Otto Ludwig
Die Heiterethei und ihr Widerspiel
Otto Ludwig

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»Glaub mir's nur, Liesle,« sagte die Heiterethei, vor dem Bett kniend und den linken Arm um das Kind geschlungen, leise zu dem schlafenden. Sie mußte es dem Kinde noch einmal sagen, und da sie es doch nicht wecken wollte, so flüsterte sie: »Ich lass' dich gewiß nicht, so lang ich leb. Ich brauch kein Kind weiter als dich. Und ich werd' auch gewiß nicht schlecht. So was, wie vorhin, tu ich gewiß nicht, wenn ich bei mir bin, das glaub mir nur, Liesle! und die Mutter selig vom Himmel wird helfen, daß ich's auch im Traum nicht wieder muß tun.«

Sie fühlte, daß es ihr heiliger Ernst war mit diesen Vorsätzen; das gab ihr neue Kraft. Den nüchternen Blick des hellen Morgens konnten die Gebilde des Traumes ohnehin nicht ertragen; sie fielen, eines um das andere, vor seiner Gewalt in sich zusammen, und die Heiterethei sah halb froh, halb traurig die Gestalt der Wirklichkeit aus den sinkenden bunten Hüllen Glied um Glied wiederum hervorgehen. Bald vermochte sie nicht mehr zu begreifen, wie sie solch »verrücktes Zeug« nur einen Augenblick lang hatte glauben können. Es wurde ihr immer gewisser, die wachende Heiterethei hatte für das, was die träumende getan oder noch tun konnte, nicht einzustehn. Nur etwas davon blieb zurück und war durch kein Mittel zu verscheuchen: die Wirklichkeit, die dem Traum zugrunde lag.

Bis zu dieser Nacht war die Seele des gesunden, kräftigen Mädchens in geschlechtlicher Hinsicht noch ein Kind gewesen. Wenn sie erst den Fritz ungern in seiner Verwilderung gesehen hatte, so war das eine Folge ihrer natürlichen Gutmütigkeit gewesen. Dann hatte das endlose Warnen und Raten der Wachtstubenweiber sie gewöhnt, ihn zum steten Gegenstand ihrer Gedanken zu machen. Furcht, Mitleid, Angst und Selbstanklage hatten dieses Denken an ihn zu inniger Teilnahme gesteigert und ihre Seele vertieft, die aber immer noch geschlechtslos blieb, bis die Eifersucht endlich das Weib in ihr weckte. Die Bilder des Traumes waren nur die Blumenblätter gewesen, die nach Befruchtung der Blüte abfallen konnten ohne Nachteil für das Wachstum der Frucht. Und diese reifte schnell zu der schwellenden Fülle, die sie auf so saftvollem Stamme erreichen mußte.

Bald war ihr einziger Gedanke: »Wenn nur das mit der Ev' bloß geträumt ist gewest! Hernachen ist alles gut.«

Die Milch zum Frühstück für das Kind kostete der Heiterethei ihre letzten Kreuzer. Das berührte sie nicht. Diese tiefen, strömenden Gefühle dehnten ihr Herz bis zum Zerspringen und ließen keiner Sorge darin Platz. Das Elend, das nun, Gesicht an Gesicht, vor ihr stand, verlor, von ihnen angestrahlt, alle seine Schrecken. Ohne daß sie es selbst wußte, kleidete sie sich, als wär' ein hoher Festtag. Auch darin zeigte sich ihre Wandlung.

Wie sie an dem kleinen Spiegel stand, den sie auf- und abwenden mußte, um ihre ganze Gestalt darin sehen zu können, wurde sie zum erstenmal in ihrem Leben gewahr, wie hübsch sie aussah. Gegen diese volle und doch schlanke hohe Gestalt ist die Ev' nur ein Schatten. Und auch solche Haare hat sie nicht, so klar und dicht, wie sie jetzt der Heiterethei über die Schulter fallen, herab bis fast auf die Knie, und sie einhüllen, daß sie eigentlich keines Gewandes weiter bedürfte. Nur ein dunkles Gefühl ist's in diesem Augenblick, als wären doch nicht alle Sorgen vorbei, welches sie dem Liesle zurufen läßt: »Es wird alles gut, Liesle, es wird alles gut.« Sie wundert sich, daß dessenungeachtet das Liesle noch wird Milch trinken wollen. »Nimm's doch nicht übel, Liesle, daß ich so lustig bin!« Sie fühlt schon, daß sie es auch bald nicht mehr sein wird.

Und wirklich, es ist nun hohe Zeit, wenn sie gehen will, sich anzubieten; sonst trifft sie niemanden mehr zu Haus.

Sie ist fertig und nimmt das Liesle auf den Arm; denn allein kann sie's nicht im Häuschen lassen. Daß es um den Fritz wär' – wie leicht würde ihr das Sich-Anbieten sein! Um den Fritz könnte sie den großen Weibern kniend abbitten und der Schmerz des zerbrechenden Stolzes würde nur die Wollust des in ihn Sich-Verlierens erhöhen. Wie ist das alles so anders in ihr, als nur gestern noch! Sie drückt das Kind an ihre Brust; sie fühlt halb mit Schrecken, sie ist ihm Ersatz schuldig, denn sie hat den Fritz lieber, als das Kind.

Um das Häuschen herum ist sie schon in der Stadt. Sie fragt sich, wohin sie zuerst will. Daß sie zu keiner von den Wachtstubenweibern gehen wird, ist natürlich. Da steht ein Haus, die obere Hälfte grün angestrichen, die untere blau; die Besitzer der beiden Hälften sind sich feind und verkünden das solchergestalt jedem Vorübergehenden. Der unten hat viel Felder und Wiesen; er fährt auch selbst mit seinen Kühen; vor dem Hause steht ein Leiterwagen. Der Mann ist beschäftigt, die Achsen daran zu schmieren; die Frau sieht aus dem Fenster und spricht mit ihm.

»Einen guten Morgen,« sagt die Heiterethei in ihrer gewohnten Weise. Der Mann entgegnet ihr halblaut, als wünsche er, es mög es niemand hören. Die Frau sieht auf die Seite.

»Weil ich einmal da vorbeigeh. Ihr habt noch Heu draußen. Heint, denk ich, gibt's noch ander Wetter. Da werd't Ihr mehr Leut' müssen anspannen.«

Es kommt ihr keine Antwort zu Hilfe, kein: »ja, wenn Ihr könntet helfen.« Der Heiterethei schwillt das Herz. Ein Blick auf das Liesle läßt sie sich bezwingen. »Ich wär' imstand und hälf Euch den Vormittag aus,« fährt sie fort.

»Ich meint,« sagt dagegen die Frau zu ihrem Manne, »dort käm' der Bas Valtinessin ihr Knecht. Mach', daß du 'rein kommst.«

Die Heiterethei sieht wohl, die Leute fürchten sich vor der Valtinessin. Um nicht Zeit zu verlieren, geht sie weiter und sagt im Gehen: »Ja, es wird mir doch nicht passen. Ihr müßt euch schon allein behelfen dasmal.«

Der Mann, der schon in der Tür war, sieht, daß sie geht, und kommt wieder heraus, um seine Arbeit fortzusetzen.

»Was kann's helfen!« sagt die Heiterethei; »du mußt Milch haben und Brot, du arm's Liesle. Und wenn nur das mit der Ev' ein Traum ist gewest, so will ich mir gern noch mehr gefallen lassen!«

Da kommt der Gurken-Kaspar daher. Ehe er der Heiterethei ansichtig wird, zankt er mit seiner Frau, die ihm mit ihren Töchtern folgt, alle mit Rechen bewaffnet. »Das kommt von deinen Anstalten! Hättst du beizeit dazu getan, so hätten wir nun Leut'. Aber dir fällt's nicht eher ein, daß du eins willst bestellen, als wenn's schon versprochen ist.«

»Da komm ich grad recht,« denkt die Heiterethei.

»Glück zu ins Heu!« sagt sie laut und setzt hinzu, als wenn sie spaßte: »Das Annedorle möchtet Ihr gern mit haben; ich seh's Euch an. Ihr habt nur nicht das Herz, weil Ihr wißt, ich bin immerfort schon auf Wochen hinaus vertan.«

Der Gurken-Kaspar erschrickt und stottert verlegen: »Ja, manchmal, da möcht' man wohl – wunderlich Wetter, das ist – wenn nicht – so aber – hat man sich beinah zu viel vorgesehn . . .«

Der Heiterethei schlägt die Glut ins Gesicht. »Ich glaub' doch gar,« lacht sie, »Er denkt, ich biet' mich an?«

»Ja so,« sagt der Gurken-Kaspar erleichtert. Er war im Zuge, noch einen Scherz mit ihr zu wechseln; seine Frau aber rannte ihm absichtlich unabsichtlich den Rechen an den Kopf. Der Gurken-Kaspar war der Mann, der einen Wink verstand, und wenn er noch feiner war. Er schluckte hinunter, was er hatte sagen wollen, und ging schweigend fürbaß.

Eine von seinen Töchtern aber wandte sich im Gehen: »Weißt du's noch nicht, Annedorle? Sonntag über acht Tag' macht der Holders-Fritz Hochtzig mit der Gringelwirts-Ev'.«

Der Heiterethei wankten die Knie. So war das doch nicht geträumt? In den Schmerz hinein, der sie mit hundert Krallen faßt, hört sie die Mädchen kichern. Sie rafft sich mit aller Kraft zusammen und lacht: »Das wißt ihr heut' erst? Ich hab's beinah schon wieder vergessen!«

Eine junge Frau, die ihr begegnet, sagt zu einer anderen: »Wie das Annedorle sich geputzt hat! Die hat gewiß gedacht, heint schon ist die Hochtzig.«

Die Heiterethei drückt unwillkürlich das Kind gegen das schwellende Herz, daß es zu weinen beginnt. »Werd' ich doch noch was bessers anzuziehn haben zur Ev' ihrer Hochtzig,« lacht sie der jungen Frau über die Schulter nach. Dann wendet sie sich zum Liesle auf ihrem Arm: »Pfui, Liesle, wir weinen nicht. Wir tun den Leuten nicht die Lieb'. Sie denken, sie wollen uns wehtun damit. Lach, Liesle, lach! Und wenn's uns weh tät' bis in den Tod, wir lassen's doch niemand merken. Daß die Gringelwirts-Ev' 's erführ und schnitt ein Gesicht, wie sie's macht? Daß den großen Weibern ihr Jubel erst recht fertig werden tät? Was geht mich der Fritz an? So ein dummer Traum wird doch zu vergessen sein? Ich hab' ihn nicht gemocht und möcht ihn noch nicht, wenn er hundertmal noch ledig wär'. Ich mag den nicht. Ich mag gar keinen! Und so ist's, und nu ist's fertig!«

Aber sie sagt das nur mechanisch. Sie sieht sich verwundert um, wo sie ist. »Ich hab' doch was vorgehabt? Daß ich nur nichts Dummes mach, solang mich die Leut' sehn! Ja, anbieten hab' ich mich wollen. Komm, Liesle, aber gute Worte geben wir nicht.«

Das wurde denn ein wunderlich Anbieten, wie es in Luckenbach wohl noch nicht gesehen worden ist, seit das gute hölzerne Städtchen auf seinen steinernen Füßen steht. Man meinte, wer nach solchen Sünden etwas von den Leuten haben wollte, der müsse auch Reue zeigen und sich demütigen. Aber das tat die Heiterethei nicht. Sie betrieb die Sache mit einem Übermute, der größer und beleidigender erschien, als ihr früherer, weil er mühsam erkünstelt war. Hinter jedem Lachen stak ein mühsam zurückgedrängtes Weinen, und jenes gebärdete sich nur deshalb so wild, damit dieses nicht den Mut gewinnen sollte, hindurchzubrechen.

Wenige waren so ehrlich, zu gestehen, daß sie in dem Gewebe von Vetter-, Basen- und Arbeitskundschaft mit Armen und Beinen gefangen seien. Der Hohn, der ihr an anderen Orten unversteckt entgegenkam, steigerte ihre künstliche Laune nur immer höher. Es war, als sei ihr eigentlich an der Arbeit gar nichts gelegen und sie verlange, man müsse sich bedanken, wenn sie sie nur annähme. Und wenn es jemand nicht über sich gewinnen konnte, ihr geradeaus abschlägig zu antworten, half sie ihm selber Vorwände zu erfinden. Es schien, sie sei froh, keine Arbeit finden zu können.

So äußerlich fiebernd im Übermute und innerlich zusammenbrechend in Schmerz und Sorge, traf sie auf dem Heimwege mit dem Meister Schramm zusammen, der ihrer Mutter Kurator gewesen war und nun ihrer war.

Der Meister sah sich kopfschüttelnd um. Er war derselbe, dessen roten Kirchenfrack der alte Holunder angehabt, und ging vielleicht nur deshalb in Hemdärmeln und blauer Schürze, weil der Leiher ihm das Gewand noch nicht wieder zurückgegeben. Er war, wie wir wissen, das lebendige Lokalblatt des Städtchens, was die Meldung von Hochzeiten und Todesfällen betraf. Bei letzteren spielte er – wir haben das aus der poetischen Beschreibung im Munde der Beutlerin erfahren – eine große und erbauliche Rolle.

Dieser Mann sah sich fast ängstlich um, als er von der Heiterethei eingeholt wurde, und da er keines Zeugen ansichtig geworden, sagte er: »Ich bin eigentlich sozusagen auf dem Weg zu Ihr.«

Die Heiterethei nahm keine Rücksicht darauf, daß er sich über sein eigenes Vorhaben zu wundern schien; sie sagte: »Da haben wir einen Weg,« und schritt voran.

Der Meister wußte es so einzurichten, daß kein Vorübergehender merken konnte, er folge der Heiterethei. Er hätte dies ohnehin nicht gekonnt, ohne seiner Gravität etwas zu vergeben; so schnell lief das Mädchen vor ihm her.

Als er sie an ihrem Häuschen endlich einholte und die Heiterethei erst nach dem Schlüssel suchen und dann die Tür aufschließen sah, da schien seine stehende Verwunderung in betreff der unnötigen Zeremonie mehr als gerechtfertigt.

Drinnen setzte die Heiterethei das Kind, das ihr nie so schwer geworden, auf den Boden nieder und gab ihm ein paar Kartenblätter zum Spielen, die einzigen Überbleibsel des Wachtstubenglanzes.

Der Meister verwunderte sich auch hierüber und sagte dann: »Sie ist heut herum gewest wegen Arbeit, Annedorle; ich bin nicht heimgewest, wie sie in mein Haus ist gekommen. Arbeit hätt' ich Ihr freilich auch nicht können geben – von wegen . . .«

»Weiß wohl,« half ihm die Heiterethei. »Er hat der Leut' schon zu viel. Ich dacht' auch nur, weil ich eben vorbei bin gegangen.«

»Der Leut' wegen so just eigentlich gerad nicht. Und wenn ich schon genug zur Arbeit hab', vom Essen hätt' immer noch was können abfallen. Nur freilich halt zwar müßt' Sie sich das bei Abend holen von wegen der Leut' halben.«

Dieses Anerbieten war der Heiterethei kränkender, als aller Hohn, den sie heut erfahren hatte. Der weiße Druckflecken zeigte sich auf ihren Wangen, ehe sie lachend erwiderte: »Essens wegen?«

Der Meister aber schien dasmal nicht aus bloßer Verwunderung den Kopf zu schütteln. »So wär's doch wahr,« sagte er halb unwillig, halb bedauernd, »was die Leut' sagen, daß Sie zu essen weiß, ohne zu arbeiten? Und daß man Ihr angesehen hätt', Sie ging so ordentlich recht just bloß zum Schein um Ärbet, und Ihr wär's um Ärbet gar nicht zu tun? Und ich seh', Sie hat auch keinen Mangel an Kleidern, das wär' am Sonntag gut genung in die Kirchen, was sie anhat da. Sie ist nicht von mein'n Leuten, aber daß Ihr Vater und Mutter seliger sich im Grab sollen umwenden, daß so was aus Ihr wär' geworden, da hab' ich doch erst noch eine Vormahnung wollen versuchen.«

Die Heiterethei hielt sich mit solcher Gewalt zurück, daß ihr ganzer Arm erbleichte. Sie schob dem Ausbruche, den sie selber fürchtete, eine Frage als Riegel vor, um ruhiger zu werden.

»Er merkt wohl, wo solche Reden hingehören,« sagte sie. »Was steckt Er denn da in der Ecken? Da ist ein Stuhl und eine Ofenbank.«

Der Meister Schramm aber drückte noch inniger die Wand an sich oder sich an die Wand.

»Ich meint' doch,« sagte er, »es ist just gerad recht genug, daß ich daher bin gekommen, und ich müßt' mich nicht noch durch die Wetterlücken den Leuten zeigen und meine Reputation verlieren. Sagen doch die Leut', Ihr ist's gar just gerad recht gewest, daß der Regen die Wand' hat verschwemmt; so könnten's die Leut' in der Nachbarschaft nicht am Türauf- und -zugehen hören, wenn's zu Nacht etwa Besuch gäb' bei Ihr. Ich will ja nicht meinen, die Leut' hätten recht. Aber eine ledige Weibsperson, wo allein wohnt, sollt's gar nicht dazu kommen lassen, daß so eine Frag' nur überhaupt ohnehin überdies könnt' entstehn. Das Annedorle, mein' ich, kann nix Besser's tun, als daß sie sieht, wie sie, je eher je lieber, unter die Hauben kömmt. Denn man vernimmt ja, daß der und jener noch Lust hat, sie drunter zu bringen. Und die können sich weiterhin auch noch der Sach' bedenken. Wo Gelegenheit, da, meinen die Leut', wird sie auch benutzt. Ein'm ledigen Mädle wird überhaupt ohnehin überdies von selber schon scharf nachgerechnet, und wo die Leut' gern das Schlimmst' glauben, da geben sie sich nicht noch Müh', die Sach' erst nachzusehn, ob ihr wirklich so an dem ist. So machen's die Leut'. Ich meinesteils, was mich betrifft, will gern nix Schlimm's von Ihr meinen, und darum wär mir's recht, wenn Sie den Beck nähm'. Der hat mir's schon lang lassen merken, daß er Lust hat, das Annedorle zu frein, so gut und schlimm, wie sie ist. Aber das Kind da, das müßt' Sie freilich erst von sich tun.«

Die Heiterethei fuhr vor Entrüstung von dem Stuhl empor, auf den sie sich gesetzt. »Den?« sagte sie mit Verachtung. »Der sein eigen Kind nicht haben will? Er will nichts Schlimm's von mir glauben und meint, ich nähm' den?«

Der Meister Schramm schüttelte jetzt unzweifelhaft vor Verwunderung den Kopf. »Bei dem,« meint er, »bedächt' sich die Valtinessin selber nicht. Er hat acht Küh' und kann's kaum erbacken, was er verkauft.«

»Warum heirat't er,« fuhr das Mädchen fort, »die Küh' nicht selber, wenn er sich so in sie verschameriert hat? Ich mag keine Kuh und auch kein'n Ochsen. Ich kann's noch allein ermachen. Ich brauch' keinen, und wär' er der Herrgott selber. Und mit seinen Leuten? Als wenn ich den'n was Lieber's tun könnt', als daß ich schlecht tät' werden.«

»Mög' das sein, wie es will,« sagte der Meister, indem seine Verwunderung einen Amtsrock anzog. »Aber überhaupt ohnehin überdies darf das Annedorle nicht denken, daß wir von Gerichts wegen so ein Ärgernis werden dulden, wie das Häusle da jetzund der ganzen Stadt gibt. Und Sie wird wohltun, wenn sie's nicht dahin läßt kommen, daß wir von Gerichts wegen einen Polizeier zu Ihr schicken.«

Der Heiterethei erblaßte der ganze Arm. »Es soll mir nur einer kommen,« sagte sie, »ich will's ihm schon sagen! Das Häusle ist mein. Es gibt mir niemand nix dazu. Und wenn ich die ganzen Wänd' heraus mach und nix lass' stehn, als die bloße Decken. Ich will's ihm schon sagen, daß er für sich soll sorgen und andere Leut' in Ruh' soll lassen.«

»Ihr red't wie ein Weibsbild,« entgegnete der Meister und wunderte sich über die geistige Überlegenheit, die er der Heiterethei gegenüber entwickelte. »Ihr red't wie ein Weibsbild, und einem Weibsbild nehmen wir von Gerichts wegen nichts übel. Denkt Ihr denn, der Polizeier kommt für sich? Ihn schickt die Obrigkeit, und die Obrigkeit hat die Gewalt, das heißt wir von Gerichts wegen, und wir von Gerichts wegen dürfen Ärgernis nicht leiden, und nicht der Polizeier, der nur kommt, wenn er wird geschickt. Na, ich hab' Ihr gesagt, was ich als Ihr Kurator Ihr hab' sagen müssen. Tu Sie nun, was Sie will, aber mir kann Sie hernachen keine Schuld geben.«

Damit knüpfte der Meister die Weste unter seiner Schürze zu und schien sich über die Anzahl der Knöpfe zu verwundern. Dann verwunderte er sich über den Weg, den er ging, und war noch nicht damit fertig, als er aus der Heiterethei Augen verschwand.

Die Heiterethei hatte keine Zeit, Betrachtungen über seine Verwunderung anzustellen, ja, nicht einmal über ihre eigene Lage. Das Kind forderte ungestüm das Stückchen Brot, das es nach der bisherigen Hausordnung schon vor einer Stunde hätte haben sollen. Sonst, wenn es so vor ihr stand und mit drolliger Ernsthaftigkeit eine Strafrede in unbekannten Sprachen hielt, pflegte sie es lachend zu küssen. »Recht so, Liesle,« sagte sie dann wohl; »du wirst auch einmal eine Heiterethei und bleibst den Leuten kein' Red' schuldig!« Dasmal, nachdem sie vergeblich alles durchsucht, wo noch ein Kreuzer sich verkrochen haben konnte, riß sie das Kind mit plötzlichem Entschluß in die Höhe und lief aus dem Häuschen, ohne es zu verschließen. Fast hätte sie unwillkürlich das Vorhandensein der Lücke durch die Tat anerkannt.

Sie hatte nicht weit bis zu dem stattlichen Hause des Becken. Die Heiterethei hatte sich von der Wahrheit der Meinung ihres Kurators überzeugen können, der Semmelbeck könne kaum erbacken, was er verkaufe. Der Laden neben der Haustür war förmlich belagert. Zwei Arme, welche die äußersten der ganzen Armwelt vorstellen konnten, fuhren bald mit Backwerk aus dem Ladenfenster heraus, bald mit Geld hinein und kamen dabei zuweilen unabsichtlich in Kollision miteinander. Der eine gehörte einem unreifen Lehrjungen, der andere einer überreifen Magd. Aber die Heiterethei hatte für das alles keine Augen und keinen Sinn.

Sie rannte an diesen Beweismitteln vorüber und mit solcher Hast durch die Hausflur in die Stube, daß man wohl sah, sie eilte, einen Entschluß auszuführen, ehe er sie gereuen könnte.

Der dicke Meister war eben in der Stube und saß behaglich beim Frühstück. Er sah aus wie die gesegnete Mahlzeit selber und schwitzte leise vor Wohlsein. Alles an ihm war behaglich, ja mehr als behaglich, seine weiße Jacke dehnte sich ordentlich um den wohlgenährten Leib, der Schweiß auf seinem kahlen Vorderhaupt, der Mehlstaub, mit dem er eingepudert war, die weiten Hausschuhe, alles zerfloß vor Üppigkeit.

Erst schien er sich über das Kommen der Heiterethei zu verwundern, aber auch die Verwunderung zerfloß in ein lüsternes Lächeln. Er nickte halb dem Gedanken, der ihm kam: »Hm, ist das wilde Ding endlich mürbe?« halb der Heiterethei selber vergnüglich zu.

Sein bloßer Blick machte die Heiterethei vor Scham und Unwillen erröten. »Er braucht nicht so zu nicken,« sagte sie zwischen Verachtung und Zorn. »Das Kind da will essen. Weiter ist's nix.« Sie ergriff ein dort liegendes Brot, und man sah an der Bewegung, mit der sie es anfaßte, daß ihr der Ekel vor dem Mann auf seine Ware überging.

»Ja,« rief ihr der Bäcker nach und zerfloß in die Worte: »Wenn das Dorle bei mir bleibt, soll das Kind zu essen haben, was es mag, und das Dorle mit. Und meinetwegen kann's auch dableiben.«

Die Heiterethei wandte sich in der Tür. Das Kind kam ihr beschmutzt vor, wenn er es nur nannte.

»Das Kind ist mein, und Er soll's nicht auf die Zunge nehmen!« sagte sie.

Der ganze Bäcker zerfloß in ein Lachen. »So seh' ich nicht,« entgegnete er, »warum ich ihm zu essen geben soll, wenn's mich nichts angeht.«

Die Heiterethei stand einen Augenblick überrascht. Die Wahrheit der Äußerung traf sie so stark, daß sie das Brot wieder auf den Tisch legen mußte. Aber mit einem Ausdrucke, als wär' es nicht darum, sagte sie: »Daß er meint, es wär' gestohlen? Von seinem Brot soll's gar nicht essen. Und es mag's nicht einmal!«

Der Bäcker lachte ihr nach, dann dehnte er sich vor behaglicher Gewißheit. »Elend macht ein schön Feuer unter die Leut'. Wenn das Küchelchen noch nicht gar ist, mir ist's gar nicht bang, daß sie's nicht noch wird.«

Die Heiterethei aber sang und scherzte mit dem Liesle den ganzen Weg zurück, bis sie allein mit dem Kinde in ihrem Kämmerlein war.

Dann aber brach's wie ein Gewitterregen aus ihren Augen. Daß ein solcher ein braves Mädle nur in seinen Gedanken schlecht machen und beschmutzen konnte! Daß man's ihm nicht wehren konnte, von einer wie von der andern zu denken!

Aber draußen hatt' es schon einigemal gepocht und gelacht. Jetzt wurde das Pochen und Lachen so laut, daß sie es durch den inneren Tumult hindurch hören mußte.

Mechanisch drückte die Heiterethei ein angehauchtes Tuch gegen die Augen, als die Kammertür hinter ihr aufging. Zorn, daß es jemand wagen konnte, in ihr innerstes Heiligtum einzudringen, verwischte schnell jede Spur des Jammers.

Hatte die Verleumdung ihres Rufes schon einem Wüstling Mut gemacht?

Alle Muskeln der großen, schlanken Gestalt schwollen an, wie sie's herumriß nach der Tür. Weiß wie ein Marmorbild am ganzen Leibe vor Spannung der Haut stand sie da.

»Guten Tag herein,« sagte eine leichtfertige Stimme.

In der Tür erschien eine weibliche Gestalt, kleiner, als die Heiterethei und ihr zugleich so ähnlich und so unähnlich, als ein Mädchen dem anderen sein kann. Es waren zwei ganz verschiedene Worte, aber mit denselben Schriftzügen geschrieben. Eben das, worin ihre Ähnlichkeit lag, machte sie sich unähnlich. Wie anderer Natur war das Kinderartige, Trotzige, Mutwillige an der Heiterethei, wie anderer an ihrer Schwester! Wie spröde, geschlossen und abwehrend in den Zügen und Bewegungen der Heiterethei, wie sorglos hingegeben und doch absichtlich lockend im Ansehen und Wesen der Schwester; die Heiterethei immerwährende Spannung, steter Nachlaß die Schwester. Dasselbe Auge ließ dort kaum den Augapfel völlig sehen und zeigte hier sein ganzes Weiß; von jenem Mund entblößte das Lachen kaum die weißen Zähne, hier machte es das ganze rosige Zahnfleisch zugleich sichtbar. Und ähnlich verhielt es sich mit Denkart, Stimme, mit dem ganzen Wesen.

Die Heiterethei erkannte die Schwester und trat ihr ernst abwehrend entgegen. »Du hast vor fünf Jahren nicht wieder ins Häusle sollen kommen,« sagte sie; »was willst du schon, wo das zweit' erst angefangen hat? Und weißt, daß ich auch das leichtfertig Lachen nicht leiden kann. Schickt dich deine Herrschaft zu mir und was willst du?«

»Als wenn man immer geschickt müßt' sein,« entgegnete die Schwester, indem sie sich geschmeidig hereindrehte aus der Tür in die Kammer. »Und eine Herrschaft hab' ich eben nicht.«

»Sie hat dich fortgeschickt?« fragte ernst die Heiterethei.

Die Schwester tritt erst unwillkürlich vor dem Blicke der Heiterethei einen Schritt zurück, dann sagt sie trotzig, aber sie weiß, daß der Trotz sie hübscher macht. »Ich bin selber gangen. Die Leut' meinen, Tanzen ist Sünd', und ich will meine jungen Jahr' genießen. Andre machen's auch, so heilig sie sich stellen.« – Das ganze Zahnfleisch wurde sichtbar, als sie lachend an der Heiterethei sich vorbeischmeicheln wollte. »Und nun sei nicht mehr dumm. Was macht's? Ist's gesund?«

Die Heiterethei vertrat der Schwester den Weg zu dem Kinde. Es sah aus, als wenn ein üppiges Schlingkraut sich um eine hindernde Marmorsäule herum vorbeiwinden wollte. »Wärst du ordentlich worden,« sagte die Heiterethei; »aber so, ich sag' dir, du rührst's nicht an.«

»Hm, weil du so ordentlich bist?« lachte die Schwester, und nie sah sie der Heiterethei unähnlicher. »Ich war einmal so dumm, daß ich anders hab' werden wollen, weil ich gedacht hab', du wärst so; weil ich nicht gewußt hab', daß du dich nur so stellst. Du brauchst mich nicht so von oben anzusehn. Wenn's was Schlimm's ist, so ist die, die vor den Leuten nicht besser will sein, als sie ist, immerfort noch nicht die Allerschlimmst'. Und zumal, wenn's die Leut' doch wissen.«

»Was wissen die Leut'?« fragte die Heiterethei, indem sie einen Schritt nach der Schwester zu tat.

Die wich zurück und sagte nicht so mutig, als vorhin: »Frag' sie selbst, aber ich denk', du wirst's immer noch besser wissen, als die Leut'.«

»Du gehst hinaus,« sagte die Heiterethei gebietend. »In dem Häusle da waren immerfort brave Leut'.«

Die Schwester fügte mit noch kleinmütigerem Trotze hinzu: »Kann sein, einmal.«

»Einmal und immer noch, und darum sollst du hinaus. Wen die Leut' schlecht machen, der ist darum noch nicht schlecht.«

Die Schwester wollte im gleichen Tone antworten. Es verdroß sie, daß die Schlimmere noch den Sittenrichter spielen wollte. Überdies war sie die ältere und hatte darum mehr Recht, hier zu gebieten. Aber es kam doch nur wie verbissen heraus: »Aber wer's selbst tut, meinst du, und drum bist du's nicht.«

»Ich sag' dir's noch einmal,« fuhr die Heiterethei fort; »die selig Mutter hat sich meiner noch nicht geschämt, wenn sie hat herunter gesehn. Und drum lach ich nur, was die Leut' sagen.«

Die Schwester sammelte ihren ganzen Trotz, um nach dem Kinde vorzudringen. Sie wollte es küssen. Es schrie und langte nach der Heiterethei, die es aufnahm und unwillkürlich mit der Hand abwischte, was die Schwester an ihm berührt.

»Ich sag',« drohte die Heiterethei, »und das Kind soll wieder brav werden, wie seine Großmutter war. Die Kinder haben einen Engel; der macht's, daß es nicht zu dir mag. Und nun gehst du und kommst nicht wieder, bis du brav worden bist, daß es zu dir mag und du darfst es angreifen. Weil ich's hab' genommen, daß es soll brav werden, und plag' mich seinethalben Tag und Nacht, sagen die Leut', es ist mein Kind. So sind die Leut', und du weißt, wem es ist, und könntest dran erkennen, wie die Leut' sind. Red', wie du willst; du mußt mir's noch einmal danken. Du müßtest sagen: so ist sie nicht, wie sie die Leut' machen, aber dir wär's recht, wenn alle wären wie du, daß du nicht brauchst zu denken, du sollst auch besser werden. Und drum glaubst du's mit Gewalt, obschon du weißt, es ist nicht wahr. Und – nun kennst mich zu gut, als daß du nicht auf der Stell' fortgingst. Kommst du brav wieder, soll ich deine Schwester sein und das dein Kind. Und so ist's, und nu ist's fertig!«

Die Schwester machte noch eine vergebliche Anstrengung, sich der Heiterethei gegenüber so stolz aufzurichten, als diese tat; dann brach sie zusammen vor der Kraft der Wahrheit. Sie hatte nicht den Mut, noch ein leichtfertig Wort zu sprechen; aber noch Trotz genug, ihr Unrecht nicht einzugestehen. Einen Augenblick stand sie noch unschlüssig, ohne das Ansehen der Heiterethei ertragen zu können. Sie warf noch einen Blick auf ihr Kind und ging weiter. War es die Erinnerung an die Zeit, wo sie besser war und glücklicher, die ihr der alte Holunder zurauschte, oder der Zustand des Häuschens, in dem sie Kind gewesen war: etwas traf dieses leichtsinnige Herz, stark genug, ihm eine Träne abzupressen. Sie rang noch einen Augenblick stillstehend mit ihrem Trotze, dann kam sie zurück und bot der Heiterethei die Hand. Die gab die ihre nicht. Sie sagte: »Wenn du wieder brav bist, hernachen komm!«

Die Schwester wollte lachen, aber es gelang ihr nicht. Eine kurze Weile und sie war in den Weiden verschwunden.

So lange wartete die Heiterethei, dann schloß sie die Kammertür hinter sich und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Ihr Stolz brach zum erstenmal völlig zusammen im Geständnisse: »Ein ledig Weib ist das elend'st Ding auf der Welt! Wie anders hat's da ein Mann! Nicht allein, daß sie recht tut, sie muß auch sorgen, daß ihr's recht ausgelegt wird. Ein ledig Weib ist wie ein Mäuschen, dem alle Welt auflauert, und wenn es niemand ein Weh zufügt. Was hilft ihr all ihre Kraft? Gegen die Schläge der Verleumdung kann sie der stärkste Arm nicht schützen. Der schwächste Mann ist stark gegen sie. Nicht einmal ihr etwas übel zu nehmen hält man der Mühe wert. Ein Mann kann aufstehen, auf den Tisch schlagen und zur Rechenschaft ziehen, wer ihn schlecht machen will. Und woran wär' er so tief zu verletzen, als ein Weib an seiner Ehre? so unwiderbringlich? mit einem bloßen Blick, einem bloßen Gedanken?«

Und was nun beginnen! Um Arbeit betteln? Das kann sie nicht. Lieber sterben! Das Häuschen, ihr letztes, fällt ein; sie kann's nicht stützen. Das Häuschen, darin sie als Kind gelacht und geweint und die Mutter sie lieb gehabt. Hätte sie nur ein Herz, von dem sie wüßte, es trüg unausgesprochen an ihren Schmerzen mit! denn klagen könnte sie nicht! Die Mutter liegt draußen im Gottesacker; die Annemarie ist fortgezogen; ihre Schwester hat dem Häuschen Schande gemacht; mit dem Kinde hat sie täglich gesprochen, aber es hat ja doch noch kein Herz, das ihre Lage fassen kann. An den alten Holunder, der eben über ihr kratzt und rauscht, als wollte er sie an ihn erinnern, denkt sie nicht; und wenn sie an ihn dächte, er hat andere Leiden und Freuden, und sie muß ihm erst die Seele leihen; seine Seele ist ihr eigen Mitleid und ihre eigene Mitfreude mit sich selbst. Und was soll aus dem Kinde werden? Wird sie's erhalten können und brav erziehen, wie ihre Mutter sie? Wenn sie stirbt, was soll aus ihm werden, wo niemand es lieb hat, und so arm, ohne Mutterpflege und Vaterschutz? »Am End' ist's besser für dich und das Kind, weg von der Welt, wo einen die Leut' durchaus schlecht wollen haben!«

Immer lockender rieselt draußen der Bach, so viele Mühe sich auch der alte Holunderbusch gibt, ihn zu überrauschen. Immer lockender wird das Bild der heimlichen Stelle darin, wo sie so oft und erst diesen Morgen noch kaum die Lust überwunden, sich hineinzustürzen, nicht bloß zum flüchtigen Bad. Diesen ganzen Tag hat sie's immer in ihre Gedanken hineinrauschen hören, als rief es sie; sie wußte nicht, warum; jetzt weiß sie es. Und der Fritz – der sie jetzt vielleicht verhöhnt mit der Gringelwirts-Ev' – wenn er's hört, es muß ihn schmerzen, er muß an sie denken, so oft er Weiden haut; jeder Reif auf seiner Schnitzbank muß ihn an die Stelle erinnern, wo die schönsten Weiden stehen und wo . . . Es packt sie wie ein Schwindel. Sie reißt das Liesle vom Boden auf mit wildem Entschlüsse. Sie wendet sich, die Kleine auf dem Arme, nach der Tür. Da meint das Kind, die Pflegemutter will mit ihm spaßen. Es schlägt die Hände zusammen und jauchzt laut auf. Sie läßt es sinken und sinkt ihm nach in die Knie und küßt es und weint laut, und küßt es und weint immer wieder, bis sie alles von dem Herzen heruntergeweint hat, was es belastet.

Wie schüttelte sich der alte Holunder vor Freude und Schmerz zugleich, als der Heiterethei einfiel: »es ist noch Welt außer Luckenbach, wo's nicht mehr heißt: Respekt muß sein im Haus vor den dummen großen Weibern! Warum heißen sie mich die Heiterethei? Warum hat mir der lieb Gott die starken Arm' gegeben und das lustig Herz, wenn ich's nicht sollt brauchen für das Liesle und mich selber?!«

Wieder nimmt sie das Kind auf den Arm: sie jauchzt mit dem Kind um die Wette. »Guck, Liesle, wie wir dumm sind gewest! Der reiche Metzger am Markte, wie oft hat er gefragt: Was will das Annedorle für ihr Häusle? Komm, Liesle, wir gehn gleich hin!«

Als sie mit dem Kinde hinaustritt durch die Lücke – denn nun ist ihr's gleich, was die Luckenbacher denken davon – in die heitere Mittagssonne, langt das Liesle nach einem gelben Schmetterling. Der ist eben auf dem Weg vom Holunderbusch in das Gärtchen drüben. Dort setzt er sich auf eine rote Bohnenblüte gleich neben dem großen Stachelbeerbusch. An diesem bleibt das Auge der Heiterethei, das ihm folgte, haften.

»Wenn die Stachelbeeren reif wären! du bist hungrig, du arm's Liesle, und ich auch. Das merk' ich jetzt erst. Ja, die alt Annemarie hat recht gehabt. Wenn's nur den Menschen einmal wieder hungert, hat sie gesagt, hernachen ist dem Tod sein Heu verregnet. Dazu kommt dort – aber er ist's doch nicht! Ja, er ist's doch! Der Holders-Fritz ist's; der Holders-Fritz ist's wirklich, der dort von den Weiden heraufkommt. Wie sieht er anders aus, als sonst! Er hat eine weiße Weste unter seinem Rock und auch ein ordentlich Halstuch an. Was will er –?«

Fast wäre die Heiterethei so töricht gewesen, vergeblich zu erschrecken. Was sollte er bei ihr wollen? Den Schloßweg hinauf will er. Es ist der kürzeste Weg zu seiner Braut; der hochmütige Giebel da oben, der ist ja vom Gringelwirtshaus.

Aber sie ist schon erschrocken, so töricht das ist.

Wenn er sähe, daß sie über ihn erschrocken ist – das darf er nicht wissen, wie ihr's um das Herz ist. Niemand darf's wissen. Um alles nicht! Das wär' erst ein gefunden Fressen für die Leut', für die Gringelwirts-Ev', für die Valtinessin, für all die großen Weiber und – für ihn selber mit! Und wenn sie aller Welt Spott jetzt tragen kann, den seinen könnte sie nicht tragen; nicht einen Blick von ihm, der so aussähe, keinen Laut von ihm, der so klänge!

Sie setzte das Kind an den Stachelbusch nieder; zum erstenmal vergißt sie, daß es unreife Beeren abreißen und essen kann. Sie selber sieht sich vergeblich nach einer Zuflucht um, wo er sie nicht gewahr werden soll. Aber schon kommt er näher. Sie bückt sich, entfernter vom Zaune, abgewandt vom Wege, den er kommt, nach einem Gelblackstöckchen, das mitten in der Petersilie steht. Der Atem vergeht ihr fast; sie sieht auf die gelben Blumen herab mit einer Angst, als hinge Tod und Leben für sie an der Zahl ihrer Blätter. Die Angst wächst, wie ihr der Traum einfällt. Hier stand sie ja im Traume mit dem Fritz. So hell war's und so warm, und ein so fröhlich Rauschen zog durch Büsche und Kräuter.

Der Holders-Fritz ist indes an den Zaun gekommen.

»Sieh,« sagte er, »was ich dir hab' mitgebracht, Liesle!«

Er hält einen Stromweck in die Höhe, so gelb gebacken und glänzend, daß das hungrige Kind die unreifen Beeren fallen läßt, die es eben in den Mund stecken wollte. Es kommt ans Staket und langt danach. Der Holders-Fritz gibt ihm den Stromweck, und es fürchtet sich so wenig vor dem »wilden« Fritz, als wär's all seine Tage mit ihm zusammen gewesen.

Der weiß aber auch nicht, was er sagt, der ihn jetzt noch den wilden Fritz nennt. Er ist ein ganz anderer als sonst. Da ist nichts mehr von dem übernächtigen, gedankenlosen Blick, von der dunklen Röte in seinem Gesicht; nichts mehr von dem herausfordernden, schlagfertigen Wesen. Er hat vielmehr etwas Ruhiges, Sinnendes in seinen Zügen, das lange Haar ist bedeutend kürzer geschnitten und fliegt ihm nicht mehr so wild verworren um das Gesicht. Der Blick, die Stimme kommen tiefer aus seinem Innern hervor; die Stimme ist nicht mehr so heiser und gewaltsam in die Höhe getrieben. Er ist schlanker als sonst; alles an ihm ist milder und bescheidener und dennoch männlicher. Er ist ein ganz anderer; er ist nun erst der richtige Fritz, den der liebe Gott in ihm erschaffen wollte.

Das hungrige Liesle beißt tüchtig in den Stromweck ein; der Fritz spricht erst mit ihr und übersetzt sich die Reden, die sie in unbekannten Sprachen hält, so gut es gehen will; währenddes ist er herangetreten an den Zaun; nun sagt er ganz leise: »Dorle!«

»Das ist doch dieselbe Stimme, wie den Morgen im Traum,« denkt die Heiterethei in ihrer wachsenden Angst. »Und wie er so freundlich mit dem Liesle ist, das alle Leut' sonst scheel ansehn! Das ist schön von dem Fritz; das will ich dem Fritz nicht vergessen, und wenn er . . .«

»Dorle,« sagt er noch einmal.

Aber sie läßt ihn noch zweimal rufen, ehe sie tut, als würde sie ihn eben erst gewahr. Und sie kommt auch nicht näher an den Zaun; kaum daß sie die Augen nach ihm hinzuwenden scheint.

»Wer weiß, ob ich dich noch einmal allein find',« fährt er nun fort. »Ich wollt' dich nur was fragen.«

Mit einem Blick übersieht sie die ganze Veränderung, die mit ihm vorgegangen ist.

»Mich?« fragt sie so gleichgültig und verwundert, als sie kann.

»Ja, dich,« entgegnete er.

»So frag'. Aber mach'; ich hab' nicht viel Zeit.«

»Du hast bei mir aufgeräumt . . .«

»Aufgeräumt? Wer? Ich? Bei dir?«

»Ja, du; und bei mir. In meiner Werkstatt in den Stadeln, da am Gründer Weg.«

Wenn doch nur ein Baum da herum Ja spräche! Die Heiterethei kann's nicht, und hinge, wer weiß was davon ab.

»Guckt doch,« lachte sie. »Ich hab' weiter nix zu tun, als daß ich jedem Schlenkerlesjörg da aufräum!«

Der Holders-Fritz wird dennoch sichtlich freudiger.

»Wenn du nicht rot würd'st, wollt ich's glauben,« sagte er schnell. »Und du wirst noch immer röter.«

»Er tät' sich freu'n,« denkt sie, »sagt' ich Ja. Warum nur? Was hat er damit?« Aber sie sagt: »Freilich, weil ich mich schäm, daß du so einfältig red'st. Und weil ich mich gebückt hab'. Der Bader sagt immer, ich soll Aderlassen. Wenn du deinen Spott haben willst, geh zu deiner.«

Der Holders-Fritz sagt, so ernst er kann: »Ich spott nicht. Ich denk eben, du sollst die Mein' sein.« Ein kleines bißchen Schelmerei war unter den Ernst gemischt, mit dem er fortfuhr: »Ich hab' gedacht, du brauchst's nicht bei Nacht zu machen; du könnt'st am Tage tun.«

Die Heiterethei hörte den Ernst nicht vor der Schelmerei.

»Ich hab' dir nix gemacht,« sagte sie gereizt, »und deine Gered' leid' ich nicht. Und nun gehst du deiner Weg'. Ich hab' noch nichts mit einem ledigen Bursch gehabt, geschweig mit einem versprochenen; am wenigsten mit dir. Ich dächt, du weißt's gut genug. Und ich hab' mehr zu tun, als Maulaffen feilhalten, und du läßt mich gehn; und so ist's, und nu ist's fertig!«

Der Holders-Fritz schwieg einen Augenblick. Dann begann er wieder: »Dorle, hörst du?« Und als sie hartnäckig schwieg und tat, als meinte sie, er sei schon gegangen, setzt er hinzu: »Na, nix für ungut. Ich hab' nur wollen wissen, wie du denkst, 's war nur gefragt, und eine Frag' ist kein Donnerschlag.« – Dennoch wartet er eine Weile. Wie er sieht, sie antwortet doch nicht, geht er weiter.

Sie kauert währenddes wieder am Lackstock und rauft unbarmherzig in die Petersilie hinein, damit es scheinen soll, sie habe wirklich notwendig zu tun. Aber sie fragt sich: »Ich denk' eben, du sollst die Mein' sein – was will er damit?«

Der Holunder nickt ihr von drüben zu: »Laß ihn nicht fort.« In den Bohnen vor ihr flüstert die Luft: »Er will dich ja, nur dich; aber weil er denkt, du willst ihn nicht, muß er ja zur Gringelwirts-Ev'. Schon aus Stolz ja muß er das nun.« Doch sie weiß ja selber, ihr ganzes Leben geht mit ihm von ihr, aber sie kann ihn nicht aufhalten, nicht durch einen Wink, nicht durch einen Vorwand, wenn sie auch einen wüßte. Ja, ständ er vor ihr und fragte noch einmal, sie könnte ihn nichts merken lassen. Um so weniger, je mehr sie fühlt. Es ist, als führte gar kein Weg mehr aus ihrer Seele in die Welt! immer weiter außen ist die Welt, immer tiefer drin die Seele.

Auf dem Schloßweg, auf der Stelle, wo der alte Diktes die Stunde zu rufen pflegte, bleibt er stehen, der Fritz. Will er wieder zurück? Nein, das Gehen wird ihm schwer. Er ist ja noch krank, und daran ist sie schuld. Jetzt geht er weiter. Ruft ihn denn niemand zurück? Und doch erschrickt sie, wie sie rufen hört: »Fritz!« Das Kind ist's, das gerufen hat. Das Kind, das nicht reden kann. Und ganz deutlich hat es »Fritz!« gerufen.

Und er hat es gehört; er bleibt wieder stehen, er kehrt um.

Wer hat das Kind »Fritz« sagen gelehrt? Die Heiterethei selber, ohne daß sie es wußte, wenn sie vom Fritz mit ihm sprach. Das wird er nun erraten. Er muß denken, sie hat's dem Kinde angelehrt, ihn zu rufen.

Und schon steht er wieder am Zaun. Den rechten Arm in der Binde lehnt er in die Blätter und Blüten des Zauns.

»Du hast mich gerufen, Dorle,« sagte er matter als vorhin. »Ich konnt's ohnehin nicht glauben, daß du mich wirst gehen lassen.«

»Ich?« entgegnete sie, das brennende Gesicht abwendend. »Was dir einfällt! Ich hab' nicht an dich gedacht.«

»So war's das Liesle.«

»Das?« lachte sie.

Er fragt das Kind, das er mühsam auf den linken Arm nimmt.

Sie läuft hinzu und hält dem Kinde auf seinem Arm die Hand vor den Mund. »Sei nicht so dumm,« sagt sie hastig zu ihm. »Das Kind kann kein Wort reden.«

»Als nur Fritz?« fragt er, blasser als vorhin, aber wieder mit einem Anfluge von Schelmerei. »Das ist doch kurios.«

»Das ist nicht kurios,« sagt sie noch hastiger. »Weil dem Nachbar sein Kater Fritz heißt.«

»Der dort?« fragt der Fritz und lockt ihn: »Komm, Fritz; Fritz komm. Der muß anders heißen,« fährt er fort, »oder er hat seinen Namen vergessen. Das Vergessen scheint überhaupt hier Mode.«

Die Heiterethei ist ganz verwirrt, blutrot, zornig vor Scham. »Der Kater,« sagt sie, »hört bloß auf seine Leut' und nicht auf jeden Narren.«

Der Fritz scheint sich an ihrem Zustande zu ergötzen. Wenn auch immer bleicher und leiser redend, man sieht, er wird immer heiterer.

»Warum hältst du dem Liesle den Mund zu?« fragt er; »es will mir noch was sagen.«

»Es ist nicht wahr, was es sagen will,« spricht sie. In immer noch wachsender Verwirrung traut sie dem Kinde nicht allein die Sprache, auch die Absicht zu, sie zu verraten. Und nun wird sie auch noch gewahr, sie zeigt dem Fritz, indem sie dem Kinde den Mund zuhält, ihren Handrücken. Er muß die blauen Buchstaben darauf lesen und mit diesen alles, was sie dabei gedacht. Sie will ihm das Kind vom Arm reißen. Da blutet des Fritz' kranker Finger. Er wird noch blässer als vorher. Er macht eine Bewegung. Sie meint, er wird umsinken und hält ihn mit dem Kinde zugleich. Ihr tiefstes Herz schwillt in Mitleid und Liebe auf, aber der Gedanke: »wenn es jemand sähe!« beherrscht ihr Äußeres.

Es war gut, daß der Zaun zwischen ihnen stand, sonst wär' sie umgesunken. In einem Arm hatte sie den Fritz und das Kind, den anderen stützt sie auf den Zaun. Und wie eigen! eines von den wilden Röschen schwebt wie ein Symbol ihrer Neigung zwischen beiden und zittert zugleich vom Atem beider. Ebenso, Wange an Wange, lagen sie in ihrem Traume; sie fühlt, daß sein Auge, welches sie vor der zu großen Nähe nicht sehen kann, mit eben dem Ausdruck auf ihr ruht. Es ist dieselbe Stelle wie im Traume. Dieselbe Wonneangst dehnt und preßt ihr zugleich das Herz. Sie sieht hinüber nach dem Holunderbusch und könnte sich verwundern, ihn nicht in des Meisters Schramm rotem Kirchenfrack herüberkommen zu sehen.

»Wenn ich könnt sitzen,« sagt der Fritz. »Es wird gleich vorüber sein. Wegen dem Finger hat's nix zu bedeuten; du brauchst dir kein Gewissen deshalb zu machen. Der Bader sagt, es wird bald wieder ganz gut sein, daß ich kann arbeiten wie vorher. Es ist auch nicht der Finger, der mich krank hat gemacht.«

Die Heiterethei sollte sich darüber freuen, und doch kann sie es nicht. Er wird ihr fremder, er ist ihr wie genommen. Das Gefühl ihrer Verschuldung gegen ihn, ihr Selbstvorwurf war ein Band gewesen, das sie an ihn gebunden. Sie fühlt nur, daß ein Liebesband gelöst war. In diesem Gefühle sagte sie, und das Drängende des Augenblicks gibt den Ton dazu: »Geh du zu deiner Braut.«

»Braut?« fragt der Fritz. »Das ist dummes Zeug.«

»Zur Gringelwirts-Ev',« fuhr die Heiterethei wie im Zorn auf, um nicht weinen zu müssen, und dachte nicht, daß der Zorn ebenso gut ein Verräter war, als Tränen.

»Die Ev',« fuhr der Fritz fort. »Ja, der Fieberhund, die Leut' mein ich, hätten mich beinah dazu gebracht. Weil ich hab' geglaubt, du hast mich aus Zorn in den Bach gerennt –«

»Und du willst doch zu der,« sagte das Mädchen, der das Atmen so schwer wurde, wie damals im Traume.

»Zu dir wollt' ich,« sagte der Fritz. »Ich wollt' wissen, wie ich mit dir daran bin von wegen dem Aufräumen.«

»Schon wieder.«

»Und noch um was.« (Die Heiterethei fürchtete, er müsse ihr Herz schlagen hören.) »Warum du mich vom Steg hast gerennt.«

»Weil ich dacht, du wolltest mir was tun.«

»Ich?«

»Du hast mir doch aufgepaßt,« sagte sie, von neuem rot, »und die Leut' –«

»Freilich aufgepaßt, aber nicht –«

»Sagten, du wärst wütend,« eilte sie, um über das Geständnis hinauszukommen, daß sie sich doch gefürchtet.

»Ja, freilich erst,« entgegnete er. »Ja; nach deinen Reden da im Hohlweg am Gründer Markt hab' ich erst nicht gewußt, was ich dir sollt' tun. So war ich des Teufels vor Desperatheit auf dich, und noch den ganzen anderen Tag.«

»Was ich hab' gered't, das ist die Wahrheit gewest.«

»Eben darum,« entgegnete der Fritz. »Guck', Annedorle, was ich dir jetzt will sagen, das hätt' ich noch vor ein Tager acht nicht können sagen, dir nicht und auch einem anderen Menschen nicht. Ich hab's erst dem Nagelschmied seinem Hund, hernachen hab ich's meinem Fräle vorerzählt; alle Stunden ein paarmal, bis ich das unrecht' Schämen hab' verlernt und nicht mehr hab gestottert und bin rot geworden dabei. Du hast eben in allem recht gehabt, und auch darin, daß du hast gesagt, wenn ich dich freit', da – könnt' – noch einer aus mir werden. Da ist mir's doch wieder in die Backen gekommen. Und wenn dir's die Haar' versengen tät', Bursch, du redst weiter. Wir wollen dich schon kriegen, wie der Bader sagt. Schäm dich, daß du dich schämst, wo's verkehrt ist. Ja, da hab' ich dich wollen fragen, Annedorle, ob du mich wöllst nehmen. Aber da bin ich heimlich gewest wegen der Fieberleut' und bin nachts mit dem Beil gerennt, bis du dich hast gefürchtet.«

»Gefürchtet?« lachte die Heiterethei. »Und wohl vor dir?«

»Ja, du bist eben noch, wie ich damals bin gewest,« entgegnete der Fritz. »Du bist deinen Fieberhund noch nicht los. Du schämst dich noch, daß du dich sollst schämen.«

»Du hast dumm Zeug genung gemacht,« sagte die Heiterethei, »du hast Ursach' genung. Ich hab nix Dummes gemacht, daß ich mich brauch zu schämen.«

»Nu, meinetwegen,« entgegnete der Holders-Fritz. »Ich will nicht den Leuten ihren Schulmeister machen, wo ich noch an mir selber genung zu ziehen hab'. Ja, das war alles dumm, was ich damals hab' gemacht; und wie ich gemeint hab', nu bin ich gescheit, das Allerdummst', das erzähl ich dir ein andermal. Zuletzt ist das alt Wildtun noch einmal gekommen und hat gesagt: ich bin das alt Wildtun nicht mehr; ich heiß jetzt Mannesehr', und weil du ein dumm Wort hast gered't, so verlang ich nun von dir, du mußt auch einen dummen Streich machen. Es ist nur gut gewest, daß ich den alten Dieb in dem neuen Röckle noch zur rechten Zeit hab' weggekriegt und daß ich trotz dem Fieber noch besser bin zu Fuß gewest, wie mein alt Fräle. Guck, Annedorle, ich schäm' mich nicht, daß ich muß sagen: du hast recht gehabt, und es ist alles gut gewest, was mir von dir gekommen. Auch daß du mich in den Bach hast gerennt. Es ist schon gut, wenn sich einer einmal in der Einsamkeit auf sich selber besinnt, aber er darf kein Stadeltor zwischen sich tun und die Welt. Denn in der Welt und unter die Menschen ist er hineingeschaffen, und dahinein gehört er auch. Ich wär' immer verbissener geworden in meinem Fieber und hätt' immer mehr gemeint, die Leut' täten mir alles zum Trotz, je mehr ich den Leuten hätt' alles zu Trotz wollen tun. Und ich weiß nicht, wie ich wieder in die Welt hinein hätt' soll'n kommen, wenn du mich nicht mit Gewalt hätt'st hineingerennt. Hernachen bin ich krank worden, aber nicht an dem dummen Finger und auch nicht von dem bißle kalten Wasser, sondern weil ich hab' gemeint, du kannst mich nicht leiden. Und wär' ich nicht krank worden, so säß' ich jetzt drüben in Amerika und dächt' immer noch, du hast's auf mich. Aber du weißt nicht, was ich mein', und das braucht's auch jetzund nicht. Genug! ich bin noch hüben, und wenn du mir hast aufgeräumt, gehn wir noch heut zum Superdent. Wenn du mich aber nicht willst haben, so bleib ich ein Junggesell; eine andere nehm' ich nicht als dich, und werd' ich noch hundert Jahr.«

Wieder barg die Heiterethei ihre Weichheit in Zorn. »Aufgeräumt hab' ich einmal nicht,« sagte sie. »Wer weiß, wer das ist gewest! Und denkst vielleicht, weil ich ein Häusle hab', ich hab' mehr, als wahr ist. Und das Liesle da . . .«

»Nehm ich gleich mit,« sagte der Fritz triumphierend. »Du mußt nicht denken, du hast's allein gern.«

»Und die Leut' im Städtle sind mir erbittert; das ließen sie hernachen an dir aus.«

»Was frag ich nach denen! Das sind Fieberleut'. Eigentliche Leut' gibt's gar nicht.«

Da war ja das Herz, nach dem sie sich gesehnt. Der ganze Himmel ihrer Seele wurde blau. Aber sie sagte wie zornig: »Nu, wenn du denkst, es ist dein Best's, und du willst's durchaus; aber ich dring' mich nicht auf. Wahr ist's, du hast mich gedauert wegen der Gringelwirts-Ev', und ich hab' dir eine Frau gegönnt, wie du eine brauchst. Aber wegen mir – daß ich dich etwa haben wollt', das ist mir nicht eingefallen. Tust du's, meinetwegen; tust du's nicht, auch meinetwegen. Brauchst nicht zu denken, daß ich einen muß haben. Ich hab's nicht nötig. Ich kann's noch selber ermachen.«

Der Fritz hatte seine eigenen Gedanken bei dieser Rede der Heiterethei. Er brauchte nur in seine eigene letzte Vergangenheit zurückblicken, um zu wissen, wie er sie verstehen müsse. Er meinte: »So ist's recht. Der Mann muß der Frau voraus sein: das macht den Respekt von ihrer Seite und die Lieb' von seiner.« So dacht er, aber er sagte: »Da kannst du gleich mit angreifen bei mir, wenn du willst. Ich kann wegen dem Finger noch nicht viel mitmachen im Heu, und das Fräle weiß ihrer Sorg' kein End', wie sie's allein soll durchsetzen mit dem Angeben und Kochen; sie ist alt. Sie liebt dich immer und hat von Anfang ein Aug' auf dich gehabt, daß du meine Frau sollst werden. Es freut sich kein Mensch so, wie das Fräle, wenn du kommst. Das Liesle nehm ich gleich mit.«

»Du denkst auch,« lachte die Heiterethei, »ich hab' auf dich gepaßt und hab sonst nix zu tun und komm gleich wie ein Spitz, wenn man ruft: Hierher kommst du?«

»Wie sich's dir schickt,« sagte der Fritz schon im Gehen. »Du wirst schon deiner Fieberleut' wegen nicht gleich mit mögen. Aber das Liesle, das ist nun mein, das ist das Draufgeld, das wirst du nicht im Stich lassen, wenn dich's auch sollt' reu'n.« – Die Heiterethei hielt sich noch immer am Zaun. »Ich komm schon nach,« sagte sie. »Denn das kannst du gleich wissen, despektierlich behandeln lass' ich mich nicht, und lass' mir nix sagen, wo ich selber seh, was zu tun ist. Und nun gehst du, und so ist's, und nu ist's fertig.«

Aber wunderlich! Wie der Fritz an den Weiden war und eben umbiegend verschwinden wollte, da fehlte wenig, sie wär' ihm nach, hätt' ihm das Draufgeld abgenommen und den ganzen Kauf aufgesagt. Ihr war, als sollte ein Eisen um ihren Hals gelegt und sie damit irgendwo angeschmiedet werden. Alles das, was sie noch vorhin so heiß ersehnt und dann so selig als ihr Eigentum begrüßt hatte, lag ihr plötzlich als eine Last auf dem Herzen, die ihm das Schlagen wehren wollte.

Es war, als wäre sie auf einmal wieder ganz die alte Heiterethei geworden, die in jedem Manne einen Feind sah, gegen den sie sich wehren müßte. Sie bereute, daß sie nicht gleich den Entschluß, mit dem Liesle in die Welt zu gehen, ausgeführt hatte, ehe der Fritz kommen konnte. Das fremde Haus, in das sie sollte, kam ihr wie ein Gefängnis vor. Sie wußte nicht mehr, ob sie den Fritz lieb hatte, oder ob er ihr zuwider war. Sie sollte nun nicht mehr tun, was und wie ihr's einfiel; sie sollte tun, was und wie ein Mann es wollte; und bedachte sie, daß der Fritz eben dieser Mann war, dann wußte sie, es war nur Widerwille, was sie gegen ihn empfand.

Und doch fühlte sie zugleich, wie sorgenlos und schön sich ihr Leben wandte. Das Häuschen hätte sie doch lassen müssen, und die fremden Leute, zu denen sie ging, sie mochten wohnen, wo sie wollten, es wären eben doch nur Leute wie die Luckenbacher auch. Ihr eigenes freies Wesen hätte auch jene ihr zu Feinden gemacht. Die Menschen wollen sich nach andern richten und verlangen, daß diese sich nach ihnen richten sollen. Wer sich in irgendeiner Weise loslöst, der muß auch in anderer nicht mehr von ihnen abhängen dürfen. Wer die Menschen braucht, der muß sein, wie sie ihn wollen.

Sie fürchtet auch am Ende weniger den neuen Zustand, als den Übergang dazu. Ihr ging es wie den Kindern, die selber gern aus ihrem Eigensinn heraus wären und aus Ärger darüber, daß sie's nicht können, nur noch eigensinniger werden.

So schwer war der Heiterethei noch kein Weg geworden, als nach dem Hause, in welchem sie in Gedanken schon geschaltet hatte. Sie ersann hundert Vorwände, um nur den Augenblick des Hineintretens zu verzögern. Noch vor der Tür wäre sie fast wieder umgekehrt. Erst hatte sie sich geschämt, hinzugehen, nun schämte sie sich wieder umzukehren. Am liebsten war ihr gewesen, es hätte sie irgendeine Gewalt ohne ihr Zutun hineingeführt, oder sie wäre schon drin, schon seit Jahren drin.

Es war gut, daß sie nun auch anfing, sich des langsamen Gehens zu schämen. »Sie können mir doch nix tun drin, als was ich leiden will, und ist's nicht, als dächt' ich, ich müßte drin leiden, was sie mir tun wollen, wenn ich so langsam geh? Hab' ich mich vorher vor dem Fritz nicht gefürcht't, so werd ich's jetzt nicht erst anfangen. Mögen die drinnen sein, was sie wollen, ich bin ich; nun geh ich hinein, und so ist's, und nu ist's fertig.«

Die Gesellen und der Lehrling hatten schon gegessen und die Wohnstube wieder verlassen; das Liesle ließ sich's noch schmecken, aber der Fritz und das Fräle warteten noch auf die Heiterethei. Die kam endlich, und nicht, wie man's von ihr hätte erwarten sollen, wenn man sie sonst kannte. Sonderbarerweise schien's, als habe sie nicht den Mut, hörbar aufzutreten. So freundlich das Fräle und der Fritz sie empfingen, so fröhlich das Liesle, das schon ganz hier zu Hause schien, ihr entgegenjubelte, ihr war immer, als hätte sie wenigstens einen Arm oder ein Bein draußen lassen sollen, als wär's unhöflich, daß sie so mit ihrem ganzen Körper hineingetreten war. In des Herrgotts großer Stube, im Freien, und in ihrem Häuschen war sie wie in ihrem Eigentume. Auch wenn sie, bei großen Leuten in Arbeit, zum Essen in die Stube kam, erschien sie nichts weniger als verlegen.

Aber da wollte sie auch nichts als essen, dann ging es wieder hinaus oder heim. Hierher dagegen kam sie mit dem Anspruche, hier zu bleiben, das alles, was sie sah, als ihr Eigentum zu besitzen. Sie konnte den Gedanken nicht loswerden, die Leute müßten meinen, sie dränge sich auf, wenn sie's auch nicht merken ließen. Der Fritz wurde ihr immer fremder unter den fremden Umgebungen. Selbst mit dem Liesle konnte sie sich nicht gehaben, wie draußen oder daheim; es war ihr, als hätte das mehr Recht, hier zu sein, als sie, und doch fiel ihr hier jede Eigenwilligkeit des Kindes auf, die sie in ihrem Häuschen gar nicht bemerkt haben würde.

Das Fräle brachte nun das Essen und nötigte so gutmütig und freundlich, als nur möglich war; aber die Heiterethei war nicht zu vermögen, einen Bissen anzurühren. Sie sagte, sie habe zu Haus schon gegessen. Den eigentlichen Grund verschwieg sie. Es war kein anderer, als das Gefühl, daß sie hier noch kein Essen verdient habe. Darum drückte sie auch die Freundlichkeit der Alten. Sie sollte so viel haben, und hatte nichts dafür getan und zweifelte, ob sie's würde können. Sie konnte nicht über den Gedanken eines Verhältnisses hinauskommen, das ihrem bisherigen mit großen Leuten entsprach.

Als die Alte wieder an ihre Arbeit ging und die Heiterethei ihr an die Hand gehen konnte, da ward ihr besser zumute.

Was war da alles in der Küche vorhanden! In ihrem Stübchen sich all diese Dinge, dieses Steingut, dieses Zinn, dieses blecherne Geschirr einen Augenblick lang als das Ihre zu denken, hätte sie jubeln gemacht wie ein Kind, aber die wirkliche körperliche Gegenwart bedrückte sie. Es war nicht, als wenn sie diese Dinge, sondern, als wenn diese Dinge sie besitzen sollten. Eine solche Beschränkung der persönlichen Freiheit liegt in jedem Besitze, und es ist begreiflich, daß Naturvölker das bleibende Eigentum als eine Last ansehen. Dann war die Alte langsam und mußte sich immer mühsam besinnen. Die Heiterethei konnte nicht, wie sie gewohnt war, rasch und in einem Zuge schaffen; es war, als müßte sie einem Stotternden zu Gefallen mit stottern. Das Mißverhältnis zwischen dem, was zu tun war, und der Langsamkeit, mit der das Schaffen vor sich ging, war bis zum Lähmenden beängstigend. Sie sah nicht, wie sie auf diese Art sollte verdienen können, was man ihr bot, und zugleich war damit der einzige Weg abgeschnitten, auf dem sie überhaupt sich von etwas Bedrängendem zu befreien wußte.

Sie empfand, was ein seinem Bauer entflogener Vogel empfinden muß, als sie am Abende in ihr Häuschen zurückkehrte. Diese Nacht sollte sie noch mit dem Liesle darin schlafen, von morgen an beim Holders-Fräle.

Sie hatte selber begriffen, daß der längere Aufenthalt in dem von dem Regen her noch ganz feuchten Häuschen das Kind krank machen müsse; jetzt reute sie's, nachgegeben zu haben. Es war ihr nichts geheißen worden; was sie getan hatte, hatte sie freiwillig getan; dennoch kam sie sich vor, wie in fremder Gewalt, und selbst in dem Vorschlage, die seitherige Schlafstelle zu verlassen, schien ihr nun der Fritz schon den Herrn gespielt zu haben.

Als sie ihr Häuschen und den alten Holunderbusch wiedersah, jubelte sie dem Kinde auf ihrem Arme zu: »Nu sind wir wieder zu Haus, Liesle! Wenn die Welt recht schön sollt' sein, müßt ich das Häusle da auf meinem Schiebkarrn in die Welt hinein können fahren. Und wo's recht weit und lustig ist, da müßt' ich's können hinstellen, einmal in einen Wald, ein andermal auf eine Wiesen. Und wo's uns nicht mehr gefiel', heidi! wären wir fort und lachten alle Leut' aus. Der Fritz könnt' bei uns sein und auch das Fräle; das wär' noch schöner. Aber ich müßt' können machen, was und wie ich selber will; es sollt ihr Schaden gewiß nicht sein. Und ich müßt jeden Augenblick fort können.«

»Du bist ein närrisch Kind, Liesle,« sagte sie, als sie die Kleine, die schon halb schlief, ins Bett brachte, eigentlich zu sich selber. »Es ist ja noch gar nicht so weit; wir können ja jeden Tag noch fort. Das Häusle trägt uns niemand davon, Das mußt du dir nur immer vorstellen, und du wirst sehn, wie leicht die Sach' hernachen geht.«

Und sie ging wirklich den andern Tag schon leichter. Der Fritz hatte mit dem Fräle gesprochen. Das sagte, als die Heiterethei kam: »Wenn ich wüßt', daß du die Sach' allein möcht'st machen, das wär' mir eine große Lieb'. Du hast einen jungen Kopf, der kann sich leichter besinnen, und junge Händ' greifen rascher an. Aber es müßt' dir nicht zur Last sein.«

»Aber was denkt Ihr denn, Fräle?« entgegnete die Heiterethei froh. »Ich muß nur sehn, daß ich's auch so mach, wie ihr's gern habt, und das könnt ihr immerfort sagen.«

Nun ging ein ander Schaffen an, als das gestern war. Und je mehr die Heiterethei sah, wie das Fräle ihre Kraft und Geschicklichkeit bewunderte und sich darüber freute, desto besser ging's ihr von Händen. Sie versorgte nicht allein den ganzen Haushalt daheim, sie gewann Zeit, ganze Stunden auf den Wiesen dabei zu sein, und da gefiel ihr's doch am besten. Sie dachte sich den Fritz als ihren Bruder und das Fräle als ihre Mutter. Diese nahm die Pflege des Kindes über sich, und das gedieh sichtbar. So ging's von Tag zu Tag besser, bis der Fritz sie bat, zu bestimmen, wann die Hochzeit sein sollte. Sie hatte absichtlich den Gedanken daran sich fern gehalten. Sie begriff, der Leute wegen müßte dazu getan werden. Man kam überein, in acht Tagen sollte die Hochzeit sein. Aber von da an wachten all die alten Bedenken und Gefühle in ihr auf. An ihrem Fleiße wurde man keine Veränderung gewahr; er nahm eher zu, weil sie sich im Schaffen zu zerstreuen suchte. Aber es zeigte sich eine Empfindlichkeit, die in jedem gleichgültigsten Worte einen Vorwurf sah, weil sie sich bewußt war, Vorwürfe zu verdienen. Sich selber tröstete sie immer mit der Zuflucht, die ihr in ihrem Häuschen blieb. Dennoch konnte sie es dem Fritz in Gedanken übelnehmen, daß er so wenig ihre Nähe suchte. Er hatte viel mit einem Zimmermanne zu verkehren, er war viel auswärts, und ihr schien es, er verlängere die Unterredung mit ihm absichtlich über das Nötige hinaus, um nur so lange ihrer los zu sein. Und es waren nur so wenig Tage mehr übrig, die sie noch beisammen sein sollten. Dazu bemerkte sie, daß man ein Geheimnis vor ihr hatte; bald ertappte sie einen Gesellen, bald den Lehrling auf einem Winke, den sie nicht bemerken sollte. Sie kam sich vor wie verraten und verkauft. Dann kränkte es sie, daß der Fritz keine Dienstleistung von ihr verlangte; zuweilen war sie auf dem Sprunge, ungerufen etwas zu bringen, Pfeife, Ausgehrock und dergleichen. Wenn er sie einmal bat, dachte sie: wenn er dich lieb hätt', tät' er nicht so fremd. Und doch – verlangte er einmal etwas, ohne zu bitten, trat ihr das Blut ins Gesicht, daß er schon den Herrn spielen wollte, und fast täglich sagte sie ihm einmal den ganzen Handel auf und drohte mit ihrer Flucht in ihr Häuschen. Das reute sie dann wieder, und in ihrem Ärger über sich selbst sagte sie ihm: »Ihr habt wohl recht, ich gehör nicht in so ein Haus. Ich kann's den großen Leuten einmal nicht recht machen.« Dann sagte Fritz: »Das ist uns nicht eingefallen, zu meinen, du gehört'st nicht in unser Haus. Das weißt du selber recht gut. Und du bist doch nicht von selber gekommen; wir haben dich hergeholt. Aber du tust, als müßtest du dich gegen den Himmel wehren, wenn er nicht sollt auf dich fallen. Das ist nix, als dein Fieberhund. Du selber machst dir all die Vorwürf, über die du bös wirst, wir nicht. Ich tu dir keine Gewalt; und wären wir schon getraut, es wär' nicht anders. Was du mir nicht zulieb tun magst, das verlang' ich nicht.« – Sie fühlte dann, daß er recht hatte, sie fühlte seine Liebe in seiner Geduld, und das vermehrte nur ihren Unwillen auf sich selbst und dadurch wiederum ihre Empfindlichkeit.


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