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Wisse, o Wesir – möge Gottes Segen auf dir ruhen! –, es gibt verschiedene Arten Männer und Weiber, und unter diesen sind einige lobenswert, andere aber verdienen Tadel.
Wenn ein leistungsfähiger Mann in die Nähe eines Weibes kommt, so wächst sein Glied, wird steif, kräftig und hart; es entladet sich nicht zu schnell, und nach dem Zittern, das durch das Ausspritzen des Samens verursacht wird, ist es bald wieder steif.
Solch ein Mann wird von den Weibern geliebt und hochgeschätzt; denn das Weib liebt den Mann nur der Begattung wegen. Darum sollte das Glied jedes Mannes von stattlicher Dicke und Länge sein. Ein Mann, wie ihn die Weiber gern haben, sollte breit von Brust und kräftig von Lenden sein; er sollte die Entleerung des Samens nach Belieben zu regeln wissen und stets zu neuer Erektion bereit sein; sein Glied sollte bis ans Ende der weiblichen Scheide reichen und diese in allen Teilen vollkommen ausfüllen. Solch ein Mann wird von den Weibern innig geliebt sein; denn wie der Dichter sagt:
Weiber sah ich an jungen Männern suchen,
Was des völlig gereiften Mannes Zier ist:
Schönheit, Frohsinn, Bedachtsamkeit und Stärke;
Langes Glied, das langen Genuß gewähret;
Schwere Lenden, doch eine Brust, die leicht wie Kork
Auf den Wogen ihres Busens schwimmet.
Langsam muß des Samens Ergießung kommen,
Daß recht lange der Liebe Wonne daure;
Schnell zu neuem Kampfe bereit das Glied sein,
Um sie wieder und wieder zu durchbohren.
Solchen Mannes Werbung gefällt den Weibern,
Hoch stets werden sie ihn in Ehren halten.
Man erzählt, daß eines Tages Abd-el-Melik ben Meruan seine Geliebte Leilla (Abd-el-Melik herrschte um das Jahr 700 n. Chr. als Kalif in Damaskus über Arabien, Syrien und einen Teil von Kleinasien; seine Geliebte Leilla war zu jener Zeit als Dichterin berühmt.) besuchte und verschiedene Fragen an sie richtete. Unter anderem fragte er sie, welche Eigenschaften die Weiber an den Männern zu finden wünschten.
Leilla antwortete ihm: »Oh, mein Geliebter, ihre Wangen müssen sein wie deine.« – »Und was noch?« fragte Meruans Sohn; sie fuhr fort: »Und ihre Haare wie die deinigen; mit einem Wort, sie sollten sein wie du, o Beherrscher der Gläubigen; denn gewiß: wenn ein Mann nicht kräftig und reich ist, wird er bei den Weibern nichts erreichen.«
Ein männliches Glied, das Weibern gefallen soll, darf höchstens zwölf Fingerbreiten oder drei Handbreiten lang sein; mindestens aber muß seine Länge sechs Fingerbreiten oder anderthalb Handbreiten betragen. Es gibt Männer mit Gliedern von zwölf Finger- oder drei Handbreiten; andere mit Gliedern von zehn Finger- oder zweieinhalb Handbreiten. Andere erreichen nur ein Maß von acht Finger- oder zwei Handbreiten. Ein Mann, dessen Glied nicht die Länge von sechs Fingerbreiten erreicht, kann den Weibern nicht gefallen.
Die Anwendung von Wohlgerüchen regt Männer sowohl wie Weiber zur Begattung an. Das Weib, das die Düfte einatmet, mit denen sich der Mann parfümiert hat, fällt in eine Art von Ohnmacht; darum hat der Gebrauch solcher Düfte sich für manchen Mann schon als eine starke Hilfe erwiesen und dazu beigetragen, ein von ihm begehrtes Weib in seinen Besitz zu bringen.
Moçailama (dieser Moçailama war einer der gefährlichsten Nebenbuhler des Propheten. Er kam als Führer einer Abordnung seines Stammes im Jahre 9 der Hedschra zu Mohammed und bekehrte sich zum Islam), der Betrüger, der Sohn des Kaiss – den Gott verfluchen möge! –, behauptete die Gabe der Weissagung zu besitzen und ahmte dem Propheten Gottes nach – Heil ihm und Gruß! Dadurch haben er und eine große Zahl von Arabern sich den Zorn des Allmächtigen zugezogen. Moçailama, der Betrüger, der Sohn des Kaiss, fälschte auch den Koran durch seine Lügen und Betrügereien; und nachdem der Engel Gabriel – er sei gegrüßt! – ein Kapitel des Koran dem Propheten – Heil sei ihm und Gottes Gnade! – überbracht hatte, gingen Menschen, die schwach im Glauben waren, zu Moçailama, der ihnen erzählt hatte: »Auch mir hat der Engel Gabriel ein solches Kapitel überbracht.«
Moçailama hat durch seine Lügen und Betrügereien mehrere Kapitel des Koran besudelt.
Es war aber ein Weib vom Stamme der Beni-Temim; sie hieß Chedja et Temimia und behauptete eine Prophetin zu sein. Sie hatte von Moçailama gehört und er von ihr. Dieses Weib besaß große Macht, denn die Beni-Temim sind ein volkreicher Stamm. Sie sagte: »Das Prophetenamt kann nicht zwei Menschen gehören. Entweder ist es ein Prophet, und dann will ich mit meinen Anhängern seinen Gesetzen folgen; oder ich bin eine Prophetin, und dann muß er mit seinen Gefolgsmännern meine Gesetze anerkennen.«
Dies begab sich nach dem Tode des Propheten – Gottes Gruß und Gnade sei mit ihm! Chedja aber schrieb an Moçailama einen Brief, worin sie sagte: »Es ist nicht recht, daß zwei Menschen zu gleicher Zeit auf die Würde des Prophetenamtes Anspruch erheben: nur einer allein kann Prophet sein. Wir wollen zusammenkommen, begleitet von unseren Leuten, und einander prüfen. Dann wollen wir uns aussprechen über das Buch, das uns von Gott gegeben wurde, und die Gesetze dessen, der als der wahre Prophet wird anerkannt werden, wollen wir alle befolgen.«
Sie faltete diesen Brief und siegelte ihn und übergab ihn einem Boten, indem sie zu ihm sprach: »Begib dich mit diesem Sendschreiben nach Jemen und überbringe es Moçailama, dem Sohne des Kaiss. Ich selber folge dir mit meinem Heere.«
Am nächsten Tage stieg die Prophetin zu Pferde, und die Reiter ihres Stammes taten dasselbe, und sie folgten der Spur ihres Boten. Als dieser zu Moçailamas Lagerplatz gelangte, grüßte er ihn und gab ihm den Brief.
Moçailama öffnete diesen und las ihn und nahm von dem Inhalt Kenntnis. Der Vorschlag der Prophetin war ihm verdrießlich, und er begann mit den Kriegern seines Stammes zu beratschlagen, indem er einen nach dem anderen zu sich berief; aber er fand in ihren Ansichten und Ratschlägen kein Mittel, das ihn aus seiner Verlegenheit hätte befreien können.
Als er in diesem Zustande der Ratlosigkeit sich befand, kam einer der angesehensten Männer seines Stammes zu ihm und sprach: »O Moçailama, beruhige deine Seele und kühle dein Auge! Ich will dir raten, wie ein Vater seinem Sohne rät.«
Moçailama antwortete ihm: »Sprich, und mögen deine Worte wahr sein!«
Und der andere sagte: »Morgen früh errichte vor dem Tore der Stadt ein Zelt aus farbigem Brokat und lasse seidene Ruhebetten aller Art hineinbringen. Dann fülle das Zelt mit allen möglichen stark duftenden Parfüms: Ambra, Moschus, mit wohlriechenden Pflanzen, wie zum Beispiel Rosen, Orangeblüten, Jonquillen, Jasmin, Hyazinthen, Nelken und anderen Blumen. Dann lasse mehrere goldene Räuchergefäße aufhängen und fülle sie mit grüner Aloë, grauem Amber, Räucherkerzen usw. Laß die Zeltwände sorgfältig befestigen, so daß kein Hauch dieser Wohlgerüche aus dem Zelt entweichen kann. Wenn dann der Duft so stark ist, daß das Wasser den Geruch annimmt, so setze dich auf deinen Thron und sende der Prophetin Botschaft, sie möge kommen und dich in deinem Zelte besuchen, wo du mit ihr allein sein werdest. Wenn ihr nun dort miteinander zusammen seid, wird sie voll Entzücken die Düfte einatmen, alle ihre Glieder werden sich in einer süßen Erschlaffung lösen, und schließlich wird sie einer Ohnmacht nahe sein. Wenn du siehst, daß es so weit mit ihr gekommen ist, bitte sie, sie möge dir ihre Gunst erweisen; sie wird ohne Zögern dazu bereit sein. Wenn du sie einmal besessen hast, wirst du von der Verlegenheit befreit sein, in die sie mit ihrem Stamme dich versetzt hat.«
Moçailama rief aus: »Du hast wohl gesprochen. So wahr Gott lebt, dein Rat ist gut und weise ersonnen.« Und er ließ alles herrichten, wie ihm der Mann geraten hatte.
Als er sah, daß der Dunst der Wohlgerüche dick genug war, um seinen Duft dem Wasser mitzuteilen, das er in Kübeln im Zelte hatte aufstellen lassen, setzte er sich auf seinen Thron und sandte zur Prophetin. Sobald sie eintraf, gab er Befehl, sie zu ihm in das Zelt zu führen. Sie trat ein und blieb mit ihm allein, und er begann mit ihr zu plaudern. Während Moçailama zu ihr sprach, verlor sie alle Geistesgegenwart und wurde aufgeregt und verstört.
Als er sie in diesem Zustande sah, erkannte er, daß sie nach der Umarmung eines Mannes verlangte, und er sprach: »Komm, steh auf und laß mich dich besitzen: Dieses Zelt ist zu diesem Zweck errichtet worden. Wenn es dir beliebt, so magst du dich auf den Rücken legen, oder du kannst dich auf Hände und Knie niederlassen oder auch hinknien wie zum Gebet, so daß deine Stirn den Boden berührt und deine Lenden emporragen und du die Figur eines Dreifußes bildest. Sprich, welche Stellung du vorziehst, und dein Wunsch wird erfüllt werden.« Die Prophetin antwortete: »Ich wünsche, daß es auf alle drei Arten geschehe. Lasse die Offenbarung Gottes auf mich hemiederkommen, o Prophet des Allmächtigen!« Sofort stürzte er sich auf sie und vergnügte sich mit ihr nach seinem Gefallen. Hierauf sprach sie zu ihm: »Wenn ich von dir gegangen bin, verlange von meinem Stamm, daß er mich dir zum Weibe gebe.«
Als sie das Zelt verlassen hatte und wieder bei ihren Leuten war, fragten diese: »Was ist das Ergebnis der Verhandlungen, o Prophetin Gottes?« Und sie antwortete: »Moçailama hat mir die Offenbarung bewiesen, die ihm zuteil wurde, und ich fand, daß sie die Wahrheit ist. Darum sollt ihr ihm gehorchen!« Moçailama aber verlangte sie von ihrem Stamm zur Ehe, und sein Begehren wurde ihm erfüllt. Als aber der Stamm ihn fragte, welchen Preis er für sein künftiges Weib zahle, antwortete er: »Ich entbinde euch von der Verpflichtung, das Nachmittagsgebet zu sagen.«
Seit jener Zeit sagen die Beni-Temim das Nachmittagsgebet nicht mehr, und wenn man sie nach dem Grunde fragt, so antworten sie: »Es unterbleibt auf Geheiß unserer Prophetin; sie allein weiß den Weg zur Wahrheit.« Und in der Tat haben sie niemals eine andere Prophetin anerkannt. Hierüber hat ein Dichter gesagt:
Ein weiblicher Prophet ist uns erstanden;
Wir halten ihr Gesetz – den andern Menschen
Sind als Propheten Männer nur erschienen.
Moçailamas Tod war vorausverkündet durch die Weissagung Abu Bekrs – möge Gott ihm gnädig sein! Er wurde von Zeid ben Khettab getötet. Andere sagen, die Tat sei von einem seiner Jünger namens Ucha vollbracht worden. Gott aber allein weiß, ob Ucha es getan hat.
Dieser selbst sagt darüber: »Ich tötete in meiner Unwissenheit den allerbesten Menschen, Haman ben Abd-el-Mosaleb, und dann tötete ich den allerschlechtesten, Moçailama. Ich hoffe, daß Gott mir die Sünde der einen Tat in Anbetracht des Verdienstes der anderen verzeihen wird.«
Die Worte: »Ich habe den allerbesten Menschen getötet« wollen besagen, daß Ucha, bevor er den Propheten kannte, Hamsa – möge Gott ihm gnädig sein! – getötet hatte; nach seiner Bekehrung zum Islam tötete er Moçailama. Chedja et Temimia bereute durch Gottes Gnade ihre Verfehlung und bekehrte sich zum islamitischen Glauben; sie heiratete einen von des Propheten Anhängern – möge Gott ihrem Gatten gnädig sein! So endet die Geschichte.
Weibergunst verdient, nach Ansicht der Weiber, der Mann, der sich bemüht, ihnen zu gefallen. Er muß von stattlicher Erscheinung sein, an Schönheit die Männer seiner Umgebung übertreffen, gut gewachsen und von ebenmäßigem Gliederbau sein. In seinen Gesprächen mit Weibern sei er ehrlich und aufrichtig; desgleichen sei er freigebig und tapfer, kein ruhmrediger Prahler, aber ein angenehmer Plauderer. Er sei ein Sklave seiner Versprechungen, halte stets sein gegebenes Wort, spreche immer die Wahrheit und tue, was er gesagt hat.
Der Mann, der sich seiner Beziehungen zu Weibern rühmt, der mit seinen Bekanntschaften und den genossenen Gunstbezeigungen prahlt – der ist ein Jämmerling. Von solchen wird im nächsten Kapitel die Rede sein.
Eine Erzählung berichtet uns, daß einst ein König namens Mamum (Abdallah ben Mamum war einer von den Söhnen des Kalifen Harun al Raschid; er wurde im Jahre 178 nach der Hedschra Kalif von Bagdad) lebte; er hatte einen Hofnarren namens Bahlul, dessen Streiche Fürsten und Wesire ergötzten.
Eines Tages erschien dieser Spaßmacher vor dem König, der mit seinen Hofleuten allerlei Kurzweil trieb. Der König ließ ihn Platz nehmen und fragte ihn darauf: »Was willst du hier, du Hurensohn?«
Bahlul antwortete: »Ich kam, um zu sehen, wie es unserem Herrn geht, den Gott siegreich machen möge.« »Und wie geht es dir?« versetzte der König. »Wie wirst du denn mit deinem neuen, deinem alten Weibe fertig?« Denn Bahlul, nicht zufrieden mit einem Weibe, hatte ein zweites geheiratet.
»Ich bin nicht glücklich«, antwortete der Narr; »weder mit meiner alten noch mit meiner neuen Frau; außerdem bedrückt mich die Last der Armut.« Der König fragte: »Kannst du einige Verse über den Gegenstand vortragen?«
Der Narr bejahte, und Mamum befahl ihm, alle Verse herzusagen, die er kenne. So begann denn Bahlul wie folgt:
Armut hält mich in Ketten; Elend quält mich,
Mitleidlos verfolgen mich Mißgeschicke,
Unglück stößt mich in Leiden und Gefahren,
Daß die Menschen verächtlich nur mich ansehn,
Einem Armen, wie mir, ist Gott nicht gnädig,
Darum sehen die Menschen auch mich scheel an.
Unglück hat und Elend seit langer Zeit schon
Mich in Banden gehalten – ohne Zweifel
Kennt man bald im eigenen Haus mich nicht mehr.
Mamum fragte ihn: »Wo willst du damit hinaus?«
Er erwiderte: »Zu Gott und seinem Propheten, o Beherrscher der Gläubigen.«
»Das ist recht!« rief der König. »Wer seine Zuflucht bei Gott und seinem Propheten sucht und dann sich an uns Könige wendet, der wird willkommen geheißen werden. Aber kannst du mir jetzt noch einige Verse mehr über deine beiden Weiber sagen und wie es dir mit ihnen ergeht?«
»Gewiß«, sagte Bahlul.
»Dann laß uns hören, was du zu sagen hast!«
Da begann Bahlul mit Worten voll dichterischen Schwunges:
Weil ich ein Dummkopf war, nahm ich zwei Weiber. –
»Was beklagst du dich nun, du Doppelgatte?« –
Also sprach ich zu mir: »In ihrer Mitte
Werd ich ruh'n wie ein Lämmchen an dem Busen
Meiner beiden geliebten weißen Schafe.«
Aber ach, wie ein Widder zwischen zween
Weiblichen Schakalen, so schlepp' ich
Armer Mich von Nacht zu Nacht und von Tag zu Tage,
Und mich drücket tages ihr Joch und nächtens:
Lach ich der einen zu, dann weint die andre.
Und so gibt es vor diesen zwei Megären
Kein Entrinnen – ich bin und bleib im Elend.
Willst du heiter und freien Herzens leben,
Ohne stets die Fäuste geballt zu halten,
O, dann heirate nicht – doch geht's nicht anders,
Dann begnüge mit einer einzigen Frau dich:
Eine genügt, zwei Heere tot zu machen.
Als Mamum diese Worte hörte, begann er zu lachen, daß er beinahe von seinem Throne gefallen wäre. Hierauf schenkte er, zum Beweise seiner freundlichen Gesinnung, Bahlul sein goldenes Kleid, ein wunderbar schönes Gewand.
Bahlul aber ging mit Freude im Herzen fort, und als er in die Nähe des Hauses kam, das dem Großwesir gehörte, stand gerade dessen Gattin Hamdonna auf der Zinne ihres Palastes und sah ihn.
Sie sagte zu ihrer Negerin: »Beim Gott des Sturmes von Mekka! Da kommt Bahlul in einem goldgewirkten Kleide! Wie kann ich es anfangen, dieses in meinen Besitz zu bringen?«
Die Negerin sagte: »Oh, meine Herrin, dieses Kleid zu erhalten, wird dir nie gelingen.«
Hamdonna antwortete: »Ich habe eine List ausgedacht, durch die es mir gelingen muß, und ich werde das Kleid von ihm erhalten.«
»Meine Gebieterin, Bahlul ist ein Schlaukopf«, versetzte die Negerin. »Die Leute denken, sie können sich über ihn lustig machen; aber, bei Gott, er treibt mit ihnen seinen Spaß. Gib den Gedanken auf, o Herrin, und nimm dich in acht, daß du nicht in die Grube fällst, die du ihm graben willst.«
Aber Hamdonna rief abermals: »Es muß gemacht werden!« Hierauf sandte sie ihre Negerin zu Bahlul und ließ ihm sagen, er möchte zu ihr kommen. Er antwortete: »Beim Segen Gottes! Es heißt in den Überlieferungen Mohammeds: Der dich ruft, dem sollst du Antwort geben!« Hiermit begab er sich zu Hamdonna.
Diese hieß ihn willkommen und sagte: »O Bahlul, ich glaube, du kommst, um mich singen zu hören.« Er antwortete: »Ganz gewiß, o Herrin! Du besitzest ja in wunderbarem Maße die Gabe des Gesanges.« – »Ich glaube auch«, fuhr sie fort, »daß du gerne einige Erfrischungen annehmen wirst, nachdem du meine Lieder gehört hast.« – »Ja«, sagte er.
Hierauf begann sie wundervoll zu singen, so daß die Menschen, die sie hörten, vor Liebe vergingen.
Nachdem Bahlul ihrem Gesänge gelauscht hatte, wurden Erfrischungen aufgetragen, und er aß und trank. Hierauf sagte sie zu ihm: »Ich weiß nicht, wie ich auf den Gedanken komme – aber ich glaube, du würdest gerne dein Kleid ausziehen, um es mir zum Geschenke zu machen.«
Bahlul aber antwortete: »Oh, meine Herrin! Ich habe geschworen, es jener zu geben, mit der ich gemacht habe, was ein Mann mit einem Weibe macht.«
»Wie!« rief sie. »Du weißt, was das ist, Bahlul?«
»Ob ich das weiß? Ich unterrichte ja Gottes Geschöpfe in dieser Wissenschaft! Ich führe sie zum Bunde der Liebe zusammen; ich weihe sie ein in die Seligkeiten, die ein Weib gewähren kann; ich zeige ihnen, wie ein Weib geliebkost werden muß, wie man sie erregen und befriedigen kann. Oh, meine Herrin, welcher Mann kennte wohl die Kunst des Liebesgenusses, wenn ich sie nicht kennte?«
Hamdonna war die Tochter Mamums und die Gattin des Großwesirs. Sie war eine vollendete Schönheit: eine herrliche Gestalt von harmonischen Formen. Kein Weib jener Zeit übertraf sie an Anmut und Ebenmaß der Glieder. Helden wurden bei ihrem Anblick demütig und unterwürfig und sahen zu Boden, um nicht in Versuchung zu fallen – so viele Reize und Vollkommenheiten hatte Gott über sie ausgeschüttet. Der Mann, der sie ansah, verlor seine Besinnung, und o! wie mancher Held begab sich um ihretwillen in Gefahr. Gerade aus diesem Grunde war Bahlul stets einer Begegnung mit ihr ausgewichen, um nicht der Versuchung zu unterliegen; er fürchtete für den Frieden seiner Seele und war daher noch niemals mit ihr zusammengewesen.
Bahlul begann sich mit ihr zu unterhalten. Bald sah er sie an, bald heftete er seine Augen auf den Fußboden, weil er befürchtete, vor Leidenschaft die Selbstbeherrschung zu verlieren. Hamdonna brannte vor Begierde, das Kleid zu besitzen; er aber wollte es nicht hergeben, ohne dafür bezahlt zu werden.
»Welchen Preis verlangst du?« fragte sie. Hierauf antwortete er: »Begattung, o du mein Augapfel.«
»Du weißt, was das ist, Bahlul?«
»Bei Gott!« rief er. »Kein Mann kennt die Weiber besser als ich; sie bilden den ganzen Inhalt meines Lebens. Niemand hat alles, was sie betrifft, eifriger studiert als ich. Ich weiß, was sie gerne haben; denn wisse, o Herrin, die Männer entscheiden sich für diesen oder jenen Beruf, je nach ihrer Anlage und Neigung: Der eine gibt, der andere nimmt; der eine verkauft, der andere kauft. Mein einziger Gedanke gilt der Liebe, gilt dem Besitze schöner Weiber. Ich heile die Liebeskranken, ich bringe Trost ihren dürstenden Scheiden.«
Hamdonna war überrascht über seine Worte und über die Süßigkeit seiner Sprache. »Könntest du mir über dieses Thema einige Verse anführen?« fragte sie.
»Gewiß«, antwortete er.
»Nun denn, Bahlul, so laß mich hören, was du zu sagen hast.«
Und Bahlul sprach die folgenden Verse:
Ganz verschieden gehaben sich die Menschen:
Lustig lacht der eine, der andere weint stets.
Diesen hetzt durch die ganze Welt das Schicksal,
Doch der Armut entrinnt er nie und nirgends;
Jener aber wälzt sich im Überflusse:
Kaum gedacht, ist jeglicher Wunsch erfüllt ihm.
Dieses Sorgen und Hasten der Menschheit läßt mich kalt –
Was kümmern Araber, Perser, Türken mich?
Ich strebe nach Liebe nur und Wollust.
Nur wenn ohne der Liebe Lust mein Glied sich soll behelfen,
dann wird die Sache kritisch,
Dann entbrennt in lodernder Glut das Herz mir.
Sieh, wie steif mir der Schwanz steht – wie er schön ist!
Heißeste Liebesglut weiß er zu dämpfen,
Wenn er zwischen den Beinen hin und her fährt.
Hochgeborene, edle, schöne Herrin –
Meine Hoffnung, du, meines Auges Apfel:
Wenn ein einziges Mal nicht deine Glut löscht –
Sag's! Ich mach es sofort zum zweiten Mal dir,
Sag's! Du brauchst dich vor keinem drob zu schämen,
Denn das gleiche tun ja die Menschen alle.
Aber hab' ich das Unglück zu mißfallen,
Schicke ohne Bedenken mich von hinnen.
Nur um eine Gnade, o Herrin, bitt' ich:
Zürne nur nicht und schilt mich nicht mit harten
Worten, die wie schneidiger Schwertstreich treffen,
Sondern gute gönn' mir und milde Worte.
Laß mich, Holde – oh, stoße mich nicht von dir:
Laß mich deine dürstende Scheide laben,
Laß dafür an der Schönheit deiner Brüste
Meine hungernden Augen satt sich sehen.
Laß uns spielen das süße Spiel der Minne!
Niemals wird's dich reuen – oh, gib dich meiner
Liebesglut! Was hättest du denn zu fürchten?
Ewig bleib ich ja ich, und du bleibst du stets:
Ich der Sklave und du die hohe Herrin.
Einen Schleier wird unsere Liebe tragen:
Keines Menschen Auge wird sie erblicken.
Denn ich weiß ein Geheimnis zu bewahren,
Und es zu tragen, ein Siegel meine Lippen. –
Was auf Erden geschieht, ist Gottes Wille:
Er goß diese sengende Glut der Liebe
In den Busen mir ein – Ich armer Bahlul!
Während Hamdonna ihm zuhörte, war sie einer Ohnmacht nahe, unverwandt betrachtete sie Bahluls Glied, das hochaufgerichtet wie eine Säule zwischen seinen Schenkeln stand. Bald sagte sie zu sich selber: »Ich will mich ihm ergeben!« – bald wieder: »Nein, ich will es nicht!« Während sie in dieser Ungewißheit schwankte, fühlte sie zwischen ihren Beinen eine Sehnsucht nach Genuß, und Eblis (Eblis ist ein abtrünniger Engel; er hatte sich gegen Gottes Befehl aufgelehnt, als dieser ihm gebot, sich vor Adam zu verneigen. Häufig wird Eblis schlechthin als Name für den Teufel genannt) ließ aus ihrer Scheide jene Flüssigkeit träufeln, die der Vorbote der Liebeswonne ist. Da kämpfte sie nicht länger gegen ihren Wunsch, sich fleischlich mit ihm zu vereinigen; auch tröstete sie der Gedanke: »Sollte dieser Bahlul, nachdem er Kurzweil mit mir getrieben, es ausplaudern, so wird kein Mensch seinen Worten Glauben schenken.«
Sie bat ihn, sein Kleid abzulegen und mit ihr in ihr Gemach zu kommen; Bahlul aber antwortete: »Ich werde mich nicht entkleiden, bis ich meine Begierde nach dir gesättigt habe, o du mein Augapfel!«
Da stand Hamdonna auf, zitternd vor Erregung in der Erwartung des Kommenden; sie löste ihren Gürtel und verließ das Zimmer. Bahlul aber folgte ihr, indem er dachte: »Bin ich wirklich wach, oder ist dies ein Traum?« Er ging hinter ihr her, bis sie in ihr Schlafzimmer eintrat. Dort warf sie sich auf ein Ruhebett, dessen obere Seite rund war wie ein Gewölbe; an allen Gliedern zitternd, streifte sie ihre Kleider bis über die Schenkel empor, und alle Schönheit, die Gott ihr gegeben hatte, gehörte Bahlul. Er bewunderte Hamdonnas Bauch, der gewölbt war wie eine schöne Kuppel; seine Augen verweilten auf einem Nabel, der einer Perle in goldenem Becher glich. Als er dann seine Blicke weiter nach unten schweifen ließ, fanden sie dort ein schönes Meisterwerk der Schafferin Natur, und die Weiße und das Ebenmaß ihrer Schenkel überraschte ihn.
Dann drückte er Hamdonna in leidenschaftlicher Umarmung an sich, und bald sah er das Leben aus ihrem Antlitz weichen; sie schien beinahe bewußtlos zu sein. Sie hatte völlig ihre Besinnung verloren: in ihren Händen hielt sie Bahluls Glied und erregte und befeuerte ihn immer mehr und mehr.
Bahlul sagte zu ihr: »Wie kommt es, daß ich dich so verwirrt sehe! Du bist ja ganz außer dir.« Sie aber antwortete: »Verlasse mich, du Sohn einer geilen Dirne! Bei Gott, ich bin eine brünstige Stute; du aber regst mich noch immer mehr auf mit deinen Worten – und mit was für Worten! Sie würden jedes Weib in Glut setzen, und wäre sie das reinste Geschöpf von der Welt. Ich werde dir schließlich noch unterliegen, wenn du mit deinen Worten und mit deinen Versen so fortfährst.«
Bahlul antwortete: »Bin ich denn nicht ein Mann wie dein Gatte?« – »Ja; aber ein Weib wird brünstig nach einem Mann, wie die Stute nach dem Hengst, mag der Mann ihr Gatte sein oder nicht; der Unterschied besteht nur darin, daß die Stute nur zu gewissen Zeiten des Jahres rossig wird und nur dann den Hengst annimmt, während ein Weib zu jeder Zeit durch Liebesworte geil gemacht werden kann. So ist es jetzt bei mir; und da mein Gatte abwesend ist, so beeile dich, denn bald wird er zurück sein.«
Bahlul versetzte: »O meine Herrin, meine Lenden tun mir weh, so daß es mir nicht möglich ist, auf dich hinaufzusteigen. Nimm du die Stellung des Mannes ein,- dann nimm mein Kleid und laß mich gehen.« Hierauf legte er sich hin wie ein Weib, das einen Mann in ihrem Schoß empfängt; und seine Rute ragte empor wie eine Säule.
Hamdonna eilte auf Bahlul zu, nahm sein Glied zwischen ihre Hände und begann es zu betrachten. Sie war erstaunt über dessen Länge, Dicke und Festigkeit und rief: »Hier haben wir das Verderben aller Weiber und die Ursache so vielen Unglücks. O Bahlul! Niemals sah ich einen schöneren Pfeil als den deinigen!« Dabei hielt sie das Glied unablässig fest und rieb seinen Kopf gegen die Lippen ihrer Scham, bis diese zu sagen schien: »O Glied, komm in mich hinein!«
Da stieß Bahlul sein Glied in die Scheide der Sultanstochter; sie aber setzte sich auf sein Werkzeug und ließ es in ihre Röhre eindringen, bis auch nicht die kleinste Spur davon mehr zu sehen war. Da sagte sie: »Wie wollüstig hat doch Gott das Weib gemacht! Wie unermüdlich jagt sie dem Genusse nach!« Hierauf begann sie im Tanz sich auf und nieder zu bewegen, indem sie ihren Leib schüttelte wie ein Sieb: nach rechts und links, nach vorne und hinten. Niemals hatte die Welt solch einen Tanz gesehen.
Des Sultans Tochter ritt auf Bahluls Glied, bis der Augenblick der Wonne kam; da schlossen die Wände der Scheide sich um das Glied und saugten es aus, wie ein Kindchen die Mutterbrust aussaugt. Gleichzeitig gelangten beide auf den Gipfelpunkt des Genusses, und beide gaben sich mit Leib und Seele dieser Wonne hin. Hierauf ergriff Hamdonna Bahluls Glied, um es herauszuziehen; und langsam, langsam zog sie es heraus, indem sie sagte: »Du hast es gemacht wie ein starker Mann.« Hierauf trocknete sie mit einem seidenen Tuch Bahluls Rute und ihre Grotte.
Dann erhob sie sich, und auch Bahlul stand auf und machte sich zum Gehen fertig; sie aber sagte: »Und das Kleid?«
»Wie, o Herrin? Du hast mich geritten und verlangst noch ein Geschenk?«
»Aber sagtest du mir nicht, du könntest nicht auf mir liegen, weil dir die Lenden weh täten?«
»Das hat nicht viel zu sagen«, rief Bahlul. »Da erste Mal hast du's gemacht, das zweite Mal bin ich an der Reihe. Der Preis dafür wird das Kleid sein, und dann will ich gehen.«
Hamdonna dachte bei sich selber: »Da er einmal begonnen hat, so mag er's jetzt noch einmal machen; gleich darauf geht er ja fort.«
So legte sie sich denn hin, aber Bahlul sagte: »Ich werde mich nicht zu dir legen, wenn du dich nicht ganz und gar entkleidest.«
Da zog sie ihre Kleider aus, bis sie ganz nackt war, und Bahlul geriet in Verzückung, als er die Schönheit und Vollendung ihrer Formen sah. Er betrachtete ihre herrlichen Schenkel und ihren glänzenden Nabel, ihren Bauch, der gewölbt war wie ein Torbogen, ihre fleischigen Brüste, die hochaufgerichtet standen wie Hyazinthen. Ihr Hals glich dem einer Gazelle, die Öffnung ihres Mundes war wie ein Ring, ihre Lippen waren frisch und rot wie ein blutiges Schwert. Ihre Zähne hätte man für Perlen halten können und ihre Wangen für Rosen. Ihre Augen waren schwarz und wohlgeschnitten, und ihre Augenbrauen von ebenholzschwarzer Farbe glichen dem runden Schnörkel des Nun (Nun ist der Buchstabe N des arabischen Alphabets), den die Hand eines geschickten Schreibers gezogen hat. Ihre Stirn glich dem Vollmond in der Nacht.
Bahlul begann sie zu umschlingen, an ihren Lippen zu saugen und ihren Busen zu küssen; er sog ihren süßen Speichel ein und biß sie in die Schenkel. So trieb er es, bis sie einer Ohnmacht nahe war; kaum konnte sie noch stammeln, und ihre Augen umflorten sich. Dann küßte er sie auf die Schamlippen, und sie bewegte weder Hand noch Fuß. Liebend betrachtete er Hamdonnas geheime Schönheiten, die schön genug waren, um mit ihrer purpurroten Mitte alle Blicke auf sich zu lenken.
Bahlul rief: »Oh, Versuchung des Mannes!« Und immer noch biß er sie und küßte sie, bis ihre Begierde den Höhepunkt erreicht hatte. Schneller aufeinander folgten ihre Seufzer; mit der Hand packte sie sein Glied und ließ es in ihrer Scheide verschwinden.
Diesmal begann er plötzlich zu arbeiten, und sie erwiderte seine Stöße mit heißer Glut; überströmende Wonne löschte gleichzeitig ihrer beider Feuer.
Hierauf löste sich Bahlul von ihr, trocknete seinen Stämpfel und ihren Mörser und rüstete sich zum Gehen. Hamdonna aber sagte: »Wo ist das Kleid? Du machst dich über mich lustig, Bahlul.«
Er antwortete: »O meine Gebieterin! Das Kleid gebe ich nur unter einer Bedingung her: Du hast deinen Lohn gehabt und ich den meinigen. Das erste Mal bekamst du ihn, das zweite Mal bekam ich ihn, das dritte Mal soll es um das Kleid gehen.«
Mit diesen Worten zog er sein Gewand aus, legte es zusammen und gab es in Hamdonnas Hand. Sie war aufgestanden, legte sich aber wieder auf das Ruhebett und sagte: »Tu, was dir gefällt!«
Unverzüglich warf Bahlul sich auf sie und begrub mit einem einzigen Stoß seinen Dolch bis an das Heft in ihrer Scheide. Hierauf begann er zu arbeiten wie mit einem Stämpfel, sie aber bewegte ihr Gesäß, bis wiederum beide zu gleicher Zeit überströmten. Hierauf erhob er sich von ihrer Seite, ließ sein Kleid zurück und ging hinaus.
Die Negerin sagte zu Hamdonna: »O meine Herrin, ist es nicht gekommen, wie ich dir gesagt hatte? Bahlul ist ein Bösewicht, und du konntest ihn nicht anführen. Die Leute denken, sie können sich über ihn lustig machen; aber Gott weiß es besser, daß er mit ihnen seinen Spaß treibt. Warum wolltest du mir nicht glauben?«
Hamdonna wandte sich zu ihr und sprach: »Langweile mich nicht mit deinen Bemerkungen. Es geschah, was geschehen sollte; denn am Eingang jeder weiblichen Grotte steht der Name des Mannes geschrieben, der sie betreten soll, sei es im Guten oder Bösen, sei es aus Liebe oder aus Haß. Wäre Bahluls Name nicht an meiner Grotte angeschrieben gewesen, niemals würde er hineingekommen sein, und hätte er mir als Preis das Weltall geboten samt allem, was darin ist.«
Während sie so miteinander sprachen, klopfte es an der Tür. Die Negerin fragte, wer da sei, und es antwortete Bahluls Stimme: »Ichbin's.« Hamdonna erschrak, da sie nicht wußte, was der Spaßmacher von ihr wollte. Die Negerin fragte Bahlul, was er wünschte, und empfing die Antwort: »Bring mir ein wenig Wasser.« Sie trat aus dem Hause mit einem Becher voll Wasser; Bahlul trank und ließ hierauf den Becher aus seinen Händen gleiten, so daß er zerbrach. Die Negerin aber schlug ihm die Tür vor der Nase zu, und er setzte sich auf die Schwelle.
Während nun der Narr dicht vor der Tür saß und wartete, kam Hamdonnas Gatte, der Wesir, und fragte ihn: »Warum sehe ich dich hier, Bahlul?« Und dieser antwortete: »O mein Gebieter, ich kam durch diese Straße, als mich plötzlich ein brennender Durst befiel. Eine Negerin kam und brachte mir einen Becher Wasser; der Becher entglitt meinen Händen und zerbrach. Da nahm unsere Herrin Hamdonna mein Kleid, das unser Gebieter, der Sultan, mir zur Belohnung für meine Verse gegeben hatte.«
Da sagte der Wesir: »Gebt ihm sein Kleid zurück!« In diesem Augenblick trat Hamdonna aus der Tür, und ihr Gatte fragte sie, ob es wahr sei, daß sie das Kleid genommen habe, um sich für den Becher bezahlt zu machen? Da schlug Hamdonna ihre Hände zusammen und rief: »Was hast du getan, o Bahlul?« Er antwortete: »Ich habe mit deinem Gatten die Sprache meiner Narrheit gesprochen; sprich du mit ihm die Sprache deiner Weisheit!«
Entzückt von der Schlauheit, die er an den Tag gelegt hatte, gab sie ihm sein Kleid zurück, und er ging von dannen.