Heinrich von Kleist
Briefe
Heinrich von Kleist

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1810

157. An Heinrich Joseph von Collin

Teuerster Herr von Collin,

Kurz vor dem Ausbruch des Krieges erhielt ich ein Schreiben von Ihnen, worin Sie mir sagten, daß Sie das Drama: die Hermannsschlacht, das ich Ihnen zugeschickt hatte, der K. K. Theaterdirektion, zur Prüfung und höheren Entscheidung, vorgelegt hätten. Natürlich machten die Vorfälle, die bald darauf eintraten, unmöglich, daß es aufgeführt werden konnte. Jetzt aber, da sich die Verhältnisse wieder glücklich geändert haben, interessiert es mich, zu wissen: ob sich das Manuskript noch vorfindet? ob daran zu denken ist, es auf die Bühne zu bringen? und wenn nicht, ob ich es nicht nach Berlin zurück erhalten kann? – Ebenso lebhaft interessiert mich das Käthchen von Heilbronn, das Sie die Güte hatten, für die Bühne zu bearbeiten. In demselben, schon erwähnten Briefe schrieben Sie: die Rollen seien ausgeteilt, und alles zur Aufführung bereit. Ist es aufgeführt? Oder nicht? Und wird es noch werden? – Alle diese Fragen, die mir, wie Sie begreifen, nahe gehen, bitte ich, in einem freien Augenblick, wenn Sie ihn Ihren Geschäften abmüßigen können, freundschaftlich zu beantworten. – Wie herzlich haben uns Ihre schönen Kriegslieder erfreut; und wie herzlich erfreut uns der Dank, den der Kaiser, Ihr Herr, Ihnen kürzlich öffentlich dafür ausgedrückt hat! Nehmen Sie die Versicherung meiner innigsten Liebe und Hochachtung an, und erhalten Sie ferner Ihr Wohlwollen demjenigen, der sich nennt

Ihr ergebenster          
Heinrich v. Kleist.

Gotha, den 28. Jan. 1810

N. S. Ich war nur auf kurze Zeit hier, und gehe morgen nach Berlin zurück, wohin ich poste restante zu antworten bitte.

*

158. An Johann Friedrich Cotta

Ew. Wohlgeboren

bitte ich ganz ergebenst, mir zu melden, ob Sie aus Frankfurt am Main, durch die Buchhandlung, in der Mainzer Gasse daselbst, die Ihre Kommissionen besorgt (ich habe den Namen vergessen), das Schauspiel: das Käthchen von Heilbronn erhalten haben, das ich Ihnen, einer früheren Verabredung gemäß, von dort zuschickte. Da bereits nah an sieben Wochen, seit meiner Durchreise daselbst, verflossen sind, so befremdet mich der Umstand, deshalb von Ew. Wohlgeb. keine Nachricht erhalten zu haben, und ich fürchte fast, daß durch irgend ein Mißverständnis, die Ablieferung in Frankfurt versäumt worden ist. Indem ich Ew. Wohlgeb. ganz ergebenst bitte, mir über das Schicksal dieses Manuskripts, das mir sehr am Herzen liegt, einige Zeilen zu schreiben, habe ich die Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung zu sein,

Ew. Wohlgeboren ergebenster          
Heinrich v. Kleist.

Berlin, den 4. März 1810 Mauerstraße Nr. 53

*

159. An Ulrike von Kleist

Frl. Ulrike von Kleist zu Schorin.

Berlin, 19. März 1810
Mauerstraße Nr. 53

Meine teuerste Ulrike,

Denkst Du nicht daran, in einiger Zeit wieder, in diese Gegend zurückzukehren? Und wenn Du es tust: könntest Du Dich nicht entschließen, auf ein oder ein paar Monate, nach Berlin zu kommen, und mir, als ein reines Geschenk, Deine Gegenwart zu gönnen? Du müßtest es nicht begreifen, als ein Zusammenziehen mit mir, sondern als einen freien, unabhängigen Aufenthalt, zu Deinem Vergnügen; Gleißenberg, der, zu Anfang Aprils, auf drei Monate nach Gulben geht, bietet Dir dazu seine Wohnung an. Du würdest täglich in Altensteins Hause sein können, dem die Schwester die Wirtschaft führt, und der seine Mutter bei sich hat; würdige und angenehme Damen, in deren Gesellschaft Du Dich sehr wohl befinden würdest. Sie sehen mich nicht, ohne mich zu fragen: was macht Ihre Schwester? Und warum kömmt sie nicht her; Meine Antwort an den Minister ist: es ist mir nicht so gut gegangen, als Ihnen; und ich kann sie nicht, wie Sie, in meinem Hause bei mir sehn. Auch in andre Häuser, als z. B. beim Geh. Staatsrat Staegemann, würde ich Dich einführen können, dessen Du Dich vielleicht, von Königsberg her, erinnerst. Ich habe der Königin, an ihrem Geburtstag, ein Gedicht überreicht, das sie, vor den Augen des ganzen Hofes, zu Tränen gerührt hat; ich kann ihrer Gnade, und ihres guten Willens, etwas für mich zu tun, gewiß sein. Jetzt wird ein Stück von mir, das aus der Brandenburgischen Geschichte genommen ist, auf dem Privattheater des Prinzen Radziwil gegeben, und soll nachher auf die Nationalbühne kommen, und, wenn es gedruckt ist, der Königin übergeben werden. Was sich aus allem diesen machen läßt, weiß ich noch nicht; ich glaube es ist eine Hofcharge; das aber weiß ich, daß Du mir von großem Nutzen sein könntest. Denn wie manches könntest Du, bei den Altensteinschen Damen, zur Sprache bringen, was mir, dem Minister zu sagen, schwer, ja unmöglich fällt. Doch ich verlange gar nicht, daß Du auf diese Hoffnungen etwas gibst; Du müßtest auf nichts, als das Vergnügen rechnen, einmal wieder mit mir, auf einige Monate, zusammen zu sein. Aber freilich müßte die Frage, ob Du überhaupt Pommern verlassen willst, erst abgemacht sein, ehe davon, ob Du nach Berlin kommen willst, die Rede sein kann. Wie glücklich wäre ich, wenn Du einen solchen Entschluß fassen könntest! Wie glücklich, wenn ich Deine Hand küssen, und Dir über tausend Dinge Rechenschaft geben könnte, über die ich jetzt Dich bitten muß, zu schweigen. Adieu, grüße Fritzen und Stojentin, und antworte bald Deinem

H. v. Kl.

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160. An Johann Friedrich Cotta

H. Buchhändler Cotta Wohlgeb. zu Tübingen.

Aus Ew. Wohlgeboren Schreiben vom 22. Feb. d. ersehe ich, daß Dieselben das Käthchen von Heilbronn, im Laufe dieses Jahres, nicht drucken können. Da mir eine so lange Verspätung nicht zweckmäßig scheint, so muß ich mich um einen anderen Verleger bemühen, und ich bitte Ew. Wohlgeb. ergebenst, mir das Manuskript mit der Post zuzuschicken.

Heinrich v. Kleist.

Berlin, den 1. April 1810
Mauerstraße Nr. 53

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161. An Wilhelm Reuter

An H. Reuter Wohlgeb. zu Berlin im Anspachschen Palais.

Ew. Wohlgeboren

muß ich bemerken, daß Herr von Schlotheim nunmehr unfehlbar geschrieben haben würde, wenn er es für nötig gehalten hätte. Ich bitte also ganz ergebenst, wegen Auszahlung der 22 Pränumerationsscheine, in deren Besitz ich bin, keine Schwierigkeiten zu machen. Ew. Wohlgeboren bitte ich zu erwägen, daß, da die Pränumerationsscheine auf den Vorzeiger lauten, der Umstand, von wem ich sie habe, eigentlich ganz gleichgültig ist, und daß es mithin gar keiner Anweisung, von Seiten des Herrn von Schlotheim, bedarf.

Ew. Wohlgeboren ergebenster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 8. April 1810
Mauerstraße Nr. 53

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162. An Wilhelm Reuter

Ew. Wohlgeboren

muß ich ergebenst bitten, den Brief an H. von Schlotheim selbst zu bestellen, indem ich in diesem Augenblick keine Gelegenheit weiß, die ihn nach Gotha mitnehmen könnte. Überdies ist es nicht wahrscheinlich, daß derselbe, auf irgend eine Weise, in Ihrer Schuld stehen wird, zu einer Zeit, da er mir zu wiederholten Malen, eine Forderung an Sie überläßt. Ist er es gleichwohl, so wird es bei der anerkannten Rechtschaffenheit desselben, nichts bedürfen, als einer Darlegung Ihrer Ansprüche, um sie erfüllt zu sehen, ohne daß es nötig wäre, diese Sache mit den Pränumerationsscheinen, in deren Besitz ich stehe, zu vermischen.

Ew. Wohlgeboren bitte ich daher ganz ergebenst um eine bestimmte und unumwundene Erklärung, ob Dieselben die Pränumerationsscheine honorieren wollen oder nicht?

Mit der vorzüglichsten Hochachtung

Ew. Wohlgeboren ergebenster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 16. April 1810
Mauerstraße Nr. 53

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163. An Georg Andreas Reimer

30 Thl. habe ich auf Abschlag eines Honorars von 50 Thl. für einen Band von Erzählungen, der in drei Monaten à dato abzuliefern ist, von H. Buchhändler Reimer, empfangen. Welches ich hiermit bescheinige.

Heinrich v. Kleist.

Berlin, den 30. April 1810

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164. An Wilhelm Reuter

H. Reuter, Wohlgeb. allhier.

Ew. Wohlgeboren

überschicke ich einen Brief des H. v. Schlotheim, und bitte Dieselben, mich gefälligst von dem, was Sie darauf beschließen, zu benachrichtigen.

Dero ergebenster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 8. Mai 1810
Mauerstraße Nr. 53

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165. An Georg Andreas Reimer

[Berlin, Mai 1810]

Lieber Herr Reimer,

Ich schicke Ihnen das Fragment vom Kohlhaas, und denke, wenn der Druck nicht zu rasch vor sich geht, den Rest, zu rechter Zeit, nachliefern zu können.

Es würde mir lieb sein, wenn der Druck so wohl ins Auge fiele, als es sich, ohne weiteren Kostenaufwand, tun läßt, und schlage etwa den »Persiles« vor.

Der Titel ist: Moralische Erzählungen von Heinrich von Kleist.

Ihr treuer und ergebener          
H. v. Kl.

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166. An Georg Andreas Reimer

Lieber Herr Reimer,

Wollen Sie mein Drama, das Käthchen von Heilbronn, zum Druck übernehmen? Es ist den 17., 18. und 19. März, auf dem Theater an der Wien, während der Vermählungsfeierlichkeiten, zum erstenmal gegeben, und auch seitdem häufig, wie mir Freunde sagen, wiederholt worden. Ich lege Ihnen ein Stück, das, glaube ich, aus der Nürnberger Zeitung ist, vor, worin dessen Erwähnung geschieht. Auch der Moniteur und mehrere andere Blätter, haben darüber Bericht erstattet. Die hiesige Zeitungsredaktion hat den inliegenden Artikel abgedruckt, und von ihr ist es, daß ich ihn erhalten habe.

Ihr gehorsamster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 10. August 1810

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167. An August Wilhelm Iffland

Wohlgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Direktor,

Ew. Wohlgeboren ersuche ich ganz ergebenst, mir das Stück das Käthchen von Heilbronn, das ich Denenselben, durch Hr. Hofrat Römer, zur Beurteilung habe vorlegen lassen, gefälligst, auf ein paar Tage, zurückzuschicken, indem ich es, in einem Kreis von Freunden, der es kennen zu lernen wünscht, vorzulesen versprochen habe. Und indem ich mir ein Vergnügen daraus machen werde, es Ihnen wieder zurückzusenden, wenn Dieselben noch nicht sollten Zeit gehabt haben, es Ihrer Prüfung, behufs einer Darstellung auf der Bühne, zu unterwerfen, habe ich die Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung zu sein,

Ew. Wohlgeboren, ergebenster          
Heinrich v. Kleist.

Berlin, den 10. August 1810
Mauerstraße Nr. 53

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168. An August Wilhelm Iffland

Wohlgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Direktor!

Ew. Wohlgeboren haben mir, durch Hr. Hofrat Römer, das, auf dem Wiener Theater, bei Gelegenheit der Vermählungsfeierlichkeiten, zur Aufführung gebrachte Stück, das Käthchen von Heilbronn, mit der Äußerung zurückgeben lassen: es gefiele Ihnen nicht. Es tut mir leid, die Wahrheit zu sagen, daß es ein Mädchen ist; wenn es ein Junge gewesen wäre, so würde es Ew. Wohlgeboren wahrscheinlich besser gefallen haben. Ich bin mit der vorzüglichsten Hochachtung,

Ew. Wohlgeboren, ergebenster          
Heinrich von Kleist.

Berlin, den 12. August 1810
Mauerstraße Nr. 53

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169. An Georg Andreas Reimer

p. p.

[Berlin, 12. August 1810]

Hier erfolgt das Käthchen von Heilbronn. Ich wünsche,

  1. zu Montag früh Bescheid,
  2. hübschen Druck und daß es auf die Messe kömmt;
  3. Honorar überlasse ich Ihnen, wenn es nur gleich gezahlt wird.

H. v. Kl.

*

Iffland an Kleist

Hochwohlgeborner Herr!

Als Herr Major von Schack mir Ihr Trauerspiel Käthchen von Heilbronn übergab, habe ich nach meiner Überzeugung und den Pflichten meiner Stelle erwidert: daß ich die bedeutenden dramatischen Anlagen ehre, welche diese Arbeit dartut, daß aber das Stück in der Weise und Zusammenfügung, wie es ist, auf der Bühne sich nicht halten könne. Nach denen aus Wien erhaltnen Nachrichten von den wenigen Vorstellungen des Stückes daselbst hat sich dieses auch also bestätigt.

Neulich hat Frau von Berg über Ewer Hochwohlgeboren ausführlich zu mir gesprochen und ich bin in das Interesse, wie sie es dabei genommen, bereitwillig eingegangen. Herr Hofrat Römer hat das Trauerspiel Käthchen von Heilbronn bis jetzt mir noch nicht zustellen können, da [ich] ihm versichert habe daß ich es in dieser Zeit nicht gleich wieder würde lesen können. Als Sie es zurückbegehren ließen und er mich eben besuchte, meldete ich es ihm und ersuchte denselben: »Herrn von Kleist mündlich zu sagen, daß das Stück, dessen poetisches Verdienst ich erkenne, ohne gänzliche Umarbeitung, auf der Bühne sich unmöglich halten könne.«

Ich habe keinesweges, wie Sie mir schreiben, dem Herrn Hofrat Römer gesagt: »es Ihnen mit der Äußerung zurückzugeben, es gefiele mir nicht.«

Damit würde ich eine Gemeinheit begangen haben, die ich nicht erwidre, auch wenn solche gegen mich gebraucht werden sollte.

Ich bin verpflichtet Ihnen meine Herrn Hofrat Römer bei diesem Anlaß gegebne Antwort bekannt zu machen, als Direktionsführer.

Ihr Schreiben an mich werde ich der Frau von Berg selbst vorlegen, um damit die Aufträge zu erledigen, welche sie mir, in Beziehung auf Sie, erteilen zu wollen, die Ehre erwiesen.

Mit gebührender Achtung

Ewer Hochwohlgeboren ergebenster          
Iffland.

Berlin, den 13. August 1810

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170. An Georg Andreas Reimer

H. Buchh. Reimer.

Mein lieber Freund,

Die Zeiten sind schlecht, ich weiß, daß Sie nicht viel geben können, geben Sie, was Sie wollen, ich bin mit allem zufrieden, nur geben Sie es gleich. – Ihre Erinnerungen sollen mir von Herzen willkommen sein.

H. v. Kleist.

[Berlin,] den 13. August 1810

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171. An Johann Daniel Sander

Herrn Buchhändler Sander Wohlgeb.

Können Sie mir, lieber Freund, sagen, wann ich das Honorar empfangen kann? Und ob ich es gleich empfangen kann, welches mir allerdings das liebste wäre? Schicken Sie mir so viel, oder so wenig, als Sie wollen; es soll mir alles recht sein.

Ihr gehorsamster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 15. August 1810

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172. An Georg Andreas Reimer

Mein lieber Freund Reimer,

Ich bitte um Geld, wenn Sie es entbehren können; denn meine Kasse ist leer. – Die Nummern vom Morgenblatt sind 217 bis 221, Septb. 1807.

H. v. Kleist.

[Berlin,] den 4. Sept. 1810

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173. An Georg Andreas Reimer

[Berlin, 5. September 1810]

In den Heften, liebster Reimer, die Sie mir geschickt haben, finde ich die Erzählung [Erdbeben in Chili] nicht. Es ist mir höchst unangenehm, daß Ihnen diese Sache so viel Mühe macht. Hierbei erfolgt inzwischen die Marquise von O . . . – Was das Käthchen betrifft, so habe ich, meines Wissens, gar keine Forderung getan; und wenn ich wiederhole, daß ich es ganz und gar Ihrem Gutbefinden überlasse: so ist das keine bloße Redensart, durch welche, auf verdeckte Weise, etwas Unbescheidenes gefordert wird; sondern, da ich gar wohl weiß, wie es mit dem Buchhandel steht, so bin ich mit 80, ich bin mit 60 Talern völlig zufrieden. Wenn es nur für diese Messe gedruckt wird.

Ihr H. v. Kleist.

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174. An Georg Andreas Reimer

Mein lieber Reimer,

Wenn Sie, bei der Revision des Käthchens, Anstoß nehmen bei ganzen Worten und Wendungen, so bitte ich mir den Revisionsbogen gefälligst noch einmal zurück. – Hier ist das Morgenblatt; schicken Sie es ja dem Seydel bald wieder, denn es liegt ihm am Herzen wie ein Werk in usum Delphini.

H. v. Kleist.

[Berlin,] den 8. Sept. [1810]

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175. An Julius Eduard Hitzig

Ich habe schon längst gebeten, dem Kriegsrat Pequillhen ein Exemplar des Abendblatts zu besorgen; sein Sie doch so gefällig, und richten diese Sache ein.

H. v. Kleist.

[Berlin,] den 2. Okt. 1810

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176. An Achim von Arnim

H. A. v. Arnim Hochb.

Machen Sie doch den Brentano wieder gut, liebster Arnim, und bedeuten Sie ihm, wie unpassend und unfreundlich es ist, zu so vielen Widerwärtigkeiten, mit welchen die Herausgabe eines solchen Blattes verknüpft ist, noch eine zu häufen. Ich erinnere mich genau, daß ich Sie, während meiner Unpäßlichkeit, um einer undeutlichen Stelle willen, die einer Ihrer Aufsätze enthielt, zu mir rufen ließ, und daß Sie, in seiner Gegenwart, gesagt haben: Freund, mit dem, was wir Euch schicken, macht, was Ihr wollt; dergestalt, daß ich noch einen rechten Respekt vor Euch bekam, wegen des tüchtigen Vertrauens, daß das, was Ihr schreibt, nicht zu verderben, oder Euer Ruhm mindestens, falls es doch geschähe, dadurch nicht zu verletzen sei. Wie ich mit dem verfahre, worunter Ihr Euren Namen setzt, das wißt Ihr; was soll ich aber mit Euren anderen Aufsätzen machen, die es Euch leicht wird, lustig und angenehm hinzuwerfen, ohne daß Ihr immer die notwendige Bedingung, daß es kurz sei, in Erwägung zieht? Hab ich denn einen bösen Willen dabei gehabt? Und wenn ich aus Irrtum gefehlt habe, ist es, bei einem solchen Gegenstande, wert, daß Freunde Worte deshalb wechseln? – Und nun zum Schluß: werd ich die Komposition von Fräul. Bettine [Brentano] erhalten? Weder daran, noch sonst an irgend etwas, was mir jemals wieder ein Mensch zuschickt, werde ich eine Silbe ändern. Guten Morgen!

H. v. Kleist.

[Berlin,] den 14. Okt. [1810]

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177. An Eduard Prinz von Lichnowsky

An den Prinzen von Lichnowsky Durchlaucht, Berlin.

Mein gnädigster Herr,

Durch die Teilnahme, die Sie dem Abendblatt schenken, fühle ich mich zu gleicher Zeit aufs lebhafteste geschmeichelt und gerührt.

Was aber die beiden Artikel betrifft, wegen welcher Sie mir freundschaftliche Vorstellungen machen, so führe ich zu meiner Entschuldigung an,

1) daß das Blatt, in welchem sie stehen, ein Volksblatt d. h. (weil es kein Zentrum der Nation gibt) ein Blatt für alle Stände des Volks sein soll.

2) daß Aufsätze, wie der vom Tambour (der Beobachter an der Spree hat ihn schon abgedruckt) das Volk vergnügen und dasselbe reizen, auch wohl die anderen Aufsätze, die nicht unmittelbar für dasselbe geschrieben sind, zu überlesen.

3) daß der Kerl, nach meinem innersten Gefühl, verglichen mit dem, was bei Jena vorgefallen, eine so herrliche und göttliche Erscheinung ist, daß mich dünkt, das Unschickliche, was in seiner Tat liegt, verschwinde ganz und gar, und die Geschichte könnte, so wie ich sie aufgeschrieben, in Erz gegraben werden.

Gleichwohl, mein teuerster, gnädigster Herr, kann man auch des Guten zu viel tun; und auf Ihre freundliche Warnung aufmerksam (denn mit der guten Gesellschaft möcht ich es keineswegs gern verderben) soll wenigstens vorderhand nichts dem Ähnliches erfolgen.

Ihr gehorsamster          
H. v. Kleist.

[Berlin,] den 23. Okt. 1810

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Achim von Arnim an Kleist

Schreiben an den Herausgeber dieser Blätter

[November 1810]

Sie versichern mir, daß Sie sich aus einer späteren zum Abdruck eingesandten Erklärung vom Verfasser des zweiten Aufsatzes über Kraus völlig überzeugt haben, daß der Ungenannte dem Verfasser des ersten, durch die Zusammenstellung mit dem Verfasser der »Feuerbrände« nicht habe schaden wollen, daß Sie aber ohne Störung Ihrer Leser diese weiteren Verhandlungen, die ohne Beziehung auf den eigentlichen Gegenstand der Untersuchung, nicht mitteilen können und doch allen Teilen gerecht sein möchten. Da die beiderseitigen Aufsätze gedruckt vor jedermanns Augen liegen, so kann jeder entscheiden, auf wessen Seite die Ursache des Mißverständnisses gelegen; der Wunsch sich zu rechtfertigen beweist in jedem Falle, daß die Absicht des Ungenannten dem Mißverständnis seiner Worte nicht unterworfen gewesen. Ich glaube durch diese Erklärung jene öffentliche Verhandlung, an welcher nur wenige Teil nehmen können, billig und gerecht zu schließen, indem ich dem Ungenannten durch rücksichtslose Nennung meines Namens, Gelegenheit gebe, alle etwaigen Gegenerinnerungen unmittelbar an mich zu senden.

Ludwig Achim von Arnim.

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178. An Christian Freiherrn von Ompteda

Ew. Hochwohlgeboren Aufsatz: Über die neueste Lage von Großbritannien, sende ich Denenselben gedruckt und von der Zensur durchstrichen zurück. Diese zwei Striche kommen mir vor, wie zwei Schwerter, kreuzweis durch unsre teuersten und heiligsten Interessen gelegt. Es würde vergeblich sein, Ihnen den Zustand von triumphierender Freude und Rührung zu schildern, in welchen die Lesung dieses ganz meisterhaften Aufsatzes, und besonders sein erhabener Schluß, mich und all die Meinigen (denn es kursieren schon mehrere Abschriften davon) versetzt hat. Und indem ich Ew. Hochwohlgeboren ganz gehorsamst bitte, mir eine Gelegenheit zu verschaffen, Denenselben die Gefühle von Hochachtung und Freundschaft, die ich für Sie empfinde, mündlich äußern zu können, unterschreibe ich mich,

Ew. Hochwohlgeboren ergebenster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 24. Nov. 1810
Mauerstraße Nr. 53

N. S. Die Druckbögen gehen zur Zensur, bevor sie in die Korrektur kommen. – Im Namen des Druckers, der diese Zensurbögen braucht, erbitte ich mir denselben gehorsamst zurück.

*

Frh. v. Ompteda an Kleist

Berlin, 28. Nov. 1810

Euer Hochwohlgeboren haben durch Ihre Zuschrift meinem Stolze eine unverdiente Nahrung dargeboten. Der Wert meines Aufsatzes lag allein in den Gegenständen. Bei einer anschaulichen Kenntnis derselben – insofern jedes unbefangene Auge sie in dem nämlichen Lichte erblicken kann und muß –, bei mehrjähriger und vielfältiger Gelegenheit, welche ich gehabt habe mit ihnen vertrauter zu werden, bei einer auf tausendfache Weise begründeten dankbaren Anhänglichkeit, die sich nur mit meinem Leben endigen wird, wäre es schwer gewesen weniger zu sagen. Aber wohl hätte die Größe und das Verdienst der Gegenstände eine vollkommenere Darstellung und ein würdigeres Lob erfordert.

Könnte ich einen Anspruch auf Ihr freundliches Vorurteil machen, so würde ich es lieber auf eine gegenseitige Gesinnung begründen, welche ich gefaßt hatte, ehe ich Ihren Namen, noch überhaupt irgend etwas näheres von den Abendblättern wußte, wie dasjenige, was aus ihnen selbst hervorzugehen schien. Ich kannte, überhaupt hier mehrstens unbekannt geworden, und jetzt gänzlich isoliert, weder den Herausgeber noch irgend einen der tätigen Teilnehmer. Nur in dem früheren Aufsatze unterzeichnet P. S., und einigen andern unter verschiedener Signatur glaubte ich, wiewohl auch persönlich unbekannt, in Geist, Grundsätzen und Stil, einen schätzbaren Gelehrten zu erraten, der mir durch einige nähere, bereits früher von einem mir sehr teuren Bruder [Ludwig] erteilte Aufschlüsse, und als mit diesem in freundschaftlichen Verhältnissen stehend, interessant war. Unter diesen Umständen schrieb ich Ihnen bei Gelegenheit einiger dargebotenen Mitteilungen, und erst nachher ersah ich aus Nr. 19 Ihren Namen, ein Namen, der mir bereits in früher Jugend achtungswert geworden war, als blühend in dem Garten von Deutschlands schöner Literatur –

»Wenn nach der Flucht der Nacht, die Sonn' im Orient
Nach Äthiopien ihr goldnes Antlitz wendet« usw.

(Möchte doch in nicht ferner Zukunft eine goldne Sonne sich unserm Äthiopien wieder zuwenden.)

– zu früh, wiewohl schon und fruchtreich gereift auf den Feldern der Ehre der Vorzeit, und unvergeßlich aufbewahrt in der Galerie deutscher Edlen.

Der Geist der, lebendig und kraftvoll ergreifend, sich in der Ode an den König in Nr. 5 ausspricht, beurkundete die Abstammung.

Dennoch hätte ich beinahe mit Ihnen in eine anscheinende Feindseligkeit geraten können, so entfernt ich auch war, gegen die Abendblätter oder ihren Herausgeber irgend etwas Feindseliges zu beabsichtigen. Gern hätte ich bei dem scheinbaren Angriffe das gradezu erklärt, wenn ich es mit Schicklichkeit anzufangen gewußt hätte. Die ungezwungene Erklärung der Achtung für alle meine deutschen Landsleute, deren achtungswerte Wahrheitsliebe die ursprüngliche geblieben ist, glaubte ich hinlänglich für denjenigen, der selbst eine ausgezeichnete Stelle unter ihnen behauptet.

Auch sehe ich, daß ich mich nicht geirrt habe, welches mich um so mehr freuet, da seitdem mein Bruder, der vormalige Hannoversche Gesandte am hiesigen und am Dresdener Hofe, mir gesagt hat, daß er des Vergnügens Ihrer persönlichen Bekanntschaft teilhaftig sei.

Nach allem diesem muß nichts befremdender für Sie sein, als wenn ich, durch Umstände gezwungen, deren Erörterung ich mir zu ersparen Sie ersuchen muß, den Schritt vernachlässige, den ich zu andern Zeiten an die Stelle dieser Antwort gesetzt haben würde, nämlich Sie persönlich aufzusuchen und Ihnen auf jede mögliche Weise alles Wohlwollende was Sie mir ausgedrückt haben, zu erwidern. Aber diese Genugtuung muß ich mir, gleich manchen andern, versagen. Verzeihen Sie – ich könnte hinzusetzen, bedauern Sie mich, wünschte ich nicht eher jeden andern Eindruck bei Ihnen zu erregen – wenn ich mich unumgänglich gezwungen halte, für jetzt einer mir sonst unendlich schätzbaren Zusammenkunft mich zu entziehen. Ob ich je die Möglichkeit treffen werde eine andre wie diese notwendig nachteilig auffallende, aber nicht von mir abhängende Handelsweise zu beobachten, ist zweifelhaft. In einem Falle ist sie denkbar. Tritt der ein, dann lassen Sie mich darauf rechnen, daß Sie die Hand fassen werden, welche ich Ihnen in mehr wie einem Vertrauen, schon jetzt so gern darreichte, und lassen Sie mich hoffen, daß wir dann in mehr wie einer Laufbahn uns finden, und uns, wie auch der Anschein jetzt gegen mich sein mag, gegenseitig die Achtung ferner begründen werden, von der ich Ihrerseits Sie hier ersuche, die aufrichtige Versicherung anzunehmen.

N. S. Ich ersuche Sie, meiner namentlich nicht zu erwähnen. Gegen die Zirkulation meines Aufsatzes, da wo Sie solche für angemessen halten, habe ich nichts, und wiewohl ich ohne Not nicht als der Verfasser bekannt zu sein wünsche, so bin ich bereit, erforderlichen Falls, mich zu den Wahrheiten, die er enthält zu bekennen.

*

179. An Christian Freiherrn von Ompteda

H. C. v. Ompteda, Hochwohlgeb.

Ew. Hochwohlgeboren

habe ich, in Erwiderung auf Ihr gefälliges Schreiben vom 1. d., die Ehre anzuzeigen, daß Hr. A. Müller nicht der Verfasser der »Bemerkungen etc.« ist. Dieser Aufsatz ist mir, gleich nach Erscheinung Ihrer Fragmente, zugestellt worden, und nur der außerordentliche Andrang von Manuskripten verhinderte, ihn aufzunehmen. Der Verfasser ist mir, und allen meinen Freunden, gänzlich unbekannt; er unterschreibt sich mit einem W. – Demnach, Ihrem bestimmt ausgesprochenen Wunsche gemäß, sende ich Ihnen den Aufsatz »Einige Worte etc.« zurück; zu jeder Erklärung, die Sie für gut finden werden, stehen Ihnen die Abendblätter offen – auch haben sich schon Freunde von meiner Bekanntschaft daran gemacht, für Sie in die Schranken zu treten. – Was den Aufsatz »Fragment eines Schreibens« betrifft, so hat derselbe meinen vollkommenen Beifall, wird auch, sobald es sich irgend tun läßt, nach einigen Erläuterungen, die ich mir von Ihnen selbst persönlich auszubitten, die Freiheit nehmen werde, eingerückt werden.

Mit der innigsten und vollkommensten Hochachtung,

Ew. Hochwohlgeb. Ergebenster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 2. Dez. 1810

*

180. An Karl August Freiherrn von Hardenberg

Hoch- und Wohlgeborner Freiherr,
Höchstgebietender Herr Staatskanzler,

Ew. Exzellenz haben, nach den Eröffnungen, die mir der Präsident der Polizei, Hr. Gruner, gemacht hat, die Gnade gehabt, in Bezug auf die von mir redigierten Berliner Abendblätter, zu äußern, daß Höchstdieselben nicht abgeneigt wären, diesem Institut, dessen Zweck Beförderung der, durch Ew. Exzellenz, in diesem Augenblick, in einer so glücklichen Wendung begriffenen, vaterländischen Angelegenheiten ist, irgend eine zweckmäßige höhere Unterstützung angedeihen zu lassen. Die deshalb von mir bei dem Pol. Präsidenten, Hr. Gruner, gehorsamst eingereichten Vorschläge, werden ohne Zweifel Rücksprachen mannigfacher Art, mit den Chefs der dabei interessierten höheren Behörden, veranlassen. Da gleichwohl der Zeitpunkt heranrückt, in welchem, für den Lauf des nächsten Quartals, eine erneuerte Ankündigung dieses Journals erscheinen muß, und, falls Ew. Exzellenz meinem Unternehmen günstig gestimmt sind, eben dies der Augenblick ist, in welchem Höchstdieselben dies vorzugsweise huldreich betätigen können: so unterstehe ich mich Ew. Exzellenz untertänigst um die Erlaubnis zu bitten, beifolgende kurze Anzeige, in welcher ich mich auf Ew. Exzellenz ehrfurchtsvoll zu beziehen wage, in die öffentlichen Blätter einrücken zu lassen. Diese Gnade wird meinen sowohl, als den Eifer mehrerer der vorzüglichsten Köpfe dieser Stadt, mit welchen ich, zu dem besagten Zweck, verbunden zu sein die Ehre habe, auf das lebhafteste befeuern; und mit der Versicherung, daß wir nur auf den Augenblick warten, da wir, durch Ew. Exzellenz nähere Andeutungen oder Befehle, in den Stand gesetzt sein werden, die Weisheit der von Ew. Exzellenz ergriffenen Maßregeln gründlich und vollständig dem Publiko auseinander zu legen, habe ich, in der unbegrenztesten Hochachtung, die Ehre zu sein,

Ew. Exzellenz, untertänigster          
Heinrich v. Kleist.

Berlin, den 3. Dez. 1810
Mauerstraße Nr. 53

[Beilage]
Ankündigung

Durch die Gnade Sr. Exzellenz des Hr. Staatskanzlers Freiherrn von Hardenberg, werden die zur Erhebung und Belebung des Anteils an den vaterländischen Angelegenheiten unternommenen, und mit dem Beifall des Publikums auf unerwartete Weise beehrten

Berliner Abendblätter

von nun an offizielle Mitteilungen, über alle bedeutenden, das Gemeinwohl und die öffentliche Sicherheit betreffenden Ereignisse in dem ganzen Umfange der Monarchie enthalten. Pränumerationen für das nächstfolgende Quartal müssen vor dem 1. Jan. 1811 in der Expedition der Abendblätter eingehen, indem nur diejenige Zahl von Exemplaren, auf welche sich die Bestellung beläuft, gedruckt werden wird.

 

[Vermerk Hardenbergs: Zu den Akten, da H. v. Kleist anderweite Anträge machen wird. Berlin, 7. Dez. 10. Hbg.]

*

181. An Georg Andreas Reimer

Mein liebster Reimer,

Können Sie nicht die Gefälligkeit für mich haben, mir, für den Z[erbrochnen] K[rug] das Honorar, das Sie mir zugedacht haben, zu überschicken? Ich bin, wegen der Lage meines Abendblatts, in mancherlei Bedrängnis; die indirekte Zerstörung desselben ist völlig organisiert, man hat mir sogar angekündigt, daß man mir ein für allemal das Zeitungsbülletin, das ich darin aufnahm, streichen würde. Ich bin im Begriff, mich unmittelbar an den König zu wenden – doch davon denke ich Sie mündlich weitläufiger zu unterhalten. – Der Brief ist doch besorgt?

Ihr H. v. Kleist

[Berlin,] den 12. D[ez.] 1810

*

Friedrich von Raumer an Kleist

Berlin, den 12. Dez. 1810

Da dem Herrn Kanzler [Hardenberg] der Grund durchaus unbekannt ist, warum Herr Präsident Gruner Ihnen die letzte so unangenehme Eröffnung gemacht hat, so hat er mir erlaubt, darüber bei diesem anzufragen; und ich kann nicht anders, als überzeugt sein, daß jenes Bedenken sich dann leicht wird heben lassen. Sie sehen hieraus, daß Sie ohne hinreichende Veranlassung und auf eine unbillige Weise voraussetzen, daß ich der Urheber von Maßregeln sei, die Ihnen nachteilig werden könnten, da ich doch in der ganzen Angelegenheit nur der Dolmetscher eines ganz allgemeinen Befehls des Herrn Kanzlers war; nämlich keinem Berliner Blatt irgendeiner Art den offiziellen Charakter beizulegen. Wenn Sie sich also beim Herrn Kanzler über mich beschweren wollen, so bitte ich, ihm meine Briefe zu zeigen, wenn Sie dieselben noch besitzen; er wird dann, sofern ich ihn mißverstanden, oder mich undeutlich ausgedrückt hatte, die Sache leicht aufklären, zu unserer beiderseitigen Beruhigung.

Noch einen Irrtum berühre ich: nicht ich habe Ihnen eine Pension anbieten können, noch weniger zu dem speziellen Zweck einer Verteidigung Sr. Exzellenz; sondern ich äußerte, daß Se. Exzellenz, sobald der Charakter der Abendblätter sich als tüchtig bewähre, er für dasselbe, wie für alles Nützliche im Staate wohl gern etwas tun würde. Dies stimmt mit den Äußerungen Sr. Exzellenz, und darauf erwähnten Sie selbst eines ähnlichen Anerbietens. Sie wissen am besten, welch unglücklicher Zufall dem Abendblatt Verdruß bereitet hat, und worauf sich die Forderung, sich zu bewähren, beziehen mußte. Das ist vorbei und niemand hat jetzt die entfernteste Veranlassung, demselben auch nur im mindesten übel zu wollen. Am allerwenigsten ich selbst, der ich aufrichtig wünsche, daß Ihre Wünsche und die Befehle des Herrn Kanzlers in Übereinstimmung gebracht werden. Jenes aus Hochachtung und Freundschaft, dies als Dolmetscher des Willens eines höchst verehrungswürdigen Mannes.

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182. An Friedrich von Raumer

H. Regierungsrat von Raumer, Hochwohl., Berlin.

Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre ganz gehorsamst anzuzeigen, daß Sr. Exzellenz im Verlauf der heutigen Audienz die Gnade [zunächst, sorgfältig gestrichen: die, in diesem Augenblick, in der Tat unerwartete Gnade] gehabt haben, mir huldreich eine schriftliche Privatempfehlung, wegen zweckmäßiger Unterstützung der Abendblätter durch offizielle Beiträge, sowohl bei Ihren Exzellenzen, den Hr. Graf v. Golz und Hr. v. Kircheisen, als auch bei dem Hr. Geh. Staatsrat Sack, anzugeloben. Die Verabredung ist getroffen, daß ich mich, in Verfolg dieser gnädigsten Verwendung, selbst zu den resp. Hr. Ministern und Geh. Staatsräten begeben, und das Wohlwollen und die Gefälligkeit derselben, in Betreff der Abendblätter, (grade so, wie, zu Anfang des Instituts, die Unterstützung des Pol. Präsidenten, Hr. Gruner) in Anspruch nehmen soll. Durch diese, die Interessen Sr. Exzellenz sowohl, als die meinigen, aufs glücklichste verbindende Maßregel, sind vorläufig alle meine Wünsche für die Abendblätter erfüllt; ich begehre nichts, als eine unabhängige Stellung zu behaupten, deren ich, zu meiner innerlichen Freude an dem Geschäft, dem ich mich unterzogen habe, bedarf. Ew. Hochwohlgeb. ersuche ich nur ganz ergebenst, zur möglichst raschen Betreibung der Sache, mir irgend eine kurze, gütige Anzeige davon, sobald jene Empfehlungen an ihre Adresse erlassen sind, zukommen zu lassen. Und indem ich Sr. Exzellenz das Versprechen anzunehmen bitte, daß ich nunmehr mit meiner Ehre für den Geist der Abendblätter, und für den Umstand, daß kein andrer Aufsatz, als der in Sr. Exzellenz Interessen geschrieben ist, darin aufgenommen werden soll, hafte, behalte ich mir bevor, Ew. Hochwohlgeboren mündlich wegen der, zwischen uns im Drang mancher widerwärtigen Umstände, stattgehabten Mißverständnisse innigst und herzlichst um Verzeihung zu bitten, und habe die Ehre zu sein,

Ew. Hochwohlgeboren ergebenster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 13. Dez. 1810

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183. An Friedrich von Raumer

Ew. Hochwohlgeboren sage ich – unter gehorsamster Zurückschickung des Schreibens vom Präs. Gruner – für alle mir in Ihrem letzten Schreiben erteilten gütigen Nachrichten meinen verbindlichsten Dank. Ich wußte wohl, daß die Strenge, die ich bei der Polizei erfuhr, von einem Mißverständnis, herrührte, indem ich dieselbe, bei meinem guten und völlig reinen Willen, auf keine Weise verschuldet hatte.

Ew. Hochwohlgeboren lege ich folgenden für die Abendblätter bestimmten Aufsatz gehorsamst vor. Ich bitte mir überhaupt die Erlaubnis aus, alle, die Maßregeln Sr. Exzellenz betreffenden Aufsätze, Ew. Hochwohlgeboren zur vorläufigen Durchsicht mitteilen zu dürfen.

Auch bringe ich hier noch einmal eine Bitte gehorsamst zur Sprache, deren Gewährung mir alle andern Wünsche, die, unter dem Drang der Verhältnisse, haben unerfüllt bleiben müssen, vergütigen und ersetzen kann: nämlich Ew. Hochwohlgeboren persönliche Teilnahme an dem Journal, und Beschenkung der Abendblätter mit Dero vortrefflichen Aufsätzen, welche Dieselben bisher in die Zeitungen haben einrücken lassen.

Ew. Hochwohlgeboren denke ich, zur Erörterung sowohl dieses als mancher andern Punkte, heute zwischen 2 und 4 Uhr aufzuwarten.

H. v. Kleist.

[Berlin,] den 15. D[ez.] 1810

N. S. Soeben erhalte ich folgendes Schreiben von Hr. A. Müller. Er will, daß der Aufsatz, der darin enthalten ist, noch heute gedruckt werde; aber zum Teil ist dies unmöglich, zum Teil auch habe ich mir vorgenommen, alle dergleichen Aufsätze Ew. Hochwohlgeb. vorzulegen. Demnach tue ich etwas, was ich vielleicht bei meinem Freunde nicht verantworten kann: ich schicke Ew. Hochwohlgeboren das Schreiben originaliter zu, obschon es sein bestimmt ausgesprochner Wille ist, daß sein Name verschwiegen bleibe. Meine Absicht ist, Ew. Hochwohlgeb. mit der innerlichen Stellung seines Gemüts, gegen die Maßregeln sowohl als die Person Sr. Exz. bekannt zu machen; das Ganze ist, wie Sie sehen, eine bloß freundschaftliche Ergießung, die keineswegs bestimmt war, zu offizieller Wissenschaft zu gelangen.– Ew. Hochwohlgeb. brauche ich nicht um immerwährendes Stillschweigen über diesen Punkt zu bitten.

H. v. Kl.

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184. An August Friedrich Ferdinand Graf von der Goltz

Hochgeborner Graf,
Hochgebietender Herr Staatsminister,

Ew. Exzellenz haben dem Präsidenten der Polizei, Hr. Gruner, aufgegeben, die Aufnahme politischer Artikel in den Abendblättern nicht zuzulassen. Da Hr. v. Raumer willens ist, in diesem Journal mehrere Fragen, die Maßregeln Sr. Exzellenz des Hr. Staatskanzlers anbetreffend, zu beantworten und zu erörtern, und demselben daher ein möglichst großer Wirkungskreis, wozu obiger Artikel nicht wenig beträgt, zu wünschen ist: so unterstehe ich mich, Ew. Exzellenz untertänigst um die Aufhebung besagter obigen höchsten Anordnung zu ersuchen. Ew. Exzellenz bitte ich gehorsamst das Versprechen anzunehmen, daß ich selbst, mit der größten Gewissenhaftigkeit, über die politische Unschädlichkeit dieses Artikels wachen werde. Und indem ich mir vorbehalte, Ew. Exzellenz Gnade, die Abendblätter anbetreffend, noch in mehreren anderen Punkten, in einer persönlichen untertänigen Aufwartung in Anspruch zu nehmen, habe ich, in unbegrenzter Hochachtung, die Ehre zu sein,

Ew. Exzellenz untertänigster          
H. v. Kleist.

Berlin, den 15. Dez. 1810
Mauerstraße Nr. 53

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185. An Wilhelm Römer

H. Hofr. Römer, Leipz. St. 75.

Lieber Hofrat,

Von dem Absatz, den das Blatt im Publiko finden wird, überzeugt, bin ich mit Ihren Bedingungen zufrieden. Ich bitte mir nur noch, außer dem Stipulierten, 50 Rth. sogleich als Vorschuß aus, wofür ich Ihnen, unabhängig von dem ganzen Kontrakt, verpflichtet bleiben will. Was aber die Hauptsache ist, ist, daß Sie von Hitzig die Auflage übernehmen, mir fehlt es an aller Kenntnis, und Sie würden mir ja doch denselben Preis zurückzahlen müssen. Sehen Sie hier ein 20 oder 30 Rth. nicht an, die Unternehmung ist gut, und verspricht einen weiten Wirkungskreis. Ich gehe zu Kuhn, der mir auch Vorschläge hat machen lassen, und komme alsdann zu Ihnen heran.

Ihr        
H. v. Kleist.

[Berlin,] den 17. D[ez. 1810]


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