Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

X.

Die große Arbeitslast, die der Lukasbauer mit der Übernahme der verlotterten Wirtschaft sich aufgeladen hatte, war im Laufe der Zeit geringer geworden. Nichtsdestoweniger hatte er immer noch viel mehr zu schaffen als seine Nachbarn. Allerdings, seine Äcker und Wiesen, sein Garten, sein Haus, zeigten die musterhafte Ordnung einer kundigen Hand. Man sah ihn morgens und abends, selbst in den Feierabendstunden, wo andere rasteten, unermüdlich sichtend umhergehen. In den letzten Monaten war seine Haltung eine veränderte geworden.

War die beständige Plagerei oder ein anderes daran schuld? Ein einziger im Orte wußte es, daß die Arbeitslast allein seine Schultern nicht so belastete.

Dieser eine war Mathes. Obwohl er früher geglaubt hatte, daß zwischen Katharina und seinem Freund kein innigeres Einvernehmen herrschte, so hatte ihn doch die veränderte Art des Lukasbauern seit dem Tage, da dieser Braunbichl mied, eines andern belehrt. Abgesehen davon, besaß er noch einen Beweis, den, daß Alois nie mit einer Silbe der Bäuerin erwähnte, ja es ängstlich mied, sich in ein Gespräch über sie einzulassen. Der Schreiber, der in Katharina ein besonderes Wesen verehrte, dem er seine Liebe zu gestehen nie den Mut gefunden haben würde, erriet nach und nach das Geheimnis des Freundes. Er empfand herzliche Teilnahme für ihn, denn er sah wohl, daß die Liebe ein Verhängnis für ihn geworden war. Er war Zeuge des Kampfes, den Alois mit sich kämpfte. Und so ein schlichter einfacher Mensch auch Mathes war, er achtete die Zurückhaltung des Freundes und berührte nie die Wunde, die im verborgenen blutete.

Einmal, als er an einem Festtag, während alle andern ihrem Vergnügen nachgingen, den Freund stumm und starr in seiner Kammer sitzen fand, legte er gutmütig die Hand auf dessen Schulter und sagte:

»Bauer, solltest a Kind annehmen. Arbeitn is scho recht, aber ma muß do dann und wann a Fünkerl Freud habn, wenn der Karrn weiter ziehen soll ... So a klaner Fratz giebt an Haus Lebn, stellt alles a bißl auf'n Kopf, und schlagt dem Ernst a Loch. Was sagst zu ein klein Buabn, Alois?«

Er sagte gar nichts. Zwei große Thränen drangen langsam aus seinen Augen und rollten die blassen Wangen herab. Mathes erschrak. Wie mußte es in dem aussehen, wenn so etwas vorkommen konnte. Still schlich er aus dem stillen Haus.


 << zurück weiter >>