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Drittes Kapitel.

Richelieu zog ein Tabouret heran, setzte sich neben die Herzogin und nahm den Ausdruck einer gewissen frommen Zerknirschung an.

»Sie waren in der Messe, Herzogin,« sagte er, – »hoffentlich haben Sie auch für mich gebetet?«

»Spotten Sie nicht,« erwiederte die Herzogin streng und kalt, – »ich bete für alle Verirrten, die auf den rechten Weg zurückkehren wollen, – ob Sie zu diesen gehören, das müssen Sie selbst am besten wissen.«

»Ich spotte nicht, Herzogin,« sprach Richelieu seufzend, – »je älter ich werde, um so mehr denke ich über den rechten Weg nach, von dem ich mich leider so lange ferne gehalten, – ich bin nicht mehr leichtsinnig, – ich denke an den Staat, – an das Wohl Frankreichs, – und ich denke an die Kirche,« fügte er mit einem listigen Seitenblick hinzu, – »von der das Alles abhängt –«

»Sie denken an die Kirche?« fiel die Herzogin erstaunt und spöttisch ein.

»Ja, Herzogin, oft und ernsthaft,« sagte Richelieu, – »und ich glaube in diesem Augenblick der Kirche und damit Frankreich einen großen Dienst leisten zu können.«

Die Herzogin schüttelte den Kopf und zuckte schweigend die Achseln, – sie schien wenig Werth auf die Dienste zu legen, welche der skeptische und frivole Marschall der Kirche leisten könnte und möchte.

»Ein Mann meines Namens,« fuhr Richelieu ruhig fort, indem er die Herzogin von der Seite beobachtete, »darf nicht den leichten Genüssen der Welt allein leben, – ich habe lange nachgedacht und gefunden, daß Frankreich auf dem Weg ist, in das Verderben zu stürzen, – im Innern unterwühlt der Unglaube den Staat und die Gesellschaft – und nach Außen ist unsere Macht tief erniedrigt, – dieser Choiseuil –«

»Choiseuil?« rief die Herzogin plötzlich aufmerksam, – »was ist's mit Choiseuil?«

»Dieser Choiseuil,« fuhr Richelieu fort, – »diese Kreatur der Pompadour –«

»Die, wie ich glaube, Ihre Freundin war,« fiel die Herzogin spöttisch und bitter ein, – »oder es noch ist –«

»War, Herzogin, – war!« rief Richelieu betheuernd, – »seit ich erkannt habe, wohin sie Frankreich führt, kann sie meine Freundin nicht mehr sein! Was wollen Sie, – ich habe mich gut mit ihr gestellt, – ich wollte ein Kommando, – ich wollte wenigstens die alte Ehre der französischen Waffen retten, – und ich habe dazu wenigstens gethan, was möglich war, – aber vergessen Sie nicht, Herzogin,« sagte er mit selbstbewußter Würde, die er, wenn er wollte, in imponirender Weise hervorzukehren verstand, – »vergessen Sie nicht, daß ich der Erbe des großen Kardinals bin, der die gebietende Größe Frankreichs auf der Macht der Kirche erbaute –«

»Also Choiseuil,« unterbrach ihn die Herzogin ungeduldig, – »Sie sprachen von Choiseuil.«

Richelieu beugte sich zur Herzogin hinüber und sagte leise: »Choiseuil muß gestürzt werden!«

»Ist das Ihr Ernst?« fragte die Herzogin lebhaft, indem sie ihre durchdringenden Blicke auf das Gesicht des Marschalls heftete.

»Mein Ernst! – auf mein Wort!«

»Wenn das Ihr wirklicher Ernst ist,« sagte die Herzogin noch immer in zweifelndem Ton, »nicht etwa eine jener vorübergehenden Launen, wie Sie solche zuweilen haben können –«

»Es ist so sehr mein Ernst,« sprach Richelieu, indem er den Arm auf die Lehne des Fauteuils der Herzogin stützte, – »daß ich – sein Nachfolger werden will, – der Name Richelieu ist groß genug,« fuhr er, stolz den Kopf emporwerfend, fort, »um Frankreich zum zweiten Male zu retten und zu Ruhm und Glanz zu führen.«

»Dann sind wir Alliirte,« sagte die Herzogin, – »ich mache vor Niemand ein Hehl aus meinem Haß gegen diesen Choiseuil, der die Kirche verachtet, der die Philosophen beschützt, der Frankreich zu Grunde richtet.«

Sie reichte dem Herzog die Hand, die dieser an seine Lippen führte.

»Unserer Allianz, Herzogin, wird er nicht widerstehen, – ich kenne die Welt und,« sagte er mit leisem Anflug von Spott, »Sie haben den Himmel für sich, – was bleibt ihm?«

»Sie sind immer der Alte,« sprach die Herzogin unwillig, – »Sie müssen über die ernstesten Dinge scherzen, denn Choiseuil zu stürzen, ist ein ernstes Ding, – wie oft ist es schon versucht und stets ist jeder Versuch gescheitert –«

»Weil man,« fiel Richelieu ein, »die mächtige Stütze seines Einflusses nicht hat brechen können; Choiseuil's Stellung ruht auf der Marquise von Pompadour und so lange die Marquise den König beherrscht, wird Choiseuil allmächtiger Minister bleiben.«

»Sie kennen den Hof noch besser als ich,« erwiederte die Herzogin, »Sie wissen am besten, wie diese Zauberin den Geist des Königs umstrickt hat und wie vergeblich alle Bemühungen gewesen sind, sie zu stürzen –«

»Eben weil man sie hat stürzen wollen,« sagte Richelieu, – »die Pompadour kann man nicht stürzen, – man muß sie ersetzen.«

»Ist das möglich?« fragte die Herzogin, – »sie beherrscht den Geist des Königs noch mehr als sein Herz, – und was würde man dabei gewinnen? – man würde das Schicksal Frankreichs dem Zufall, der Laune einer neuen Pompadour preisgeben.«

»Man müßte eben das Spiel nicht dem Zufall überlassen,« erwiederte Richelieu, der die Herzogin durch den Ernst, mit welchem er diese Unterredung behandelte, in Erstaunen versetzte, – »man muß eine Dame finden, welche das Herz des Königs zu gewinnen versteht, – und das gewinnt sie am besten, wenn sie nicht darauf ausgeht, wenn sie vielleicht Schwierigkeiten macht, – und welche dann im Stande ist, seinen Willen zu beherrschen durch den Geist, den wir ihr geben würden, Herzogin; wir, die wir uns vereinigen würden, um die Macht der Kirche zu stärken und Frankreich wieder groß zu machen, wie es zur Zeit des Kardinals war.«

Die Herzogin hatte mit blitzenden Augen zugehört, – sie nahm eine Miene frommen Nachdenkens an und sagte:

»Ich weiß nicht, Herr Herzog, ob ein solcher Weg sich mit der Religion und den Geboten des Gewissens vereinigen ließe, – darüber müßte ich mich mit meinem Beichtvater berathen – «

»Der Pater Linière,« fiel schnell Richelieu ein, der auf Alles vorbereitet zu sein, jeden Einwand vorher überdacht zu haben schien, – »der Pater Linière und der Pater Desmarets, – sehr fromme Männer, finden den Plan vortrefflich, – der heilige und edle Zweck muß jedes Bedenken über das Mittel verschwinden lassen –«

»Aber wo,« fragte die Herzogin, deren Gewissensbedenken sich schnell zu beruhigen schienen, – »wo findet man eine solche Dame, – und wenn man sie fände, wo ist die Bürgschaft dafür, daß sie sich leiten, – von uns leiten ließe?«

»Bei jedem guten Werk, Herzogin,« sprach Richelieu, die Hände faltend, »kommt der Himmel zu Hülfe, – die Dame ist gefunden!«

»Sie ist gefunden? – und wo?«

Richelieu blickte im Zimmer umher, dämpfte die Stimme noch mehr als bisher und sagte:

»Soeben als ich Sie erwartete, Herzogin, habe ich von Neuem Gelegenheit gehabt, die wirklich bezaubernde Schönheit und die frische, anmuthige Natürlichkeit des Fräuleins von Beaumont zu bewundern –«

»Meine Nichte?« rief die Herzogin in höchstem Erstaunen, – »dieses Kind vom Lande, unerfahren in Allem, was die große Welt betrifft, – an sie könnten Sie denken? – das ist unmöglich!«

»Es ist so wenig unmöglich, Herzogin,« sagte Richelieu, dessen feiner Blick unter dem abweisenden Erstaunen der Herzogin das Aufleuchten einer innern Befriedigung wohl bemerkt hatte, – »so wenig unmöglich, daß Seine Majestät mir von Fräulein Louise gesprochen hat, – in so entzückten Ausdrücken, daß ich mich überzeugt habe, es bedürfe nur eines leisen, geschickt auf diese glimmenden Funken geführten Hauches, um sie zu hellen Flammen auflodern zu lassen, – und dieser Hauch, Herzogin, soll meine Sache sein.«

Er blickte lauernd auf die alte, so fromme und so sittenstrenge Dame, deren Gesicht vor freudiger Erregung zuckte und welche, den in ihr angeregten Gedanken verfolgend, mit unsicherer Stimme sagte:

»In der That, – Sie überraschen mich, – Seine Majestät hätte –«

»Seine Majestät,« sprach Richelieu schnell, seinen Vortheil verfolgend, »war entzückt, – bezaubert, – es wird sich ganz von selbst machen.«

»Aber,« sagte die Herzogin nach einigen Augenblicken tiefen Sinnens, »Sie kennen die Einfalt, die Naivität dieses Kindes nicht, – auf sie wollen Sie so große Pläne bauen? – das Fundament würde zu schwach sein –«

»Je mehr der Geist dieses Mädchens noch frei und unbefangen ist,« unterbrach sie der unermüdliche Richelieu, »je fremder ihr das ganze Treiben des Hofes und der Politik bis jetzt geblieben, um so weniger wird ihr jemals der Gedanke kommen, eine eigene Rolle spielen zu wollen; hält sie einmal die Herrschaft über das Herz und den Geist des Königs in ihren Händen, so wird es unsere Sache sein, diese Hände zu lenken.«

Die Herzogin stand auf und ging nachdenkend auf und nieder.

Richelieu, der sich ebenfalls erhoben, verfolgte sie, auf die Lehne des Fauteuils gestützt, mit spähenden Blicken.

»Sie haben mich in der That überrascht, Herzog,« sagte sie endlich, vor ihm stehen bleibend, »das Alles kommt mir so unerwartet, – ich habe die Sorge für meine Nichte übernommen, – es ist eine schwere Verantwortung, sie der Politik zu opfern –«

»Opfern!« rief Richelieu, – »ein Opfer, Herzogin, welches vielen Damen dieses Hofes als das größte Glück erscheinen würde, – und gibt es,« fügte er mit Betonung hinzu, »ein Opfer, das zu groß wäre für die Macht der Kirche, zu groß, um Frankreich von diesem Choiseuil zu befreien?«

»Ich überlasse Ihnen die Ausführung Ihres Gedankens,« sagte die Herzogin entschlossen, – »und auch die Verantwortung dafür, – wenn eine Sünde dabei ist, – meine Absichten sind rein, – doch muß ich mich mit meinem Beichtvater besprechen, denn meine Nichte ist dem Dienste des Himmels, dem Kloster bestimmt.«

»Der Pater Desmarets,« erwiederte Richelieu, »wird mir beistimmen, daß sie dem Himmel am Hofe größere Dienste leisten kann als im Kloster, und was die Verantwortung betrifft,« sagte er, sich vergessend, in heiter leichtfertigem Ton, »so übernehme ich sie gern, – mein Gewissen ist von einer vortrefflichen Elastizität und Zähigkeit –«

»Wie, Herzog?« sprach die Herzogin verweisend.

»Ich habe leider,« sagte Richelieu, wieder seine ernste Miene annehmend, »in meiner Vergangenheit so viel gesündigt, – wenn ich nun meine Schuld sühne, so hat der Himmel so viel zu vergeben, daß es auf eine Sünde mehr nicht ankommt, – also nehme ich Alles auf mich und Ihr Gewissen soll frei von jedem Vorwurf bleiben.«

»Den Reuigen,« sprach die Herzogin salbungsvoll, »die zum rechten Wege zurückkehren, wird viel vergeben! – Aber es wird nicht leicht sein, Herzog,« fuhr sie dann fort, – »meine Nichte hat sehr schwärmerische, sehr ländliche Ansichten von der Welt und dem Leben, – freilich, – der König, – der Reiz der Macht, – ihr Herz ist noch völlig frei –«

»Darüber bin ich besser unterrichtet,« dachte Richelieu, – »zum Glück zu rechter Zeit, – dieser graue Musketier läßt sich ja leicht beseitigen –«

»Sie sind lange nicht bei Hof erschienen,« sagte er, »nach der Stunde des Conseils sind die großen Entrées in den Appartements des Königs, bevor er zur Messe geht, – führen Sie Fräulein von Beaumont dorthin.«

»Der Hof ist mir verhaßt,« sagte die Herzogin zögernd, – »seit Choiseuil dort herrscht –«

»Bald wird er verschwunden sein,« rief Richelieu zuversichtlich, »und wir, – wir, Herzogin, werden diesen Hof von Frankreich beherrschen! Erscheinen Sie heute bei dem Empfang des Königs mit Ihrer Nichte, – und lassen Sie mich für alles Uebrige sorgen.«

»Ich werde dort diese Marquise, diesen Choiseuil sehen müssen,« rief die Herzogin, – »übermüthig auf ihrer Höhe –«

»Von der wir sie bald herabstürzen werden,« fiel Richelieu ein, – »zum Heile Frankreichs, – zum Heil der Kirche!«

»Ich werde kommen, wenn mein Beichtvater zustimmt,« sagte die Herzogin.

»Der Pater Desmarets erwartet die Frau Herzogin in ihrem Kabinet,« meldete ein Lakai, durch die Galerie eintretend.

»Er kommt zur rechten Stunde,« sprach Richelieu, indem er der Herzogin die Hand reichte und sie zu der Thür nach den inneren Gemächern führte, – »ich gehe, um das Wenige zu thun, denn ich bin sicher, daß er mein dem Himmel wohlgefälliges Werk billigen wird.«

Er küßte der Herzogin mit tiefer Verbeugung die Hand.

»Sehen Sie sich vor, Herr von Choiseuil,« sprach er dann triumphirend, »ich halte eine Karte in der Hand, die Ihr Spiel verderben wird, Ihr Bündniß mit dem wiener Hof wird erst geschlossen werden, wenn Richelieu's Hand es knüpft, – Sie wollen mich nicht zum Botschafter machen, – gut – so muß ich mich denn entschließen, Minister zu werden.«

Und ganz stolz, ganz strahlend eilte er mit der Elastizität eines Jünglings durch die Galerie und stieg in seine vergoldete Karrosse mit den ungeduldig scharrenden Pferden, indem er den am Schlage stehenden Lakaien befahl, zum Könige fahren zu lassen.

Die Herzogin fand in ihrem Kabinet, in welchem neben vielen sehr weltlichen Dingen ein großes Betpult von Ebenholz aufgestellt war, den Pater Desmarets, eines der eifrigsten Mitglieder jener mächtigen Gesellschaft, welche sich die Soldaten des Heilands nennen, und einer der bittersten Feinde des Ministers und der Marquise von Pompadour. Der Pater Desmarets war ein noch junger, geschmeidig und schlank gewachsener Mann, mit einem sanften und regelmäßig schönen Gesicht, welcher als Beichtvater bei den jungen und besonders bei den alten Damen des Hofes sehr beliebt war. Mit sanftem Lächeln, die großen dunklen Augen, deren Blicke nur selten in durchdringender Schärfe aufleuchteten, bescheiden zu Boden gesenkt, begrüßte er die Herzogin, welche in ihrer heftigen Erregung die fromme, demüthige Miene, die sie sonst zu zeigen pflegte, nicht festzuhalten vermochte.

Sie theilte ohne Umschweife dem Pater ihre Unterhaltung mit dem Herzog von Richelieu mit, und fragte ihn, ob sie, ohne ihr Gewissen mit einer schweren Schuld zu belasten, auf dessen Pläne eingehen könne.

Der Pater hörte ihr ruhig, die weißen, wohlgepflegten Hände über der Brust, gefaltet, zu.

»Es ist freilich,« sagte er, als sie geendet und erwartungsvoll auf seine Antwort lauschte, – »es ist freilich nach den Regeln der einfachen bürgerlichen Moral eine Sünde, was Ihre Nichte nach dem Plane des Herzogs von Richelieu thun soll, aber,« fuhr er, mit dem scharfen Blick seines schnell aufgeschlagenen Auges die Herzogin fixirend, fort, »wo das Wohl vieler Tausende, das Heil des Staates, die heiligen Rechte der Kirche in Frage kommen, da muß man von anderen, höheren Gesichtspunkten aus urtheilen, und was unter den gewöhnlichen, kleinen Verhältnissen des Lebens Sünde wäre, kann unter solchen Umständen zum hohen Verdienste werden. Denn keine That ist an sich gut oder böse; um sie zu beurtheilen, kommt es auf den Zweck und die Absicht derselben an und auf den Glauben, in welchem sie vollbracht wird, und eine That, die in gutem Glauben zu gutem Zwecke gethan wird, kann hoch verdienstlich sein, auch wenn ihre Ausführung unmittelbar gegen die Gesetze des Staats oder die Vorschriften der gewöhnlichen Moral verstößt.«

Die Herzogin sann einen Augenblick nach.

»Doch,« sagte sie dann, »Sie selbst haben darauf gedrungen, daß meine Nichte den Schleier nehme, damit sie, als meine einzige Erbin, niemals in die Lage käme, mein Vermögen zu reklamiren und mir dadurch das Verdienst zu rauben, daß ich mein irdisches Gut dem Dienste der Kirche geweiht, – ein Verdienst,« fügte sie mit leichtem Schauder hinzu, »das meiner Seele dereinst viele Qualen des Fegefeuers ersparen könnte.«

»Seien Sie ganz unbesorgt,« erwiederte der Pater Desmarets ohne Zögern, – »wenn Ihre Nichte an den Stufen des Thrones steht, so wird sie des irdischen Gutes genug haben und kaum ihre Erbschaftsrechte geltend machen, – sollte es aber doch der Fall sein, so wird der Dienst, den sie dem Himmel leistet, indem sie den Geist des Königs im Sinne der heiligen Kirche lenkt und leitet, größer sein, als der Vortheil, den jenes irdische Gut uns bringen könnte, – Ihr Verdienst aber, Frau Herzogin, wird dasselbe bleiben, denn der Himmel lohnt die Absicht, auch wenn ihre Ausführung verhindert wird, und meine und meiner Brüder Gebete werden um so inbrünstiger emporsteigen, um Ihre Seele schmerzlos durch die reinigenden Flammen zur ewigen Glückseligkeit hindurchzuführen.«

Die Herzogin athmete erleichtert auf.

»Gut,« sagte sie, »wenn Sie, ein so würdiger und erleuchteter Diener der Kirche, mich darüber beruhigen, und wenn ich das künftige Heil meiner Seele nicht gefährde, so werde ich das Meinige thun und Gott bitten, daß er das schwache Werkzeug stärke, welches zu so großer Sache berufen ist.«

»Und ich,« sagte der Pater Desmarets, »eile, meinen würdigen Bruder, den Pater Linière, zu benachrichtigen, daß der Plan, den er bereits gebilligt, der Ausführung nahe ist, und ich werde nicht vergessen, auch Ihr Verdienst bei dieser Ausführung ihm zu rühmen, und ihn zu mahnen, daß er auch in seinen Gebeten, die viel wirksamer und Gott wohlgefälliger sind als die meinen, Ihrer täglich gedenke.«

Er erhob die Hand zum segnenden Zeichen gegen die Herzogin, welche sich demüthig vor ihm neigte.

Diejenige aber, über deren Schicksal hier die Politische Intrigue unter absolvirender Billigung der frommen Väter Jesu verfügte, – sie hatte keine Ahnung von den Plänen und Beschlüssen, deren Gegenstand sie war, – sie saß in ihrem Zimmer und träumte von ihrem Geliebten, das Gebetbuch, das ihre Tante ihr gegeben, aufgeblättert im Schooß, und als die Herzogin selbst zu ihr hereintrat und ihr befahl, schnell Toilette zu machen, um bei dem Empfange vor dem Meßgange des Königs erscheinen zu können, da jubelte ihr Herz laut auf. Sie sollte inmitten dieses glänzenden Hofes den Freund sehen, der ihre Gedanken erfüllte, und vielleicht würde sich die Gelegenheit finden, den König, der ihr immer so gnädig war, um die Begründung ihres Glückes zu bitten.

Zitternd vor Ungeduld machte sie ihre Toilette, ohne daß diese Eile dem frischen Reiz ihrer lieblichen Schönheit Eintrag that, und lange schon bevor die Herzogin ihren Wagen befahl, wartete sie in dem Salon, das Herz klopfend vor freudiger, hoffnungsvoller Erregung.

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