Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XV. Litauische Sagen

89. Strafe der Lieblosigkeit

Die Litauer berichten folgende Ursache davon, daß das Pferd selbst auf der fettesten Weide ununterbrochen frißt, das Rind aber, bald gesättigt, mit Gemächlichkeit wiederkäut und die Verdauung abwartet.

In der Zeit, als die Tiere noch reden konnten, wandelte Perkunos einst in der Gestalt eines Reisenden umher. Er traf zuerst auf das stolze Pferd und bat dieses, ihm den Weg nach einem Flusse zu zeigen. Das Pferd antwortete jedoch hochmütig: »Ich habe keine Zeit, dir den Weg zu zeigen, ich muß fressen.« In der Nähe des Pferdes aber weidete ein Rind. Das hatte nicht alsobald das Begehr des Wanderers vernommen, als es ihm zurief: »Komm, Fremdling, ich will dir den Weg nach dem Flusse zeigen.« Da sagte der Gott zum Pferde: »Weil du des Fressens wegen dir nicht Zeit nahmst, mir einen Liebesdienst zu erweisen, so sollst du zur Strafe nimmer satt werden«; zum Ochsen aber: »Du, gutmütiges Tier, sollst gemächlich deinen Hunger stillen und dann der Ruhe pflegen können, weil du bereitwillig warst, mir zu dienen.«

Die jetzigen Litauer aber haben das, was ihre Altvordern von Perkunos, dem Donnergotte, berichten, auf den Heiland Jesus Christus bezogen.

90. Die Erfindung des Bratens

Die Art, wie die Menschen das Fleisch zu braten erfunden haben, erzählen die Litauer folgendermaßen:

Ein reicher Mann machte einst eine Reise und verirrte sich. Er mußte die Nacht in einem unwirtbaren Walde zubringen, und auch am folgenden Tage irrte er mehrere Stunden wegelos umher. Endlich gelangte er an eine Höhle, die von einem Waldbruder bewohnt ward, der sein Leben in stiller Beschauung und im Dienste des Gottes zubrachte. Der Einsiedler nahm den ermüdeten und hungrigen Wanderer gastlich auf und setzte ihm seine beste Kost vor, die aber, da sie nur aus Wurzeln und Kräutern bestand, dem Reisenden wenig munden wollte. Der Waldbruder, der dies wahrnahm, dachte darüber nach, wie er seinem Gaste eine Speise bereiten könne, die dessen Geschmacke zusage. Er hatte in seiner Höhle ein Kaninchen und würde, so lieb ihm das Tier auch war, es gern dargebracht haben, wenn ihm nicht ein Topf, es zu kochen, gefehlt hätte. Doch sein Wunsch, den Wanderer gut zu bewirten, machte ihn erfinderisch; er schlachtete das Kaninchen und machte es vermittels eines aus einem Baumaste verfertigten Spießes am Feuer gar. Der hungernde Reisende fand diese Speise so lecker, daß er, heimgekehrt, sich das Fleisch auf ähnliche Weise bereiten ließ und auch seinen Freunden das neu erfundene Gericht mitteilte, die es, weil es auf der Tafel eines reichen Mannes stand, sehr schmackhaft fanden und diese bis dahin unbekannte Zubereitungsart allenthalben anpriesen, wodurch denn bald der Braten das Hauptgericht auf jeder gut besetzten Tafel wurde.

91. Das fischreiche Schloß bei Ragnit

Nicht weit von der Stadt Ragnit an der Memel hat vorzeiten ein Schloß gestanden, welches sehr fest war und von den alten Preußen als der letzte Zufluchtsort gegen die benachbarten Russen gehalten wurde. Viele Jahre vor Ankunft des Deutschen Ordens hatten einst die Russen mit großem Volke einen Überfall in Preußen gemacht; sie hatten die Preußen geschlagen und in dieses Schloß zurückgetrieben; dasselbe belagerten sie nun 9 Jahre lang und hatten es so fest eingeschlossen, daß keine Maus, geschweige ein Mensch heraus oder hinein konnte. Gleichwohl konnten sie es aus keine Weise erobern. Da gingen sie endlich an die Mauern heran und fragten die Preußen, wovon diese denn die ganzen 9 Jahre über gelebt hätten. Wurde ihnen zur Antwort, es wäre ein Teich im Schlosse, der wäre so fischreich, daß die Belagerten alle sich davon ernähren könnten. Daraus sahen die Russen ein, daß sie nichts ausrichten könnten, und sie hoben die Belagerung auf und zogen ab. –

Der Teich ist noch unweit Ragnit, aber es sind keine Fische mehr darin, sondern nur Frösche und Kröten, und die Litauer sagen, das sei so, seitdem bloß Christen im Lande wären. Warum das so ist, das weiß nur Gott allein, seine Wege sind wunderbar.

92. Das Festmachen

Die Fischer am Kurischen Haffe, welche mit ihrem Fang den Markt der Stadt Memel zu besuchen pflegen, besitzen die Kunst, jeden, der sich während ihrer Abwesenheit unterfängt, etwas von ihrem Wagen zu stehlen, so lange festzumachen, bis sie wiederkommen.

So sah die nun bereits selige Frau F. mit eigenen Augen, daß ein Kerl bei dem Wagen eines solchen Kuren auf dem Memeler Markte festgemacht stand. Der Kure, der sein Fuhrwerk verlassen hatte, kam endlich zurück, sprach den Kerl mit einigen Zeremonien wieder los und jagte ihn sodann mit Peitschenhieben fort. Der Kerl schrie fürchterlich und erzählte, er sei, sobald er etwas von dem Wagen habe nehmen wollen, ganz gelähmt worden, was auch nicht eher, als bis der Kure die ihm unverständlichen Worte gesprochen, vorübergegangen sei.

Daher wagt es niemand, von dem Wagen eines Kuren, mag er auch ohne Aufsicht dastehen, etwas zu stehlen.

93. Der Leichenbesuch

In vielen Städten Litauens sind besondere Kirchhöfe für die deutschen und für die litauischen Gemeinden. Auch in der Stadt Ragnit ist es so; früher war daselbst für das Kirchspiel nur ein Kirchhof, jetzt sind aber zwei da. Der deutsche liegt südwestlich von der Stadt, der litauische liegt östlich von derselben. Aber die Leichen der beiden Kirchhöfe, wenn sie sich im Leben gut gekannt haben, kommen oft des Nachts zusammen, besonders wenn es stürmisches Wetter ist. Dann sieht man sie zu Hundert und Tausenden von einem Kirchhofe zu dem anderen fliegen, von dem litauischen zu dem deutschen, und auch von dem deutschen zu dem litauischen. Ein jeder kann sie nicht sehen, sondern nur solche Leute, die in der Mitternachtstunde eines Sonntags geboren sind; die Leichen fliegen durch die Luft, aber nicht gar hoch über der Erde und in ganz gerader Linie von dem einen Kirchhofe zu dem andern. Daher ist denn auch in der geraden Richtung von den beiden Kirchhöfen gar kein Gegenstand zu sehen, der sie in ihrem Fliegen aufhalten könnte, kein Haus, kein Baum, keine Hecke, keine Mauer noch sonst etwas. Vor einigen Jahren zog einmal ein Fremder nach Ragnit, der baute sein Haus an das südliche Ende der Stadt; es war ein recht hübsches und festes Haus. Aber sowie die erste stürmische Nacht kam, fiel das Haus ganz ineinander, mit Dach und Mauern. Alte, schon halb verfallene Häuser in der Nachbarschaft waren ohne allen Schaden geblieben. Darüber schüttelte zwar mancher den Kopf und sah das Haus mit besonderem Gesicht an, allein der Fremde ließ es wohlgemut wieder aufbauen. Doch dauerte es nur wenige Tage, da kam wieder in einer Nacht ein Sturm und warf das Haus noch einmal um. Da kam ein alter Mann zu ihm, der war in der Mitternachtsstunde von einem Sonnabend aus Sonntag geboren. Der sagte zu dem Fremden, sein Haus werde nimmer stehen bleiben, denn es stehe in der geraden Linie zwischen dem litauischen und dem deutschen Kirchhofe und liege den Geistern im Wege, wenn sie einander besuchen wollten. Da ließ denn der Fremde das Haus etwas an der Seite wieder aufbauen, wo es noch steht, ohne jemals wieder Schaden genommen zu haben. – Zum Wahrzeichen steht auch noch eine Scheune am südlichen Ende der Stadt Ragnit, deren Spitze erstreckt sich so eben in die gedachte gerade Linie hinein, daher kommt es denn, daß auf dieser Spitze sich niemals ein Dach halten will; wenn der Herr der Scheune hundertmal im Jahre es wieder zurechtmachen läßt, so ist es doch, sooft des Nachts ein Sturm ist, jedesmal gerade so weit niedergerissen, als es in die Linie hineingeht und den Geistern in ihrem Wege liegt.

94. Der Opferstein vom Rombinus

Schräge der Stadt Ragnit gegenüber an der andern Seite der Memel erhebt sich hart an dem Ufer des Stroms ein ziemlicher Berg, mit vielen Spitzen und Löchern und bewachsen mit Fichten. Der Berg heißt der Rombinus. Hier war vorzeiten der heiligste Ort, den die alten Litauer hatten, denn dort war der große Opferstein, auf welchem ganz Litauen dem Ersten seiner Götter, dem Perkunos, opferte; von dort aus wurde Heil und Segen über das ganze Land verbreitet. Der Opferstein stand auf der Spitze des Berges. Der Gott Perkunos hatte ihn selbst sich dort hingelegt. Unter dem Stein war eine goldene Schüssel und eine silberne Egge vergraben; denn Perkunos war der Gott der Fruchtbarkeit; darum begaben auch bis in die späteste Zeit die Litauer sich zum Rombinus und opferten dort, besonders junge Eheleute, um Fruchtbarkeit im Hause und auf dem Felde zu gewinnen. Es war eine alte Sage, daß das Glück nicht von dem Lande weichen werde, solange der Stein noch stehe und der Berg unter demselben; der Berg aber werde zugrunde gehen, wenn einmal der Stein von ihm genommen würde. Da begab es sich nun im Jahre 1811, daß in dem Dörflern Barten, welches nordöstlich am Fuße des Rombinus liegt, ein Müller namens Schwarz zwei neue Windmühlen anlegen wollte, wozu er zwei Mühlensteine haben mußte. Er besah sich den Opferstein auf dem Rombinus, und er glaubte ihn zureichend, daß er die beiden Steine daraus könne hauen lassen.

Der Müller war ein Deutscher. Weil er nun wußte, daß die Litauer im guten den Stein nicht hergeben würden, ging er zum Landrat des Kreises und erhielt von diesem einen schriftlichen Befehl, daß er den Stein nehmen könne. Die Bauern in den benachbarten Dörfern erhoben zwar ein großes Geschrei, als er anfangen wollte, den Stein wegzunehmen; aber dem Befehle des Landrats mußten sie gehorchen. Dennoch dauerte es lange, ehe der Müller Schwarz zu dem Steine kommen konnte; denn es wollte sich kein Arbeiter zu dem Wegnehmen finden; die Leute fürchteten, es möge ein Unglück geschehen, wenn man es wage, das letzte Heiligtum der Götter im Lande anzutasten. Endlich fand der Müller drei Arbeiter, starke und mutige Gesellen, welche für großen Lohn bereit waren, den Stein zu sprengen und in die Mühle nach Barten zu schaffen. Die Leute waren nicht aus der Gegend, sondern einer von ihnen war aus Gumbinnen, der andre aus Tilsit und der dritte aus dem Dorfe Preußen bei Tilsit. Mit diesen dreien begab sich der Müller auf den Rombinus, und sie fingen an zu arbeiten. Als nun aber der Mann aus dem Dorfe Preußen den ersten Schlag nach dem Opfersteine tat, flog ihm ein Stück davon ins Auge, daß er noch des selbigen Tages auf beiden Augen blind wurde. Der Mann lebte noch lange in Tilsit und ist blind geblieben bis auf seinen Tod. Darauf sing der Geselle aus Tilsit an zu hauen; aber nach dem zweiten Schlage zerbrach er sich den Arm, daß er nicht weiter arbeiten konnte und nach Hause zurückkehren mußte. Dem Gesellen aus Gumbinnen gelang es endlich, den Stein zu sprengen und in die Mühle zu schaffen. Als er aber am dritten Tage nachher in seine Heimat zurückkehrte, wurde er unsern Gumbinnen plötzlich krank; er mußte liegenbleiben und starb, bevor er noch sein Haus erreichte.

So rächte der Gott Perkunos die Wegnahme seines Opfersteines, an dem er mehr als tausend Jahre verehrt war. Die goldene Schüssel und die silberne Egge hat man nicht gefunden, obgleich genug danach gesucht worden ist.

Seitdem der Stein fort ist, frißt der Memelstrom von unten in den Rombinus hinein, und oben auf dem Berge wehet der Wind den Sand auseinander, so daß bald die Stätte nicht mehr ist, wo einst der berühmte Opferstein war. Schon öfter sind gewaltige Massen Erdreich in das Memeltal hinabgestürzt, und mit Sorge sehen die Litauer auf den Fortgang der Zerstörung, denn es ist prophezeit worden, daß unsägliches Unheil über das Land kommt, wenn der letzte Rest der Opferstätte dereinst verschwunden ist.

95. Der Kamsvikus

Unfern Insterburg an dem rechten Ufer der Angerapp, nicht weit von deren Vereinigung mit der Inster, erhebt sich jäh ein ziemlich bedeutender Berg, der Kamsvikus. Er besteht aus einem fast felsenharten Erdreich; niedriges Gestrüpp bedeckt ihn; noch finden sich Überbleibsel einstiger Bewehrung. Schon vor der Ankunft des Ordens hat hier eine Burg gestanden, deren Besitzer ihr und dem Berge den Namen gegeben haben soll. Diesen Kamsvikus schildert die Sage als einen harten und wüsten Mann, der seine Untertanen auf das grausamste behandelte. Zuletzt ließ seine eigne Gattin ihn fesseln und lebendig in den Gewölben des Schlosses einmauern. Aber sie selbst trieb es noch ärger: noch wüster und frevelvoller war das Leben aus der Burg; noch grausamer verfuhr sie gegen das Volk. Da sollen endlich die Götter, erzürnt, die ganze Burg haben versinken lassen. Aber die Besitzerin, obwohl sie begraben, fand doch keine Ruhe. Sie ward verdammt, in der Gestalt einer schwarzen Kuh umzugehn. Ihr Gatte, als schwarze wilde Katze, treibt sie vor sich her. Andere erzählen, sie werde von einem schwarzen Ritter verfolgt, der beständig über ihr die Geißel schwinge. So will man beide oft zur Mitternacht durch das Dickicht streifen gesehen haben.

Der Sohn des Kamsvikus soll sich des Volkes oft gegen die Grausamkeit seiner Eltern angenommen, dies ihm aber einst das Leben gekostet haben. Aus Dankbarkeit ward ihm ein Denkmal errichtet. Ein Kreuz von Eisen, das man später gefunden hat und jetzt in der Kirche zu Insterburg aufbewahrt, wird für dies Denkmal gehalten. Als seine Grabstätte wird ein fünfundzwanzig Fuß langer und vierundzwanzig Fuß breiter Stein am Fuße des Berges bezeichnet.

Noch leben im Munde des Volkes litauische und deutsche Lieder, die seinen Edelmut und seinen Tod besingen.

96. Der Alte Dessauer in Litauen

Der König Friedrich Wilhelm hatte einmal seinen General, den alten Fürsten von Dessau, nach Litauen geschickt, um dort große Leute für die Garde zu suchen. Bei dieser Gelegenheit hatte der Alte Dessauer das Land kennen gelernt, und als nun einige Zeit darauf der König einstmals sagte, er habe doch viele Provinzen in seinem Lande, mit denen er nichts anfangen könne, dazu gehöre unter andern Litauen, da meinte der Alte Dessauer, das hieße doch wohl dem Lande unrecht getan, und er beschrieb nun dem Könige, was es in Litauen Schönes und Gutes gebe. Dadurch wurde der König aufmerksam auf das Land, und er tat für dasselbe viel Gutes. Zur Dankbarkeit aber schenkte er dem Fürsten die Herrschaft Norkitten in Litauen. Der Alte Dessauer war bekanntlich ein guter Wirt, und er machte auch in seiner neuen Herrschaft allerlei neue vorteilhafte Einrichtungen. Unter andern ließ er in dem Dorfe Bubeinen eine neue Mühle bauen. Als diese bald fertig war, kam eines Tages ein litauischer Müllergeselle herbei, welcher bat, an der Mühle arbeiten zu dürfen. Das wurde ihm aber abgeschlagen, weil der Fürst bloß Dessauer arbeiten ließ und glaubte, daß die Litauer nichts könnten. Darüber wurde der Gesell sehr entrüstet und er schwur, daß man ihn noch zurückholen werde. Der Müllergesell war ein großer Zauberer, und er brachte es nun zuwege, daß an der Arbeit gar nichts mehr vorangehen wollte und die Mühle nicht fertig werden konnte, mochte der Mühlenmeister auch schimpfen, soviel er wollte, und mochten die Arbeiter auch schwitzen von des Morgens früh bis abends spät. Da sah der Meister endlich ein, wem er dies zu verdanken habe, und er rief den litauischen Gesellen zurück, und es wurde dann die Mühle ohne besondere Beschwerde bald fertig, daß es die schönste Mühle im Lande war. Wie nun aber der Gesell seine Bezahlung forderte, da wies ihn der Fürst schnöde ab, und der Gesell bekam nun nichts, denn der Fürst war selbst ein Zauberer, dem daher in seinem Schlosse der Gesell nichts anhaben konnte. Daß der Alte Dessauer ein Zauberer war, ist ganz gewiß, denn es konnte ihm keine Kugel etwas anhaben; auch ist es bekannt, daß er einmal, als er tief im Sommer von Memel nach Königsberg reiste, mit seinem Wagen und sechs Pferden davor mitten über das Haff reiste und das Wasser so fest hielt, als wenn es im strengsten Winter wäre. Der Gesell war aber doch ein größerer Zauberer als der Fürst. Als dieser nun einige Zeit darauf nach Königsberg reisen mußte, da reiste ihm der Gesell dahin nach, der wohl wußte, daß er dem alten Herrn überall, nur nicht in dessen Schlosse, Meister war.

Als er in Königsberg ankam und vor dem Königlichen Schlosse vorbeiging, lag der Fürst gerade im Fenster und rauchte aus einer großen Pfeife Tabak. Der Gesell stellte sich vor ihn und forderte seinen Lohn für den Bau der Mühle. Der Alte Dessauer aber lachte ihn aus. Da zauberte der Gesell ihm auf einmal ein Elensgeweih an den Kopf, das mit jedem Augenblick größer und größer wurde. Anfangs merkte der Fürst nichts davon, als aber die Leute auf der Straße verwundert stehenblieben und ihn ansahen, da faßte er sich an den Kopf und fühlte nun das große Geweih. Er wurde darüber sehr erschrocken und wollte in die Stube zurückgehen, aber das Geweih war zu groß, und er konnte den Kopf nicht aus dem Fenster ziehen. Da lachte nun der litauische Gesell, bis der Fürst durch einen Offizier ihm das Geld auszahlen ließ, soviel der Gesell forderte, worauf denn das Geweih von seinem Kopfe verschwand. Seitdem hat der Alte Dessauer sich mit keinem Litauer mehr in Zauberkünste eingelassen.


 << zurück weiter >>