Abbé Prévost d'Exiles
Geschichte der Donna Maria und andere Abenteuer
Abbé Prévost d'Exiles

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Entdeckung einer unbekannten Insel

oder Das Erlebnis des Georg Pinez

Die Seefahrt, welche vor etwelchen Jahren von einigen Portugiesen nach Südafrika unternommen ward und sehr vorteilhaft für sie ausschlug, liess in einigen englischen Kaufleuten den Gedanken wach werden, einen Geschäftsführer dorthin zu schicken, um Gelegenheiten zu suchen, ihren Handel dort auszubreiten. Nachdem sie die Erlaubnis der Königin Elisabeth für solch einen Plan erlangt hatten, rüsteten sie im Jahre des Heils 1589, im elften oder zwölften ihrer Regierung, vier Schiffe aus, und sich mit all ihren Vorteilen auf meinen Herrn verlassend, liessen sie ihn mit seiner Familie abreisen; die aber bestand aus seiner Frau, einem zwölfjährigen Sohne, einer Tochter von vierzehn Jahren, zwei Dienerinnen, einer Mohrin und mir, der ich ein Buchhalter war.

Als wir uns mit allem, was zum Erfolg unseres Unternehmens dienen mochte, versehen hatten, betraten wir Montag, den 3. April, das Schiff namens »Der indische Kaufmann«, mit einer Fracht von etwa hundertfünfzig Tonnen; der Wind war günstig für uns, wir erblickten am 14. Mai die Kanarischen Inseln und kurz hernach das Kap Verde, wo wir uns mit neuen Lebensmitteln versahen. Darauf steuerten wir gen Süden, indem wir uns ein wenig nach Osten hielten, und landeten am 1. August an der Insel Sankt Helena, von wo aus wir nach einigen Rasttagen die Richtung nach dem Kap der Guten Hoffnung einschlugen. Die unerträgliche Hitze erzeugte verschiedene Krankheiten an Bord. Wir verloren die Frau und den Sohn unseres Herrn und mehrere Matrosen; doch glücklicherweise bewahrte die Gunst des Himmels den Rest unserer Familie.

Da unsere Fahrt bis dahin so begünstigt gewesen war, wussten wir nicht, was schlechtes Wetter heisst. Wir sahen die Insel Sankt Laurentius vor uns, als sich ein wütender Sturm erhob, furchtbarer, als ihn jemals unserer Matrosen einer erlebt. Er trennte unser Schiff von den drei anderen, und da er während der beiden folgenden Tage nur noch schlimmer ward, gaben wir jede Hoffnung auf Rettung auf. Wir verloren die Kenntnis unserer Fahrtrichtung und bei den furchtbaren Erschütterungen, welchen das Schiff beständig ausgesetzt war, konnten wir uns nur gewärtig sein, an irgendeinem Felsenriffe zu scheitern oder plötzlich in die Tiefe des Abgrundes zu versinken. Unsere Schrecknisse wuchsen während der Nacht noch, da die Dunkelheit uns an der Ausbesserung der Schiffsschäden hinderte, und wir erwarteten jeden Augenblick den Tod, als wir am Morgen des dritten Tages, welcher der erste Oktober war, Land erblickten; aber es war uns unbekannt. Es schien uns sehr hoch und gebirgig. Das Landen bereitete Schwierigkeit. Wir bemerkten nicht, dass die Meeresflut ruhiger wurde. Der Wellenanprall gegen eine rauhe und steile Küste warf noch dickeren Schaum auf und machte den Lärm noch furchtbarer. Angesichts des Landes verzweifelten wir weniger an unserer Rettung. Der Kapitän und mein Herr benutzten einen günstigen Augenblick, um eine Schaluppe ins Meer auszusetzen, und bestiegen sie sehr glücklich in der Hoffnung, alle wertvolle Habe darin unterbringen zu können, doch eine furchtbare Woge trennte sie alsbald von dem Schiffe. Alle Matrosen sprangen ins Meer, um sich durch Schwimmen zu retten, und ich befand mich allein an Bord mit meines Herrn Tochter, zwei Dienerinnen und der Mohrin.

Die, welche uns verlassen hatten, würden besser in ihrer Furcht beraten worden sein, wenn sie sich entschlossen hätten, bei uns zu bleiben. Wehe, wir sahen sie vor unseren Augen umkommen! Wer würde sich nicht desselben Loses gewärtig gewesen sein in der kläglichen Not, in welcher wir verharrten? Als uns unser Verderben aber unvermeidlich erschien, gefiel es dem Himmel, uns durch ein Wunder zu retten. Nachdem das Schiff zwei- oder dreimal gegen eine Klippe geschleudert worden war, brach es in mehrere Stücke. Da der Bugspriet zertrümmert worden war, folgten die vier Frauen, die sich nicht einen Schritt von mir entfernten, meinem Beispiel, indem sie wie ich sich an den grossen Mast klammerten. Wir wurden ohne andere Nöte wie die einer heftigen Bewegung vom Wasser getragen. Doch währte die nicht lange. Ein Strom trug uns in einen kleinen Golf, der von Felsriffen umgeben und infolgedessen windstill war. Unser Glück wie meine Gewandtheit liessen uns die Erde gewinnen und, aller Kräfte bar, befanden wir uns schliesslich auf dem Trockenen, wo wir lange Zeit über lagen; ohne, ebenso unbeweglich durch Freude wie Schwäche, weder uns zu regen noch den Mund aufzutun.

Nachdem ich wieder etwas zu Kräften gekommen, bestieg ich einen Felsen, von wo aus ich voller Trauer die Trümmer unseres Schiffes erblickte. Ich hatte ein Feuerzeug in meiner Tasche, mit allem, was man im Falle der Notwendigkeit bedarf, um Feuer zu machen. Da die Büchse aus Eisen und wohl verschlossen war, hatte der Schwamm keine Feuchtigkeit angezogen. Mit ein wenig abgestorbenem und dürrem Holze, welches ich von einigen Bäumen abhieb, machte ich ein Feuer, an dem wir uns trocknen konnten. Darauf liess ich meine Gefährtinnen allein und ging ein ziemliches Stück die Küste entlang, indem ich es nicht unterliess, beim Gehen fortwährend Schreie auszustossen, um von denen gehört zu werden, die sich ebenso glücklich wie wir gerettet haben mochten. Da mir aber niemand antwortete und ich keine andere Spuren fand, wie die einer zahllosen Vogelmenge, kehrte ich am Abend zu meiner Gesellschaft zurück, die sich bereits sehr über meine Abwesenheit beunruhigt hatte. Meine Gegenwart zerstreute die Mutlosigkeit der furchtsamen Frauen ein wenig. Indessen muss ich gestehen, dass, als die Nacht hereingebrochen war, mich wie sie neue Angst ankam. Ungedeckt und ohne Verteidigung, wie wir waren, liess uns die Furcht alle Augenblicke etwelchen Menschen oder wilde Tiere vermuten, die vielleicht um uns herstrichen, um uns zu überrumpeln. Solche Einbildungen liessen uns, wiewohl wir der Ruhe dringend bedurften, die ganze Nacht über kein Auge schliessen. Nicht minder wurden wir durch den Gedanken an ein anderes Unglück gequält, dessen wir uns für den Morgen zu gewärtigen hatten: der Hunger hub an, uns lästig zu werden, und da wir keine Hilfe wussten, um uns seiner zu erwehren, sahen wir bereits alle Schrecknisse unserer Lage für den kommenden Tag voraus.

Mit der Zeit wurden wir gegen Ende der Nacht ruhiger. Bei Tagesanbruch näherten wir uns dem Meere und fühlten selbst bei der Traurigkeit des Schauspiels, das wir vor uns sahen, einen Freudenschimmer. Die Leichname mehrerer unserer Matrosen schwammen längs der Küste und zwischen ihnen zahlreiche Stücke und Hausrat unseres Schiffes, Planken, Koffer, Segel, kurz tausend Dinge, die wir hoffen konnten, ans Land zu bringen, und die uns zu unseren Bedürfnissen nützlich zu sein vermochten. Ich hieb lange Baumäste ab, die ich miteinander verband, und mich furchtlos mit dieser Art Kette, deren Ende meine Gefährtinnen festhielten, ziemlich weit ins Meer hinaus wagend, sammelte ich an diesem Tage alles ein, was ich mit der Hand erreichen konnte. Die Segel und Planken, die in grosser Zahl vorhanden waren, dienten mir dazu, auf der Stelle eine Hütte aufzuschlagen, in der wir ruhig die folgende Nacht zubrachten. Einige Mundvorräte, die ich mit grosser Mühe aufgefischt hatte, waren wertlos für uns, da sie das Meerwasser verdorben hatte; doch unter mehreren Tonnen befand sich eine mit Zwieback, die wir in Stücke schlugen; glücklicherweise hatte ihn das Wasser verschont. Alsbald befriedigten wir die dringendsten Bedürfnisse. Was von diesem Vorrate übrigblieb, genügte, um mehrere Tage über sorglos leben zu können. Doch folgenden Tags war uns der Himmel noch günstiger gesinnt. Die Fluten hatten sich während der Nacht langsam beruhigt und wir sahen zu unserer äussersten Ueberraschung, als wir am Morgen ans Meer herantraten, eine grosse Anzahl Kisten und Ballen, die von selber an den Strand gelangt waren. Wir fanden auf einer Strecke von etwa vierhundert Schritten einen beträchtlichen Teil unserer Schiffsladung. Drei Tage lang wendeten wir all unsere Mühen auf, um diese so kostbaren Güter in Sicherheit zu bringen. Was allzu schwer war, brachen wir in Stücke. Die Ballen und Kisten wurden geöffnet. Es gab da so viel Gewänder, Leinen, Haus- und Küchengeräte, dass es uns an nichts gebrach, um ein umfangreicheres und behaglicheres Haus wie unseres einrichten zu können. Die Lebensmittel waren freilich so verdorben, dass sich nimmer Gebrauch von ihnen machen liess. Doch mit dem wenigen Zwieback, den wir gerettet hatten, hofften wir uns noch von den verschiedenen Vögeln zu nähren, deren Nester wir bei jedem Schritte fanden, und die sich über unseren Anblick nicht beunruhigten. Unsere Zuversicht wuchs fernerhin, als wir um uns herum einige Hähne mit etwelchen Hühnern erblickten, die aus dem Schiffe entronnen waren und glücklicherweise die Küste erreicht hatten. Wir zweifelten nicht, dass es uns leicht fallen würde, sie sich vermehren zu lassen, und hatten damit solchen Erfolg, dass wir immer im Ueberfluss mit ihnen versehen waren. Auch fanden wir in den Binsen viele Eier einer den Enten ähnlichen bestimmten Vogelart, deren Geschmack uns so angenehm schien, dass wir uns über unsere Lebensmittel sehr beruhigten.

Da wir um uns nichts sahen, was auf das geringste Zeichen von Bewohnerschaft hinwies, und die Furcht, uns neuen Gefahren auszusetzen, uns nicht erlaubte, in den unbekannten Gefilden etwas zu unternehmen, dachte ich nur daran, einen bequemen Platz zu suchen, um dort unseren Wohnsitz herzurichten. Ich fand einen solchen, wie ich wünschte, in einer Waldbuchtung, von wo aus man das Meer sah, in der Nähe eines Quells, der am Fusse eines Berges entsprang. Mit einer Hacke und einigen anderen Werkzeugen richtete ich eine Anzahl Balken her; dann die gleichmässigeren wählend, machte ich Löcher, in die ich sie in gleichen Abständen einrammte, und verband sie durch Nägel mit den Planken der Kisten. Die Tür brachte ich dem Meere zugewendet an und bedeckte die Hütte mit Segeln.

In acht Tagen war sie vollendet und war so gross, dass ich all meinen Besitz und die Frauen darin unterbringen konnte. Meine Hoffnung war, Gott würde es gefallen, uns irgendein Schiff zu senden, um uns in unsere Heimat zurückkehren zu lassen. Indessen bemerkte ich nur zu gut, dass unser Aufenthaltsort sehr abgelegen sein musste. Vier Monate vergingen, ohne dass wir irgendeine Spur von dem erhielten, was wir jeden Tag mit heissen Gebeten vom Himmel erflehten. Es zeigte sich weder ein Inselbewohner, noch einer von unseren unglücklichen Gefährten, die ohne Zweifel bis auf den letzten umgekommen waren. Eine so lange Erfahrung, verbunden mit beständigen Nachforschungen überzeugte uns schliesslich, dass wir in einem Lande weilten, welches niemals bewohnt worden sei, und da andere Schiffe nur durch ein unserem gleiches Abenteuer hergeführt werden würden, wir uns nicht schmeicheln dürften, dass der Himmel ausschliesslich zu unserem Troste andere Menschen ins Unglück geraten lassen würde. Im übrigen hatten wir nichts weiter zu beklagen als unsere Einsamkeit. Das Land schien uns das angenehmste der Welt, immer mit Grün bedeckt, mit einem Ueberfluss von allen Vogelgattungen, einer gleichmässigen Wärme, oder zum mindesten niemals geringeren als die im Septembermonat in England. Eine so schöne Insel, von verständigen Leuten bebaut, würde ein irdisches Paradies sein. Mit der Zeit entdeckten wir in den Wäldern eine Art Nüsse, von der Größe eines Apfels, deren Kern so trocken und schmackhaft war, dass sie uns zur Brotbereitung zu dienen vermochten. Ausser den bereits erwähnten Vögeln waren Wälder und Täler mit einer verschwenderischen Menge von Tieren von der Grösse und fast von der Art der Ziegen angefüllt, welche zweimal im Jahr und jedesmal zwei Junge werfen. Sie sind harmlos und dumm, so dass sie leicht zu fangen und zu töten waren. An Fischen hatten wir nicht minder Ueberfluss, besonders an Schellfischen, die einem kleinen Kabeljau gleichen und längs der Küsten Englands und Hollands hinlänglich bekannt sind. Sie liessen sich leichtlich fischen. So spürten wir keinen Mangel und nichts vermochte uns Furcht einzuflößen.

Leichtsinn und Ueberfluss flössten mir einige Liebesgefühle zu meinen Gefährtinnen ein. Ich lebte ungebunden mit ihnen. Zuerst gewann ich nacheinander die beiden Dienerinnen; ziemlich lange Zeit über verstanden wir unser Vertrautsein geheimzuhalten. Doch die Gewohnheit machte uns schliesslich weniger zurückhaltend, die Tochter meines Herrn, der unser Handel nicht mehr verborgen blieb, schien ein wenig beleidigt, dass ich zwei Frauen, die ihre Dienerinnen waren, den Vorzug gegeben hatte; doch ward es mir nicht schwer, sie durch meine Liebesversicherungen zu beruhigen.

Alle drei waren vollkommen schön und es gebrach ihnen an nichts, um sich sauber und hübsch anzuziehen.

Da wir daran zweifelten, dass wir jemals wieder in unser Vaterland zurückkehren und auch jemals andere Geschöpfe unserer Art wieder sehen würden, kamen wir überein, in all der Freiheit zu leben, die unser Unglück gutzuheissen schien. Die sich als erste hatte gewinnen lassen – sie war auch die größte und schönste –, ward zuerst hohen Leibes. Als zweite wurde es meines Herrn Tochter, und auch die andere zauderte nicht mehr lange. Es blieb nur noch die Mohrin übrig, welche ungeduldig darauf wartete, an die Reihe zu kommen. Sie wurde von den anderen begünstigt und ich fügte mich all den vorgebrachten Gründen. So kamen sie alle vier zu verschiedenen Zeiten nieder und leisteten sich dabei mit viel Eifer und Freundschaft die gleichen Dienste. Wir verbrachten zweiundzwanzig Jahre in solcher Vereinigung; dann nahm mir der Tod die Mohrin ohne irgendein Anzeichen von Krankheit, welche uns dies Ereignis hätte vorhersehen lassen. Die Zahl meiner Kinder hatte sich vervielfältigt; ich verheiratete sie, je nachdem sie herangewachsen waren, und sandte sie auf die andere Flussseite, jedes in getrennte Wohnungen, indem ich ihnen den Frieden und all das anempfahl, was sie daran hindern mochte, einander zur Last zu fallen. Sie haben es niemals an Ehrfurcht vor meinem Willen fehlen lassen.

Im Alter von sechzig Jahren, welches das vierzigste meines Aufenthaltes in dieser Einöde war, hatte ich achtundvierzig Kinder von meinen vier Frauen bei mir, und von der dritten Generation fünfhundertsechzig beiderlei Geschlechts. Ich nahm die Söhne der einen Ehe und verheiratete sie mit den Töchtern einer anderen, um sie allmählich davon abzubringen, ihre Schwestern zu heiraten, wie es die Notwendigkeit anfangs zu einer Art Gesetz gemacht hatte. Ich liess es bei diesem Brauche, indem ich dem Himmel für seine Vorsehung und Güte dankte.

Einige meiner Kinder hatte ich Lesen gelehrt, denn es war mir eine Bibel geblieben, welche ich ihnen einmal im Monat zu lesen befahl; und da ich voraussah, dass sie, durch so viele Hände gehend, sich abnutzen würde, gewöhnte ich es ihnen an, einiges daraus auswendig zu lernen, und befahl ihnen, die gleiche Sorge ihren Kindern gegenüber obwalten zu lassen,. Es starb mir noch eine Frau im Alter von achtundsechzig Jahren, ich beerdigte sie, und eine andere auch noch im gleichen Jahre, so dass mir nur noch eine, meines Herrn Tochter, blieb, mit der ich noch zwölf Jahre zusammen lebte. Sie starb schliesslich und ich begrub sie, wo ich selber beerdigt sein wollte, zwischen der Grosstochter meiner ersten Frau und der anderen. Mein Wille war, dass die Mohrin allein an meiner Linken ruhe.

Auch meine Kräfte fingen an nachzulassen, es blieb mir nichts weiter übrig, wie mich für die letzte Fahrt vorzubereiten; ich war fast achtzig Jahre alt. Ich gab mein Haus und alle Werkzeuge, die noch übrig waren, meinem ältesten Sohn, der die älteste Tochter meiner lieben Frau geheiratet hatte, und liess alle anderen ihn als ihren Herrn und Meister anerkennen. Meine letzten Verhaltungsmassregeln währten lang und wurden während mehrerer Tage wiederholt. Inständigst befahl ich ihnen vor allen Dingen, die christliche Religion einzuhalten, gemäss den Grundsätzen und Gebräuchen derer, die ihre Sprache sprächen, und sich hierin nicht auf andere zu verlassen, wenn es jemals geschehe, dass sie mit anderen Menschen in Berührung kämen.

Einmal liess ich sie alle vor mich kommen, und indem ich mir die Genugtuung verschaffte, sie zu zählen, fand ich im achtzigsten Jahre meines Lebens und im sechzigsten nach meiner Ankunft, dass von dem einen und anderen Geschlechte siebentausendtundneunundneunzig Personen vorhanden waren, ohne dabei die mitzurechnen, welche in einem so langen Zeitraum gestorben waren, und die ich nicht mitgezählt hatte. Endlich bat ich Gott, sie zu vermehren, sie zu segnen und ihnen das Licht des Evangeliums immer leuchten zu lassen; dann sandte ich sie alle in ihre Wohnungen zurück. Mein Augenlicht fing an, mir im Alter zu fehlen, und ich erriet, durch viele Zeichen darauf hingewiesen, dass ich nicht mehr lange zu leben habe. Ich gab diesen von meiner eigenen Hand geschriebenen Bericht meinem ältesten Sohne, welcher bei mir wohnte. Und schärfte ihm ein, ihn bestens aufzubewahren und ihn Freunden mitzuteilen, wenn ihrer jemals welche auf ihre Insel kommen sollten, oder ihn gar von ihnen abschreiben zu lassen, wenn es ihnen angenehmer sei, auf dass unser Name nimmer auf der Erde vernichtet werde. Ich gab im allgemeinen denen, die von mir stammten, den englischen Namen Pinez, weil ich Georg Pinez hiess; meines Herren Tochter hiess Sarah Engels. Meine beiden anderen Frauen hiessen Maria Sperkes und Elisabeth Trevors. Die einzelnen Abkömmlinge von diesen drei Frauen haben unmerklich von ihren Müttern die Namen Engels, Sperkes und Trevors angenommen, wie die von der Mohrin sich nach ihrem Namen, der Philippe lautete, Philips nannten. Ihr gemeinsamer Name aber ist: die Engländer von Pinez, welche Gott mit dem Tau des Himmels und mit der Fruchtbarkeit der Erde segnen möge. Amen. Als im Jahre sechzehnhundertneunundsechzig ein flämisches Schiff an der Insel der Pinez landete, fand man, daß sich die Zahl seiner Bewohner auf zwölftausend vermehrt und dass sich die englische Sprache sehr wohl unter ihnen bewahrt hatte. Der Kapitän aber empfing von dem ältesten Sohne Pinez' eine Abschrift von seines Vaters Schreiben.


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