Hans Leifhelm
Hahnenschrei
Hans Leifhelm

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Sommerwende

            Juliheiß vom Zenit fließt die Glut,
Regungslos steht die Saat, liegt die Brut,
Es verstummt das Gezirp rings im Feld,
Mittaglicht wabert weiß durch die Welt.

Ferne reckt es sich auf wie ein Troll,
Sieh ein Weib, aller Fruchtschönheit voll,
Sieh ein Weib, aller Lenzschönheit bloß,
Und es trägt hoch und steil seinen Schoß.

Wendezeit – und die Maiblüte fällt,
Wendezeit – neu gebiert sich die Welt,
Flammendrot überm Grün züngelt Mohn,
Lüftenhoch wie Triumph geht ein Ton.

Unerhört kommt daher Zymbelklang,
Unerhört wogt das Licht im Gesang,
Es betäubt dieser Schall jedes Ohr,
Wie ein Meer brandet auf weißer Chor,

Braust dahin und vergeht fern im Land,
Wie ein Spuk schleicht ihm nach Schattenband,
Sommerwind schnellt hervor aus der Schlucht,
Wolken ziehn dunkel auf aus der Bucht.

Trunken singt nun der Wald seinen Psalm,
Rispe wiegt trächtig schwer sich am Halm,
Schon erglänzt früher Frucht Karneol,
Süß und fremd ruft und ruft der Pirol.

 


 


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