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(Die wilde Jagd)

Hat dein Auge je gesehen
Sonnenspiel auf Feld und Wellen,
Während bang die Ohren lauschten
Hufgeklirr und Hundebellen
Von der wilden Jagd,
Nächtlich wilden Jagd.

Bist durch Haine du geflüchtet,
Wie die Hindin ängstlich bebend,
Während wild du vorwärts sprengtest,
Deinen Speer zum Wurf erhebend,
In der wilden Jagd,
Nächtlich wilden Jagd.

Flogst du wie des Waldes Taube
Ängstlich über Sumpf und Feste,
Während du mit gellen Tönen
Scheuchtest Vögel von dem Neste
In der wilden Jagd,
Nächtlich wilden Jagd.

Dann verstehst du, was ich zeige,
Was ich nicht kann offenbaren,
Daß vereint wir durch das Leben
Flüchten, und zusammenfahren
In der wilden Jagd,
Nächtlich wilden Jagd.

Sommer 69

Wo das flache Feld sich schwer erhebt
In länglicher, kammloser Welle,
Hat Heidekraut Frieden.
Da sind rauhe Blätter mit seltsamen Formen,
Da sind wilde Blüten mit starken Farben,
Und über ihnen allen – allen hebt
Ein einsamer Dornbusch die schwere Krone.
Es führt kein Steig zum Fuß des Dornenbusches,
Scheu umgehn ihn die Wege in jäher Krümmung,
Da sind keine Nester in seiner Krone,
Die Sonnenstrahlen fürchten ihn,
Es hängt immer Tau in seinen Zweigen.
Doch wenn in grauem Nebel der Mond erbleicht
Und der Nachtwind seufzend das Land umwogt
Und ausbricht in .....
Wenn gegen tausend Kirchhofsmauern er schlägt:
Dann webt Todesleben um den alten Dornbusch,
Dann gehen dort Schatten,
Dann weht dort ein Summen von toten Blüten
Und ein Klang von vergessenen, versunkenen Glocken.
Und dort, wohin der Wind dann vom Dornbusche kommt,
Wird Angst geboren und Träume.

Denn der Dornbusch steht auf Gräbern,
Seine Wurzeln rinnen
Zwischen toter Menschen Gebeinen. ...

Spätestens 1870.


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