Fritz Reuter
De Reis' nah Bellingen
Fritz Reuter

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Kapittel 2.

Wo Swart sin Mutters dat verkloren deiht,
un wo de Ollsch ehr Staul ehr würd’ tau heit.

As Mutter Swartsch tau Hus was kamen, –
Sei was in ‘t Dörp herümmner daes’t
Un was en beten nahwern west, –
Dunn würd’ de Sak denn wedder vörgenamen.
"Na, Mutter, sett Di dal!" seggt Swart,
"Wo hett de Deuwel Di ‘rümmer kart?
Ick möt mi hir den Kopp terbreken!
Un Du büst ümmer nich tau spreken!"
"Je Vadder, süh!..." "Ei wat! Ick will nicks weiten
Dat sünd man luter Daemlichkeiten!
Ick möt hir sitten un mi afstrapziren,
Un Du geihst ‘rüm in ‘t Dörp spatziren!
Wo? Meinst Du, dat mi de Gedanken
Un de Insichten up den Puckel wassen?"
"Ick gung man just dat Dorp entlanken.
Du hest ok stets wat uptaupassen!"
"Ei wat! As wenn ‘ck ‘t nich beter wüßt!
De ganze Kram het sinen Schick nich!
Süh, ick will dat, wat Du ok willst,
Un dat, wat Du willst, dat will ick nich:
Süh, Du willst Herr in ‘n Hus’ hir sin,
Un noch mein ick, dat ick dat bün.
Nu settst Di dal un makst mi kein’n Spermang
Un hürst hübsch tau, wat ick Di segg,
Un kohlst mi nich in Einen weg
Mit Dinen dummen Draehnsnack mang;
Ick will Di nu mal wat verkloren. –
Ick heww nu all sid lange Johren
Dagdäglich d’raewer rumenirt,
Un af mi äxtert as en Pird,
Wat ut den Jungen warden sall
Bedenk doch wal, wat helpt dat All,
Wat helpt de Krami uns alltauhopen,
Wenn hei deiht in de Welt ‘rümlopen
So dumm un daesig as en Swin;
D’rüm heww ick dat bi mi beslaten,
Ick will den Jungen reisen laten,
Un twors tau ‘m irsten nah Berlin.
Un benn nah Belligen, un dor
Sall bliwen hei denn en por Johr:"
"Ih wo? Wo hei kein Minschenkind deiht kenn’n?"
"Holl ‘t Mul! Ick bün noch nich tau Enn’! –
Süh, up den sapperlotischen Verein
Tau Güstrow giwwt dat klauke Herrn,
Un in de Wirthschaft nich allein
Un nich allein up ‘t Klutenpedd’n,
Sei weiten mit Gelihrsamkeit
Un mit de Bäuker ok Bescheid.
Süh, de heww’n mi un Nahwer Witten
Dat dütlich utenanner sett’t:
Wenn Einer einen Jungen hett
Un lett em achter ‘n Aben siten
Un dor mulapen so as süs,
Dat dat en groten Schapskopp is.
‘Ne!’ säden s’, das muß anners werr’n!
Was dücht’ge Bauersöhne sein,
Das muß nach Belligen hinein
Un muß die höh’re Wirthschaft lern’n
Die Wirthschaft wär da sehr vorzüglich
Wo kann das länger assistiren,
Daß sie hier noch, wie süs tau Tiden
Herürmme aasen dauhn? Wo wär das müglich?’
Un ick säd’: Witt, wo dücht Di dit?
Na, säd’ min Witt, na, Min sall mit.
Ja, säd ‘ck, wenn ok de Deuwel achter sitt,
Ok min oll daemlich Jung sall mit.
Un nu hest hürt, nu weitst Bescheid,
Nu höllst Din Mul, ick will nicks wider hüren."
Oll Swartsch, de würd’ ehr Staul tau heit,
Sei fung nu an, d’rup ‘rüm tau schüren,
Sei satt, as set s’ up Häkeltinnen,
Sei künn in ‘t Swigen sick nich finnen;
Mit einmal aber böst sei los:
"Wo? Ih! Ne! Dit wir doch curjos!
Wo? Ick ded’ mi jo schön vermeiden!
Du willst mi hir de Mund verbeiden?
Ick sall vör Di dat Mul hir hollen?
Ick sall nich reden? Vör so ‘n ollen
Entfamten Voßkopp sall ick swigen?
Wo? Du sallst jo dat Weder krigen!"
Un nu fung s’ an, den Ollen aftaukappen,
Un nu gung ‘t los in einen Athen,
Grad’ as wenn Einer Bir deiht tappens
Un von de Tunn herunne laten
So stört verdull in Hast un Wuth
De Red’ ehr ut dat Spundlock ‘rut.
De Oll satt dor un follt de Hänn’,
Un wenn hei dacht: nu is s’ tau Enn’,
Denn wull sei grad’ sick man verpusten,
Um düller wedder los tau prusten,
"Wo? Dat unmünnig Kind wullst Du up Reisen schicken
Ick glöw wahrhaftig, dat dat dortau kem,
Ick glöw wahrhaftig, dat Du ‘t ded’st, wenn ick em
Nich unner mine Flüchten nem.
Min Jung! Min Fritz! Verluren wir ‘e!
Wo hest Du denn noch ann’re Kinner?
Du olle Daeskopp, olle Sünner!
Du olle, grise Nägenmüre!"
"Ih, Mutter, giww Di doch taufreden,
Swig endlich mal un lat dat Reden!
Süh, wenn dat ok en Beten kost’t,
So will ick dat doch girn anwenn’n.
Hei is doch ok kein Kind nich mihr am Enn’,
Hei hett vör ‘n Johr doch ok all loßt.
Wo süll hei denn tau Schaden kamen?
Hei un Corl Witt, de reisen jo tausamen."
"Corl Witt? Je de! Wat ward de nütz?
Ein Schap, dat sall dat anner möten!
Dat ‘s just so ‘n Kind noch as uns Fritz:
Ji ward sei beid’ in ‘t Unglück stöten."
"Na, Mutter, endlich holl de Mund!
Nu ward de Sak mi doch tau bunt.
Wenn ‘t denn nich anners is, denn möt
Ick woll mi sülwsten tüschen leggen.
Du sallst doch länger nu nich seggen,
Dat ick min Kind in ‘t Unglück stöt;
Ick sülwsten bring de Jungens hen,
Ick reis’ mit ehr nah Belligen."
"Na, dat wir schön! Wo lang’ würd ‘t wohren,
Denn grepen up Jug de Schandoren,
Denn hadden Di de Landhusoren
Mit sammt min ollen leiwen Jungen
Un Corln un den Nahwer Witten
As Vagelbunten ingefungen
Un leten Jug en Strämel sitten."
"Ih wo! Ick lat en Paß mi schriwen."
"Je, Du un Paß! Dat lat man bliwen,
Du hest jo gor kein orndlich Snut
Un sühst all vel tau ruwwrig ut.
Sei warden keinen Paß Di gewen,
För so ‘n Ort ward – kein Paß nich schrewen,
Un denn weitst Du jo nich einmal Bescheid,
Wo ‘t nah ‘t oll Dings hengahen deiht;
Du weitst jo nich mal wo un wenn."
"Ih Mutter, dor frag’ ick mi hen.
Un nu is ‘t ut! Nu red’ mi nicks mihr vör,
Din olle Päpermaehl süs still ick
Ick will! Un wenn ick will, denn will ick!"
Un dormit gung hei ‘rute ut de Dör
Un graden Wegs nah Nahwer Witten.
Na, de müßt ok just mit sin Mutters sitten
Un hadd’ dat sülw’ge Thema vör,
Un hadd’ en Stand, en rechten harten,
Un ‘t gung em just as Nahwer Swarten.
"Je, Min, de will sick nich bequemen,
Sei deiht sick üm den Jungen grämen."
"Ih, Vaddersching," seggt Swart. "Ih, heww Di doch nich so!
Un heww Di doch nich so perdollsch!
De Jungs, de kamen wedder jo.
Un nu gah ‘rüm nah mine Ollsch,
Un schellt denn ‘n Beten up den Ollen,
Un rort denn, wat dat Tüg will hollen."


 << zurück weiter >>