Wilhelm Raabe
Drei Federn
Wilhelm Raabe

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Der Erfinder des Coprosaurus Sonntagianus hat die kalte, knöcherne Hand, welche ihm auf dem Scheitel lag, vortrefflich beschrieben, und ich bedanke mich ganz gehorsamst dafür; aber ebendiese mitleidlose Hand hat ihm treffliche Dienste geleistet. Der schwarze Mann mit der kühlen, deutenden Hand im schwarzen Glacéhandschuh ist ein guter Wegweiser gewesen, und ihm allein hat es August Sonntag zu danken, daß er, als sein Vater naturgemäß unaufhaltsam sein trauriges Schicksal erfüllte und vorzeitig, viele Jahre zu früh, in die Schwachsinnigkeit des Alters und zuletzt in den Tod sank, sich aufrichten konnte, um die ersten Griffe der wahren Selbständigkeit in das Leben zu tun.

»Sein ›Freund‹, der Notar Hahnenberg, gab es auf, meinen Vater durch Vorwürfe oder Ironie zur Tätigkeit zu bringen, und ich, der Knabe mit der erwachenden Lust am Leben, an der Bewegung und Selbsttätigkeit, stand zwischen diesen beiden Männern in einer unbeschreiblichen Verwirrung der Gefühle«, schreibt mein Schutzbefohlener und ahnt nur dunkel, welch ein Lob er mir dadurch erteilt.

Gewiß war ich der Freund Joseph Sonntags, war's trotz jenes Blattes, welches ich vor dreißig Jahren mit meiner Verwirrung der Gefühle bedeckte; retten konnte ich ihn jedoch nicht, denn er war das andere Extrem, auch er bot im letzten Grunde der Welt keine Handhabe mehr: jeder Anstoß von außen wirkte auf ihn nur noch gleich einem Schlag auf ein Federbett.

Die Verwirrung der Gefühle des Knaben, welcher zwischen Vater und Vormund stand, war das erste Zeichen davon, daß mein Erziehungsplan anfing, Früchte zu tragen. –

Mein Mündel spricht davon, daß ich sein sittliches Wesen dermaßen zurechtgeschüttelt habe, daß er die Zähne zusammenbeißen mußte; – auch das war wohlgetan und hat sich – trotzdem ich meinen Willen nicht vollständig durchsetzte – in den Folgen so gezeigt. Wohl habe ich ihn »am Verstande gefaßt«, und wenn er heute kein großer Rechtskundiger und -kündiger ist, so ist er immer doch ein tüchtiger Arzt und Chirurgus, strenuus, audax, sollers et immisericors, geworden, welcher sich im Augenblick der Not nicht ziert und das Messer ergreift wie – wie – wir in der Zeit, als wir noch jung waren!

Es war gewiß nicht meine Sache, für das Herz und Gemüt meines Schützlings Sorge zu tragen; die lagen weich genug gebettet in dem Blute der Eltern, und meine Hand hätte noch viel kälter auf dem Haupte des Knaben lasten können: der milde, halb kindische Vater und die tote Mutter würden doch ihr Recht und Reich behauptet haben. –

Während ich so mein Mündel über die Kindheit glücklich weghob und im stillen mit ihm sehr zufrieden war, hatten sich meine eigenen äußerlichen Zustände im beschleunigten Verhältnis fortwährend, unaufhaltsam gehoben. Was ich unternahm, gelang; was ich wollte, geschah. Wenn ich mich früh in meine eigene seltsame Welt zurückgezogen und ihre Mauern mit Schleuder und Bogen gegen alle Angriffe verteidigt hatte, so war jetzt die Zeit gekommen, wo ich meine Tore weit aufsperren konnte, ohne Gefahr zu laufen, auf meinem eigenen Markt verhöhnt, verspottet und mißhandelt zu werden. Ich durfte meine Meinungen feilhalten, denn ich hatte Erfolg gehabt; ich besaß Diener, Hülfsgenossen, Kameraden, so viele ich nur wollte, ich hätte freien können, und die Besten, das heißt die Angenehmsten, würden mir auf meinem Wege gefolgt sein; – mein Spiel war dem Leben gegenüber gewonnen, aber ich hatte es mir selber gegenüber verloren: ich hatte als Kind, als Knabe, als Jüngling allein gestanden, ich stand allein als Mann, und ich hatte die Aussicht, als Greis allein zu stehen. Der Abgrund, welchen ich selber zwischen mir und dem Tage gegraben hatte, ließ sich durch die Mittel des Tages nicht ausfüllen; ich fand keinen Gefallen am Mann, und am Weibe auch nicht, wie auch Herr Rosenkranz mit Frau und Fräulein Güldenstern dazu lächeln mochten.

 

Mit wirklich geheimer Zufriedenheit beobachtete ich, wie mein Schützling anfing, immer unzufriedener, mißmutiger, wilder an seinen Ketten zu zerren; indem er mir als Gegner gegenüberzustehen glaubte, bildete er sich von Tag zu Tag mehr zu meinem Genossen. Ich hatte meine Berechnungen trefflich gemacht; die Gewißheit, daß ich mich in der Abwägung der guten und bösen Kraft in der Brust dieses jungen, mir anvertrauten Lebens um keine Unze geirrt habe, wurde immer klarer; und je näher ich den Augenblick sah, in welchem wir uns über den Abgrund die Hände reichen würden, desto fester hielt ich den jungen Vogel, der die Kraft seiner Flügel zu fühlen begann, an der Hülflosigkeit des Vaters. –

»Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten« – jetzt galt es, dem in der Einsamkeit erzogenen Jüngling auch das Leben in den Gassen ohne Schminke und Beschönigung zu zeigen. Es galt, ihm den Gesellen an die Seite zu Stellen, der jedes höhere Dasein verneinte, der mit Behagen in dem Sumpfe schwamm. Ich wußte, was ich tat, ich wußte, daß hier die Breite einer Messerschneide die Entscheidung geben werde; aber ich zögerte nicht einen Augenblick, und August Sonntag wird mir heute zugestehen, daß ich ihm keinen größeren Beweis meines Vertrauens geben konnte.

Auf dem Blatte aus dem Jahre achtzehnhundertneunundzwanzig erzählte ich, wie jenes vollberechtigte Bruchteil der menschlichen Gesellschaft, mein Schreiber Karl Pinnemann, gleich einer klugen Ratte mein leckes Schiff verließ: heute habe ich zu berichten, wie das, was damals etwas Zufälliges, Kleinliches, Gleichgültiges war, zu einem Verhängnis geworden ist.

Stets achtete auch ich die Gelassenheit für eines der höchsten Güter, welche der Mensch auf dieser Erde erringen kann, aber die Gelassenheit unter allen Umständen, die Gelassenheit jedem Wesen und Dinge gegenüber, die Gelassenheit in jeder Lage, sei sie bequem oder unbequem, drohend oder lächelnd, gut oder böse. Ich habe mir viele Mühe gegeben, diese schwere Kunst der Gelassenheit zu lernen; ich habe Gelegenheit gehabt, sie in tausend und aber tausend Verhältnissen zu erproben, und es hat lange gedauert, ehe ich nur verhältnismäßig als Sieger in dieser Beziehung aus den Konflikten, welche jeder neue Morgen bringt, hervorging. Wenn die Selbstüberwindung das Höchste ist, was der Mensch in ethischer Beziehung erreichen kann, so ist die Gelassenheit, die absolute Gelassenheit, eine sehr hohe Stufe der Leiter, von welcher der Mensch auf das Weltgewirr hinabsieht.

Ich bin manchen Naturen gegenüber gelassen geblieben, in Kollisionen, welche Tausende, Hunderttausende aus dem Gleichgewicht gebracht haben würden, und, wie seltsam es auch klingen mag, so sitze ich denn hier, um, die Feder in der Hand, zu erklären, daß ich niemals irgendeinen Menschen anders als – sehr sanft von mir gewiesen habe und daß ich auch in dieser Beziehung das Joch des Lebens mit Geduld trug. Karl Pinnemann ist mir sehr lieb gewesen als eine Studie, als ein sehr brauchbares Objekt sehr gefährlicher Untersuchungen. Und so bin ich denn auch gestraft worden, wie ich gesündigt habe: die ganz gewöhnliche, schuftige Mittelmäßigkeit nahm mir die Lupe aus der Hand, um sie mir an die Nase zu werfen.

Dieser Pinnemann, welcher, wie mein Mündel treffend bemerkt, uns überall zur Seite steht, uns überall entgegentritt, uns überall auf dem Fuße folgt, welchem man alles abkämpfen muß, um »zuletzt, selbst im Siege, mit der eigenen Persönlichkeit für den Sieg zu büßen«, dieser Pinnemann, der Coprosaurus der menschlichen Gesellschaft, war der Mann, welchen ich brauchte, um den Stahl im Blute August Sonntags zu erproben. –

Seit jenem hungrigen, dunkeln, sturmvollen Abend, an welchem der Schreiber an meiner Fähigkeit, mich im Leben fortzubringen, verzweifelte und mich aufgab, seit jenem Abend, an welchem Joseph Sonntag mich an das Sterbebett seiner Frau holte, seit jenem Abend hatte sich die Sonne, wie schon bemerkt, mehrfach darauf besonnen, daß sie im letzten Grunde doch verpflichtet sei, eine Rolle in meinem Leben zu spielen, worauf die kluge Ratte sofort die Überzeugung gewann, daß das verlassene Schiff doch wohl noch seetüchtig zu nennen sei und daß das überschnelle Überbordspringen und Fortschwimmen zum mindesten voreilig genannt werden könne. Ich hatte also das Vergnügen, von neuem mit Pinnemann in Verbindung treten zu dürfen; eines Morgens trat er wieder bei mir ein, und ich hielt es nicht der Mühe wert, ihm stumm mit der Spitze des Federbartes die Tür zu weisen; wenn ich ihm auch nicht seinen alten Platz mir gegenüber zurückgab, so erlaubte ich ihm doch, mir in alter Weise die Neuigkeiten der Stadt zu erzählen. Ich bin immer sehr neugierig gewesen.

Pinnemann weinte Dank- und Freudentränen; denn es war nunmehr schon keine Kleinigkeit für einen Burschen seines Gelichters, in meinem Büro Zutritt zu haben; es fielen Knochen ab, die er in seinen Winkel tragen konnte; mit dem »dreimal höheren Licht« aber konnte ich ihn in jedem beliebigen Augenblick in die Tiefe hinabwerfen. Vollkommen richtig faßte er auch mit einem bewunderungswürdigen Instinkt seine Stellung auf; er wußte, daß er, wie der Ratgeber eines persischen Königs, auf einer Goldplatte stand, welche er zum Geschenk bekam, wenn sein Wort dem Autokraten gefiel, von der er aber herabgeworfen wurde, um Prügel in Empfang zu nehmen, sobald er sich im mindesten vergaß oder Ungefälliges redete.

Dieser Mensch war mir das Barometer der Gemeinheit des Tages; seine Worte und Werke hatten nicht den kleinsten Einfluß auf meine Anschauungen und Gefühle; ich gebrauchte ihn, wie man ein Wetterglas benutzt, und eine ähnliche Bedeutung sollte er für meinen Schützling in der dunkeln Kellerstube gewinnen.

August Sonntag hat nicht geahnt, daß er unter der strengsten Aufsicht der Führung des Agenten anheimgegeben war, er hat es nicht gewußt, daß ich stets wachsam hinter ihm stand, daß in dem Augenblicke, wo die Gefahr des Strauchelns am größten, die helfende, haltende Hand, wie im Sprichwort, auch am nächsten war. Aber auch ich hatte keine Ahnung, keinen Begriff davon, daß in dem Moment, wo ich meinen Plan und die Erziehung des Mündels vollendet glaubte und den Schüler in meinen innersten Lebenskreis einführen wollte, eine noch stärkere Hand als die meinige ihn mir entreißen könne. Es war ein sehr harter Schlag, als jener blindgeborene Knabe plötzlich, unwiderruflich den Sieg über mich, alle meine Sorgen und Wünsche errungen hatte und mir nichts ließ als meine selbstgeschaffene Einsamkeit und den Agenten Karl Pinnemann! –

Meine Geschwister waren im Laufe der Jahre gestorben, nachdem die Mädchen verständigerweise ihr kleines Erbteil einer Stiftung für alte Jungfern und der Tierarzt seine Schulden mir vermacht hatten. Wenn aber an dem Begräbnistage Joseph Sonntags der Sohn Josephs in meine Seele hätte sehen können, so würden wir auf eine andere Weise oder gar nicht voneinander geschieden sein.

Die uralte Sage vom Turmbau zu Babel wiederholt sich noch jeden Tag; die meisten Menschen vermeinen unter günstigen Umständen ihr Glück so hoch auftürmen zu können, daß sie von seiner Spitze die Engel im Himmel singen hören; ich jedoch habe zu keiner Zeit meines Lebens zu diesen phantasiereichen Naturen gehört, ich habe nie das Glück, den Glanz und Ruhm eines Erdenbürgers beneidet, denn ich schätzte mich in dem Kreise meiner Arbeit jedem gleich: auf diesen blinden Bettler, diesen Friedrich Winkler bin ich eifersüchtig, eifersüchtig im höchsten Maße, verloren eifersüchtig gewesen.

Dies war der einzige Mensch, der mir nicht nur in meinen Erziehungsversuchen, der mir überall die Spitze bieten und gleichberechtigt entgegentreten konnte, und er hatte gewonnen, ohne daß eine Appellation an eine höhere Instanz möglich gewesen wäre.

Mein Mündel war vor dem Schicksal der Eltern bewahrt, er war stark gemacht vor der Welt; aber nun war diese Stärke doch eine andere geworden als die meinige – der Jüngling, dessen Schicksal ich unauflöslich mit dem meinigen verknüpfen wollte, ging seinen eigenen Weg – einen Weg, auf den ich ihn gewiesen hatte, auf welchem ich ihm aber nicht folgen konnte, auf welchem ich ihn einem andern – einem bessern Führer überlassen mußte.

Wie August Sonntag es schilderte, verließ ich die Gräber Josephs und Karolines am Arme Pinnemanns; ich fühlte mich auch körperlich gebrochen und konnte diese Stütze nicht entbehren. Das Buch meiner Rechtfertigung aber ist hiermit abgeschlossen, und wie ich das Buch meines Lebens vor dreißig Jahren unbefangen im eigenen Ton niederzuschreiben begann, so mußte ich es heute in einem andern Tone fortsetzen und beschließen. Zu dem, was nach jenem Begräbnistage geschah, kann ich die alte Leier wieder um ein beträchtliches herab- oder heraufstimmen! Beides ist mir gestattet; oder vielmehr zu beidem habe ich das Recht.

 

Wie wir uns drehen und wenden, unser Leben, wenn nichts mehr daran zu rütteln und zu regeln ist, zurechtzulegen! Wir suchen das ganz Gewöhnlichste zu einem Symbol zu machen, um endlich dadurch doch noch zu einer matten Befriedigung zu gelangen. Wie die Dichter und Geschichtsschreiber für die Handlungen ihrer Helden gern tiefsinnige und weitausgreifende Motive suchen und finden, so suchen und finden wir die Motive der Entwickelung unserer eigenen Persönlichkeit und glauben um so objektiver zu sein, je subjektiver wir den Schlafrock um unsre alten Knochen geschlagen und je bequemer wir uns im Großvaterstuhl zurechtgerückt haben. Es gab eine Zeit, wo wir eine sehr gute Meinung von uns hatten, wo hohe Illusionen uns auf Schritt und Tritt umspielten – was ist daraus geworden? Wir waren prachtvolle Gesellen, jeder in seiner Art, das unterliegt keinem Zweifel; aber selbst die Memoiren von Sankt Helena sind ein etwas abgeschmacktes Buch und von wenig Wert für die Geschichte des Verfassers, und zuletzt ist das nicht einmal unsere Schuld, liebste Frau Mathilde Sonntag; wir sind allesamt schwache Sterbliche, ob wir uns über Pinnemann oder die hohen Alliierten und die Heilige Allianz aufhalten. Wir rechnen mit den Wellen, Schaumspritzen und Blasen des Meeres, selten aber mit dem Meere selbst ab. –

Hier sitze ich und wundere mich immer mehr. Ist es erlaubt, hat man das Recht, im Alter so weich zu werden, oder bin ich aus einem abnormen Zustand in den andern gefallen? Es wäre mir sehr angenehm, wenn ich an dem heutigen Abend den Schein meiner Lampe weit über den gewöhnlichen Lichtkreis hinaus ausbreiten könnte. Es ist recht lebendig in den Schatten, welche mich nach allen vier Weltgegenden hin umgeben, aber ein klein wenig gespenstisch-lebendig; es wimmelt da undeutlich madenhaft eine generatio aequivoca, welche ich nicht gern meinem armen, magern Leibe näher haben möchte. Der Bischof Hatto von Mainz auf seinem Turm im Binger Loch ist mir augenblicklich etwas mehr als eine liebliche Sage der Vorzeit; sehr gut kann ich mich in seine Gefühle versetzen, und sie sind nicht lieblich. Das knuspert und knaspert, das rauscht und rasselt und pfeift und nagt sehr bedenklich; – man verliert allmählich alles Vertrauen auf die felsenfesten Mauern, die eisernen Türen, die engvergitterten Fenster. Schon regt es sich im Wandschrank und tanzt unheilverkündend um den stoischen Laib schwarzen Brotes und den philosophischen Wasserkrug, und was das schlimmste ist, das Gezeug geht mehr in keine der sophistischen Fallen, die sonst so gute Dienste leisteten. Was würde der Notar Hahnenberg beginnen ohne die »Meinung« der Frau Mathilde Sonntag? Vor den Bildern, welche der Wunsch mit sich bringt, in gleicher Weise sein Leben als seine Meinung zu geben, hält kein Gespenst stand!

Ach, wer doch auch in dem Rektorhause zu Hohennöthlingen geboren worden wäre und so schöne Puppen, soviel frische Luft und Sonnenschein und so viele liebenswürdige Schwestern und Schätze der Schwestern zur Verfügung gehabt hätte, Frau Mathilde! Wenn du Latein oder Griechisch verständest, Mathilde, könnte ich dir vieler gelehrter, längst vermoderter Männer Zeugnis dafür anführen, daß es schon seit undenklichen Zeiten Leute gab und gibt, welche ganz den nämlichen Wunsch gehegt haben. Nur die ganz und gar Verdienstvollen, zum Exempel solch ein kleines niedliches, naseweises Mädchen, erhalten das Beste, und wenn es ihnen in den Schoß gefallen ist, halten sie das noch gar für etwas Selbstverständliches und sitzen auf der Bank vor ihrer Mutter Tür, um die mißgelaunte, langweilige, mühsam im Schweiß ihres Angesichts vorbeipassierende Menschheit auszulachen. Wahrlich, Frau Mathilde Sonntag geborene Frühling, wir wollen unseres Glückes uns freuen; es kann leider nicht jedermann im Rektorhause zu Hohennöthlingen geboren werden und zu guter Letzt, um allem die Krone aufzusetzen, den Erfinder des Coprosaurus zum Mann bekommen. Die Erdenbewohner werden gewöhnlich in viel verdrießlicheren Winkeln ans Licht oder besser ins Dunkel gesetzt und müssen sich mit dem eben genannten Wurm selber herumschlagen, ihr ganzes Leben durch, und die Ausnahme, liebe Mathilde, machte noch niemals die Regel, sondern beweist sie nur. Ich habe an dieser Stelle meinem Freunde Pinnemann das Kompliment zu machen, daß er sein möglichstes tat, um mich über jenen dem Begräbnis Joseph Sonntags folgenden Teil meiner Existenz leicht und bequem hinwegzuheben.


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