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Zweiter Abend

Die von dem Khalifen ausgewählten Glücklichen versammelten sich den folgenden Abend zur festgesetzten Stunde. Jeder stellte sich ehrfurchtsvoll an den ihm für immer angewiesenen Ort und erwartete das Zeichen zum Niedersetzen. Bei solchen Gelegenheiten zeigte der Khalife gern, wie sehr er auf Ordnung hielt, und selten unterließ er, hiebei einige praktische Regierungsregeln mit einfließen zu lassen. Er war überhaupt von einer solchen ängstlichen Pünktlichkeit in Kleinigkeiten, daß er dem wohlgeordnetsten Hofe eines kleinen Fürsten noch zum Muster hätte dienen können. Seine Grundregel war: »Wie im Kleinen, so im Großen, denn nichts ist klein, was ein Regent thut.« War er bei guter Laune, so setzte er wohl noch hinzu: »Oft spürt man in dem entferntesten Winkel des Reichs, ob der Khalife früher oder später als gewöhnlich aufgestanden, ob er mit dem rechten oder linken Fuß zuerst aus dem Bette getreten ist. Die Hauptsache ist, daß die Uhren in seinem Palaste richtig gehen und Alles, was geschieht, zur bestimmten Stunde geschieht.«

Nach diesen weisen Staatsmaximen geschah nun an einem Tage, was an dem andern geschah, und damit ja nichts die eingeführte Ordnung stören und die festgestimmte Regierungsmaschine zerrütten möchte, so hüteten sich alle Diener des Staats sorgfältig, mit einer Nebensache in die Quere zu kommen. Der es wagte, wurde als ein unsystematischer Brausekopf, ohne Rücksicht auf Noth und Pflicht, von seinem Posten getrieben. Die Fälle waren indessen selten. Zu dieser löblichen Ordnung ward der Khalife von Jugend auf von seinen Erziehern gewöhnt, und vermöge ihrer blieb also die Gesellschaft und die Versammlungsstunde fest bestimmt, Keiner derselben durfte eine Ausnahme machen, der Großvizir allein nur, der auf diesen Fall schon gesorgt hatte.

Ben Hafi erschien auf den Glockenschlag, rollte seine Handschrift auseinander und begann:

Mahal erwachte aus seinem finstern quälenden Schlafe, nahm einen unfreundlichen, trotzigen Abschied von Noah und stieg mit Eile das Gebirge hinunter. Er war ein Mann von stattlicher Größe und trat so eben in die volle kräftige Fülle der ersten Mannheit. Sein reicher, schwarzer Bart rollte sich in vielen Locken um sein rundes Kinn, seine Wangen blühten in frischer Röthe der Gesundheit, und seine feurigen Augen strahlten unter schön gezogenen Bogen munter und kühn hervor. Der Seher würde von seiner kleinen, krausen Stirne sagen: felsenharter Eigensinn hat sie gebildet, und seine etwas gekrümmte Nase wittert die Entfernung; unstäte Gedanken, ungeduldige Kraft, düstres Spähen, mit Hohn vermischt, Heißhunger des Geistes, liegen in seinem Gange, seinen Blicken und allen seinen Bewegungen. Ich aber sage, was ihn in den Ländern, wohin er nun wanderte, als sonderbar auszeichnen mußte, war seine kühne, kraftvolle Rohheit, seine Neuheit im Benehmen. –

Khalife. Worin bestand diese?

Der Leibarzt bat mit einer Verbeugung um das Wort; der Khalife gewährte es ihm durch einen Wink: »Nach der kräftigen Beschreibung des Mannes sollt' ich denken, er war ein Neuling bei den Weibern,« sagte der Leibarzt.

Khalife. Ein Vorwurf, den ich mir gerne machen ließ; aber ich wette, dies war nicht Mahals Fall, da er, wie du nach seiner Tochter schließen kannst, beweibt war. Ich denke vielmehr, er war ein Neuling in der Weise, wie man sich mit Fürsten zu benehmen hat, das, wie ihr wißt, keiner auf dem Gebirge lernt. Getroffen, Ben Hafi?

Ben Hafi. Lernt er nur Dieses, Herr, so wird er bald in nichts mehr ein Neuling sein. Er war ein Neuling im Verstellen, und für Die, die in der Gesellschaft leben, denen diese Kunst zur Natur geworden ist, gibt's auf Erden keine lustigere, spaßhaftere Erscheinung, als ein Mensch, der nicht zu leben weiß.

Khalife. Nun verstehe ich dich! Ein roher Klotz! Unter den Türken meiner Leibwache gibt es viele solcher Gesellen – Weiter!

Ben Hafi. Den folgenden Tag wanderte schon Mahal durch die mit blühender Saat bedeckten Felder; aber noch schlich er furchtsam an den zerstreuten ländlichen Wohnungen vorüber. Er übernachtete in einem dunkeln Hain und erwachte unter dem Gesang der Vögel, dem sanften Wehen der Morgenwinde in den Wipfeln der Bäume. Bald durchspähte sein Blick den Hain. Plötzlich entdeckte er in einem Kreise von Bäumen ein blendend weißes Wesen auf einer Erhöhung. Seine Geister erstarrten; er glaubte, es sei einer der Gewaltigen, der über die zerstreuten Wohnungen, den Hain, herrschte, und wollte entfliehen. Die Neugierde fesselte den Fliehenden. Er wagte öfter und länger nach dem Gegenstand hinzublicken, und da er endlich gewahr ward, daß sich das blendend weiße Wesen nicht rührte und immer in der nämlichen Stellung verblieb, so nahte er mit leisen Schritten, damit es ihn nicht vernehmen, aus seinen Betrachtungen erwachen, ihm zürnen oder ihn gar verderben möchte. Er stelle sich hinter einen Busch und lauschte. Erstaunt bemerkte er, daß die Vögel um das Wesen herumflatterten, sich gar darauf niederließen. Da trieb ihn die Begierde zu erkennen vorwärts, er eilte mit kühnen Schritten nach dem Gegenstand und stand plötzlich versteinert, mit in der Brust gehemmtem Athem, klopfendem Herzen, starren Blicken, vor einem Wesen seiner Art, nur größer, nur ganz entkleidet, nur glänzend weiß. An dem vollen Busen, dem sanften Lächeln erkannte er, es sei ein Weib, und da er dieses erkannte und glaubte, sie lächele ihm, so ging der Athem frei aus seiner Brust, die Erstarrung löste sich, und die bebende Furcht verwandelte sich in angenehmes Erstaunen. Doch ganz legte sich seine Unruhe nicht, denn da die Gestalt so sehr über die seine erhaben war, so dachte er: wo solche große Weiber leben, müssen noch größere Männer leben, und gewiß ist diese eine der Töchter der Mächtigen des Himmels. Mit bittenden, demüthigen Blicken sah er nach der sanft Lächelnden, stammelte endlich einige Worte, und da die Gestalt noch immer lächelte, so erzählte er ihr mit Zuversicht, woher er käme und was er suche. Die Gestalt veränderte weder Miene noch Stellung. Mahal stand betroffen vor ihr und sann nach: »Es ist ein Wesen meiner Art,« sprach er endlich; »nur größer, und ist sein Fleisch gleich weißer wie das meine, so ist es doch Fleisch. Alle Gliedmaßen sind gebildet wie die meinen. Seine Augen sprechen, der Mund lebt, und die Lippen öffnen sich zu reden – sie reden wirklich, ich vernehme nur den Schall der Worte nicht. Ja, es ist ein Wesen wie ich, und da es mir so freundlich zulächelt, so will ich ihm nahen und seine Kniee bittend berühren.«

Er streckte die Hand –

Khalife. Das hätte der Narr längst thun sollen, und hätte er dies gethan, so würde er schon so lange als ich gewußt haben, was an dem Dinge ist. Schwieg ich so lange still, so geschah es nur darum, um der Sache recht gewiß zu werden. Soll ich euch nun sagen, was es für ein Ding war, das diesen witzigen Kopf von Mahal so sehr in Verlegenheit setzt?

Daß Jedermann, außer Ben Hafi, in den Herrn der Gläubigen drang, war zu erwarten.

Khalife (mit Zuversicht). Eine Bildsäule war es, und ich fürchte, wir sind mitten unter Abgöttern. Ja, ärgere dich nur, Ben Hafi, ich will dir noch mehr sagen, die Bildsäule war von weißem Marmor und stellte die Sultanin des Landes vor.

Die Gesellschaft bewunderte des Khalifen Scharfsinn.

Ben Hafi. Wie glücklich ist der arme Ben Hafi, dem Nachfolger des Propheten Gelegenheit zu geben, seinen durchdringenden Verstand zu zeigen, doch schwer fällt es, Dem Märchen zu erzählen, der der Ueberraschung vorgreift; aber ich räche mich dadurch, daß ich das Errathene nach eigenem Gefallen forterzähle.

Khalife. Ich habe nichts dagegen und höre es gerne. Wie wüßt' ich sonst, daß ich errathen habe, und wie könnte es mich freuen, errathen zu haben?

Ben Hafi. Mahal streckte seine Hand aus, fühlte einen kalten Körper und fuhr so erschrocken zurück, wie der Hirte, der nach einem bunten Stabe greift und statt dessen eine Schlange um seinen Arm sich winden sieht. Ein Schrei entfuhr ihm: »Das Wesen ist todt!«

Khalife. O, des Dummkopfs! Noch begreift er nicht, daß es Marmor ist? Nun, Der ist zum Reisen ausgerüstet und wird Gott schöne Nachrichten von seinen Wanderungen zurückbringen.

Ben Hafi. Da es ihm an Dem fehlte, wodurch du, Herr, so sehr glänzest, so würde er noch lange in diesem Erstaunen geblieben sein, wenn ihn nicht sich nähernder Gesang und helle Musik daraus gezogen hätten. Ein Haufen Jünglinge und Jungfrauen zogen Paar und Paar einher, traten in den Kreis der Bäume, faßten sich an den Händen und tanzten nach Musik und Gesang in verschlungenen Reihen um das Wesen herum, sangen dann einstimmig ein feierliches Lied und legten Blumenkränze zu den Füßen der Süßlächelnden. Mahal stand in dem Kreise gleich der Bildsäule, die auf der Erhöhung stand.

Khalife Die Bildsäule! da habt ihr sie!

Ben Hafi. Die lispelnden Töne der wollüstig blühenden, schön geschmückten Sängerinnen und Tänzerinnen bezauberten Mahals Ohren und noch mehr sein Herz.

Khalife. Das glaube ich; oder er müßte meinem ersten Verschnittenen da gleichen. Ich erinnere mich, was das ist, und wenn es nun gar Einen überrascht – doch kann ich eben nicht sagen, ob daran etwas Besonderes ist; denn so viel ich mich erinnere, hat mich in meinem ganzen Leben nichts überrascht. Ben Hafi, kannst du mir sagen, woher dies kommt?

Ben Hafi. Wie sollte ich?

Khalife. Nun weiter; ich dachte, ich wüßte es, und da ich es nicht gleich finden kann, so ist es schon genug.

Ben Hafi. Ich will dir es sagen.

Khalife. Wozu? Ich will es nun nicht wissen, ich brauche es nicht zu wissen.

Ben Hafi. Herr der Gläubigen, du mußt es von mir hören, oder mein Märchen ist aus.

Khalife. Hüte dich und scherze nicht mit Dem, der über Leben und Tod gebietet, der Alles kann, was er will.

Ben Hafi. Nicht darum schweige ich, sondern weil du nun selbst gesagt hast, warum in deinem ganzen Leben dich nichts überrascht hat.

Khalife. Was sagte ich? Ich weiß kein Wort davon.

Ben Hafi. Was sollte den Mann wohl überraschen, der über Alles gebietet, der seine Genüsse ermordet, weil ihm keiner einige Mühe kostet, der seinen Sklaven und Sklavinnen nur zu winken braucht?

Khalife. In der That, darin liegt etwas Wahres, und diese Bequemlichkeit führt die Herrschaft mit sich. Doch wie fange ich es an, daß mich etwas überrasche? Gerne möchte ich mich einmal überraschen lassen, wär' es auch nur, um zu sehen, wie es thut.

Ben Hafi. Ich nehme es über mich und überrasche dich, bevor du dich's versiehst.

Khalife. Und hundert Derhem sind dein; doch ich will auf meiner Hut sein.

Ben Hafi. Der Gesang endigte, und die jugendliche Schaar umfloß ihren erstaunten Zuschauer. Man fragte ihn, wer er sei, er gab sich zu erkennen. Ein freudiger Willkomm, mit Spott über die Thoren auf dem Gebirge, mit Gemälden des Glücks in den Thälern gewürzt, erfolgte. Die Jungfrauen spielten mit ihren zarten, weißen Fingern in seinem schwarzen, lockigten Barte, streichelten seine frisch blühenden Wangen; aber seine Seele war noch so voll des wunderbaren und süßen Staunens, noch so sehr beschäftigt mit dem Wesen, das vor ihm stand, und dem diese frohe Schaar gehuldigt hatte, daß seine erste Frage an sie nur dies betraf. Lächelnd antwortete man ihm: »Es sei ein Bild, das die Liebe, der sie so eben geopfert hätten, vorstellte!« Ein Bild, rief Mahal, ein Bild? »Ja, ein Bild von weißem Steine, berühre es nur!« Einige Jungfrauen leiteten ihn scherzend zu dem Bilde, er betastete es und fragte noch erstaunter: Stein? Wie ward es? Entstand es gleich den übrigen Steinen? Gleich den Bäumen um uns her? Ist es von der Erde gezeugt? oder fiel es von den Wolken? Man antwortete ihm: »Es ist von Menschenhänden gebildet, aus rohem, todtem Steine hervorgezogen und lebt nur in dem Ausdrucke, in dem Geiste des Ausdrucks, den ihm der Geist des Künstlers durch die Schöpfung seiner Hände eingehaucht hat. Sieh, dieser junge Mann erschuf es.« Diese Nachricht vermehrte Mahals Verwirrung. Er sah bald auf das Bild, bald auf den jungen Mann, besah und befühlte seine Hände und sagte in seinem Herzen: »Ist dies wunderbare Wesen ein Werk dieser Hände, so nennen sich wahrlich die Bewohner der Thäler mit Recht Götter, denn sie schaffen aus todtem Steine Geschöpfe, die ihnen gleichen, die an Größe sie noch übertreffen! Gewiß ist dies eine Wirkung der Mächtigen des Himmels, die ihre Mütter einst beschliefen und in den Zaubereien unterrichteten. – Und was, sprach er laut, stellt dieses Bild vor? – Die Liebe. – Was ist die Liebe? Diese Liebe?«

Die Jünglinge sahen die Jungfrauen, die Jungfrauen die Jünglinge an.

Der Khalife brach in ein Lachen aus und rief: O des Thoren! Die Gesellschaft machte ein leises Echo, den Verschnittnen nicht ausgenommen, und nur Ben Hafi blieb ernsthaft.

Ein Jüngling nahte ihm und sprach: Folge uns in unsre Wohnungen, du sollst sie kennen lernen. Sie ist der sechste Sinn, den wir selbst geschaffen, durch Kunst gestohlen haben. Der Geist der Gesellschaft, die Würze des Lebens, die Verbindung der Herzen zum Genusse, durch ein Spiel des Verstandes, das uns von den rohen Thieren und deinen Brüdern auf dem Gebirge unterscheidet. Sie ist die Mutter des süßen Glücks und der süßen Schmerzen.

Sie nahmen ihren Schüler in die Mitte und zogen unter Jauchzen und Muthwillen nach den nah gelegenen Wohnungen. Die Alten bewillkommten ihn freundlich, und er fand in Allem, was er sah und hörte, so viel Stoff zum Erstaunen und Bewundern, daß er gleich einer leblosen Maschine unter seinen Gästen stand. Blühende Jungfrauen führten ihn ins Bad, rieben, salbten, wuschen ihn, beräucherten seinen Bart und bekleideten ihn mit einem feinen, leichten Gewande. Er sagte in seinem Herzen: »Herr, verdienen wohl diese schönen, guten und freundlichen Wesen deinen Zorn und das Verderben, womit du sie bedrohest! Sieh, wie sie sich bemühen, mir zu gefallen und mir gutes zu thun. Gleichwohl habe ich es durch nichts um sie verdient. Wie schön ihre Weiber sind! wie weich und sanft ihre Hände, wie mild und einladend ihr Blick. Gewiß, sie können nicht böse sein!«

Mit dieser Ueberzeugung trat Mahal in den Saal, worin ein großes Mahl zubereitet war. Der Dampf der Speisen stieg in seine Nase und reizte seinen Gaumen. Sein Benehmen, seine Fragen während der Tafel unterhielten die frohen Gäste, und Alles, was er genoß, bemerkte und empfand, bestärkte ihn in dem Glauben, Gott thue diesen frohen, muntern und guten Geschöpfen zu viel. Bei dem Schlafengehen sagte man ihm: »Am morgenden Tage würde man in dem Haine ein Fest feiern, weil der erhabene und mächtige Sultan in der Stadt Enoch sich eine junge Gemahlin zulegte.« Gesang und Musik wehten ihn aus einem Schlafe, der eine Reihe angenehmer, wunderbarer Erscheinungen und Bilder war. Man begab sich in das Dunkle des Hains, aß und trank und überließ sich der Freude. Bald vertheilte sich Jung und Alt nach Laune und Verbindung in Gruppen, über die ich einen Schleier ziehe.

Khalife. Warum?

Ben Hafi. Weil ich deinem Verstande erzählen und nicht deine Phantasie kitzeln will.

Khalife. Um so schlechter werden deine Märchen sein.

Ben Hafi. Noch vor Sonnenuntergang nahm alle Herrlichkeit ein Ende. Man hörte plötzlich das wilde Geschrei des Haders aus einem nahen Gebüsche. Die Eifersucht hatte zwei Nebenbuhler entzweit. Das Neue des Vorfalls zog den Späher hin. Noch haderten die Jünglinge um die Jungfrau, und Mahal hörte Worte, die seltsam gegen die abstachen, welche er bisher gehört hatte. Der Stärkere wollte mit der Jungfrau nach dem Dickicht rennen und hielt sie fest umschlossen. Der Schwächere folgte ihm und stieß ihm sein Schwert in den Rücken. Dieser sank, die Jungfrau entfloh und verkündigte den Hinzueilenden das Geschehene. Alles floh, und nur Mahal blieb bei dem Verwundeten in Betrachtungen vertieft stehen, die er mit dem frohen Gewühle des Tages, mit der Freundlichkeit dieser guten Wesen nicht zusammen reimen konnte. Bei dem Anblick des Bluts, dem Röcheln des Sterbenden fielen die Worte Gottes: »Die Erde ist mir abscheulich, sie ist mit Blut bedeckt!« schwer in sein Herz. Mitleidig sah er auf den Sterbenden, zog das Schwert aus seiner Wunde und bewunderte in schauder- und angstvollem Erstaunen das künstliche Werkzeug des Mords. Seiner Handlung folgte schnell der Tod des Jünglings, und Beben überfiel Mahal, als er die Verzerrung und die Blässe des Todes auf seinem Angesicht sah. Heranstürzende Bewaffnete umringten ihn, entrissen ihm das blutige Schwert, banden ihn und eilten mit ihm nach der Stadt. Hier wurde er in ein düstres Behältniß verschlossen und seinen weitern Betrachtungen für diese Nacht überlassen.

Ben Hafi rollte seine Handschrift zusammen und stand auf.

Khalife. Ich wette, sie halten den armen Narren für den Mörder des Jünglings, und in diesem Falle kann es ihm sehr schlecht ergehen, da er ein Fremdling und ein so großer Dummkopf ist. Wär' ich grausam, so sagt' ich, mag es ihm ergehen, wie es will, denn er ist ein erbärmlich langweiliger Tropf.


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