Hans Leifhelm
Hahnenschrei
Hans Leifhelm

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Erinnerung an die Heide

        Die Nacht senkt ihre Fahne,
Den blassen Sichelmond am Schaft,
In ihrem dunklen Kahne
Vom flutenden Licht errafft.
Aus starren Binsenringen
Tönt hell der Heidelerche Schlag,
Mit blitzend gespannten Schwingen
Fährt auf der Sommertag.

Der Schnecken Urgebilde
Ziehn hin, soweit der Tau noch reicht,
Heiß dringt es durchs Gefilde,
Ein Findling liegt gebleicht
Einsam an Wegesscheide,
Von tausend Sommern schon besonnt,
Es dehnt sich sandige Heide
Endlos zum Horizont.

O Sommer über dem weiten
Ebenen Land, dem Heideland,
Wo nach den kargen Zeiten
Des Lichts die Nebelhand
Bald ihre blassen Schimmer
Um wehende Schmielengräser spinnt,
Wo Tiere und Bäume immer
Einsam befangen sind.

Doch jetzt im Sommerglühen
Ist abgetan der trübe Bann,
Die heißen Winde sprühen
Die Ginsterbüsche an.
Und überm Heidekraute
Geht irr im Kreis des Zauberrings
Wie nach geheimem Laute
Der Tanz des Schmetterlings.

O schweigende Mittagstunde
Im weiten, ebenen Heideland,
Es zittert über dem Grunde
Die Luft auf kochendem Sand.
In weißen Pfads Geleise
Schwarz schimmert der Wacholderbaum,
Ein Habicht zirkelt Kreise
In perlenden Lichtes Schaum.

Ins Kraut duckt sich die Dohle,
Ameisenlöwen sind tückisch wach
Auf kleiner Krater Sohle
Und stellen dem Leben nach.
Der Schäfer traumverloren
Blickt ostwärts, wo vom Licht umstürmt,
Mit Zinnen und mit Toren
Sich weiß Gewölke türmt.

Dann kommt des Windes Wehen
Wie Hall, der fern durch Klippen braust,
Am Abendstrande stehen
Die Föhren sturmzerzaust.
Es liegt der Sand in Hügeln
Wie stockender Meereswellenschlag,
Mit eulenleisen Flügeln
Beschließt die Nacht den Tag.

 


 


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