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IV.
Frauen

162.  Von Herrschaften abgelegte Maitressen trage man nicht.

163.  Manche Frauen gehen gleichsam kurz angebunden. Teils wollen sie sich Mut machen, nein zu sagen, teils verraten, daß sie nicht fest angebunden sind.

164.  Viele Frauen, die niemals etwas Gescheites sagen, kann man daran als durchaus nicht dumm erkennen, daß sie nicht die Geduld haben, Dummheiten sich anzuhören.

165.  Wer in der Liebe es nicht als Autodidakt zur Meisterschaft bringt, dem helfen auch alle Fachwerke nichts. Allerdings ist es stets wichtig, nicht aus der Übung zu kommen.

166.  Hoffe nicht, daß ein Mann, dem die Frau an deiner Seite sehr gefällt, sie deinetwegen respektiert. Wenn du also ihrer sicher sein willst, mußt du so respektlos sein, daß sie nur vor dir Respekt hat; und jeden, der keinen vor dir hat, so wenig respektiert, daß ihm alles nichts hilft.

167.  Fällt es dir schwer, eine Frau dir botmäßig zu machen, so zwinge sie, drei Stunden mit dir in einem Zimmer zu verbringen, in dem kein Spiegel sich befindet.

168.  Entkleide Frauen nur dann, wenn du es anders nicht erreichen kannst. Denn dein völliges Désinteressement an dieser Beschäftigung kündigt ihnen sofort den Meister an.

169.  Willst du die Einstellung einer Frau zu ihrem Gatten oder Geliebten mit Sicherheit feststellen, zwinge sie zur Opposition.

170.  Um wie viel aufrichtiger ist nicht eine Kokotte, die sich bezahlen läßt, als eine Ehegattin, die im Bett ein neues Kleid erpreßt. (Ein Geschlechtsverhältnis beginne, wie es mag, nach einiger Zeit dominiert die Geldfrage.)

171.  Frauen sind von ihren Einfällen, die sie fast stets für die ihren halten, gerne über Gebühr entzückt; Männer auch dann, wenn sie wissen, daß es nicht die eigenen sind. Deshalb widersprich nur Frauen.

172.  Wird deine Geliebte ganz plötzlich überaus zärtlich zu dir, so hat sie dich sicherlich kurz zuvor betrogen.

173.  Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß schwarzhaarige Frauen meist ein wenig unsauber seien, blonde ein wenig beschränkt. Solcherlei Aperçus geben mit Vorliebe berühmte Autoren von sich, weil es geistreich wirkt und ihr Prestige es den Lesern schwer macht, schnell zu bemerken, daß sie Quatsch (Blague!) gelesen haben.

174.  Der allgemeine Schwachsinn des Weibes verrät lediglich den seines Entdeckers. Es gibt gescheite und dumme Frauen. In jeder Hinsicht unbrauchbar sind nur diejenigen, welche, ohne Phantasie zu haben, gescheit sind.

175.  Ein berühmter Franzose äußerte, daß keine Frau um eines Mannes Willen ein Auto im Stiche lasse, es sei denn, sie könne in ein anderes steigen. Ganz abgesehen davon, daß eine Frau gar nicht so herrlich und in Freuden leben kann, um ihr nicht eine Abwechslung bereiten zu können, verschaffe dir den Triumph, jenen Schwätzer durch die Tat zu widerlegen, und den süßeren, mit jener Frau, zu deren Abwechslung du dich gemacht hast, herrlich und in Freuden zu leben.

176.  Eine Frau, die sich nicht schminkt, obwohl sie dessen bedarf, ist so dumm wie eine, die umhergeht, als wäre sie weit im Umkreis die Schönste, weil man ihr schon von ferne das Unterleibsleiden ansieht. In beiden Fällen wäre die einzige Hoffnung, daß die Bemühung dir sich lohnte.

177.  Frauen, die etwas Furchtsames, Zögerndes haben, sich erfolgreich zu nähern, ist nicht schwer; solchen aber, welche unter einer Vorstellung von sich leben, die ein verliebter Philosoph (Esel!) ihnen beigebracht hat, ganz besonders leicht. In einer halben Stunde kannst du ihnen jenes Trugbild durch eine Privatvorstellung ersetzen, die ihrer wahren Natur und deinen weiteren Absichten entspricht.

178.  Alarmiere die Blicke einer Frau nur dann, wenn du stürmen willst. Unbenutzt erwiderte Koketterien verzeiht jede, verschmähte Avancen nie.

179.  Willst du so lange wie möglich der Liebhaber einer Frau bleiben, so sei vor allem darauf bedacht, auch hierin ihre rechte Hand zu sein.

180.  Gib dem Zimmer, in dem du eine Frau empfängst, stets den Ausdruck des Riskierten. Allenfalls den einer Mönchszelle.

181.  Zeige dich der Frau, die du begehrst, nicht zu oft, ohne dich ihr zu nähern. Sie könnte, auch wenn sie auf den ersten Blick sich in dich verliebt hätte, schon nach acht Tagen dich nicht mehr sehen können.

182.  Vermeide es während des Tanzens, ein Gespräch mit deiner Partnerin zu führen, das ihre volle Aufmerksamkeit erfordert. Nicht nur dein Tanzen würde darunter leiden: auch ihre Aufmerksamkeit für dich.

183.  Die Gunst einer Snobistin kannst du im Nu gewinnen, wenn du ihr, in einer Bonbonnière verpackt, einen kleinen Browning schickst. Vergiß aber beileibe nicht, ihn ihr, sobald du alles erreicht hast, heimlich wegzunehmen.

184.  Wenn eine Frau dich fragt, wie sie am sichersten Kinder verhüten könne, so bemühe dich nicht weiter. Sie ist entweder reizlos oder krank. (Und nur ganz selten in irgendeinem Betrachte eine Überraschung, mit der du freilich kaum viel wirst anfangen können.)

185.  Küßt eine Frau dich ohne Atem und Besinnen, so kannst du mit ihr nach drei Tagen machen, was du willst. Oder sie wird schon tagsdarauf deinen Gruß nicht erwidern.

186.  Eine Frau, die du dazu bewegen willst, in irgendeiner (nicht-sexuellen) Sache dir zuwillen zu sein, besuche tagsüber. Abends wächst der Einfluß der Frauen.

187.  In eine Frau dich zu vernarren, ist nur dann gefährlich, wenn deine Begehrlichkeit dich dermaßen überschwemmt, daß sie dir den Blick trübt. In diesem Fall zögere nicht, eine Andere als Borwasser zu benützen.

188.  Hat bei einer sehr anspruchsvollen Frau keines der noch so gestuftesten Mittel Erfolg, so halte dich einige Stunden in einem Kuhstall auf, bevor du dich wieder zu ihr begibst. Sie wird dir betäubt in die Arme sinken.

189.  Nur ein Stümper oder ein Geizkragen bequasselt ein Mädchen stundenlang auf einer Parkbank. Er könnte sie in einer Viertelstunde haben, würde er sie in ein vornehmes Hotel führen, dessen Eleganz sie ja doch nicht zu widerstehen vermag.

190.  Die Frau, welche Huren neugierig und wissend betrachten, ist deiner würdig. Denn die Erfahrung der Schäbigsten und Unscheinbarsten unter ihnen ist so groß, daß sie sogar dort, wo kein Verstand ist, welchen schafft.

191.  Eine Dame der guten Gesellschaft, die du täglich mit einem anderen jungen Mann auf der Straße siehst, hat nur einen Geliebten, mit dem sie sich nicht zeigt. Willst du sie haben, so darfst du weder von Liebe reden noch dich mit irgendwelchen Künsten zu nähern versuchen. Iß und trink mehrere Abende mit ihr und scherze viel.

192.  Halte Frauen, welche sich die Brustwarzen schminken, damit sie durch die Seide hindurchschimmern, nicht für leichte Beute. Sie dürften sehr anmaßend sein oder sehr geldgierig.

193.  Weiß deine Geliebte nicht, wen sie in dir eigentlich vor sich hat, so gehe mit ihr um wie mit einem rohen Ei. Dann wird sie, wenn sie es erfährt, mit dir in gleicher Weise umgehen. Weiß sie aber, wer du bist, dann mußt du gewissenhaft dafür sorgen, daß sie alles falsch weiß. Denn will man das, was sie weiß, eines Tages von ihr erfahren, wird man es auch wider ihren Willen, der nie schwer zu brechen sein wird. Aber es wird das Falsche sein.

194.  Unterscheide wohlweislich zwischen einer Geliebten, welche dir treu ist, und einer, die dich betrügt. Jene wird sich nur dann an dir rächen, wenn sie weiß, daß du sie betrogen hast; diese lediglich, wenn sie erfährt, daß du weißt, wie sie dich betrügt. (Es sei dir wiederholt, weil es, man mag darüber reden, was man auch will, immer so war und bleiben wird. Wehe dir, wenn du auf solches Gerede hineinfällst.)

195.  Vermeide es, falls es deinen Privatbedürfnissen nicht zu sehr in der Quere ist, eine Geliebte zu haben. Versorge dich sukzessive. Oder lege dir eine Kollektion an, die du ja so reichhaltig gestalten kannst, daß, wenn du mit ihr wieder von vorne beginnst, es wie eine neue Empfindung ist.

196.  Eine Frau, die schwarze Wollstrümpfe liebt und lange Röcke, wird dir niemals die Mühe lohnen, die ein plötzlicher Spleen dich an sie verschwenden ließ. Eine aber, die immer wieder zerrissene Seidenstrümpfe trägt, ist entweder so begehrt, daß ihr die Zeit fehlt, sie gegen intakte auszuwechseln, oder eine Schlampen. Hier wie dort kann dir eine große Chance blühen.

197.  Von einer Hysterica, mag sie noch so perfekt sich beherrschen, lasse die Finger. Sie wird ihre Maske in einem Moment durchbrechen, da du es nicht für möglich hieltest. Hysterie ist höchste Fähigkeit der Verstellung und tiefste Willkür der Böswilligkeit.

198.  Eine Hysterica erkennst du am sichersten daran, daß sie den Gesichtsausdruck und den Tonfall, welche der augenblicklichen Situation entsprechen, vollendet und mit Leichtigkeit produziert. Während Andere darum stets erst ein wenig sich bemühen müssen.

199.  Eine Frau, die du wechselnden Direktiven gehorsam wissen willst, darfst du nur dann auf etwas anderes als die Sexualbeziehung zu dir fixieren, wenn es dieser dient. Sonst wird sie dir eines Tages plötzlich so widersprechen, daß all deine Heftigkeit vergeblich sein wird, und sich anderswo fixieren.

200.  Ein Après darf es für dich nicht geben. Deine Geliebte muß froh sein, daß du sie schlafen läßt; jede aus deiner Kollektion, daß sie wieder an die Reihe kommt; und die Dame, zu deren Wohlbefinden du gehörst, daß du manchmal keine Zeit hast. Ist es anders, so schneide diesen Zweig deines Blühens resolut ab.

201.  Gerätst du bei einer Frau, mit der du Wichtiges vorhast, immer wieder in Zweifel darüber, ob sie dir auch wirklich ergeben ist, so verletze tief ihren Stolz und ergreife ihre Hand. Überläßt sie sie dir auch nur ein wenig widerstrebend, so ist sie dir nicht ergeben.

202.  Wenn eine Frau gesprächsweise sehr unmotiviert mit dir anbindet, kannst du sicher sein, daß sie etwas Außergewöhnliches von dir will. Komme ihr zuvor, indem du hinwirfst, daß du morgen dir den Magen herausnehmen lassen mußt.

203.  Überzeugst du dich immer wieder, daß eine Frau dich niemals anlügt, so will sie dich heiraten oder veranlassen, über irgendetwas ihr Wichtiges die Wahrheit zu sagen.

204.  Mit einer Frau, die du noch nicht gehabt hast, tanze nicht Körper an Körper. Und hast du sie gehabt, erst recht nicht. Nur dann, wenn sie dir gleichgültig geworden ist. (Sehr wichtig!)

205.  Oft ist es wirkungsvoll, mit einer Frau, die man erobern will, überhaupt erst nachher zu tanzen.

206.  Mit Lesbierinnen kannst du große Erfolge erzielen, wenn du ihre Sexualität wie ein heiliges Mysterium beschweigst und ihnen mit undurchdringlicher Diskretion Kuppeldienste erweist. (Gilt auch für Homosexuelle.)

207.  So oft es sich heimlich tun läßt, kupple. Aber stets gratis. Du wirst dir nach einiger Zeit alle Welt so verbunden haben, daß dein Budget um die Hälfte sich verringert.

208.  Vermeide es, Frauen zu kompromittieren, mag deine Situation es dir noch so dringend gebieten. Du wirst zwar in diesem Falle irgendwie zu leiden haben, aber später (und sei es nach Jahren) immense Vorteile davon.

209.  Bist du sicher, daß kein Mensch es erfährt, so schlafe, mit wem du willst. Zeigen darfst du dich aber nur mit derjenigen, die auch deine erbittertsten Feinde gerne neben sich sehen ließen.

210.  Mach dir alle Bel-ami's und Zizisbeos zu Gönnern. Du wirst über all die Frauen, deren Liebe dir sich lohnen würde, so schnell und gut unterrichtet sein, daß du nicht nur überall im Handumdrehen zum Ziel kommst, sondern auch bald in den Ruf eines Mannes von rarer Unwiderstehlichkeit und diabolischem Raffinement.

211.  Bringe Frauen nur dann im Auto nach Hause, wenn es Nacht ist. (Kenne Edelsteine!)

212.  Sollte es einmal sein müssen, so wohne nur bei alleinstehenden Frauen über Vierzig. (Nie bei Ärzten, Advokaten. Professoren, Apothekern.) Schlafe auch nicht mit ihren Töchtern.

213.  Wohne mit deiner Geliebten nicht zusammen. Allenfalls in demselben Haus.

214.  Zerreiße keiner Frau die Unterwäsche. Der Effekt mag noch so ergebnisvoll gewesen sein, am nächsten Morgen ist sie wütend und nachmittags werden deine Absichten es zu fühlen bekommen.

215.  Schimpfe auf den Hut einer Frau nur dann, wenn du genau weißt, wer sie ihr zu kaufen pflegt.

216.  Bemängle die Kleidung einer Frau stets, auch wenn du noch kein Interesse an ihr hast. Man wird dich zumindest zu schätzen beginnen. Summiert sich das, so wirst du in kurzer Zeit ein gesuchter und auch beglückter Arbiter sein.

217.  Die Mode mag von dir fordern, was ihr auch an Blödheiten geglaubt wird: benütze stets ein gutes Männerparfum, wenn du zum Weibe gehst.

218.  Ganz au fond zählt in der Liebe nur das junge frische Fleisch.


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