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Während Martin Eden die Treppe hinunterging, fuhr seine Hand in die Rocktasche. Sie kam mit einem Stück braunem Reispapier und einem bißchen mexikanischen Tabak heraus, und er rollte sich gewandt eine Zigarette. Er zog den ersten Zug tief in die Lunge ein und blies ihn langsam aus. »Bei Gott!« sagte er laut, mit Ehrfurcht und Erstaunen in der Stimme. »Bei Gott!« wiederholte er. Und er murmelte noch einmal: »Bei Gott!« Dann hob er die Hand zum Kragen, riß ihn ab und stopfte ihn in die Tasche. Ein kalter Staubregen fiel, aber er entblößte den Kopf und knöpfte sich die Weste auf, während er mit einer herrlichen Sorglosigkeit durch die Straßen schlenderte. Er bemerkte kaum, daß es regnete. Er befand sich in Verzückung, träumte hohe Träume und durchlebte in Gedanken noch einmal das soeben Erlebte.

Endlich hatte er das Weib getroffen – das Weib, aus dem er sich bisher so wenig gemacht hatte, weil es ihm nicht gegeben war, an Weiber zu denken, wenn er auch davon geträumt hatte, ihnen einmal in der Zukunft zu begegnen. Er hatte neben ihr bei Tische gesessen. Er hatte ihre Hand in der seinen gefühlt, hatte ihr in die Augen geblickt und den Schimmer einer schönen Seele gesehen – die doch nicht schöner war als die Augen, aus denen sie leuchtete, oder der Körper, der ihr Form verlieh. Er dachte nicht an ihren Körper als solchen, was neu für ihn war, denn bei den Frauen, die er bisher gekannt, hatte er an nichts anderes gedacht. Aber mit ihr war es ganz anders. Er konnte sich nicht vorstellen, daß ihr Körper den Krankheiten und Schwächen des Fleisches unterworfen war. Ihr Körper war eher wie ein Gewand ihres Geistes. Er war eine Ausstrahlung ihres Geistes, eine reine, schöne Kristallisierung des Göttlichen in ihrem Wesen. Dies Gefühl des Göttlichen erschreckte ihn. Es riß ihn aus seinen Träumen und brachte ihn zu ernstem Nachdenken. Nie zuvor hatte er auch nur in Gedanken einen Hauch des Göttlichen empfunden, nie hatte er an das Göttliche geglaubt. Er war stets Freidenker gewesen und hatte in aller Gutmütigkeit über die »Himmelslotsen« und ihr Gerede von der Unsterblichkeit der Seele gespottet. Ein Leben nach dem Tode hatte er geleugnet; es gab nur den Augenblick, das Jetzt, und dann ewige Finsternis. Was er aber in ihren Augen gesehen hatte, war die Seele – die unsterbliche Seele, die nie sterben konnte. Kein Mann, den er bisher gekannt hatte, und keine Frau hatten ihm je eine Botschaft von der Unsterblichkeit gebracht. Sie aber hatte es getan. Sie hatte sie ihm zugeflüstert im ersten Augenblick, als sie ihn angeschaut. Während er durch die Straßen schritt, stand ihr Gesicht lebhaft vor ihm, blaß und ernst, süß und voller Gefühl, mit einem Lächeln, so mitleidsvoll und sanft, wie nur die seligen Geister lächeln können, und so rein, wie er es nie für möglich gehalten. Ihre Reinheit traf ihn wie ein Schlag. Sie erschreckte ihn. Er hatte Gutes und Böses gekannt, aber an Reinheit als Wesensausdruck hatte er nie gedacht. Und jetzt hatte er bei ihr eine Reinheit gesehen, die der höchste Grad von Güte und Unschuld war, und deren Summe das ewige Leben ausmachte.

Und sofort spornte sein Ehrgeiz ihn an, nach diesem ewigen Leben zu greifen. Er war nicht einmal würdig, ihr das Schuhband zu lösen – das wußte er; es war ein Wunder und ein phantastisches Spiel des Schicksals, das ihm an diesem Abend ermöglicht hatte, sie zu sehen, mit ihr zusammen zu sein und zu sprechen. Es war Zufall, nicht sein Verdienst. Er verdiente ein solches Glück nicht. Er war ganz religiös gestimmt. Er war bescheiden und demütig, von der Erkenntnis seiner eigenen Kleinheit und Unwürdigkeit erfüllt. Es war die Stimmung, die Sünder zum Beichtstuhl treibt. Er war von seiner Sünde überzeugt. Aber wie die Geringen und Demütigen, wenn sie Buße tun, einen strahlenden Schimmer ihrer eigenen künftigen Größe sehen, so sah auch er einen Schimmer dessen, was er durch ihren Besitz erreichen würde. Dieser Gedanke an ihren dereinstigen Besitz war jedoch dunkel und verschwommen und hatte nichts mit der Art Besitz zu tun, die er bisher gekannt hatte. Sein Ehrgeiz hob sich in wahnsinnige Höhen, und er sah, wie er gemeinsam mit ihr sich zu diesen Höhen emporkämpfte, seine Gedanken mit ihr teilte und sich mit ihr über schöne, edle Dinge freute. Es war ein Besitz der Seele, von dem er träumte, von aller irdischen Plumpheit gereinigt, eine geistige Kameradschaft, der seine Gedanken keine Form verleihen konnten. Er dachte überhaupt nicht. Das Gefühl trat an die Stelle des Denkens, und nie gekannte Stimmungen ließen ihn beben und zittern, bis er entzückt auf einem Meer von Gefühlen trieb, die, selbst erhaben und geläutert, ihn auf die höchsten Zinnen des Lebens führten.

Er schwankte wie ein Betrunkener und murmelte laut und begeistert: »Bei Gott! Bei Gott!«

An einer Straßenecke sah ihn ein Schutzmann mißtrauisch an und bemerkte seinen rollenden Seemannsgang.

»Wo hast du dir den geholt?« fragte der Schutzmann. Da war Martin Eden auf die Erde zurückgekehrt. Sein Organismus war wie ein leichtflüssiger Stoff, der sofort alle Winkel und Ritzen füllen konnte. Der Anruf des Schutzmanns brachte ihn sofort zu sich, und er erfaßte die Situation klar.

»Der ist nicht schlecht, was?« antwortete er lachend. »Ich wußte gar nicht, daß ich laut redete.«

»Du wirst bald anfangen zu singen«, meinte der Schutzmann.

»Nein, das tue ich nicht. Gib mir ein Streichholz, und dann fahre ich mit der nächsten Straßenbahn nach Haus.«

Er zündete sich seine Zigarette an, sagte gute Nacht und ging weiter. »Dem hab' ich wohl einen Schrecken eingejagt«, murmelte er. »Der Blaue dachte, ich sei betrunken.« Er lächelte und dachte nach. »Das war ich wohl auch,« fügte er hinzu, »aber ich hätte nicht gedacht, daß man das von einem Frauengesicht werden könnte.«

Er stieg in eine Straßenbahn, die nach Berkeley ging. Sie war überfüllt mit jungen Burschen und Männern, die sangen und lärmten und hin und wieder ein Gebrüll ausstießen. Er betrachtete sie mit Interesse. Es waren Studenten. Sie besuchten dieselbe Universität wie Ruth, gehörten derselben sozialen Klasse an wie sie, kannten sie vielleicht, sahen sie jeden Tag, wenn sie Lust dazu hatten. Er wunderte sich, daß sie keine Lust dazu hatten, daß sie heute hinausfuhren, um sich zu belustigen, statt in einem ehrerbietigen, bewundernden Kreis um sie zu sitzen. Seine Gedanken gingen weiter. Er bemerkte einen jungen Mann mit zusammengekniffenen Augen und hängenden Lippen. Das ist ein Mistkerl, dachte er. An Bord eines Schiffes würde man ihn einen Schleicher, einen Waschlappen, ein Klatschweib genannt haben. Er, Martin Eden, war ein besserer Mann als dieser Bursche. Der Gedanke ermutigte ihn. Es war, als ob er ihn ihr näherbrachte. Er begann sich mit den anderen Studenten zu vergleichen. Er war sich seines Muskelmechanismus bewußt und war überzeugt, daß er ihnen in körperlicher Beziehung überlegen war. Aber ihre Köpfe waren mit einem Wissen gefüllt, das sie befähigte, so zu sprechen, wie sie zu sprechen pflegte. Dieser Gedanke entmutigte ihn. Aber wozu hat man denn einen Kopf? fragte er sich heftig. Was die getan hatten, konnte er auch tun. Sie hatten das Leben in Büchern studiert, während er genug zu tun gehabt hatte, das Leben selbst zu studieren. Sein Kopf war genau so mit Wissen gefüllt wie die ihren, es war nur eine andere Art von Wissen. Wie viele von ihnen konnten wohl einen Taljenreepknoten machen, am Ruder stehen oder Wache gehen? Sein Leben lag vor ihm ausgebreitet in einer ganzen Reihe von Bildern, Bildern von Gefahr, Kühnheit, Mühsal und Fleiß. Er erinnerte sich seiner Fehlschläge bei seinen Versuchen, sich Wissen zu verschaffen. Soviel hatte er jedenfalls doch gewonnen: sie mußten später auch hinaus ins Leben und die Tretmühle durchmachen, wie er es getan. Schön! Während sie damit beschäftigt waren, konnte er die andere Seite des Lebens aus Büchern lernen.

Als der Wagen die schwach bebaute Zone durchfuhr, die Oakland und Berkeley trennte, hielt er Ausschau nach einem wohlbekannten zweistöckigen Gebäude, das an der Straßenfront das stolze Schild »Higginbothams Bar-und Kassageschäft« trug. An dieser Ecke stieg Martin Eden aus. Er starrte einen Augenblick auf das Schild. Es verkündete ihm mehr als die Buchstaben selbst. Es war gerade, als ob er hinter diesen Buchstaben eine kleinliche, egoistische und tückisch berechnende Persönlichkeit sähe. Bernard Higginbotham war mit seiner Schwester verheiratet, und er kannte ihn gut. Er öffnete die Haustür mit einem Drücker und stieg die Treppe hinauf zum zweiten Stock. Hier wohnte sein Schwager. Das Geschäft befand sich unten. Ein Duft von welkem Gemüse hing in der Luft. Auf dem dunklen Vorplatz stolperte er über einen Spielzeugwagen, den eines von seinen zahlreichen Neffen oder Nichten hatte stehenlassen, und fiel mit einem Krach, der im ganzen Hause widerhallte, gegen eine Tür. »Der Knicker!« dachte er. »Er ist zu geizig, um für zwei Cent Gas zu brennen. Lieber kann sich sein Pensionär den Hals brechen.«

Schließlich fand er den Türgriff und betrat ein erleuchtetes Zimmer, in dem seine Schwester und Bernard Higginbotham saßen. Sie war dabei, ein paar alte Hosen ihres Mannes zu flicken, und er rekelte seinen mageren Körper auf einem Stuhl, während seine Füße in ganz ausgetretenen Filzpantoffeln von einem zweiten Stuhl herunterbaumelten. Er blickte mit einem Paar dunkler, unzuverlässiger, stechender Augen über den Rand seiner Zeitung hinweg. Martin Eden konnte ihn nie ansehen, ohne sich von einer Art Widerwillen gepackt zu fühlen. Was seine Schwester an diesem Manne sah, ging über seinen Verstand. Auf ihn wirkte er stets wie ein giftiges Gewürm, und er fühlte immer die Versuchung, ihn unter seinem Absatz zu zertreten. »Eines schönen Tages zerschlage ich ihm doch die Fratze«, sagte er oft bei sich, um sich darüber zu trösten, daß er sich die Existenz dieses Mannes gefallen lassen mußte. Die wieselartigen, grausamen Augen sahen ihn gereizt an.

»Na?« fragte Martin. »Heraus damit!«

»Ich hab' erst vorige Woche die Tür streichen lassen,« sagte Bernard Higginbotham in halb jammerndem, halb gebieterischem Ton, »und du weißt, was Gewerkschaftslöhne sind. Du könntest gerne etwas vorsichtiger sein.«

Martin wollte antworten, sah dann aber die Zwecklosigkeit ein. Sein Blick glitt von diesem Mann mit seinen unsagbar schmutzigen Gedanken auf einen Farbendruck an der Wand. Er wunderte sich. Bisher hatte der ihm stets gefallen, jetzt aber war ihm, als sähe er ihn zum erstenmal. Er war billig, das war es – billig, wie alles andere in diesem Hause. Seine Gedanken kehrten zu dem Heim zurück, das er soeben verlassen hatte, und er sah zuerst die Gemälde und dann SIE, die ihn mit so milden, freundlichen Augen angeblickt hatte, als sie ihm die Hand zum Abschied drückte. Er vergaß ganz, wo er war, ja, er vergaß die Existenz Bernard Higginbothams, bis dieser Herr fragte: »Hast du einen Geist gesehen?«

Martin trat zu ihm und sah ihm in die kleinen, spöttischen, gereizten, feigen Augen, und vor seinen Blicken standen wie auf einem gemalten Schirm dieselben Augen, wenn ihr Besitzer unten im Laden stand und handelte – demütige Augen mit einem wohlwollenden, schmeichlerischen Ausdruck.

»Ja,« antwortete Martin, »ich habe einen Geist gesehen. Gute Nacht. Gute Nacht, Gertrude.«

Er wandte sich zum Gehen, strauchelte aber über einen Riß in dem verschlissenen Teppich.

»Schmeiß nicht die Tür zu«, warnte Herr Higginbotham ihn.

Martin Eden fühlte das Blut in seinen Adern kochen, aber er bezwang sich und schloß die Tür vorsichtig hinter sich.

Herr Higginbotham sah seine Frau triumphierend an. »Er ist betrunken«, erklärte er heiser flüsternd. »Ich habe es dir ja gesagt.«

Sie nickte resigniert.

»Er hatte ganz blanke Augen«, räumte sie ein. »Und er hatte keinen Kragen um, obgleich er mit einem weggegangen ist. Aber vielleicht hat er nur ein paar Glas getrunken.«

»Er konnte ja nicht auf den Beinen stehen«, versicherte ihr Mann. »Ich hab' ihn beobachtet. Er konnte nicht über den Fußboden gehen, ohne zu stolpern. Du hast ja selbst gehört, daß er auf dem Vorplatz beinahe fiel.«

»Ich glaube, er stolperte über Alices Wagen«, sagte sie. »Er konnte in der Dunkelheit nicht sehen.«

Bernard Higginbothams Zorn wuchs, und seine Stimme hob sich. Den ganzen Tag mußte er im Laden den Demütigen spielen, abends aber, wenn er mit seiner Familie zusammen war, wollte er er selber sein dürfen.

»Ich sage dir doch, daß dein Prachtkerl von Bruder besoffen war.«

Seine Stimme klang alt, scharf und gebieterisch, und bei jedem Wort schlug er die Lippen zusammen wie den Kolben einer Dampfmaschine. Seine Frau seufzte und schwieg. Sie war groß und stark, stets nachlässig gekleidet und stets müde von den Lasten, die sie zu tragen hatte: ihrem eigenen Körper, ihrer Arbeit und ihrem Mann.

»Das steckt in ihm, sage ich dir, er hat das von seinem Vater«, fuhr Bernard Higginbotham vorwurfsvoll fort. »Und er wird in der Gosse enden wie der. Das weißt du auch.«

Sie nickte, seufzte und nähte weiter. Sie waren sich einig, daß Martin betrunken heimgekommen war. Ihre Seelen kannten kein Schönheitsgefühl, sonst hätten sie gewußt, daß die strahlenden Augen und das glühende Gesicht von der ersten Liebe eines jungen Mannes erzählten.

»Er gibt den Kindern ein schönes Beispiel!« fauchte Herr Higginbotham plötzlich und unterbrach damit die Pause, die seine Frau verschuldet hatte, und die ihn ärgerte. Zuweilen hätte er fast gewünscht, daß sie ihm mehr widersprochen hätte. »Wenn das noch einmal vorkommt, dann muß er raus. Verstehst du! Ich dulde die Sauferei nicht. Er verdirbt nur die unschuldigen Kinder. Jawohl!«

Aber seine Frau seufzte immer noch, schüttelte traurig den Kopf und nähte weiter. Herr Higginbotham machte sich wieder an seine Zeitung.

»Hat er die Pension für die letzte Woche bezahlt?« schleuderte er über den Rand seiner Zeitung hinweg.

Sie nickte und fügte dann hinzu: »Er hat noch etwas Geld.«

»Wann geht er wieder zur See?«

»Wenn seine Heuer verbraucht ist, denke ich«, antwortete sie. »Er war gestern in San Franzisko, um sich nach einem Schiff umzusehen. Aber er hat noch Geld, und er sieht sich die Schiffe genau an.«

»Das kommt einem solchen Rumtreiber gerade zu!« schnaufte Herr Higginbotham verächtlich. »Genau! Hm!«

»Er sprach von einem Schoner, der klargemacht würde, um irgendwohin ins Ausland zu fahren und nach vergrabenen Schätzen zu suchen, und er sagte, daß er mit dem fahren wollte, wenn sein Geld so lange reichte.«

»Wenn er nur mal Ruhe geben würde, dann könnte ich ihn als Kutscher gebrauchen«, sagte ihr Mann mit demselben verdrießlichen Ton. »Tom ist gegangen.«

Seine Frau sah ihn besorgt und fragend an.

»Ist gestern abend gegangen. Er soll bei Carruthers arbeiten. Sie bezahlen ihm mehr, als ich geben kann.«

»Ich sagte dir ja, daß du ihn nicht behalten würdest«, rief sie. »Er war mehr wert, als du ihm gabst.«

»Nun hör' mal, Alte«, polterte Higginbotham. »Zum tausendstenmal sage ich dir jetzt, daß du dich nicht in meine Geschäfte mischen sollst. Jetzt sag' ich's dir zum letztenmal.«

»Das ist mir einerlei«, schnaufte sie. »Tom war ein braver Junge.«

Ihr Mann sah sie wütend an. Das war offenkundiger Trotz.

»Wenn dein Lümmel von Bruder auch nur ein bißchen was wert wäre, dann könnte er den Wagen fahren«, schnaufte er verächtlich.

»Er bezahlt Kost und Logis«, lautete die Antwort. »Und er ist mein Bruder, und solange er dir kein Geld schuldet, hast du kein Recht, ihn bei jeder Gelegenheit zu beschimpfen. Ich hab' doch auch Gefühl im Leibe, wenn ich auch sieben Jahre mit dir verheiratet bin.«

»Hast du ihm nicht gesagt, daß ich extra für Gas verlange, wenn er noch weiter abends im Bett liest?« fragte er.

Frau Higginbotham antwortete nicht. Die Empörung, die ihr müder Körper hatte aufbringen können, legte sich wieder. Ihr Mann triumphierte. Er hatte sie unterjocht. Ein rachgieriger Ausdruck trat in seine grauen Augen, während seine Ohren sich über ihr Schnaufen freuten. Es machte ihm eine unsagbare Freude, sie zu unterjochen, und das war allmählich so leicht geworden, wenn es auch in den ersten Jahren ihrer Ehe anders gewesen war, als die große Kinderschar und sein ewiges Schelten ihre Lebenskraft noch nicht untergraben hatten.

»Also du sagst es ihm morgen, erledigt«, sagte er. »Und laß morgen Marian kommen, daß sie auf die Kinder achten kann. Da Tom gegangen ist, muß ich selbst den Wagen fahren, und da mußt du wohl den ganzen Tag im Laden stehen.«

»Aber morgen ist Waschtag«, protestierte sie schwach.

»Dann steh früh auf und wasche vorher. Ich fahre erst um zehn.«

Er raschelte wütend mit der Zeitung und begann wieder zu lesen.

* * *

 


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