Johannes Richard zur Megede
Modeste
Johannes Richard zur Megede

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

17

Es war ein Sündenglück – heimlich, heiß.

Der kurze ostpreußische Sommer hielt seine Glutfittiche schützend darüber.

Die beiden hatten ihre gemeinsamen Ritte wieder aufgenommen – aber verstohlen, bewußte Sünder. Nie ritten sie zugleich vom Hof. Sie trafen sich immer wie zufällig, einmal bei den singenden Bäumen oder beim alten Eller oder auf dem neuen Vorwerk. Sobald das Ordensschloß ihren Augen versank, stieg das Glück ihren Herzen auf. Sie pflegten jetzt ganz langsam zu reiten, ganz dicht, daß die Kleider sich berührten und die prickelnde Glut von Körper zu Körper rann. Dabei sprachen sie wenig – die Kehle wie verdorrt, den argwöhnischen Blick suchend über der weiten Ebene. Und um sie blühte und leuchtete der Sommer. Der Hafer dunkelgrün, hoch wie Schilf, die Gerste silbrig, weich wiegend, die roten Blütenköpfe des Klees heimlich nickend, süß duftend, überwogt von tändelnden, naschenden Schmetterlingen, emsig summenden Bienen. Dann hielten die beiden wohl, dem Leben zu lauschen, den Duft zu atmen, an dem Sommerbild von Licht und Liebe sich zu berauschen. Bis sie endlich weitertrabten durch die grüne heiße Pracht, die wollüstig zu schlummern schien in der Mittagsglut oder matt flimmernd aufwallte im Nachmittagswind. Der Blütenstaub des Roggens wie eine Dunstwolke über den Ähren. Gegen Abend im kosenden Abschiedslicht der Sonne flüsterte der Lufthauch nur noch ein Schlaflied, sanft einlullend die tauschweren Halme... Wenn aber der Eichenwald die beiden aufnahm in seinen kosenden Blätterschatten oder die Tannen ihren starken Harzgeruch ausströmten – dann sprang der Mann rasch vom Pferde, hob auch Modeste aus dem Sattel, trunken, selig, die schöne Gestalt schon in der Luft an sich pressend, um sie dann behutsam niederzulassen, wie ein überzartes Kind. Er stammelte Törichtes, und sie hing an seinem Hals lasch, mit geschlossenen Augen und geöffneten Lippen. Und sie hörte wie im Traum das leise Rauschen der jungen Eichenblätter, das feine Singen der Tannennadeln. Und um sie her so viel keusche Poesie, so viel heiße Luft! ... Ihr schien's in solchen Augenblicken nicht Sünde, sondern Bestimmung – die Blüte endlich erschlossen dem Liebeshauch. Sie küßte, mußte küssen...

Einmal machte sie sich urplötzlich aus seinen Armen los, wischte den Mund mit dem Taschentuch ab, als spüre sie ätzendes Gift. »Laß mich! ... Es ist alles nicht wahr... Ich liebe dich doch nicht.«

Er stand verwundert. »Aber warum küßt du mich dann? Wenn du mich nicht lieb hättest, würdest du mich doch nicht küssen!«

Sie schwieg und starrte finster vor sich hin.

»Aber Modeste – geliebte Modeste,« bat er und suchte ihre Hand.

Sie riß sie heftig zurück. Eine einzige, schwere, große Träne rollte ihr aus dem Auge. »Ich bin schlecht... Ich bin schmutzig... Und ich selbst habe mich beschmutzt... Ich werde dich nie heiraten – nie!«

Er stritt heftig dagegen. »Es ist nicht wahr! Du bist nicht schlecht! – Du bist gut! Du könntest dich ja gar nicht beschmutzen, selbst wenn du wolltest... Du bist ja viel besser, als du ahnst... Oder sei auch meinetwegen schlecht, sei wie du willst – aber hab mich lieb! ... Ich kann mich nicht so ausdrücken – aber wenn ich die Wahl hätte zwischen dem Himmel ohne dich und der Hölle mit dir, ich nähme unbedenklich die Hölle.«

Da lächelte sie wieder. Die Träne verdorrte. »Sieh mal, Otto – du bist doch eigentlich ein großes Kind. Du empfindest auch so. Ich habe immer gedacht, du müßtest ganz anders empfinden als wir... Aber du empfindest so fein! ... Ich schäme mich manchmal vor dir – ja, ich schäme mich vor dir! ... Welches Recht hat denn nun eigentlich unser Hochmut? – Du bist der Bessere, du gibst mir viel zu viel – nicht etwa ich, die ich immer nur viel zu viel zu geben glaube... Ich sehe ganz klar. Und doch komme ich nicht über mich hinweg. Ich weiß das nur zu genau! ... Wenn ich heute zu meinem Vater ginge und ihm sagte: ›Ich will den Inspektor Romeit heiraten‹ – und wenn mein Vater mich als Antwort darauf verfluchte – ich wäre ein anständiges Mädchen... Aber ich tu's nie! ... Ja, so sind wir Lindts. Hier küsse ich dich, vor der Welt verleugne ich dich. – Oh, es ist etwas Häßliches, Gemeines – ich weiß es nur zu gut!«

Er schloß ihr den Mund mit der Hand und sagte merkwürdig ernst: »Modeste, sprich nicht weiter! ... Ich sehe doch auch. – Ich habe auch meine Gedanken – nur daß ich sie mit aller Kraft zurückdränge... Ich bin sonst ein ganz vernünftiger, sogar schwerblütiger Mensch, wo es sich nicht um dich handelt... Aber bei dir will ich gar nicht vernünftig sein – ich will träumen! Das ist gewiß schlapp. Und eigentlich bin ich gar nicht schlapp... Aber wenn man in seinem ganzen Leben nur einen einzigen Traum geträumt hat, so soll man ihn träumen, so lange man irgend kann... Mein Vater ist gestorben. Was hat's mir schließlich gemacht? – Gar nichts! Meine Mutter könnte heute sterben. Was würde es mir machen? – Nichts, gar nichts! ... Und ich schäme mich nicht. – Wie's später zwischen uns werden wird, das weiß ich nicht. Das heißt, ich weiß ganz genau, daß es bald zu Ende sein wird... Aber ich möchte doch später und stets denken, daß du mir das Liebste und Beste auf der Erde gewesen bist. Und sieh mal, Modeste – wenn ich erst von dem Glauben lassen muß, dann muß ich auch von mir selbst lassen!«

Modeste sah ihm lange in die Augen. »Habe ich dich lieb?« fragte sie wie träumend. – »Ja, ich habe dich lieb! – Aber ob's vorhält? – Oh, du kennst uns nicht! ... Wir sind alle harte, kalte Egoisten. Und ich habe eine Angst vor dieser Kälte, dieser Leere, ich bin von ihr zu dir geflohen vielleicht. Aber ich bin doch eine Lindt! Und diese Lindt muß erst in mir erwürgt, die letzte Faser von ihr herausgerissen sein, bis ich die bin, die ich wirklich bin... Das kommt aber nie.« Einen Augenblick stand sie schweigend, sah sich um mit leeren Augen. Es war ganz still im Wald. Nur ein leises Klagen in den Tannenkronen. Die singenden Bäume hatten die Umarmung gelöst, sangen nicht mehr... Die Pferde steckten die gesenkten Köpfe zueinander, nickten schnuppernd, schüttelten sich dann wieder, als pflögen sie heimlich Gespräch. Der braune Unhold, der tödlich gelangweilt dabeisaß, hob die Nase. In den Tannen drüben knackte es. Sie lauschten.

»Es werden die Schindeljuden sein,« beruhigte er.

»Nein, ich sehe etwas Helles,« flüsterte sie. »Um Gottes willen! Es sind mein Vater und meine Schwester... Kusch, Flock!« – Aber Flock sprang mit feindlichem Gebell gegen den alten Knochenmehlhändler, in dem sein Hundeinstinkt den zweifelhaften Gentleman witterte.

»Ist hier jemand?« fragte laut eine ölige Stimme.

Modeste winkte Herrn Romeit: »Kein Wort!« Sie saß gewandt auf und ritt im Schritt weiter durchs Holz.

»Ach du!« sagte der Alte, als er den Stern von Barginnen erblickte. »Wir wollten eben zu dem Platz, wo die Juden die Schindeln machen.«

»Aber da war doch noch jemand,« lispelte Frida mißtrauisch.

»Zu den Schindeljuden geh' ich gern mit,« rief Modeste laut.


Der Alte ging weiter.

»Aber da ist doch ein großer Schatten – ein Pferd oder ein...« beharrte Frida, zurücksehend.

»Es werden Rehe sein,« meinte der Alte wieder. »Man schont noch viel zu viel. Die Felder leiden sichtlich. Ich werde dem Jäger sagen, daß er ein halbes Dutzend Ricken abschießt.

Modeste schwieg und streifte mit der Reitgerte eine Bremse vom Pferdehals. Im selben Augenblick äugte Frida über die Eichenlichtung, auf die sie jetzt traten. Ein sehr flüchtiger Reiter tauchte drüben auf, verschwand.

»Das war ja Herr Romeit, Modeste!«

»Ja, warum soll es nicht Herr Romeit sein, liebe Frida?«

»Du, am Ende...?«

Sie waren bald darauf zu den Schindeljuden gekommen, die tiefer drinnen in dem Fichtenwalde arbeiteten. Die Axt klang hell und scharf. Das Holz seufzte in ohnmächtiger Klage. – Eine kleine Blöße inmitten ehrwürdiger Fichten – eine offene Hütte mit Holzspänen gedeckt. Darinnen fünf biblische Männergesichter und ein Schlagen und Raspeln wie in einer Fabrik. Ein alter graubärtiger Jude spaltete die schweren Scheite ganz gleich, durch dreißigjährige Übung selbst zur Maschine geworden. Zwei jüngere griffen die schmalen, regelmäßigen Stücke, glätteten sie hastend, schnell – der vierte raspelte die Rinne –, ein halbwüchsiger Junge trug dann die fertigen Schindeln zu den kunstgerecht geschichteten Haufen; zuweilen schaute er auch nach dem Deckel des rußigen Topfes, wo Milch unter züngelnder Flamme brodelte. Es waren russische Juden von der Tilsiter Grenze, Frühlingsanfang gekommen, Ende Herbst wollten sie wieder gehen. Und von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, in Regen oder Sturm, bei gutem und bei schlechtem Wetter die gleiche harte, tötende Arbeit, die gleichen scharfen, habsüchtigen Gesichter an demselben Fleck. Und wahrscheinlich durch all diese Jahre hindurch überall derselbe brodelnde Milchtopf, derselbe salzig riechende Hering, dieselben trockenen Kartoffeln. Niemals Fleisch, weil sie dem Schächter in der Kreisstadt mißtrauten. Nur die Zigarette dampfte unaufhörlich. Heute wollten sie früher aufhören mit Arbeiten, weil sie morgen in die Heimat zu reisen gedachten, das jüdische Wochenfest daheim zu feiern, wie's der Ritus vorschrieb. – Die Lindts sahen interessiert zu. Wer kennt nicht emsig schachernde Juden? Aber wer hat je schwer arbeitende gesehen? –

Die ganze unzerstörbare Zähigkeit und Gewinnsucht der Rasse lag in diesen fünf Schindeljuden ausgeprägt, die wie der Erzväter einer mit Kindern und Kindeskindern ausschauten. – Auf einem Baumstumpf lag eine halb beschriebene Postkarte. Die beiden Mädchen schauten neugierig auf die hebräischen Buchstaben.

Der alte Jude ließ einen Augenblick die Axt ruhen und spuckte in die Späne. »Es ist die Schrift Moses,« sagte er mit hartem Gaumentone. »Die älteste Religion der Erde ist so geschrieben...« Dann lachte er wieder und fuhr sich nach dem fettigen Käppchen. »Ja, die Herrschaften denken immer, 'n Jud kann nicht schwer arbeiten. Oh, 'n Jud kann schon schwer arbeiten. Die Knechte auf dem Hof, die arbeiten nicht halb so viel wie wir.«

Der halbwüchsige Junge blinzelte pfiffig zu Modeste hinüber: »Warum ist das Fräulein jetzt so allein?«

Modeste zuckte die Achseln. »Ich bin doch gar nicht allein!«

»Ich meine nur, warum nicht mitgekommen ist auf seinem Pferd der Herr Inspektor, wie sonst? Er ist ein guter Herr, aber auch ein strenger Herr, der Herr Romeit, der uns nicht arbeiten lassen will am Sonntag. Der Vater möchte sich darum wenden an den gnädigen Herrn selbst... Feiern wir doch schon unsern Sabbat. Was sollen wir noch feiern Ihren Sonntag!«

»Du bist frech, Bengel!« sagte Modeste leise und fühlte das Rot in ihre Wangen steigen.

»Was soll ich gewesen sein, frech?« erwiderte der Junge beleidigt. »Habe ich doch nur gesagt, was ich gesehen habe! Bei den Eichen, die unser Herr Wendel ja auch gekauft hat im Winter, haben gestanden vorhin zwei Pferde dicht nebeneinander. Das eine Pferd war der Rappe hier.«

Modeste schwieg. Aber der alte Jude half ihr unbewußt. »Was red'st de da eigentlich, Schlaume? Willst schweigen endlich! Was hast de zu reden, wenn du nicht bist gefragt? – Es ist nämlich 'n Tochtersohn von mir, gnädiges Fräulein,« erklärte er. »Lungert am liebsten 'rum. Er paßt nicht bei die Schindeln. Ich muß ihn wahrscheinlich tun in ein andres Geschäft... Wollen Sie nicht einlegen ein gutes Wort, gnädiges Fräulein, bei dem Herrn, daß wir arbeiten dürfen auch am Sonntag? ... Dürfen wir arbeiten am nächsten Sonntag, gnädiger Herr?« rief er gleich darauf hinüber.

Der alte Lindt stöckerte gerade mit der Stockzwinge zwischen den liegenden Fichtenstämmen herum. »Euer Herr Wendel hat mich doch übers Ohr gehauen. Das ist ja ein Spottpreis für den Festmeter.«

»Ob wir am Sonntag arbeiten dürfen?« gurgelte der Jude wieder.

»Arbeiten? Warum denn eigentlich nicht? – Ich arbeite den ganzen Sonntag.«

Sie gingen. Der alte Jude hatte höflich mit dem Käppchen gegrüßt, während der halbwüchsige Bursche die Dohlenaugen verdrehte. Dann scholl wieder der scharfe Altklang durch den Wald...

Modeste führte jetzt ihr Pferd und ging neben der Schwester. Frida schwieg beharrlich. Und dieses Schweigen war immer beunruhigend ... Zuweilen blieb der Alte stehen. »Aber seht doch, Kinder, wie das wächst! Der Hafer wie eine Mauer! Der Winterroggen macht sich auch ganz gut. Wenn die Preise irgend annehmbar sind, wird es ein gesegnetes Jahr. Auch der Romeit recht tüchtig. An das Holzgeschäft mit dem Wendel wollte er erst nicht 'ran – so Sentimentalitäten, als wenn schlagbarer Wald zum Vergnügen da wäre. Aber dann hat er das Geschäft ganz gut abgewickelt. Wollte den Juden vorhin auch nur etwas dämpfen. Diesmal hab' ich ihn 'reingelegt; das nächstemal legt er mich natürlich 'rein.«

Als Modeste das Pferd selbst in den Stall führte, war Herr Romeit bereits da. »Du bist im Felde gewesen, verstehst du? – Hast mich überhaupt nicht gesehen!« flüsterte sie. »Frida ahnt was ... Und heut abend, wenn ich den Hund 'runterbringe, sei im Park! Ich pfeife zweimal ...«

Das Abendrendezvous war sehr flüchtig.

»Ich habe lange über diesen Tag nachgedacht,« sagte er zum Schluß langsam. »Daß du mich nicht heiraten kannst, das weiß ich. Aber wenn du mich auch nicht liebhättest einmal ...«

»Was fällt dir ein, Otto? Ich habe dir gesagt ... Übrigens, ich habe Angst vor Frida. Es war auch dumm! ... Wir müssen sehr vorsichtig sein das nächstemal. – Das heißt, wenn wir uns überhaupt noch mal treffen können. Adieu!« Sie hielt ihm die Hand hin. Er aber machte keinen Versuch, das schöne Mädchen zu halten. Er blickte ihr nur lange kopfschüttelnd nach.

Herr Lindt war derweilen steifbeinig zum Wohnzimmer hinaufgestiegen. Frau Luise erwartete ihn bereits. »Ein Expreßbrief da, lieber Mann – aus Königsberg, soweit ich entziffern konnte. Kirchensiegel ... Ahnst du?«

Der Alte nahm würdig nickend den Brief und ließ ihn uneröffnet in die Brusttasche gleiten. »Ich ahne nicht nur, liebe Luise, ich weiß sogar genau ... Übrigens, was ich dir noch sagen wollte – ich sehe es ganz gern, wenn Axsils diesmal etwas früher kämen, vielleicht schon Anfang September. Man möchte doch seine Kinder um sich haben. Fünfundsechzig Jahre – man weiß ja nie ... Aber mach dir deswegen um Gottes willen keine Gedanken!« lispelte er freundlich. »Ich fühle mich im Gegenteil recht wohl, so innerlich ausgeglichen. Es haben zwar alle Menschen an mir 'rumzunörgeln – ihr aber werdet hoffentlich einmal einsehen, daß für meine Familie mir nie ein Opfer zu groß gewesen ist.«

»Du tust so geheimnisvoll, Karl!«

»Ich tue nichts, gar nichts, liebe Luise. Aber, daß du mir an Axsils schreibst! ... Und Modeste soll nächsten Winter nach Berlin, um 'n bißchen was mitzumachen. Außer dem Baron in Eyselin sind die standesgemäßen Partien hier doch absolut zu zählen. Ich für meine Person wenigstens wäre nicht geneigt, einen Herrn Pescatore alias ›Guten Morgen, Herr Fischer‹, in unsrer Familie willkommen zu heißen.«

»Du guter, lieber Mann!«

Und Herr Lindt stieg steifbeinig wieder hinunter ins Kontor, da seinen Brief allein zu lesen.

Nach dem Essen aber beschied er Herrn Romeit ins Schloß hinüber. »Ich habe mich da vergaloppiert mit den Schindeljuden heute. Sonntag wird nicht gearbeitet! Ich halte streng auf die Einhaltung aller kirchlichen Feiertage. Und das gilt für alle unumstößlich!« Milder fügte er hinzu: »Lieber Romeit, Sie sind ja sonst 'n verständiger Mann. Und wenn in der Kleeernte vielleicht mal einen Sonntag eingefahren werden muß, so wird eben selbstverständlich eingefahren. – Aber dann sollen Sie mich nicht erst groß darum fragen – da handelt ein tüchtiger Wirtschaftsbeamter ganz auf seine eigne Kappe... Verstanden?«

»Jawohl.«

Trotzdem behandelte Herr Romeit christliche und jüdische Feiertage mit derselben Gleichgültigkeit. Denn am nächsten Sonntag klang zwar der Axtschlag der Schindeljuden hell durch den Wald, aber die Heukäpsen des Gutes blieben auf dem Felde, obgleich Landregen drohte.


 << zurück weiter >>