Fritz Reuter
De Reis' nah Bellingen
Fritz Reuter

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Kapittel 3.

Wo Swartsch un Wittsch nu rorten beib’ verdull,
Un blot de daemlich Jung’ nich roren wull

Oll Wittsch, de gung, un Swartsch empfung
Sei mit de Schört vör dat Gesicht,
Un stunn un rung, un stunn un wrung
De Hänn’, as würd’ sei morgen richt’t.
Wo lang’ süll dat denn nu woll wohren,
Dunn fung oll Wittsch ok an tau roren.
Ümschichtig rorten s’, klagten sei,
Ümschichtig red’ten s’, fragten sei,
Ümschichtig in de Hänn’ sei slogen,
Ümschichtig drögten s’ sick de Ogen;
Doch wenn tau dull mal würd’ de Gram,
Denn schregen s’ beid’ ok mal tausam:
"Oh, Vaddersching! Oh, Vaddersching!
Wo sall dit ward’n? Wo sall dit ward’n?"
"Oh, Nahwersching! Oh, Nahwersching!
Wenn wi ‘t doch aeverstahn irst hadden!"
"Nu, dat hei fri von de Soldaten;
Nu, dat hei grad’ sick fri müßt loosen!"
"Ick heww em just sös Hemden maken laten
Un denn de nigen blagen Hosen!"
"Un min, de kreg den nigen Rock.
Un nu nah Belligen, nah dat verfluchte Lock!"
"Min leiwes Duking, weitst Du denn
Nich, wo ‘t oll Wesen liggen deiht?"
"Je, Vaddersch, je, wer dat woll weit?
Wid is ‘t, is gor tau wid dorhen,
Un gruglich Volk ward dor woll wahnen,
Wenn ick d’ran denk, ward mi all gräsen."
"Dor warden woll Spitzbauben wesen
Un Wülw’ un de oll Iserbahnen."
"Ja, ‘t is en Grugel un ‘ne Schann’!"
"Künn’n sei de Jungs denn hir tau Lann’
Nich up de hogen Schaulen schicken?
Tau Criwitz heww ick noch en Vetter...."
"Dat seggst Du woll! Süh, min oll Dunnerwetter,
Süh, de oll Kirl hett so ‘ne Nücken,
De hett de ganze Sak anrührt,
Un Dinen hett hei mit verführt.
Se willen sülwsten mit nah Polen un Tirolen,
Un in dat Land herüm karjolen
Un up de Landstrat ‘rümmer ströpen
Un ehr Mulapen dor verköpen!"
"Na, aewerst, Vaddersch, hür mal denn...."
"Na, Nahwersching, ick segg Di, wenn
Nu helpt uns dat nich mihr, nu möt wi s’ laten;
Sei heww’n ‘t tau fast sick vörgenamen,
Doch wenn s’ an ‘t Hus sünd wedder kamen,
Denn will wi s’ krigen, will wi s’ faten!"
"Un in den sapperlotischen Verein
Dor sall min Kirl nich wedder ‘rinne;
Hei sall nich ‘rin! Ick will ‘t mal seihn;
Denn ick bün Mutter von de Kinner!"
"Nu aewerst lat de Saken rauhn.
Nu nicks geseggt! Dat is am besten.
Doch wenn sei wedder kamen dauhn,
Denn will wi sei mal orndlich fösten,
Denn gelt uns’ Schilling up den Mark,
Denn will w’ ehr wisen, wat ‘ne Hark!" –
As sei dit so sick vörgenamen
Un sick dorup so prekafirt,
Dunn müßt uns’ Fritz just ‘rinner kamen –
So in den Schummerabend wir ‘t. –
Hei was en beten nahwern gahns
Un hadd’ just eben mit de Köster-Dürt
En beten in den Goren stahn,
Un hadden sick de Bicht verhürt,
Un hadden ‘t endlich fast beslaten,
Sei wull’n nich von enanner laten,
Un wenn hei irst de Hauw’ würd’ krigen,
Denn wull uns’ Fritz sin Dürten frigen,
Wat ok sin beiden Ollen säden
Un sick ok up den Jügstock läden.
Denn Mutter Swartsch, de wull nich ‘ranne
Un snackt sei ümmer utenanner.
Twors künn sei dat dörchut nich striden,
Dat Dürten smuck von Anseihn wir,
Doch blot dat Frigen wull s’ nich liden,
Denn gung s’ gefährlichen tau Kihr.
De Dirn, de wir ehr doch tau nakt!
Twors wir s’ mit Bildung sihr behaft,
In ‘t Snidern hadd s’ ‘ne Meisterschaft;
Sei hadd’ ehr nige Mäntel makt,
Doch frigen? Ne! Dat süll nich gellen.
Un wenn s’ sick up den. Kopp süll stellen,
De Dirn, de wir ehr doch tau nakt!
Un wenn ehr Fritz wull vörnehm frigen,
Denn künn hei noch ganz Ann’re krigen;
Dor wir oll Kopmann Hahnen sin,
Un denn den Gastwirth sin Kesin,
De sick nu mit den Schriwer strakt.
De Köster-Dirn, de wir ehr doch tau nakt!
Na, Fritz kamm recht vergnäugt herin,
Recht upgekratzt in sinen Sinn;
Dat hei mit Dürten in de Reih,
Un einig worden hei un sei;
Un grifflacht sick so innerlich.
Oll Swartsch, de sach ‘t, un tau em säd’ s’:
"Du lachst, min Saehn, oh lach Du nich!
Tau ‘t Lachen is kein Grund up Städ’s,
Wenn ick dat Di blot dauh berichten."
"Ja," säd’ oll Wittsch, "‘t sünd grugliche Geschichten!"
Un nu fung Mutter an, em tau vertellens
Un mankedörch up ehren Oll’n tau schellen,
Wat dat för ‘n Kirl ded’ sin, wat för en slichten!
Un Allens ded’ sei em verkloren
Un meint, hei müßt nu maeglich roren;
Doch Fritz, de dacht blot an den Goren,
Wo hei dur mit sin Dürten stünn.
Hei hadd’ mit ‘t halwe Uhr man hürt
Un dacht noch ümmer an sin Dürt,
Un haegte sick in sinen Sinn.
"Ne! Nahwersching! Wat möt ‘ck mi bosen!
Wat heww ‘ck för ‘n Jung’n, wat för ‘n gottlosen!"
Rep Swartsch. "Dor sitt hei nu un grint
Wat rorst Du nich, Du dumme Klas?
Meinst Du villicht, dat ick man spaß?
Wat is ‘t, wat lächerlich Di schint?
Dor sitt de dumme Hans un lacht;
Un ick müggt bläud’ge Thranen rohren!"
Doch Fritz noch an sin Dürten dacht
Un dacht noch ümmer an den Goren,
Un de verdammte Jung, de wull nich roren.
Na, nu fung Swartsch denn wedder an tau hulen
Un fung mit Fritzen an tau mulen,
Bet dat de Oll kamm ‘rinnes in de Dör
Un Mutter Wittsch "gu’n Nacht ok" säd’,
Un Jeder sick tau Bedd’ nu läd’. –
De Ollsch, de brömtes grugeliche Saken:
Drei grote Kirls mit lange Bör,
Un aewer ‘n Kopp en wittes Laken,
De föllen aewer Fritzen her
Un nemen em de nige, blage Hos’;
Un saeben Wülw’, de fohrten up em los
Un freten em bet up de Knaken,
Un de verdammte Jung wull doch nich roren.
Oll Swarten drömte von Schandoren,
Wo s’ up de Landstrat em verhürt,
De Arm em up den Puckel snürt
Un in en düster Lock em ‘rin spedirt;
Un Fritzen drömt non Köster-Dürt.


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