Fritz Reuter
De Reis' nah Bellingen
Fritz Reuter

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Kapittel 24.

Wo Dürten an tau truren fung,
Un Köster Suhr tau ‘m Lüddeu gung.

De Sünndag kamm. Vör Dau un Dag’
Was uns’ lütt Dürten in de Bein,
Denn in den Köster sine Lag’
Lagg all de Last up ehr allein. –
As ehr leiw Mudding müßt ehr starben,
Hadd’ s’ ehr twei’ lütte Swestern hinnerlaten;
För de ded’ sei de Sorgen arben.
Wo drog sei s’ schön un unverdraten!
Un flitig, uhrig un vernimm
Wirkt sei in ehr lütt Wirthschaft ‘rüm,
Un doch was gor kein Il tau seihn,
Kein Hast, kein Unrauh was tau spüren,
Dat was, as güng tau allen Tiden,
Wat in de Wirthschaft müßt gescheihn,
So ganz von sülwst. Un wenn denn mal
Ein por fri Stunn’n dortwischen wir’n,
Denn sett’t sei sick tau ‘m Neihen dal
Un grep tau Nadel, Wass un Twirn.
Un ümmer fröhlich! Keiner würd’ gewohr,
Dat ehr de Arbeit swor wir worrn;
So wirkt sei ‘rümme klauk un klor. –
Doch anners was dat an den hüt’gen Morrn:
Hüt let ‘t, as wenn de Arbeit ehr
Würd’ mal tau swer;
Hüt lagg up ehr ‘ne stille Trur,
Un up ehr leiw’ Gesicht en Flur
Von Gram un Smart,
As wenn ehr Hart
Ehr weih dauhn ded’.
Un as de Lütten an sei tog,
Dunn süfzt sei swer,
Dunn stirt ehr Og’
So vör sick hen,
As wenn sei an wat Anners dächt;
Un as sei ehr dat Hor inflecht’t,
Dunn würd’n de Ogen aewergahn,
De süs so lachten hell un klor,
Dunn parlt ‘ne Thran
Herin in ‘t junge Lockenhor. –
Ehr Vadder kamm nu in de Stuw’ herinner
Mit swarten Rock ganz sauber angedahn –
Hei wull nah ‘n Herrn Pasturen gahn: –
"Wat makt Ihr denn? Gu’n Morgen, Kinner!"
Un kloppt de Lütten up de Backen,
Un lacht mit ehr un kettelt ehren Nacken,
Un namm lütt Dutting up den Schot,
Un rew ehr lütten Hännings roth
Mit sinen Bort, un tippt lütt Miking up den Kopp
De müßt tau’m Flechten noch bi Dürten stahn –
Un nahsten hadd hei ‘t gor nich dahn,
Un makt dortau ‘ne Min’, as ob
Hei milenwid wir ut den Weg’.
Wer unsern Köster dor so seg,
De hadd dat allmeindag nich dacht,
Dat dit de Mann wir, den hei süs verlacht,
Hei was verstännig, munter; was en gauden Vader,
Lewt mit sick sülwst un mit de Welt in Freden,
Un blot den einen Fehler hadd ‘e:
Dat oll verdammte Hochdütschreden.
So eine Durheit is dat Heft,
Womit de Minschheit uns regiert;
Sei is de Wag’, wonah sei uns taxirt;
Womit s’ uns wägt, wonah s’uns köfft.
Doch so ‘ne Durheit höllt man vör,
So lang’ Ein ruhig baben swemmt;
Wenn ‘t in uns mal so recht eins klemmt,
Denn bliwwt sei buten vör de Dör
Wenn uns en hartes Schicksal dröppt,
Denn ward sei woll herute smeten;
Wenn uns dat Hart mal aewerlöppt,
Ward s’ för den Ogenblick vergeten. –
So gung den Köster dat mit sine hochdütsch Schrullen.
Wenn ut dat vulle Hart’ hei spreken ded’,
Denn gung dat mit dat Hochdütsch nich, denn wullen
De Würd’ nich ‘rut; denn blew hei hacken,
Denn föll hei in de plattdütsch Red’. –
As Dürten in’ dat Og’ hei seg,
Un seg de Thranen up de Backen,
Dunn sprung hei von den Staul tau Hög’:
"Min leiw lütt Dürt, wat fehlt Di, Kind?
Din Ogen süs so fründlich sünd;
Nu weinst Du hir? Wat fehlt Di? Segg!
Wat is ‘e los? Wat is Di weg?
Wi Beiden heww’n jo blos enanner!
Un Dürten läd’ den Kopp an Vaders Bost,
Ehr Thranen floten still hendal,
Doch reben kunn sei nich, un hadd ‘t ehr Lewen kost’t.
Sei wüßt ehr Led jo sülwsten nich eimnal.
Ehr was tau Sinn, as wir sei unbekannt
Herin stött in ein frömdes Land,
Un sehnt sick t’rügg nah Hus un Goren,
Wo sei hadd’ spelt in Kinnerjohren.
Na, endlich steg ‘t den Vader in den Sinn,
Wat ‘t woll för ‘n Leiden wesen künn,
Dat ehr dat Hart so swor hadd’ makt:
Un trurig namm hei s’ in den Arm,
Un ded’ un red’t, un tröst’t un strakt:
"Min leiwes Kind! – dat Gott erbarm!
Kumm! Dürten, kumm! Du möst Di faten;
Uns’ Herrgott lewt, de ward Di nich verlaten,
De leggt uns nich tau vel up ‘t Hart. –
Wes man getrost, bet ‘t beter ward! –
Ick will för Di tau Gott hüt bidden."
So tröst’t hei an sin Kind herüm,
Bet endlich sine Tid was üm,
Un hei nah ‘n Thorm müßt, üm tau lüdden.
So swor von Gram un so vull Sorgen,
As an den hüt’gen Sünndagsmorgen,
Was nie den Thorm hei ‘ruppe stegen,
Sid up de Böhr sin Fru hadd’ legen;
Sin Hart, dat was em gor tau bang!
Treckt sick ut den Sünndagsrock,
Fött den Strang.
Dunn klingt an de grote Klock;
Un dor mang
Lüdd’t de lütt un bimmelt mit.
Linkelang, dat Dörp entlang,
Klingt de Klang
Aewer Tun un Feld un Hecken,
Aewer ‘n Wald;
Will de annern Dörper wecken;
Un dunn schallt
Dörch de Welt so ‘n heilig Klingen:
Ird’ will Dank den Hewen bringen,
Framen Dank:
Un de Sünnenschin strahlt von den Hewen heraf,
Un leggt sick so warm up ‘t verfall’ne Graf;
Un wat hei dor hürt hett, wat de em dunn säd’,
Den man einst vör Johren unn’r ‘e Wrausen dor läd’.
Un de nu dor liggt in de selige Rauh,
Dat flustert hei lising den Sommerwind ‘tau;
De weigt sick up Blaumen, up Gras un up Kurn
Un flustert de Nahricht ehr lis’ in de Uhr’n.
Un de Blaumen, de böhren den Kopp’ in de Höcht,
Vertell’n den Käwer, wat Sommerwind seggt;
De summt denn so lising, bi ‘n Kirchenklockenklang,
Den Gruß von de Seel in den Himnmel mit mang.
Un wenn lüdden de Klocken tau Kirchen de Welt,
Denn hork, ob kein Gruß nich an Di ward bestellt;
Un hürst Du em lifing, ganz lising von Firn,
Denn folg Du em willig, denn folg Du em girn.
Ob de Käwer ok summt, ob de Blaumen ok bläuhn,
Ob bat Kurn ok deiht gräunen, un Sommerwind’ weih’n,
Ob de Sünn ok so strahlt von den Hewen heraf,
Sei wisen doch all up ‘t verfallene Graf.


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