Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Drittes Kapitel.

Der Beamte nahm seiner Dienstmagd die Leuchte ab, und begann seine Untersuchung, wie Diogenes in den Straßen von Athen, mit der Laterne in der Hand, und vermutlich mit ebenso wenig Erwartung, als der Cyniker, irgend einen besondern Schatz bei seiner Nachforschung zu finden. Der erste, dem er sich näherte, war mein geheimnisvoller Führer, der noch auf dem Tische saß, die Augen starr auf die Wand heftend, wobei er seinen Zügen den unbeugsamsten Ausdruck gab, mit einem Ansehen zwischen Sorglosigkeit und Trotz die Hände auf der Brust faltete und mit den Absätzen an das Tischbein schlug, um zu der Weise, die er noch immer pfiff, den Takt anzugeben. Er unterwarf sich Jarvies Untersuchung mit einer so entschiedenen Zuversicht und Kühnheit, daß des besorgten Forschers Gedächtnis und Scharfsinn auf einen Augenblick irre wurden.

»Ah! – Ei! – O!« rief er, »wahrlich! 's ist unmöglich! – und doch – nein! – Wahrhaftig, es kann nicht sein! – Und doch – Ihr Räuber, Ihr eingefleischter Teufel, der Ihr seid, zu allen bösen Dingen geschickt und zu nichts gutem – seid Ihr's wirklich?«

»Wie Ihr seht, Herr Jarvie,« war die trockne Antwort.

»Wahrhaftig! wenn ich nicht ganz verdutzt bin. – Ihr Erzschelm! Ihr wagt Euch ins Gefängnis von Glasgow? Was meint Ihr wohl, daß Euer Kopf wert ist?«

»Hm! Gut gewogen und nach holländischem Gewicht mag er wohl die Köpfe von vier Stadtvögten, einem Profos und Stadtschreiber und sechs Vorstehern aufwiegen.« –

»O, Ihr Hauptschurke!« sprach Jarvie. »Aber beichtet Eure Sünden und bereitet Euch vor; denn wenn ich ein Wort sage –«

»Das ist wahr,« sprach der andre und legte die Hände nachlässig auf den Rücken; »aber Ihr werdet dieses Wort nie sagen.«

»Und warum sollt ich nicht?« rief Jarvie. »Warum sollt ich nicht? Antwortet mir – warum nicht?«

»Aus drei hinreichenden Ursachen, Herr Jarvie. Erstlich wegen alter Geschichten, zweitens um des alten Weibes willen in Stuckavrallachan, durch das wir etwas verwandt sind, zu meiner Schande sei es gesagt – und letztens, Vogt, weil ich, wenn ich nur das geringste Zeichen sähe, daß Ihr mich verraten wolltet, diese Wand mit Eurem Hirn bedecken würde, eh' eine Menschenhand Euch retten könnte.«

»Ihr seid ein kühner, verzweifelter Schurke!« erwiderte Jarvie unerschrocken, »und Ihr wißt, daß ich Euch als solchen kenne und nicht einen Augenblick auf meine eigene Gefahr so dastehen würde.«

»Ich weiß wohl,« sprach der andre, »es fließt gutes Blut in Euren Adern, und es sollte mir leid tun, meinen eignen Vetter zu verletzen, aber ich will so frei von hier weggehen, als ich gekommen bin, oder die Mauern dieses Gefängnisses sollen zehn Jahre davon zu sagen wissen.«

»Gut, gut,« sprach Jarvie; »Blut ist dicker als Wasser, und Freunde und Verwandte brauchen sich nicht den Staub im Auge zu sehen, wenn andrer Augen ihn nicht sehen. Es würde der alten Frau in Stuckavrallachan eine traurige Nachricht sein, wenn sie hörte, daß Ihr, Ihr hochländischer Bastard, mir das Gehirn ausgeschlagen hättet, oder daß ich Euch zu einem Strick verhalf. Aber Ihr müßt gestehen, daß, wenn Ihr nicht selbst wäret, Robin, ich keinen bessern Mann aus dem Hochlande hätte fangen können. Aber wo sind meine tausend Pfund Schottisch, die ich Euch geliehen habe – und wann werde ich sie wiedersehen?«

»Wo die sind?« antwortete mein Führer, nachdem er sich gestellt hatte, als sinne er einen Augenblick nach, »das kann ich so genau nicht sagen; vermutlich, wo der letzte Schnee ist.«

»Und der liegt auf dem Gipfel des Schehallion, Du Hund,« sprach Jarvie; »aber ich verlange Bezahlung auf der Stelle.«

»Ei, ich trage weder Schnee noch Geld bei mir,« erwiderte der Hochländer. – »Und wann Ihrs wiedersehen wollt? – I nun, gerade wenn der König sein Eigentum wieder hat, wie's im alten Liede heißt.«

»Das Schlimmste von allem, Robin,« entgegnete Jarvie; »ja, Ihr treuloser Verräter, das Schlimmste von allem! Wollt Ihr das Papsttum wiederbringen und die willkürliche Gewalt? Bleibt lieber bei Eurem alten Diebs- und Hehlerhandwerk – besser stehlen, als Völker zu grunde richten.«

»Laßts gut sein mit Euren Whigs-Grundsätzen,« antwortete Robin. »Wir kennen uns ja schon lange. Ich werde Sorge tragen, daß Euer Kontor nicht ausgeleert wird, wenns einmal über das Ausräumen der andern Buden in Glasgow hergehen sollte. Und wenn's nicht gerade Eurer Pflicht ganz nahe liegt, so müßt Ihr mich nicht öfter sehen, Niklas, als ich gesehen sein will.«

»Ihr seid ein verwegner Schelm, Rob,« antwortete Jarvie, »und Ihr werdet an den Galgen kommen, das wird man sehen und hören; aber ich will nicht der Unglücksvogel sein und mein Nest verunreinigen, außer im Fall der Not und beim Ruf der Pflicht, den niemand hören sollte, ohne zu gehorchen! – Und wer zum Henker ist dies?« fuhr er, sich zu mir wendend, fort. »Vermutlich einer, den Ihr angeworben habt? Er sieht aus, als wenn er einen kühnen Mut für die Landstraße und einen langen Hals für den Galgen hätte.«

»Das guter Herr Jarvie,« sprach Owen, der, wie ich selbst, bei dieser seltsamen Unterhaltung der beiden seltsamen Vettern, die sich auf so seltsame Weise fanden, verstummt war, »das ist der junge Herr Franz Osbaldistone, das einzige Kind meines Prinzipals, der in unser Kontor kommen sollte, als sein Vetter Rashleigh Osbaldistone so glücklich war, darin aufgenommen zu werden« – Owen konnte hier einen Seufzer nicht unterdrücken – »aber dennoch –«

»O, ich habe von dem Burschen gehört,« fiel der schottische Kaufmann ein. »Euer Prinzipal wollte durchaus einen Kaufmann aus ihm machen, und der Junge ward ein herumziehender Komödiant. Nun, Herr, was meint Ihr denn zu Eurem Handwerk? Wird Hamlet der Däne oder Hamlets Geist Bürgschaft für Herrn Owen leisten?«

»Ich verdiene Euren Spott nicht,« gab ich zur Antwort, »aber ich achte Euren Beweggrund und bin zu dankbar für den Beistand, den Ihr Herrn Owen geleistet habt, als daß ich unwillig darüber sein sollte. Mein einziges Geschäft hier war, ihm in der Sorge für meines Vaters Angelegenheiten Beistand zu leisten, so wenig ich vielleicht auch vermag. Meine Abneigung gegen den Handelsstand aber ist ein Gefühl, worüber ich am besten und allein urteilen kann.«

»Wahrhaftig,« sprach der Hochländer, »ich schätzte diesen jungen Mann, eh' ich wußte, was an ihm war; aber ich verehre ihn, weil er die Weber und Spinner und dergleichen Tun und Treiben verachtet.«

»Ihr seid toll, Robin!« rief sein Vetter. »Und dieser junge Mann hier, den Ihr auf dem kürzesten Wege zum Galgen und zur Hölle führt, wird er sich mit seinen Theaterstücken und Versen eher befreien können, als mit Euren Flüchen und blanken Dolchen? Oder kann ihm Macbeth mit all seinen Mannen und Hexen und mit Euren Mannen dazu, Robin, die fünftausend Pfund verschaffen, um die Wechsel zu bezahlen, die in zehn Tagen verfallen sind?«

»In zehn Tagen?« fragte ich und zog unwillkürlich Dianas Paket hervor.

Die Zeit war verflossen, während der ich das Siegel heilig halten sollte, und ich erbrach es schnell. Ein versiegelter Brief fiel aus dem unbeschriebenen Umschlage, da ich ihn mit zitternder Hand öffnete. Ein Windzug, der durch ein zerbrochnes Fenster drang, wehte den Brief zu Jarvies Füßen, der ihn aufhob, mit rücksichtsloser Neugierde die Aufschrift las und ihn zu meinem Erstaunen seinem hochländischen Vetter übergab. »Der Wind hat hier einen Brief seinem rechten Eigentümer zugeweht,« sprach er, »obgleich zehntausend Zufälle dagegen waren, daß er in Eure Hände kam.«

Der Hochländer las die Aufschrift und erbrach den Brief ohne alle Umstände. Ich suchte ihn abzuhalten. »Ihr müßt mich erst überzeugen, Herr,« sprach ich, »daß dieser Brief an Euch gerichtet ist, eh' ich's Euch gestatten kann, ihn zu lesen.«

»Beruhigt Euch, Herr Osbaldistone,« erwiderte der Hochländer mit großer Fassung. »Denkt an den Richter Inglewood, an den Schreiber Jobson, an Morris – und vor allem an Euren gehorsamen Diener Robert Campbell, und an die schöne Diana Vernon. Erinnert Euch an dies alles, und zweifelt nicht länger, ob der Brief an mich sei.«

Ich erstaunte über meine eigne Einfalt. Die Stimme, selbst die Züge dieses Mannes, so unvollkommen ich sie auch sah, hatten während der ganzen Nacht dunkle Erinnerungen in mir erregt, denen ich keine besondern örtlichen oder persönlichen Beziehungen geben konnte. Jetzt aber wards mir auf einmal klar – dieser Mann war Campbell selbst. Seine ganze Eigentümlichkeit stellte sich mir dar, die tiefe, starke Stimme, die unbeugsamen, strengen, obwohl gescheiten Züge, die schottische Aussprache mit ihren Mundarten und Bildern, die er zwar zuweilen verleugnen konnte, die aber in jedem Augenblicke heftiger Erregung zurückkehrte und seinem Spotte Kraft oder seinen Vorstellungen Lebhaftigkeit gab. Sein Wuchs war mehr unter als über Mittelgröße, und sein Gliederbau so kräftig, als es sein konnte, ohne der Behendigkeit Abbruch zu tun, die er, nach der besondern Leichtigkeit und Freiheit seiner Bewegungen zu urteilen, im hohen Grade besaß. Durch zweierlei ward das Ebenmaß seiner Gestalt gestört – seine Schultern waren, im Verhältnis zu seiner Größe, zu breit, und seine Arme, obwohl rund, nervig und stark, waren so lang, daß sie eher entstellten. Ohne diesen Mangel an Ebenmaß hätte er für einen sehr schönen Mann gelten können, aber er erhielt dadurch etwas Wildes, Unregelmäßiges und gleichsam Unirdisches und erinnerte mich unwillkürlich an die Märchen meiner Wärterin von den alten Pikten, welche in der Vorzeit Northumberland verwüsteten, ihren Sagen nach halb Poltergeist, halb menschliche Wesen waren und sich, wie dieser Hochländer, durch Mut, List, Wildheit, lange Arme und breite Schultern auszeichneten.

»Eine schwierige Sache gibt sie mir auf,« sprach der Hochländer; »aber 's ist ein ehrlich Spiel, und ich wills für sie tun. Herr Osbaldistone, ich wohne nicht weit von hier, mein Vetter kann Euch den Weg zeigen. Herr Owen mag in Glasgow sein bestes tun. Ihr aber besucht mich in den Klüften, und ich kann wahrscheinlich Euch zu Gefallen sein und Eurem Vater helfen in seinen Nöten. Ich bin nur ein armer Mann, aber Geist ist besser als Gold – und, Vetter,« fuhr er, zu Jarvie gewendet, fort, »wenn Ihr soviel wagt, eine Schüssel schottische Fleischschnitten oder eine Wildbretkeule mit mir zu essen, so begleitet diesen jungen Herren bis Drymen oder Bucklivie oder am besten bis nach Aberfoil, da will ich jemand auf Euch warten lassen, der Euch den Weg zu dem Orte zeigen soll, wo ich dann sein werde. – Was meint Ihr? Hier ist meine Hand, ich werde Euch nie hintergehen.«

»Nein, nein, Robin,« sprach der vorsichtige Bürger; »ich wage mich selten weit hinaus; es steht mir nicht frei, in Eure wilden Gebirge zu gehen, das verträgt sich mit meinem Amte nicht!«

»Der Henker hol' Euer Amt und Euch!« entgegnete Campbell. »Der einzige, gute Blutstropfen, den Ihr im Leibe habt, ist von unserm Urgroßoheim, der zu Dumbarton hingerichtet ward, und Ihr könnt sagen, es entwürdige Euer Amt, mich zu besuchen? Hört, Vetter – ich will Euch Eure tausend Pfund Schottisch bezahlen bei Heller und Pfennig, wenn Ihr ein wackrer Mensch seid und diesen Herrn begleitet.«

»Nichts mehr, Robin, nichts mehr! Wollen sehen, was sich tun läßt. Aber erwartet nicht, daß ich über die Grenze des Hochlandes gehe. Auf keinen Fall tu' ich das. Ihr müßt mich in Bucklivie oder im Wirtshause zu Aberfoil treffen, und dürft das nötige nicht vergessen.«

»Sorgt nicht, sorgt nicht,« sprach Campbell. »Ich will so treu sein, wie die Stahlklinge, die nie ihrem Herrn versagte. – Aber ich muß fort, Vetter; denn die Kerkerluft von Glasgow ist nicht die heilsamste für einen Hochländer.«

»Meiner Treu!« erwiderte der Kaufmann; »und wollt ich meine Schuldigkeit tun, so würdet Ihr keine andre Luft mehr atmen. O, daß ich einem helfen und beistehen muß, der Gerechtigkeit zu entrinnen! Es wird Schimpf und Schande sein für mich und die meinigen und meines Vaters Andenken auf immer.«

»Still! still!« erwiderte sein Vetter; »laßt diese Fliege nur an der Wand sitzen; wenn der Schmutz trocken ist, läßt er sich abreiben. Euer Vater, wackrer Mann, konnte eines Freundes Fehler ebensowohl übersehen, als ein andrer.«

»Ihr könnt recht haben, Robin,« antwortete Jarvie nach augenblicklichem Nachdenken. »Er war ein mächtiger Mann, der Vorsteher; er wußte, daß wir unsre Schwächen haben, und liebte seine Freunde. – Ihr habt ihn nicht vergessen. Robin?«

»Ihn vergessen?« erwiderte sein Vetter, »Was könnte es mir helfen, ihn zu vergessen? Er war ein tüchtiger Weber und wirkte mir die ersten Strümpfe. Doch laßt uns gehen, Vetter,

Kommt, füllt mir den Becher; kommt, füllt mir den Krug;
Kommt, sattelt die Pferde und ruft meinen Zug;
Kommt, öffnet die Tore und frei laßt mich fort,
Darf länger nicht weilen im stattlichen Ort.«

»Still, Herr,« sprach der Beamte gebieterisch. »Jubeln und Singen so nahe am Ende des Sabbaths? Das Haus könnte Euch noch in einem andern Tone singen hören. – I nun, wir haben ja wohl alle Fehltritte zu verantworten – Stanchells, macht die Tür auf!«

Der Kerkermeister gehorchte, und wir gingen alle hinaus. Mit einiger Ueberraschung sah er auf die beiden Fremden, ohne Zweifel verwundert, wie sie ohne sein Vorwissen hierher gekommen waren. Aber Jarvie's: »Freunde von mir, Stanchells, Freunde von mir!« legte allen Nachfragen Schweigen auf. Wir stiegen nun in das Vorhaus hinab und riefen mehrmals Dougals Namen, worauf aber keine Antwort erfolgte, und Campbell bemerkte mit höhnischem Lächeln, wenn er Dougal recht kenne, so werde er schwerlich gewartet haben, den Dank für seinen Anteil an dem Werke dieser Nacht zu empfangen, sondern wahrscheinlich mit starkem Schritt der Grenze zueilen.

»Und ließ uns, vor allem mich selbst, im Gefängnis eingeschlossen!« rief Jarvie zornig und bestürzt. »Schafft Hämmer, Brecheisen und Zangen! Schickt nach dem Schlosser und laßt ihn wissen, daß Stadtvogt Jarvie im Gefängnis eingeschlossen sei, von einem hochländischen Spitzbuben, den er hängen lassen will, so hoch als Haman –«

»Wenn Ihr ihn fangt,« sprach Campbell ernst. »Aber wartet, die Tür ist gewiß nicht verschlossen.«

In der Tat fanden wir bei der Untersuchung nicht allein die Tür offen, sondern auch, daß Dougal die Schlüssel mitgenommen hatte, damit ihm nicht sogleich jemand im Schließeramt folgen könne.

»Er hat jetzt einen Schimmer von gesundem Menschenverstand, dieser Dougal,« sprach Campbell. »Er wußte, daß eine offne Tür mir in der Klemme nützlich werden konnte.«

Wir waren indes auf der Straße. »Ich sag Euch, Robin,« sprach Jarvie, »wenn Ihr das Leben so fortführt, solltet Ihr, nach meinen Gedanken, in jedem Gefängnis in Schottland einen von Euren Anhängern als Türhüter haben für den schlimmsten Fall.«

»Einer von meinen Verwandten als Stadtvogt in jedem Orte wird ebenso gut sein, Vetter Niklas. – Und damit gute Nacht oder guten Morgen! Und vergeßt nicht das Wirtshaus von Aberfoil.«

Ohne die Antwort abzuwarten, sprang Campbell auf die andre Seite der Straße und verlor sich in der Dunkelheit. Gleich darauf hörten wir leise auf eine besondre Art pfeifen.

»Da hört Ihr die holländischen Teufel,« sprach Jarvie. »Sie meinen, sie wären bereits am Fuße des Ben Lomond, wo sie singen und pfeifen können, ohne sich um den Sonntag oder Samstag zu bekümmern.« – Indem er dies sprach, fiel etwas mit großem Gerassel vor uns auf die Straße nieder. – »Gott steh uns bei! Was ist das? Mathilde, leuchte hierher. – Wahrhaftig! Wenns nicht die Schlüssel sind. Nun, das ist ebenso gut, sie kosten der Stadt Geld, und es würde einiges Gerede über ihren Verlust gewesen sein. – O, wenn mancher etwas von dem Streiche dieser Nacht erführe, so könnt ich mir wohl ein graues Haar darüber wachsen lassen!«

Da wir nur wenige Schritte noch von dem Gefängnis entfernt waren, trugen wir die Schlüssel zurück und übergaben sie dem Oberaufseher, der im Vorhause Wache hielt, bis der Beistand ankam, den er verlangt hatte, um den entflohenen Dougal herbeizuschaffen.

Nach Erledigung dieser Pflicht gegen die Stadt, und da ich in derselben Richtung mit dem ehrlichen Beamten zu gehen hatte, so benutzte ich seine Leuchte und er meinen Arm, um uns durch die Straßen zu finden, die, wenigstens damals, dunkel, uneben und schlecht gepflastert waren. Das Alter ist leicht durch die Aufmerksamkeit der Jugend versöhnt. Jarvie äußerte Teilnahme an mir und setzte hinzu: da ich nicht zu dem Schauspielervolk gehöre, das seine Seele hasse, werde es ihn freuen, wenn ich gerösteten Kabeljau oder frischen Hering mit ihm zum Frühstück essen wollte; in Gesellschaft meines Freundes Owen, den er um jene Zeit in Freiheit setzen werde.

Mittlerweile waren wir vor seiner Tür angekommen. Er blieb indes auf der Schwelle stehen und fuhr im feierlichen Tone tiefer Zerknirschung fort: »Erstlich hab ich am Sabbath meinen eignen Gedanken nachgehangen, zweitens hab ich mich für einen Engländer verbürgt, und drittens und letztens hab ich, leider! einen Uebeltäter aus dem Gefängnis entkommen lassen. – Allein es gibt noch Balsam, Herr Osbaldistone! – Mathilde, ich finde den Weg, leuchte dem Herrn zum Wirtshaus an der Ecke. – Herr Osbaldistone,« flüsterte er mir zu, »seid nicht ungebührlich gegen die Mathilde, sie ist ehrbarer Leute Kind und eine nahe Verwandte des Lords von Limmerfields.«


 << zurück weiter >>