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XIII. Von Etah nach Neuyork

Als wir Etah verließen, trieb loses Eis an der Mündung des Fjords vorbei. Kap Alexandra wurde um Mitternacht erreicht, und die »Roosevelt« steuerte auf Kap Isabella zu, da wir eine Lotung quer durch den Smith-Sund, soweit das Eis dies zuließ, vornehmen wollten. Ungefähr zehn Meilen von Kap Alexandra entfernt stießen wir aus den festen Rand des Eises, das sich unaufgebrochen von hier nach der Küste von Ellesmere-Land erstreckte. Dieses Eis war sehr schwer und schien seine Spalten oder Öffnungen zu enthalten. Die Lotung ergab hier eine Tiefe von 438 Faden. Die »Roosevelt« hielt dann den Kurs auf Kap Chalon und fuhr um eine Spitze des Packeises herum, die beinahe bis an die Küste von Grönland oberhalb der Sonntag-Bai lief. Als wir den Whale-Sund erreichten, der von Eisbergen, Eisstücken und Flächen von neugebildetem Eis erfüllt war, sahen wir eine Menge Walrosse. Wir erlegten zehn davon, wenn auch mit großen Schwierigkeiten, da das junge Eis es fast unmöglich machte, ihnen nahe zu kommen. Dann dampften wir nach Kookan hinein, um weitere meiner Eskimos an Land zu setzen. Der Anker war kaum am Delta des Stromes heruntergelassen, als eine große Fläche von verhältnismäßig schwerem, jungem Eis gegen uns trieb und das Heck der »Roosevelt« fast bis an die Grenze des Hochwassers auf das Ufer hinaufstieß.

Dieser äußerst lästige Unfall hielt uns hier bis zum folgenden Mittag fest, aber er wurde insofern nützlich verwertet, als ich das Heck noch einmal kalfatern und die Schraubenbolzen der Schraubenflügel wieder befestigen und diesmal einkeilen ließ. Bei unserer Abfahrt von Kookan hinderte uns das feste junge Eis, das jetzt eine Dicke von mehreren Zoll aufwies, an unserm Vorwärtskommen während der ersten drei Meilen, war aber außerhalb der Bai weniger dicht. Als wir auf die Durchfahrt zwischen den Herbert- und Northumberland-Inseln zusteuerten, wurden sechs Walrosse, die unsern Kurs kreuzten, erlegt. Wir kamen glücklich zwischen den Inseln durch und dampften nach Kap Parry, auf dessen Höhe wir gänzlich aus dem Bereich des jungen Eises heraustraten und nun in offenem Wasser südwärts fuhren. Da ein weiterer Teil meiner Eskimos bei Oomunui an der Südseite des Wolstenholm-Sundes an Land gesetzt zu werden wünschte, fuhren wir hinter die Saunders-Insel und erlegten dabei sechs große Walroßmännchen. Junges Eis, das zu dick war, um es zu durchdringen, hinderte uns daran, Oomunui zu erreichen, darum wurde der Versuch gemacht, die Eskimos bei Narksami zwischen Oomunui und Kap Athol an Land zu setzen. Der Anker wurde an dieser Stelle heruntergelassen, aber die Bewegung und die Dicke des jungen Eises ließen es mir nicht ratsam erscheinen, mich hier auch nur für eine Stunde aufzuhalten, der Anker wurde unverzüglich wieder gelichtet, und wir arbeiteten uns langsam durch das junge Eis. Dazu war alle aufzubringende Kraft erforderlich.

Die Nächte waren jetzt sehr dunkel. Auf der Höhe von Kap Athol kamen wir wieder aus dem Bereich des jungen Eises heraus und dampften in offenem Wasser nach Süden; früh am Morgen des folgenden Tages erreichten wir die Höhe von Kap Dudley Diggs, und fuhren in die Parker-Snow-Bai hinein, um den Rest meiner Eskimos an Land zu setzen. Dieser Tag war wunderschön, strahlend, sonnig und sehr warm. Die Eskimos arbeiteten mit Anstrengung aller Kräfte, um ihre Habseligkeiten, ihre Hunde und das Fleisch der Walrosse, die ich in der Absicht, sie für den Winter zu versorgen, erlegt hatte, an Land zu bringen. Ich brachte sie ja am Ende der Jagdzeit zurück, und sie konnten nur darauf rechnen, einen geringen Vorrat von Nahrung zu sammeln, bis der Winter eintrat. Im Laufe der Nacht wurde alles an Land geschafft und mehrere Zelte am Ufer aufgeschlagen. Als die Dunkelheit hereinbrach, fing es zu schneien an bei einem leichten Südost. Am Morgen war das ganze Land weiß von Schnee, und ein ungestümer Nordostwind hielt uns bis zum folgenden Morgen hier fest. Die Zeit wurde dazu verwandt, die »Roosevelt« für stürmische See bereit zu machen. Von Kap Union bis hierher hatten alle Vorräte, Munition und Ausrüstung auf Deck gelegen, um rasch ans Ufer oder auf das Eis hinausgeworfen werden zu können, wenn die Notwendigkeit eintreten sollte. Diese Decksladung wurde jetzt in den Kielraum geschafft, und das ganze Schiff so gut als möglich instand gesetzt, um der Unbill des Wetters zu trotzen, der es zu dieser Jahreszeit mit Sicherheit ausgesetzt sein würde, wenn wir erst aus dem Bereich des Eises gelangt wären. Sobald es das Wetter erlaubte, dampften wir nach Kap York, wo wir vier Familien vorfanden. Hier machten wir das Schiff an dem neu gebildeten Landeis fest und blieben drei bis vier Stunden liegen, um einen verbogenen Exzenter auszubessern. Die Eingeborenen berichteten, das Eis in der Melville-Bai sei erst vor kurzer Zeit verschwunden, und während des ganzen Sommers habe sich kein Schiff dem Kap nähern können, ein Ereignis, das seit ich diese Gegend im Jahre 1891 kennen lernte, niemals eingetreten ist.

Nachdem wir Kap York spät am Nachmittag des 26. bei dichtem Schneesturm, der die Dunkelheit der schon hereinbrechenden Nacht noch steigerte, verließen, suchten wir uns unsern Weg durch die zahlreichen Eisberge bei fast vollkommener Finsternis. An der Dunkelheit merkten wir, daß wir uns in Wirklichkeit auf der Heimreise befanden. Die Finsternis war in dieser Nacht so groß, daß wir die Geschwindigkeit des Schiffes auf die Hälfte herabsetzen mußten. Am folgenden Nachmittag erhob sich eine frische von einer schweren Dünung begleitete Briese aus Nordosten, und das Schlingern des Schiffes hatte eine Überflutung des Feuerraums zur Folge, indem es das Saugwerk aller Pumpen hemmte und das Wasser im Feuerraum bis an die Platten des Feuerlochs steigen ließ, ehe es bemerkt wurde. Während der beiden nächsten Tage lag die »Roosevelt« beigedreht, der Feuerraum ward vom Wasser befreit, die Pumpen wurden ausgebessert und in Tätigkeit gesetzt und Maßregeln getroffen, um einer Wiederholung des Schadens vorzubeugen. Die ganze Zeit über blieb das Wetter trübe und der Wind wehte andauernd aus Südosten. Im Weiterfahren war es unmöglich, die Küste von Grönland zu erreichen, und wir setzten unsern Weg in der Mitte der Baffin-Bai fort. Am 30. September um Mitternacht umsegelten wir das Ende des mittleren Packeises. Am Nachmittag des 1. Oktober brach bei einer frischen Brise aus Südosten und einer starken Dünung der Vortopmast am Bürgstag ab und ging über Bord, das Stengengut, die Tonne und den Außenklüver mit fortreißend. Am 3. Oktober erreichten wir die westliche Küste gerade oberhalb von Kap Dyer und folgten ihr an Walsingham und Mercy vorbei und quer durch die Einfahrt des Cumberland-Sundes, bis um 4 Uhr in der Nacht zum 6., als wir ungefähr sieben Meilen nördlich der Monumental-Insel waren, eine Welle gegen die Steuerbordvierung schlug und den Ruderpfosten mitten durchbrach. Dies brachte uns in eine völlig hilflose Lage.

Es war sehr trübe, als das geschah, und die »Roosevelt« wurde in östlicher Richtung beigedreht, um nicht an die zerklüftete Küste bei Kap Haven zu treiben. Eine Spiere wurde als Notruder zurechtgemacht, aber kaum waren wir wieder unterwegs, da erhob sich ein Wind von Nordosten, und im Verlauf von zwei oder drei Stunden hatte die steigende See das improvisierte Ruder fortgerissen. Wieder drehten wir bei, während der Sturm in den nächsten sechsunddreißig Stunden eine orkanähnliche Heftigkeit annahm und einen schweren Seegang verursachte. Die »Roosevelt« bewies sich als ein vortreffliches Seeboot, wie sie mit doppelt gerefftem Focksegel ebenso gemächlich dalag wie der beste unsrer Bankfischerei-Schoner, und obgleich sie wiederholt ihre Reeling ins Wasser eintauchte, nahm sie keinen Eimer des grünen Seewassers an Bord.

Als der Sturm nachließ, hatten wir an der Einfahrt in die Hudson-Straße ungefähr vierundzwanzig Stunden lang kabblige See. Wir machten uns jetzt an die Herstellung eines neuen Ruders, das nach einer zweitägigen Arbeit unter den schwierigsten Verhältnissen vollendet und eingehängt wurde. Dabei wurden die Leute die ganze Zeit auf dem Deck hin und her geworfen. Am nächsten Tage erreichten wir die Küste von Labrador an einer Stelle, die für die schlimmste der ganzen Nordküste gilt und unter dem Namen »die Pot-Klippen« bekannt ist. Wir bahnten uns unsern Weg bei Nebel und Schneetreiben durch die Klippen mit Brandungen auf beiden Seiten und hielten dabei so weit vom Lande ab, daß wir es nur undeutlich erkennen konnten. Erst am 13. sahen wir es klar genug, um zu bestimmen, daß wir uns gerade im Norden der Sagdlek-Bai befanden. Da unser Wasservorrat jetzt gänzlich zu Ende war, und wir nur noch einige Tonnen Kohlen übrig hatten, entschloß ich mich, Hebron anzulaufen, in der Hoffnung, dort einige Tonnen Kohlen zu bekommen. Die Dunkelheit brach herein, als wir noch mehrere Meilen von Hebron entfernt waren, aber Kapitän Bartlett war vor einigen Jahren hier gewesen und lenkte das Schiff mit großer Geschicklichkeit durch die winkligen Kanäle bis an seinen Ankerplatz. Es waren hier keine Kohlen zu bekommen, aber Wasser und einige wichtige Vorräte, und früh am Montag Morgen brachen wir nach Nain auf. Wir wählten von Kap Mugford aus die innere Durchfahrt, mit der Kapitän Bartlett zum Glück vertraut war. Während der Nacht lagen wir bei und erreichten Nain am folgenden Tag kurz nach Mittag.

Hier erhielten wir ein wenig Holz und Walfischspeck und zwei oder drei Tonnen Kohlenstaub, wurden aber durch heftige Winde, die das Hin- und Herfahren der Boote zwischen dem Schiff und dem Ufer hinderten, lange aufgehalten. Diese Windstöße waren so heftig, daß eins unsrer Boote losgerissen und weggetrieben wurde. Die Eskimofrauen besorgten hier das Ein- und Ausladen des Holzes.

siehe Bildunterschrift

Die »Roosevelt« auf Grund in der Wrangel-Bai.

Wir folgten noch immer der inneren Durchfahrt und gelangten nach Hopedale, wo mehr Holz zu bekommen war, aber wieder wurden wir durch den heftigen Wind aufgehalten. In der zweiten Nacht wehten so ungestüme Böen, daß die »Roosevelt« sogar im inneren Hafen mit beiden Ankern durchging und auf den Strand auflief; sie kam indes bei der nächsten Hochflut leicht wieder los.

siehe Bildunterschrift

Die »Roosevelt« in der Wrangel-Bai.

Beim Verlassen des Hafens merkten wir, daß das Schiff so leicht war, daß es in dem frischen Nordwestwind, der sich erhoben hatte, dem Ruder nicht gehorchen wollte. Beide Anker wurden ausgeworfen, und als der Wind sich am Abend legte, arbeitete es sich in den Hafen zurück, wo es auf den Strand gesetzt wurde. Während wir hier auf die Ankunft des Postdampfers warteten, um Kohlen zu bekommen, ohne die ich es nicht für ratsam hielt, in dieser Jahreszeit mit der »Roosevelt« in ihrer jetzigen Verfassung in einem so gefährlichen Fahrwasser weiter zu fahren, wurde das Ruder heraufgezogen und repariert, das Heck kalfatert und die Eingeborenen dazu verwandt, Ballast zu bringen und das Schiff auszupumpen.

Bei der Ankunft des Postdampfers erhielten wir sieben Tonnen Kohlen und fuhren dann bei Schneestürmen und Gegenwinden, die sich erst bei den letzten Meilen legten, weiter durch die schwierigen Windungen der inneren Durchfahrt, durch die Kapitän Bartlett das Schiff mit meisterhafter Geschicklichkeit führte, bis wir die Walfischfängerstation im Hawkes-Hafen erreichten. Hier bekamen wir zwei weitere Tonnen Kohlen, die uns am Abend des 2. November nach dem Battle-Hafen brachten. Am folgenden Tag wurden vierzig Tonnen Kohlen an Bord genommen. Während diese Arbeit in Gang war, erhob sich ein Südostwind, der Regen mit sich führte. Von jetzt an bis zum 12. wehten andauernd schwere Winde von Südosten, Osten und Nordosten, die Regen, Schnee, meist trübes Wetter und hohe See im Gefolge hatten. Der 12. war ein klarer Tag, aber der Seegang in der engen und gewundenen Einfahrt in den Hafen machte jeden Versuch, hinaus zu gelangen, zunichte. Am 13. erhob sich ein neuer Südostwind mit Schneetreiben, doch legte sich der Seegang für einige Stunden und dieser Umstand wurde benutzt, um nach dem Assizes-Hafen herumzufahren, der guten Schutz gewährt. Die ganze Zeit unsers Aufenthaltes im Battle-Hafen war eine ständige Angst und Aufregung gewesen, daß das Schiff von dem heftigen Unterstrom, der diesen Hafen bei hoher See zu dem schlimmsten an der Küste von Labrador macht, auf Grund getrieben würde.

An diesem Ort mußte das Schiff folgendermaßen verankert werden: An Backbord voraus war unser schwerster Anker und das schwerste Ankertau in der Mitte des Hafens ausgeworfen, eine schwere Ankerkette und ein vier Zoll dickes Tau an einem Ringbolzen am Ufer befestigt, an der Backbordvierung zwei sechs Zoll dicke Manilatrossen und ein Stahldrahttau von drei viertel Zoll im Durchmesser, an Steuerbord voraus waren unser einundeinviertelzölliges Signallichthauskabel, die Ankerkette und zwei vier Zoll dicke Manilataue an einem Vorsprung des festen Uferrandes festgemacht, an der Steuerbordseite der Kuhle vier dreiundeinhalb Zoll dicke Taue, an der Steuerbordvierung vier dreiundeinhalb Zoll dicke Taue und eine Ankerkette an einem Ringbolzen am Ufer befestigt.

Trotz aller dieser Verankerungen wogte die »Roosevelt« so heftig hin und her, daß mehrere der dünneren Taue in Stücke gingen, zwei in die Felsen eingelassene Ringbolzen herausgerissen wurden und der Stock unsres 2200 Pfund schweren Ankers abbrach.

Aber die unermüdliche Sorge Bartletts schützte das Schiff davor, an den Strand getrieben zu werden. Jede Verankerung wurde, sobald sie losgegangen, trotz aller Schwierigkeiten durch eine neue ersetzt.

Vom Battle-Hafen an gab es auf der Reise nichts wie widrige Winde und Seegang und unzählige Verzögerungen der einen oder anderen Art.

In der Morgendämmerung des 23. November ging die »Roosevelt« im Hafen von Sydney vor Anker, seit mehr als vier und einen halben Monat nach der Abfahrt von Kap Sheridan.

Die Rückreise war der anstrengendste und unangenehmste Teil der ganzen Expedition, was wenigstens teilweise dadurch wieder ausgeglichen wurde, daß alle Mitglieder der Expedition in ebenso guter oder noch besserer Verfassung zurückkehrten, als sie abgefahren, und die Beschädigungen des Schiffes nur vorübergehender Natur waren.

Von Sydney aus schleppte sich das Schiff, so schnell das Wetter es erlaubte, an der Küste entlang und kam am Weihnachtsabend im Hafen von Neuyork an.

Auf der ganzen Expedition hatte ein sehr gutes Einvernehmen zwischen den Teilnehmern geherrscht. Ich habe wohl nie ein Jahr in den arktischen Gegenden verbracht, das so frei von lästigen Störungen und Reibungen gewesen wäre, die gewöhnlich die unangenehmste Seite aller arktischen Expeditionen bilden. Kapitän Bartlett erwies sich als unschätzbar und war stets mit Hintansetzung aller persönlichen Rücksichten unermüdlich auf das Gelingen der Expedition und die Sicherheit der »Roosevelt« bedacht.

Obermaschinist Wardwell hatte seit dem Versagen der Wasserröhrenkessel am zweiten Tag nach unsrer Abfahrt von Sydney eine sehr schwere und anstrengende Zeit gehabt und fand reichlich Verwendung für seinen Scharfsinn und seine Fähigkeiten.

Dr. Wolf sorgte mit großer Umsicht und großem Verständnis für das körperliche Wohl der Mitglieder, und es kam die ganze Zeit über kein wirklicher Krankheitsfall vor. Der Doktor nahm auch seinen vollen Anteil an der Schlittenexpedition im Frühjahr.

Sekretär Marvin trug sowohl an Bord des Schiffes und während der Winterjagd im Innern, wie auf den Schlittenexpeditionen im Frühjahr und im Sommer das Seinige zum Gelingen der Expedition bei. Henson und mein Steward Percy, die beide durch eine jahrelange Arbeit in arktischen Gegenden erprobt waren, bewiesen auch hier wieder ihren vollen Wert.

Die Offiziere und die Mannschaft waren interessiert und willig. Steuermann Bartlett hatte in Kapitän Bartletts und meiner eigenen Abwesenheit den Oberbefehl auf der »Roosevelt«. Oberbootsmann Murphy erwarb sich auf der Jagd wesentliche Verdienste. Zwei Heizer, Clark aus Massachusetts und Ryan aus Neufundland, nahmen erfolgreich an der Schlittenexpedition des Frühjahrs teil.

Die »Roosevelt« war trotz ihrer reduzierten Dampfkraft sehr leistungsfähig. Sie bahnte sich ihren Weg durch das schwerste Eis und durch anscheinend unpassierbare Gegenden, und bestand glücklich Prüfungen, die nach meiner Überzeugung kein andres Schiff auf dem Wasser überlebt hätte. Junges Eis, sogar von ziemlich beträchtlicher Dicke, bewältigte sie mit großer Leichtigkeit, und bei den schwersten Pressungen hob sie sich schnell und leicht.

Als Seeboot bewährte sie sich ebensogut. In den Oktoberstürmen des nördlichen Atlantischen Ozeans lag sie auf der Höhe von Resolution Island, ohne Ruder und bei doppelt gereffter Stagfocke mit der ganzen Gemächlichkeit und Ruhe eines unserer besten Bankfischerei-Schoner. Der Ruhm dafür kommt in vollem Maße ihrem Erbauer, Kapitän Chas. B. Dix, zu, der mit dem größten Interesse den Bau leitete und seine jahrelange Erfahrung in den Dienst der »Roosevelt« stellte.

Die Hauptresultate der Expedition können folgendermaßen zusammengefaßt werden:

Erstens. Die Erzwingung einer noch nicht erreichten nördlichen Breite, so daß jetzt nur noch eine Strecke von 174 Seemeilen diesseits des Pols zu erobern bleibt. Dadurch ist das unbekannte Gebiet zwischen meinem und Cagnis höchstem Punkt auf eine Strecke von weniger als 381 Meilen reduziert worden, und der größte Teil des unbekannten arktischen Gebietes liegt jetzt zwischen dem Pol und der Bering-Straße.

Zweitens. Die Entdeckung eines fernen neuen Landes im Nordwesten des nordwestlichen Teiles von Grant-Land. Wahrscheinlich eine Insel in der westlichen Verlängerung des nordamerikanischen Archipels.

Drittens. Eine wesentliche Erweiterung unsres Horizontes in bezug auf die Eisverhältnisse und dergleichen in der westlichen Hälfte des zentralen Polarmeeres.

Viertens. Die Durchquerung und Vermessung der unbekannten Küste zwischen Aldrichs westlichstem Punkt vom Jahre 1876 und Sverdrups nördlichstem vom Jahre 1902.

Fünftens. Die Erforschung des einzigartigen Eissaumes und der Entstehungsstätte der flachgründigen Eisberge an der Küste von Grant-Land.

Außerdem wurden Flutbeobachtungen und meteorologische Beobachtungen gemacht, und im Smith-Sund, dem Abfluß des Polarmeeres und auch längs der Nordküste von Grant-Land Lotungen vorgenommen und Proben vom Meeresboden mitgebracht. Wir haben das Vorhandensein einer beträchtlichen Anzahl von arktischen Renntieren in den nördlichsten Ländern ermittelt und das Verbreitungsgebiet des Moschusochsen erweitert und bestimmt. Eine neue Zählung der Whale-Sund-Eskimos ist vorgenommen worden usw. usw.

Es ist vielleicht auch angebracht, hervorzuheben, daß es mir auf dieser Expedition des »Peary Arctic Club« gelang, die mit der Erreichung des Pols verbundenen Schwierigkeiten um die Hälfte herabzumindern. Die Tatsache ist festgestellt worden, daß der Mensch und der Eskimohund die beiden einzigen Wesen sind, die den verschiedenen Eventualitäten eines ernsthaften arktischen Unternehmens gewachsen sind, und daß die amerikanische Route zum Pol und die Methoden und die Ausrüstung, die wir gebraucht haben, die praktischsten zur Erreichung dieses Zieles sind.

Kein Mitglied der Expedition zweifelt daran, daß wir den Pol erreicht hätten, wenn der Winter 1905 auf 1906 ein normaler gewesen wäre, und es nicht soviel offenes Wasser gegeben hätte.

Und hätte ich, ehe ich das Land verließ, die wirklichen Verhältnisse im Norden so gekannt, wie ich sie jetzt kenne, so hätte ich meine Route und die Verteilung der Schlitten so ändern können, daß wir meiner Meinung nach trotz des vielen Wassers an den Pol gelangt wären.

Eine spätere Expedition kann, wenn sie meinem Beispiel folgt und sich meine Erfahrungen zunutze macht, nicht nur den Pol erreichen, sondern sie ist in der Lage, die andern noch zu lösenden Aufgaben im Polarmeer zu erfüllen. Sie kann Tiefseelotungen von der Nordküste von Grant-Land bis an den Pol vornehmen und die unbekannte Strecke auf der nordöstlichen Küste von Grönland zwischen Kap Morris und Kap Bismarck vermessen. Diese Arbeit kann mit geringerem Kostenaufwand von einer Expedition ausgeführt werden, die nicht länger unterwegs ist wie die unsrige.

Man soll nie vergessen, daß die Expedition, die dieses Werk verrichtet hat, von dem Peary Arctic Club ins Leben gerufen ist, und daß sie ihre Resultate ganz und gar der Freigebigkeit und dem Gemeinsinn der Mitglieder jenes Klubs und besonders dem unermüdlichen Interesse und den nie erlahmenden Anstrengungen seines Präsidenten, Morris K. Jesup, verdankt.


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