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Alt-Graz

I

(Ostern)

Wie ruhsam schlingt sich, silbergrün, die Mur,
von Flößen, Plätten sänftesanft durchgleitet …
Auf warmbeglänzten Uferwegen schreitet
manch junges Paar und träumt in den Azur.

Die Harfenistin auf der Lend spielt nur,
was solchen jungen Herzen Lust bereitet
an einem Tag, der goldne Flügel spreitet,
und Gottes Lächeln liegt auf Fluß und Flur.

Des Schloßbergs kriegerische Silhouette
ist Sage schon: des Grätzers Osterei,
so sonnt er sich, bald überblüht vom Mai.

Mein Grätz, du kennst nur noch die Blumenkette.
Und doch: wie wenig Jahre sind vorbei,
seit Korsenfaust dich fast erdrosselt hätte!

II

(Der Venustempel)

Ein Turm, umhuscht von zierlichen Lazerten,
blickt fern der Venustempel hin ins Blau:
zur Schloßbergbastion – sie gleicht der Frau,
die einmal Siegers Arme schon versehrten.

O goldner Tag! Vom fliederduftbeschwerten
mailichen Hauch umflirrt fast sommerlau,
das Giebelreich der Altstadt, Vorstadtgärten,
erblühter Hügel sonnverklärte Schau …

Das Auge wandert – von zartbunter Höh
zu einem nahen Park: smaragdner Wildnis,
wo Ludwig Bonaparte, Graf von Leu,

jetzt träumt und trauert – über seinem Leid
ragt eines Größern schattenhaftes Bildnis,
von Liebe, Haß umflammt, in Raum und Zeit.


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