J. E. Poritzky
Imago Mundi
J. E. Poritzky

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Vorwort.

Dieses Buch ist in den Jahren 1910 bis 1912 geschrieben worden. Im Sommer 1914 wurde mit dem Druck begonnen, der durch den Krieg eine jähe Unterbrechung erfuhr, die fast drei Jahre dauerte. Als mir nun die inzwischen vergilbten Korrekturfahnen vorgelegt wurden und ich in das Werk, das längst hinter mir lag und dem ich jetzt kühl wie einem fremden gegenüberstand, mich noch einmal einleben musste, hatte ich die seltsamsten Empfindungen. Mitten in einem vor drei Jahren unvollendet gebliebenen Satz, mitten im Gedankengang musste die Arbeit wieder aufgenommen werden. Das war schon deshalb nicht so einfach, weil auch einzelne Manuskriptteile verloren gegangen waren, die nun aus dem Gedächtnis ergänzt werden mussten.

In der Zwischenzeit von 1914 bis 1917 hat sich meine Anschauung von den Dingen, die ich in dem Buche behandle, nicht geändert. Der Krieg, ein so grosser Augenblicksumwerter er auch ist, hat die Allgemeingültigkeit meiner Darlegungen nicht entkräftet, denn sie gehen von höheren Gesichtspunkten aus, um nicht zu sagen von »ewigen«. Ich bekenne mich zu der Auffassung, dass die Menschen zu allen Zeiten sich gleich bleiben. Deshalb schien es mir nicht notwendig, auch nur eine Silbe zurückzunehmen oder nachträglich etwas zu ändern, wenngleich auch manche Einzelheit durch die raschen Umwälzungen, die der Krieg brachte, sich verändert hat. Denn andererseits fand ich Vieles, was ich in diesem einige Jahre vor dem Kriege entstandenen Buche sage, jetzt erst recht bestätigt.

Was sich geändert hat, ist lediglich mein künstlerisches Verhältnis zu dem Buche. Denn in formaler Hinsicht sind meine Ansprüche inzwischen noch strenger geworden. Die Distanz von 1914 bis 1917 ist auch zu gross und gerade diese drei Jahre waren an Erlebnissen und Erfahrungen von zu einschneidender Bedeutung, als dass ich in Bezug auf meine künstlerischen Anforderungen ohne Wandlung aus diesem katastrophalen Chaos hervorgegangen wäre.

So oft ich noch ein Buch habe erscheinen lassen, ist mir hinterher immer klar geworden, dass ich alles hätte besser und schöner sagen können. Denn je älter man wird, desto anspruchsvoller wird man in Bezug auf die Reife der Früchte, die man seinem Geiste abringt; zugleich wird man je älter, desto bescheidener.

Pfingsten 1917.

J. E. P.


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