Balduin Möllhausen
Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas – Band 1
Balduin Möllhausen

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Zehntes Kapitel

Erzählung der Abenteuer am Nebraska – Das Lager beim Yuma-Dorf – Besuch von Yuma-Indianern – Chimehwhuebe- und Mohave-Indianer auf dem Ufer – Benehmen der Indianerinnen – Der angeschwemmte Talboden – Gute Reise am 23. Januar – Chimehwhuebe-Indianer im Lager – Der Sandsturm – Die Sonntagsfeier – Änderung des Reiseplans – Gebirge nach allen Richtungen – Half Way Range – Riverside Mountains – Charakter der Schluchten in der Kieswüste – Zahlreiche Sandbänke – Der Ausflug den Fluß hinauf – Lager auf der Sandinsel

Ich schloß meine Erzählung in Fort Yuma damit, daß durch die Hilfe der Post der Vereinigten Staaten der Wagen des Herzogs Paul von Württemberg aus den Fluten des Nebraska aufs Trockene gebracht worden war und daß wir uns beeilten, aus der unsicheren Nähe der Indianer zu gelangen. Ich fahre also fort:

»Wir folgten auf dem südlichen Ufer des Nebraska der breiten und ebenen Emigrantenstraße. Wenn die Nächte auch schon empfindlich kalt waren, so begünstigte uns doch immer trockenes, gutes Wetter, so daß wir noch gar nicht bezweifelten, daß wir vor dem Beginn der Schneestürme die Ansiedlungen am Missouri erreichen würden. Zwei Tagereisen mochten wir ungefähr vom Übergangspunkt des Nebraska entfernt sein, als gutes Gras uns veranlaßte, schon um die Mittagszeit unseren Tagesmarsch für beendet zu erklären. Wir überließen die Pferde der Freiheit und befanden uns bei dem schönen, warmen Herbstwetter recht glücklich und zufrieden in der stillen Einsamkeit der endlosen Prärie. Als wir gegen Abend auf dem trockenen Rasen lagen und uns über das Eigentümliche unserer Lage, über die Vergangenheit und über die nächste Zukunft unterhielten, dabei eine Büffelherde beobachteten, die auf uns zuschritt und von der wir ein Mitglied zu erlegen hofften, näherte sich uns von Westen her ein kleiner Trupp Reiter, die wir sogleich für Weiße erkannten, die aber auch leider unsere Büffel verjagten. Als sie unserer ansichtig wurden, lenkten sie auf uns zu, begrüßten uns freundlich und teilten uns mit, daß sie Mormonen seien und sich auf der Reise vom Großen Salzsee (Utah Lake) nach dem Missouri befänden. Sie ritten am gleichen Abend noch einige Meilen weiter und schlugen ihr Lager so auf, daß wir während der Nacht den Schein ihres Feuers vor Augen hatten.

Fast zu gleicher Zeit brachen wir am folgenden Morgen auf, die Mormonen behielten also einen Vorsprung vor uns, der durch ihre besseren Pferde von Stunde zu Stunde vergrößert wurde. Wellenförmiges Land entzog sie bald ganz unseren Blicken, und wieder allein auf der weiten Fläche, zogen wir, so schnell es die schwindenden Kräfte unserer Tiere nur erlauben wollten, unsere Straße weiter. Plötzlich erschallten einige Schüsse in der Richtung, wo die Mormonen verschwunden waren; wir wurden indessen dadurch nicht weiter beunruhigt, sondern lebten in der Meinung, daß die vor uns Reisenden Jagd auf Büffel gemacht hätten, und wir freuten uns darauf, unseren schwachen Fleischvorrat wieder durch einige frische Büffelrippen vermehren zu können. Es ist nämlich ein alter Präriebrauch, daß jeder Vorüberziehende sich von einem frisch erlegten Büffel soviel abschneidet, wie ihm beliebt, ohne sich weiter mit dem Jäger über einen Preis zu verständigen.

Wir näherten uns allmählich der Stelle, wo die Schüsse gefallen waren, und ich erblickte endlich von der Höhe einer Schwellung des Bodens über die folgende Schwellung hinweg in der Niederung eine Gruppe von Menschen, die anscheinend einen Gegenstand betrachteten, der auf dem Boden lag. Wir beide wurden dadurch noch in unserem Glauben bestärkt, und der Herzog gab mir infolgedessen den Auftrag, hinüberzureiten, von dem Büffel ein tüchtiges Stück abzuschneiden und demnächst mit ihm weiter oberhalb in der Straße wieder zusammenzutreffen. Ich spornte meinen armen Schimmel an, und nach einigen Minuten befand ich mich auf der nächsten Höhe, von der ich die Szene vor mir übersehen konnte.

Wider alles Erwarten erblickte ich aber keinen einzigen weißen Menschen, wohl aber zwanzig bis dreißig Indianer, die, nach ihrem wilden Schmuck zu urteilen, sich auf dem Kriegspfad befanden. Welcher Art meine Überraschung war, wird jeder leicht erraten können, denn das Zusammentreffen mit einer indianischen Kriegsabteilung wird für nicht ganz ungefährlich gehalten, und man geht daher einer solchen, wenn man ihr nicht an Stärke überlegen ist, gern aus dem Weg. Indem ich dies berücksichtigte, wandte ich mein Pferd und eilte dem Herzog nach, um ihn von der unwillkommenen Neuigkeit in Kenntnis zu setzen.

›Wenn es eine Kriegsabteilung ist‹, antwortete der Herzog, indem er mir meine Doppelbüchse aus dem Wagen reichte, ›so werden wir sie bald genug zu sehen bekommen; halten Sie sich bereit, für Ihr Leben zu kämpfen, schießen Sie aber nicht ohne Not, und wenn Sie schießen, so fehlen Sie nicht Ihren Mann.‹ Das war gewiß ein sehr schöner, wohlgemeinter Rat, doch leugne ich nicht, daß es mir etwas mehr Freude gemacht hätte, wenn die Veranlassung zu demselben gar nicht vorhanden gewesen wäre. Ich untersuchte indessen meine Pistolen und legte das Gewehr vor mir quer auf den Sattel, während der Herzog sich mit einem ganzen Arsenal scharf geladener Büchsen, Flinten und Pistolen umgab.

Nach diesen Vorkehrungen setzten wir unseren Weg fort, waren aber kaum zweihundert Schritt weitergezogen, als zu Pferd und zu Fuß ein ganzer Trupp der wilden Steppenbewohner auf dem nahen Hügel erschien und vor uns in die Straße eilte. Es waren Oglala-Indianer, ein Nebenstamm der Dakotas, und so schöne Krieger, wie man sie nur auf der anderen Seite der Rocky Mountains irgend finden kann. Alle waren mehr oder weniger mit den buntfarbigsten Stoffen bekleidet; Gesicht, Brust und Arme hatten sie sich auf eine wahrhaft teuflische Weise bemalt und ihr Haar an den Schläfen in lange Zöpfe gedreht, während die eigentliche Skalp- oder Wirbellocke auf den Rücken herunterfiel. An Waffen fehlte es ihnen auch nicht, denn außer Bogen, Pfeil, Tomahawk und Messer führten sie auch noch Karabiner und Lanzen.

Solcherart also war die Gesellschaft, die uns entgegenrückte. Als sie sich bis auf fünfzig Schritt genähert hatte, hielten wir still und legten unsere Gewehre auf die vordersten der ungebetenen Gäste an, wobei der Herzog ihnen zu verstehen gab, daß wir bei der geringsten Bewegung schießen würden. Auf unsere Vorsichtsmaßregeln antworteten die Indianer mit den gewöhnlichen Friedenszeichen, worauf wir ihnen gestatten, zu uns heranzukommen.

Es ist eigentümlich, wie diese Wilden ein bestimmtes Auftreten und den Beweis persönlichen Mutes achten, denn nachdem wir uns vollständig in der Gewalt dieser Oglalas befanden, rührten sie unser Eigentum nicht an, sie fragten wohl nach Whisky, doch nahmen sie nichts, wo sie es hätten ungestraft tun können, und begnügten sich hinsichtlich des Feuerwassers auch sehr bald, als der Herzog einem von ihnen die Essigflasche reichte und dieser nach einem derben Zug daraus mit den Zeichen des größten Abscheus die genossene Flüssigkeit wieder ausspie. Wir warteten nur so lange, bis ein Indianer, der auf des Herzogs Frage nach Fleisch ins Lager geeilt war, mit einem tüchtigen Braten zurückkehrte und denselben in den Wagen warf; der Herzog bot als Gegengeschenk ein Tischmesser, dasselbe wurde aber ausgeschlagen, die Indianer entfernten sich, und wir zogen unsere Straße weiter.

Kaum hatten wir uns voneinander getrennt, als ich inne wurde, daß ein Oglala dicht hinter mir ritt, ich lenkte zur Seite, doch folgte er allen meinen Bewegungen in einer so auffallenden Weise, daß ich mich mit fragender Miene zu ihm wandte. Es war ein großer, schöngewachsener Mann, der sein starkes, mutiges Pferd mittels einer einfachen Lederleine so leicht regierte und dabei so fest in dem hohen indianischen Sattel saß, als wenn Roß und Reiter aus einem einzigen Stück bestanden hätten. Die Züge seines Gesichts waren unter der dicken Lage roter und gelber Farbe kaum zu erkennen, und unter der vorstehenden Stirn blitzten ein Paar Augen so schrecklich wild und ernst, daß ich diese nie wieder habe vergessen können. Er war bekleidet mit einem Jagdhemd von hellblauem Baumwollzeug und langen, hirschledernen Gamaschen, die ebenso wie seine Mokassins dicht mit Perlenstickerei, feinen Riemen und schöngeordneten Skalplocken seiner erschlagenen Feinde geschmückt waren. Um den Hals trug er außer weißen und blauen Perlenschnüren einen Kragen von Bärenkrallen, die mittels Streifen von weichem Otterfell dicht aneinandergefügt waren, und eine Anzahl großer messingener Ringe beschwerten die durchstochenen Ohren

Dergestalt war also das Äußere des wilden Oglala, der mich alsbald aufforderte, ihm für seinen Lasso meinen Zaum zu geben er gab mir zu verstehen, daß er im Begriff sei, die Pawnee-Indianer zu bekämpfen und daß er zu diesem Zweck ein besseres Lenkmittel für sein Pferd benötige. Ich machte natürlich ein verneinendes Zeichen, worauf er sich wieder hinter mich begab und mir überallhin nachfolgte. Ich muß gestehen, daß mir der Mensch, mehr aber noch seine Bewegungen, recht unbequem wurde, so daß ich des Herzogs Aufmerksamkeit daraufhinlenkte.

»Reiten Sie nur vor mir«, riet mir der Herzog zu »damit ich, wenn er seine Waffe gegen Sie erhebt, ihn vom Pferd schießen kann.« Der Trost war wiederum sehr kaltblütig gegeben worden, doch unterlag es keinem Zweifel, daß ein solcher Schritt unser beider Ende herbeiführen mußte. Ich nahm indessen die gewünschte Stellung ein und brachte also den Indianer zwischen des Herzogs Büchse und mich.

Nicht weit waren wir in dieser Ordnung fortgezogen, als der Wilde plötzlich an meine Seite sprengte, seine unbewaffnete Hand hinter mir ausstreckte und, ehe ich seine Absicht erraten konnte, mir mein langes Bowiemesser, das ich auf dem Rücken im Gürtel trug, aus der Scheide riß. Trotzdem ich augenblicklich mein Pferd herumriß, hätte er mich ganz bequem niederstoßen können, doch lag das nicht in seiner Absicht, das Messer allein schien seine Raublust erregt zu haben, denn nachdem er es in seinen Besitz gebracht hatte, eilte er zurück zu seinem Lager.

»Ihr schönes Messer!« rief der Herzog aus. »Womit sollen wir jetzt unsere Büffel zerlegen? Reiten Sie doch dem Menschen nach, und lassen Sie es sich wiedergeben.«

»Wenn er es mir aber nicht wiedergeben will?« fragte ich zurück. »Nun, dann nehmen Sie es ihm ab,« lautete die Antwort. »Wenn ich aber skalpiert werde?« »Dann räche ich Sie!« »Wenn Sie dann auch skalpiert werden?« »Dann brauchen wir nicht mehr an den Missouri zu reisen.« Das ist alles sehr schön, dachte ich, doch schien mir mein Skalp, so wild und verworren er auch aussehen mochte, etwas mehr als das Messer wert zu sein und gern würde ich dieses vergessen haben, wenn ich nur meine Kopfhaut sicher gewußt hätte. Freilich war es sehr schmeichelhaft für mich, daß der Herzog mir soviel Mut zutraute, doch wünschte ich damals von ganzem Herzen, daß er selbst etwas weniger desselben besessen hätte und wir ruhig unserer Straße gezogen wären.

Ich hielt mich indessen nicht lange mit philosophischen Betrachtungen auf, sondern reichte dem Herzog mein Gewehr in den Wagen und ritt somit unbewaffnet über den nächsten Hügel auf das Lager der Oglalas zu. So interessant sich die wilde Bande in ihrem kriegerischen Schmuck auch ausnahm – es war nämlich die erste indianische Kriegsabteilung, die ich sah –, so fehlten doch auch nicht einzelne Sachen, die mir sehr mißfielen, z. B. ein geschlachtetes Pferd, an dem einzelne Krieger wie wilde Tiere herumschnitten und -zerrten, besonders aber der Umstand, daß bei meiner Annäherung fünf oder sechs derselben aufsprangen und ihre Karabiner auf mich anlegten. Ich machte, so gut es gehen wollte, meine Friedenszeichen, die Indianer nahmen ihre Gewehre zurück, und ich ritt nun in den Kreis. In der ganzen Bande befand sich nur ein Krieger, der eine Adlerfeder – die Auszeichnung von Häuptlingen – auf dem Scheitel trug, diesem näherte ich mich jetzt, reichte ihm sehr höflich die Hand, und da mir die Mittel zur Verständigung fehlten, so zeigte ich ihm meine leere Messerscheide wie auch den Dieb, und ich sagte zu ihm auf gut Deutsch (Englisch und Französisch hätte er ebensowenig verstanden), daß ich ihm unendlich verbunden wäre, wenn er mir das Messer wieder zustellen ließe. Was der Häuptling nicht verstand, das erriet er, denn er sprach zu einem seiner Leute, der sogleich eine lange Lanze ergriff und mit derselben auf mich zuschritt. Die Spitze der Lanze bestand aus einer Degenklinge und an derselben war ein runder, weißer Schild befestigt, auf den eine blutige Hand und ein blutiger, abgehauener Arm gemalt waren. Später erfuhr ich, daß dieser ein Zauber- oder Medizinschild gewesen sei, der vor mich hingestellt wurde, um mich der indianischen Freundschaft zu versichern, zu jener Zeit aber erwartete ich nichts anderes, als daß der menschenfreundliche Indianer mir mit der langen Klinge zwischen die Rippen fahren würde. Dergleichen geschah aber nicht, man ließ mich unangetastet, und was noch mehr war: der Messerdieb wurde vom Häuptling gezwungen, mir mein Eigentum zurückzuerstatten, was aber nicht ohne einiges Widerstreben von seiten des Diebes vor sich ging.

Wieder im Besitz meiner Waffe, wünschte ich so bald wie möglich zum Herzog zurückzukehren, ich drückte dem Häuptling die Hand und versicherte ihm, daß ich mich zwar sehr glücklich in seiner Gesellschaft fühle, daß ich mich aber an jeder anderen beliebigen Stelle noch viel glücklicher fühlen würde – ein Kompliment, das der Krieger mit einem sehr ernsten, bedächtigen »Hau« beantwortete.

Noch mehreren der nahe stehenden Indianer reichte ich zum Abschied die Hand, doch als ich mich dem näherte, der mir das Messer zurückgegeben hatte und der, auf sein Gewehr gelehnt, mit finsteren Blicken dastand, würdigte mich dieser keiner Antwort und wandte mir als besonderes Zeichen seines Ärgers den Rucken zu.

Nur wenig berührt von dieser Unhöflichkeit verließ ich langsam das Lager, doch behielt ich den letztgenannten Indianer fortwährend im Auge. Dreißig Schritt mochte ich wohl schon geritten sein, als der erbitterte Wilde plötzlich sein Gewehr hob, den Hahn spannte und auf mich anlegte, ich wollte ihm schon winken, von dem schlechten Spaß abzulassen – denn für Scherz hielt ich seine feindliche Bewegung –, als ein Rauchwölkchen und ein Blitz sich vor der Mündung seines Gewehrs zeigten und in demselben Augenblick mir durch eine Kugel die Mütze vom Kopf gerissen wurde.

Vorbei ist vorbei, ob nun weit oder nahe vorbei. So dachte ich, als ich meinen Schimmel anhielt – eine Bewegung, die das gute Tier am besten verstand –, meine Mütze aufhob, mich wieder in den Sattel schwang und, die Indianer zum letztenmal grüßend, von dannen ritt.

Als ich beim Herzog anlangte, fand ich diesen mit der Büchse in der Hand neben dem Wagen stehen, der Schuß hatte ihn um mich besorgt gemacht, und dies um so mehr, als die für mich bestimmte Kugel auch über ihn hinweggesaust war. Meine Geschichte war bald erzählt, doch anstatt nun ohne weiteren Zeitverlust unseren Weg fortzusetzen, beschloß der Herzog, ebenfalls den Indianern einen Besuch zu machen um sich zu erkundigen, was eigentlich Veranlassung zu dem Schuß gegeben habe. Trotz meiner Bitten und Vorstellungen beharrte er auf seinem Willen, er hing die Büchse über die Schulter und schritt davon, während ich bei den Pferden zurückblieb.

Ich wartete lange, und meine Geduld war fast schon erschöpft, als der Herzog endlich wieder wohlbehalten auf dem Hügel erschien und noch ein mächtiges Stück Pferdefleisch mit sich schleppte. Er war von den Indianern ganz höflich aufgenommen worden, und diese hatten angegeben, daß der Schuß nur eine Art Ehrenbezeigung habe sein sollen – eine Erklärung, über die wir beide recht herzlich lachten. Beim Abschied hatte er sich noch das beste Stück Fleisch von dem geschlachteten Pferd abgeschnitten, und diese Vorsorge erwies sich als durchaus glücklich, denn während der drei oder vier folgenden Tage gelang es uns nicht, einen neuen Vorrat von Büffelfleisch anzulegen.

»Jetzt sind Sie kein Grüner mehr«, sagte der Herzog lachend, als wir die Nachbarschaft der wilden Oglalas verließen und munter auf der Emigrantenstraße dahineilten.

»Sie waren doch nahe daran, totgeschossen zu werden«, bemerkte Kapitän Robinson, als ich meine Erzählung schloß. »Ja, gewiß,« fügte Mr. Carrol hinzu. »Ich begreife aber auch gar nicht, was einen weißen Menschen veranlassen kann, sich bloß zum Vergnügen unter das rothäutige Gesindel zu mischen, da bleibe ich doch lieber bei der Mutter zu Hause.«

Wir alle lachten über Mr. Carrols Bemerkung und begaben uns einer nach dem anderen in unser Zelt.

Am 20. Januar verließen wir die Sandinsel und steuerten nach alter Weise gegen Norden. Ebenes Land dehnte sich zu beiden Seiten des Flusses aus, und blaue Gebirgszüge faßten das weite Tal wie in einen ungeheuren Kessel ein, aber eine traurige Öde ruhte auf dem ganzen Land, und zwar viel weiter, als das Auge zu reichen vermochte. Wenn es auf der Erde Punkte, ja ganze Länderstrecken gibt, welche die Natur wie im Übermut tändelnd mit ihren reichsten Schätzen überschüttete, so gibt es auch wieder andere, die von ihr völlig vernachlässigt und vergessen scheinen. Solcherart blieb an diesem Tag fast ständig unsere Umgebung, nackt war die Ebene, starr waren die zackigen Gebirge, und nur unmittelbar am Strom selbst erhoben sich Cottonwood-Bäume, an ihren malerischen Formen weithin erkennbar, und dicht mit Weiden bestandene Streifen, welche kleine Waldungen bildeten, denen hin und wieder Rauchwolken, die Anwesenheit von Menschen verratend, entstiegen.

Zehn Meilen legten wir zurück und landeten dann auf dem rechten Ufer, wo wir Holz im Überfluß fanden. Ich nahm meine Jagdgerätschaften, und mich vom Strom entfernend, gelangte ich auf einen vielbetretenen Indianerpfad, der in Schlangenwindungen durch das Dickicht führte. Ich folgte ihm nach, doch war ich noch nicht weit gegangen, als ich aus der Ferne kurzes, abgebrochenes indianisches Jauchzen vernahm, das aus einer fröhlichen Laune zu entspringen schien. Dieses näherte sich schnell, und bald darauf unterschied ich das heftige, aber regelmäßige Stampfen vieler Männerfüße. Nach einigen Schritten trat ich aus dem hohen Holz, und dort nun, über dem niederen Gestrüpp, das sich weithin ausdehnte, bot sich mir ein ebenso merkwürdiger wie schöner Anblick. Es kamen mir nämlich auf dem Pfad etwa dreißig Eingeborene in vollem Lauf entgegen, das Gebüsch reichte ihnen nur bis an die Hüften, so daß ich ihre nackten Oberkörper alle zugleich überschauen konnte, und da die einzelnen Leute durch gleiche Zwischenräume voneinander getrennt waren und mit größter Geschwindigkeit sich vorwärts bewegten, so hatte ich das Bild einer riesenhaften Schlange vor mir, die, den Krümmungen des Pfades folgend, sich mir entgegenwand. Der vorderste dieser wilden Gesellen hielt bei mir an und reichte mir zum Gruß die Hand, der zweite auch noch – doch neugierig, wie alle waren, das Dampfboot zu sehen, stürzten die übrigen in tollem Lauf wie aufgescheuchtes Wild an mir vorüber.

Es gewährte mir eine wahre Freude, diese schönen, wohlgebauten Gestalten zu beobachten, die ihre unbekleideten Glieder mit einer angeborenen Anmut bewegten, ähnlich den Hirschen über alle Hindernisse hinwegsetzten und in den wilden Ausbrüchen einer fröhlichen Laune die unverdorbenen Kinder der Natur verrieten. Ich blickte der langen Reihe nach, bis sie im hohen Holz verschwand, und begab mich dann ebenfalls zurück ins Lager, wo die Eingeborenen schon in großer Anzahl eingetroffen waren und ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem Dampfboot schenkten, dessen Schlot noch schwach rauchte. Wir befanden uns nach Maruatschas Aussage in einiger Entfernung von einem Dorf der Yuma-Indianer, jedoch so weit, daß die weibliche Bevölkerung Abstand genommen hatte, an diesem Abend noch die Reise zu uns anzutreten, denn nur Männer und junge Burschen erschienen im Lager und blieben bis tief in die Nacht um unsere Feuer versammelt. Es war eine harmlose, lebhafte Gesellschaft, sie schien nur für Scherz und Neckerei zu leben, und ich bemerkte bei dieser Gelegenheit eine besondere Ähnlichkeit der Yumas mit den Mohave-Indianern, nur daß letztere im allgemeinen doch noch kräftigere Gestalten zeigen. Mit gutem Willen entfernte sich unser Besuch, als er von den Schildwachen dazu aufgefordert wurde, doch begab sich keiner der sorglosen Menschen nach der heimatlichen Höhle, sondern im nahen Dickicht, auf weichem, sandigem Boden, krochen sie wie Kaninchen in Knäuel zusammen und suchten, sich auf diese Weise gegenseitig erwärmend, die nächtliche Ruhe. –

Kaum schürten in der Frühe des 21 Januar unsere Köche die Feuer, als sich auch die Indianer wieder einstellten. Die kalte Morgenluft fiel empfindlich auf ihre nackten Gestalten, denn zitternd und bebend kauerten sie vor den Flammen nieder und ergriffen mit den Händen glimmende Feuerbrände, die sie über die Schultern, nahe den frierenden Körperteilen, hielten, um sich auf diese Weise von allen Seiten zugleich zu erwärmen. Allmählich füllte sich das Lager auch mit Weibern und Kindern, deren Freude grenzenlos war, als sie einige Glasperlen geschenkt erhielten. Allerliebst nahmen sich die kleinen Säuglinge aus, deren volle Gesichtchen mit den kohlschwarzen Augen neugierig aus den von Weiden geflochtenen Behältern schauten und die gar nicht unzufrieden darüber zu sein schienen, daß man ihnen Arme und Beine so mit Baststreifen umgeben und festgeschnürt hatte, daß sie weder das eine noch das andere zu rühren vermochten. Allgemeines Mitleid erregte ein Knabe von acht bis zehn Jahren, der ebenfalls angehinkt kam und an seinem Körper die gräßlichsten Brandwunden zeigte, die, bei der unter den Eingeborenen herrschenden Unsauberkeit, schon einen bösartigen Charakter angenommen hatten. Alles, was für das kranke Kind geschehen konnte, war, daß Dr. Newberry durch unsere Dolmetscher das Waschen und Reinigen der wunden Stellen anordnen ließ und der Mutter etwas Salbe mit Gebrauchsanweisungen übergab. Ein Stück Baumwollzeug, mit dem Lieutenant Ives die Arznei begleitete, schien indessen mehr Freude zu verursachen als die Medizin, indem man den Vorteil eines Kleidungsstücks schon kannte, dagegen die Wirkung der heilenden Salbe erst versuchen sollte.

Wir waren endlich zum Aufbruch bereit, und um der Anwesenheit der ganzen Mannschaft gewiß zu sein, ließ Mr. Carrol wie gewöhnlich die schrillende Dampfpfeife erschallen. Die Indianer, die in einem dichten Haufen nahe dem Ufer standen, vernahmen indessen kaum den ersten Ton derselben, als sie mit dem Ausdruck des größten Entsetzens ins Gebüsch stürzten und von dort aus zurückschauten. Sie waren sprachlos vor Erstaunen über das durchdringende Geschrei, welches das eiserne Schiff nach ihrer Meinung ausgestoßen hatte, doch wie sie das unbändige Gelächter vernahmen, in das unsere ganze Bemannung über den drolligen Anblick ausbrach, kehrten sie wieder um und schienen dann selbst ihre scherzhaften Bemerkungen über den so plötzlich hervorgerufenen Schrecken und ihre Flucht zu machen. Mit dem wirklichen Aufbruch ging es an diesem Morgen nicht so schnell, denn die »Explorer« lag vor einer Sandbank, über die sie hinwegzuschaffen keine geringe Mühe verursachte. Wir befanden uns jedoch dem Ufer noch so nahe, daß wir statt des gewöhnlichen Windens unsere Leute aussetzen konnten, um diese an einem langen Tau ziehen zu lassen. Als sie sich nun in langer Reihe aufstellten und die Indianer den eigentlichen Zweck eines solchen Verfahrens erkannten, legten sie alle mit Hand an den Strick und den vereinten Kräften der Menschen und der Maschine gelang es bald, das Dampfboot wieder flottzumachen. Der gute Erfolg, den ihre Hilfe gehabt hatte, steigerte die Fröhlichkeit der Eingeborenen aufs höchste, und selbst alte, grauköpfige Männer – sonst eine Seltenheit unter der indianischen Rasse – gaben durch die Worte »Very good! Bueno! Achot ka« ihre freundschaftlichen Gesinnungen zu erkennen. Es mußte dies die nördlichste Ansiedlung der Yuma-Indianer sein, denn die nächsten Eingeborenen, die wir erblickten, waren schon Chimehwhuebes Wir stießen an diesem Tag wieder auf einige Hindernisse und wurden besonders durch die Seichtigkeit des Flusses aufgehalten. Dieser war nämlich über vierhundert Schritt breit, und durch die zahlreichen Arme, die Inseln umflossen und mitunter tief in die Ebene hineinreichten, wurde den Hauptkanälen so viel Wasser entzogen, daß wir nur sehr langsam vorwärts kamen. Als wir des Abends auf dem rechten Ufer landeten und unsere Vorkehrungen zum Lagern trafen, rechneten wir nur sieben Meilen zu den siebenundneunzig, die uns im ganzen auf dem Flußweg von Fort Yuma trennten

Der 22 Januar war dem vorhergehenden Tag in jeder Beziehung so ähnlich daß ich beide miteinander verwechseln könnte. Die Strecke unserer Reise betrug 6¼ Meilen, und da wir nur sehr langsam durch die weite Ebene zogen, so veränderten sich die Außenlinien der fernen Gebirgszüge nur in geringem Grad. Wir hatten stets denselben vielfach gekrümmten, seichten Fluß vor uns, die Baum- und Strauchvegetation auf den Ufern erfuhr keine Abwechslung, und hinter derselben dehnte sich ununterbrochen die graue Wüste aus, die das Auge so sehr ermüdete. Auch Indianer erblickten wir wieder in großer Anzahl, sie unterschieden sich in ihrem Äußeren nur wenig von den zuletzt beschriebenen Yumas, doch gehörten sie zu den Stämmen der Chimehwhuebes und Mohaves. Das Fahrwasser führte zufällig dicht an dem rechten Ufer hin, auf dem sich die Eingeborenen befanden, und diese harmlosen Menschen gewährten uns durch ihr Wesen die angenehmste Unterhaltung.

Ich erinnere mich, oftmals bewundernd vor einem Trupp junger Pferde, die man eben der Freiheit überlassen hatte, gestanden zu haben. Die Schönheit der Tiere trat doppelt hervor durch ihr Bewußtsein, keine Fesseln zu tragen, und dasselbe verriet sich in allen Bewegungen auf die anmutigste Weise. Ohne nur einen Augenblick in den Wilden ihre Würde als Menschen, mithin als edelste Geschöpfe der Natur, zu übersehen, beschlichen mich beim Anblick des ausgelassenen Benehmens dieser ungebundenen, freien Kinder der Wüste ähnliche Gefühle wie früher beim Anblick der Tiere, das heißt ich stand, bewunderte und freute mich.

Das Dampfboot fuhr, wie ich eben bemerkte, langsam an dem sandigen Ufer hin, auf dem sich eine bedeutende Anzahl von Eingeborenen umhertummelte und in zwei besonderen Trupps gleichen Schritt mit der »Explorer« hielt. Die Männer stellten sich an einem vorstehenden Punkt des Ufers auf und ließen das Dampfboot an sich vorüberziehen, worauf sie in langen Sätzen zum nächsten Vorsprung eilten, um das Schauspiel immer wieder von neuem zu genießen. Die Weiber dagegen, lauter Mädchen von zwölf bis achtzehn Jahren, blieben in gleicher Höhe mit dem Dampfboot und reckten uns die Hände mit einem rührend bittenden Ausdruck entgegen, dem wir nicht zu widerstehen vermochten und ihnen Perlen und kleine Zeugstücke zuwarfen. Es war ein reizender Anblick, diese schönen, vollen, abgerundeten Figuren mit ihren dicken Baströckchen, die bis an die Knie reichten, mit ihren dichten schwarzen, langen Haaren, die um die bemalten Gesichter flatterten, und mit den dunklen, feurigen Augen, um die sie manche die farbigen Rassen verachtende hochgebildete Schöne beneidet haben würde. In tollem Lauf sprangen sie durch den tiefen Sand dahin, stürzte eine zu Boden, so riß sie mehrere mit sich nieder, doch wie der Blitz standen sie wieder auf ihren Füßen und suchten durch vergrößerte Eile das Versäumte alsbald nachzuholen. Wenn dann eine Perlenschnur zwischen ihnen auf den Boden fiel, dann entstand ein kurzer Kampf, und man erblickte ein dichtes Knäuel kupferfarbiger Glieder, flatternder Baststreifen und wirbelnden Sandes, im nächsten Augenblick war es aber schon wieder entwirrt, und mit anmutigen Bewegungen sprangen die tollen Mädchen dahin und baten jauchzend und lachend um neue Geschenke. Die indianischen Männer und Burschen lächelten auf eigentümliche Weise zu dem Benehmen ihrer Stammesgenossinnen, sie gaben unverhohlen ihre Freude zu erkennen, wenn dieselben übereinanderstürzten, doch schienen sie es unter ihre Würde zu halten, sich unter sie zu mischen oder auf so geräuschvolle Weise die Fremden um Geschenke anzusprechen.

Ein altes tiefes Flußbett, das von Westen her in den Colorado mündete und dessen bewegungsloses Wasser mit den Fluten des Stroms zusammenstieß, hielt unsere indianische Begleitung endlich zurück. Da standen denn auf dem spitzen Winkel der von den beiden Gewässern gebildet wurde, die braunen Schönen bis an die Knie im Wasser und streckten flehend ihre runden Arme nach uns aus, die unbarmherzige »Explorer« brauste aber weiter, als wolle sie uns gleichsam mit Gewalt aus der gefährlichen Nahe der hübschen Indianerinnen bringen, deren schwarze Augen trotz der sie umgebenden blauen und roten Farbe mit einem gewissen Liebreiz auf uns gerichtet waren. Wir winkten den niedlichen Töchtern der Wildnis zu, uns nachzufolgen, sie suchten uns auf dieselbe Weise zur Umkehr zu bewegen, und als wir uns dennoch immer weiter von ihnen entfernten, sprangen sie schmollend aufs Ufer zurück, griffen mit ihren kleinen, kurzfingrigen Händen in den Sand und schleuderten unter dem wildesten Jubel uns ganze Ladungen desselben nach. Es war dies eine harmlose indianische Neckerei, zu der wir ebensowohl wie die auf dem Ufer versammelten Krieger herzlich lachten.

Wir landeten gegen Abend auf dem linken Ufer. Dichtes Holz und Gestrüpp verbarg den eigentlichen Charakter der Bodengestaltung, doch als ich mich, um das Ende des Tals zu erreichen, in östlicher Richtung durch das Gebüsch drängte, erkannte ich, daß die ganze Niederung bis zur Kieswüste hin in einer Breite von zwei bis drei Meilen aus angeschwemmtem Erdreich bestand, auf welchem Pappeln und Weiden und näher dem Rand der Wüste auch Mesquitebäume mit einer besondern Üppigkeit gediehen. Zahlreiche Seen und Teiche, von dichten Schilfstreifen eingefaßt, bezeichneten die alten Betten des Stroms, der hier, gleichsam unzufrieden mit seiner Umgebung, ständig zwischen der Kiesebene hin und her schwankt und, nach dem Alter der Bäume zu urteilen, in dem einen halben Jahrhundert fortreißt, was er in dem anderen allmählich zusammentrug und mit den Keimen einer einfachen, aber sehr dichten Vegetation besäte. Die Teiche waren bedeckt mit unzähligen Wasservögeln, die besonders zur Zeit der dort so häufigen Sandstürme hier einen geschützten Zufluchtsort fanden.

Dr. Newberry und ich hatten daher Gelegenheit, uns am Abend sowohl wie am folgenden Morgen auf erfolgreiche Weise mit der Jagd zu beschäftigen, und da wir bei dem Mangel an frischem Fleisch die Quantität mehr als die Qualität des so gewünschten Nahrungsstoffs im Auge behielten, so schätzten wir uns besonders glücklich, als es dem Doktor gelang, einen großen Kranich zu erlegen, der unserem von sechs gesunden jungen Männern besetzten Tisch wenigstens eine Mahlzeit versprach. Auch ein weißer Reiher fand seinen Weg in unsere Küche, ebenso schossen wir einige Enten, von denen wir leider mehrere des moorigen Ufers wegen zurücklassen mußten. Da wir am vorhergehenden Abend schon einen tüchtigen Vorrat von Brennholz an Bord hatten schaffen lassen, so stand am 23. Januar einem frühen Aufbruch nichts entgegen. Kalter Wind fegte über den breiten Spiegel des Colorado, kräuselte die lehmfarbigen Fluten und erschwerte es, die seichten Stellen von dem guten Fahrwasser zu unterscheiden. Wir waren indessen glücklich, Meile auf Meile legte die »Explorer« zurück, ohne auf Hindernisse zu stoßen, die Felsenketten, die uns von allen Seiten umgaben, rückten näher, so daß wir die Granitformation einzelner Gebirgszüge zu erkennen vermochten. Nur die Ausdehnung des angeschwemmten Teils der Niederung mit der sie schmückenden Vegetation blieb unverändert und erstreckte sich bald weiter auf dem rechten, bald auf dem linken Ufer, je nachdem es dem unruhigen Strom in seinen Launen gefallen hatte, seine Windungen nach der einen oder nach der anderen Seite hinüberzulenken. Als wir unser Lager auf dem linken Ufer aufschlugen, fanden wir dieselbe Umgebung, dieselben Bequemlichkeiten und auch dieselben Unbequemlichkeiten wie am vorhergehenden Abend. Der Gedanke, sechzehn Meilen zurückgelegt zu haben, der schöne Kranichbraten – der, nebenbei gesagt, eine Geduldprobe für unsere Zähne war –, die auf verschwenderische Weise genährten Lagerfeuer – all dies diente dazu, eine fröhliche Stimmung hervorzurufen. Mr. Carrol kletterte daher noch in der Dunkelheit an der steilen Lehmuferwand hinunter und kehrte bald darauf mit unseren Instrumenten zurück, und das Konzert begann. Wir musizierten bis tief in die Nacht hinein und sangen von gutem alten Rheinwein, auch von Champagner, wobei wir uns den Gaumen mit sandigem Coloradowasser benetzten.

Klar und sonnig begannen die Frühstunden des 24. Januar, es hatte gelinde gereift, kein Lüftchen regte sich, es war Sonntag, und wir glaubten schon, daß auch die Natur einen recht schönen Sonntag durch angenehmes Wetter feiern wolle. Ein Haufen Eingeborener näherte sich unserem Lager – sie gehörten zum Stamm der Chimehwhuebes und brachten Mais, Bohnen und getrocknete Kürbisstreifen, die sie uns zum Tausch anboten. Wir nahmen alles und zahlten in Glasperlen und Baumwollzeug Preise, die, an sich sehr gering, doch die Erwartungen der Indianer zu übertreffen schienen. Es war überhaupt ein Glück für uns, daß Lieutenant Ives eine große Menge von Tauschartikeln mitgenommen hatte, für die wir von den Eingeborenen Lebensmittel beziehen konnten, denn bei der großen Langsamkeit, mit der wir stromaufwärts zogen, war es leicht vorherzusehen, daß der von Fort Yuma aus mitgeführte Proviant bei weitem nicht ausreichend war und daß wir zuletzt unsere Zuflucht gänzlich zu den Vorräten der Wilden würden nehmen müssen. Die uns besuchenden Chimehwhuebes schienen, im Vergleich mit den am vorhergehenden Tag beobachteten, einige in Dürftigkeit lebende, heruntergekommene Familien zu sein, denn außer daß sich die Weiber und Kinder durch Unsauberkeit und selbst mangelhafte indianische Kleidungsstücke auszeichneten, vermißte ich auch die schönen, wohlgebauten und kräftigen Figuren unter den Männern. Nur das Oberhaupt der kleinen Bande prangte in absonderlichem Schmuck, und es kam mir vor, als ob der ganze Reichtum seiner wenigen Untertanen dazu verwendet worden wäre, ihm selbst ein stattliches Äußeres zu verschaffen. Er trug nämlich ein rotes, wollenes Hemd und über diesem einen schmalen blauen, wollenen Überwurf. Sein Haupt umgab ein breiter, feuerfarbiger Tuchstreifen, und in seinen Haaren steckte ein dicker Busch von Eulenfedern. Um seinen Hals hatte er sich eine wahre Last von weißen Porzellanperlen gehängt, die seinen phantastischen, grellfarbigen Anzug noch bedeutend hoben. Er sah nicht übel aus, der alte runzlige Krieger, was er übrigens recht gut wußte, denn seine Genossen würdigte er gar keines Blicks, viel weniger noch der Worte, und daß ihm von unseren Leuten nicht die vielleicht erwartete Ehrerbietung und Bewunderung gezollt wurde, schien ihn sehr zu verletzen.

Das schöne Wetter war nur von kurzer Dauer, zwar blieb der Himmel klar und unbewölkt, doch sprang ein heftiger Nordwestwind auf, dessen unangenehme Wirkung wir schon fühlten, als wir kaum das Ufer verlassen hatten. Mit Rücksicht auf die Sonntagsfeier ließ Lieutenant Ives schon um zwölf Uhr nach Zurücklegung von drei Meilen am linken Ufer landen. Obgleich nicht sehr erfreut über den Zeitverlust, nahmen wir doch sehr gern mit einigen Stunden der Rast vorlieb, denn immer dichter erfüllte der heftige Sturm die Atmosphäre mit Sand, und die Räumlichkeiten auf dem kleinen Dampfer waren zu sehr beschränkt, als daß wir imstande gewesen wären, uns der durchdringenden Kälte und den ebenso durchdringenden Staubwolken zu entziehen. Auf dem hohen Lehmufer dagegen, unter dem Schutz eines schmalen Streifens dichten Gehölzes, befanden wir uns recht behaglich, der Sturm brauste über uns weg, ohne uns zu berühren oder auch nur eine Falte in die Vorhänge der Zelte zu schlagen, die Sonne schien warm auf uns nieder, und bald nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, feierte jeder den Sonntag auf seine eigene Art. Die meisten legten sich hin und schliefen, andere waren emsig damit beschäftigt, sich blätterreiche Zweige des Pfeilholzes zu brechen und dieselben lagenweise unter den Decken auszubreiten, um auf dem weichen Sandboden noch weicher zu schlafen. Wieder andere hackten eisenhartes, trockenes Mesquiteholz, um sich am Abend eines angenehmen Feuers erfreuen zu können, noch andere bemühten sich, die von den Indianern eingetauschten Lebensmittel auf eine für Europäer genießbare Weise zuzubereiten, und wieder andere, doch nur sehr wenige, saßen im Schatten der Zelte und schrieben. Sie richteten ihre Worte an die Lieben in der Heimat und gaben ihnen auch wohl die Beschreibung eines Sonntags in der Wildnis.

Als die Sonne sich den zackigen Gipfeln der westlichen Gebirge zusenkte, wurden die Briefe geschlossen, versiegelt und adressiert und zur sofortigen Absendung bereitgehalten. Nach der Aussage einiger Indianer, die sich zuweilen vom Ufer aus mit unseren Dolmetschern unterhielten, befand sich das Dampfboot »Jessup« bereits wieder auf dem Rückweg, und wir durften erwarten, ihm schon in den nächsten Tagen zu begegnen, auf diese Gelegenheit nun harrten wir, um die Briefe zurück nach Fort Yuma zu senden. Die letzten Zweifel, die wir noch hinsichtlich der längeren Dauer unserer Stromfahrt hegten, waren endlich geschwunden. Auf achtunddreißig Tage hatten wir uns von Anfang an mit Lebensmitteln versehen, zwei Wochen waren seit dem Antritt unserer Reise schon verflossen, und nach Verlauf von drei weiteren Wochen konnten wir nach menschlicher Berechnung kaum erst unser Ziel erreicht haben. Unsere Rückkehr nach Fort Yuma und der abermalige Aufbruch von dort mit einer Landexpedition wäre daher ein unersetzlicher Verlust an Zeit und Mitteln für unser ganzes Unternehmen gewesen.

Um nun diesen zu vermeiden, änderte Lieutenant Ives auf sehr verständige Weise seinen ursprünglichen Plan. Er beabsichtigte nämlich, den Kommandeur der Eskorte, dessen Anwesenheit auf dem Dampfboot überhaupt nur von sehr geringer Wichtigkeit war, auf der »Jessup« mit Anweisungen für Peacock nach Fort Yuma zurückzusenden. Peacock, der zu der Zeit schon wieder von San Franzisko eingetroffen sein mußte, sollte demgemäß mit dem ganzen Maultiertrain und dem zurückgelassenen Proviant die Reise am Colorado hinauf sogleich antreten, auf der ihn Lieutenant Tipton nebst der Eskorte und den beiden in Fort Yuma zurückgebliebenen jungen Leuten begleiten sollten. Da wir sodann der uns nachfolgenden Hilfe versichert waren, so konnten wir ohne Gefahr unsere Reise so weit fortsetzen, bis die Gestaltung des Flusses selbst uns zum Halten zwang. Von dort aus sollten dann die Forschungen mit dem Train zu Lande weiter fortgesetzt werden. So lauteten die Pläne des Lieutenant Ives, sie reichten, wie sich später erwies, zu weit in die Zukunft und mußten noch oft geändert werden, ehe der richtige Plan reifte, der wirklich zur Ausführung gelangte.

Wir verließen am 25. Januar zur gewöhnlichen Stunde die Stelle unseres nächtlichen Aufenthalts. Der Sturm hatte während der Nacht ausgetobt, denn spiegelglatt erschienen die Fluten des Stroms, nur an den schwarzen Treibholzstämmen, die ihre mit dürrem Gras und Weiden behangenen Zweige hoch über die Fluten emporreckten, bemerkte man schmale Schaumstreifen und Wellenlinien, auch strudelähnliche, kreisende Flächen über den Untiefen zeugten von dem heimlichen Wirken des falschen Colorado. Der Gebirgszug im Norden, an dem unser Weg vorbeiführen mußte und der den Namen »Riverside Mountains« erhielt, schien mit jeder Meile, die wir ihm näher rückten, zu wachsen, seine Formen und Linien wurden deutlicher, und bald trennte sich eine Felsenkette von den Hauptmassen, die sich ebenso wie diese in der Richtung von Westen nach Osten erstreckte und ein ganz abgesondertes Joch bildete, letztere wurde »Half Way Range« getauft. Rechts und links von uns erhoben sich, wie schon bemerkt, unbedeutendere Gebirge, deren Richtung scheinbar einander parallel von Norden nach Süden war. Gegen Nordwesten schienen letztere mit den Riverside Mountains zusammenzuhängen oder sich dicht an ihnen vorbeizuschieben, während östlich vom Fuß der beiden genannten Felsenketten sich niederes Land bis zu den östlichen Gebirgszügen erstreckte und eine Aussicht auf zackige Bergreihen offenließ, die fern im Norden hinter den Riverside Mountains auftauchten. Je weiter vom Fluß, desto höher lagen auch die Basen der Gebirge über dem Spiegel desselben, und gleichmäßig senkte sich die Kiesebene von den entferntesten Punkten den spärlich bewaldeten Ufern zu. Die eigentümliche Lage und Formation der ausgedehnten schiefen Flächen gestatteten uns, die Blicke weit über diese hinwegzusenden, und ich glaube das Verhältnis der nackten Gebirge zu der sie umgebenden Wüste nicht besser beschreiben zu können, als wenn ich sie mit Auswüchsen vergleiche, die, ohne die geraden Linien der Ebenen gestört zu haben, aus diesen einst hervorbrachen.

Nach Zurücklegung von einigen Meilen hatten wir zu unserer linken Seite die schroff abgewaschenen Uferwände der Kiesebene und zu gleicher Zeit felsigen Flußboden. Ich zweifle nicht daran, daß wir uns auf der grauen Sandsteinlage befanden, auf der der Kies sich schichtweise erhebt und von deren Vorhandensein mich zu überzeugen ich einige Tage früher Gelegenheit fand, und zwar an einer Stelle, wo der Strom tiefer in die ansteigende Wüste hineingespült hatte. Die des felsigen Flußbodens wegen nötig gewordene Vorsicht vergrößerte die Langsamkeit unserer Reise. Eine Strecke von 6¾ Meilen hatte fast den ganzen Tag in Anspruch genommen, der Abend war indessen noch fern, als der Strom plötzlich durch Inseln und Sandbänke für unsere Weiterreise abgesperrt zu sein schien. Nach manchen vergeblichen Versuchen, einen Kanal zu entdecken, führte Mr. Robinson die »Explorer« nach dem rechten Ufer hinüber, wo sogleich alle Anstalten zum Übernachten getroffen wurden, während er selbst nebst einigen Leuten sich im Ruderboot auf den Weg begab, um nach einer Durchfahrt zu spähen.

Wir befanden uns auf einer angeschwemmten Sandfläche, wo zwar junge Weidenschößlinge genug wucherten, aber sonst außer wenigen modernden Treibholzstämmen kein Brennholz, weder für die Maschine noch für unsere Lagerfeuer, vorhanden war. Einige hundert Schritt vor uns erhob sich die Kieswüste, die auf eine lange Strecke das ungefähr sechzig Fuß hohe rechte Ufer des Stroms bildete. Schluchten und Spalten führten zu ihr hinauf, und nach diesen hin lenkte ich in der Gesellschaft des Dr. Newberry meine Schritte. Ein eigenes Gefühl beschleicht den Menschen, wenn er in eine Umgebung tritt, in der jede Unregelmäßigkeit in der Gestaltung des Bodens, jeder Stein, jeder verkrüppelte Strauch und jede kümmernde, sieche Pflanze das Gepräge einer starren, tötenden Wüste zeigt. Als ich in den wilden Schluchten umherwanderte, suchte ich auf den glattgewehten Sandflächen nach Spuren von Wild und kleineren vierfüßigen Tieren, doch nichts verriet die Anwesenheit von lebenden Wesen. Turmähnliche Überreste der Ebene erhoben sich wie ernste, graue Riesen nach allen Richtungen hin; wie in einem Stundenzeiger entrannen, Korn auf Korn, die feinen, trockenen Bestandteile den Sandschichten in ihnen, langsam, aber sicher das Gleichgewicht der wunderlichen Kolosse untergrabend. Blöcke und Haufen von Kies bezeichnen die Stellen, wo einst solche leicht zu erschütternde Säulen standen, und Spalten und Höhlen in den Wänden ließen deutlich die Strebepfeiler erkennen, die in nicht allzulanger Zeit die verwitterten Gebilde zu ersetzen bestimmt waren. An tiefer gelegenen Punkten, in den trockenen Betten der Gießbäche, hatten Mesquitebäume ihre Wurzel geschlagen, ihre Kronen waren nicht hoch, aber weit verzweigt, und wie träumend stützten sie ihre dornigen Zweige auf den sandigen Boden. Wo nun die Beschaffenheit des Erdreichs derart war, daß die niederschlagende Feuchtigkeit nicht sogleich wieder verdunstete oder im lockeren Sand versank, da standen zerstreut umher Pflanzen, und zwar Pflanzen mit Knospen und Blüten.

Ich kann es nicht beschreiben, mit welch inniger Freude ich die reizenden blauen Glöckchen und blauen Sternchen begrüßte, die sich furchtlos in dieser grausigen Wildnis zu entfalten gewagt hatten. Wenn wir auf einem Blumenteppich wandeln, das Auge in den prachtvollen Anordnungen einer weisen und erhabenen Naturkraft schwelgt und das Gemüt zur innigsten Verehrung und Bewunderung hinreißt, dann gedenken wir kaum der einzelnen Blumen, die sich zu einem schönen Ganzen vereinigen. Werden wir in scheinbar toten Wüsten plötzlich durch den Anblick eines zarten organischen Lebens überrascht, dann neigen wir uns unwillkürlich zu ihm hin, und was wir inmitten einer aufs verschwenderischste geschmückten Naturszene empfanden, das fühlen wir vor einer einzigen zarten Blüte, die das im dürren Sand so unerklärlich verborgene Leben in eine so schöne Gestalt zu kleiden vermochte. Wir pflückten von den Blumen, die vom nächsten Südwind getötet und gedorrt werden sollten, sie hatten ja ihren Zweck schon erfüllt, indem sie zwei vorüberziehende Menschen erfreuten. Als wir zurückkehren wollten, scheuchten wir eine Eule und eine Herde Rebhühner auf, erstere flog mit unhörbarem Flügelschlag tiefer in die verworrenen Schluchten, die Rebhühner dagegen flatterten nach der Ebene hinaus, und so verrieten beide Teile in ihrer Flucht ihre verschiedenen Neigungen. Kurz vorher, ehe wir das Lager erreichten, begegneten wir einem Eingeborenen, er schien beunruhigt durch die Anwesenheit der Weißen, und sich ihrem Anblick entziehend, folgte er dem tiefgelegenen Bett eines ausgetrockneten Gießbachs. Wir forderten ihn auf, uns nach dem Lager zu begleiten, doch winkte er verneinend mit der Hand, begab sich an den Strom, befestigte Bogen und Pfeile auf seinem Kopf und eilte dann schwimmend dem jenseitigen Ufer zu.

Trotz aller Bemühungen war es Kapitän Robinson nicht gelungen, eine Durchfahrt zu entdecken, es blieb also nur übrig, die »Explorer« über die breite Sandbank hinüberzuwinden. Das Mißlichste blieb aber der Mangel an Brennholz für die Maschine, und weithin mußte das Ruderboot gesendet werden, um von oberhalb den nötigen Bedarf herbeizuschaffen.

In aller Frühe des 26. Januar wurde also die Arbeit begonnen. Es war nicht anzunehmen, daß das Boot vor Mittag wieder flott werden würde. Um daher die Zeit nicht müßig zu verbringen, begaben Dr. Newberry und ich uns auf den Weg, um noch mehr von dem Charakter der Kieswüste kennenzulernen und demnächst an einem vorstehenden Punkt des Ufers die Ankunft der »Explorer« zu erwarten. Anstatt wie am vorhergehenden Tag den Schluchten nachzufolgen, erstiegen wir sogleich die Höhe und schritten auf dieser rüstig fort. Der Weg der über Mosaikboden – wie ich denselben schon früher beschrieb – hinführte, eignete sich vortrefflich zum Gehen, doch wurde derselbe so oft von tiefen Wasserrinnen mit abschüssigen Ufern unterbrochen, daß wir uns dem Fluß wieder zuwandten und dort einem Indianerpfad folgten, der in halber Höhe an den Abhängen der Hochebene hinführte. Wir behielten dort beständig eine Aussicht auf den Fluß und seine Ufer, sowie auf den schmalen Waldsaum, der sich unter uns, zwischen dem Strom und den Kieshügeln, hinzog und der in den Morgenstunden förmlich belebt von kleinen Vögeln war.

Um die Mittagszeit begaben wir uns zu dem verabredeten Punkt, von wo aus wir die Stelle, die wir am Morgen verlassen hatten, überblicken konnten. Die »Explorer« hatte freilich die erste Sandbank schon hinter sich, doch befand sie sich, kaum eine halbe Meile oberhalb derselben, auf einer zweiten, und wir nahmen deutlich wahr, daß die ganze Bemannung auf das angestrengteste arbeitete. Wir erwarteten jeden Augenblick das Dampfboot in tieferes Wasser gleiten zu sehen und beabsichtigten daher auf der kleinen Halbinsel die Zeit bis zur Ankunft desselben hinzubringen. Dr. Newberry ordnete seine gesammelten Pflanzen und Mineralien, ich präparierte meine Vögel, worauf wir beide unsere Tagebücher zur Hand nahmen. Auch mit diesen wurden wir fertig, und die »Explorer« rührte sich noch immer nicht von der Stelle. Auf dem unbequemen Wege zurückzukehren, mangelte uns die Lust, wir verschoben es wenigstens bis auf den letzten Augenblick und unterhielten uns auf der kleinen Scholle Land so gut, wie es eben gehen wollte.

Die Kühle des Abends stellte sich endlich ein und mahnte uns ernstlich an die Heimkehr ins Lager, wir hingen daher die Gewehre und Taschen über die Schulter und kletterten langsam am Ufer hin, als wir plötzlich den Kapitän sahen, der uns mit einem Bootsmann im Ruderboot entgegengekommen war. Er hatte die Absicht gehabt, das Fahrwasser bis zu uns hin zu untersuchen, und wir wurden nicht sehr angenehm durch die Nachricht berührt, daß wir die Nacht auf einer kahlen Sandinsel zubringen sollten, daß an einen sofortigen Aufbruch am folgenden Morgen nicht zu denken sei und noch einige Stunden zu dem zeitraubenden Winden verwendet werden mußten. Reise dreiviertel Meile! schrieben wir in unsere Tagebücher, als wir vor dem sehr sparsam genährten Lagerfeuer saßen. »Wir haben schlechte Aussichten«, bemerkte Mr. Robinson, als er hinter der Zelttür verschwand, »sehr schlechte Aussichten«, wiederholte die ganze Gesellschaft, und einer nach dem anderen verfügte sich früher als gewöhnlich zwischen seine Decken.


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