Jerome Klapka Jerome
Drei Mann in einem Boot
Jerome Klapka Jerome

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Am folgenden Abend kamen wir denn wiederum zusammen, um unsere Pläne und Vorbereitungen zu besprechen. Harris meinte: »Das erste, worüber wir uns jetzt einigen müssen, ist, was wir mitnehmen wollen. Nun nimmst du, Jerome, ein Stück Papier und schreibst auf, du, Georg, schaffst uns den Preiskurant einer Drogenhandlung an, und irgendeiner soll mir einen Bleistift geben, dann will ich eine Liste entwerfen.«

So ist Harris' Methode immer gewesen. Wenn man ihn zuerst hört, so nimmt er immer die ganze Last auf sich selbst; in Wahrheit aber lädt er sie ganz hübsch den andern auf den Rücken.

Er erinnert mich immer an meinen Onkel Podger. In meinem Leben habe ich kein ähnliches Durcheinander in einem friedlichen Hause gesehen, als wenn mein Onkel irgendeine Kleinigkeit zu tun unternahm. Wenn z. B. ein Porträt vom Einrahmen zurückgekommen war und im Speisesaal an der Wand lehnte, um aufgehängt zu werden, und meine Tante Podger fragte, was nun damit geschehen solle, so pflegte Onkel Podger zu sagen: »O! Überlaßt das nur mir, kümmert euch nicht darum; das werde ich alles schon machen.«

Dann zieht er den Rock aus und beginnt. Er schickt das Hausmädchen fort, um für einen halben Schilling Nägel zu holen, und dann schickt er ihr einen der Jungen nach, um ihr noch sagen zu lassen, von welcher Größe die Nägel sein müssen.

In dieser Weise setzt er nach und nach das ganze Haus in Bewegung.

»So, jetzt gehst du und holst mir einmal einen Hammer, Willy,« kommandiert er, »und du, Thomas, bringst mir einen Maßstab oder Lineal, dann brauche ich auch die Treppenleiter, und ein Küchenstuhl dazu würde auch nichts schaden. Und du, Jakob, du gehst geschwind zu Herrn Goggels und sagst ihm: Pa (Papa) läßt sich ihm empfehlen und hofft, es werde mit seinem Fuß besser gehen, und ob er ihm nicht seine Wasserwage leihen könnte?«

»Und du, Marie, lauf' mir doch nicht weg! Du mußt mir ja das Licht halten, und wenn das Mädchen zurückkommt, muß sie noch einmal fort, um eine Porträtschnur zu kaufen, und du, Thomas – wo ist denn Thomas? Tom, du kommst her und reichst mir das Porträt herauf.«

Dann nimmt er das Porträt herauf und läßt es richtig fallen; darüber geht der Rahmen auseinander, und indem er das Glas retten will, schneidet er sich in den Finger; dann rennt er im Zimmer herum und sucht sein Taschentuch. Aber er kann es nirgends finden, weil er es in seiner Rocktasche hat und nicht mehr weiß, wo er den Rock hingehängt hat; und das ganze Haus muß nun alles liegen und stehen lassen und anstatt nach seinen Werkzeugen nach seinem Sacktuch auf die Suche gehen, während er überall herumrennt und jedermann hindert.

»Nun, weiß denn niemand im ganzen Haus, wo mein Rock ist? In meinem ganzen Leben habe ich keinen solchen Haufen Leute gesehen wie ihr miteinander. Nein, auf mein Wort, so was wie ihr ist mir noch nie vorgekommen. Eurer sechse seid ihr und könnt alle miteinander meinen Rock nicht finden, den ich vor fünf Minuten erst ausgezogen habe? Weiß Gott! Euch alle sollte man ...«

Dann fährt er in die Höhe und bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß er darauf gesessen hat.

»Ihr Dummköpfe,« schreit er. »Laßt doch euer Suchen! Ich habe ihn längst gefunden!«

»Könnte ebensogut der Katze sagen, meinen Rock zu suchen, als erwarten, daß ihn einer von euch findet.«

Nach einer halben Stunde ist dann sein Finger verbunden, ein neues Glas ist über dem Bild angebracht, und das Handwerkszeug und die Bockleiter und der Küchenstuhl und das Licht, kurz, alles ist herbeigeschafft, und die ganze Familie, das Hausmädchen und die Aufwärterin mit eingeschlossen, stehen im Kreise herum, um ihm zu helfen. Zwei von ihnen müssen den Stuhl halten, ein drittes muß ihm hinaufhelfen und ihn halten, ein viertes ihm den Nagel reichen, ein fünftes den Hammer, dann nimmt er den Nagel, läßt ihn aber fallen.

»So! da' habt ihr's!« ruft er nun aufs höchste beleidigt aus, »nun ist der Nagel zum Teufel!«

Dann lassen sich alle auf ihre Knie nieder und rutschen auf dem Boden herum, um den Nagel wiederzufinden; währenddessen steht er steif auf dem Stuhl und brummt und schimpft und fragt, ob er denn den ganzen Abend da auf dem Stuhl stehen und warten solle?

Zuletzt wird der Nagel gefunden, aber inzwischen hat er den Hammer verloren.

»Wo ist der Hammer? Wo habe ich den Hammer hingebracht? Gott im Himmel! Sieben von euch stehen da, sperren Augen und Mäuler auf und keiner weiß, wo ich den Hammer hingebracht habe?«

Nun wird der Hammer gefunden; inzwischen hat er das Zeichen für den Punkt, wo der Nagel eingeschlagen werden soll, aus den Augen verloren, und eines um das andere von uns muß auf den Stuhl steigen und sehen, ob es ihn nicht finden kann; und dann pflegte er uns alle als hirnverbrannt zu bezeichnen, wenn jeder von uns das Zeichen an einem anderen Orte gefunden hatte, und schickte uns alle nacheinander wieder hinunter, – und dann nahm er den Maßstab und maß noch einmal, und fand, daß er von der Ecke aus 31⅜ Zoll abmessen sollte, und wollte nun im Kopf berechnen, wieviel dies ausmache, und bracht' es nicht fertig und wurde immer konfuser, je länger er rechnete.

Und dann wollten wir es auch im Kopf ausrechnen, und jeder brachte eine andere Lösung heraus, und wir verhöhnten uns gegenseitig. Und in der allgemeinen Aufregung wurde die ursprüngliche Zahl vergessen, und Onkel Podger mußte von vorn anfangen.

Diesmal nun nahm er eine Schnur, aber in dem kritischen Moment, da er sich in einem Winkel von 45° über den Stuhl hinausbog und einen Punkt, der drei Zoll weit außer seinem Bereich war, zu erreichen suchte, entschlüpfte dem alten Herrn die Schnur, und er polterte auf das Klavier hinab, das uns bei diesem Anlaß einen höchst effektvollen Ohrenschmaus zum besten gab, da Onkel Podgers Kopf und Rumpf in demselben Augenblick sämtliche Tasten angeschlagen hatte.

Aber das Donnerwetter, das jetzt losbrach! – Tante Marie erklärte, sie wolle den Kindern nicht länger erlauben, dabeizustehen und eine solche Sprache mit anzuhören.

Zuletzt traf Onkel Podger doch den Punkt wieder und hielt den Daumen der linken Hand darauf, während er nun mit der rechten Hand den Hammer ergriff; mit dem ersten Streich traf er dann auch richtig seinen Daumen und warf den Hammer mit einem Wehgeschrei jemand auf die Füße.

Tante Marie bemerkte milde, das nächste Mal, wenn Onkel Podger wieder einen Nagel einschlagen wolle, werde er es ihr hoffentlich zuvor sagen, damit sie auf eine Woche zu ihrer Mutter ziehen könne.

»O, ihr Weiber!« pflegte dann mein Onkel, indem er sich stolz aufrichtete, auszurufen. »Ihr macht gleich solche Geschichten über alles! Aber ich, – nun, mir behagt gerade solch ein kleiner Spaß!«

Hierauf versuchte er es noch einmal, und beim zweiten Streich ging der Nagel flott durch die Wand, und der Hammer auch noch zur Hälfte, und Onkel Podger flog mit dem Kopf dagegen mit solcher Gewalt, daß seine Nase schier platt gedrückt wurde.

Dann mußten wir den Maßstab und die Schnur wiederfinden, und dann wurde ein neues Loch gemacht; und so gegen Mitternacht hing dann das Porträt, – sehr schief zwar und unsicher, und die Wand sah auf mehrere Meter aus, als wäre sie mit einem eisernen Rechen gekämmt worden, und jedermann war zum Umsinken matt und elend – ausgenommen Onkel Podger.

»So!« ruft er aus, »fertig ist's!« und wirft sich dabei in die Brust und zugleich der Aufwärterin den Stuhl auf die Hühneraugen. »Manche Leute hätten sich zu einem solchen Geschäft einen Tapezierer kommen lassen! Was?« – –

Unser Harris ist auch so einer von dieser Sorte, wenn er sich an ein Geschäft machen will. Ich wollte nicht leiden, daß er sich so viele Mühe mache, und sagte zu ihm: »Nein, Harris! Du sorgst für Papier, Bleistift und Preiskurant, Georg schreibt auf, und ich will dann das übrige tun.«

Die erste Liste, die wir zusammenstellten, mußte vernichtet werden; es war klar, der Oberlauf der Themse wäre nicht breit genug gewesen, um das Boot zu tragen, das die in jener Liste verzeichneten Sachen alle enthielte. So zerrissen wir denn die Liste und schauten einander an.

Georg meinte: »Wir sind allesamt auf dem Holzwege! Wir müssen nicht an alles das denken, was wir brauchen könnten, sondern an das, was wir absolut nicht entbehren können.«

Georg hat manchmal einen ganz verständigen Einfall, so erstaunlich das auch klingt. Ich heiße das Weisheit in höchster Potenz, nicht nur in bezug auf die gegenwärtige Frage und Reise, sondern in bezug auf die Lebensreise überhaupt. – Wie viele Leute laden für diese Reise ihr Boot mit einem Haufen unnötiger Sachen voll, so daß es beständig in Gefahr schwebt, umzukippen! All diese Sachen halten sie für unerläßlich zu ihrem Vergnügen und ihrer Behaglichkeit, während sie in der Tat ganz unnützer Ballast sind!

Wie häufen sie doch das arme, kleine Ding an, mit schönen Kleidern, mit großen Häusern, mit einer Bande fauler Bedienten, mit einer Schar schmarotzender Freunde, die sich keinen Pfifferling um sie kümmern, und um die sie sich selbst keinen halben Pfifferling kümmern, wie beladen sie es mit kostspieligen Festen, an denen niemand ein wirkliches Vergnügen findet, mit Förmlichkeiten und Modetorheiten, mit Anmaßung und Herausforderung, und – o schwerster und dümmster Ballast! – mit der Furcht, was wird mein Nachbar dazu sagen? Mit Luxus, der doch nur Tünche, mit Vergnügungen, deren wir doch bald überdrüssig werden! Mit leeren Schaustellungen, die unser Haupt schmerzen und bluten machen, wie die eiserne Krone, die man ehedem dem Verbrecher aufsetzte! Ballast ist's, ihr Leute, lauter Ballast! Werft ihn über Bord! Er macht nur, daß euer Boot so schwer vorwärts zu bringen ist, daß ihr beinahe darüber erliegt! Er macht, daß euer Boot so mühsam und gefährlich zu steuern ist, daß ihr niemals auch nur für einen Augenblick der Angst und Sorge ledig seid; daß ihr euch niemals, auch nur für einen Moment, dem dolce far niente hingeben dürft, daß euch keine Zeit bleibt, die flüchtigen Schatten zu beobachten, wie sie über die Untiefen weghuschen, oder die glänzenden Sonnenstrahlen zu verfolgen, wie sie auf den sich kräuselnden Wellen umherhüpfen, oder das Auge zu weiden an den hohen Uferbäumen, die ihr eigen Bild in der Tiefe betrachten, an den Wäldern mit ihren goldgrünen Wipfeln, an den weißen und gelben Lilien, an den düsterwogenden Ried- und Schilfgräsern, an den blassen Orchideen oder den blauen Vergißmeinnichtaugen!

Werft ihn über Bord, ihr Menschen, den Ballast! Laßt euer Lebensschifflein leicht dahinschweben, nur mit dem Nötigsten beschwert! Ein heimliches Nest mit seinen stillen Freuden, ein oder zwei Freunde, die dieses Namens wert; jemand, den ihr liebt, und jemand, der euch liebt! Eine Katze, ein Hund, eine Pfeife oder zwei; Kleidung und Nahrung, soviel man braucht; und etwas Überfluß an trinkbarem Stoff, – denn der Durst ist gefährlich! Dann werdet ihr das Boot leichter fortbringen, und es wird weniger der Gefahr des Umkippens ausgesetzt sein, und es wird auch nicht viel schaden, wenn es ein- oder das andremal umschlägt; gute, richtige Ware muß auch einmal naß werden dürfen! Ihr habt dann Zeit zum Nachdenken sowohl als zur Arbeit, Zeit, des Lebens Sonnenschein einzusaugen, Zeit, den Äolsharfentönen zu lauschen, welche Gottes Winde auf den Saiten des Menschenherzens erklingen lassen, Zeit zur –

Doch ich bitte um Verzeihung! – Ich vergaß mich ganz.

Wir überließen es jetzt Georg, die Liste festzustellen, und er begann: »Wir brauchen kein Zelt. Was wir brauchen, das ist ein Boot mit einer Decke, die darüber befestigt werden kann. Es ist weit einfacher und viel bequemer.«

Das schien uns ein guter Gedanke, der sofort Anklang fand. Ich weiß nicht, ob ihr jemals ein solches Ding gesehen habt. Man spannt eiserne Reifen im Bogen über das Boot her und zieht dann ein Stück Segeltuch darüber vom Schnabel des Schiffs bis zum Steuer, und so verwandelt sich das Boot in ein kleines Häuschen, in welchem es gar mollig, freilich auch ein bißchen dumpfig ist. Jedes Ding hat nun eben einmal seine Schattenseite, wie jener Mann sagte, als man nach dem Tode seiner Schwiegermutter ihm die Begräbniskosten abforderte.

Georg diktierte ferner, wir hätten uns mit einer Decke, einer Lampe, etwas Seife, Kamm und Bürste (zu gemeinschaftlichem Gebrauch) zu versehen, ferner mit einer Zahnbürste (d. h. jeder von uns), einem Waschbecken, etwas Zahnpulver, Rasierzeug (lautet das nicht wie der Übungsstoff aus einer französischen Grammatik?), und ferner ein paar großen Leintüchern zum Abtrocknen. Ich bemerke, daß die Leute immer gewaltige Vorbereitungen zum Baden treffen, wenn sie irgendwohin reisen, wo es Wasser gibt, aber einmal an Ort und Stelle fällt es ihnen gar nicht ein.

Das nämliche könnt ihr wahrnehmen, wenn ihr an die See geht. Wenn ich in London über die Sache so nachdenke, so bin ich fest entschlossen, jeden Morgen früh aufzustehen und mich vor dem Frühstück erst einmal tüchtig ins Wasser zu tauchen, und ich packe pflichtgemäß ein paar Badehosen und ein Badehandtuch zusammen – ich trage immer rote Badehosen. Ich bilde mir was ein auf meine roten Badehosen. Ich meine, sie passen am besten zu meiner Gesichtsfarbe. Aber wenn ich dann ins Seebad komme, so habe ich gar nicht so sonderliches Verlangen mehr nach einem solchen Morgenbad, wie ich es vorher in London empfand. Im Gegenteil, ich habe die Empfindung, daß es am besten für mich sei, wenn ich solange als nur irgend möglich im Bett liegen bliebe und dann mein Frühstück zu mir nähme. Ein oder zweimal indessen siegte dennoch die Tugend; da ging ich um sechs Uhr morgens, halb angekleidet, mit meinen Badehosen und meinem Tuch in der Hand ziemlich trübselig nach dem Seeufer hinab; aber ich hatte keinen Genuß davon. Es scheint sich dort ein solch schneidender Ostwind aufzuhalten und expreß auf mich zu warten, wenn ich morgens baden gehe; und es ist, als hätte man die scharfkantigsten Steine alle ausgelesen, den ganzen Boden damit bestreut, die Felsen extra zugespitzt und dann ein wenig mit Sand bedeckt, so daß ich sie nicht sehen kann; und das Meer ist so boshaft, eine halbe Stunde weit zurückzugehen, so daß ich mich in meine Arme einwickeln und hüpfen muß, und dennoch in dem nur sechs Zoll hohen Wasser vor Kälte klappere. Und wenn ich mich endlich doch bis zur tieferen See durchringe, so ist sie wahrhaft beleidigend stürmisch und widerwärtig. Eine mächtige Welle hebt mich in die Höhe und läßt mich dann so niedersitzen, daß mir alle Knochen weh tun, auf einen Felsen, der extra für mich dahin gepflanzt wurde. Und bevor ich nur »o, jemine!« ausrufen kann und herausfinde, was mit mir vorgegangen ist, kommt die Welle zum zweitenmal und trägt mich in den offenen Ozean hinaus. Jetzt habe ich mich krampfhaft zu wehren, damit ich wieder ans Ufer gelange, und zweifle schon, ob ich jemals Heimat und Freunde wiedersehen werde, und da fällt mir bei, wie ich gegen meine kleine Schwester in der Knabenzeit – nicht in ihrer, sondern in meiner Knabenzeit – hätte liebreicher sein sollen. Gerade nachdem ich schon alle Hoffnung aufgegeben, zieht sich die Woge zurück und läßt mich zappelnd wie einen Seeigel auf dem Ufersand liegen, und dann richte ich mich auf und bemerke, daß ich – in zwei Fuß hohem Wasser für mein Leben gezittert habe. Ich hüpfe vollends hinaus, kleide mich an und krieche heim, wo ich dann vorgeben muß, es habe mir kolossal gut getan und gefallen.

Im gegenwärtigen Augenblick jedoch sprachen wir alle, als wollten wir jeden Morgen ein lang andauerndes Schwimmbad nehmen. Georg meinte, es sei so angenehm, von frischer Morgenluft im Boote aufgeweckt, sofort in das klare Wasser zu tauchen. Harris sagte, es gehe nichts über ein solches Schwimmbad vor dem Frühstück, um sich ordentlich Appetit zu machen. Er versicherte, es mache ihm immer Appetit. Georg aber sagte, wenn das Schwimmbad Harris noch mehr Appetit mache, als er schon ohnedies an den Tag lege, so verwahre er sich dagegen, daß Harris überhaupt jemals ein Bad nehme. Er meinte, all die Lebensmittel, die unser guter Harris zu seiner Verköstigung brauche, stromaufwärts zu schaffen, werde uns so schon sauren Schweiß genug kosten.

Ich betonte indessen Georg gegenüber, wieviel netter es sein würde, Harris frisch und sauber gewaschen in unserer Mitte zu haben, auch wenn wir deshalb einige Zentner Lebensmittel mehr fortschaffen müßten; da begann er endlich die Sache in meinem Lichte zu betrachten und zog seine Opposition gegen Harris' Badevorsätze zurück. Wir kamen schließlich dahin überein, daß jeder sein eigenes Badehandtuch mitnehmen sollte, damit nicht einer auf den andern warten müsse.

Was Kleidung anbetrifft, so glaubte Georg, zwei Flanellanzüge würden genügen, da wir sie ja selbst im Fluß waschen könnten, wenn sie schmutzig geworden seien. Wir fragten ihn, ob er denn schon einmal versucht habe, Flanell im Fluß zu waschen, worauf er erwiderte: »Das nicht gerade, aber ich kenne einige Leute, die es schon probiert haben; es macht sich ganz leicht!« Und Harris und ich, wir beide waren schwach genug, zu glauben, er verstehe etwas davon, und drei sonst ehrenwerte junge Leute, wenn sie auch weder Stellung noch Einfluß, noch irgendwelche Erfahrung im Waschen besäßen, könnten doch mit einem Stückchen Seife ihre Hemden und Hosen ganz gut in der Themse waschen.

Wir sahen in der Folge – leider nachdem es zu spät war – ein, daß Georg uns schmählich betrogen hatte und augenscheinlich auch nicht das mindeste von der Sache verstand. Wenn ihr diese Kleider nachmals gesehen hättet, – doch ich greife vor, wie der Zeitungsreporter zu sagen pflegt.

Georg bestand ferner darauf, daß jeder auch genügend Unterzeug und einen großen Vorrat an Socken mitnehme, für den Fall, daß das Boot umkippen sollte und wir unsern durchnäßten Anzug wechseln müßten, außerdem einen Vorrat an Taschentüchern, weil man damit auch das Geschirr abtrocknen könne, und ein paar Wasserstiefel außer unseren Bootschuhen, da wir deren benötigt sein würden, wenn das Boot kenterte.

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