Hans Leifhelm
Hahnenschrei
Hans Leifhelm

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Im Walde

          Kennst du das tiefe Erzittern
Im Walde nicht,
Wenn vor den nahen Gewittern
Die Stille zerbricht,
Wenn im erstickenden Schweigen
Ein Vogel schrill
Aufschrickt aus laubigen Zweigen
Und fliehen will.

Noch steht die zarte Birke
Ganz regungslos,
Es rührt sich im Bezirke
Ein Geistern bloß,
Ein einzelnes Blatt am Strauche
Hebt jählings an,
Zuckt wie im Fieberhauche,
Im Todesbann.

Ein, zwei Mal aus dem Grunde
An dir vorbei
Verhallt aus gellendem Munde
Der Kuckuckschrei,
Sieh, wie spiralig und fauchend,
Verstört, verzagt,
Elbisch ins Grün vertauchend
Das Eichhorn jagt.

In dieser langen Minute,
Die bebend währt,
Spürst du, wie dir im Blute
Erwartung gärt,
Ahnung des Unbekannten
Verzückt und jäh,
Erkenntnis des Niegenannten
In Todesnäh.

Doch eh sich dem Geiste lichtet
Das neue Gleis,
Sind schon die Schatten verdichtet
Im nahen Kreis,
Es bricht aus tosenden Tiefen
Die Windsbraut los,
Es brausen die Stimmen, die schliefen,
Im Waldesschoß.

Du liegst mit gebeugtem Nacken
Ins Moos geduckt,
Daß dich die Wipfel nicht packen,
Vom Blitz umzuckt,
Es rast die flammende Stunde
Mit Urgewalt,
Aufwühlend bis zum Grunde
Dein Herz im Wald.

 


 


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