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Himmelslandtraum, ein Lebewohlsang

Die Seefahrer erzählen von der östlichen Seligkeitsinsel.
Verloren sei sie in einer Wildnis nebelhaften Gewogs.

Aber das Süd-Himmelsland, wie die Leute gen Mittag sagen,
Soll sichtbar sein durch schimmernder Wolken Bereich.

Dies Himmelsland, quer sich erstreckend durch die Meilen der Ewigkeit,
Es hebt sich über das Fünfgebirg und türmt sich über dem Scharlachschloß,
Während der Tafelberg, so als staunte er davor auf,
Mit seinen 40 und 8 Tausend-Fuß Höhe sich gegen Südosten dehnt.

Ich also, Verlangens zu träumen von den Südländern am Meer,
Flog über den Spiegelsee eines Nachts unterm Mond.

Der Mond im See befolgte mir meinen Flug,
Folgte mir nach bis an die berühmte Stadt,
Wo noch das Haus steht des Dichterprinzen.
Ich sah die grünen Wasser sich kräuseln und hörte der Affen schrilles Geschrei!
Ich klomm, des Prinzen Holzschuhe angetan,
Himmelwärts auf einer Leiter Wolken –
Und halbwegs oben vom Wall des Weltgewölbs sah ich die Morgensonne
Und hörte den Himmelshahn krähen in der heiteren Luft.
Dann wand zwischen tausend Abgründen mein Weg sich [immer rundherum].
Blumen erstickten den Pfad. Ohnmächtig sank ich hin.

Brüllende Bären und heulende Drachen jagten mich auf. O die lärmenden Wasser der Strudel!
Mit Zittern stand ich im tiefen Forst. Ich schauderte vor den überhängenden Klippen, eine auf die andre getürmt.
Wolken auf Wolken sammelten sich zu Häupten, Regen drohend.
Das Wasser ergoß sich zu Füßen, im Nebel zerstäubend.

Ein Donnerschlag dröhnte.
Die Berge zerbröckelten,
Das Steintor ins Himmelsinnere tat weit sich auf, offenbarte
Ein ungeheures Reich von unergründlichem Azur,
Sonne und Mond alle beide scheinen auf goldne und silberne Schlösser.

In Regenbogen berieselt und reitend auf dem Wind
Steigen die Luftfeen herab wie Blumenflocken.
Die männlichen Geister der Luft kamen zuletzt, dick waren sie wie Hanfstengel.

Phönixvögel zogen ihre [Kreise], und Panther schlugen Harfen.
Entsetzen erfüllte mich und Schrecken ergriff mein Herz.
Bestürzt hob ich mich auf, und ach! ...
Ich erwachte und fand mein Bett und Kissen.
Vorbei war die glänzende Traumwehwelt.

So ist's im Leben mit allem, was uns erfreut.
Alle Dinge gehn vorüber mit den ostwärts fließenden Wassern.
Ich verlaß dich und geh – wann werde ich wiederkommen?
Laß du das weiße Reh weiden unter den Waldsteinen.
Laß mich reisen, daß ich das liebliche Gebirge besuche.
Wie könnt ich unterwürfig mich beugen und den Machthabern dienen.
Es erwürgt mir die Seele.


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