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Anhang.

Major Barttelot's letzter Bericht über die Ereignisse in Jambuja.

Lager bei Jambuja, 4. Juni 1888.

Geehrter. Herr!

Ich habe die Ehre, Ihnen zu melden, daß wir im Begriff stehen, den Vormarsch anzutreten, wenn auch in weit geringerer Zahl, als ich ursprünglich beabsichtigt hatte. Tippu-Tib hat uns endlich, wenn auch mit großem Widerstreben, 400 Mann gegeben. Ferner habe ich von einem andern Araber, Namens Muini Somai, 30 weitere Träger erhalten. Wir werden nicht vor dem 9. Juni marschiren; unsere Truppe wird dann folgendermaßen zusammengesetzt sein: 22 Sudanesen mit 22 gezogenen Gewehren; 110 Sansibariten mit 110 gezogenen Gewehren und 90 Lasten; 403 Manjema mit 300 Musketen und 380 Lasten. Die Offiziere, welche den Marsch mitmachen, sind: Major Barttelot, Befehlshaber; J. S. Jameson, Nächstcommandirender; W. Bonny; Scheich Muini Somai, Befehlshaber der Manjema-Truppe.

Scheich Muini Somai ist ein Araber aus Kibonge, der sich freiwillig erboten hat, die Expedition unter meiner Führung als Befehlshaber des Eingeborenencontingents zu begleiten.

Am 8. Mai traf der belgische Dampfer » A. I. A.« mit Herrn van Kerckhoven, dem Befehlshaber von Bangala, hier ein und brachte die aus 30 Sansibariten und 4 Sudanesen bestehende Escorte Mr. Ward's mit. Ein Sudanese liegt in Bangala im Sterben.

11. Mai. Sie haben uns verlassen, um nach den Stanley-Fällen zu gehen.

14. Mai. Ich habe über Land die Reise nach den Stanley-Fällen angetreten und den Dampfer bei Jallasula am Kongo erreicht. Am 22. Mai setzte ich mit den Belgiern die Reise nach den Fällen fort.

Jameson und Tippu-Tib sind mit 400 Mann von Kasongo zurückgekehrt.

Jameson hat Ihnen aus Kasongo über die dortigen Verhandlungen geschrieben. Wie er mir bei seiner Ankunft mittheilte, hat Tippu-Tib ihm 800 Mann versprochen, aber kein schriftliches Uebereinkommen mit ihm treffen wollen.

23. Mai. Ich hatte eine Unterredung mit Tippu-Tib. Er erklärte mir im Laufe derselben, daß er mir nur 400 Mann überlassen könnte, von denen 300 Lasten von 40 und 100 Lasten von 20 Pfund tragen sollten. Er sagte, die Leute seien zur Stelle und zum Aufbruche bereit, sobald ich nur meine Lasten fertig hätte. Ich machte ihn auf das Versprechen aufmerksam, welches er Jameson in Kasongo gegeben hatte, allein er behauptete, es sei nie von 800, sondern nur von 400 Mann die Rede gewesen; es sei ihm ganz unmöglich, uns mehr Leute zu geben, da es ihm selbst in Kasongo und Njangwe daran fehle, weil er augenblicklich an so vielen Kriegen betheiligt sei, daß er das Land vollständig entblößt habe. Ich war gezwungen ihm nachzugeben, hoffte aber, daß es mir gelingen würde, weitere hundert Mann oder mehr in oder um Jambuja zusammenzubringen.

Tippu fragte mich dann, ob ich einen Hauptmann brauche, und behauptete, daß Mr. Stanley in dem frühem Abkommen gesagt habe, daß wenn ein solcher Hauptmann mitgenommen werde, er auch Bezahlung erhalten werde. Ich erwiderte: »Gewiß brauche ich einen Hauptmann.« Darauf stellte er mich dem Araber Muini Somai vor, der sich sofort zum Mitgehen bereit erklärte; die Bedingungen, welche ich mit ihm verabredete, sende ich Ihnen mit.

Am 30. Mai kehrte ich nach dem Lager von Jambuja zurück. Am 4. Juni trafen die Dampfer »Stanley« und » A. I. A.« ein, von denen der erstere belgische Offiziere für die Station an den Fällen, der letztere Tippu-Tib selbst mitbrachte. Am 5. Juni hatte ich nochmals mit Tippu-Tib eine Unterredung, bei welcher ich ihn fragte, wo die bereits geschickten 250 Mann seien. Er erwiderte, daß dieselben sich zerstreut hätten; er habe versucht, sie wieder zu sammeln, doch hätten sie infolge der von den Deserteuren verbreiteten ungünstigen Berichte sich geweigert mitzugehen, und da sie seine Unterthanen und keine Sklaven seien, so könne er sie nicht zwingen. Dies sei der Grund, weshalb er 400 vollständig frische Leute aus Kasongo für uns mitgebracht hätte.

Jedoch sagte Tippu-Tib, daß er mir weitere 30 von Muini Somai's Leuten überlassen könne, und da es mir so fürchterlich an Leuten mangelt, so erklärte ich mich damit einverstanden.

Muini Somai scheint ein williger Mann und ganz bereit zu sein, das Mögliche zu leisten. Er hat sich freiwillig zum Mitgehen erboten. Hoffentlich werden Sie seine Bezahlung nicht für zu hoch halten, doch wird uns damit eine ungeheuere Sorge wegen der Leute und der Sicherheit der Waaren abgenommen, da er für die Manjema und die von ihnen getragenen Lasten verantwortlich ist und deshalb den weißen Offizieren eine Menge Arbeit und Aufmerksamkeit erspart, die sie jetzt andern Dingen zuwenden können.

Die Lasten, welche wir nicht mitnehmen, sollen nach Bangala geschickt werden. Sie werden am 8. Juni mit dem » A. I. A.« oder dem »Stanley« verladen werden gegen eine von Herrn van Kerckhoven ausgestellte Empfangsbescheinigung, welche mit B. bezeichnet und Ihnen mit einem Instructionsschreiben für ihn und Herrn Ward zugeschickt ist. Vielleicht würden Sie die Freundlichkeit haben, Verfügung wegen der Lasten und der im März für den Transport Ward's angekauften beiden Kanoes, sowie wegen der von Herrn Ward selbst für die Expedition besorgten Vorräthe zu treffen, da es so gut wie gewiß ist, daß ich auf diesem Wege nicht zurückkehren und deshalb sie und ihn nicht weiter gebrauchen werde. Herr Troup, welcher sich in einem Zustande fürchterlicher Schwäche befindet und innerlich krank ist, kehrt auf seinen eigenen Wunsch nach Europa zurück. Die Bescheinigung des Herrn Bonny über seine Untauglichkeit, sein Gesuch, bezeichnet mit E. sowie Briefe an Herrn Fontaine bezüglich der Ueberfahrt u. s. w., bezeichnet mit F., lege ich bei. Ich habe ihm auf Kosten der Expedition freie Fahrt nach Europa gegeben, da ich sicher bin, daß dies Ihren und den Wünschen des Comité entspricht. Auch den Dolmetscher Assad Farran sende ich nach Hause; er war und ist vollständig nutzlos für mich. Seine Gesundheit ist nicht gut, und wenn ich ihn mitnähme, würde ich ihn schon nach wenigen Tagemärschen entweder tragen oder zurücklassen müssen, da es mir fürchterlich an Trägern mangelt. Ich habe ihn daher mit einem Zwischendecksfahrbillet nach Kairo zu schicken gewagt und bezüglich seiner an den Generalconsul daselbst geschrieben, dem ich auch eine Abschrift des Abkommens zwischen Assad Farran und mir über seine Heimreise, sowie die Papiere des Dolmetschers Alexander Hadad, der am 24. Juni 1887 gestorben ist, gesandt habe. Beide Schreiben sind mit G. bezeichnet. Da beide Dolmetscher, als sie sich im Februar 1887 zur Begleitung der Expedition bereit erklärten, keine Vereinbarung über Gehalt, Dienstzeit u. s. w. abgeschlossen haben, sind Sie vielleicht so freundlich, den betreffenden Behörden darüber Mittheilungen zu machen. Bei den englischen Truppen in Aegypten würden sie nicht mehr als 6 Pfd. St. monatlich und ihre Rationen erhalten haben, da beide als Dolmetscher von nur sehr geringem Werthe waren.

Ein sudanesischer Soldat, der ein krankes Bein hat, geht ebenfalls mit flußabwärts. Außerdem sind noch 4 weitere Sudanesen und 29 Sansibariten nicht im Stande, den Marsch mit uns anzutreten. Tippu-Tib hat sich freundlichst bereit erklärt, diese Leute auf dem besten Wege nach Sansibar zu befördern. Ich werde eine vollständige Liste derselben, ihres Lohnes u. s. w. an den Consul in Sansibar schicken, und habe ihn gebeten, die Sudanesen nach Aegypten weiter zu senden.

Meine Absichten beim Verlassen des Lagers gehen dahin, soviel wie möglich dieselbe Route zu verfolgen, die Mr. Stanley eingeschlagen hat. Sollte ich längs des Weges keine Nachrichten von ihm erhalten, dann werde ich bis nach Kavalli marschiren und darauf, falls ich auch dort noch nichts von ihm höre, nach Kibiro gehen. Wenn ich in Kavalli oder Kibiro seinen Aufenthalt erfahre, werde ich mich bemühen, ihn zu erreichen, gleichviel wie weit entfernt er sein mag. Sollte er sich in Schwierigkeiten befinden, so werde ich mein Aeußerstes thun, um ihn zu befreien. Falls ich weder in Kavalli noch in Kibiro Nachrichten von ihm zu erhalten vermag, werde ich nach Wadelai gehen, um von Emin Pascha, wenn derselbe noch dort sein sollte, zu erfahren, ob er irgendwelche Nachrichten von Mr. Stanley hat, sowie auch, was seine eigenen Absichten bezüglich des Bleibens oder Gehens sind. Wenn möglich werde ich ihn überreden, mit mir zu kommen und mich erforderlichenfalls bei der Aufsuchung Stanley's zu unterstützen. Sollte es aus irgendwelchen Gründen nicht nothwendig sein, noch weiter nach Mr. Stanley zu forschen, so werde ich mich und meine Colonne Emin zur Verfügung stellen, um ihm als Escorte zu dienen auf jeder am praktischsten erscheinenden Route, solange dieselbe nicht durch Uganda führt, weil die Manjema mich dort verlassen würden, da ich Tippu-Tib versprochen habe, sie nicht nach Uganda zu führen, sondern sie nach Erreichung meines Zwecks auf dem kürzesten und schnellsten Wege nach ihrem Lande zurückzubringen oder durch einen weißen Offizier begleiten zu lassen. Alles dies unter der Voraussetzung, daß Emin Pascha sich noch in Wadelai befindet und gewillt ist, es zu verlassen. Vielleicht fehlt es ihm nur an Munition, um allein den Abmarsch zu unternehmen, in welchem Falle ich aller Wahrscheinlichkeit nach in der Lage sein würde, ihn mit derselben zu versorgen; ich würde ihm dann drei Viertel meiner Sansibar-Truppe und meine beiden Offiziere mitgeben und selbst mit den übrigen Sansibariten die Manjema auf dem kürzesten Wege, nämlich über den Muta-Nsige, den Tanganika und Udjidji, nach dem Lande Tippu-Tib's und weiter nach der Küste begleiten. Dies ist auch die Route, welche ich einschlagen würde, falls es uns nicht gelingt, Stanley zu finden oder Emin Pascha zu entsetzen, wenn derselbe nicht in Wadelai ist oder es nicht zu verlassen wünscht.

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß wir uns die eifrigste Mühe geben werden, um das Unternehmen, zu welchem wir ausziehen, zu einem erfolgreichen zu machen, und ich hoffe, daß mein Verhalten die Billigung des Comité finden und daß letzteres jegliche Beurtheilung meiner Handlungen, in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, aufschieben möge, bis ich oder Jameson nach Hause zurückgekehrt sind.

Es sind über Mr. Stanley stets Gerüchte im Umlauf, die aber selten richtig sind. Ich kann nichts von ihm erfahren, obwol ich mir in dieser Beziehung die allergrößte Mühe gegeben habe. Nach meiner besten Ueberzeugung sowie nach Meinung der Araber hier und in Kasongo ist er nicht todt. Ich bin gezwungen gewesen, Mr. Stanley's Kisten zu öffnen, da ich alle seine Sachen nicht befördern kann, und ich kein anderes Mittel hatte, um den Inhalt festzustellen. Es sind ihm auch zwei Kisten Madeirawein geschickt worden; die eine sende ich zurück, die andere habe ich zur Hälfte an Troup gegeben und den Rest nehmen wir als medicinische Stärkung mit. Was Tippu-Tib betrifft, so habe ich weiter nichts zu sagen, als daß er uns sein Wort gebrochen hat; auf den Grund seiner ungehörigen Zögerung bei der Besorgung von Leuten, sowie der geringen Zahl von Trägern kann ich nur aus den naheliegenden Ereignissen und Verhältnissen schließen.

Ich halte es für meine dringende Pflicht, unser Unternehmen fortzusetzen, und werde in dieser Ansicht sowol durch Herrn Jameson, wie durch Herrn Bonny vollständig bestärkt. Noch länger zu warten, würde ebenso nutzlos wie strafbar sein, da Tippu-Tib nicht die entfernteste Absicht hat, uns noch weiter zu helfen, während der Rückzug feig und, wie ich mit Sicherheit annehme, vollständig gegen Ihre und die Wünsche des Comité sein würde.

Nach meiner Berechnung werde ich 3 bis 4 Monate brauchen, um die Seen zu erreichen, und weitere 7 oder 8, um an die Küste zu gelangen.

Sollten Sie der Ansicht sein und das Comité Ihnen beipflichten, daß der Betrag für Muini Somai zu hoch ist, und Sie ihn deshalb nicht bezahlen oder mir vielleicht nur einen Theil der Summe zu diesem Zwecke zur Verfügung stellen wollen, so sind Herr Jameson und ich vollständig bereit, den ganzen Betrag oder den verbleibenden Rest zu tragen, da Muini nur zu unserm Vortheil mitgeht, obwol man natürlich nicht vergessen darf, daß unser Zweck dahin geht, unsern Bestimmungsort mit so vielen Lasten wie möglich zu erreichen, und unsere individuelle Autorität über die Manjema ohne äußere Hülfe gleich Null sein würde. Sollten Sie einverstanden sein und mir den Betrag zur Verfügung stellen, so bitte ich Sie, das Nöthige zu veranlassen, eventuell für den Theilbetrag, da Muini bereits einen Vorschuß an Pulver, Stoffen, Perlen und Kauris im Werthe von 128 Pfd. St. erhalten hat. Im Falle Sie das Geld nicht bewilligen oder nur einen Theil desselben bezahlen wollen, bitte ich Sir Walter Barttelot, unter der Adresse des Carlton-Club, Mittheilung zu machen. Ich bemerke dies, weil der Betrag nothwendig zur Stelle sein muß, wenn wir ihn gebrauchen, da die Araber und Orientalen es bei Geldgeschäften höchst genau nehmen.

Mit großem Vergnügen bemerke ich, daß ich bei allen Beamten des Freistaates, mit denen ich in Berührung gekommen bin oder von denen ich mir Hülfe erbeten habe, ein sehr bereitwilliges Entgegenkommen gefunden habe, was mich aufs höchste befriedigt hat; insbesondere möchte ich die Befehlshaber von Bangala, Kapitän van Kerckhoven, und von Stanley-Pool, Lieutenant Liebrechts, erwähnen, welche hoffentlich die verdiente Belohnung und Anerkennung erhalten werden.

6. Juni. Heute Morgen ließ Tippu-Tib mich rufen und fragte, ob ich glaube, daß er sein Geld für die Leute bekommen werde. Ich erwiderte, ich könne ihm in dieser Beziehung keine Sicherheit geben. Darauf sagte er, er müsse eine Garantie haben, die ich und Jameson ihm dann auch gegeben haben; die Bedingungen und den Garantieschein lege ich bei. Die sämmtlichen Empfangsbescheinigungen, Contracte u. s. w., welche zwischen Arabern und mir abgeschlossen und von ihnen unterzeichnet sind, habe ich an Mr. Holmwood gesandt, während Sie die Abschriften derselben erhalten.

8. Juni. Heute Morgen ließ ich die Lasten für die Leute Tippu-Tib's und Muini Somai's aufstapeln und Tippu-Tib kam selbst herbei, um sich dieselben vor der Verabfolgung anzusehen. Er hatte jedoch Ausstellungen an denselben zu machen und behauptete, die Lasten, deren schwerste 20 kg wog, seien zu schwer, seine Leute könnten sie nicht tragen. Zwei Tage vorher hatte er bei ganz denselben Lasten, die er heute ablehnte, das Gewicht gebilligt. Ich wies darauf hin, daß er ebenso gut wie ich die Schwierigkeit kenne, eine Traglast anders als in einen Ballen zu packen, sowie das Gewicht genau zu treffen, und daß die Lasten, welche seine eigenen Leute trügen, das vorgeschriebene Gewicht von 27 kg bei weitem überstiegen. Wir hatten morgen aufbrechen wollen; jetzt werden wir nicht vor dem 11. oder 12. Juni abmarschiren können, da ich alle seine Lasten genau auf das Gewicht von 40 Pfund zu bringen beabsichtige. Das ist zum Theil unsere eigene Schuld, da wir genauer hätten verfahren sollen, um das richtige Gewicht zu bekommen. Im Durchschnitt betrug das Uebergewicht etwa 2 Pfund, doch blieben manche Lasten auch um 2 Pfund unter dem festgesetzten Satze. Es ist jedoch nicht das Gewicht der Lasten, welches er verwirft, in Wirklichkeit möchte er mit der ganzen Geschichte nichts zu thun haben. Er ist zu dem Unternehmen durch die von Mr. Holmwood empfangenen Briefe gegen seinen und noch mehr gegen den Willen seiner arabischen Genossen fast gezwungen worden, und das Geschäft hat in ihm, der vom höchsten Streben und Ehrgeiz erfüllt ist, einen gründlichen Widerwillen hervorgerufen, den selbst seine angebliche Freundschaft für Stanley nicht zu besiegen vermag. Die Behandlung, die er uns an diesem Morgen zutheil werden ließ, hat dies deutlich gezeigt. Sollte er indeß nicht seinem Contracte gemäß handeln, so wird dies hoffentlich, wenn der Tag der Abrechnung kommt, ernstlich berücksichtigt werden. Er hält uns augenblicklich in festen Banden, doch wird das nicht immer so bleiben.

An unserm Wege bis etwa einen Monatsmarsch vom Albert-Njansa liegen viele arabische Niederlassungen, doch ist die Entfernung zwischen einigen derselben eine schlimme und die Bewohner sind kriegerisch. Wo sich nur eine Gelegenheit bietet, werde ich Träger miethen, wenn nicht für die ganze Zeit, so doch jedenfalls von Station zu Station, denn selbstverständlich muß auf Todesfälle, Krankheiten und Desertion Rücksicht genommen werden und ich muß meine Lasten möglichst unberührt nach ihrem Bestimmungsorte bringen.

Dann wird Muini Somai sich als sehr nützlich erweisen. Wir scheinen für seine Dienste einen hohen Preis bezahlt zu haben, allein er ist ein großer Araber und im Verhältniß zu seiner Größe steht auch sein Einfluß auf die Manjema, um sie zusammenzuhalten und an Desertionen, Diebstählen u. s. w. zu verhindern. Ein unbedeutenderer Araber würde billiger gewesen sein, aber derselbe würde auch weniger Einfluß gehabt haben und die Zahl unserer Lasten würde allmählich geringer geworden sein, und da Lasten Gesundheit, Leben und Erfolg bedeuten, so kann der bezahlte Preis nicht als zu hoch erachtet werden. Wir tragen leichte Lasten und beabsichtigen, anfänglich sehr bequeme Märsche zu machen und erst dann rascher vorzudringen, wenn wir das offene Land in der Nähe von Uganda erreicht haben.

Wir wogen sämmtliche Lasten vor den Augen eines Aufsehers von Tippu-Tib, der mehrere derselben, die am Morgen abgelehnt waren, durchpassiren ließ, ein vollgültiger Beweis dafür, daß Tippu-Tib aus irgendwelchen Gründen uns hier aufzuhalten wünscht, wenn ich auch nicht sagen kann, zu welchem Zwecke.

9. Juni. Wir werden bequem im Stande sein, am 11. aufzubrechen, leider muß ich aber bemerken, daß unser Verlust an Munition durch die Erleichterung der Lasten – denn die Araber hatten ihr Augenmerk hauptsächlich auf Munition gerichtet – ein ziemlich bedeutender ist.

Sowol der » A. I. A.«, als auch der »Stanley« sind heute Morgen nach den Stanley-Fällen abgefahren, doch sind Tippu-Tib und sein belgischer Secretär, sowie vier Schiffszimmerleute zurückgeblieben, welche Kapitän van Gèle und Herr van Kerckhoven uns zur Verfügung gestellt haben. Die Belgier haben mit sehr großer Liebenswürdigkeit gegen uns gehandelt und uns außerordentlich auf unserm Wege weiter geholfen.

Ehe ich schließe, möchte ich noch hinzufügen, daß die Dienste des Herrn I. S. Jameson für mich von unschätzbarem Werthe gewesen sind, noch jetzt sind und sein werden. Während seiner ganzen Dienstzeit bei mir habe ich noch nie ein Wort der Beschwerde von ihm gehört. Seine Behendigkeit, Tüchtigkeit und Bereitwilligkeit bei der Arbeit sind unbegrenzt, während sein Frohsinn und sein freundlicher Charakter ihn Allen theuer gemacht haben. Ich habe Ward Weisungen ertheilt für den Fall, daß Sie mir irgendein Telegramm schicken sollten, und Tippu-Tib hat mir versprochen, wenn es nöthig sein sollte, mir einen Boten nachzusenden, vorausgesetzt, daß ich nicht schon über einen Monat auf dem Marsche bin.

Tippu-Tib wartet hier, um mich aufbrechen zu sehen.

Ich melde Ihnen meinen Abmarsch telegraphisch und werde mich bemühen, Ihnen, sobald sich eine Gelegenheit bietet, durch den Freistaat Nachricht zu geben. Es würde mich indeß keineswegs überraschen, wenn die Kongo-Route später blokirt sein sollte.

Eine Abschrift des Briefes von Mr. Holmwood habe ich Ihnen nicht gesandt, weil das Schreiben nicht officiell ist; von allen andern Briefen habe ich Copien geschickt. Ich glaube Ihnen jetzt alles mitgetheilt zu haben, worüber ich schreiben kann; über viele Dinge möchte ich mündlich mit Ihnen sprechen, was ohne Zweifel auch geschehen wird, falls es mir gestattet sein sollte, in die Heimat zurückzukehren.

Unsere Munition für die Remingtongewehre ist folgende: Büchsen 128, Reservepatronen pro Büchse 279; ausgetheilte Patronen pro Büchse 20 = 35 580.

10. Juni. Die Lasten sind gewogen und ausgetheilt, den Manjema-Leuten sind Pulver und Zündhütchen verabfolgt und alles ist zum Aufbruch bereit, der morgen früh erfolgen wird. Ich habe Ihnen alles mitgetheilt, was ich jetzt weiß, möchte zum Schluß aber nochmals bemerken, daß Tippu-Tib uns sein Wort und seinen Contract gebrochen hat. Muini Somai scheint es meiner Ansicht nach aber ernstlich zu meinen, und ich hoffe deshalb, daß alles gut gehen wird.

Ich habe die Ehre u. s. w.
Edmund M. Barttelot, Major.

Herrn William Mackinnon,
Präsident des Emin Pascha-Entsatz-Comité.


Abschrift des Tagebuches der Nachhut. Dieses Tagebuch wird sich anfänglich vielleicht nicht sehr lebendig lesen, bald aber größeres Interesse in Anspruch nehmen und dem Leser, der unsere Sorgen um das Schicksal der Nachhut getheilt hat, eine lohnende Lektüre bieten. H. M. S.

11. Juni 1888. Verließen Jambuja um 7 Uhr vormittags. Anfänglich herrschte einige Aufregung, es wurden Gewehre abgeschossen u. s. w., doch machten wir dem bald ein Ende. Die Sansibariten-Compagnie trat den Marsch an, Jameson war bei der Vorhut, Bonny beim Centrum, Major Barttelot beim Nachtrab. Das Manjema-Contingent unter Muini Somai brach erst später auf, holte die Sansibar-Compagnie aber bald wieder ein. Um Mittag erreichte die Nachhut das Lager bei dem Batuka-Dorfe Sudi. Ein Kranker wurde unterwegs zurückgelassen, fand aber später den Weg nach dem Lager. Alle Lasten sind richtig.

Die Nachhut verließ Jambuja in folgender Stärke:

Tabelle

Zurückgelegte Distanz etwa 8 km.

Die Straße war ziemlich gut und führte durch Dickicht und Pflanzungen; die besten Wege sind die Flüsse.

Hauptrichtung Südost.

E. M. B.

 

23. Juni. Warteten im Lager auf die Ankunft einer Recognoscirungsabtheilung, welche um 3 Uhr nachmittags zurückkehrte, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Major Barttelot machte sich auf, um den Weg zu untersuchen, und verfolgte denselben 8 km weit nach Nordost. Saudi, der Diener des Majors Barttelot, desertirte mit seinem Revolver, Gürtel und 85 Patronen, weil der Major, der ohne Zweifel gereizt worden war, ihn geprügelt hatte. Infolge dessen wurden allen Sansibariten die Gewehre abgenommen. Major Barttelot wird sich morgen nach den Stanley-Fällen begeben, um mit Tippu-Tib wegen der Deserteure zu sprechen und wenn möglich neue Leute zu bekommen und die Lasten und Gewehre zurückzuerhalten. Er wird an Jameson ein Schreiben schicken, daß er hierher kommen und so viele Manjema wie möglich mitbringen soll, um die Munition und Gewehre zu tragen, sowie die Sansibariten nach der Station Abdallah Karoni's (Banalja) zu begleiten, wo dieselben auf die Ankunft des Majors Barttelot zu warten haben. Major Barttelot und Bonny sind beide der Ansicht, daß dies der am besten auszuführende Plan ist, denn wenn die Desertionen noch viel länger dauern, wird keine Last mehr übrigbleiben. Den Sansibariten ist in jeder Weise die größte Freundlichkeit gezeigt worden und die Märsche waren allgemein kurz.

Wetter schön, abends Regenschauer.

E. M. B.

 

24. Juni. Major Barttelot ist heute Morgen mit 14 Sansibariten und 3 Sudanesen nebst Dienern nach den Stanley-Fällen aufgebrochen. Der Sansibarite Kutschu, der davongelaufen war, als er den Befehl erhielt, den Major zu begleiten, kehrte um 8 Uhr morgens zurück. Er wurde gefesselt und in den Wachtraum gebracht.

Abschrift der Ordres für Herrn Bonny, 23. Juni 1888.

I. Sie übernehmen den Befehl über das Lager und bleiben, bis Herr Jameson eintrifft.

II. Sie geben besondere Obacht auf alle Gewehre und die Munition der Sansibariten.

III. Wenn marschirt wird, achten Sie darauf, daß alle Lasten sowie Munition unter Escorte von Sudanesen sind.

IV. Jeder Versuch der Meuterei wird mit dem Tode bestraft.

V. Sie suchen sich über Ihren Aufenthaltsort zu informiren.

VI. Sie übergeben Herrn Jameson nach dessen Ankunft den Befehl und marschiren nicht weiter als bis zum Dorfe Abdallah Karoni's (Banalja).

Edmund M. Barttelot.

 

Sie behalten den Befehl über die Sansibariten wie bisher.

Einen an den Pocken Erkrankten habe ich eine Strecke vom Lager entfernen lassen.

Wetter schön.

W. Bonny, z. Z. Befehlshaber.

 

Schreiben von Herrn Jameson.

Mein lieber Bonny! Ich bin soeben hier angekommen. Ich glaube, es ist dies Nassur den Saifi, wo ich Kutschu und Soldaten mit Sklaven getroffen habe. Sie sagten mir, der Major sei vor vier Tagen nach den Stanley-Fällen gegangen. Ich begreife nicht, wie wir uns verpassen konnten. Ich habe 16 Gewehre und 2 Mann gefangen genommen, aber nur einen Theil von zwei Lasten zurückerhalten. Keine Arznei. Ich werde morgen so früh wie möglich zu Ihrem Lager kommen.

Der Ihrige u. s. w.
J. S. Jameson.

Herrn W. Bonny, Befehlshaber.

 

2. Juli. Brachen um 7 Uhr vormittags auf und marschirten bis Mittag. Lagerten uns in einem Dorfe Namens Mkwagodi, vom Stamme der Baburu. Hauptrichtung Nordost, Distanz etwa 12 km, Weg schlecht, durch viele Sümpfe und alte Pflanzungen führend. Keine Desertionen unterwegs oder gestern Abend im Lager. Fand hier einige von Tippu-Tib's Leuten, welche sich bereit erklärt haben, einen Brief nach den Stanley-Fällen mitzunehmen. Sie wußten einen Weg nach dem Kongo, der in vier Tagmärschen zurückgelegt werden könne. Der Aruwimi ist etwa drei Stunden von diesem Lager entfernt. Tippu-Tib's Leute behaupten, die Station Abdallah Karoni's sei nur drei Tagemärsche von hier entfernt und die Zeichen an den Bäumen jenseit des Ortes seien stets sichtbar.

Wetter schön.

J. S. J.

 

6 Uhr nachmittags. Bonny berichtet, daß zwei Sansibariten nicht angekommen seien; beide besaßen Gewehre und der eine war mit loser Munition beladen.

 

3. Juli. Kehrte nach dem Udjeli-Lager zurück, um Extralasten zu holen, und kam um 1 Uhr nachmittags an. Muini Somai meldete, daß Briefe eingetroffen seien, und behauptete, daß die ganze Colonne nach den Stanley-Fällen zurückkehren solle. Erhielt zwei Briefe von Major Barttelot, datirt 25. Juni, dahin lautend, daß wir so rasch wie möglich nach Banalja marschiren sollten. Muini Somai sagte mir, er habe die Nachricht in einem Briefe von Sala Sala erhalten; das Schreiben sei ihm von Boten überbracht worden, und nach Empfang desselben habe er hingeschickt, um die von dem Dorfe Nassur den Saifi nach hier unterwegs befindlichen Leute und Lasten aufzuhalten. Ich erwiderte ihm, der Befehl des Majors sei noch immer, nach Banalja zu gehen, worauf er Boten abschickte, um den Leuten zu sagen, daß sie den Marsch fortsetzen sollten. Er meldet viele Fälle von Pocken und andern Krankheiten, daß etwa 60 Mann untauglich und 7 von seinen Leuten desertirt seien. Traf gestern Abend die beiden als vermißt gemeldeten Leute. Beide waren krank und hatten in einem benachbarten Dorfe geschlafen.

Wetter schön.

J. S. J.

 

4. Juli. Sagte Muini Somai, mein letzter Befehl an ihn sei, die gesammte Truppe sofort zu sammeln und mit aller Eile zu meinem Lager zu kommen. Er versprach am nächsten Tage aufzubrechen. Bald nachdem wir den Marsch angetreten hatten, fiel der Regen in Strömen, doch marschirten wir rasch weiter und erreichten gegen Mittag Mpungu. Alsdann klärte es sich auf und das Wetter blieb während des übrigen Tages gut. Heftiger Regen bis Mittag.

Doppelte Lasten wurden bemerkenswerth gut getragen.

J. S. J.

 

5. Juli. Erreichten gegen Mittag das Lager Bonny's bei Mkwagodi. Die Sümpfe waren nach dem Regen sehr schlimm. Er berichtet, daß während meiner Abwesenheit alles ruhig gewesen sei. Ein Sansibarite ist gestorben. Meine Briefe sind am 3. ds. gegen 9 Uhr vormittags nach den Stanley-Fällen abgegangen. Tippu-Tib's Leute brachten einige Hühner zum Verkaufe mit.

Wetter schön.

J. S. J.

 

6. Juli. Mit dem Befehle, die Escorte der Sudanesen und die Träger zurückzusenden, um morgen Extralasten zu befördern, schickte ich Bonny voraus nach dem nächsten Dorfe, das, wie ich höre, groß und einen bequemen Marsch entfernt sein soll. Da dies ein sehr kleines Dorf ist ohne genügenden Raum für unsere Colonne, beschloß ich seine Ankunft im nächsten Orte zu erwarten. Bonny's Leute kehrten gegen 2 Uhr nachmittags zurück. Eine sudanesische Schildwache wurde heute Morgen durchgepeitscht, weil sie in letzter Nacht auf dem Posten geschlafen hatte.

J. S. J.

 

7. Juli. Beförderte alle Extralasten nach Sipula, etwa 24 km. Der Weg war schlecht und ging über viele gestürzte Bäume, der Maniok war sehr dicht. Bonny meldet, daß der sansibaritische Träger unserer Proviantkiste auf dem Wege zurückgeblieben sei und die Kiste erbrochen habe. Der Mann wurde auf der That ertappt; es fehlte eine Büchse mit Pökelfleisch und eine Büchse mit Milch; eine angebrochene Büchse mit Cacao war noch in der Kiste. Der Mann erklärte sich freiwillig bereit, uns zu zeigen, wo die vermißten Gegenstände seien; sandte ihn mit einigen Sudanesen zurück, welche beide Büchsen geöffnet mitbrachten. Die Kiste Dr. Parke's fiel gestern beim Transport hin und sprang auf; sie ist dermaßen beschädigt, daß sie nicht reparirt werden kann. Die Kleidungsstücke verpackte ich in die Untergewicht habenden Säcke der Herren Stairs und Nelson; die Kugeln und Patronenkistchen mußte ich fortwerfen, weil es uns an Trägern mangelt. Sammelte alle den Sansibariten ausgetheilte Patronen und werde sie als Lasten tragen lassen, da ich Bonny nach Banalja vorauszuschicken beabsichtige. Der Weg ist völlig sicher und auf dem ganzen Wege sind Lebensmittel zu erhalten. Unter den Manjema grassiren die Pocken; ich möchte gern verhindern, daß sie sich auch unter unfern Leuten ausbreiten. Banalja ist vier bequeme Tagemärsche von hier entfernt und Bonny wird Führer haben, um ihm den Weg zu zeigen. Ich habe zu Muini Somai gesandt, damit derselbe zu mir stößt.

Wetter schön.

J. S. J.

 

8. Juli. Bonny ist von hier nach Banalja aufgebrochen und Muini Somai mit fast allen Manjema hier eingetroffen. Muini Somai sagt mir, er habe ein zweites Schreiben von Sala bekommen, wonach seine ganze Truppe nach den Stanley-Fällen zurückkehren solle. Bei weiterer Nachfrage finde ich, daß Sala die Nachricht folgendermaßen erhalten hat: Leute von Selim den Mohammed, welche nach der Ankunft des Dampfers in Jambuja von den Stanley-Fällen zurückkehrten, haben das Gerücht unter den Leuten verbreitet, die es Sala's Begleitern mitgetheilt haben.

J. S. J.

9. Juli. Gestern Abend begannen wie auf ein gegebenes Zeichen fast alle Leute im Lager ihre Gewehre abzuschießen; mehrere Schüsse fielen direct neben meinem Zelte. Ich sprang aus dem Bette, schickte nach Muini Somai, ergriff meine Büchse und sagte ihm vor sämmtlichen Leuten, daß ich den ersten, der in der Nähe meines Zeltes schösse, niederstrecken würde. Darauf wurde nicht mehr geschossen.

Heute gegen Mittag kamen mehrere von Bonny's Leuten ins Lager und erzählten, er habe den Weg verloren. Brach nach Bonny's Lager auf und traf unterwegs Boten von ihm mit einem Schreiben. Er meldet mir, die Führer hätten ihn gestern vollständig falsch geführt und seien dann fortgelaufen. Später gerieth er zu weit nördlich, bis in Sicht des Aruwimi. Er hat sich in einem Dorfe etwa eine halbe Stunde von hier gelagert. Ging mit ihm den Weg entlang und fand, daß der Pfad nach Osten, den er verfehlt hatte, gut gekennzeichnet war. Traf gegen Dunkelwerden wieder im Lager ein.

Wetter ziemlich gut. Bonny meldet, daß eine Ziege vermißt wird.

J. S. J.

 

10.Juli. Brach bald nach Tagesanbruch auf und schloß mich Bonny an. Marschirte an der Spitze weiter auf einem Wege mit im allgemeinen südöstlicher Richtung, den er, wie ich fand, gestern auch verfolgt hatte. Hatte gerade beschlossen, nach der Stelle zu gehen, wo er gelagert gewesen war, als Araber aus Banalja eintrafen. Der Anführer sagte mir, er habe die Zündhütchen von den Stanley-Fällen nach Banalja gebracht und auch vier Briefe befördert. Er übergab mir drei Deserteure von der Colonne Stanley's, Musa Wadi Kambo, Rehani Wadi Mabruki und Djuma Wadi Tschandi. Diese drei Leute desertirten von der Vorhut am oder gegen den 28. August halbwegs zwischen Jambuja und dem Albert-Njansa. H. M. S. Sie erklären alle drei, sie seien nicht von Stanley desertirt, sondern krank am Wege zurückgeblieben. Sie sagen, sie gehören zur Compagnie Stairs'. Ich ließ die Araber uns auf den richtigen Weg führen, und sie brachten uns gerade nach demselben Dorfe in der Nähe des Aruwimi, in welchem Bonny und seine Leute vorgestern geschlafen hatten und von wo sie zurückgekehrt waren. Er lagert sich dort nochmals und geht morgen früh weiter. Abdallah Karoni übergab mir 40 000 Zündhütchen, für welche an Tippu-Tib 48 Pfd. St. zu bezahlen sind.

Wetter schön.

J. S. J.

 

11. Juli. Muini Somai theilte mir heute mit, er könne nicht vor übermorgen nach Banalja aufbrechen. Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß jeder auf dem Wege verlorene Tag ein Tag weniger Aufenthalt in Banalja sei; Major Barttelot erwarte von uns, daß wir bei seiner Ankunft marschbereit seien. Er hat nicht die geringste Gewalt über die andern Anführer.

Nachmittags anhaltender heftiger Regen.

J. S. J.

 

12. Juli. Muini Somai bat um Zündhütchen, um sie unter seine Leute zu vertheilen, doch sagte ich ihm, er solle sich an Major Barttelot wenden, sobald derselbe angekommen sei. Er brachte dann eine andere Entschuldigung vor, weshalb er morgen nicht aufbrechen könnte; er möchte nicht gern den weißen Mann zurücklassen, worauf ich ihm sagte, das sei meine und nicht seine Sache; alles, Leute und Lasten, müßten morgen fort von diesem Ort.

Wetter bewölkt, aber schön.

J. S. J.

 

13. Juli. Muini Somai und die Manjema brachen heute nach Banalja auf. Ein kranker Anführer geht mit einigen Leuten langsam weiter. Mehrere an den Pocken im Sterben liegende Manjema sind im Dorfe zurückgeblieben. Der Gestank um dasselbe ist fürchterlich, doch sind alle Dörfer in der Nähe von hier in ähnlichem Zustande.

Wetter schön.

J. S. J.

 

14. Juli. Schickte nach den Leuten Tippu-Tib's aus Mampuja und sagte ihnen, wir würden einige Tage hier bleiben. Sie haben noch keine Nachricht, ob Major Barttelot mit seinen Leuten schon unterwegs ist.

Schwerer Regen den ganzen Nachmittag.

J. S. J.

 

15. Juli. Wir warten noch in Sipula auf die Rückkehr der Leute von Banalja.

J. S. J.

 

16. Juli. Tippu-Tib's Leute kamen von Mampuja und brachten Bananen zum Verkaufe mit. Kaufte einige für die Kranken. Begreife nicht die Nichtankunft der Leute von Banalja.

J. S. J.

 

17. Juli. Heute kam Njombi, Tippu-Tib's Anführer in Mampuja, ins Lager und meldete die Rückkehr der Leute, welche die Briefe nach den Stanley-Fällen gebracht haben. Er hatte Major Barttelot gesehen, der auf einem nähern Wege nach Banalja ging, und sagte, der Major würde heute dort sein. Noch immer kein Zeichen von den Leuten von Banalja, um die Extralasten zu befördern. Sie sind jetzt volle zwei Tage im Rückstände.

Wetter schön.

J. S. J.

 

18. Juli. Die Leute von Banalja trafen zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags ein. Sagte ihnen, sie sollten sofort Bananen und Maniok sammeln, da wir morgen marschiren wollten. Viel Murren.

Erhielt folgendes Schreiben von Bonny:

Abdulla's Lager (Banalja), 15. Juli 1888.

Mein lieber Jameson! Ich traf heute Vormittag um 10 Uhr hier ein. Die Sansibariten kannten den Weg nicht gut und ich mußte mich fast auf der ganzen Strecke an der Spitze halten. Wenn Sie in meinem ersten Lager am Flußufer eintreffen, thun Sie am besten, Maniok auf drei Tage zu sammeln, da Sie drei Tage lang nichts finden. Der Sudanese, der die Aufsicht über den Sansibar-Gefangenen führte, ließ ihn am zweiten Tage meines Marsches entspringen. Sie werden den entsprungenen Gefangenen vielleicht sehen. Ich habe den Sudanesen in Eisen gelegt, um ihn morgen früh um 6 Uhr zu Ihnen zurückzuschicken. (Hier folgt eine Liste.) Insgesammt 23 Mann. Die uns begleitenden Manjema haben uns am Morgen des zweiten Tages auf einem falschen Pfade verlassen. Die richtige Straße war an mehrern Stellen blokirt. Ich habe unterwegs keinen Eingeborenen gesehen, obwohl ich überzeugt bin, daß sie sich um die zurückbleibenden Leute bekümmern. Am vierten Tage meines Marsches desertirte Feradji Wadi Said und warf seine Last am Wege fort; wie ich höre, fehlt auch der kranke Selangi. Die Lasten sind richtig.

Der Ihrige u. s. w.
William Bonny.

Wetter schön.

J. S. J.

 

19. Juli. Brachen um 7 Uhr früh auf und marschirten bis zu Bonny's erstem Lager. Die Entfernung vom Aruwimi beträgt 8-9 km; die allgemeine Richtung ist Nordost. Passirten 5 Dörfer und zwei Flüsse. Der Weg war im allgemeinen gut und führte durch alte theilweis vom Walde unterbrochene Maniokpflanzungen. Machten halt, um die Leute Maniok sammeln zu lassen.

Gewitterdrohend, aber schön.

J. S. J.

 

20. Juli. Verließen das Lager etwas vor 7 Uhr früh und erreichten Bonny's Lager am Ufer des Aruwimi um 11 Uhr. Die Entfernung beträgt zwischen 8 und 10 km; die allgemeine Richtung war Ost. Der Weg war schlecht, führte am Ufer des Flusses entlang und kreuzte alle tiefen Lichtungen mit schlammigen Einbuchtungen des Flusses in dieselben. Der letzte Theil des Marsches ging über die Standplätze ehemaliger sehr großer Dörfer. Die Eingeborenen lebten sämmtlich am andern Ufer. Sehr große Pflanzungen von Maniok und Bananen.

Wetter schön.

J. S. J.

21. Juli. Als wir heute Morgen zum Aufbruch fast fertig waren, trat ein schwerer Regenschauer ein, weshalb ich das Zelt stehen ließ. Es klärte sich jedoch bald darauf auf, doch begann es, nachdem wir uns in Bewegung gesetzt hatten, nochmals zu regnen und regnete beständig weiter, bis wir das erste Lager Bonny's im Walde erreichten, wo wir halt machten. Als wir noch etwa 1½ km vom Lager entfernt waren, begegneten uns Boten von Bonny, welche mir einen Brief überbrachten; während ich ihn öffnete, hörte ich, daß einige von den Leuten sagten, Major Barttelot sei todt. Dies war nur allzu wahr, da der Brief die traurige Nachricht enthielt, daß er früh am Morgen des 19. in Banalja erschossen worden sei; ferner enthielt das Schreiben die Mittheilung, daß Muini Somai mit allen Manjema fortgegangen sei.

Das Schreiben Bonny's lautete:

19. Juli 1888.

Mein lieber Jameson! Major Barttelot ist heute Morgen in der Frühe erschossen worden. Die Manjema, Muini Somai und Abdallah Karoni sind alle fort. Ich habe durch Herrn Baert an Tippu-Tib geschrieben.

Eilen Sie weiter.

Der Ihrige
Bonny.

J. S. J.

 

22. Juli. Nachdem wir alle Lasten zum Aufbruch bereit gemacht hatten, setzten wir uns etwa eine Stunde nach Tagesanbruch in Bewegung und trafen eine Stunde vor Sonnenuntergang in Banalja ein, ein langer Marsch auf einem der schlechtesten Wege in dieser Gegend. Fand bei der Ankunft, daß alles ruhig war und Bonny gethan hatte, was unter den Verhältnissen gethan werden konnte. Er hatte etwa 300 der von den Manjema getragenen Lasten wiedererlangt, und es war ihm auch gelungen, die in der Nähe des Lagers Gebliebenen zu beruhigen. Muini Somai hatte am Morgen des 19., ohne jemand ein Wort zu sagen, halt gemacht, und war nach den Stanley-Fällen gegangen. Die andern Anführer unter ihm haben, mit Ausnahme von zweien oder dreien, die im Lager außerhalb des Dorfes sind, sich in einiger Entfernung im Busch gelagert. Major Barttelot wurde am 19. beerdigt. Bonny gibt später einen vollständigen Bericht über die Vorfälle bei seinem Tode.

J. S. J.

 

23. Juli. Nahmen ein Inventar der Effecten des Majors Barttelot auf und packten alle Artikel ein, deren Heimsendung uns nothwendig erschien. Ein vollständiger Bericht über alles wird an Sir Walter Barttelot geschickt. Boten eine Belohnung aus für die Ergreifung des Mannes, welcher Major Barttelot erschossen hat.

J. S. J.

 

24. Juli. Stellten eine Liste auf von allen wiedererlangten Lasten. Der größte Theil der Manjema-Anführer ist ins Lager zurückgekehrt; von ihnen erhielten wir folgende Mittheilung:

Es sind noch 193 Manjema-Träger in der Nachbarschaft gelagert; Muini Somai, 6 Anführer und Sanga, der den Major Barttelot erschossen hat, befinden sich sämmtlich an den Stanley-Fällen. Auf meinem Marsche nach den Stanley-Fällen werde ich noch mehr Anführer treffen, die mir Nachricht über ihre Lasten und Leute geben werden. Ich sagte ihnen dann, ich würde morgen nach den Stanley-Fällen gehen, um Tippu-Tib zu sprechen und zu versuchen, solche Arrangements zu treffen, daß wir den Marsch noch fortsetzen könnten; ich würde nicht lange fortbleiben und sie bei der Rückkehr wissen lassen, ob es noch weiter vorwärts ginge oder nicht. Ich sagte ihnen ferner, ich wünschte, daß sie ruhig in dem Lager, das sie sich in der Nachbarschaft ausgewählt hätten, bleiben möchten, aber nicht in diesem Dorfe, damit bis zu meiner Rückkehr keine weitern Unruhen in Aussicht ständen. Sie erklärten sich damit vollständig einverstanden. Wir haben 298½ Lasten wiederbekommen, und es fehlen uns jetzt noch 47½ Lasten.

Hatte vor unserm Abmarsche von Jambuja dem Major Barttelot Briefe übergeben, die vermißt wurden, von zwei Offizieren der Expedition aber aufgefunden wurden. Hatte geglaubt, daß einer seiner Leute (Hamed ben Daud), der ihm auf dem Rückwege von den Stanley-Fällen desertirt war, sie mitgenommen hätte.

J. S. J.

 

Mr. Bonny's Tagebuch.

11. Juli. Brach zeitig das Lager ab und marschirte am Ufer des Aruwimi entlang. Ich entdeckte bald, weshalb Stanley diesen Weg nicht eingeschlagen hatte. Jedes Dorf war niedergebrannt und alles zerstört. Elefanten sind sehr zahlreich hier. Machten neue Wege und zerstörten die alten, jedoch kam ich nach einstündigem Marsche an den Pfad Stanley's.

Wm. Bonny, Befehlshaber der Vorhut.

 

12. Juli. Machte einen langen Marsch und nahm Maniok auf drei Tage mit, um den Wald passiren zu können. Die Araber, welche zu den Sansibariten gestoßen waren, desertirten, nachdem sie uns eine Stunde einen falschen Weg geführt und den richtigen an mehrern Stellen versperrt hatten. Fand den richtigen Weg wieder und setzte den Marsch bis Mittag fort.

Wm. Bonny, Befehlshaber der Vorhut.

 

15. Juli. Traf nach einem Marsche von 4 Tagen 4 Stunden von dem Punkte, wo ich Jameson zuletzt sah, gegen 10 Uhr vormittags in Banalja ein. Am 13. und 14. ds. hat sich nichts Erwähnenswerthes ereignet. Abdulla, der Häuptling dieses Dorfes, behandelte mich sehr freundlich, gab mir ein großes Haus, Reis, Fische und Bananen und fragte mich, ob ich Sklaven kaufen wollte. Im Lager alles ruhig.

William Bonny, Befehlshaber der Vorhut.

 

16. Juli. Heute trafen einige von den Manjema Muini Somai's ein.

Wm. Bonny, Befehlshaber der Vorhut.

Die Bemerkungen über die Tage des 17., 18. und 19. Juli sind bereits in dem 20. Kapitel: »Die traurige Geschichte der Nachhut«, mitgetheilt worden.

H. M. S.

 

20. Juli. Sandte hinaus zu den Anführern, um mehr Lasten zurückzuerhalten. Es fehlen mir, wie ich finde, folgende Lasten: 8 Säcke Perlen, 3¾ Messingdraht, 10 Säcke Taschentücher, 9 Ballen Sansibar-Stoffe, 5 Lasten Pulver, 10 Säcke Reis, 1 Sack Kauris, zusammen 47 Lasten.

Der Mann, der den Major erschoß, heißt, wie ich entdeckt habe, Sanga und ist ein Anführer, der die Aufsicht über 10 Lasten führte. Er ist mit Muini Somai nach den Stanley-Fällen geflohen.

William Bonny, Befehlshaber.

 

22. Juli. Es hat jetzt schon seit 86 Stunden geregnet. Jameson ist heute angekommen. Im Lager alles ruhig.

William Bonny, Befehlshaber.

 

25. Juli. Jameson ist nach den Stanley-Fällen abgegangen und hat die Effecten des Majors mitgenommen.

William Bonny, Befehlshaber.

 

27. Juli. Die Sudanesen stellten sich heute auf, ohne den Befehl dazu zu haben, und wünschten mich zu sprechen. Sie sagten: »Wir wollen mit den Manjema kämpfen; wir warten auf den Befehl und sind zum Kampfe bereit.« Ich glaube, sie schämen sich jetzt über ihr Verhalten am 19., als sie mir auf meinen Ruf nicht Folge leisteten.

William Bonny, Befehlshaber.

Bekam folgendes Schreiben von Jameson:

Lager im Walde, 26. Juli 1888.

Mein lieber Bonny! Wir haben ein gutes Stück Arbeit vollbracht, indem wir gestern 8 und heute 9½ Stunden marschirt sind.

Traf Muini Somai, der auf dem Rückwege nach Banalja war, nachdem andere von den Stanley-Fällen kommende Araber ihn dazu überredet hatten.

Muini Somai erzählte mir, daß eins von Sanga's Weibern die Trommel geschlagen habe, worauf der Major gekommen, nach dem Hause gegangen sei und gefragt habe: »Wer ist das?« Sanga behauptet, er habe geglaubt, der Major wollte die Frau schlagen, wie er am Tage vorher einen Mann geprügelt, und habe deshalb auf ihn geschossen. Er befindet sich an den Stanley-Fällen.

Der Ihrige
J. S. Jameson.

 

1. August. Ich durchforschte heute die Häuser der Sansibariten, wobei ich 10 Stücke Zeug fand.

William Bonny, Befehlshaber.

 

2. August. Im Walde wurde eine leere Remingtonkiste gefunden. Ein Sansibarite wurde im Besitz von 48 Taschentüchern gefunden, die zu den am 19. Juli verlorenen Vorräthen gehört hatten.

William Bonny, Befehlshaber.

 

6. August. Die Eingeborenen kamen gestern Abend herbei und stahlen ein vor unserm Thor und keine zwei Meter vor einer sudanesischen Schildwache liegendes Kanoe. Belegte die drei sudanesischen Schildwachen wegen Pflichtvernachlässigung mit einer Geldstrafe von je 1 Pfd. St.

William Bonny, Befehlshaber.

 

8. August. Als ich um 10 Uhr abends einen ungewöhnlichen Lärm hörte, stand ich auf und fand, daß derselbe von etwa 100-150 Kanoes herrührte, die zusammenstießen. Die Eingeborenen waren in großen Scharen auf dem Flusse und ich stellte daher meine Truppen auf. Als die Eingeborenen unsere Bewegungen bemerkten, zogen sie sich flußaufwärts zurück. Ein Schuß wurde nicht abgegeben. Ich will suchen, mich mit ihnen zu befreunden.

William Bonny, Befehlshaber.

 

12. August. Die Manjema übersandten mir durch den Anführer Sadi ein Geschenk von 15 Pfund Fleisch von einem Wildschwein. Ich habe seit dem 25. Juli kein Fleisch gehabt.

William Bonny, Befehlshaber.

 

14. August. Erhielt einen Brief von Jameson, der sich jetzt an den Stanley-Fällen befindet und mir mittheilt, daß mein Schreiben vom 13. Juli 1888 verloren gegangen sei. Dasselbe war an Herrn Baert an den Stanley-Fällen gerichtet, kündigte Tippu-Tib den Tod des Majors Barttelot an und enthielt einen Brief an das Parlamentsmitglied Sir Walter Barttelot. Tippu-Tib hat Muini Somai's Angelegenheit untersucht und nachdem er ihn schuldig befunden, seinen Contract zerrissen. Muini Somai hat alle Gewehre u. s. w. zurückzugeben. Ward ist in Bangala mit Briefen von dem Comite, welche Jameson herzuschicken befohlen hat. Tippu-Tib hat sich bereit erklärt, Sanga, den Mörder des Majors, an Jameson auszuliefern, damit die Gerechtigkeit ihren Lauf erhalte. Der Beamte des Kongostaates nimmt das Recht hierzu für sich in Anspruch und wird ihn aburtheilen, da Banalja im Gebiete des Staates liegt.

William Bonny, Befehlshaber.

 

17. August. Herr Stanley ist heute Morgen gegen 11 Uhr wohlbehalten, aber abgemagert, hier eingetroffen. Er kam zu Wasser mit etwa 30 Kanoes und in Begleitung von ungefähr 200 Mann. Einige derselben sind Unterthanen Emin Pascha's.

Ich habe Herrn Stanley kurz die Nachrichten mitgetheilt und ihm 11 Briefe an ihn selbst und 4 für Emin Pascha übergeben.

Regen.

W. Bonny.

 

18. August. Ein Manjema hat Herrn Stanley eingestanden, daß er zwei Ballen Sansibar-Stoffe besitze, und einen Mann wisse, der einen Sack Perlen habe, alles von dem mir am 19. Juli Gestohlenen. Herr Stanley wies den Anführer an, die Gegenstände mir zurückzugeben. Kimanga brachte mir darauf zwei halbe Ballen Sansibar-Stoffe, einen Theil der am 19. Juli geraubten Waaren. Ich habe ihm eine Empfangsbescheinigung darüber ertheilt. Bekam heute einen Brief von Jameson, datirt vom 12. August von den Stanley-Fällen. Muini Somai kam ins Lager und sprach mit Herrn Stanley.

William Bonny

 

19. August. Muini Somai hat nun alle Gewehre, Revolver, Munition zurückgegeben, außerdem eine Zeltspitze.

William Bonny

 

20. August. Die Sudanesen und Sansibariten marschirten heute auf eigene Veranlassung vor Herrn Stanley auf und beklagten sich, daß sie schlecht behandelt worden seien.

Das Schreiben Jameson's lautet:

»An den Stanley-Fällen, 12. August 1888.

Mein lieber Bonny! Die Expedition ist, wie Sie mir vermuthlich zugeben werden, in sehr starker Ebbe. Keiner von den Anführern will den Befehl über die Manjema übernehmen, obwol ich alles gethan habe, was in meiner Macht steht, einen dazu zu bewegen. Tippu-Tib sagte, er würde gehen, wenn ihm 20 000 Pfd. St. bedingungslos bezahlt würden, erklärte aber zugleich, daß er wieder umkehren würde, wenn er eine ihm wirklich überlegene Macht träfe oder seine Leute von ernstlichen Verlusten bedroht sähe. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß das Comité auf diesen Vorschlag eingeht. Ferner schlug er mir vor, daß er für die gleiche Summe die Lasten über Njangwe und den Tanganika nach Kibiro in Unjoro bringen und erstens für jeden Verlust an Lasten garantiren, zweitens alle Lasten innerhalb 6 Monaten vom Tage des Aufbruches in Kibiro in Unjoro abliefern, und drittens nach Ablieferung der Lasten in Kibiro nach Stanley forschen wolle. Wenn jedoch Krieg zwischen Unjoro und Uganda sei, könne er die Ablieferung der Lasten nicht garantiren. Gestern Abend hatte ich noch eine letzte Unterredung mit ihm. Ich sagte ihm, daß Stanley's allerletzte Ordre noch gewesen sei, ihm auf dem von ihm eingeschlagenen Wege zu folgen. Major Barttelot habe vor seinem Tode ebenfalls die Absicht gehabt, diesen Weg fortzusetzen. Major Barttelot habe an Herrn Mackinnon geschrieben, daß er auf diesem Wege aufgebrocheu sei, und die Antwort des Comité könnte nicht dahin lauten, daß er eine andere Route einschlagen sollte, da wir sonst schon Nachricht erhalten hätten. Die letzten Mittheilungen Emin Pascha's lauteten dahin, daß wenn er nicht bald entsetzt werde, er sich an die Spitze seiner Leute stellen und den Versuch machen wolle, üher den Kongo fortzukommen. Emin Pascha habe die ihm von Stanley aus Sansibar gesandte Botschaft bekommen, daß dieser die Route über den Kongo gewählt habe; wenn Emin daher aufgebrochen sei, würde er ohne Zweifel die Kongo-Route eingeschlagen haben, um fortzukommen. Ich könnte angesichts alles dessen keine neue Route einschlagen, wenn ich nicht den Befehl dazu erhielte. Darauf sagte Tippu-Tib: ›Sie haben recht.‹ Ich fragte ihn dann, ob er mir auf unserer alten Route einen Anführer über die Manjema besorgen könne, da es mir nicht möglich wäre, mit ihnen fertig zu werden. Er erwiderte darauf, für 20 000 Pfd. St. würde er selbst den Befehl übernehmen, aber zurückkehren, sobald seine Leute von einem ernstlichen Verluste bedroht würden. ›Sie werden keine geringere Summe als 20 000 Pfd. St. erhalten und zwar bedingungslos.‹

Viele von den Manjema erklären offen die Absicht, daß wenn ich ohne Hauptmann mit ihnen aufbräche, sie nur eine gewisse Entfernung gehen und, sobald sie ein gutes Dorf erreichen, die Lasten hinwerfen und nach Elfenbein jagen wollen. (Tippu-Tib gab das zu.) Wenn ich daher ohne Hauptmann von hier abmarschirte, könnte das der ganzen Expedition zum Unglück gereichen.

Das einzige, was mir jetzt noch zu thun übrigblieb, war, mir ein Kanoe zu verschaffen, sofort nach Bangala zu fahren, die Antwort des Comité zu lesen und, falls dieselbe entsprechend lautete, unter allen Umständen den Marsch fortzusetzen. Ich würde dann 30-40 Lasten von den Leuten, welche Tippu-Tib mir an Stelle derjenigen Muini Somai's geben will, tragen lassen und Ward mitbringen, damit für den Fall, daß die Manjema die Lasten niederwerfen sollten, wenigstens einer von uns da wäre, der die Nachricht zurückbefördern könnte, aber keinen Anführer mitbringen. Ich werde mit den Manjema viel zu thun haben. Ich würde sofort mit dem Dampfer ›Stanley‹, der unmittelbar nach meiner Ankunft in Bangala eintreffen wird, zurückkehren und gleich die Rückreise antreten. Wenn die Antwort des Comité, das alles weiß, was ich thue, einen Aufenthalt zuläßt, würde ich Ward in denselben Kanoes, mit denen ich komme, mit einem Telegramm nach Banana schicken, mit dem Dampfer ›Stanley‹ zu Ihnen zurückkehren und alle Leute und Lasten nach Jarukombe am Kongo senden. Tippu-Tib garantirt mir, daß er seine Leute entlassen, aber in der Nähe des Aruwimi beisammen halten will, sodaß, wenn die Antwort des Comite dahin lautet, das Unternehmen auf einer der beiden Routen fortzusetzen, er sie in wenigen Tagen wieder sammeln kann. Außer mir ist niemand da, der flußabwärts gehen kann. Wollte ich die Antwort des Comité hier abwarten, so würde ich, im Fall unsers sofortigen Aufbruchs, keine Lasten haben, um die in Banalja verlorenen zu ersetzen, auch würde Ward nicht mit uns kommen; und hielte ich es für richtig, zu warten und ein Telegramm abzuschicken, so würde ein sehr ernstlicher Aufenthalt dadurch entstehen, daß Ward mit demselben fortgesandt werden müßte.

Was ich wünsche, daß Sie jetzt thun mögen, ist, daß Sie in Banalja bleiben, bis Sie von mir hören, was in etwa drei Wochen oder einem Monat der Fall sein wird.


Wenn wir nach Jarukombe hinaufgehen, wird es sich darum handeln, den Sausibariten den Glauben beizubringen, daß wtr nach Sansibar gehen, weil dann nicht viele Desertionen stattfinden werden. Tippu-Tib hat das Versteck der Deserteure entdeckt; dasselbe befindet sich in Jatuka, dem Dorfe Said den Habib's. Er hat Leute abgesandt, um alle dort Befindlichen gefangen zu nehmen. Daud ist mit den Kleidern des Majors in Jambuja ergriffen worden. Aus allen Dörfern des Landes werden Stücke von unsern Stoffen zu Tippu-Tib gebracht.

Gestern ist der Mörder Sanga von Tippu-Tib und dem belgischen Residenten abgeurtheilt worden; er wurde schuldig befunden und sofort erschossen.


Meine Hoffnungen steigen manchmal bis zum höchsten Gipfel und sinken im nächsten Augenblicke wieder bis auf den tiefsten Grund hinab. Als Tippu-Tib sagte, er würde für 20 000 Pfd. St. gehen, erwiderte ich ihm, ich glaubte nicht, daß das Comité die Summe bezahlen würde, doch wollte ich, wenn er mir gewisse Garantien verspräche, selbst die Hälfte der Summe als meinen Beitrag zu den Kosten der Expedition hergeben. Aber nach dem, was er gesagt hatte, würde niemand ihn nehmen.


Sie erinnern sich, daß ich im Lager aus Ihnen bekannten Gründen ernstlich beabsichtigt hatte, Ward nicht mitzubringen; allein wenn wir diesmal ohne einen Anführer aufbrechen, ist es sehr nothwendig, daß wir unserer drei sind. Ich versichere Ihnen, daß sein Kommen nicht den geringsten Einfluß auf Ihr Commando über die Sansibariten haben wird. Und nun, alter Freund, leben Sie wohl und Gott beschütze Sie.

Ihr ganz ergebener
James S. Jameson


Abschrift von Bleistiftnotizen und Berechnungen, welche ich am 24. Juni 1887 in Gegenwart des Majors Barttelot angestellt habe, als er weitere Aufklärungen über seine Pflichten und über Tippu-Tib von mir verlangte. Vierzehn Monate nachdem ich sie Major Barttelot übergeben hatte, erhielt ich sie durch Herrn William Bonny zurück. Ich habe sie abgeschrieben und das Original letzterm zurückgegeben.

Nehmen wir an, daß der Dampfer »Stanley« im August hier eintrifft; alsdann hofft Stanley am Njansa zu sein. Er bleibt zwei Wochen bei Emin, etwa bis 1. September. September und October sind für den Rückmarsch.

Sie haben also 74 Tage bei 550 Lasten, und haben 155 Träger nebst zwei Garnisonen von je 50 Mann, um die Endpunkte Ihres Tagemarsches zu besetzen.

Tabelle

Nach 74 Tagen werden Sie uns urn 9 Tagemärsche näher gekommen sein.

Wenn Tippu-Tib 400 Mann schickt, können Sie mit diesen und Ihren 208 Trägern mit allen Maaren nach dem Muta Nsige marschiren. Alsdann würde ich Ihnen 13 Tagemärsche vom Muta Nsige begegnen.


Liste der am 14. August 1887 durch den Dampfer »Stanley« von Leopoldville im Lager bei Jambuja gelandeten Maaren:

Tabelle


Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.

 


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