Willy Seidel
Der neue Daniel
Willy Seidel

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Kluft

Eine Woche war vergangen und eine bleierne Hitze lag auf den Hügeln von Catskill.

Erwin saß auf einem Stuhl auf der Wiese vor dem verwahrlosten Bretterhäuschen, der »Dependence des Hauses«, in dem man ihnen zwei schlecht möblierte Zimmer gegen ein Sündengeld vermietet hatte.

Er blickte starr vor sich hin.

Um ihn breitete sich ein Bestand von Obstbäumen, der sich auf einem nahen Hügel verlor. Eine üppige Vegetation schnitt die Aussicht in das gegenüberliegende Tal wie eine Mauer ab, und auf der anderen Seite der Straße ackerte ein alter Farmer mit einem müden Gaul den steinigen Boden seines Besitztums um. Die Landschaft lud zur Beschaulichkeit ein; man hätte wohl wähnen können, daß Erwin sich dieser Ruhe zu einem genußreichen Schläfchen bediene ... Dem war jedoch nicht so!

Maßlose Irritation, die ihn fast zur Bewegung, zum Denken unfähig machte, besaß ihn. Denn die Veranda des Hauptgebäudes war nicht wegzudenken; sie war da und sie hätte ihn verfolgt, hätte er sich irgendwo in den Wald gesetzt oder auf Wanderschaft begeben ... Es war Amerika, das ihn in seinen Klauen hatte und ihn nie frei ließ. So machte es für ihn keinen Unterschied, ob er sich der Meduse Blick in Blick gegenübersetzte oder sich vortäuschte, sie sei nicht da. »Friedliche Sommergeräusche« bestanden hier nur im Unterbewußtsein so wie kürzlich, als auf der sonneglühenden Straße nach Lakewood die Vision von Thüringer Hügeln und Kurpromenaden ihn befiel. Es gelang ihm nicht mehr derartig ferne Bilder plastisch festzuhalten; breite Wellen von vernichtendem Geschwätz, vom Knarren unablässig bewegter Schaukelstühle, vom Dröhnen stets dazwischenfahrender Hupen, die an dieser Kurve laut aufbrüllten, lasteten darüber und vernichteten, vergifteten alle Freuden ringsum...

Woher kam solche Empfindlichkeit? Wo war Humor geblieben, der treue Freund?

Mildred schlenderte über die Wiese und setzte sich im Hocksitz auf das Gras, ihr etwas schärfer gewordenes Profil halb zu ihm emporgewandt. Es war etwas kaum Greifbares, das die Beiden von jener unbefangenen Gesellschaft dort auf der Veranda trennte und sie hier allen zur Beobachtung, auf der Wiese vor ihrer »Dependence« isolierte ...

Sie nahmen ihre Mahlzeiten pünktlich dort drüben ein. Sie lachten, scherzten mit den Leuten; und dann, mit erlöstem Aufatmen, retteten sie sich wie mit einem Sprung vor etwa dargebotenen Vertraulichkeiten, vor einem »Entgegenkommen«, das auf rätselhaft-plötzliche Art entstand und grundlos versickerte ... Mildred sah zu Erwin empor, denn sie litt mit ihm und fand es unvergeßlich, daß er am ersten Tage von der »Table d'hôte« aufgestanden war und sich mit höflicher Verbeugung vom Tisch verabschiedet... Verständnislose, halb belustigte Blicke hatten ihn schon während des Essens gestreift; als nun gar der korrekten Begrüßung eine ebenso überflüssige Abschiedsverneigung folgte, da starrten sie halb entgeistert noch nach der Tür, als verdichte sich in ihren Hirnen langsam der Satz: › That fellow must be crazy‹.

»Man verbeugt sich hier nicht,« sagte Mildred. »Man schubst die Leute beiseite, setzt sich, rafft an sich, was man kriegen kann, und wenn es einem paßt, geht man wieder und erwartet gar nicht, daß jemand davon Notiz nimmt.«

Hunderterlei kleine Gebärden; Antworten von seiner Seite; Gesprächsthemen, die er anzuschneiden versuchte, – all' das wirkte wie eine Serie von Erschütterungen auf dies Volk. Irgendwie freilich versuchten sie ihn hinzunehmen, (das merkte er) und sich in ihrer bequemen Weise mit den verworrenen Gedankengängen abzufinden, die ihnen der Fremde zum besten gab; zunächst, weiß Gott, sah er ja auch wie ein halbwegs erfahrener Geschäftsmann aus ... wenigstens verriet das seine Kleidung und die Selbstverständlichkeit, mit der er heißes Wasser oder sonst eine Unmöglichkeit einfach verlangte...

Bald kamen sie dahinter, daß seine Mittel gerade reichten, um ihn eine Zeitlang bescheiden fortzufristen; das stimmte sie um einen Schatten toleranter, wenn sie es ihn auch nicht merken ließen. Kurzum, sie duldeten ihn, weil sie sich keiner Verpflichtung bewußt wurden; und so landfremd er auch wirkte, er schien sich einzufügen und gab sich augenscheinlich Mühe...

Heftigen Anstoß jedoch erregte die herbe, unerträglich eingebildete Engländerin, der man sich doch mit offenen Armen zu begegnen mühte... Man fühlte sich ihr doch jetzt schon sozusagen »alliiert«! –

›Ein kurioses Paar‹, beschloß man, machte sich zwei Sekunden lang konfuse Gedanken und kam zu keinem Resultat. Die Neugier erlahmte schließlich in der animalischen Sommerfaulheit, der sich diese abgehetzten Menschen auf Schaukelstühlen oder in Automobilen hingaben.

Wen gab es, dort auf der Veranda, denn eigentlich?! – Auf der kleinen Bühne, der kümmerlich verkürzten Schein-Welt; der Zielscheibe zweier einsamer Augenpaare? –

Dort stand wie immer der alte Duffy, der ergraute, beleibte Ire mit stilvollem Steingesicht, der stets am Tisch präsidierte und selten redete, dafür aber erstaunlicher Weise beim Essen Worcestersauce mit Wasser in sich hineinzupumpen pflegte. Man erzählte sich, daß sich auf seinem Zimmer die leeren Whiskyflaschen im Schrank aneinander reihten und daß er die Dauer seines Aufenthaltes an ihnen nachzählte. Er stand stundenlang und starrte, an einer Zigarre kauend, ins Leere. Zuweilen auch machte er das horizontal ab, indem er sich in eine Hängematte unter das Dach eines Pavillons legte und sich vom Wind das erhitzte Gesicht fächeln ließ.

Dieser alte Grundstücksspekulant wurde »Uncle« genannt, und seine Haupttugend bestand in einer guten Hand beim Poker. Sonst gestattete er, daß eine kleine, schwindsüchtige Jüdin, die sich Belladonna in die Augen tat und für Skandalverbreitung sorgte, zuweilen auf seinem Schoß umherwippte, so wie etwa ein Gassenjunge sich auf den Pranken einer Sphinx vergnügen mag ... Man hatte das Gefühl, daß Mr. Duffy eines Tages von einem Schlaganfall gefällt werden würde wie ein mächtiger, unterhöhlter Baum, den ein Blitz zu Boden knirschen läßt ohne Aufhebens, ohne Zeitverlust und im selben rechten Winkel, der ihm seit Alters so behagt...

Dort war eine Frau, die in versteckten Winkeln oder auf ihrem Zimmer stark rauchte (was ihre braunen Zähne und Fingernägel der Sonne kundgaben). Sie sprach unablässig von ihrem verstorbenen Mann und nährte träge Rachegelüste gegen die Herbergsmutter, der sie denn auch ihre kleine Bulldogge vergiftete (soweit man dem Gerücht Glauben schenken durfte). Sie war sehr affektiert und mannstoll, trug einen aschblonden Seitenscheitel und malte sich die Wimpern über großen grauen Augen schwarz. Eine Eigenheit von ihr war die Pietät, mit der sie an dem unausgelüfteten Schlafrock ihres Verewigten hing; sie schleppte diese Hülle überall mit sich herum und legte sie sogar in empfindsamen Momenten selbst an... Weiter gab es noch drei typische Amerikanerinnen; Frauen ausgemergelter Bureauvorstände. Diese Gatten machten zuweilen eilige Visiten, redeten die Damen aber von ihren Männern, – (was sie selten der Mühe für wert hielten; vielleicht nur dann, wenn das halbe Salair der tristen Arbeitstiere ihnen anheim gefallen –) – so gebrauchten sie den Ausdruck »Daddy« und erschienen flüchtig gerührt von solch' gespensterhaftem Anschein von Familienfreuden... Kinder versagten sie sich, da ein Schaukelstuhldasein, bei dem man nichts tut wie überreiche Verdauung zu regulieren, viel mehr Kraft und Ausdauer erfordert als Gebär- und Erziehungstätigkeit.

Es gab auch einen ältlichen Impresario für Kabarettsänger, der Privatengagements vermittelte; klein, gut gekleidet, rasselos und leidlich amüsant, weshalb er auch oft in den Verdacht kam, von Europa angekränkelt zu sein und halb zu Unrecht in eine Kategorie mit Erwin und Mildred verwiesen wurde. Dieser Mann, trotz lebemannhafter Munterkeit, die vom Pflaster der 44. Straße stammte, litt, und hatte seine Last zu schleppen, seinen Stempel: in Gestalt einer sabbelnden, unappetitlichen, rabiat antideutschen Frau, die nur während eines Gewitters etwa weich genug wurde, um sich seiner Hilfe und seines moralischen Beistandes flüchtig zu bedienen; sonst quälte sie ihn wie ein Alpdruck.

Ein Mann war da, aus Profession stark, mit kleinen Füßen und Händen und einer Herzerweiterung. Er bereiste mit einer Varietétruppe den Hudson; und wenn man die Bilder betrachtete, die er bei Gelegenheit für einen Dollar das Stück absetzte, so merkte man dem Athleten das melancholische Bedürfnis an, mit Kunst in Kontakt zu kommen. Etwa dadurch, daß er auf diesen Bildern weißgetüncht »klassische« Akte auf schwarzem Hintergrunde schuf ... Hier jedoch in der grellen Verandabeleuchtung, unter diesen Sommergästen, wirkte er nichts weniger als klassisch.

Außer diesen fielen noch einige junge Weiber auf: »Chickens«; (die landesübliche Bezeichnung machte Mildred sich sofort zu eigen) – die samt und sonders von Kleiderfirmen gemietet waren, um Reklame für Modeneuheiten zu machen. Sie waren fast alle nahe an sechs Fuß, langschenklig, täppisch und mit dem Hirn und Denkvermögen ungezogener Kinder.

All' diese Menschen boten den Anblick von Pflanzen, die halb entfaltet in vernachlässigtem Glashaus unter einem gewissenlosen Gärtner verrotteten; etwas Behindertes war an ihnen: etwas Unausgefülltes; unter einem Stempel Halbzerdrücktes ... Ja, ein Stempel, der diese Gesellschaft auf einer Stufe versammelte, war auch hier; eisern, der Willkür des Individuums spottend! – Unsichtbare Zwangsjacken waren verteilt, an denen man halb entsagungsvoll zerrte, die man wegzulächeln und wegzuschwatzen sich mühte. All' diese Berufe oder Halbberufe, die in Europa zum Aufstieg oder Niedergang, aber jedenfalls zu irgendeiner Erfüllung geführt hätten, bekamen etwas Dreistes, Fragwürdiges, Verlogenes; sie suchten sich in das System der anerkannten puritanischen Zellwände einzupressen, um die quadratische Offenkundigkeit der allgemeinen Lebensauffassung bei Leibe nicht durch eine verblüffende Kurve zu stören...

Die Erscheinungen wechselten, während Erwin und Mildred am Platze weilten; der Moment, wo Erwin auf der Wiese vor dem Nebenhäuschen saß und hinüberstarrte, traf gerade mit einem solchen Wechsel zusammen. Mehrere schnurrende Automobile hielten und eine größere Ladung voll fragwürdiger Vögel entschwand und setzte andere farblosere Kreaturen an ihre Stelle, die alles wiederum Grau in Grau zu setzen drohten. Nur der alte Duffy stand noch wie ein Turm mit seiner reglosen Zigarre, die nie brannte, auf der Einfahrt; war er nicht noch ein schwacher Trost für das Kommende?

»Wie toll ist es doch,« dachte Erwin, »daß ich so absolut außerstande bin, Menschliches zu finden und mich daran zu freuen. Kleine Menschlichkeiten werden mir doch auch hier überall über den Weg gestreut!« Er blickte auf den breiten Rücken des Iren...

Plötzlich gab ihm dieser abweisende Rücken den Gedanken ein, daß es vielleicht bei diesem und den andern die instinktive Ablehnung gegen Deutsches sei, was ihn nicht näher kommen ließ... Es war noch nie eine direkte Andeutung gefallen; mißdeutete Erwin aber das gelegentliche Zaudern in Antworten, die oft übergroße Höflichkeit, die allzukarge Kürze, mit dieser Idee? –

Auf einmal entstand zwischen seinem Stuhl und der Veranda, auf einem Raum von dreißig Schritten, die Kluft.

Sie gähnte ihn an wie ein aufklaffender Rachen ohne Zähne; wie ein saugendes Loch. Bienenübersummte Wiese war das doch, was er wahrnahm, vom Schatten der Obstbäume gesprenkelt; aber doch sah er, wie durch Schleier hindurch, das unfaßbare Nichts, das ihn von denen dort am anderen Ufer trennte.

Mildred, die inzwischen ins Hauptgebäude gegangen, kam soeben zurück. Kurzer Schreck befiel ihn; ihm war, als müsse sie nach drei weiteren Schritten spurlos versinken, hinabflattern wie die Briefe, die ihre Bestimmung nie erreichen sollten. Doch tapfer stieg sie herüber, mit den schlanken Beinen ihm wie entgegenwatend. Sie hatte vielleicht Verständigungen gefunden, von denen er sich nichts träumen ließ und die doch in ihrem kühlen englischen Lächeln schlummerten. Es schien die Verwandtschaft zu sein; die klare Eindeutigkeit des Angelsächsischen von ihrer Seite, und der verderbte, verwässerte und durch viele darauf gepfropfte Rassen halbentstellte Kern im Wesen der anderen, die sich noch irgendwie zu erkennen schienen, trotz äußerlich steifsten Mißtrauens –: des Hasses von Bastardgeschwistern gegen den Erben... Sie stieg über die Kluft. Die Kluft hatte ihr nichts an. Sie brachte ihm Grüße herüber und konnte sie nicht äußern. Sie hockte sich wieder mit dem Buch neben ihn auf den Rasen, und er blickte auf ihr gekürztes Haar herab, das ihr wie immer in seidener Hartnäckigkeit vom Nacken wegstand; blickte auf ihre schlanken Schultern und die kräftigen weißen Arme, die so viel Besitzergreifendes und doch gegen ihn so Nachgiebiges hatten.

»Sie kommt zu mir,« dachte er. »Sie isoliert sich um meinetwillen.« Eine kurze Welle mystischer Dankbarkeit gegen das Fremde, das sich ihm schenkte, durchfloß ihn... »Die Bestimmung will es so, daß wir zusammenbleiben; das Schicksal, das hinter uns steht, uns vorwärts schiebt wie Schachfiguren auf dem Brett dieser trügerischen, von Fallen wimmelnden Zeit.«

Diese Anheimgabe an das Schicksal zwang ihn zu ihr, mußte sie beide zwingen, der unerkannten Kraft zu gehorchen, die sie entweder zermalmen oder erhöhen sollte...

Da, – mit einem Male, sah er das Gebot vor sich: Kehre zurück! Es ist eitel, Seitensprünge zu versuchen auf diesem ungeheuren Zinnteller, der überall rund ist und überall das gleiche grausam eingravierte Muster trägt! – – Und ihm war, als riefe das Haus in Lakewood nach ihm. Mit seltsamer Eindeutigkeit rief jeder Gegenstand ... Die Möbel gruppierten sich vor seinem inneren Blick; das sonnendurchleuchtete kleine Zimmer mit dem grünen Blätterschatten vor den Fenstern, starr umgrenzt, und doch füllbar wie ein Becher mit einsamem Innenleben, trat hervor. Die winzige Zimmerflucht und das Treppengeländer: all dies lockte auf einmal wie ein Hafen, wie ein geschützter Winkel, in dem er sich selbst zu finden berufen war; und die Furcht versank; die Furcht: »Wenn ich dorthin zurückkehre, so schlage ich die Tür endgültig hinter mir zu; so kann mich das Schicksal dort stellen und ich bin wehrlos in meiner Ecke wie eine gegen die Wand getriebene Ratte!« – –

Still! Still! –

Ist es nicht trotzdem gut, sein eigenes Reich zu haben, in dem man despotisch über sich und einiges wenige Gegenständliche verfügt? Denn nur in so erhabener Konzentration vollzieht sich die Erkenntnis! Es ist nötiger, über sich selbst klar zu werden, als sich bequem und billig zu verzetteln, wenn man es auch besser hätte!

»Indem ich das kleine Haus wieder betrete für Monate vielleicht; indem ich die Bürde eines halb erschlichenen Kontraktes freiwillig auf mich nehme, biete ich mich als Opfer an für die Gewalt, die uns eingekreist hat und der wir doch nicht entrinnen können.« – Mit diesem äußersten Fatalismus beschloß er, von Catskill zu scheiden. Mildred, mit seltsamer Bereitwilligkeit, folgte ihm ....

Er wußte nicht, was sie für Vorahnungen hatte. Sie brachte nur das Argument vor, daß ein längeres Verweilen finanzielle Schwierigkeiten bringen würde, da sie nicht in der Lage seien, die Miete doppelt zu bezahlen.

So schieden sie von dem Städtchen, zeigten sich noch auf dem Weg zum Anlegeplatz den blinden Neger, der Nüsse verkaufte; den alten Polizisten und den halbnackten Hirtenjungen im schönen Schaffellmantel, der ihnen bei einem Besuch des Landjahrmarktes in »Cairo« begegnet und aufgefallen war ... Kleine flüchtige Rührungen kamen sie an, wie man sich an etwas klammert, was selbst hier noch Abwechslung bedeuten konnte. Sie erinnerten sich daran, wie sie in einer Minute gänzlicher Hingabe aneinander von einer in ihr Zimmer brechenden Negerin gestört wurden, und an die brutale Komik dieser Szene; an den kleinen Bergfluß, der von pittoresken Felsen bestreut sich durch das Tal schlängelte; an die große Copperheadschlange, die unter der Bank zwischen ihren Füßen hindurchkroch, so daß sie still wie verzaubert hatten sitzen müssen, damit das Reptil keinen Verdacht schöpfe; an das Nest des Kolibris im Apfelbaum: all diese Erinnerungen, wie sie zehn müßig verbrachte Tage zusammentragen, schossen ihnen noch durch den Kopf und wurden mit einer resignierten Bewegung weggeschoben, während sich schon das Stahlgespinst der Brücke näherte...

Der Tag war heiß, als sie abfuhren. Erwin, da die Erfrischungen auf dem Schiff nicht gleich gereicht wurden, trank ein Glas abgestandenen Eiswassers, wo er es gerade vorfand. Da schoß Mildreds Hand herüber und wollte das Glas zurückdrängen.

Er sah sie erstaunt an; und sie sagte heftig: »Trinke das nicht, wer weiß, wie lang es schon hier steht!«

Doch es war geschehen.


 << zurück weiter >>