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XVII.

Im Hause des Oberlehrers Heckmüller mußte etwas vorgefallen sein. Etwas Schmerzliches. Frau Rosa ging seit Tagen mit geröteten Augen umher, machte sich kalte Umschläge über die Stirn und an den Schläfen und redete kein Wort. Der Oberlehrer selbst war einige Tage sehr niedergeschlagen. Selbst den Knaben in der Schule fiel seine Traurigkeit auf. Er saß still hinter dem Pult und ließ dem Unterricht seinen Lauf; seine sonstige Munterkeit und Beweglichkeit, die die ganze Klasse belebte und die Aufmerksamkeit aller wachhielt, schien ganz dahin. Er fragte milde, gab keinem Buben ein böses Wort und schien oft zu vergessen, daß er in der Schule war. Ganz in sich sank er zusammen und stierte vor sich hin. Er ließ stundenlang lesen oder singen, nur um nicht reden und handeln zu müssen.

Der Kaplan, Pater Istvan, der den Religionsunterricht in der Schule erteilte, merkte es auch. Teilnehmend erkundigte er sich nach dem Befinden des Oberlehrers und wollte den Grund seiner Verstimmung wissen. Der Alte winkte ab. »Es hängt nicht mit der Schule zusammen,« sagte er. »Eine Familienangelegenheit!« Und damit brachte er den Frager zum Schweigen. Heckmüller sah dem blonden jungen Geistlichen prüfend in das offene Gesicht. Dieser erwartete nun doch eine Aufklärung, der Oberlehrer aber sprach: »Sagen Sie mir, Hochwürden, warum heißen Sie eigentlich noch immer Michlbach?«

Die Frage kam dem Kaplan völlig überraschend. Wie kam dieser alte »Pangermane« dazu, sie zu stellen? Es mußte in seinen Augen doch ein Ehrentitel sein, den deutschen Namen zu bewahren. Und er entgegnete: »Warum fragen Sie? Weil ich immer ungarisch rede? Hm! Das ist die Gewohnheit vom Seminar. Magyarországon magyarul beszélünk Im Madjarenland spricht man madjarisch!. Bei uns tut ja der Name nichts. Wenn ich ein Lehrer wäre, hätte ich ihn vielleicht nicht mehr; aber wer fragt darnach, wie Pater Istvan sonst noch heißt?«

»Wenn Sie ein Lehrer oder Professor wären« – sagte nachdenklich Heckmüller – »hätten Sie also auch Ihren Namen abgelegt?«

»Wahrscheinlich … Man kommt rascher vorwärts in Ungarn, wenn man sich fügt. Unser Guardian sieht es ja auch gerne, aber im Grunde ist es ihm gleich, wie einer heißt. Er prüft nur die Gesinnung, nicht den Namen.«

»Ich verstehe …«

»Denn gar viele ändern ihren Namen, um ihre Gesinnung besser verbergen zu können.«

»Wirklich?« fragte der alte Oberlehrer lebhaft, und in seinen Augen glänzte etwas wie eine heimliche Hoffnung. »Das könnte wohl sein. Es muß einer deshalb noch nicht gänzlich verloren sein, nicht wahr?«

»Verloren? Sie wissen, Herr Oberlehrer, ich bin ein Patriot.«

»Wer ist das nicht? Es kommt nur auf die Form an … Sie haben recht, Pater Istvan, daß Sie Ihren ehrlichen Namen Michlbach behalten … Was würde Ihr Vater sagen?«

»Ich bin volljährig, Herr Oberlehrer ‚« entgegnete der Kaplan kurz und machte diesem Gespräch zwischen Tür und Angel ein Ende.

Er trat in das Schulzimmer, und die ganze Klasse erhob sich und sprach papageienhaft: »Dicséteség az úr Jezus Chrisztus«. Ein deutsches »Gelobt sei Jesus Christus« hätte er nicht geduldet. Und die Buben lernten bei ihm in der Religionsstunde williger Madjarisch als bei jedem anderen Lehrer. Der Pater Istvan war beliebt bei ihnen; machte er doch im Herbst jedem, der seine Aufgabe gut lernte, einen Drachen und ging mit ihnen sogar auf die Hutweide hinaus, um dabei zu sein, wenn sie stiegen. Dafür haben sie ihm aber neulich auch alle ein glückliches Neujahr gewünscht. Schulbuben und Mädel. Alles, was Füße hatte, war am Neujahrstag in den Pfarrhof geströmt, und die Klarinéni wollte sie schon hinausjagen, weil sie für ihre reinen Treppen und Gänge fürchtete. Was das für eine neue Mode wäre? fragte sie bissig. Aber die Kinder kamen gar nicht zum Pfarrer, sie gingen rückwärts über den Hof zum Kaplan. Und Pater Istvan drückte allen Gratulanten die Hand und gab jedem Knirps einen Kreuzer. Viele, viele Kreuzer hat er verteilt, und die Kinder hingen seitdem noch mehr an ihm. Wer noch keinen Drachen von ihm hatte, hoffte sicher darauf, im Frühjahr einen zu erhalten.

Dafür lernte man gern die ungarischen zehn Gebote.

Heckmüller ging zu seiner Frau.

Aber die hatte Besuch, seltsamen Besuch; der Haffnersjörgel war da, und er hatte seinen Sonntagsstaat angelegt. Wie ein Hochzeitlader sah er aus, und so verlegen war er auch.

»Ja, was ist denn los?« rief Heckmüller. »Da muß man doch gleich den Ofen einschlagen. So 'was Seltsames!«

Frau Rosa klärte ihn auf. Die Susi hatte ein Mädel bekommen. Und da wollte man ihr die Ehre erweisen und sie zur Taufpatin haben.

»Bei uns isch die Ehr', Frau Oberlehrer … D'r hätt' sau veel getaun far unser' krank' Motter und far den klane Philipp, daß m'r halt bitte möchte um die G'vatterschaft.«

Heckmüller fühlte sich ebenso geschmeichelt wie seine Frau. Das war etwas Seltenes, daß ein großer Bauer einem Herrischen diese Ehre antat. Und Frau Rosa war bereit, das Kind aus der Taufe zu heben. Über den Namen, dessen Wahl ihr zukam, wolle sie noch nachdenken.

Als der Jörgl fort war, sagte Heckmüller lächelnd: »Schade, daß es kein Bub' geworden ist, da wär' ich zu der Ehr' gekommen.«

»Wohl der Mutter!« entgegnete bitter Frau Rosa.

»Sei nicht ungerecht, Rosa. Und denk' nicht immer daran!«

»Oh Gyuri! Gyuri!« rief sie und rang die Hände. »Mein Liebling mußte mir das antun! … Wie heißt er? Wie? Ich habe den Brief gleich in den Ofen gesteckt vor Zorn.«

»Molnar György«, antwortete Heckmüller. »Er hat das Unübersetzbare unseres Namens einfach fallen lassen. Aber den Brief hättest du nicht gleich verbrennen sollen. Wir würden manches daraus erfahren haben.«

»Was denn noch?«

»Seine Gesinnungen. Nicht jeder, der seinen Namen ändert, sagte der Kaplan, ändere auch seine Gesinnungen.«

Entsetzt sah ihn Frau Rosa an. »Der weiß es schon?«

»Niemand weiß es. Wir sprachen ganz allgemein. So mancher, meinte er, ändere seinen Namen, um seine Gesinnungen desto besser verbergen zu können.«

Frau Rosa schüttelte den Kopf, ein Zug von Schmerz und Verachtung lag auf ihrem vergrämten Gesicht. »Der Gyuri hat sein Deutschtum längst verloren. Ich sehe den Kampf ja seit Jahren … Nur mir zu Liebe tat er es lange nicht. Jetzt hat er sich auch von mir losgesagt.«

»Er hätte nie Professor werden können … Sollte er sein Leben als Supplent verbringen? Wir müssen zu verstehen suchen, was er getan hat.«

»Renegat! werden ihm seine Kinder einst ins Grab nachrufen. Ich bin fertig mit ihm!« schrie Frau Rosa.

Heckmüller war betroffen von dem harten Ton, in dem seine gute Frau dies sagte. Wie hatte sie gerade dieses Kind verzärtelt und verwöhnt! Und gleich am ersten Tage mußte er Gyuri heißen; Georg war zu nüchtern, zu gewöhnlich. Und immer sollte er etwas Großes werden, darum tat man ihn auch auf ein Jahr nach Kecskemét, damit er früh die Staatssprache lerne. Von dort aber brachte er den Keim der Entfremdung mit sich, genau so wie der kleine Haffnersfülöp aus Szegedin.

»Renegat werden seine Kinder ihn nicht heißen. Er wird sie eben zu Madjaren erziehen,« entgegnete Heckmüller. Aber auch ihn überfiel jetzt der schmerzliche Gedanke an diese Tatsache … Er wird also Enkel haben, die ihren Großvater nicht mehr verstehen; der alte Heckmüller wird für sie ein nyomorult Sváb Ein trauriger Schwab' sein.

Wie könnte es anders sein? Verlorene Söhne – verlorene Enkel. Völkerdünger! Humus für eine andere Rasse!

Er verbarg seine Gedanken, denn er wollte seine Frau nicht noch aufstacheln. Sie aber durchschaute ihn. »Diese Erziehung gelingt nicht immer,« sagte sie und blickte ihn fest an. »Denk' an den Oberkondukteur in Neusatz, unseren Nachbar. Er hat sich madjarisiert, als seine Kinder noch klein waren; aber sein Ältester kam in die Buchhandlung meines Vaters in die Lehre, und seit seinem achtzehnten Jahr läuft er wieder seinem deutschen Namen nach. Er hat früh die großen deutschen Dichter gelesen; er lernte erkennen, wer er war, ehe sein Vater ihn verkaufte. Und deutsch wollte er wieder werden. Doch das Ministerium hat ihn abgewiesen, weil er nicht volljährig war. Johann Braun wollte er wieder heißen und nicht Barna Janos, aber es gelang ihm nicht. Und er ging in die Fremde, ging nach Deutschland mit dem Brandmal auf seinem ehrlichen Namen. Was glaubst du wohl, wie der seinen Vater geheißen haben mag? Gott gebe, daß Gyuri solche Söhne hat!«

Heckmüller schwieg. Er kannte die Geschichte, die eine von Tausenden war, nur zu gut. Sie war ihm darum auch nie so merkwürdig vorgekonunen. Jetzt freilich hatte sie auch für ihn ein anderes Gesicht. Auch er mußte sich im stillen wünschen, einst so tapfere Enkel zu haben wie dieser Eisenbahnbeamte. Der Arme hatte seinen Namen gewiß nur einem Avancement zuliebe geopfert; er wollte sicherlich nur das Los seiner Kinder verbessern. Daß er einst am Pranger stehen würde vor diesen, sah er nicht voraus.

Verstimmt ging der Oberlehrer in sein Zimmer, um einige Schulhefte durchzusehen.

Nach einiger Zeit kam Frau Rosa zu ihm. Es beschäftigte sie etwas, das sie noch nicht auszusprechen vermochte. Sie suchte nach einem Namen für das zu taufende Kind der Susi. Ihr Mann sollte ihr raten. Er aber zuckte mit den Achseln. »Ist das so wichtig? Und so schwierig? Liesl, Bärbl, Marie, Rosa usw.« brummte er.

Sie stand neben ihm und sah seine Schulhefte vor sich. Jetzt griff sie nach einem, dann nahm sie ein zweites und drittes. Und sie las: »Meyer Gyula, Knapp Ferencz, Schmidt Janos, Kirchner Vilmos. – Siehst du,« sagte sie, »das müßte auch aufhören … Da fängt es an!«

Er schaute auf. »Wie könnte man dagegen auftreten? Das ist zu spät. Gesetz ist Gesetz.«

»Wer weiß, ob man nicht doch …« Sie griff rasch nach einem Kalender und blätterte in demselben. Da war ein Verzeichnis aller gangbaren Taufnamen, hinter denen ein Heiliger stand. Denn daß man nur einen solchen wähle, der einen Schutzpatron hatte im Himmel, das gebot die katholische Kirche. Aber auch wenn … Sieh, welch schöne, uralte deutsche Namen da verzeichnet standen. In der ersten Zeit des Christentums gab es noch Heilige, die Manfred, und Herbert, Roderich, Albin, Wolfram, Gerhard, Raimund, Erdmann, Burckhard, Eberhard, Rainer und Wunibald hießen. »Soll einer diese Namen ins Madjarische übersetzen, wenn er es vermag,« sagte die Frau.

Heckmüller sprang von seinem Sitze empor. »Gott! Rosa! Du meinst …?«

»Ich werde der Susi ihr Mäderl Hulda, Liebhilde, Emma, Bertha, Brigitte oder Ulrike nennen … Keinen Namen, der übersetzbar ist ‚« sagte ruhig Frau Rosa, »werde ich wählen.«

»Ja, wenn's ein Bub' wäre … Aber wozu bei einem Mädel?«

»Das ist gleich!« rief die tapfere Frau. »Bei der Taufmatrikel fängt das Unheil an. Den Geistlichen muß man zuerst das Handwerk legen … O, wenn ich ein Mann wäre!«

Heckmüller lachte. Dann rieb er sich die Hände. Hatte da wieder einmal ein Weib einen Gedanken ausgesprochen, der berufen war, eine Waffe im nationalen Widerstand der Deutschen zu werden. Kostbar! Kostbar!

»Liebhilde – Liebhilde – Liebhilde Haffner, es klingt ganz gut. Als Rufnamen Hilde,« murmelte Frau Rosa.

»Die Leute werden unglücklich sein!«

»Das glaube ich nicht. Es wird ihnen sehr gefallen. Und wir müssen das in die Mode bringen.«

»Dafür laß mich sorgen, Rosa! Aber es muß heimlich geschehen, sie dürfen es nicht gleich merken … Wir wollen Buße tun für den Gyuri. Hundert deutsche Namen sollen gerettet werden für den einen, der uns verloren ging,« sprach Heckmüller.

»Erinnere mich daran nicht,« seufzte Frau Rosa und ging wieder hinaus.

Heckmüller aber wurde dringend in eine Sitzung der Gemeinde berufen, an der alle wichtigen Persönlichkeiten des Dorfes teilnehmen sollten. Der Straubmichel tat sehr geheimnisvoll.

* * *

Der Klugsbaltzer stand vor dem Oberstuhlrichter.

Viele Wochen waren vergangen seit der Tagung der Großen Kommission in Karlsdorf. Endlich hatte man eine Abschrift des Protokolls an die Gemeinde eingesendet, und der Notär übersetzte sie für den Richter und die Gemeindevertreter. Sobald die Kenntnisnahme erfolgt sei, möge der Herr Dorfrichter sogleich beim Oberstuhlrichter erscheinen, um seine Unterschrift dem Original beizufügen, hieß es in der amtlichen Zuschrift. Denn ehe er nicht mitunterfertigt habe, könne auch keine Erledigung erfolgen. Alle Verantwortung für das Versäumnis falle auf die Gemeinde zurück.

Der Inhalt des Protokolls entsprach nur zu sehr den Befürchtungen des Dorfrichters. Die von ihm geltend gemachten Wünsche der Gemeinde waren nicht aufgenommen, sie wurden nur indirekt als laut gewordene Anregungen und als unausführbar oder überflüssig abgetan. Einige Beschwerden der Gemeinde gegen den Zustand der alten Bruchstellen hatte der Stromingenieur sich selbst zu eigen gemacht, und seine Anträge wurden dem Komitat zur Genehmigung empfohlen in dem Protokoll. Sonst sollte alles beim alten bleiben.

Nun war der Klugsbaltzer gekommen, um Rede zu stehen. Und er kam mit einem neuen Programm der Gemeinde, das ihm einen besonderen Rückhalt gab. Man hatte in Karlsdorf den Eindruck gewonnen, daß die verwahrlosten ärarischen Hauptdämme nicht in jenen Zustand gebracht werden konnten, der völlige Sicherheit versprach. Zum Warten, zum Petitionieren und Prozessieren war keine Zeit. Und so entschloß sich die Gemeinde, auf eigene Faust ein Dammsystem nach neuen Grundsätzen zu schaffen, einen eigenen Ingenieur zu berufen und alle Arbeitskräfte selbst zu stellen. Man sollte ihr nur die Aufnahme eines Dammbauanlehens gestatten. Das brachte der Richter schriftlich, und es sollte dem Protokoll beigelegt werden.

Herr von Olay raste. »So übermütig seid ihr Schwaben? So viel Geld habt ihr? Daraus wird nichts!«

Der Klugsbaltzer entgegnete bescheiden: »Herr Oberstuhlrichter, das wolle mer doch alles nar zu unsrer Sicherheit mache. Und Sie solle nur nit dagege sein. 's Komitat werd's schon bewillige.«

»Das wird es nicht! Das wäre eine Blamage. Wenn der Staat eine Festung baut, kann er nicht zugeben, daß die Bürger, die hinter den Mauern wohnen, eines Tages im Innern noch höhere Wälle aufführen, weil sie sein Werk für ungenügend halten.«

»Des versteih ich nit ganz, Herr Oberstuhlrichter. Ich weiß nar, daß unsere Feschtung alt is und baufällig, und daß mer alle Kredit verliere, wann's Wasser wieder emol zu uns rei' kimmt. D'rnoo gibt's dreitausert unglückliche Mensche. Denke Sie an Szegedin! M'r wolle uns selber helfe, weil die Herre uns nit helfe. Des werd' doch verlaabt sin?«

»Sie sind auf geheßt. Sie wollen uns bloßstellen! Das gibt es nicht!« tobte der Oberstuhlrichter. »Und jetzt frage ich Sie zum letztenmal, wollen Sie das Protokoll unterschreiben oder nicht?«

»Aja! Deshalb bin ich jo sau g'schwind gekomme. Ich will kei' Versaamnis uf mich lade.«

Herr von Olay rief seinen Schreiber herbei mit dem Protokoll und reichte dem Klugsbaltzer seine eigene Feder, nicht wenig verwundert über diese Gefügigkeit. Und der Richter von Karlsdorf schrieb mit seinen harten Bauernfingern an der Stelle, wo sein biró Titel schon vorgezeichnet stand, die Worte in das Protokoll: »Mit Protescht! Balthasar Klug, samt Beilage.«

»Fene egyemek Der Aussatz soll sie fressen, was haben Sie denn da hineingeschmiert?« rief der Oberstuhlrichter, blaß vor Wut.

Klug zuckte wortlos die Achseln.

»Wissen Sie, daß ich Sie absetzen werde?« brüllte Herr von Olay?

»Des kenne Sie. Aber wisse Sie, mei Großvater war aa Richter in Karlsdorf, damals, wie noch die Grenzregimenter bei uns regiert häwe. Und do hot ehm der Major emol acht Täg Prafos-Arrest gäwe, weil er a sau a nixnutzig's Protokoll nit unterschriewe hott. D'rnoo isch 's Wasser kimma un der Major isch degradiert worde vom Regiment.«

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Was ich sage will? Sie versteihn mich ganz gut. Wann uns 'was g'schiecht, wer' ich die Herre ins Kriminal bringe, die in Karlsdorf Karte g'schpeelt häwe, wie die Kommission hätt' sein solle.«

»Sie drohen? Entfernen Sie sich. Sie werden hören von mir.«

»Zeit wär's, Herr Oberstuhlrichter, daß m'r was heert. Die Gemeinde stellt fünfhundert Arweiter. Und wann nit bald ang'fange wird, fange m'r selber an. Jónapot kivánok Guten Tag wünsch' ich, Herr Oberstuhlrichter.«

Mit diesen Worten und diesem kurzen Gruß verließ der Klugsbaltzer das Amtszimmer des Oberstuhlrichters und fuhr wieder heim.


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