Joachim Ringelnatz
Die Flasche und mit ihr auf Reisen
Joachim Ringelnatz

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Zweiter Akt

August 1928

Salon eines Hotels in Konstantinopel. Auf dem Tisch Kaffeegeschirr, eine Flasche Whisky mit Glas und ein Grammophon. Das Grammophon spielt die Oper »Bajazzo« (Caruso). Grischa versucht die Melodie auf der Gitarre zu begleiten. Er hat einen Radio-Kopfhörer an den Ohren.

Petra: Hallo, my dear Grischa, hallo! Hallo Grischa! (Nimmt ihm den Kopfhörer weg.) Spielst du wieder einmal internationale Musik? Mich hörst du nicht vor lauter Hören.

Grischa (stellt Grammophon ab): Guten Tag, Verzeihung. Ich hörte nicht.

Petra: Stimmt denn das nun heute zusammen? Dein Weltorchester?

Grischa: Nein. Gar nicht. – In Mailand singt ein Lautsprecher den toten Caruso. Aber Grammophon läuft anders als Lautsprecher, und Gitarre stimmt nicht zu Grammophon. Man wird verrückt dabei.

Petra: Wird? Wir sind es schon. Du bist verrückt, Boris ist verrückt, ich bin verrückt. Alle sind wir hier verrückt. Und jeden Tag werden wir verrückter.

Grischa: Es ist schön, wenn man verrückt ist, man friert dann nicht.

Petra: Was? Man friert dann nicht?

Grischa: Ja. Wenn man arm ist, hungert und friert, dann ist man nie verrückt.

Petra: Du redest wirr. – Sing mir lieber etwas vor. Ich bin heute so vergnügt.

Grischa: War es lustig bei Herrn Baron?

Petra: Nein, eigentlich war es gar nicht lustig. Aber ich werde tun, als ob es sehr lustig war. Boris soll denken – – Warum lachst du?

Grischa: Weil ich auch so vergnügt bin.

Petra: Gut. Also wollen wir beide vergnügt sein. Sing mir etwas vor.

Grischa: Ich kann ja nicht singen.

Petra: Doch, du kannst. Sing das von der Hochseekuh. Ich singe mit.

Grischa (singt, Petra singt den Refrain mit):

Das Lied von der Hochseekuh
        Zwölf Tonnen wiegt die Hochseekuh.
Sie lebt am Meeresgrunde.
Ohei! – – Uha!
Sie ist so dumm wie ich und du
Und läuft zehn Knoten in der Stunde.
Ohei! – – Uha!
Sie taucht auch manchmal aus dem Meer
Und wedelt mit dem Schweife.
Ohei! – – Uha!
Und dann bedeckt sich rings umher
Das Meer mit Schaum von Seife.
Ohei! – – Uha!
Die Kuh hat einen Sonnenstich
Und riecht nach Zimt und Nelken.
Ohei! – – Uha!
Und unter Wasser kann sie sich
Mit ihren Hufen melken.
Ohei! – – Uha!

Petra: Bravo! Noch eins! Das kleine russische, was dir Boris übersetzt hat.

Grischa (singt und spielt):

Liedchen
        Die Zeit vergeht.
Das Gras verwelkt.
Die Milch entsteht.
Die Kuhmagd melkt.
Die Milch verdirbt.
Die Wahrheit schweigt.
Die Kuhmagd stirbt.
Ein Geiger geigt.

Petra: Das ist schön. Aber es ist zu ernst. Etwas anderes.

Grischa: Ich kann nicht mehr singen.

Petra: Dann spiel etwas, aber etwas Frohes.

Grischa: Ja ja. Ich spiele etwas sehr Frohes. (Er spielt La Paloma.)

Petra (wendet sich ab und winkt schließlich Grischa zu, aufzuhören.)

Grischa (das Spiel abbrechend). Das war damals, als Sie den Fürsten kennenlernten. Als Sie zum ersten Male mit ihm tanzten.

Petra: Auch mit dir! Zuerst mit dir. Ach ja, das war schön. Mußt du auch immer wieder an die Zeit zurückdenken.

Grischa: Ja. Und an meine Seefahrtszeit. Als ich mit Hans Pepper –

Petra: Ist es seitdem noch schöner geworden? Wo sind wir überall herumgekommen! Zur See, mit Pferden, im Auto, auch durch die Luft. Nicht wahr, Grischa, es ist noch schöner geworden?

Grischa: Ja. Wir sind seitdem mehr herumgekommen als Hans Pepper.

Petra: Viel mehr. Und haben seitdem viel mehr erlebt und gesehen als er. – Und viel gelernt.

Grischa: Beinahe jeder Tag eine Gesellschaft mit Fest, durch die Nacht bis in den Morgen.

Petra: Ja, nicht wahr? Das war doch noch schöner? Sprich Grischa: Das war doch noch schöner?

Grischa: Noch schöner?

Petra: Was hat Boris alles erdacht, um uns den »Gimmel« auf Erden zu bereiten.

Grischa: Den Himmel. »Himmel« heißt es.

Petra: Ach du bist so dumm. – – Nein, komm her. Ich wollte dich nicht kränken. – Aber ich bin heute so – ich weiß selbst nicht wie – so unternehmungslustig.

Grischa: Ja, vergnügt.

Petra: Nein, noch mehr. – – Es muß endlich etwas geschehen. – Wo ist Boris?

Grischa (lachend): Ich weiß nicht.

Petra: Warum lachst du, Grischa? Du lachst so selten. Aber ich habe dich gern, wenn du lachst. Bist du heute besonders glücklich? Wo ist Boris?

Grischa: Der deutsche Kellner sagt: Durchlaucht hätte sich ganz eilig rasiert und ist dann plötzlich mit Frau Baronin fortgegangen.

Petra: – – Sie hat meine Figur. Auch ihr Haar ist wie meins. – (Sie betrachtet die Flasche.) Black Label! Das haben wir damals getrunken. Erinnerst du? Im Äroplan nach London.

Grischa: Ich erinnere genau. Das ganze Flugzeug war Lilien.

Petra: Ja, ja. Alles voll Lilien. Meine Lieblingsblume. Daran hatte er gedacht. Trink auf sein Wohl! Er verbringt die halben Nächte damit, daß er nachdenkt, wie er andre erfreut. Und was andre lieben. Ist es so, Grischa? – Er hat einmal gemerkt: Lilien sind Lieblingsblumen von Petra – –

Grischa: Ja, und auf einmal ist ein Flugzeug wie ein Gewächshaus mit Lilien. (Spielt leise vor sich hin »La Paloma«.)

Petra (ihn unterbrechend): Nein, das nicht mehr! Nie mehr. Erzähl mir etwas. – Aus deiner Seefahrtszeit.

Grischa: Ja. Von Hans Pepper.

Petra: Nein, nicht von ihm. Von deinen anderen Erlebnissen als Steward.

Grischa: Ich habe etwas von Hans Pepper zu erzählen.

Petra: Denkst du denn nur an ihn? Hast du ihn so lieb?

Grischa: Ja. Sie doch auch.

Petra: Hast du Boris lieb.

Grischa: Ja, ich liebe den Fürsten sehr. Er ist ein guter und vornehmer Herr.

Petra: Wen hast du lieber? Den Fürsten oder Hans Pepper?

Grischa: Beide.

Petra: Ach du feiger Hund. Einen hat man noch lieber als den andren. Sag: Wen von beiden hast du lieber? Boris oder Hans Pepper?

Grischa (strahlend): Hans Pepper besucht uns heute.

Petra: Was sagst du? – Ist das wahr? – Hans Pepper ist hier?

Grischa: Ja. Sein Schiff liegt im Hafen. Sie löschen Ballast. Nach der Arbeit will er uns besuchen. Ich traf ihn zufällig am Kai.

Petra: Heute? – Hans Pepper kommt? – Nach so langer Zeit. – Aber so war es ja früher auch. – – Und wir wollen doch heute nach Algier reisen.

Grischa: Er will sich beeilen.

Petra: Hast du es Boris schon gesagt daß Hans Pepper kommt?

Grischa: Nein.

Petra: Sag's ihm nicht.

Grischa: Ich verstehe. Sie wollen den Fürsten überraschen.

Petra (in Gedanken versunken): O ich fürchte mich. (Zu Grischa.) Überraschen? – Ich bin ganz verwirrt. – Der Fürst wird mich damit überraschen wollen. Sag ihm, daß Hans Pepper kommt. – – Grischa, wen hast du lieber? Boris oder Hans Pepper? Antworte. (Ihn anschreiend.) Antworte doch!

Grischa: Ja. Frau Petra. Der Fürst ist ein edler Herr.

Petra: Grischa, sei doch nicht so dienerhaft. Sei doch mein Freund. Sei doch mein Freund! Es war doch so ausgemacht. Früher sagtest du »du« zu mir, und nun –

Grischa: Ja, aber wir haben doch später verabredet, daß wir –

Petra: Ja, daß wir aus Rücksicht auf Hotelpersonal usw. – ja, ja, ja. Das haben wir. Wir alle drei. Boris und du und ich. Aber warum? Was sind das für alberne Rücksichten. Hier soll man so sein, und dort muß man so sein. – Setz dich hier zu mir, Grischa. (Grischa tut's.) Sei doch mein Freund, wir sind doch beide vom Volk.

Grischa (küßt ihr die Hand): Ja, Petruschka.

Petra (umarmt und küßt ihn): So mußt du mich küssen. Auf den Mund.

Grischa: Um Gottes willen. Wenn das –

Petra: Wenn das der Fürst sähe? O du Feigling! Warum hast du Angst vorm Fürsten? Ich denke, er ist dein Freund?

Grischa: Ja, das ist er.

Petra: In der Kiautschoubucht hast du es mir so gesagt.

Grischa: Er ist mein Freund.

Petra: Nun, und was wäre denn, wenn dein Freund sähe, wie wir uns küssen?

Grischa: Ich meinte ihn ja gar nicht.

Petra: Was wäre dann Grischa? Er will doch, daß wir alle ganz frei sind.

Grischa: Ja das sind wir.

Petra: Ich bin es nicht. Aber ich will es endlich werden. – Sag mir, Grischa, sag mir als Freund die Wahrheit: Glaubst du, ob ich den Fürsten liebe?

Grischa: Er liebt Sie über alles.

Petra: Er mich, – ja. Aber vielleicht auch das nicht. Vielleicht wäre ich allein ihm nicht genug. Ich glaube, er liebt ein Tier, das unzählige Beine und Köpfe hat. Ein Tier, das es gar nicht gibt. Er redet sich ein Leben ein – – Aber das verstehst du alles nicht. – – Sag mir doch ganz wahr, Grischa, ganz wahr: meinst du, ob ich den Fürsten liebe.

Grischa: Ja, er ist doch so gut, so fein.

Petra: Ach du redest immer drumrum. Du kannst nie mutig reden, wie Hans Pepper redet.

Grischa: Ja, Sie lieben den Fürsten. Aber Sie lieben Hans Pepper noch mehr.

Petra: Meinst du? Heute noch?– Ich weiß es nicht. – Monate ist er fort. – Manchmal denke ich so, manchmal so.

Grischa: Heute wird es große Freude geben. Heute kommt er wieder. (Lauscht.) Er kommt.

Petra (erschrocken): Hans Pepper?

Grischa: Nein. Der Fürst kommt. (Will aufspringen.)

Petra: Laß ihn kommen! Warum hast du Angst vor ihm! (Ihn umarmend.) Grischa küss' mich! Küss' mich auf den Mund. – So –

Fürst: Guten Tag.

Grischa (aufspringend): Guten Tag.

Fürst: Warum so militärisch? Wir sind doch, wie ich sehe, unter uns. Guten Tag, Petra. (Küßt ihr die Hand.)

Petra: Guten Tag, Boris. Wir brauchten auch sonst nicht militärisch zu sein.

Fürst (Platz nehmend): Nein, gewiß nicht. (Zu Grischa.) Bleib doch sitzen. (Zu Petra.) Wie ist's dir ergangen?

Petra: Wundervoll. Bei dem Baron war ein wilder Zauber. Ich bin so vergnügt. – Und der Teppichhändler hat mir ein Armband geschenkt. Und vier Artisten waren da. Reizende Jungens. Schneidig und adrett.

Fürst: Ja, ich kenne die. Das sind nette Burschen. Reisen sie mit uns?

Petra: Nein. Sie können doch nicht fort; sie sind im Engagement. – Aber der Baron selbst kommt auch nicht mit.

Fürst: Kommt nicht? Er hatte doch schon so gut wie zugesagt.

Petra: Er meint: Algier wäre ihm zu weit. Aber das ist wohl Ausrede. Ich glaube, er ist nur eifersüchtig.

Fürst: Meinst du wirklich? – –

Petra: Nun, Boris, und wie weit bist du inzwischen mit seiner Frau gekommen?

Fürst: Sie war charmant, entzückend. – Sie grüßt dich sehr und freut sich auf die Reise nach Algier.

Petra: So. Sie macht also die Reise mit?

Fürst: Ja, sie holt uns ab. Wir fahren mit ihrem Wagen an Bord.

Petra: Hast du sie überredet?

Fürst: Überredet? Nein. Ich überrede nie. Ich habe sie gefragt. Ich habe ihr das Fest geschildert. Es war doch eine ganz nette Idee. Du selber warst doch davon begeistert.

Petra: Ja, sehr. – Aber ich habe den Baron überredet.

Fürst: Du sagtest doch eben, der käme nicht mit.

Petra: Ja, ich habe ihn überredet, nicht mitzukommen.

Fürst: Du? – So. – Das macht mich ja erstaunt. (Halb lächelnd.) Was ist denn hier los? (Zu Grischa.) Liegt sonst was vor?

Grischa: Nichts Wichtiges. Der Bootsmann läßt melden: Notschinka wäre seit vier Uhr seeklar.

Fürst: So sehr unwichtig erscheint mir das gar nicht.

Grischa: Weil ich noch was Wichtigeres weiß.

Fürst: Ach. Das ist ja sehr interessant. Du weißt noch Wichtigeres.

Petra: Hans Pepper kommt heute.

Fürst: Ach! – So! – Deswegen seid ihr so mutig aufgelegt.

Petra: Warum nicht, Boris? Sollen wir uns nicht geben, wie uns zu Mut ist? Ist das nicht das, was du immer willst?

Fürst: Ja doch, natürlich. Uns leicht geben und leicht nehmen. Und uns ganz geben. Wärt ihr nur auch so zu mir. – Grischa geh! Packe alle Koffer. Recht schnell. Die Baronin holt uns mit ihrem Wagen ab, dann muß alles bereit sein. Wir müssen sehr eilig fort.

Grischa (zögernd): Ja – aber – heute kommt doch –

Petra: Geh nur, Grischa. (Sie küßt Grischa.) Beeile dich.

Grischa (zögernd ab).

Fürst: Was bedeutete nur dieses Theater mit Grischa? Du weißt doch wahrhaftig, daß ich nicht eifersüchtig bin.

Petra: Doch, auch du bist eifersüchtig. Du verbirgst es nur hinter deiner Großzügigkeit und hinter deiner Güte.

Fürst: Wie könnte es mir gleichgültig sein, wenn du andren schenkst, was du mir versagst? Warum hast du mir nicht einmal –

Petra: Weil die andern nicht du sind. Aber du bist auch nicht Hans Pepper.

Fürst: Ich stelle dich doch über alle andren.

Petra: Boris, ich bin verwirrt an dir. Weil ich nicht weiß, ob ich Hans Pepper noch mehr liebe als dich.

Fürst: Du liebst ihn mehr. Aber so war es ja auch ausgemacht. In dem ungeschriebnen Kontrakt.

Petra: Wir sind über den Kontrakt hinausgewachsen.

Fürst: Ja. Hinaus. Auseinandergewachsen oder zusammengewachsen?

Petra: Wir philosophieren immer über das Thema.

Fürst: Ja, und das macht mich ganz krank.

Petra: Mich auch.

Fürst: Es könnte doch alles so einfach sein, wenn –

Petra: Ja wenn –

Fürst: Wenn wir –

Petra: Wenn du –

Fürst: Wenn wir alle –

Petra: Nein, wenn du! Wenn du ein Kerl wärst. – – Boris, nimm mal diesen Stuhl und schlage ihn in die Fensterscheibe dort.

Fürst: Ach das wäre ja sehr einfach. Aber wenn es nicht spontan –

Petra: Also schlage ihn spontan ins Fenster. Zu! Zu!

Fürst: Wenn es dir Freude macht – (Ergreift Stuhl.)

Petra: Zu! Zu! Nicht, weil es mir Freude macht, zu! Zu! Ohne Überlegung.

Fürst: Mir tut die Scheibe leid.

Petra: Der arme Stuhl! – Also lasse uns wieder philosophieren.

Fürst: Warum bist du heute so angreifend zu mir?

Petra: Ich will sehen, wie du dich wehrst.

Fürst: Warum denn? Ich bin ja längst wehrlos. Was willst du noch von mir?

Petra: Klarheit. – Deine Wehrlosigkeit ist Bequemlichkeit, ist Schlappheit. Du wagst es nicht, etwas zu zerbrechen.

Fürst: Kommt Hans Pepper wirklich heute?

Petra: Ja. Er liegt mit einem Segler hier. Grischa hat ihn am Hafen getroffen.

Fürst: Du mußt ihn natürlich abwarten.

Petra: Nein. Ich will nicht. Es könnte häßlich werden. Ich traue mir selber nicht. – Ich traue auch dir noch nicht. Aber ich liebe dich.

Fürst: Gerade deshalb müßtest du ihn wiedersehen. Vielleicht wird vieles dann klarer, so oder so.

Petra: Ich werde ihn wiedersehen. Aber nicht heute.

Fürst: Du willst mir ein Opfer bringen. Du bist so gut zu mir.

Petra: Du warst ja auch immer gut zu mir.

Fürst: Für mich so leicht mit so viel Geld.

Petra: Was hat das mit Geld zu tun. Du schenkst mir Lilien, meine Lieblingsblumen. – Und Hans Pepper schenkt mir ein Krokodil.

Fürst: Das Krokodil ist für ihn tausendmal teurer, und das ist doch rührend.

Petra: Was ist rührend? Daß er sein Geld leichtsinnig und blindlings ausgibt?

Fürst: Nein, daß er wegen des Krokodils auf viele Genüsse verzichtet. Daß er es monatelang mit sich herumschleppt unter Schwierigkeiten, die nur der kennt, der die Bordverhältnisse kennt. Nein, Petra, es scheint mir doch ehrlicher, daß wir Hans Pepper noch abwarten.

Petra: Wozu? Er wird mir sagen »Petra, du bist mein einziges Glück«, und dann wird er mir von wüsten Saufereien und Raufereien im Ausland erzählen.

Fürst: In der guten Überzeugung, daß du an seinem Leben teilnimmst.

Petra: Ich habe lange genug teilgenommen. Aus der Ferne, in Gedanken, er war ja meistens fort. In Sidney oder Shanghai. – Und dann so lange im Kriege.

Fürst: Du selbst hast mir immer wieder gesagt: Die Jahre, die du mit ihm verlebt hast, wären deine schönsten gewesen.

Petra: Die Tage, nicht die Jahre. Ja. Ich war vielleicht zufrieden, weil ich nichts bessres kannte. Ich war ja auch zufrieden in der Kiautschoubucht. Der enge Raum war mir zur Welt geworden.

Fürst: Sei nicht ungerecht. Hans Pepper ist primitiv, aber –

Petra: Primitiv ist plump, das habe ich bei dir inzwischen gelernt. Und dann kann man es nicht mehr ertragen.

Fürst: Das Primitive ist das Stärkere. Wir kommen immer wieder darauf zurück.

Petra: Das weiß ich nicht.

Fürst: Du darfst jetzt nichts gegen Hans Pepper sagen. Er ist nicht hier und kann sich also nicht verteidigen.

Petra: Weißt du, was du jetzt tust? Du nimmst Hans Pepper in Schutz, eigentlich, um ihn herabzusetzen. Stimmt das?

Fürst (läßt Kopf sinken): Wahrscheinlich stimmt es. Aber ich wollte es gar nicht. Ich kann mich ja euch nicht verständlich machen. Ihr versteht mich ja nicht. Ich möchte zu dir lieb sein –

Petra (streichelt ihn): Du bist es immer. Du bist lieb und zart zu mir. So zart wie du war noch niemand zu mir. (Es klopft.)

Kellner (eintretend zu Petra): Ihre Durchlaucht werden ans Telephon gebeten.

Petra (zum Fürsten): Entschuldige. (Ab.)

Fürst (auf und ab gehend): Anderthalb Jahre hat er auf keinen Brief geantwortet. (Es klopft.) Herein.

Grischa: Es ist alles gepackt.

Fürst: Warum lächelst du so feindselig?

Grischa: Ich freue mich, weil Hans Pepper kommt.

Fürst: Ja, du freust dich. – Sagtest du ihm nicht, daß wir heute nach Algier reisen.

Grischa: Doch. Er wird sich beeilen. Sowie er mit dem Dienst fertig ist, rast er zu uns. Er ist ganz verrückt vor Freude.

Fürst: Ja, nun gut. Ich muß jetzt an andres denken. Ist alles gepackt?

Grischa: Jawohl, gnädiger Herr.

Fürst: Warum sagst du auf einmal »gnädiger Herr« zu mir?

Grischa: Weil ich merke, daß Sie etwas gegen mich haben.

Fürst: Ach, das ist ja dummes Zeug. Was ihr euch immer einredet! Was ihr immer ausgrübelt! Ihr könnt doch machen und lassen, was ihr wollt! Ich will doch nur, daß wir alle zufrieden sind. Was habe ich denn nun wieder Böses getan.

Grischa: Nichts, Boris Georgewitsch. – Aber ich habe Frau Petra nicht geküßt. Sie hat mich –

Fürst: Warum sollst du sie nicht küssen, wenn du sie plötzlich liebst, oder wenn sie dich plötzlich liebt. –

Grischa: Nein! Nein! Ich schwöre –

Fürst: Ich habe doch nichts dagegen gesagt! Nicht ein Wort! – – Ich könnte es ja auch nicht aufhalten. – Lebt doch wie ihr wollt.

Grischa: Nein! Ich schwöre –

Fürst: Ach du schwörst um jeden Wodka. Meinst du, ich merke nicht, daß du zu ihr vertrauter bist als zu mir?

Grischa: Nur, weil sie doch auch – –

Fürst: Und daß sie freier mit dir redet als mit mir.

Grischa: Weil sie doch auch von Geburt – –

Fürst: Ich weiß, was du sagen willst. Aber darüber kann ich mit dir nicht reden. Du hast ein enges Gehirn.

Grischa: Ja, ganz eng, Boris Georgewitsch. Verzeihen Sie mir.

Fürst: Was denn? Was willst du denn? Was soll ich denn wieder verzeihen? Du hast mir doch nichts getan. Ich habe auch euch nichts getan. Quält mich doch nicht und quält euch doch nicht unnütz. Ihr könntet euch doch alle hier wohlfühlen.

Grischa: Ja, wir fühlen uns sehr wohl.

Fürst: Ich quäle doch auch Petra nicht. Sie hat heute nach anderthalb Jahren schon mehr in der Hand als ich versprach. Und was habe ich? –

Grischa: Frau Petra liebt Sie so sehr.

Fürst: Ich will es glauben! – Es läßt sich ja nicht erzwingen.

Grischa: Sie liebt Sie mehr als alle andren.

Fürst: So! »Mehr als alle andren«, sagst du.

Grischa: Ich schwö – –Nein, ich schwöre nicht mehr zu Ihnen. Aber wirklich: Frau Petra liebt Sie über alle.

Fürst: Wirklich? (Er packt und schüttelt Grischa.) Über alle?

Grischa: Ja, über alle. – Fast so wie den Hans Pepper.

Fürst: Hans Pepper! Spassibo! Ich danke dir! O du!

Grischa: Aber Boris Georgewitsch –

Fürst: Schweig! Du hast es angerichtet! Du hast es eingefädelt. Aber nicht als mein Freund. Du hast dieses Feuer immer wieder in ihr geschürt. Es wäre sonst längst erloschen. Du liebst ihn mehr als mich. Ihr liebt ihn beide mehr als mich.

Grischa: Verzeihen Sie –

Fürst: Schweig! Du! Du hältst zu ihm. Du bist gegen mich. Du bist mein Feind! Du, der mein Freund sein sollte, du bist ein Verräter. – Ach – (Er ergreift einen Stuhl und wirft ihn in eine Fensterscheibe.) Ach! (Er sinkt in einen Stuhl.)

Grischa: Mein Gott, mein Gott! Ich ein Verräter!

(Pause)

Petra (eintretend): Die Baronin – (Das zerbrochne Fenster erblickend.) Ha, was ist das?

Fürst: Ich habe einen Stuhl hineingeschlagen. (Lächelnd.) Spontan hineingeschlagen.

Petra: Hast du? Warum?

Fürst: Aus Wut.

Petra: Nur aus Wut? Nicht auch aus Eifersucht? (Es klopft.)

Fürst (zu Grischa): Nein, Grischa, du bist kein Verräter. (Laut.) Entrez!

Kellner: Pardon. Ich dachte, den Herrschaften wäre etwas entzweigegangen.

Fürst: Im Gegenteil. Aber setzen Sie die Fensterscheibe auf meine Rechnung. – Danke.

Kellner: Jawohl, Durchlaucht. (Ab.)

Petra: Die Baronin läßt dich grüßen. Sie kommt nicht mit.

Fürst: Sie kommt nicht mit?

Petra: Nein, sie fühlt sich nicht wohl, aber ihr Wagen ist schon unterwegs.

Fürst: Dann haben also alle abgesagt.

Petra: Ja, alle Gäste.

Fürst: Nun gut. Dann fahren wir eben allein.

Petra: Ja. Schön Boris. Schön! Schön! Schön!

Fürst: Petra, soll es schön werden – restlos schön werden?

Petra: Ja Boris. (Es klopft an die Tür.)

Kellner (in der Tür): Der Wagen ist vorgefahren.

Petra: Grischa, pack die Koffer in den Wagen.

Grischa: Er muß jede Minute kommen.

Petra: Geh, Grischa. Sei nicht traurig.

Grischa (ab).

Fürst: Petra! Geliebte Petra! (Umarmt sie.) Ich danke dir. Und verzeihe mir alles.

Petra: Guter Boris! Es ist unsre zweite Ausfahrt.

Fürst: Schön soll es werden! Schön!!

Petra: Vor allen Dingen kein Nebel.

Fürst: Und wir wollen darauf bedacht sein, Hans Pepper recht anständig zu – –

Petra: Wir sehen ihn wieder. Spätestens im nächsten März.

Fürst: Ja. Und ich werde dann ganz frei und offen mit ihm reden können.

Petra: Es kann sich ja auch bei ihm manches geändert haben.

Fürst: Hast du ein schlechtes Gewissen, Petra?

Petra: Nein Boris!

Grischa (eintretend. Bleibt schweigend an der Tür stehen).

Petra: Ist alles bereit, Grischa?

Grischa (nickt).

Fürst: Der Gute ist traurig, weil wir Hans Pepper nicht abwarten können.

Grischa: Verzeihen Sie. Ich bin sehr dumm. Aber Hans Pepper freut sich so auf Sie. Er muß gleich kommen.

Petra: Aber es geht nicht immer wie man will, oder wie man sich das denkt.

Fürst: Wir können ihn diesmal nicht abwarten. Wir werden ihm schreiben, warum es nicht ging.

Grischa: Er wird traurig sein.

Petra: Ja, es ist ein Jammer. Aber diesmal geht es nicht. Du wirst das später einmal verstehen. Es mußte wohl so kommen.

Fürst: Wenn er doch vorher geschrieben hätte. Aber er hat uns ja nie geantwortet.

Grischa: Er muß jede Minute hier sein. Nur ein Druck mit der Hand. –

Petra: Nein Grischa.

Grischa: Ach Gott! Er muß jede Minute kommen. Nur ein Druck mit der Hand!

Petra: Nein, Grischa. Glaub mir: so kurzes Wiedersehen wäre gar nicht gut. Das macht das Herz nur wund. Wir sehen ihn im März. Spätestens im März.

Fürst: Und das wird schön werden. – Komm Grischa. Acht Monate sind schnell um.

Grischa: Nein, nein!

Petra: Nein? Wollen wir im März nicht in Hamburg sein?

Grischa: Doch, wir müssen. Wir haben es geschworen.

Fürst: Und das halten wir.

Grischa: Leben Sie wohl, Frau Petra. Leben Sie wohl, Boris Georgewitsch.

Fürst: Was heißt das?

Petra: Er fährt nicht mit.

Fürst: Du willst nicht mit uns?

Grischa: Nein.

Petra: Grischa! Grischa!

Fürst: Du willst dich von mir trennen?

Grischa: Ja. Ich bin nicht mehr Ihr Musiker.

Petra: Grischa, wenn ich dich sehr bitte –

Fürst: Du willst nicht mehr unser Freund sein?

Grischa: Doch. Ewig! – Aber ich reise nicht mehr mit Ihnen.

Petra: Liebster Grischa.

Fürst: Lieber Freund! Was willst du anfangen?

Grischa: Ich warte auf Hans Pepper.

Fürst: Und dann?

Grischa: Ich warte auf Hans Pepper.

Petra (umarmt und küßt Grischa).

Fürst: Wir bitten dich herzlich: Mach keine Dummheiten! Komm mit uns.

Grischa: Nein! Ich schwöre nein.

Fürst: Grischa.

Petra: Nein, nun bleibt er.

Fürst: Wie du willst natürlich. Ich kann dich nicht zwingen. Aber überlege dir, was du tust. Du weißt ja, wie du mich jederzeit erreichen kannst. Und was du auch tust: Wir bleiben immer deine Freunde.

Petra: Adieu Grischa. Wir bleiben deine Freunde. Und grüße Hans Pepper.

Fürst: Ja grüße ihn aufrichtig. Sag ihm, daß es diesmal nicht ging. Daß wir leider fort mußten. Daß wir ihn aber bestimmt in Hamburg wiedersehen. Lebe wohl, Grischa! Auf Wiedersehen.

Petra: Wie wir's beschworen. Auf Wiedersehn!

Fürst: Auf Wiedersehn! – Und nun komm, Petra, komm! (Laut.) Fort! (Ab.)

Petra: Leb wohl! Auf Wiedersehn, Grischa! (Ab.)

(Pause)

Grischa (fällt auf die Knie): Boris Georgewitsch! – Sie sind fort. Ich bin entlassen. (Pause.) Nun betrügen sie Hans Pepper doch. (Schluchzend.) Was soll ich ihm nun sagen. Ich kann ihm nicht ins Auge lügen. Ich will etwas schreiben. Das soll der Portier ihm geben. (Er sucht und findet Papier und Bleistift, setzt sich zum Schreiben und überlegt laut.) »Wir mußten fort« – nein, sie mußten nicht. – Vielleicht mußten sie wirklich. Unsereins denkt langsam. Der Fürst ist klüger als ich, und Petra hat auch gesagt, ich bin dumm. (Schreibt. Laut.) »Wärst du doch früher gekommen. Auf Wiedersehen am 21. März 1929, dein Grischa.« (Er faltet das Papier zusammen.) Er wird kommen. Das schwöre ich. – – Und was fang' ich nun an? Wieder von Wirtshaus zu Wirtshaus – spielen? (Geht ab.)

Kellner (kommt tänzelnd, eitel): Ta bumm da da, ta bumm da da. (Erblickt die Flasche, trinkt aus ihr und beginnt langsam abzuservieren.) Ta bumm da da, ta bumm da da. (Er betrachtet die Flasche und kostet.) Bezahlt ist sie. Und niemand wird mehr danach fragen. Also Diebstahl ist es nicht. Aber man kann ja noch eine Zwischenstufe einlegen. (Stellt die Flasche versteckt unter den Tisch und prüft, herumspazierend, ob sie nicht zu sehen ist.) Ta bumm da da, ta bumm da da. (Draußen Lärm, er lauscht.) Wenn Türken besoffen sind. (Er öffnet leise die Tür und lauscht.)

Pepper (Peppers Stimme unten): Das ist mir egal! Ich will sehen, wo sie saßen. Nein, ich gehe nicht hinaus. Wenn du mich anrührst, schlage ich dir das Auge durch den Arsch!

Kellner (eilt hinunter).
(Pause. Unten Stimmengewirr.)

Kellner (eintretend, zeigt nach dem Tisch): Dort! An dem Tisch!

Pepper (mit einer ausgestopften Möve, und Bananen): Dort haben sie gesessen? Wo saß der Fürst?

Kellner: Durchlaucht saß dort.

Pepper: Und sie?

Kellner: Die Dame? Dort.

Pepper: Auf diesem Stuhl?

Kellner: Ja.

Pepper (betrachtet den Stuhl nachdenklich, befühlt ihn und legt dann die Bananen darauf): Sind sie wirklich fort?

Kellner: Ja, Sie haben es doch schon vom Portier gehört.

Pepper: Ja, ich Rindsknochen bin zu spät gekommen. Der Donkeymann hat mich gebeten, ich soll die Wäsche bei seiner Frau abgeben, weil er krank ist.

Kellner (wendet sich nervös ab).

Pepper: Und dann fand ich lange keine Bananen. – – Wo saß denn Grischa?

Kellner: Dort saß die Dame. Ich sagte es doch schon.

Pepper: Nein, Grischa meine ich.

Kellner (zuckt die Achseln): Kenne ich nicht.

Pepper: Hast du gehört, wovon sie sprachen?

Kellner: Wir pflegen unsere Gäste nicht zu belauschen.

Pepper (drohend): Du, wenn du mir altbacksch kommst, – – ich bin ein alter Seemann.

Kellner: Ich war nur flüchtig oben. – Aber nun haben Sie sich doch überzeugt, daß hier niemand mehr sitzt. (Öffnet die Türe.)

Pepper: Ja, es ist alles fort. (Er sieht ringsumher, sieht immer wieder auf den Tisch und die Stühle, sieht dann unter dem Tisch die Flasche und ergreift sie.) Ist das von meinem Freund?

Kellner (teils verlegen, teils wütend): Es ist die Flasche von Durchlaucht. Aber ich habe jetzt andere Arbeit.

Pepper (liest Etikett): Black Label! – Das kenne ich! (Zum Kellner.) Ja natürlich, wenn du Arbeit hast – – Ich sage kein Wort mehr.

Kellner: Ja, aber ich habe unten zu tun, und ich kann Sie hier nicht allein lassen. Ich bin nur ein Angestellter.

Pepper: Ja, ja, richtig. Du bist ein feiner Kerl. (Er greift in die Tasche und gibt ihm eine Dollarnote.)

Kellner (verbeugt sich).

Pepper: Ich habe mich da zu weit hineingedacht. Das sind meine liebsten Freunde. Und ich wollte sie nun wiedersehen nach siebzehn Monaten, und nun bin zu spät gekommen, weil der Donkeyman krank war –.

Kellner: Ich verstehe. Schade! – Die Herrschaften waren gerade abgefahren.

Pepper: Als ich kam?

Kellner: Jawohl, Herr Kapitän! Zuletzt ging der Herr mit der Gitarre.

Pepper: Das ist Grischa. Das hat er mir beim Portier hinterlassen: (entfaltet Papier und liest) »Wärst du doch früher gekommen! Auf Wiedersehen am 21. März 1929, dein Grischa.«

Kellner: Sie sind gewiß verwandt mit den Herrschaften?

Pepper (auf den Stuhl zeigend): Petra ist meine Braut. Wir haben uns siebzehn Monate nicht gesehen. (Er zieht ein Photo hervor und zeigt es dem Kellner.)

Kellner: Ja, das ist die Dame.

Pepper: Ist sie nicht schön?

Kellner: Eine wunderschöne Dame.

Pepper: Ja. Wunderschön! – – Können wir von der Flasche was trinken, wenn ich das bezahle?

Kellner: Selbstverständlich, Herr Kapitän.

Pepper: Direkt aus der Flasche, was kostet das?

Kellner: Nichts. Durchlaucht hat das übrig gelassen.

Pepper (greift groß in die Tasche und gibt dem Kellner Geld).

Kellner: Danke gehorsamst. Es ist zu schade, daß Sie nicht früher gekommen sind.

Pepper: Ja, ich könnte mich selber umbringen. – Na prost! (Trinkt und reicht die Flasche dem Kellner.)

Kellner: Aufs Spezielle von Herrn Kapitäns Verlobte!

Pepper (zeigt nochmals das Photo): Solche Augen hat sie. – Ach wenn sie hier wäre und mich wenigstens beschimpfte, weil ich zu spät gekommen bin. – Wenn sie schimpft, das ist so, als wenn einer, der sich nicht selbst waschen mag, von ihr gewaschen wird. Prost! (Trinkt und reicht die Flasche dem Kellner.)

Kellner: Es ist eine bezaubernde Dame. (Trinkt.)

Pepper: Ja, so ist sie. Aber ich kann's ihr nie sagen. Wenn ich sie sehe, hab' ich ein Brett vorm Kopf. Kannst du das verstehen?

Kellner: Jawohl, Herr Kapitän. Es ging mir genau so.

Pepper. Kapitän? Ich bin kein Kapitän. Sehe ich so aus?

Kellner (zwinkernd): Ich verstehe – –. (Das Telephon klingelt, er stürzt an den Apparat.)

Pepper: Dabei habe ich einmal richtig geweint um sie. – In Narvik. – Nur weil der Koch von der »Oslo« genau so gelacht hat, wie sie lacht. (Er steckt langsam die Flasche in die Tasche.)

Kellner: Pst! Moment! (In den Apparat.) Jawohl, Herr Direktor, ist noch hier – –Jawohl! – – Hm ja,– – jawohl, Herr Direktor – –. No, he understands perhaps – – jawohl, Herr Direktor, etwas schwierig. Aber es wird gehen. – – Jawohl, Herr Direktor – –. Nein, angeblich – Freund – –. Jawohl, Herr Direktor, jawohl, Herr Direktor. Das ist das Beste. (Hängt Hörer ein.)

Pepper (dem Kellner abwinkend): Ich gehe schon! (Er nimmt die Möve und geht rückwärts zur Tür, dabei starr nach Petras Stuhl blickend.)

Kellner (nimmt die Bananen und reicht sie ihm): Ihre Bananen, Herr Kapitän!

Pepper (geht, ohne sie zu nehmen, ab).

Kellner (die Bananen in seine Serviette wickelnd): Ta bumm da da. (Ab.)

(Ende des zweiten Aktes)


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