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XII. Von Sheridan nach Etah

Am 30. und 31. Juli war schönes Wetter, das Kanalpackeis trieb mit der Flut dicht an der Schiffsseite vor und zurück, und jeden Augenblick preßten sich große Stücke gegen uns, so daß wir der »Roosevelt« mit Hilfe der Leinen eine andere Richtung geben mußten, um ihnen zu entgehen. Das Kanalpackeis bestand aus sehr großen, dicht zusammengepreßten Schollen, und so weit man nach Norden und Süden sehen konnte, war in der ganzen Breite des Kanals keine Spur einer Rinnenbildung zu entdecken. Die Schiffsleute arbeiteten, von den Eskimos unterstützt, Tag und Nacht, um an das neue Ruder die letzte Hand anzulegen und die erste Gelegenheit zu benutzen, aus dieser exponierten und gefährlichen Lage herauszukommen. Von dem Kapitän erfuhr ich, wie es der »Roosevelt« ergangen war, nachdem sich das Eis bei Kap Sheridan geöffnet hatte. Sie hatte eine schwere Prüfung bestanden, die wenig Schiffe, vielleicht gar keins, überlebt haben würden, und zweimal mußte alles vom Schiff an Land gebracht werden, da man der Meinung war, das Schiff würde nie aus seiner augenblicklichen Lage herauskommen.

Der Kapitän war begeistert über das Modell des Schiffes und über die Leichtigkeit, mit der es sich nach einer Pressung wieder in die Höhe hob.

Der Obermaschinist staunte über die Größe und Kraft seiner Welle, die einmal während der Pressung, die die »Roosevelt« so sehr beschädigte, das ganze Gewicht des hinteren Schiffsteils getragen hatte.

Ungefähr um 6 Uhr am Morgen des 31. lockerte sich das Eis dicht am Eisfuß nach der Lincoln-Bai zu, aber ehe unsere Taue losgemacht werden konnten, hatte es sich wieder geschlossen. Von hier aus sandte ich fünf Eskimos landeinwärts, um die Felle von einigen Moschusochsen zu holen, die im Vorsommer getötet worden waren. Ungefähr zur Frühstückszeit kamen Sipsu und sein Weib von Conger zurück. Er hatte eine Kavallerieoffiziersuniform an, und er und sein Weib und sein Hund waren mit allen erdenklichen Töpfen und Pfannen und Paketen und Bündeln beladen, so daß sie wie eine Truppe von wandernden Hausierern aussahen.

siehe Bildunterschrift

Pressung bei Kap Union, wobei die »Roosevelt« Ruder, Hintersteven und einen Teil der Schraube verlor.

Um 5 Uhr nachmittags löste sich das Eis am Eisfuß wieder, und wir fuhren ab. Die »Roosevelt« war jetzt sehr leicht geladen und ausgezeichnet darauf vorbereitet, einer Pressung zu entgehen, aber das Heck leckte tüchtig, und der verbogene Hintersteven machte große Schwierigkeiten beim Steuern. Nachdem sie zwei oder dreimal gegen den Eisfuß anlief, gelang es ihr, sich um die Landspitze herum einen Weg in die Lincoln-Bai zu bahnen und an deren nördlichem Ufer entlang bis an das obere Ende und nach der Südseite hinüber zu fahren, wo sie an einer verhältnismäßig geschützten Stelle festgemacht wurde. Ihre Lage war bedeutend besser als früher, wo sie den Launen der Schollen preisgegeben war und jeden Augenblick aufs Ufer hinaufgehoben und aufs Trockne gesetzt werden konnte. Sobald wir festlagen, sandte ich einen Mann nach dem Shelter-Fluß zurück, um auf die Rückkehr der fünf Männer zu warten, fünf andere wurden nach Hasen ausgeschickt und zwei nach Süden, um Ootah behilflich zu sein, dem zweiten Eskimo von Conger, der sich an der Shift-Rudder-Bai lagern mußte, da sein Weib auf dem Weg zum Schiff einem Knaben das Leben schenkte. Hier zog ich mich zum erstenmal seit dem 1. Juni aus und ging zu Bett wie ein zivilisierter Mensch. Es kam mir sonderbar vor. Um 2 Uhr nachmittags fuhren wir wieder ab. Dies Ereignis wurde dadurch belebt, daß einer der Mannschaft über Bord fiel und beinahe ertrunken wäre. Wir arbeiteten uns längs des Eisfußes nach der nördlichen Landspitze der Wrangel-Bai durch. Hier hielt uns eine Scholle von mehreren Meilen im Durchmesser länger als eine Stunde auf, bis sie sich so weit fortbewegte, daß wir uns zwischen ihr und der Landspitze durchpressen und in die mit losem Eis volle Bai hineingelangen konnten. Wir bahnten uns einen Weg bis an das obere Ende und ließen den Anker an einer Stelle fallen, die so seicht war, daß sie uns wahrscheinlich alle schwereren Eisstücke fernhalten würde. Ich war sehr froh, daß wir in den Schutz dieser Bai gelangt waren, denn die Küstenstrecke zwischen der Wrangel- und Lincoln-Bai ist für Schiffe eine der gefährlichsten Stellen dieser Gegend, da sie ständig Pressungen ausgesetzt sind. Die »Roosevelt« ließ sich etwas besser steuern als am vorhergehenden Tag, aber man mußte immer noch sehr vorsichtig manöverieren, um sie vorwärts zu bringen.

Am 2. bot das Eis keine Gelegenheit, die Bai zu verlassen, und um Mitternacht füllte es die Bai so vollständig aus, daß es die »Roosevelt« auf den Strand setzte. Im Laufe des 3. kam sie wieder los, wurde aber am späten Abend abermals auf Grund getrieben. Alle Eskimos, einschließlich der Familie von der Shift-Rudder-Bai, kamen an diesem Tag zurück. Früh am Morgen des 4. wurde ein vergeblicher Versuch gemacht, um Kap Beechy herumzukommen. Das Eis vereitelte ihn und zwang die »Roosevelt« in voller Fahrt wieder zurückzuweichen. Am 5. verhielten wir uns untätig, da das Eis überall dicht zusammengepackt lag. Am Abend des 5. ergab eine Untersuchung vom Gipfel von Kap Fredrik VIII. Wasser unter der Küste von Grönland, und früh am Morgen des 6. versuchte die »Roosevelt« zum drittenmal den Robeson-Kanal durch das dichte Packeis zu kreuzen, diesmal auf den Thank-God-Hafen zusteuernd. Das Eis, auf das wir stießen, war sehr schwer, aber die »Roosevelt« bewegte sich langsam vorwärts bis ungefähr um 2 Uhr in der Nacht zum 7., wo sie sich etwas östlich von der Mitte des Kanals und südlich von Kap Beechy befand. Jetzt schob sich das Eis bei der Kenterung der Gezeiten so zusammen, daß ein weiteres Vordringen unmöglich wurde, wir machten das Schiff an eine große Scholle fest, um mit dem Packeis nach Süden zu treiben. Lotungen in der Mitte des Kanals ergaben Tiefen von 298 bis 339 Faden. Während des 7., 8. und 9. kamen wir südwärts treibend weiter, da sich aber ein paar ungeheure Schollen quer durch den Kanal von Kap Lieber bis nach der Joe-Insel einklemmten, wurden wir in die Einfahrt der Lady Franklin-Bai hineingeschoben, auf einer zwischen Kap Baird und dem Discovery-Hafen gezogenen Linie.

Hier blieben wir acht Tage lang, ohne uns von der Stelle zu bewegen, und die Eskimos gingen jeden Tag bei Kap Baird, Distant-Kap und der Bellot-Insel an Land. Diese Jagdgesellschaften erlegten einige Hasen, einen Seehund mit breiten Schwimmfüßen, einen gemeinen Seehund und zwei- oder dreimal waren sie nahe daran, Narwale zu fangen.

Am Morgen des 18. begann das Eis, in dem wir festlagen, sich wieder in die Bai hineinzubewegen, zweifellos infolge einer Pressung von Norden her. Diese Bewegung hielt den ganzen Tag an, und gegen Mitternacht war die »Roosevelt« einer ernsten Pressung ausgesetzt, die sie auf die schwere Scholle, an der wir verankert waren, hinauftrieb, ihren Hintersteven nach der Backbordseite hinüberbog und eine Zeitlang drohte, noch einen Schraubenflügel wegzureißen. Wir befanden uns jetzt in der Mitte der Bai, sechs Meilen von Kap Baird entfernt und der westlichen Einfahrt in den Discovery-Hafen ungefähr gegenüber. Die Bewegung dauerte am 19. fort, und in der Nacht war die »Roosevelt« wieder Pressungen ausgesetzt, die den Leckschaden vergrößerten und es notwendig machten, die Pumpen ständig in Gang zu halten. In dieser Lage verblieben wir unbeweglich bis zum 24. Während dieser Zeit wurde die Jagd an der Küste fortgesetzt, mit einem Erfolg von noch mehr Hasen, zwei weiteren Seehunden mit breiten Schwimmfüßen, einen gemeinen Seehund und neun Moschusochsen. Außerdem gingen acht Eskimofamilien, die glaubten, die »Roosevelt« würde dies Jahr nicht nach Süden gelangen, mit all ihrem Hab und Gut an Land, um mit der Jagd für ihre Wintervorräte so schnell als möglich zu beginnen. Es tat mir gar nicht leid, sie gehen zu lassen, und ich stattete sie mit Gewehren und Munition aus, denn wenn wir weiter kamen, würde ich so viele Leute weniger haben und meine Verantwortung damit eine geringere werden, und kamen wir nicht weiter, so würde ihre Jagdbeute als Wintervorrat der ganzen Expedition zugute kommen.

Ich gestehe, daß ich, obwohl ich es nicht zugab, selbst zweifelte, ob wir weiterkommen würden, als jetzt ein Tag nach dem andern verging. Die »Alert« und die »Discovery« fuhren am 20. August vom Discovery-Hafen ab, und der »Proteus« am 26., sie waren aber viel näher an passierbaren Durchfahrten als wir, die wir mitten in der Bai drin lagen. Das Wetter und die Umgebung erinnerten mich auch zu sehr an unsere Erlebnisse bei Kap d'Urville im Jahre 1898.

Die Aussicht loszukommen wurde so gering, daß ich anfing, für ein neues, unfreiwillig hier verbrachtes Jahr Pläne zu machen. Ich nahm mir vor, die ganze Gegend von Kap Desfosse bis an die Lincoln-Bai und westlich das Abflußbecken des Hazen-Sees durch mehrere Expeditionen auf einmal durchforschen zu lassen, und bei Conger, am Hazen-See und am oberen Ende des Archer Fjordes Niederlassungen anzulegen.

Um Mittag des 24. lockerte sich das Eis ein wenig, und wir konnten uns ungefähr drei Meilen nach Kap Baird zu vorwärtsarbeiten, dann senkte sich Nebel herab und das Eis schloß sich wieder. Danach trieben wir bis Mitternacht sehr langsam ostwärts, blieben am 25. bewegungslos liegen, mußten aber am 26. das Erreichte aufgeben und trieben wieder in die Bai zurück. Um 4 Uhr in der Nacht zum 27. begann ein leichter Wind aus der Lady Franklin-Bai uns fast unmerklich östlich zu treiben. Um 5.30 lockerte sich das Eis, und wir fingen an, uns unsern Weg ostwärts zu bahnen, der Freiheit und dem Wasser an der Küste von Grönland entgegen. Anfangs kamen wir furchtbar langsam vorwärts, aber dann wurde es besser, und wir erreichten Kap Tyson. Dann schifften wir um eine gewaltige Scholle herum, und es gelang, an die östliche Seite des Kaps zu kommen und uns zwischen ihm und der Joe-Insel durchzuzwängen.

Was uns auch bevorstehen mochte, es war jetzt keine Gefahr mehr, daß wir noch ein Jahr lang in der Lady Franklin-Bai stecken bleiben oder an den wilden Klippen zerschmettert würden, die das Ufer der Daly-Halbinsel von Kap Lieber bis Kap Desfosse einfassen. Von jetzt an machte die »Roosevelt« ganz befriedigende Fortschritte, bis sie um 6 Uhr am Morgen des 29. im Süden und Osten von Hayes Point von undurchdringlichem Eis aufgehalten wurde.

Von der Joe-Insel bis zur Hans-Insel führte unser Kurs zwischen großen und schweren Schollen dicht an der Küste von Grönland hin. Wir fuhren östlich an der Hans-Insel vorbei, und von der Hans-Insel bis Kap Calhoun hatten wir gänzlich offenes Wasser, hinter Kap Calhoun stießen wir wieder auf schwere Schollen, die sich mehr und mehr zusammenschoben, je weiter wir vorrückten, bis das Schiff von neuem festsaß. Als wir die Franklin- und Crozier-Inseln passierten, ermöglichte uns ein frischer Nordostwind Focksegel, Besangaffelsegel und Stagfock aufzusetzen, und für kurze Zeit hatte die »Roosevelt« eine Geschwindigkeit von zehn Knoten, vom Nachmittag des 29. August an bis zum 5. September um 6 Uhr nachmittags waren wir nicht imstande, uns von der Stelle zu bewegen. Das Eis, in dem wir festsaßen, trieb langsam aber stetig nach Südwesten und setzte sich an der Bache-Halbinsel und in der Buchanan- und Prinzeß Marie-Bai fest. Fast die ganze Zeit war schönes Wetter, und auf dem Eis zeigten sich zahlreiche Seehunde, von denen die Eskimos eine große Anzahl erlegten.

Am Abend des 8. lockerte sich das Eis im Südosten. Ich gab den Plan auf, mein Depot bei Victoria Head aufzusuchen, und die »Roosevelt« steuerte auf Cairn Point an der Küste von Grönland zu. Vom Abend des 5. September bis zur Mitternacht des 7. legten wir mit Unterbrechungen einige größere Strecken zurück und kamen schließlich bis etwas über die Mitte des Kanebeckens. Im Laufe des 8., 9., 10. und 11. lagen wir, zwischen sehr schweren alten Schollen eingeschlossen, dicht bei einer Gruppe von vier Eisbergen, eine Lage, die mir große Besorgnis einflößte, besonders da zwei Tage lang ein heftiger Südwind wehte.

Um 7 Uhr am Abend des 11. legten wir wieder eine kurze Strecke zurück, und in den fünf folgenden Tagen arbeiteten wir uns bei jeder Gelegenheit nach Südosten vorwärts, fast bei jeder Flut ein oder zwei Meilen gewinnend, bis wir wieder eingeklemmt und durch einige gewaltige Eisfelder, die an der Küste von Grönland hinuntertrieben, nach Südwesten nach Kap Sabine hinüber gepreßt wurden.

Das Wetter wurde jetzt rauh, so daß das sich neu bildende Eis mit großer Geschwindigkeit äußerst fest ward, und obgleich ich diesmal nicht daran zweifelte, daß wir schließlich loskommen würden, wenn nicht etwas Unvorhergesehenes einträfe, so war doch die Jahreszeit so weit vorgeschritten und unsere Umgebung von einer solchen Beschaffenheit, daß eine Wiederholung der von der »Polaris« gemachten Erfahrung und ein Winteraufenthalt im Packeis keineswegs unwahrscheinlich gewesen wäre.

Das unvorhergesehene Ereignis schien eingetreten zu sein, als man mir am 14. berichtete, daß die Schraube locker sei und wir sie beim Rückwärtsfahren verlieren würden. Ein solcher Verlust mußte natürlich eine sichere Überwinterung im Packeis bedeuten. Zu meiner großen Erleichterung ergab eine Untersuchung, daß nur die Schraubenmuttern, die die Flügel an der Welle hielten, locker waren. Sie wurden nach einer beinahe zweitägigen Anstrengung mit großer Schwierigkeit befestigt und damit diese Gefahr wenigstens für den Augenblick beseitigt. Während der Nacht zum 14. drückte eine Scholle von nicht weniger als acht bis zehn Meilen im Durchmesser, die sich zur Zeit der Ebbe nach Süden bewegte, uns und das uns umgebende Eis nach der andern Seite hinüber, bis wir uns nur noch zehn Meilen von Kap Sabine entfernt befanden. Zur Vergeltung aber für dieses uns zugefügte Unrecht schenkte sie uns einen Bären, den ersten, den wir auf dieser Expedition gesehen hatten, und an ihrem nördlichen Rand zeigte sie einen Spalt, durch den wir uns wieder nach Osten durchpressen und durchzwängen konnten. So erreichten wir ein Gebiet von jungem Eis, das drei bis fünf Zoll dick war. Für manches Schiff würde dieses Eis ebenso unpassierbar gewesen sein wie die schweren Schollen, zwischen denen wir uns durchgearbeitet; aber für den schönen Bug der »Roosevelt«, den Kapitän Dix mit soviel Sorgfalt geformt hatte, bildete es kein Hindernis, und sie fuhr stetig hindurch trotz ihrer zerbrochenen Schraube und ihrer reduzierten Dampfkraft.

Als wir, nachdem die nordöstliche Ecke der Scholle passiert war und wir unsern Kurs mehr nach Süden richteten, bei dem frischen Nordwind die Segel hissen konnten, drückte sie unter lautem Krachen das Eis bei einer Geschwindigkeit von vier bis fünf Knoten unter ihren Vordersteven. Schließlich steckte das Schiff um 4 Uhr am Morgen des 16. etwas nördlich von der Littleton-Insel seine Nase in offenes Wasser, nachdem es noch ein- oder zweimal vorübergehend dadurch aufgehalten worden war, daß sich die Ecken von großen Schollen zusammenschlossen, und dampfte nach Etah hinein. Damit endete sein unerschrockener Kampf mit dem Eis, der am 4. Juli begonnen und fünfundsiebzig Tage gedauert hatte.

Beim Passieren des Kanebeckens hatten wir sechs gemeine Seehunde, einen bärtigen Seehund, zwei Klappmützen und einen Eisbären erlegt. Von Marvin waren an verschiedenen Punkten quer durch das Becken Lotungen vorgenommen worden, die eine sehr gleichmäßige Tiefe ergaben, welche bedeutend geringer war als im Robeson- und Kenedy-Kanal oder zwischen Kap Sabine und der Littleton-Insel. Diese Lotungen bewegten sich zwischen 101 und 139 Faden.

In Etah fand ich nicht nur die Eskimofamilien, die ich im vorhergehenden Sommer dorthin verpflanzte, sondern auch andere, die später dahin gekommen waren, mit der Absicht, die Rückkehr des Schiffes zu erwarten. Sie hatten die Hoffnung aufgegeben, daß wir in diesem Jahr zurückkehren würden, bis vor drei Tagen die rüstige alte Ahmah, das Weib des Merktoshah, die über Land nach Anoritok ging, unsern Rauch weit draußen im Kanebecken gesehen hatte. Von diesen Eingeborenen erfuhr ich, daß es ein ungewöhnliches Jahr gewesen war und das Eis überall sehr lange gelegen hatte. Sobald wir ankamen, wurde der schwere Anker und das Ankertau, die wir im vorigen Jahr hier zurückgelassen hatten, an Bord genommen, und Kapitän Bartlett untersuchte mehrere Orte in der Nachbarschaft für einen geeigneten Landungsplatz, wo der Steven und die Schraube ausgebessert werden könnten. Ein solcher war schwer zu finden, und wir fuhren daher bis an das obere Ende des Fjords, in dessen nordöstlicher Ecke ein Ort lag, der sich dafür zu eignen schien, hier wurde das Heck der »Roosevelt« bei Hochflut dicht ans Ufer bugsiert, und während der Ebbe der folgenden Tage kalfatert, der Hintersteven, der so oft vom Eis vor und zurückgebogen war, daß er nur noch eine Gefährdung der Schraube bedeutete, wurde weggeschnitten, und die Schraubenmuttern, die die Flügel hielten, wieder angezogen, dazwischen aber auch Ballast an Bord genommen. Während dieser ganzen Zeit wehte ein heftiger Nordwind, und der Smith-Sund, den man vor dem Eingang des Fjords liegen sah, war ein Kessel von herumwirbelnden Wolken, Nebel und Schnee. Nach Beendigung der Arbeit dampften wir nach Etah zurück und nahmen die Kohlen an Bord. Diese Arbeit wurde anfangs dadurch sehr erschwert, daß ein heftiger Wind wehte, der einmal unser Bootfloß zum Linken brachte; und später war das junge Eis sehr störend, das es zeitweise beinahe unmöglich machte, das Floß zwischen dem Schiff und dem Ufer hin und zurück zu warpen. Der untere Teil der Kohlen war festgefroren und mußte mit Dynamit gelockert werden. Spät am Abend des 20. dampfte die »Roosevelt« aus dem Hafen von Etah hinaus. Die Hälfte meiner Eskimos war hier zurückgeblieben.

siehe Bildunterschrift

Sipsu mit seiner Familie auf dem Rückmarsch von Fort Conger zum Schiff.


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