand an kühnen und großartigen Taten. Gewöhnlich ging er allein auf Erkundigung aus und nahm nur einen Soldaten mit sich, der ihm sein Schwert trug; im Notfalle reiste er hundert Meilen täglich, setzte schwimmend oder auf einem Fallboot mit aufgeblasenen Schläuchen über die Flüsse und kam oft eher an als seine Eilboten. Wie Hannibal war er immer an der Spitze seines Heeres, meistens zu Fuß und trotz Regen und Sonnenschein im bloßen Kopfe. Sein Tisch war einfach, und dieser Roué, der unserem Jahrhundert Ehre gemacht hätte, ließ eines Tages in Gegenwart seiner Soldaten einen Sklaven mit Ruten peitschen, weil er ihm besseres Brot aufgetragen hatte, als das Heer zu essen bekam.

Er schlief in einem Wagen und ließ sich alle Stunden wecken, um die Arbeiten für eine Belagerung oder eine Verschanzung zu besichtigen. Beständig war er von Schreibern umgeben und, wenn er keine militärischen Befehle zu diktieren hatte, arbeitete er schriftstellerisch. Auf diese Weise diktierte er während des Überganges über die Alpen aus der Lombardei nach Gallien eine Abhandlung über die Analogie. Den Anti-Cato schrieb er kurz vor der Schlacht bei Munda, wo er, wie man sagt, beinahe seine Rolle ausgespielt hätte, selbst überzeugt, der Sieg werde ihm nicht zufallen. Sueton berichtet, daß er während der vierundzwanzigtägigen Expedition nach Spanien ein Gedicht, die Reise, geschrieben habe. Cäsar bemächtigte sich alles dessen, was die damals sehr reichen Gallier besaßen; aber nachdem er seine Privatschulden, die sich auf achtunddreißig Millionen Franken belaufen haben sollen, bezahlt hatte, pflegte er alles Geld, was er zusammenraubte, an seine Soldaten zu verteilen. Daher kam es, daß die Soldaten der Republik nach und nach die Soldaten Cäsars wurden.

Sueton, eine Art von Tallement des Réaux, hat uns folgendes Porträt von ihm hinterlassen.

»Cäsar hatte eine Weiße feine Haut und litt häufig an Kopfschmerzen, sogar an epileptischen Anfällen; er war körperlich zart und anscheinend ohne jede Kraft, aber ein sehr guter Reiter und zeigte seine Geschicklichkeit gern vor seinen Soldaten; auf dem Marsche pflegte er sein Pferd galoppieren zu lassen und dabei die Hände auf dem Rücken zu verschränken.«

Cäsar beachtete an jedem Menschen nur die Eigenschaft, durch die er Nutzen ziehen konnte. Von seinen Soldaten verlangte er Mut und Körperkraft und bekümmerte sich wenig um ihre Sitten. Nach einem Siege ließ er ihnen zügellose Freiheit, bei der Annäherung des Feindes aber wurden sie durch die strengste Manneszucht zusammengehalten. Soldaten, die sich einbildeten, seine Pläne zu erraten, fuhr er hart an; er erhielt alle in gänzlicher Unwissenheit über die Marschziele und die Kriegslage und verlangte, daß jedermann immer und überall marsch- und gefechtsbereit sei. Durch diese und andere Mittel ähnlicher Art erwarb sich Cäsar Liebe und Furcht bei seinen Legionen, mit einem Worte, er verstand es, Begeisterung in ihnen zu erwecken, wobei bemerkt werden muß, daß er der alleinige Schöpfer dieser Begeisterung war, Napoleon hingegen im Anfange die durch die Revolution geschaffene Begeisterung benutzte. Späterhin war es eine seiner großen Aufgaben, jene Begeisterung durch eine für seine Person und das gemeinsame Interesse zu ersetzen.

Ich bin auf diese Einzelheiten eingegangen, um Napoleon wegen der Lügen und anderer Mittel zu rechtfertigen, die das Vaterland zum Beispiel bei Arcole retteten und unglücklicherweise gewissen strengen und ungemein moralischen Schriftstellern anstößig erscheinen, braven Leuten, die nie etwas gesehen oder getan haben, was nur der Mühe wert wäre, und die dennoch die öffentliche Meinung nach Gefallen beherrschen wollen.

Der Zufall hat uns vor achtunddreißig Jahren einen Krieg, ähnlich dem Cäsars gegen Gallien, in dem ägyptischen Feldzuge vor Augen geführt. Die Mamelucken besaßen die außerordentliche rücksichtslose Tapferkeit unserer Vorfahren, aber die bedeutendste Gefahr für unsere Armee in Ägypten lag darin, daß sie ohne Verbindung mit dem Heimatlande war; Cäsar hingegen holte, wenn es nötig war, Ersatz aus Mailand oder Ravenna heran. Im Falle einer Niederlage hätte er in einem fruchtbaren Lande einen sicheren Zufluchtsort gefunden.

Napoleon hat also recht, der Krieg gegen die Gallier setzt Cäsar nicht auf gleiche Linie mit Hannibal und Alexander. Cäsar lernte erst in Gallien Krieg führen, er fand dort ungeheure Summen, bildete dort sein Heer aus und spielte dort mit einem so ausgezeichneten Talente Komödie, daß er mit Ruhm bedeckt und von seinen Legionen vergöttert in Rom einzog.

Im Besitz solcher Vorteile ging er in den großen Krieg, in den eigentlichen Krieg, in die Schlachten von Pharsalos und Munda, gegen Truppen, die ebensoviel verstanden, wie die seinigen.

Im Jahre 1796 unternahm der General Bonarparte, ein Unbekannter von unbedeutender Herkunft, seinen schönsten Feldzug, seinen ersten gegen die Elitetruppen Europas, geführt von den berühmtesten Generalen. Er hatte die Geistlichkeit und den Adel des Landes, in dem er sich schlug, gegen sich, mußte den Befehlen einer unfähigen Regierung gehorchen und vernichtete mit seiner numerisch dauernd geringeren Armee vier österreichische.

Chaumont, 3. Mai.

Die Geschäfte haben mich schnell von den Hämmern in Nivernais nach den Eisenwerken bei Chaumont geführt. Das Land hier ist reich an Eisen, aber so häßlich, daß ich lieber gar nichts darüber sage; ich würde für einen schlechten Franzosen gehalten werden. Es ist das ein Vorwurf, den ich in dem lächerlichen Sinne, wie ihn Napoleon dem Worte gegeben hat, verdiene. Ich gestehe die Mängel Frankreichs ein. Ich glaube, ich würde mein Vaterland, wenn es von Fremden angegriffen würde, mit Eifer verteidigen; im übrigen aber ist mir der geistreiche Mann aus Granada oder Königsberg lieber, als der geistreiche Mann aus Paris. Diesen letzteren weiß ich immer ein wenig auswendig. Das Unerwartete, das göttliche Unerwartete kann sich nur bei dem anderen finden.

Ich fühle keineswegs den englischen Patriotismus in mir, der mit Vergnügen alle belgischen Städte niederbrennen würde, wenn eine Vorstadt Londons dabei gewönne.

Langres, 5. Mai.

Frankreich ist gewiß das Land der Erde, wo mir mein Nächster den wenigsten Schaden zufügt; dieser Nächste verlangt nur eins von mir, daß ich ihm das Zeugnis des vorzüglichsten Menschen von der Welt gebe. Er ist mehr oder weniger gut erzogen; gehört er aber der guten Gesellschaft an, so ist er immer der nämliche –, und ich möchte gern etwas Unerwartetes finden.

Ich liebe die schönen Gegenden; sie haben bisweilen auf mich dieselbe Wirkung, wie ein auf einer Geige von gutem Ton gut geführter Bogen; sie erzeugen törichte Gefühle, sie vermehren meine Freude und machen mir das Unglück erträglicher. Allein ich denke eben daran, es ist lächerlich zu fügen, daß man die Künste liebe; das heißt beinahe eingestehen, daß man sei, wie man sein müsse.

Ich glaube, daß Frankreich der Bewunderung des Touristen nur seine tausend gotischen Kirchen und im Süden ein paar schöne Überreste römischer Baukunst bieten kann. Ich gestehe, daß ich seit meiner Kindheit ein leidenschaftlicher Verehrer der schönen Kirche Saint-Quen zu Rouen bin.

Ich habe Frankreich in meinen Gedanken immer in sieben oder acht große Teile eingeteilt, die im Grunde einander gar nicht gleichen und nur in oberflächlichen Dingen Ähnlichkeit miteinander haben. Ich meine damit Dinge, die Wirkungen der Regierung sind.

In allen Departements wirft sich die Frau eines kleinen Beamten gewaltig in die Brust, wenn sie bei dem Präfekten zum Balle gewesen ist, und liebt beinahe ihre Jugendfreundin nicht mehr, die einzuladen vergessen worden war. In dieser Hinsicht ist es zu Vannes wie zu Digne.

Aber um wieder auf die großen Teile zu kommen:

Ich unterscheide Elsaß und Lothringen, aufrichtige Länder, wo man ernsthafte Neigungen und eine glühende Vaterlandsliebe besitzt; ich liebe den im Elsaß gesprochenen Dialekt, obgleich er schauderhaft ist.

Dann kommt Paris und der große Kreis des Egoismus, der es nach allen Richtungen hin in einem Umfange von vierzig Meilen umgibt. Mit Ausnahme der niedrigsten Klasse sucht jedermann, wer es auch sei, von der Regierung Vorteil einzuheimsen; allein sie mit seiner Person zu verteidigen oder zu ändern, das wäre ihm der höchste Grad von Dummheit. Demnach gibt es nichts so Widersprechendes als das Elsaß und Paris.

Geht man weiter nach Westen, so kommt man nach Nantes, Auray, Savenay, Clisson, zu den Bretagnern, einem Volke aus dem vierzehnten Jahrhundert, das seinem Pfarrer ergeben ist und sein Leben für nichts achtet, sobald es darauf ankommt, Gott zu rächen.

Weiter im Norden kommt das Volk der Normannen, listige, verschlagene Menschen, die auf keine Frage offen antworten, die man an sie richtet. Dieser Teil Frankreichs scheint mir, wenn auch nicht der geistreichste, so doch der bei weitem kultivierteste zu sein. Von Saint-Malo bis Avranches, Caen und Cherbourg enthält dieser Strich Frankreichs auch die meisten Bäume und schönsten Hügel. Die Landschaft würde wahrhaft bewundernswert sein, wenn es dort große Berge und hundertjährige Bäume gäbe; ein Ersatz dafür ist das Meer, dessen Anblick die Seele so ernst stimmt; das Meer heilt durch seine Zufälle den Bürger kleiner Städte von einer Menge Erbärmlichkeiten.

Nach diesen fünf nördlichen Teilen, dem hochherzigen Elsaß, nach Paris mit seinem egoistischen Umkreise von vierzig Meilen Durchmesser, nach der frommen mutvollen Bretagne und nach der kulturreichen Normandie, finden wir im Süden die Provence mit ihrer etwas derben Freimütigkeit. Die politischen Parteien veranstalten in diesem Lande Mordszenen; man denke an den Marschall Brune, an die Mamelucken von Marseille im Jahre 1815 und an die Metzeleien zu Nimes.

Wir kommen nun zu dem großen Teil von Languedoc, den ich von Beaucaire und von der Rhone bis nach Perpignan ausdehne. Man besitzt in diesen Gegenden Geist und Zartgefühl; Baréme kennt kein Surrogat für die Liebe; es findet sich sogar, nach den Pyrenäen hin, eine Art von romantischer Galanterie und Hinneigung zum Abenteuerlichen, die die Nähe des edlen Spaniers ankündigt.

In Toulouse herrscht eine wahre Neigung zur Musik. Ich werfe die Eindrücke, die ich auf meinen Reisen empfangen, nur flüchtig aufs Papier und sichere mich nicht genug gegen die Angriffe der Kritik; ich weiß zum Beispiel recht gut, daß Nimes auf dem rechten Rhoneufer liegt.

Geht man nördlich an den Pyrenäen hinauf, so gelangt man zu dem glücklichen Lande, in dem sich die Menschen alles schön malen und nichts für unmöglich halten. Die Gascogne von Bayonne bis Bordeaux und Perigueux hat Frankreich zwei Dritteile seiner Marschälle und berühmten Generale geliefert: Lannes, Soult, Murat, Bernadotte und andere. Ich finde ungemein viel natürlichen Witz in Villeneuve-d'Agen und zu Bordeaux, dagegen wenig Kenntnisse, was diesen Departements in der Karte des Barons Dupin eine ziemlich schwarze Farbe eingetragen hat. Gegen Rhodez und Sarlat hin ist der Bauer ganz Barbar, aber nichts kommt seinem natürlichen Verstande gleich. Er würde den Don Quichotte mit Vergnügen lesen, wogegen der Normanne nur einige Züge von Klugheit an Sancho Pansa bemerken würde. In allen diesen Ländern ist der Bürger von der Eigentumswut besessen. Hat jemand ein Grundstück von achtzigtausend Franken, so kauft er noch ein anstoßendes für dreißigtausend hinzu, dessen Kaufpreis er nach und nach zu ersparen denkt, so daß er sein ganzes Leben hindurch keinen Taler übrig hat. Aber es ist ihm an der Gasconnade genug; er nennt sein Haus seine Burg, wiederholt bei jedem Worte, daß er ein großer Grundbesitzer sei, und glaubt es am Ende selber. Wir haben noch im Südosten das Land des feinen Geistes und der aufgeklärten Vaterlandsliebe liegen lassen, Grenoble, das am 6. Juli 1815, zwanzig Tage nach dem Tage von Waterloo, als ganz Frankreich den Mut verloren hatte, als Grenoble selbst von den Linientruppen und dem Marschall Suchet, der sich nach Lyon zurückzog, verlassen war, sich dennoch verteidigen wollte. Grenoble kämpfte hochherzig gegen die piemontesischen Truppen, die keine anderen waren, als die vortrefflichen vom Kaiser in Piemont ausgehobenen Regimenter. Dieser Zug von mehr bürgerlichem als soldatischem Mute, zu einem Zeitpunkte, wo Frankreich durch Waterloo ganz zu Boden geschlagen war, ist einzig in der Geschichte unserer Republik. ...... Wenn die Wahlen jemals aufrichtiger betrieben werden, als es vor 1830 der Fall war, dann wird die Bevölkerung des Südens anfangen, Teilnahme an den Regierungsangelegenheiten zu zeigen. Bis zu 1830 wurde die Regierung von ihr als ein allmächtiger Feind betrachtet, der Steuern erhebt und Rekruten einberuft, mit dem sich aber auch bisweilen ein guter Handel machen laßt, wenn man ihm diejenigen Abgeordneten nach Paris schickt, die er haben will.

Napoleon hatte die Völker elektrisiert. Seit seinem Sturze und seit den Wahl- und anderen Schurkereien, die auf seine Regierung folgten, kamen die egoistischen und niederträchtigen Leidenschaften wieder an die Herrschaft; es kommt mir sauer an, es zu sagen; ich möchte mich gern irren, aber ich sehe seitdem nichts Edles mehr.

Jedermann will sich Geld machen, ein ungeheueres Geld, und das sehr geschwind und ohne zu arbeiten. Daher kommt, besonders im Süden, die außerordentliche Eifersucht gegen jeden, der es verstanden hat, von der Regierung eine Stelle mit sechstausend oder auch nur eine mit dreitausend Franken zu erhaschen; man bedenkt nicht, daß er dafür seine Arbeit und seine Zeit hingibt, mit der er sich als Jurist oder als Kaufmann Geld erwerben könnte. Man sieht jeden Staatsbeamten als einen Schlaukopf an, der sich das Geld der Regierung anzueignen weiß.

Diese lächerliche Ansicht findet sich nicht in den zivilisierten Teilen Frankreichs, dessen Grenze ich nördlich durch eine von Dijon bis Nantes zu ziehende Linie festsetzen möchte. Im Süden dieser Scheide sehe ich keine Ausnahme als Grenoble und Bordeaux. Grenoble hat sich durch seine große Vernunft und Bordeaux durch seinen lebhaften Geist etwas über die Atmosphäre der Vorurteile erhoben. Man kann in den Vaterstädten von Montesquieu und Barnave lesen.

Aber auch abgesehen von den Wirkungen, die die Regierung auf diese sieben oder acht charakteristischen Teile Frankreichs äußert, müßte man wenigstens ein Jahr in jedem derselben zubringen, wollte man sie nur einigermaßen kennen lernen, und selbst dann müßte man Präfekt oder Generalprokurator sein.

Was für uns Pariser dieses Studium noch weit schwieriger macht, das ist, daß wir hier durch nichts auf das vorbereitet werden, was in der Provinz existiert. Paris ist eine Republik. Der Mensch, der zu leben hat und nichts verlangt, kommt mit der Regierung niemals in Berührung. Wer von uns denkt wohl daran, sich zu erkundigen, was der Präfekt für ein Mann sei?

Noch mehr: wenn das Ministerium einem, allgemein als Dummkopf bekannten Menschen eine Ordensauszeichnung verleiht, so lachen wir zu Paris; wäre sie einem Verdienstvollen zuteil geworden, so gäbe es nichts zu lachen; das Ministerium sorgt also für unser Vergnügen. In der Provinz wird man über dergleichen aufgebracht, man verliert alles Zutrauen. Der Provinzler weiß noch nicht, daß alles in der Welt Komödie ist.

Langres, 9. Mai.

Die romanische und später die gotische Baukunst sind nach und nach entstanden, weil die Leute der griechischen und ihrer jüngeren Schwester, der römischen Baukunst, müde waren oder sie erreichen zu können verzagten. Die Gesellschaft des zehnten Jahrhunderts kam in einem wesentlichen Teile der Pariser von 1837 nahe. Die kräftigen und rohen Eroberer des Nordens brachen in die elegante römische Gesellschaft ein (bloße Säulen genügten ihr nicht mehr, sie wollte Säulen mit Mosaik verziert haben, man sehe Ravenna); ich sage elegante, aber entnervte, geschwächte, die für etwas Gründliches keinen Sinn mehr hatte, nur noch durch Ironie, eine Art von Vergnügen, das nur eine augenblickliche Aufmerksamkeit fordert, aufgeregt werden konnte.

Ohne die Presse, die einem rohen Arbeiter wie Jean-Jacques Rousseau gestattete, das Wort zu ergreifen und sich Gehör zu verschaffen, wäre die gute Gesellschaft zur Zeit, als der Marschall Richelieu Mahon mit Sturm nahm, eben so schlaff gewesen, wie uns Petron den Zustand Roms schildert.

Die Vermischung der Barbaren mit der entnervten Geisellschaft hat schreckliche und langandauernde Zuckungen und die ganze Barbarei des zehnten Jahrhunderts zur Folge gehabt. Endlich aber fand die Verschmelzung statt und die Gesellschaft, Frankreich genannt, wurde geboren.

Heutzutage ist das Volk infolge der Revolution energisch, man sehe die Selbstmorde; ein Drittel der reichen Leute, die in der Oper Logen haben, käme sehr in Verlegenheit, wenn sie den Beweis führen sollten, daß ihr Großvater habe lesen können.

Daher kommt die Energie, die sich in der Literatur von 1837 Luft zu machen sucht, zum großen Ärgernis der Akademie und der eleganten seinen Leute, die vor 1780 geboren oder an die Sitten von damals gewöhnt sind.

Das energische Prinzip war bei der Gesellschaft des zehnten Jahrhunderts stärker als bei uns; überall wich der Sohn des Römers vor dem Sohne des Barbaren zurück.

Das von den Menschen aus dem Norden weniger verwüstete Sizilien war der griechischen Baukunst müde und erfand nach und nach die gotische. Dann kamen das zwölfte und dreizehnte Jahrhundert, die über ihre Barbarei erröteten und die Leidenschaft zu bauen hatten. Das beweisen die Kathedralen von Straßburg, Rheims, Rouen, Auxerre, Beauvais, Paris und die tausend gotischen Kirchen in den Dörfern Frankreichs.

Es ist bekannt, daß für eitle und kalte Seelen das Verwickelte, Schwierige schön ist. Die gotische Baukunst tut alles mögliche, um kühn zu scheinen. Das erklärt den Erfolg, den der Alexandriner in der Tragödie gehabt hat.....

Indem ich die ganz hübschen Straßen von Langres durchwandere und die vielen Messerläden sehe, kann ich nicht umhin, an Diderot zu denken. Ohne Zweifel schrieb er mit Emphase, aber für wieviel gediegener wird seine Emphase um 1850 gelten, als die der meisten unserer Zeitgenossen. Sie hat bei ihm nicht ihren Grund in der Armut der Ideen oder in der Notwendigkeit, sie zu verstecken. Im Gegenteil, sein Herz liefert ihm so viel Stoff, daß er in Verlegenheit ist, wie er ihn unterbringen soll. Welches Werk unserer Zeit könnte seinem Jacques le fatiliste an die Seite gesetzt werden? Man brauchte nur etwa sechs Seiten zu streichen. Es fehlte Diderot bei seinem Talente weiter nichts, als daß er mit zwanzig Jahren einer Weltdame den Hof gemacht und keck in ihrem Salon verkehrt hätte. Dann wäre seine Emphase verschwunden; sie ist nichts als ein Rest der Gewohnheiten der Provinz.

Vielleicht dachte er auch wie Voltaire, daß es besser sei, stark als genau zu treffen; auf diese Weise gefällt man freilich einer größern Zahl von Lesern, verletzt aber dafür die Seelen, die wie Correggio und Mozart empfinden, aufs tiefste. Diderot könnte erwidern, daß im Jahre 1770 diese Seelen sehr selten waren, ich aber würde darauf antworten, daß uns im Jahre 1837 die Tragödien Voltaires zum Sterben langweilen.

Straße von Langres nach Dijon, 10. Mai.

Ein kleiner waldbedeckter Hügel, der, wenn man von Chaumont kommt, allenfalls hübsch scheint, ist köstlich und bezaubernd.

Das ist mir heute begegnet. Welche Wirkung hätte nicht hier der Mont Ventoux oder der geringste der an der Quelle von Vaucluse gering geschätzten Berge machen können!

Unglücklicherweise gibt es bei Paris keine hohen Berge; hätte der Himmel diesem Lande einen See und leidliche Berge verliehen, so wäre seine Literatur weit malerischer. In der besten Zeit dieser Literatur wagte es La Bruyère, der doch über alles gesprochen hat, kaum im Vorbeigehen ein Wort über den tiefen Eindruck zu sagen, den eine Ansicht wie die von Pau oder Gras in der Dauphiné in gewissen Seelen hinterläßt. Es ist ein trauriger Ersatz dafür, wenn die platten Schriftsteller unserer Zeit ohne Scham und ohne Maß von diesen Dingen reden, die sie nur nach Möglichkeit verhunzen. Wir erhalten das Malerische wie die guten Postkutschen und die Dampfschiffe aus England; eine schöne Landschaft. ist dem Engländer ein Stück Religion; ebenso wie der Aristokratismus ist sie bei ihm aufrichtige Gefühlssache.

Lyon, 24. Mai.

Infolge der Eisenbahnen, der Dampfschiffe und besonders der Preßfreiheit werden wir in wenigen Jahren keinen Provençalen, keinen Gaskogner, keinen Languedoker mehr haben; nur die Verschiedenheit der Rassen wird noch mehrere Jahrhunderte bestehen. Eine Eroberung wird nicht mehr stattfinden und was sonst als eine solche vermöchte die Bevölkerung verändern?

Aber bei der verschiedenen Denkweise und den verschiedenen sozialen Gewohnheiten, die eine Folge der durch die früheren Regierungen der Provinzen eingeimpften Leidenschaften sind, können der Typus des Elsässers, der die Unabhängigkeit seines Vaterlandes liebt und das Fremdländische haßt, sowie der des Bretagners, der mit Leib und Seele seinem Priester ergeben ist, noch mehrere Jahrhunderte lang fortbestehen.

Der Abend wurde mit einem Gespräch über die verschiedenen Rassen beschlossen, und zwar auf Veranlassung eines Dauphinesen, dessen runder Kopf den reinen keltischen Charakter in hohem Grade zeigte; es ist das nämlich der runde und breite Kopf, den man in den Bergen der Allobroger so häufig antrifft und vermöge dessen diese vielleicht bei Ausführung ihrer Absichten soviel Ausdauer und Schlauheit zeigen. Mit lobenswertem Ernst und Eifer wurde dieser Gesprächsgegenstand sogleich allgemein erfaßt, und wir nahmen alle gegenseitig unsere Signalements als Kelten, Germanen, Iberier u.s.w. auf.

Man trifft, besonders in den Städten, eine außerordentliche Menge von Mischlingen an, während ein in den Bergen der großen Kartause bei Grenoble oder in denen bei Bourg d'Oisans einsam liegendes Dorf sehr häufig die reine Rasse bewahrt hat. Ein solches Beispiel bietet unser gegenwärtiger Freund R ..., ein sehr heiterer und von Grund aus guter, das heißt keiner konsequenten Böswilligkeit fähiger Mensch, der aber seinen Nebenmenschen völlig durchschaut und ein Feind der Heuchelei ist.

Der Germane hat einen ausdauernden hartnäckigen und wenig heiteren Charakter. Das Unglück wirkt stärker auf ihn, als auf den Kelten, er kann unglücklicher sein als dieser. Seine Schüchternheit sucht instinktmäßig den Schutz, den ein gewisser Rang verleiht; das ist der Grund der aristokratischen Neigung der Engländer und der kindlichen Freude, die sie beim Anblick ihrer jungen Königin haben, wenn sie sich auf der Straße sehen läßt.

Die Bevölkerung Frankreichs kann in Kelten, Germanen Iberier und Mischlinge eingeteilt werden, die Juden und einige Griechen in Marseille übergehe ich. Ich gebe ihre Signalements folgendermaßen:

Die Kelten oder Gallier sind am zahlreichsten. Sie sind von mittlerer Größe Wenn sie rasserein sind, haben sie einen runden Kopf, große offene Augen, eine ziemlich gerade, nach unten hin etwas breite Nase, die niemals wie die Adlernase nach dem Munde hin gebogen ist. Die Entfernung von der Nase bis zur Spitze des Kinns ist der Länge der Nase gleich, der Mund ist der Nase etwas näher als dem unteren Teile des Gesichtes. Die Backen sind voll, aber nicht hervorspringend. Im allgemeinen sind alle Linien gerundet. Ihr Haar ist meistens von dunkler Farbe. Sie haben starke Muskeln, sind nicht sehr groß und nähern sich der athletischen Form.Vgl. den ausgezeichneten Essai sur les races d'hommes von Edwards, Mitglied des Instituts

Die Gallier hatten zur Zeit des Eindringens der Cimbern ganz Frankreich bis auf den von den Iberiern bewohnten Teil inne. Sie sind noch sehr zahlreich in der Bourgogne, in der Dauphiné, in Savoyen, in Poitou und so weiter; sie haben den Charakter, den Europa im allgemeinen den Franzosen zuschreibt: sie sind heiter, tapfer, spöttisch, unbekümmert um die Zukunft. Marot, Montaigne, Rabelais, Montesquieu sind geschaffen, den Galliern zu gefallen.

Von den Nachkommen jener europäischen Abenteurer, die um 1650 in Kanada landeten, zeichnen sich diejenigen, die französische Namen führen, durch ihre runden Köpfe, ihre Tapferkeit, ihre sorglose Fröhlichkeit und besonders durch die fehlende Begabung, sich Geld zu erwerben, aus, während der Nachkomme germanischer Einwanderer in zehn Jahren ein reicher Mann ist.

Die Germanen sind von hohem Wuchse; die moderne Tracht kleidet ihre schlanken Formen sehr gut. Sie haben einen langen und breiten Kopf mit sehr ausgebildetem Schädel, so daß die Augen sich in der Mitte des Kopfes, von der äußersten Höhe an gemessen, befinden. Die Stirn ist hoch und breit, das Auge mehr lang als rund, die Nase gebogen, aber die Nasenflügel wieder hervortretend.

Das Kinn springt hervor, so daß die Germanen oft, wie die Leute zu sagen Pflegen, eine Nase en bec à corbin (wie ein Rabenschnabel) und ein Kinn de galoche (lang und weit vorstehend) haben. Das Haar der Germanen neigt mehr zur blonden, wie das der Kelten zur dunklen Farbe.

Wie man sieht, sticht dieser Wuchs, dieses Gesicht, dieses Haar bedeutend gegen das Äußere des Kelten ab. Ebenso ist es mit dem Charakter. Die Germanen gehen in der Selbstschätzung sehr weit, oft ist diese Eigenschaft bei ihnen bis zum Trotze, zum Hochmute gesteigert. Sie besitzen nicht die geschmeidige Gutmütigkeit der Kelten, zeichnen sich aber durch eine merkwürdige Ausdauer aus. Wenn man auch an ihnen Schnelligkeit und Lebhaftigkeit des Geistes nicht loben kann, so besitzen sie dagegen sehr viel Verstand, sehr viel Überlegung und erreichen oft das Genie. Der einzige nach Napoleon gestorbene Mann, dem Genie zuerkannt wird, der berühmte Baron Cuvier, hatte alle Züge eines Germanen, nur war sein Wuchs, obgleich groß, nicht hoch, nicht schlank genug.

Wie merkwürdig! Man findet nicht einen Menschen mit dem reinen oder fast reinen physischen Charakter einer bestimmten Rasse, der nicht auch ihren moralischen Charakter hätte. Der Kelte wird im allgemeinen durch den Franzosen repräsentiert, der Germane am hervorragendsten durch den Angelsachsen, den Engländer. Germanen bewohnen den Norden Frankreichs, besonders die Normandie und in der Bretagne die nördliche Küste von Lannilis bis Saint-Malo.

Die baskische oder iberische Rasse wird im südlichen Frankreich, den Pyrenäen entlang, angetroffen und dehnte sich zur Zeit Cäsars bis zur Garonne aus. Auch die Küsten des mittelländischen Meeres bewohnten sie mit den Galliern vermischt; ehemals hießen sie Ligurer. Dieselbe Rasse bewohnt den größten Teil der östlichen Küste Frankreichs. Sie scheinen früher als die Gallier in diese Gegend gekommen zu sein. Die Iberier haben einen langen und überall, besonders aber unten schmalen Kopf. Der Augenbrauenbogen springt über das schmalgeschlitzte Auge weit hervor. Die Nase ist scharf gezeichnet, gebogen und lang, die Nasenflügel stehen höher als die Spitze. Das Kinn ist gerade, die Backenknochen springen hervor; ihre Größe ist etwas Übermittel; sie sind wohlgebaut und sehr beweglich. Ihre Haare sind oft blauschwarz. Heinrich der Vierte gibt ein genaues Bild der iberischen Rasse, sowohl was die körperlichen, als was die geistigen Eigenschaften angeht. Ihr Charakter kommt dem französischen sehr nahe; aber er hat Züge, die nur ihm eigen sind, so spielt zum Beispiel die Liebe bei ihnen eine bedeutende Rolle. Heinrich der Vierte hat der Weiber wegen die ausgezeichnetsten Torheiten begangen, nicht etwa eine wie Mark Anton am Ende eines durch die glücklichsten Erfolge gekrönten Lebens, nein zu allen Zeiten und selbst in Augenblicken, wo die größte Wahrscheinlichkeit vorlag, daß er wie sein Vater durch den katholischen Pariser Hof vergiftet werden würde. Zur Zeit seiner Ermordung – er zählte damals zweiundfünfzig Jahre – war er in ein junges Mädchen ganz vernarrt. Die Geschichte hat uns die Namen von zweiundfünfzig seiner Geliebten aufbewahrt.

Germanen, Abkömmlinge der Franken, bewohnen den Nordosten Frankreichs, insbesondere das Elsaß. In diesem Lande trifft man ihren eigentümlichen Charakter, Liebe zum Kriege, Königstreue und so weiter. Diese Menschen sind hoch gewachsen; sie haben einen eckigen Schädel, eine fast ganz gerade, weder nach oben noch nach unten gebogene Nase; die Entfernung von der Nase zur Kinnspitze ist beinahe größer als die Nasenlänge. Die Nasenflügel sind bei der germanischen Rasse dick und fleischig, das Gegenteil von der iberischen (man sehe das Porträt des Cervantes). Die Germanen sind im allgemeinen blond und voll kriegerischen Geistes.

Man findet sehr häufig, daß in Familien fast die nämlichen Züge nach langen Zwischenräumen wieder erscheinen. Ein Kind gleicht seinem dreißig Jahre vor seiner Geburt verstorbenen Großvater und man begegnet in den Straßen von Paris nicht selten einem Germanen oder Kelten von reiner Rasse.

Wird mir der Leser diesen Bericht über unsere Abendsitzung wohl verzeihen? Wir hatten Burgunderweine von acht oder zehn verschiedenen Sorten, gleichsam einen Blumenstrauß, vor uns. Bei einer interessanten Unterhaltung getrunken, aber das ist die conditio sine qua non, erhöhen sie die Entrücktheit des Augenblicks. Sie machen den Menschen auf einige Stunden gut und heiter, und es ist eine Torheit von uns, die wir so wenig gut, so selten fröhlich sind, das Orakel der göttlichen Flasche zu vernachlässigen.


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