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Der Sablon

Dem breiten Straßenzuge der Rue de la Régence weiterfolgend, erblicken wir zur Rechten die Kirche Notre Dame du Sablon. In der Regel mit Unrecht »Notre Dame des Victoires« genannt, bekrönt diese Kirche den ehemaligen sogen. »Sandhügel« (Colline du Sablon, vom latein. »sabulum«). Obwohl schon im frühen Mittelalter gegründet, stammt sie in ihrer heutigen Baugestalt doch erst aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Zu jener Zeit spielte sie im kirchlichen Leben Brüssels eine besonders bedeutsame Rolle, da von ihr jene als »ommeganck« bezeichnete Palmsonntagsprozession ihren Ausgang nahm, die dereinst eines der reichstbelebten Brüsseler Volksfeste bildete. Nahmen doch an dieser zunächst nur zur öffentlichen Vorführung der altehrwürdigen kirchlichen Mysterien bestimmten Prozession nach Ausweis der im Brüsseler wie auch in verschiedenen auswärtigen Museen anzutreffenden alten Bilddarstellungen späterhin auch alle hervorragenderen weltlichen Körperschaften Brüssels teil, insbesondere die in kriegerischem Waffenschmuck einherstolzierenden Gilden sowie die Landessouveraine bezw. ihre Generalstatthalter mit ihrem Hofgefolge. So sieht man auf einem aus der berühmten Spitzerschen Sammlung für das Brüsseler Kunstgewerbemuseum erworbenen wundervollen Bildteppich inmitten des Prozessionszuges Margarethe von Oesterreich, die Tante Kaiser Karls V., mitsamt ihrem jugendlichen Neffen dargestellt, wie sie die aus der Sandberg-Kirche abgeholte wundertätige Madonnenstatue auf ihren eigenen Schultern einhertragen. Der kirchlichen Legende nach soll diese Wundermadonna ehedem schon in Antwerpen als »Notre Dame au Pilier« – »Onze lieve vrouw op't staeksken« – hohe Verehrung genossen haben und erst später auf ihren eigenen Wunsch bezw. auf eine Traumvision der Beatrix Soetkens hin zu Schiffe nach Brüssel gebracht worden sein. Jetzt ist diese Madonnenstatue im Innern der Kirche über dem südlichen Querschiffportale aufgestellt. Jedenfalls wurde um ihretwillen die Sandberg-Kirche im Laufe der Zeit zu einem der reichst geschmückten Kircheninterieurs ganz Brabants. Die von den Fürsten des Hauses Österreich gestifteten alten Glasmalereien der Kirche wurden im Jahre 1513 leider durch einen Wirbelsturm vernichtet, und selbst von den damals zu deren Ersatz neu ausgeführten Glasgemälden ist heute nichts mehr erhalten; die jetzigen Glasgemälde der Kirchenfenster sind also ebenso modernen Ursprunges wie die ringsumlaufenden, achtundzwanzig Einzelgestalten von Heiligen darstellenden Wandmalereien des Altarchores, der nach Ausweis einiger im Jahre 1859 aufgedeckten und vom Maler Van der Plaetsen für die Neuausmalung mit verwendeten Freskenreste des 15. Jahrhunderts ehedem schon mit analogen Wandmalereien ausgeschmückt war.

In ihrer Bauanlage von majestätischer Gesamtwirkung, ist Notre Dame du Sablon nächst der Ste. Gudule-Kathedrale als die bedeutendste Kirche Brüssels zu betrachten. Bei einem Gesamtlängenmaße von 65 Metern hat sie mit den beiden Querschiffen eine Breitenausdehnung von 57 Metern, während der Langhausbau in der Breite 26 Meter mißt. Das ursprünglich fünfschiffige Langhaus ist jetzt nur noch dreischiffig, da die beiden äußeren Seitenschiffe in Kapellenreihen umgewandelt wurden. Die zylindrischen Säulen des Mittelschiffes stehen auf achteckigen Sockeln und tragen bunt bemalte und vergoldete Blattwerkkapitelle. Die Seitenschiffwölbungen ruhen auf prismatischen Pfeilerbündeln. Die Oberwände des Mittelschiffes sind mit minderwertigen Apostelstatuen geschmückt und von Triforien durchbrochen, durch die das Schiff von oben her eine interessante Belichtung erhält. Sehr reich durchgebildet ist das spätgotische Maßwerk der Fensteröffnungen. Besonders hell belichtet ist der Altar-Chor, dessen elf mächtig hohen Spitzbogenfenstern ebenso viele Jochwölbungen entsprechen, deren Rippenwerk in drei Schlußstücken zusammenläuft; die letzteren haben gleich den Ansatzenden der Gewölberippen in unserer Zeit auch ihre ursprüngliche Polychromierung zurückerhalten. An den eines inneren Umganges entbehrenden Chor ist eine achteckige, mit einer Kuppel bekrönte kleine Apsiskapelle angebaut, deren Inneres ebenso reich ornamentiert ist wie ihr Äußeres; die elegante Außenarchitektur dieser Apsidial-Kapelle kann man von der Rue Bodenbroeck aus bequem bewundern.

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Abb. 75. Wandteppich mit der Geschichte der Madonnenstatue Notre Dame du Sablon (1518)

Die in den beiden Querschiffarmen der Kirche rechts und links vom Altarchore sich erhebenden beiden anmutigen Kapelleneinbauten wurden von den Fürsten von Thurn und Taxis errichtet, deren Palais dereinst der Südseite der Sablon-Kirche gegenüberstand (jetzt nicht mehr vorhanden). Die eine dieser beiden aufs reichste mit weißem und schwarzem Marmor inkrustierten Kapellen (und zwar diejenige des nördlichen Querschiffarmes) ist die eigentliche Grabkapelle der Stifterfamilie. Sie wurde im Jahre 1651 vom Architekten und Bildhauer Lucas Fayd'herbe, einem Rubens-Schüler, erbaut, und im Jahre 1678 errichtete dann der Bildhauer Mathieu van Beveren in ihr das Grabmal für Lamoral von Thurn und Taxis mit den allegorischen Gestalten der über die Zeit triumphierenden Tugend und der den Verstorbenen verherrlichenden Ruhmesgöttin; das Ganze ist von glücklichster dekorativer Wirkung. An der gegenüberliegenden Seitenwand der Kapelle erblickt man das Grabmal für Lamorals Gattin Anne Françoise de Hornes, an der Rückwand eine Altarstatue der hl. Ursula von J. Duquesnoy, der auch den ringsum laufenden Puttenfries gemeißelt haben soll. Die zu beiden Seiten der St. Ursulastatue aufgestellten allegorischen Frauen-Statuen des Glaubens und der Hoffnung sind Werke des Bildhauers Gabriel de Grupello, ebenso auch der eine der beiden Kindergenien des Lebens und des Todes (der andere von Aert Quellinus). Die gesamte reich ausgestattete Grabkapelle wurde im Jahre 1844 auf Kosten der Fürstenfamilie von Thurn und Taxis restauriert.

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Abb. 76. Die Place du Sablon

Die von derselben Familie gestiftete St. Markulf-Kapelle des südlichen Querschiffarmes ist mit prächtigen Holzskulpturen dekoriert.

Im nördlichen Querschiffarme beachte man noch die hübsche polychrom behandelte Eisenstatuette des einzigen in Brüssel vorhandenen »Jacquemars«, der mit seinem Eisenhammer die Stunden anschlägt, – im nördlichen Seitenschiffe (nicht weit vom Hauptportale) das köstliche, den belgischen Renaissancestil vorteilhaft repräsentierende Alabasterepitaph zum Andenken an Flaminius Garnier, den 1592 verstorbenen Sekretär des Herzogs Alessandro Farnese von Parma (mit Reliefdarstellungen aus dem Marienleben), – sowie schließlich noch das vom Herzog von Arenberg errichtete Epitaph zum Andenken an den Dichter J. B. Rousseau († 1741). – Sämtliche Gemälde von einigem Kunstwert, mit denen die Kirche ehedem geschmückt war, sind in das Alte Museum übergeführt worden.

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Abb. 77. Gruppe vom Lord Aylesbury-Brunnen auf dem Sablon-Platz (Photo Neurdein)

Das Äußere der Kirche, das im Laufe der Jahrhunderte arg gelitten hatte, wird seit einigen Jahren einer gründlichen Restaurierung unterzogen. Die Südfassade mitsamt dem in der Axe des Mittelschiffes liegenden Hauptportale ist aus diesem mit Geschmack durchgeführten Erneuerungsbaue als ein dekoratives Ensemble von reichster Detailbildung hervorgegangen. Auch die Erneuerung der Dachgalerie ist zur Zeit bereits vollendet. Die Seitenschiffe dagegen sind gleich der Chorrückseite noch immer durch parasitäre Anbauten maskiert.

Östlich von der Sablon-Kirche erstreckt sich der kleine, westlich von ihr der große »Zaavelplaats« (» Petit Sablon« und » Grand Sablon«). Der letztere spielte dereinst für Brüssel eine hervorragende Rolle als öffentlicher Pferdemarkt und hat auch heute noch einen äußerst lebhaften Verkehr aufzuweisen. Die Mitte des Platzes nimmt ein kleiner Zierbrunnen aus weißem Marmor ein, den ein englischer Edelmann, der Lord Thomas Bruce Earl of Aylesbury, der Stadt Brüssel stiftete, nachdem er mehr als vierzig Jahre lang hier gelebt hatte. Zum Danke für die genossene Gastfreundschaft bot er der Stadt in seinem Testamente den besagten Zierbrunnen als Geschenk dar. Im Jahre 1751 vom Bildhauer Jacques Bergé vollendet, zeigt der mit dem Adelswappen der Lordfamilie Bruce geschmückte Brunnen als Bekrönungsfigur die Statue der Minerva mit den Medaillonbildnissen des damaligen österreichischen Kaiserpaares Franz I. und Maria Theresia. Unter der Schreckensregierung des Herzogs von Alba war der »Grand Sablon« der Schauplatz der entsetzlichsten Blutgerichte gewesen. So wurden hier am 1. Juni des Jahres 1568 allein nicht weniger als achtzehn Angehörige der vornehmsten niederländischen Adelsfamilien unter Assistenz des »Blutrates« auf öffentlichem Schafott enthauptet.

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Abb. 78. Gartenanlage auf dem »Petit-Sablon« (Photo Neurdein)

Der »Petit Sablon«, ehedem der Begräbnisplatz des Sandberg-Kirchspieles, ist seit dem Jahre 1888 zu einem der künstlerisch wirkungsvollsten Schmuckplätze Brüssels umgewandelt. Das hier angewandte Dekorationsprinzip ist den früheren »Bailles de la Cour« entlehnt, an deren Stelle jetzt die Place Royale als freier Platz dem Verkehre offen steht. Ehedem war nämlich der letztere dem königlichen Palais vorgelagerte Platz von einem durchbrochenen Steingeländer umfriedet, auf dessen eleganten Abteilungssäulen verschiedene von Jacques de Gérinnes in Kupfer getriebene Bildnisstatuetten von Fürsten aus dem Hause Österreich aufgestellt waren. In analoger Weise ist nun heutzutage der »kleine Zaavelplaats« von achtundvierzig durch reiches schmiedeeisernes Gitterwerk untereinander verbundenen Steinsäulen umgeben, die, im Geschmacke der alten Pilaster des Antwerpener Börsengebäudes ornamentiert, mit ebensovielen Bronzestatuetten von Vertretern der Brüsseler Gewerbestände des 16. Jahrhunderts bekrönt sind. Die erste dieser nach Xavier Mellery's Entwurfzeichnungen von verschiedenen Künstlern modellierten, prächtig silhouettierten Statuetten trägt die Bildniszüge des Architekten Henri Beyaert, des Schöpfers der dekorativen Gesamtanlage des Platzes, zur Schau.

Auf dem direkt vor der Front des jetzigen Palais des Herzogs von Arenberg gelegenen Gipfel des grün bepflanzten »Sandberges« sieht man das von Ch. A. Fraikin modellierte Doppelstandbild der Grafen Egmont und Hoorn aufragen. Der Standort dieses Denkmals ist nicht unmotiviert. Allerdings war die eigentliche Richtstätte jener beiden edelsten Opfer des spanischen Despotismus die »Grand' Place« vor dem Rathause, wo auch das frühere Denkmal der beiden Nationalhelden aufgestellt war. Dafür aber hatte das Arenbergpalais am »Petit Sablon« dem Grafen Egmont seinerzeit als Wohnsitz gedient; leider ist gerade der die einstigen Wohngemächer des Grafen enthaltende Bauteil dieses Palais vor einigen Jahren einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen.

Gleichsam als Gefolge der Märtyrer-Grafen Egmont und Hoorn schmücken den kleinen Zaavelplaats, dessen Parkanlagen seit 1890 in weitem Kreisbogen rings umgebend, die zehn Marmorstandbilder Wilhelms des Schweigsamen von Oranien (von Van der Stappen), – Philipps von Marnix (von Paul de Vigne), – Heinrichs von Brederode, des Verlesers des Adelskompromisses vor Margarethe von Parma (von J. van Rasbourgh), – des Brüsseler Bürgermeisters Jean de Locquengien (1518-1574, von God. van der Kerckhoven), – der Geographen Gerard Mercator (von L. van Biesbroeck) und Abraham Ortelius (von J. Lambeaux), – des Botanikers Rembert Dodoens (von A. de Tombay), – Ludwigs vom Bodeghem, des Baumeisters der Kirche von Brou (von J. Cuypers), – des Bildhauers Cornelis Floris de Vriendt (von Jules Pecher aus Antwerpen) und des Malers Barend von Orley (von J. Dillens). Die ganze Anlage bildet somit eine Art Pantheon für jene Leuchten der Vaterlandsliebe, der Wissenschaften und der Künste, wie sie das Belgien des 16. Jahrhunderts in so reicher Fülle hervorgebracht hat.

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Abb. 79. Der Laokoon-Kopf der Sammlung Arenberg

Das Arenberg-Palais, in ganz Europa berühmt durch seine herrliche Gemälde-Galerie, ist beinahe in seiner Gesamtausdehnung ein Bauwerk der Neuzeit. Wohl enthält es noch einige alte Baubestandteile, zu denen namentlich die im Jahre 1655 von der Königin Christine von Schweden bewohnten Gemächer gehören. Jedoch waren auch diese erhalten gebliebenen Teile des ursprünglichen Baues im 18. Jahrhundert, als das Palais in den Besitz des Fürstenhauses der Arenbergs überging, beträchtlichen Umbauten unterzogen worden, und ein weiterer Teil des Palais ist soeben wieder im Umbau begriffen. Außer der Königin Christine sind von weiteren historischen Persönlichkeiten, die dieses ehemalige Palais des Grafen Egmont in raschem Wechsel bewohnten, noch anzuführen, König Ludwig XV. von Frankreich, der Marschall Moritz von Sachsen, der Marquis de Prié, Jean Baptiste Rousseau, der Marschall Gérard u. a. m.

Die wenig umfangreiche aber auserlesene Gemäldegalerie der Arenbergs umfaßt eine Reihe höchst wertvoller, wenn auch meist nur in kleinerem Format gehaltener Werke der besten vlaemischen und holländischen Malkünstler des 17. Jahrhunderts, darunter sogar einige wahre Kleinodien. Rubens ist hier mit einem Selbstbildnis und mit einem Porträt des Jan Woverius vertreten, – Rembrandt (alias Salomon Koninck) mit einem Gemälde, auf dem der Abschied des Engels von der Familie des Tobias dargestellt ist, – Paul Potter mit einem seiner letzten Werke, betitelt »Ruhe bei einer Scheune« (nach Fromentins Ansicht »das kostbarste Gemälde der ganzen Sammlung«). – Jan Steen mit einer »Hochzeit zu Cana« von außergewöhnlicher Qualität, – Jan Vermeer van Delft mit einem jugendlichen Frauenkopfe (signiert); – dazu kommen noch Genrebilder von David Teniers, Gerard Dou, Frans Hals (»Lustiger Zecher«), Adriaen Brouwer (das berühmte »Intérieur de tabagie«), Joos van Craesbeeck (das gleichfalls berühmte »Maleratelier«), – eine köstliche Ansicht von Amsterdam von Jan van der Heyden, – endlich Antoine Watteaus »Grandes Noces« (Unterzeichnung eines Ehevertrages, ähnlich einem Bilde der Madrider Prado-Galerie). Auch aus anderen Kunstgebieten birgt die Arenberg-Sammlung reiche Schätze, so neben Bildteppichen, Miniaturencodices, Handzeichnungen, Kupferstichen, Goldschmiedearbeiten, altrömischen und altfränkischen Kunstreliquien auch eine Reihe von Skulpturwerken. Unter den letzteren beachte man namentlich eine wunderbar ausdrucksvolle Laokoon-Büste, eine wohl sicher aus der Renaissancezeit stammende Interpretation der Antike, die nach De Mély sogar auf Michelangelo Buonarroti zurückzuführen sein soll.

Direkt neben dem Palais d'Arenberg erblickt man einen monumentalen Kasernenbau, dessen Standort dereinst vom Palais der Grafen von Kuilemburg eingenommen wurde. Herzog Alba ließ dieses Palais im Mai des Jahres 1568 niederreißen, weil hier der zu welthistorischer Bedeutung gelangte »Kompromiß« des niederländischen Adels gegen die Inquisitionsgerichte beschlossen und unterzeichnet worden war, und ließ an seiner Stelle die berüchtigte »colonne d'infamie« (Schandsäule) errichten, die dann alsbald, nachdem der Wüterich Brüssel verlassen hatte, vom Volke gestürzt wurde. Das Kuilemburg-Palais war übrigens auch der Ort gewesen, wo die niederländischen Edelleute sich selbst den Spitznamen »Geusen« (Bettler) beigelegt hatten im Anschlusse an ihren Wahlspruch »En tout fidèle au roy, jusques à porter la besace« (– »Allezeit königstreu, bis zum Bettelsack«). Irrig ist die Behauptung einiger Autoren, Herzog Alba selbst habe im Kuilemburg-Palais residiert und habe hier die Grafen Egmont und Hoorn zur Auslieferung an den Henker gefangennehmen lassen.

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Abb. 80. Das Kgl. Konservatorium für Musik (Photo Neurdein)

Schräg gegenüber dem Arenberg-Palais (Rue aux Laines No. 11) ist in leider zu engen Räumen die zum Besitzstande des Konservatoriums für Musik gehörende glänzende Sammlung alter Musikinstrumente untergebracht, die in nicht geringerem Maße, als andere Museen Brüssels, die Beachtung aller Kunstfreunde verdient. Musikinstrumente aller Völker der Erde, aller Zeiten, aller Gattungen findet man hier in reicher Fülle zur Schau gestellt. Der von V. Mahillon, dem Konservator und eigentlichen Schöpfer dieses Museums, verfaßte Katalog der Instrumentensammlung ist eine Fundgrube musikgeschichtlichen Wissens. Zahlreich vertreten sind historisch wertvolle Instrumente aus dem Besitze berühmter Musiker, z. B. Mozarts und ebenso auch solche, auf denen sonstige hervorragende Persönlichkeiten dereinst musizierten. Als Unica bieten besonderes Interesse gewisse Typen von Musikinstrumenten, mit denen die Erinnerung an ingeniöse Erfinder und an bedeutsame Etappen in der Geschichte des Instrumentenbaues verknüpft ist. Leider steht der Raummangel des Museums in beklagenswertem Widerspruch zur historischen und musikwissenschaftlichen Bedeutung der trotzdem in anerkennenswerter Übersichtlichkeit angeordneten Sammlung.

Zur Musikhochschule selbst gelangt man, wenn man vom Square du Petit Sablon aus südwärts wieder in die Rue de la Régence einbiegt. Das im Jahre 1876 errichtete Konservatoriumsgebäude, eine der letzten Schöpfungen des Architekten Cluysenaar, ist ein einstöckiger Bau mit reichem skulpturalen Fassadendekor, in dessen Giebelreliefs, Karyatiden und allegorischen Trophäen uns Jugendarbeiten verschiedener späterhin zu hohem Künstlerruf gelangten Bildhauer – namentlich Paul de Vignes und C. van der Stappens – vor Augen treten.

Die dicht neben dem Konservatorium gelegene jüdische Synagoge, 1878 nach den Plänen des Architekten de Keyser errichtet, ist ein etwas flach profiliertes, aber elegant wirkendes Bauwerk romanischen Stiles.

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Abb. 81. J. Ribera, Apollo und Marsyas (im alten Museum) (Photo Neurdein)

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Abb. 82. Der Justizpalast (Photo Neurdein)


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