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Achtzehnter Abend.

Ben Hafi erschien auf den Glockenschlag, rollte seine Handschrift auseinander und begann:

Da du, Herr der Gläubigen, das Geschwätz dieses sogenannten philosophischen Sultans und seiner sogenannten Freunde nicht weiter hören willst, so darf ich dir auch nicht die glänzende Rede Rams herlesen, die er in dem Saale des Lichts hielt und deren Erfolg war, daß nun Sultan Denkling wirklich den Entschluß faßte, die weise und einfache Allegorie der Gottheit, die von den ältesten Zeiten her in einem Tempel stand, zu zerschlagen und sein eigenes Bildniß an ihre Stelle zu setzen, damit doch die Kopher eine Versinnlichung der Macht und Gewalt vor Augen haben möchten. So war nun dieses meistens das Wert des Mannes, der in Enoch gegeißelt wurde, weil er des armen Narren Puhs Götterheit verspottet hatte. Mahal seufzte, glühte, raste; Ram spottete seiner und verwirrte durch Witzeleien und Sophismen sein schon genug verwildertes Gehirn noch mehr. Er sprach bei sich: »Dieses ist also die Weisheit, um deren willen ich das Gebirge verlassen habe! Dies die Frucht der Wissenschaften und Künste, nach denen ich so lüstern war? Dies sind die Wesen, deren Wirken und Thun ich bewunderte und das ich, was das Unbegreiflichste ist, in so vielen Stücken bewundern muß. Und ich muß zu dir rufen: Verdirb sie, Herr! sie sind deiner Rache reif! aber warum sind sie so? Warum rasen Die, die so vernünftig handeln könnten? Warum sprechen Die dir Hohn, die Alles von dir haben, Alles durch dich sind, denen du eben die Vernunft gegeben hast, durch die sie sich gegen dich empören? Warum gabst du ihnen Fähigkeiten, die sie gegen dich mißbrauchen? Mit Recht sagst du, sie sind dem Verderben reif: aber warum mußten sie ihm reifen? Ich rede von dir, und sie spotten meiner; ich spreche von ihrem nahen Verderben, und sie lachen mir ins Angesicht, verwirren meinen Geist mit ihren ungeheuern, kühnen Gedanken, zerreißen mein Herz mit ihren Zweifeln, und hätte ich dich nicht wachend gesehen und gehört, sie würden mich selbst überreden, du seist nicht, und ich habe ein Traumgesicht gesehen. Ja, ihr Wissen macht ihr Unglück, ihr Wissen macht sie kühn und wahnsinnig! Alles, was ich bisher gewonnen habe, ist die Ueberzeugung, daß das Wissen Gift ist und ein Gift, das man dafür erkennt und doch verschlingt, das das Gehirn mit Worten füllt und das Herz einengt, das den vor Durst lechzenden Geist nie erquickt. Und darum hab' ich mein Gebirge verlassen, wo glückliche Unwissenheit, Unschuld und Einfalt wohnen? Mit diesem Bekenntnisse soll ich vor dich treten, Herr! Aber ach, Herr! warum wissen die Menschen so viel und doch nichts, und warum hast du ihnen diesen gefährlichen Durst nach Wissen gegeben?«

Der Tag zur Aufstellung der Bildsäule des Sultans Denkling war bestimmt; er sollte in dem ganzen Reiche Kopha feierlich begangen werden.

Der Sultan begab sich, begleitet von seinen Philosophen, unter denen Mahal war, nach dem Tempel. Die tiefsinnigen Kopher hatten das große Gebäude angefüllt, und nun hielt der Sultan Denkling eine lange Rede über den Unbegreiflichen und die Allegorie, die ihn versinnlichen sollte; zeigte die Mißdeutungen und übeln Folgen, die sowohl die kalten Begriffe, als sinnliche Vorstellungen von ihm veranlaßten, und that dar, daß alles Unglück, das bisher in Kopha geschehen, daher entsprungen sei. Er sagte ferner: »Bloß diese Versinnlichung, nebst den verworrenen Begriffen über den Unbegreiflichen, seien Schuld, daß die Kopher nicht so Welt in der wahren Erleuchtung gekommen wären, und daß noch, viele unter ihnen, vor Furcht zitternd, nach Lohn schnappend, das Gute thäten und das Böse unterließen. Er wolle nun diese Bilder und mit ihnen die irrigen Begriffe, die man sich von dem Unbegreiflichen machte, zerschmettern; wolle ihnen dafür ein sinnliches Bild der Gewalt, welche die Gesellschaft zusammen hielte, hinstellen, das Bild ihres Sultans und Herrn, der nach den Tafeln der Sittlichkeit, deren Urheberin die Vernunft selbst wäre, herrschte, und dadurch diese Tafeln, die bisher Lust und Unlust, Furcht und Hoffnung, Eigennutz und Selbstsucht überdünstet und verdunkelt hätten, in ihrer reinen ursprünglichen Klarheit wiederum herstellen.«

Hierauf ergriff der Sultan eine Axt, die Philosophen thaten dasselbe; der Sultan führte den ersten Streich, und nun schlugen alle auf die Bilder, bis sie in Stücken zerfielen. Doch plötzlich trug sich eine Erscheinung zu, welche die Philosophen und den Sultan selbst betäubte.

Der seltene Vogel, der aus seiner Asche wieder aufersteht und ein Bild des Muselmanns an jenem großen und furchtbaren Tage ist, erhob sich in seinem glänzenden Gefieder aus einer großen ehernen Kugel, die mit einem schrecklichen Brausen von sich selbst zersprang, und hielt eine Handschrift in seinem Schnabel. Als er sich erhob, erscholl eine Stimme: »Dies ist der Koran, dessen die lebenden Geschlechter nicht würdig werden konnten.«

Herr der Gläubigen, Gabriel, der Fürst der Engel, hatte ihn in diese Kugel auf Befehl Gottes eingeschlossen, und sie ist ein Zeichen dem Gläubigen, daß der Koran einst über die ganze Welt herrschen werde. Der Phönix überbrachte das heilige Buch dem Fürsten der Engel, der Fürst der Engel überreichte es dem Allerheiligsten; der Allerheiligste legte den Koran neben seinen erhabenen Thron nieder, bis das Menschengeschlecht seiner würdig würde. Tausende der Jahre verflossen, der Apostel, den Gott ausersehen hatte, erschien, und Gott sandte und offenbarte ihm, durch seinen Diener Gabriel, das heiligste der Bücher.

Khalife. »Preis sei Gott dem Erhabenen, dem Allmächtigen, dem Barmherzigen, der den Koran seinem Apostel offenbart hat und uns durch seinen Apostel, daß er der Lehrer aller Geschöpfe werde. Ihm, dem Herrn, gehört das Königreich des Himmels und der Erde; er ist einzig, er hat keinen Sohn gezeugt, hat keinen Theilhaber seines Königreichs. Er hat Alles geschaffen, Alles geordnet nach seinem festen, unveränderlichen Willen. Preis sei Gott! Es ist nur ein Gott, und Mahomed ist sein Apostel.«

Alle. Preis sei Gott! Es ist nur ein Gott, und Mahomed ist sein Apostel!

Khalife. »Alles, was im Himmel und auf der Erde ist, preiset den Herrn, den Heiligen, den Mächtigen. Er ist es, der unter den ungelehrten Arabern einen Apostel ihres Geschlechts aufgestellt hat, ihnen seine Zeichen zu verkündigen, sie zu reinigen und sie die Schrift und Weisheit zu lehren; vorher waren sie gewiß in offenbarem Irrthum. Andere haben die Weisheit nicht gefunden. Die so den Glauben nicht angenommen haben, sollen zur Zeit, die Gott gefällt, bekehrt werden, er ist mächtig und weise. Dies ist die Gnade Gottes, er gibt die Weisheit Denen, die er auserwählt.«

Ben Hafi. Sieh, Herr der Gläubigen, dies ist der geheimnißvolle Umstand, auf den ich dich verwies.

Khalife. Ben Hafi, ich bin zufrieden mit dir, du hast mir dadurch alle Angst, die mir dieses Märchen, und alle Langeweile, die mir die vorigen verursachten, hinlänglich versüßt, und nie sollst du darben. Friede sei mit dir! Die Gärten des Propheten sollen dir aufgethan werden und du ewig in ihrem erquickenden Schatten ruhen.

Ben Haft verbeugte sich und fuhr fort:

Die tiefsinnigen Kopher schrieen einstimmig: ein Wunder! der Sultan und seine Freunde standen eine Zeitlang betäubt da; endlich ermannte sich Ram und rief: warum erstaunt ihr über den groben Betrug der Priester dieses Tempels? Sie haben diesen Vogel in der Kugel verborgen, sie durch ein geheimes Kunstwerk aus einander gerissen, um das Volk zu blenden, ihren ihnen vortheilhaften Aberglauben für immer zu erhalten und der Erleuchtung der Kopher entgegen zu arbeiten!«

Die Kopher mußten es glauben. Hierauf wurde das Bildniß des Sultans aufgestellt, und Denkling sah ich als einen Gott dastehen. Auf dem Fußgestell waren die dir bekannten Zauberformeln eingegraben. So sah nun Mahal das möglichste Maß der menschlichen Vermessenheit und Raserei; ergrimmt wanderte er mit dem Hofe nach dem Palast zurück, und an der fröhlichen Tafel, wo man das Siegesfest über den Aberglauben feierte, hielt er dem Sultan eine sehr derbe Strafpredigt, wodurch er aber weiter nichts wirkte, als daß er ein Gegenstand des Spotts und Gelächters ward, und von diesem Augenblick sah ihn der Sultan als einen Wetzstein seines Witzes an und duldete ihn auch nur darum in seiner erleuchteten Gesellschaft.

Die ernsthaften, launigten Kopher, die nun nichts mehr aus Furcht vor der Strafe und aus Hoffnung auf Lohn thun sollten, lachten bald in ihrem Herzen des Sinnbilds eines Gottes, der im Fleisch vor ihnen wandelte und der trotz der Tafeln der Vernunft so Vieles that und thun mußte, was sich mit ihren strengen Gesetzen nicht reimen ließ. Uebrigens schwatzten sie, gleich ihm, ein Langes und Breites über die Gesetze der Vernunft und gingen den Weg der Lust und Unlust; aber über die Beweggründe ihrer Handlungen, die Reinheit des Willens dachten sie so scharf und mühsam nach, daß, wenn der Hunger in den Kophern nicht gewirkt hätte, wie in andern Menschenthieren, die ganze Staatsmaschine bald gestanden haben würde, und ihre Lehrer diese Tafeln mit eigner Hand würden haben zerschlagen müssen, um ferner fort philosophiren zu können. Doch thaten diese Denklinge, was sie konnten, das ganze Gebäude des Staats zu Grunde zu richten, und um es ganz zusammen zu werfen, erforderte es weiter nichts, als einen groben Schlag von einer unphilosophischen Hand. Die gescheidtesten Kopher zogen zu Sultan Pah oder Einfalt und ließen sich unter den Mullahern nieder, um nicht vernünfteln zu müssen. Diese machten dem Sultan eine so sonderbare Beschreibung von der Wirthschaft seines erhabenen Bruders, daß er theils aus Neugierde, theils aus Gutmüthigkeit den Entschluß faßte, einmal an seines Bruders Hof zu ziehen, um die Wunder, die er wirkte und die so viele Unterthanen aus seinem Lande jagten, mit eignen Augen anzusehen. Begleitet von einigen rohen Mullahern kam er ohne Weiteres in eben dem Augenblick in Kopha an, als der Sultan Denkling in dem Saal der Vernunft mit seinen Freunden saß und ihnen eine Rede über die Erleuchtung, Aufklärung und moralische Vollkommenheit vorlas. Bruder Einfalt ging gerade auf ihn zu und wollte ihn zärtlich umarmen; aber der Sultan, beleidigt von der Zudringlichkeit Einfalts in den Saal der Vernunft mit seinen Barbaren, verließ seinen Posten nicht, zeigte ihm ganz kalt einen Ort zum Niedersitzen und fuhr in seiner Rede fort. Als nun seine Rede zu Ende war und die Philosophen sie genug bewundert hatten, sagte auf einmal Einfalt mit vieler Herzlichkeit:

»Bruder Denkling, von allem Dem, was du gesagt hast, verstand ich kein Wort. Wir in Mullah verstehen unter Bebauen nichts anders, als das Bebauen unsrer Felder, unter Erleuchtung nichts anders, als die Erleuchtung der guten Sonne, und geht uns die aus, so zünden wir Lichter an. Von Vollkommenheit wissen wir weiter nichts, als gesund zu sein, zu essen und zu trinken, so viel wir verdauen können, und so viel Kinder zu zeugen, als wir Kräfte haben. Die Vernunft kennen wir nicht, noch weniger verstehen wir Dasjenige darin zu lesen, was, wie du sagst, darin aufgeschrieben ist. Gott ist gar nicht mehr in Mullah, auch haben wir kein Bild von ihm, wie du eines in deiner Person von ihm sollst aufgestellt haben. Ich bin begierig, das Ding zu sehen, das so viel Lärmen macht. Uebrigens gehorchen mir die Mullaher gerne, wenn ich nur befehle, was Rechtens ist. Befehle ich ihnen aber etwas Dummes oder etwas, das sie für unrecht halten, so sagen sie mir es gerad heraus, thun es auch nicht, und da sie sich vor dem Tode gar nicht fürchten, so halte ich mich lieber an Das, was sie für klug und gut halten, und mich däucht sogar, sie wissen es noch besser als unser Einer, was ihnen nützlich oder schädlich ist. Nun bin ich eigentlich hierher gekommen, dich, lieber Bruder, recht zu bewundern, deine große Wirtschaft, von welcher ich gar nichts verstehe, anzusehen und etwas von dir zu lernen. Zeige mir nur den Weg dazu und sage mir, wo und worüber ich eigentlich anfangen muß, dich zu bewundern. Aber vor allen Dingen erkläre mir: Woher kommt es wohl, daß trotz deiner Weisheit und deinen Wundern so viele Kopher zu uns rohen Mullahern wandern, sich bei uns niederlassen, und kein Mullaher zu deinen Kophern wandert, um sich bei ihnen niederzulassen?«

Khalife. Eine spitze Frage für einen Einfältigen, und es ist vermuthlich die gescheidteste, die in dem Saale der Vernunft bisher aufgeworfen worden ist.

Mahal horchte dem Sultan Einfalt sehr aufmerksam zu und sah bald ihn, bald Sultan Denkling an.

Denkling antwortete: »Bruder Einfalt! du bist noch der Alte und ganz für das rohe Volk geboren, das unser Vater dir zur Herrschaft übergeben, oder vielmehr dem er dich, um von ihm beherrscht zu werden, übergeben hat. Rohheit und Einfalt vertragen sich recht gut mit einander; darum hättest du besser gethan, zu Hause zu bleiben, als dich diesen Weisen in deiner Nacktheit zu zeigen. Doch ich will dir sagen, warum deine wilden Mullaher nicht zu uns wandern und sich bei uns niederlassen. – Warum kommen die Thiere des Waldes nicht zu uns?«

Sultan Einfalt. Weil sie Thiere sind und sich da, wo sie sind, recht wohl befinden.

Der Sultan und die Weisen lachten laut über Einfalls Antwort; Einfalt lachte herzlich mit und sagte endlich: »Nun weiß ich, warum die Thiere des Waldes nicht zu euch kommen; weil sie nicht über euch lachen können.«

So arglos auch Einfalt diese Worte vorbrachte, so fühlte sie gleichwohl Sultan Denkling und antwortete mit sehr feierlichem Ernste: »Bruder Einfalt! die Thiere kommen nicht zu uns, weil sie der Vernunft nicht fähig sind, und die Mullaher kommen nicht zu uns, weil sie noch in dem Schlamm der Unwissenheit versunken liegen und gleich ihren Brüdern im Walde nur den viehischen Trieben des Fleisches folgen. Meine Kopher ziehen in dein Reich, weil sie als erleuchtete Menschen das Licht, das ich in ihnen angezündet habe, gerne weiter auf der Erde verbreiten möchten. Du wirst bald die Wirkung davon empfinden und dann einsehen, daß du zwar über Thiere, aber nicht über Menschen zu herrschen fähig bist.«

Sultan Einfalt. Wollen deine Kopher dies, so ist es Zeit, daß ich zurückreise und sie wegjage; doch bisher haben sie sich ganz stille gehalten, und da sie von dir viel Dummes, Lächerliches und Böses erzählen, so glaube ich beinahe, sie sind eher aus Ueberdruß deiner hohen Weisheit davon gelaufen, als mit dem Vorsatz, Thiere zu belehren, deren glücklichen Sultan ich mich nenne.

Diese letzten Worte machten einen so widrigen Eindruck auf den Sultan Denkling, daß er plötzlich die Gesellschaft aufhob, seinen Bruder stehen ließ und sich in sein Gemach begab, wohin ihm die Auserwählten nebst Mahal folgten.

Sultan Einfalt lief in dem Palaste herum, um seine alten Bekannten aufzusuchen, er fand aber keinen derselben; denn die Denklinge hatten die Diener der vorigen Regierung, als ungebildete Leute, alle weggedrängt und sich in ihren Stellen festgesetzt. Dieses that dem Sultan Einfalt sehr weh. Er sah ganz einsam in einem Zimmer voller Handschriften und andern Geräthschaften zur Weisheit und wunderte sich sehr darüber, daß sein Bruder Denkling so viel zu thun hätte und ihm, der so weit herkäme, ihn zu besuchen, nicht einmal eine kleine Stunde seiner Zeit schenken könnte. Hierüber schlief er ein und war so glücklich, wie Einfalt und Unschuld in allen Lagen des Lebens ist.

In dem Augenblick, da Sultan Einfalt des sanften Schlafs genoß, rathschlagte sein Bruder Sultan Denkling mit seinen weisen Freunden, was mit dem rohen Menschen anzufangen sei. Er ging lange ärgerlich und mißvergnügt auf und nieder, endlich beklagte er sich laut über die Fühllosigkeit und Dummheit seines Bruders, wovon dieser eben, nach seiner Meinung, so schreiende und schimpfliche Beweise gegeben haben sollte. »Und dieses Thier,« schrie er heftig, »soll über Menschen herrschen! Es macht mir, der Vernunft, der ganzen Menschheit Schande! So lange Sultane wie er regieren können und die Menschen unter ihnen wie Pflanzen leben und hinwelken, kann sich das Reich der Vernunft nicht ausbreiten. Kann ein Geist, wie ich, auf die Dauer der Aufklärung nach sich rechnen? Ich steige in das dunkle Grab, werde Asche, und die Dummheit herrscht, wenn ich nicht bei den benachbarten Völkern, eben so wie in Kopha, Aufklärung auszubreiten suche. Auf meiner Rechten da ist mein Bruder Schönling, durch einen breiten Strom von meinem Reiche getrennt, er verbrennt die Vernunft durch die Einbildungskraft und macht die Sullaher zu klingenden Narren. Auf meiner Linken dieser Barbar, den Gebirge von meinem Reiche scheiden, der über Thiere herrscht und mir ins Angesicht sagt, er halte es für ein Glück. Was hilft es mir nun, daß ich gleich einer strahlenden Sonne in ihrer Mitte sitze; der eine sieht mein Licht aus Dummheit nicht, und der andere haßt es, weil die Schönlinge das Helldunkel lieben und ihnen die Vernunft alle die erlognen Bilder ihrer Phantasie zu Gerippen macht.«

Ram. Herr, so müssen sich die Philosophen aufmachen und ihnen das Licht zutragen; doch meine Meinung wäre (der deinen unbeschadet), wir fingen mit diesen Menschenthieren zuerst an; denn Schönlingen der Vernunft zuzuführen, ist eben so leicht, als Affen gesetzt, sittsam und bescheiden zu machen. – Du sagtest vorhin selbst, daß sich schon viele deiner Unterthanen in dieser Absicht nach Mullah begeben hätten. –

Sultan Denkling. Ach, Ram, ich wollte Einfalt nicht die Wahrheit sagen. Die Entflohenen sind Abtrünnige der Vernunft, die darum die Dummheit der Erleuchtung vorziehen, weil sie hier keine Rolle spielen können, weil –

Ram wollte nicht gerne, daß der Sultan die Gründe aufsuchen und aufzählen sollte, und fiel ihm ein: »Sultan Denkling, wenn ich zu dir rede, so rede ich zu einem Denker, zu einem Manne, der, ob er gleich Sultan ist, doch einen Sultan über sich anerkennt, und dieser ist deine helle, reine, von allen Vorurtheilen befreite Vernunft. Dem zufolge sage ich, das Größte, Erhabenste, was du unternehmen kannst, ist, daß sie, die deine Herrscherin ist, die Herrscherin aller Menschen werde. Es wäre verwegen, dich zu fragen, ob du dieses eingestehst.«

Sultan Denkling. Dies wäre es allerdings.

Ram. So frage ich dich: hältst du den Sultan Einfalt der Erleuchtung fähig?

Sultan Denkling. Du hast die Beweise davon in dem Saale der Vernunft gehört.

Ram. So hat er sich sein Urtheil selbst gesprochen.

Alle. Das hat er gethan.

Sultan Denkling dachte ernsthaft nach.

Ram. Ist Einfalt der Erleuchtung unfähig, so kann er nie erleuchtet werden. Kann er als das Oberhaupt der Mullaher nicht erleuchtet werden, so kann von ihm die Erleuchtung zu den Mullahern nicht übergehen. Kann die Erleuchtung zu den Mullahern nicht übergehen, so bleiben sie in ihrer Dummheit; bleiben sie in ihrer Dummheit, so ist es unmöglich, daß dein Licht sich weiter ausbreite – und dies – dies, Herr, ist noch das Unbedeutendste.

Sultan Denkling (auffahrend). Was wagst du zu sagen?

Ram. Hm, ich sage, daß diese rohen, dummen, ungeschliffenen Mullaher deinen verfeinerten, erleuchteten, tiefsinnigen Kophern mit der Zeit sehr gefährlich werden können. Die Erleuchtung ist eine gar herrliche Sache für den Geist, doch oft nicht für den Körper; oft geschieht sie sogar auf Unkosten der Kräfte des Körpers, und wenn es zwischen den Kophern und Mullahern zu Schlägen kommen sollte –

Sultan Denkling. Du thust uns zu viel. Der Verständige siegt immer über das Thier, geschieht das nicht mit dem Schwerte, so geschieht es mit der List.

Ram. Die doch die Schwäche des Körpers beweist. Besser ist es, du lässest es nicht dazu kommen und nimmst dem Thier die rohe gefährliche Kraft. So machten es unsre Vorfahren mit dem Pferde und mit dem Stier. Bedenke noch, daß die Mullaher nicht vergessen haben, daß dein Vater sie sich gewaltsam unterworfen hat. – Nach allem Diesem sage ich nur, da Sultan Einfalt ein Thier über Thiere bleiben will und diese Thiere Menschen werden sollen, so kann Sultan Einfalt nicht Sultan in Mullah bleiben.

Sultan Denkling (lächelte). Und wer sollte es an seiner Stelle sein.

Ram. Wer anders als die Sonne in Kopha? Liegt es dir nicht als Pflicht ob, die vernunftwidrige Einrichtung deines Vaters umzustoßen und dich nach und nach als Herr der drei Reiche auf den Thron zu setzen, auf dem er gesessen hat?

Sultan Denkling. Dies alles ist trefflich und gut; aber –

Ram. Ich sehe nur eine Schwierigkeit, und die ist für einen systematischen Denker unausstehlich, denn der erste Schritt zur Bildung dieser rohen Mullaher müßte darin bestehen, daß du ihnen den Begriff von Gott beibrächtest. Da du ihn nun den Kophern genommen hast, wie kannst du –

Sultan Denkling. Das werde ich nie thun, und warum, wozu?

Ram. Hm, es ist sonderbar genug! Sieh, Sultan Denkling, der erste Schritt zur Aufklärung ist der Begriff von Gott, und der letzte, den meine ich, der der Erleuchtung das Siegel der Vollendung aufdrückt, ist, ihn als überflüssig wegzuwerfen. Ich denke, wir haben dies in Kopha bewiesen, und Alles, was wir nur in Mullah suchen müssen, ist, daß die Mullaher mit der Zeit durch Kunst werden möchten, was sie nun von Natur sind. Wir bedürfen dieses Begriffs nicht mehr, weil er der Beweggrund unsrer Handlungen nicht sein darf, denn wär' er der Beweggrund unsrer Handlungen, so bewegte uns nicht die Vernunft, sondern Furcht, Hoffnung, Liebe oder Achtung, die beide wiederum in den ersten unreinen sich auflösen. Ueberall ist nur Knechtschaft, und diese hassen wir. Doch davon, wenn wir nur erst Herren der Mullaher sind.

Sultan Denkling. Und wie sollten wir dies werden?

Ram. Nichts ist leichter. Bist du nicht als der Aelteste sein nächster Erbe? Will ich nun Einen beerben, so muß Das voraus gehen, was mich zum Erben machen kann. Ich spreche das Wort nicht aus, denn jeder erleuchtete Mensch verabscheut den Begriff der Auflösung. Spräche ich nun zu einem gewöhnlichen Menschen, so würde ich mich, nach der Weise der Schönlinge, in rednerischen Figuren fein und zierlich herumwinden; aber dir sage ich, bist du der Mann, der du uns zu sein scheinst, so darfst du hier das Gesetz der Vernunft verletzen, über eine ihrer Tafeln einen Schleier fallen lassen, da du sie alle in den Köpfen der Mullaher mit deinem Lichte dadurch erleuchtest. Auch kann man ein Thier, das unnütz ist, einsperren und es seinen Sinnen leben lassen, bis es sie abgenutzt hat.

Sultan Denkling. Wir wollen es überlegen. So viel ist klar, Einfalt ist in das Netz gelaufen, und wir müßten ihm gleichen, wenn wir ihn wieder entspringen ließen. Indessen seid freundlich gegen ihn. Ich will ihn auf morgen zu einer Versammlung einladen, und bleibt er, wie er ist, so wollen wir das Andere berathen. Zum Sultan taugt er auf keine Weise.

Ram. Dies ist es eben, was ich beweisen wollte und bewiesen habe.

Khalife. Das sind ja abscheuliche Menschen.

Ben Hafi. Es sind Selbstler, Nach dem Arabischen paraphrasirt; das Wort ist bezeichnend genug und hat nichts gegen sich, als daß es nicht gebräuchlich ist. aus Philosophen, Höflingen und Herrschern entsprungen, und es ist zu bewundern, daß aus der sonderbaren Mischung nicht etwas Schlimmeres hervorgegangen ist. –

Abends schmeichelte man dem Sultan Einfalt und machte ihn mit Mahal zum Gegenstand des Spotts; Einfalt merkte nichts. Auf den folgenden Tag lud man ihn in den Saal der Wahrheit ein; aber Einfalt war verschwunden.

Khalife. Das ist mir lieb.

Ben Hafi. Als es Ram vernahm, sagte er zu Mahal: »An Einfalts Flucht bist du Schuld; du hast ihm unsern Anschlag verrathen.«

Mahal. Freilich hab' ich es gethan, mag ich auch das Leben darüber verlieren, das mir unter euch zur Last wird.

Ram. Gleichwohl hast du gehört, daß wir die Mullaher von Gott unterrichten wollten; nun bist du Schuld, daß sie in ihrer groben Unwissenheit verbleiben.

Mahal. Ihr seid abscheulich mit und ohne Gott.

Ram. Wie hast du ihm unsern Anschlag beigebracht?

Mahal. Durch einen seines Gefolgs.

Ram. Schweige davon gegen Jedermann. Du hast recht wohl gethan, denn eben darum sprach ich so in deiner Gegenwart vor dem Sultan. Ich war gewiß, du würdest in deinem Eifer thun, was du gethan hast, und wollte wahrlich nicht, daß Einfalt etwas zu Leide geschehe.

Mahal. Wer begreift dich, Schlange.

Ram. Nenne mich, wie du willst. Ich hasse alle diese Narren hier, auch habe ich die Geißelung in Enoch noch nicht vergessen. Sei nur ruhig, du wirst noch mehr sehen und vor lauter Sehen blind, vor lauter Erkennen stumpf werden, und wirst du das nicht, so mußt du endlich über Alles denken, wie ich, dein erster und dein letzter Lehrer denke. Hier bist du an der Quelle der Weisheit, und je nachdem du aus ihr schöpfest, wirst du entweder ein Narr, ein hohles Nichts oder ein Bösewicht; doch das Erste brauchst du nicht erst zu werden.

Mahal. So bin ich es unter euch geworden: doch bevor eins von den dreien wirklich geschieht, will ich mich auf das Gebirge flüchten, um über euch und mich zu weinen, bis ich sterbe.

Ram. Siehst du wohl, daß du ein Narr bist? aber folge mir nur; da du ein weinender und kein lachender Thor bist, so will ich dein Wohlthäter werden und dir Stoff zu Thränen zubereiten. Auf das Gebirge will ich dir schon helfen.

Nach dieser Unterredung ging Ram mit Mahal zum Sultan Denkling, der, umgeben von seinen Freunden, über die Flucht seines Bruders nachsann und äußerst ergrimmt war, daß er ihm entgangen war und seine Einladung in den Saal der Wahrheit verschmäht hatte. Ram sagte ihm gerade heraus, es müßte ein Verräther unter den Denklingen sein; denn Einfalt wäre viel zu einfältig, als daß er ihren so klugen Anschlag hätte merken sollen. »Sei indessen ruhig, Sultan,« fuhr er fort, »hat er sich zu dem Sultan, deinem Bruder, begeben, so wird es ihm bei den Schönlingen nicht besser ergehen.«

Sultan Denkling. So will ich gleich meinen Bruder Schönling zu einem Bündniß gegen Einfalt einladen; von der Hoffnung gereizt, die ihm mein Gesandter vorspiegeln soll, die Mullaher zu Schönlingen zu bilden, wird sich seine Einbildungskraft einen Augenblick entflammen. Haben wir es einmal so weit gebracht, daß wir Mullah theilen können, so müßten wir keine Philosophen sein, wenn wir nicht Sullah und Mullah der Vernunft unterwürfen. Auch soll ihm mein Gesandter sagen, wie sehr mich Einfalt beschimpft hat, da er meiner Einladung in den Saal der Wahrheit so schnöde ausgewichen ist. Mein Bruder, ob er gleich nur ein Schönling ist, ist doch fähig, eine solche Beleidigung zu fühlen. Wir müssen nun einen Mann aussuchen, der die Kunst versteht, recht glühend und erhaben zu reden, denn Bruder Schönling muß durch die Phantasie gefaßt werden.

Sultan Denkling hatte sich in seiner Muthmaßung nicht betrogen. Einfalt zog gerade zu Schönling, beklagte sich mit vielem Schmerz über seinen Bruder Denkling und gewann durch seine Klage weiter nichts, als daß er Schönling reizte, mit seinen Freunden zu Rathe zu gehen, wie man es wohl machen müßte, die Mullaher dichterisch zu bilden und empfänglich für das Schöne und Gute zu machen; aber das Glück, das die Einfalt oft so gerne beschützt, rettete Sultan Einfalt auch hier; wie? erzählt Mahal nicht, weil er kein Zeuge davon war.

Die Botschaft des Sultans Denkling machte demnach einen starken Eindruck auf den Sultan Schönling. Er erblickte sich plötzlich in dem Glanze eines Helden. Die Schönlinge sahen in seinen und ihren Thaten einen neuen erhabenen Gegenstand ihrer Dichterei, und in den starken, nervichten, arbeitsamen Armen der Mullaher eine neue, reiche Quelle der Nahrung ihres Dichtergeistes. Der Krieg gegen Mullah ward also mit der den Dichtern und Schönlingen eignen Begeisterung unternommen. Der Sultan ließ eine Schrift in feurigen Zeichen und hohem Stile an die muntern Sullaher ergehen; sie zündete, und Alles machte sich auf, die Menschenthiere in Mullah zu Schönlingen zu bilden.

Als Sultan Einfalt in Mullah ankam, erzählte er seinen Aeltesten mit vielen Thränen, wie seine Brüder ihn hätten tödten und sich dann die Mullaher unterwerfen wollen, um sie zu Denklingen und Schönlingen zu bilden. Wuth und Grimm überfielen die gegenwärtigen rohen Mullaher; sie schwuren alle bei der Erde, ihrer Ernährerin, sie wollten den Kophern und Sullahern die Schädel einschlagen, die so viel Böses und Dummes ausheckten, und sich auf einmal für die alte Unterjochung rächen. Einfalt that es nun herzlich leid, daß es dahin kommen sollte; aber da sich mit den Mullahern viel thun und wenig reden ließ, so setzte er sich an die Spitze der Mullaher, die wohlgeordnet, mit Keulen und Schwertern bewaffnet, aus ihren Gebirgen hervorbrachen und gegen Denklings Grenzen anzogen. Es war ein fürchterliches Heer, Herr der Gläubigen, da die Mullaher den Tod nicht fürchteten und von der Tapferkeit weiter gar nichts wußten, als daß ein Mann nicht wohl ohne sie sein könnte.

Die zwei erhabenen Brüder hatten sich indessen vereinigt und vertrugen sich gerade so, wie Vernunft und Einbildungskraft sich zu vertragen pflegen. Sie fühlten die unerträglichste Langeweile, wenn sie beisammen waren; einer verachtete den andern, und die Denklinge und Schönlinge thaten auf beiden Seiten ihr Möglichstes, diese Verachtung bis zum Hasse zu treiben, dabei aber klüglich zu rathen, es nur beim innern Groll bewenden zu lassen, bis man den Andern nicht mehr brauchte. Denkling dachte, er wollte die Schönlinge zur Unterjochung der Mullaher brauchen und dann die Mullaher zur Unterjochung der Schönlinge. Sultan Schönling dachte eben so von den Denklingen, und so spielten sie ganz artig das Spiel Verbündeter, und es steht zu erwarten, der Gewinn werde so ausfallen, wie er zwischen verbündeten Großen gewöhnlich ausfällt.

Wahrend nun die Oberhäupter mit so vortrefflichen und weisen Gedanken umgingen, sprachen die tiefsinnigen Kopher so lange über die edle Verachtung des Todes und den reinen Heldenmuth, seine wahre Quelle, bis sie endlich fanden, es vertrüge sich gar schlecht mit der Vernunft, für einen Sultan, wie der ihrige sei, sich todtschlagen zu lassen. Zu dieser weisen Bemerkung trugen einige von den Keulen der Mullaher eingeschlagene Schädel Vieles bei; denn die Kopher fühlten bei dem scheußlichen Anblick, diese Keulen zerschlügen auf einmal alle Tafeln der Sittlichkeit, indem sie die Gesetzgeberin Vernunft selbst herausschmetterten. Die Schönlinge besangen die Heldenthaten, die sie thun wollten, solange, sprachen so lange von dem schönen, ruhmvollen Heldentode, der Unsterblichkeit des Namens nach dem Heldentode, dem schaudervoll Erhabenen, das den Krieg begleitet, bis sie bei gleicher Veranlassung empfanden, ein so grober Schlag mache allem Spiel der Einbildungskraft, allem Gefühle des Schönen und Guten ein Ende, und dann sei Alles gleich, der ausgebildetste, gefühlvollste Schonung nicht besser daran, als der roheste Barbar; der Tapfre würde dort behandelt, wie der Feige, und man müßte ein Thor sein, um eines Andern willen, und sei es auch ein Sultan, aufhören zu wollen, schön zu fühlen.

Der Tag der Schlacht brach an. Denkling und Schönling hielten Reden an ihre Heere, voll Tiefsinn und Erhabenheit. Die Heere rückten einander entgegen, Schönlings Heer unter rauschender Musik, Denklings still und feierlich. Als ihnen nun die Mullaher in das Weiße der Augen sahen, ihre Keulen emporhoben, ihre Schwerter zogen und eben losbrechen wollten, setzten sich die Kopher und Sullaher ganz ruhig auf ihre Schilder nieder und riefen den Mullahern zu: »Gebt euch weiter keine Mühe, uns zu besiegen; das Gefühl der Schönheit, die Tafeln der Vernunft machen uns zu euern Freunden, und ihr könnt nun unsere zwei Sultane da nehmen, die uns hierher geführt haben. Gebt uns dafür Einfalt zum Herrn und laßt uns alle Feindseligkeiten vergessen.«

Ram brachte mit einigen Denklingen und Schönlingen die zwei Sultane zu Einfalt, der ihnen um den Hals fiel und herzlich weinte. Ram sagte zu Einfalt: »Weine nur immer, doch vergesse nicht darüber, daß du Sultan bist, und was deine edlen Brüder mit dir vorhatten.«

Sie sind meine Brüder, sagte Einfalt schluchzend, wie sollte ich nicht weinen? Ach, ich kann ihnen nichts zu Leide thun. –

Ram. Das sollst du auch' nicht. Sperre sie nur zusammen ein, und sie werden sich selbst so viel Böses thun, daß sie dich bald von ihrer Last befreien werden.

Die Kopher und Sullaher waren zufrieden, sie riefen Sultan Einfalt zum Herrn der drei Reiche aus und sagten unter sich: »Wir waren Narren unter diesen Thoren, unter Einfalt werden wir wieder gescheidt werden.« Die Kopher und Sullaher zogen heim, und Ram nebst Mahal folgten Einfalt nach Mullah.

Ben Hafi rollte seine Handschrift zusammen.

Khalife. Das war ein böses, abscheuliches und einfältiges Märchen, Ben Hafi. Es ist mir lieb, daß es zu Ende ist.

Ben Hafi. Vergiß nicht, daß es nur ein Gerippe ist, und daß ich dir es schriftlich mit allen Umständen geben werde.

Khalife. Es sei, mich freuet es indessen recht sehr, daß Einfalt so gut davon gekommen ist. Ich hoffe, er wird gut regieren, denn ein einfältiger Sultan ist noch immer besser, als ein überweiser.

Großvizir. Dies ist noch das beste Märchen, das Ben Hafi uns erzählt hat, und dieser Einfalt ist ein ganz vortrefflicher Sultan: denn der Einfältige, der sich von weisen Leuten führen läßt, ist besser als der Weise, der sich selbst vertraut und dem es an Erfahrung und Menschenkenntniß fehlt.


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