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Ohne Titel

Redemüde ist der König,
Dürstet nach Gesang.

– – – – – – – – – – – –

Ein Lied, Herr König!
Ein Lied sollst du hören,
Denn hoch noch steht das Bier im Hörne,
Und noch nicht hat es als gaukelnder Nebel
Sich um die Gedanken der Männer gewunden;
Noch hat es nicht deren Stimmung erregt,
So daß sie uns feil ist als billige Buhle.
             Es ging der Gode,
             Das ist das Beste.

– – – – – – – – – – – –

Da ist nicht mehr Flut, da ist nicht mehr Land,
Nicht menschlicher Tritt oder lebender Hauch:
Es ist fern, ferner noch als Blaulands ferneste Küsten,
Nicht nach Meilen zu messen,
Nicht in Jahren zu nahn,
Flögst du im Adlerskleid, bis die Federn fielen,
Niemals kämst du dorthin, flögest von dort fort!

Mein Blick wird blöde, mein Auge sieht –

Da ist nicht mehr Flut, da ist nicht mehr Land,
Nicht menschlicher Tritt oder lebender Hauch.
Da sind nur die großen, die uralten Zeiten,
Sie liegen, erstehn, getragen
– Wovon? Oder tragen sie selbst sich?
Sie türmen sich auf zu Bergen,
Die neun Welten beschatten.
Sie haben strahlende Gletscher, die leuchten
Für Welten und Welten wieder.
Dunkle, sturmgejagte Wolken strandeten an ihrem Fuß,
Nordlicht rieselt in wechselnden Bogen
Über die dunklen Seiten.

Und hinter ihnen ist Licht in Licht
Wie Gold, das sich im Golde bricht.

Nastronds Qualen über alle Goden!
Helheims Übel über euch Verzagte!
Weshalb ist unsere Zeit ein grasiger Talstrich,
Wo sich der Nebel zur Ruhe gelegt?
Weshalb ist unsere Zeit ein breitmundiger Bach,
Der blinzelnd vor Schlafsucht träge dahinschleicht?
Weshalb sind Männer gleich schartigem Schwert
Das matt im Gefecht und tot im Bisse,
Ohne Kraft oder Klang im Schwunge?
Und weshalb ist jede Frau unsrer Länder
Ein Perlenbüschel auf mürben Fäden?
Murmelt ihr Antwort mir,
Oder wartet ihr noch?

Mein Sang ertönet:

– – – – – – – – – – – –

Spätestens 1873 ?


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