Heinrich Schliemann
Ithaka der Peloponnes und Troja
Heinrich Schliemann

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Neunzehntes Kapitel

Nachweis aus der Iliade, dass der Raum zwischen dem griechischen Lager und Troja sehr klein war. – Die Furth des Skamander. – Das Grab des Ilus. – Der Erineos.– Die Buche.– Callicolone. – Ehemalige Vereinigung des Skamander und Simois bei Troja. – Nachweis aus Strabo, Lykophron und Virgil, dass Hektors Grab sich in Ophrynium befand. – Wahrscheinliche Stelle der beiden Quellen; auf welche Weise sie Veränderungen erlitten haben mögen. – Ruinen von Neu-Ilium. – Man kann leicht um die Stadt herumlaufen. – Imponirende Lage von Hissarlik.

Von Neu-Ilium bis Sigeum sind, wie ich schon gesagt habe, fünf Kilometer, eine Entfernung, die, wie ich oben, wo ich von Bunarbaschi sprach, nachgewiesen zu haben glaube, für die schnellen Bewegungen der Heere in der ersten Schlacht sogar zu gross erscheint.

Bei Anbruch des zweiten Tages wird Idaios von den Trojanern ins griechische Lager geschickt, um einen Waffenstillstand vorzuschlagen, damit die Todten verbrannt werden können (Il. VII, 381). Die versammelten Griechen willigen ein; Idaios bringt diese Nachricht nach Troja zurück; die Trojaner tragen die Leichname und Holz herbei; jetzt erst geht die Sonne auf (VII, 421).

Am dritten Tage nach Sonnenuntergang (VIII, 485) lässt Hektor die Trojaner sich am Ufer des Skamander lagern (VIII, 489–490), und befiehlt, rasch von der Stadt Stiere und Schafe herbeizuholen VIII, 505–506), die man sogleich von Troja bringt (VIII, 545–546). Aber diese Thiere gehen nur langsam, besonders in der Nacht, und sie kommen nichtsdestoweniger schnell an, ϰαρπαλίμως. Der Raum zwischen dem griechischen Lager und Troja muss also sehr klein und der Skamander ganz nahe bei der Stadt gewesen sein. Wie das alte Bett des Skamander auch wirklich beweist, vereinigte sich dieser Fluss in einer Entfernung von 1700 Metern von Ilium mit dem Simoïs (Dumbrek-Su) und floss darauf nordwestlich dem Meere zu.

Strabo (XIII, 1 S. 106 Tauchnitzer Ausgabe) bestätigt die Vereinigung dieser beiden Flüsse ganz nahe bei Troja.

Der Skamander floss zwischen dem griechischen Lager und Ilium, sodass die Griechen sich der Stadt nicht nähern konnten, ohne die Furth des Flusses zu passiren, welche Il. XIV, 433 und XXIV, 350 erwähnt wird. Ganz nahe bei dieser Furth, in der Richtung auf Troja, war das Grabmal des Ilus (XXIV, 349); Hektor, der mit seinem Heere auf dem rechten Ufer des Skamander gelagert war (VIII, 560), hielt Kriegsrath in der Nähe dieses Grabes (X, 415). Das Grab des Ilus war auch ganz nahe bei dem Erineos oder wilden Feigenbaum, sowie bei der Buche und dem skäischen Thore (XI, 166–170). Der Erineos stand unter den Mauern Troja's (XXII, 145 und VI, 433–434):

Λαὸν δὲ στῆσον παρ᾽ ἐρίνεον, ἔνθα μάλιστα
Ἄμβατος ἔστι πόλις, ϰαὶ ἐπίδρομος ἔπλετο τεῖχος.

»Stelle das Heer neben dem wilden Feigenbaume auf, wo man die Stadt am leichtesten ersteigen und die Mauern erstürmen kann.«

Auf den 1700 Metern, welche die Mauern Troja's von der Furth des Skamander trennten, befand sich also zunächst die Buche und der wilde Feigenbaum unter, oder fast unter den Mauern, und das Grab des Ilus bei der Fürth des Skamander.

Andererseits könnte die grosse Nähe des Skamander und des griechischen Lagers nicht besser bezeichnet werden, als durch die schönen Verse (Il. X, 11–13):

Ἤτοι ὅτ᾽ ἐς πεδίον τὸ Τρωϊϰὸν ἀθρήσειεν,
Θαύμαζεν πυρὰ πολλὰ, τὰ ϰαίετο Ἰλιόθι πρὸ
Αὐλῶν συρίγγων τ᾽ ἐνοπὴν, ὅμαδόν τ᾽ ἀνθρώπων.

»Agamemnon blickt über die trojanische Ebene, und die grosse Zahl der vor Ilium angezündeten Feuer, der Ton der Schalmeien und Flöten, der Lärm der Krieger setzen ihn in Erstaunen.«

Es war Nacht; das trojanische Heer lagerte am Ufer des Skamander (VIII, 490), zur Seite der griechischen Schiffe (VIII, 560); die Krieger hatten in ihrem Lager tausend Feuer angezündet (VIII, 562), und dies Lager war so nahe bei Troja, dass Homer sagen konnte, diese Feuer brannten vor Ilium (VIII, 561). Auch Agamemnon glaubte, wie aus den oben angeführten Versen sich ergiebt, die Feuer brennten vor Troja. Diese Auffassung ist ganz natürlich; denn vom Skamander bis zu den Mauern von Troja waren ja, wie ich schon oben angab, nur 1700 Meter. Andererseits war das troische Lager am Skamander so nahe bei dem griechischen, dass Agamemnon von seinem Zelte aus den Ton der Schalmeien und Flöten der Trojaner und ihren Kriegslärm hörte.

Diese eine Stelle bei Homer würde schon hinreichen, den groben Irrthum des Demetrios von Skepsis und des Strabo, Troja nach Ἰλιέων ϰώμη, 30 Stadien oder 5500 Meter über Neu-Ilium hinaus, also 11 000 Meter vom griechischen Lager zu verlegen, vollständig zu beweisen.

Wer kann den Ton der Flöten und Schalmeien 11 000 Meter weit hören? Da ausserdem das Lager der Trojaner am Ufer des Skamander 7250 Meter von Ἰλιέων ϰώμη entfernt wäre, so hätte Homer nicht wiederholt sagen können, die Feuer brannten vor Troja, wenn Troja diese Stelle eingenommen hätte.

Wenn es also vernunftwidrig ist, Troja nach Ἰλιέων Κώμη zu verlegen, so ist es dies in noch höherem Grade, zu behaupten, Troja habe die Höhen von Bunarbaschi eingenommen, weil die Entfernung des trojanischen Lagers am Skamander bis Bunarbaschi ungefähr 11 Kilom. beträgt. Ich werde aber noch andere Beweise zur Unterstützung meiner Ueberzeugung beibringen, dass der Raum zwischen Troja und dem griechischen Lager sehr unbedeutend war.

Am vierten Tage, an welchem die dritte grosse Schlacht geliefert wurde, wird der Sonnenaufgang gemeldet (Il. XI, 1) und der Mittag (XI, 84–86). Am Nachmittage werfen die Griechen die Trojaner bis an das skäische Thor zurück (XI, 166–170), und werden ihrerseits wiederum bis an die Schiffe zurückgedrängt, wo ein furchtbarer Kampf beginnt (XII, 35; XIV, 439). Die Trojaner werden von neuem zurückgeworfen (XV, 6–8), und drängen zum zweiten Male die Griechen bis an die Schiffe zurück (XV, 343–345), wo ein furchtbares Gemetzel entsteht.

Patroklos treibt die Trojaner bis an die Mauern Troja's und versucht sogar drei Mal, sie zu ersteigen (XVI, 702); die Griechen kämpfen bis zum Abend am skäischen Thore (XVIII, 453).

Also auch in dieser dritten Schlacht überschreiten die Griechen, wie in der ersten, an einem Nachmittage wenigstens vier Mal den Raum zwischen dem Lager und Troja, trotz der langen Kämpfe bei den Schiffen, in der Ebene und unter den Mauern Troja's.

Beim Beginn der letzten in der Iliade erzählten Schlacht bewaffnen sich die Griechen in der Nähe ihrer Schiffe, und die Trojaner »ἐπὶ θρωσμῷ πεδίοιο«, d. h. auf dem Hügel der Ebene zwischen dem Simois und dem Skamander (Il. XX, 1–3). Die Götter nehmen am Kampfe Theil, besonders Minerva und Mars. Minerva feuert die Griechen durch ihren Zuruf vom Walle hinter den Schiffen und vom Meeresufer an, während Mars die Trojaner zum Streite erregt, indem er ihnen bald von der Höhe von Pergamus, bald von Callicolone aus zuruft (Il. XX, 48–53):

            Αὖε δ᾽ Ἀθήνη
Στᾶσ᾽ ὅτε μὲν παρὰ τάφρον ὀρυϰτὴν τείχεος ἐϰτός,
Ἄλλοτ᾽ ἐπ᾽ ἀϰτάων ἐριδούπων μαϰρὸν ἀΰτει.
Αὖε δ᾽ Ἄρης ἑτέρωθεν, ἐρεμνῇ λαίλαπι ἶσος,
Ὀξὺ ϰατ᾽ ἀϰροτάτης πόλιος Τρώεσσι ϰελεύων,
Ἄλλοτε πὰρ Σιμόεντι θέων ἐπὶ Καλλιϰολώνῃ.

»Minerva rief, indem sie bald an dem Rande des vor dem Walle der Griechen gezogenen Grabens sich aufhielt, bald an dem widerhallenden Ufer. Von der andern Seite stiess Mars, ähnlich der finstern Sturmwolke, ein helles Geschrei aus, den Trojanern bald von der Höhe der Stadt gebietend, bald auf Callicolone, in der Nähe von Simois laufend.«

Diese schöne Stelle beweist von neuem, dass die Citadelle von Troja ganz in der Nähe von dem Hügel der Ebene zwischen dem Simois und Skamander lag, und dann, dass Callicolone einer von den schönen Hügeln im Osten von Hissarlik ist, welche das reizende Thal begrenzen, durch welches der Simois (Dumbrek-Su) von Osten nach Westen fliesst.

Aus den Versen Il. V, 773–774 ergiebt sich, dass die Vereinigung des Skamander und des Simois ganz nahe bei Troja stattfand:

Ἀλλ᾽ ὅτε δὴ Τροίην ἵξον ποταμώ τε ῥέοντε,
ᾗχι ῥοὰς Σιμόεις συμβάλλετον ἠδὲ Σϰάμανδρος.

»Aber als die Göttinnen sich Troja und den beiden Flüssen näherten, dort, wo die Fluthen des Simois mit denen des Skamander sich vereinigen ...«

Wie gering der Raum zwischen dem griechischen Lager und Troja war, ergiebt sich auch aus den Versen XXIV, 662–663:

Οἶσθα γὰρ, ὡς ϰατὰ ἄστυ ἐέλμεθα, τηλόθι δ᾽ ὕλη
Ἀξέμεν ἐξ ὄρεος ...

»Denn Du weisst, wie wir in die Stadt eingeschlossen sind, und fernher vom Gebirge das Holz holen müssen.«

Priamus bittet den Achilleus, einen Waffenstillstand auf elf Tage für die Bestattung des Hektor zu bewilligen, denn die Stadt sei durch die Belagerung zu sehr eingeschlossen, und man müsse das Holz weither vom Gebirge holen. Er hätte gar keinen Grund gehabt, hierüber zu klagen, wenn die Stadt auf der Stelle von ?ëéÝùí ?þìç oder von Bunarbaschi gestanden hätte, denn die Trojaner würden dann auf der Gebirgsseite von den Griechen nicht beunruhigt worden sein.

Das soeben erwähnte Leichenbegängniss Hektors veranlasst mich, an dieser Stelle zu bemerken, dass nach Strabo (XIII, 1 S. 103 Tauchnitzer Ausg.) auf einem Hügel zu Ophrynium das dem Hektor geweihte Wäldchen stand. Ophrynium sucht man in Palaio Castron am Hellespont, östlich von Rhöteum, bei den Quellen des Simoïs. Nach dem im ganzen Alterthume verbreiteten Glauben soll Hektor in diesem Wäldchen begraben worden sein. So lesen wir bei Lykophron, dass Kassandra, die Zukunft vorausschauend, zu Hektor sagte: »O, mein Bruder! meinem Herzen theuer, Vertheidiger unserer Paläste und unseres Vaterlandes, Du wirst nicht vergeblich die Altäre mit dem Blute der Stiere geröthet und so viele Erstlinge und Opferthiere Dem dargebracht haben, welcher die Throne von Ophion bestieg. Dieser Gott wird Dich in sein Geburtsland einführen, in die gefeiertste Stelle Griechenlands. Du wirst die Inseln der Seligen bewohnen, grosser Held, der Du bestimmt bist, die Pfeile der Pest abzuhalten, wann das Volk des Ogyges, – das einstmals Kadmos säete, als er von einer Schaar Krieger gedrängt wurde, welche das Land, die Tempel und die Paläste von Teneros verwüsteten, – gehorsam der Stimme des Gottes der Heilkunst, Dich aus den Gräbern von Ophrynium hinwegnehmen und in die Mauern von Kalydnos, im Lande der Aonier, bringen wird.« (Nach Choiseul.)

Für diejenigen meiner Leser, welche nicht Philologen sind, füge ich die Bemerkung bei, dass Lykophron ein berühmter Grammatiker und Dichter war und zu Alexandria in Egypten ums Jahr 280 v. Chr. unter der Regierung Ptolemäos II. Philadelphos lebte. Sein Gedicht Kassandra wird als ein Wunder von Gelehrsamkeit angesehen, eine Frucht langer und mühsamer Studien.

Virgil erzählt, dass Andromache sich wieder verheirathete, und zwar mit Priamos Sohne Helenos, welcher König von Chaonien geworden war; ferner, dass sie, nicht fern von der Stadt im Schatten eines heiligen Wäldchens, am Ufer eines falschen Simoïs, der Asche Hektors feierliche Opfer darbrachte, bei einem aus grünem Rasen errichteten Kenotaphion seine Manen beschwor, und am Fusse zweier Altäre, welche ihr Thränen verursachten, weinte (Aeneis III, 302–305):

Ante urbem in luco falsi Simoentis ad undam
Libabat cineri Andromache, Manasque vocabat
Hectoreum ad tumulum, viridi quem cespite inanem
Et geminas, causam lacrymis sacraverat aras.

Die in diesen beiden Stellen enthaltenen Andeutungen stimmen vollkommen mit der Lage von Troja (Neu-Ilium), dem Simoïs (Dumbrek-Su) und dem Grabe Hektors im Wäldchen von Ophrynium (Palaio Castron), nahe am Ufer des Simoïs, überein.

Hektor wurde wie ein Gott verehrt (Ilias XXII, 393–394):

Ἠράμεθα μέγα ϰῦδος · ἐπέφνομεν Ἕϰτορα δῖον,
ᾧ Τρῶες ϰατὰ ἄστυ, θεῷ ὣς εὐχετόωντο.

»Wir haben einen grossen Sieg davongetragen; wir haben den göttlichen Hektor getödtet, den die Trojaner in ihrer Stadt wie einen Gott verehrten.«

Es ist deshalb nicht der geringste Zweifel, dass das Andenken an diesen göttlichen Helden, die einzige Stütze und den einzigen Ruhm des trojanischen Volkes, sich bei den Nachkommen dauernd erhalten und sein Grab als Gegenstand der Verehrung durch die Tradition im ganzen Alterthum vollkommen bekannt sein musste. Ich protestire deshalb hier noch einmal gegen alle diejenigen, welche in ihrem blinden Glauben an das Dogma von Bunarbaschi-Troja behaupten, nach einunddreissig Jahrhunderten die Lage von Hektors Grabe besser zu kennen, als man sie neun Jahrhunderte nach seinem Tode gekannt hat, und die Identität dieses Grabmals mit einem der drei Grabhügel auf den Höhen von Bunarbaschi annehmen.

Als Achilleus noch kämpfte, stritt Hektor ganz nahe an den Mauern Troja's und wagte es nicht, sich vom skäischen Thore und der Buche zu entfernen (Il. IX, 352–354). Seit Beginn des Krieges wagten die trojanischen Frauen nicht mehr zur Stadt hinauszugehen, um ihre Wäsche in den beiden Quellen zu waschen (Il. XXII, 153–156).

Hätte Troja auf der Stelle von Bunarbaschi, also vierzehn Kilometer vom griechischen Lager gelegen, so würde Hektor sich auf eine gute Strecke von Troja haben entfernen können, ohne Gefahr zu laufen, dem Achilleus zu begegnen; und die trojanischen Frauen hätten nach wie vor ungestört ihre Wäsche in den beiden Quellen am Fusse der Stadtmauer waschen können, ohne Gefahr, dabei von den Griechen überrascht zu werden, die sie aus der Ferne hätten sehen können. Da aber Troja ganz nahe beim griechischen Lager war, so fürchtete Hektor, von Achilleus überfallen zu werden, und die Frauen konnten ihre Wäsche nicht mehr waschen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, in die Hände der griechischen Truppen zu fallen.

Die beiden Quellen, die eine heiss, die andere kalt, lagen ohne Zweifel in dem Sumpfe unmittelbar unterhalb Ilium auf der Nordseite, in demselben Sumpfe, in welchem Odysseus und Menelaus in Hinterhalt lagen (Od. XIV, 469–475). Man darf indess dem Verschwinden dieser beiden Quellen keine Bedeutung beilegen; denn heisse wie kalte Quellen sind immer zufällige Naturerscheinungen, welche in Troas, einem in hohem Grade vulkanischen und an heissen Quellen reichen Lande, in Folge der sehr häufigen Erdbeben plötzlich entstehen und wieder verschwinden. Frank Calvert hat beobachtet, dass in neuerer Zeit mehrere dieser heissen Quellen verschwunden und wieder erschienen sind. Erst vor drei oder vier Jahren war dies während eines Erdbebens mit den heissen und salzigen Quellen von Tongla der Fall, welche erst nach mehreren Monaten wieder zum Vorschein kamen. Die heisseste Quelle in der Ebene von Troja selbst liegt jetzt 2 Kilometer vom Dorfe Akchi-Kevi und hat eine beständige Temperatur von 22°.

Am Fusse des Hügels von Hissarlik sind mehrere Quellen mit gutem Wasser. Der Hügel von Hissarlik ist, wie ich schon bemerkt habe, die Fortsetzung oder das äusserste Ende eines Bergrückens, der aber nicht, wie Strabo behauptet, unübersteiglich ist.

Die Stelle von Neu-Ilium, 5 Kilometer im Umfange, wird durch die Ringmauern, von denen man an manchen Stellen die Ruinen noch heute sieht, gut markirt. Die Abhänge, welche man auf- und absteigen muss, wenn man die Runde um die Stadt macht, sind so sanft, dass man im Laufschritt über sie hinweg gehen kann, ohne der Gefahr zu fallen ausgesetzt zu sein. Als Hektor und Achilleus dreimal um die Stadt liefen, legten sie also 15 Kilometer zurück, und ein solcher Lauf hat nichts Ausserordentliches; denn als ich in Japan in Gesellschaft von fünf japanischen Beamten die 38 Kilometer von Yokohama nach Yeddo durcheilte, folgten uns sechs Stallknechte zu Fuss, welche an Schnelligkeit mit den Pferden wetteiferten.

Obgleich ich hinlänglich dargethan zu haben glaube, dass Hissarlik in jeder Beziehung in vollständiger Uebereinstimmung mit allen Angaben steht, welche uns Homer über Ilium liefert, so will ich doch noch hinzufügen, dass man, so wie man den Fuss auf die trojanische Ebene setzt, sofort beim Anblick des schönen Hügels von Hissarlik von Erstaunen ergriffen wird, der von der Natur dazu bestimmt zu sein scheint, eine grosse Stadt mit ihrer Citadelle zu tragen. In der That würde diese Stellung, wenn sie gut befestigt wäre, die ganze Ebene von Troja beherrschen, und in der ganzen Landschaft ist kein Punkt, der mit diesem verglichen werden kann.

Von Hissarlik aus sieht man auch den Ida, von dessen Gipfel Jupiter die Stadt Troja überschaute (Il. VIII, 47–52).


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