Hans Leifhelm
Hahnenschrei
Hans Leifhelm

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Die Alpendrossel

        Aus der Tiefe schwillt die Schattenflut,
Talbedeckend, wogend ohne Ende,
Schweigend heben sich die Felsenwände
In des roten Abendhimmels Glut.
Wie erstarrter Schrei der Einsamkeit
Ragt ein bleicher Gipfel in die Leere,
Mich verlockend, daß ich aus der Zeit
In das Ungeborne wiederkehre.

Eines fernen Wetterleuchtens Schein
So verglüht Erinnrung mir im Herzen,
Weißer Germer zündet seine Kerzen,
Und der Glimmer funkelt irr am Rain.
Wie ein Rauch auf namenloser Flur
Zieht Gewölke hin im Abendstrome,
Mücken wabern, einstigen Lebens Spur,
Das zersprang in tanzende Atome.

Da ertönt unsäglicher Gesang
Aus dem Dunkel eines Tannenbaumes,
Letzte Stimme des verlornen Raumes,
Einmal noch des Lebens süßer Klang –
Da der Alpendrossel Lied mich rief,
Strahlte auf aus purpurdunkler Ferne,
Was verschüttet und begraben schlief.
Leuchtend standen über mir die Sterne.

 


 


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