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Und fragst du, was die Liebe sei,
Die uns ins Herz gesenket –
Sie macht uns von der Erde frei,
Da sie zum All uns lenket.

Sie führt zur Unvergänglichkeit
Durch ew'ger Zeugung Kräfte,
Und gießt den Strom Unsterblichkeit
In unsres Leibes Säfte.

Sie schlägt vom Göttlichen den Steg
Zu unsrer Sinne Triebe,
Und zeigt zur Ewigkeit den Weg.
Das ist, o Freund, die Liebe.

 

 

Vorwort

Schleiermachers Anschauungen und Erfahrungen auf den Gebieten der Liebe und Ehe bieten insofern einen dankbaren Ausgangspunkt für Erörterungen des Problems, als zahlreiche bedeutsame Äußerungen über die einschlägigen Fragen von ihm vorliegen. Sein persönliches Erleben ist nicht so sehr durch große Mannigfaltigkeit, wie durch eine ungewöhnliche Tiefe und innere Bewegtheit gekennzeichnet.

Die hohe Auffassung und vorurteilsfreie Denkweise, die er dem Problem gegenüber bezeigt, gibt eine ausgezeichnete Grundlage, um ebensowohl der idealen, wie der sinnlichen und generativen Seite gerecht zu werden.

Bei den engen Beziehungen Schleiermachers zur Romantik lag es nahe, auch die Auffassungen und Erlebnisse seiner romantischen Freunde vergleichsweise in die Untersuchung einzubeziehen. Daneben schien es wünschenswert, auch andere bedeutende Zeitgenossen jener Epoche, wie Goethe, Schopenhauer, W. v. Humboldt u. a., zu Worte kommen zu lassen und auf deren persönliche Schicksale zurückzugreifen. Schließlich drängte das Streben nach einer gründlichen Erfassung des vielseitigen Stoffes dazu, sich Autoren der neueren Zeit, wie Nietzsche, Maeterlinck, Oscar Ewald, J. M. Verweyen u.a., zuzuwenden.

Als besonders wertvolle Quelle diente mir eine von Pastor A. Saathoff in Göttingen dargebotene Zusammenstellung der Gedanken Schleiermachers »Über Freundschaft, Liebe und Ehe«, die als Buch im Verlag von Otto Hendel, Halle a.S., im Jahre 1909 erschienen ist.

Bonn, im März 1921.
Julius Steinberg.


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