Carl Arnold Kortum
Die Jobsiade
Carl Arnold Kortum

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Viertes Kapitel

Wie das Kindlein getauft ward, und wie es Hieronimus genannt ward.
  1. Als noch einige Tage waren vergangen,
    Schien das Kind die Taufe zu verlangen,
    Indem es immer erbärmlich schrie
    Und seiner Mutter machte viel Müh'.
  2. Es half davor weder Brust noch Süppchen
    Noch ein im Munde gestecktes Zuckerpüppchen,
    Sondern es rief in einem fort,
    Daß Niemand hören konnt' sein eigen Wort.
  3. Man machte drum in Senator Jobsen Hause
    Anstalten zum Kindtaufenschmause
    Und schleppte der Speisen mancherlei
    Zum morgenden Tractamente herbei.
  4. Auch wurden Torten, Kuchen und mehr Sachen
    Zum Nachtische bereitet und gebachen,
    Auch an Wein, und Tabak und Bier
    War gewiß kein Mangel hier.
  5. Gevattern, Freunde und Verwandte,
    Hebamme, Nachbarn und Bekannte
    Stellten sich darauf artig und fein,
    Zur gehörigen Stunde ein.
  6. Auch Küster und Pfarrer mit dem Formulare,
    Wie leicht zu gedenken ist, da ware;
    Imgleichen ein ganzer hochweiser Senat
    Sich zeitig dabei eingefunden hat.
  7. Es waren auch sonst noch viele Gäste
    Auf diesem großen und hohen Feste,
    Und ich sag es zu Jobsens Ehr':
    Es ging alles fein ordentlich her.
  8. Jedoch that sich ein Disput erheben,
    Was man dem Kind für einen Namen wollt' geben:
    Heinz, Kunz, Matz, Peter oder Hans,
    Diez, Jost, Hermann oder Franz.
  9. Von diesen sonst schönen Namen allen
    Wollte keiner allgemein gefallen,
    Und es würde gewiß noch zuletzt
    Haben nicht geringe Händel gesetzt.
  10. Der Pfarrer aber, als ein kluger Herre,
    That den Ausspruch, daß es rathsam wäre,
    Bei diesem Zwist im Kalender zu sehen,
    Was am Geburtstag möcht' für ein Name stehen.
  11. Es ward also, ohne weiter zu fragen,
    Vom Küster der Kalender aufgeschlagen,
    Und man fand darauf ohne Müh'
    Den Namen des heiligen Hieronimus hie.
  12. Solcher kluger Rath hat gleich Allen,
    Sowohl Gevattern, als Eltern gefallen;
    und man faßte also in pleno den Schluß,
    Das Kind sollte heißen Hieronimus.
  13. Nachdem nun der wichtige Handel geschlichtet,
    ward der Actus vom Herrn Pfarrer verrichtet,
    Und zwar nach dem gewöhnlichen Fuß,
    Und nun hieß das Kind Hieronimus.
  14. Alles Uebrige ging ruhig und schöne,
    Pfarrer und Küster thaten sich recht bene,
    Und es wurde fast die halbe Nacht
    Gegessen, getrunken, geraucht und gelacht.

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