Paul Hansmann
Altdeutsche Mären und Schwänke - Erster Band
Paul Hansmann

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Frauenzucht

von Sibore

Vernehmet alle denn zugleich:
Es war ein Rittersmann gar reich,
Der hatte alles des genug,
Was nur die Erde immer trug,
Wie man von dem wohl spricht,
Dem es an nichts gebricht.
Er hatt von allem seinen Teil.
Frau Sälde hatte ja ihr Heil
An ihn verschwendet ganz und gar,
So daß er wohlversehen war
Mit Ehre und mit Gut.
Er hatte sanften Mut;
Das sah an seinem Weibe man,
Wie ich es jetzt euch zeige an:
Er hatte wohl das schlimmste Weib,
Die je gewonnen ihren Leib,
So daß auf all' der weiten Erden
Kein ärgeres mocht' gefunden werden.
Sie machte sich gar wenig draus.
Und alle Leut' von Haus zu Haus,
Die sagten von ihr voller Zorn,
Nie war' ein ärger Weib gebor'n.
Wie viele Ruten man zerschlug
Auf ihrem Rücken gar mit Fug,
Von Hasel, Birken, Eichen,
Man konnte nicht erreichen,
Daß sie sich bessern wollte denn.
Das konnte man an manchem sehn:
Wenn kamen arme Leute,
Wie es geschieht noch heute,
Und sprachen sie um Herberg' an,
Empfing sie die gar übel dann.
Wenn er wen da behalten wollte,
Schrie sie, daß er's nicht tuen sollte.
Wen er wollte vertreiben,
Den hieß sie ja dableiben;
Und was er nimmer wollte,
Das tat die gar Unholde,
Und was er gerne hätt' gesehn,
Durfte bei Leibe nicht geschehn.
So stritten sie sich, es ist wahr,
Herum wohl an die dreißig Jahr,
Stets blieb sie unbezwungen
Von ihm; war mit der Zungen,
Weiß Gott, gar unbesonnen.
Sie hatten nun gewonnen
Zusammen eine Tochter fein.
Doch sollt' es nimmer möglich sein,
Wie sehr sich drum bemühte
Der Vater voller Güte,
Daß die der Bosheit tat entsagen;
Sie wollte nach der Mutter schlagen.
Wenn Bosheit nun und Argheit
Und Laster und auch Kargheit
Der bösen Mutter war'n teilhaftig,
Hatt' die sie dreifach gar wahrhaftig.
War sie nun böse auch und arg,
War sie doch schön und stolz und stark.
Auch fehlte es ihr nicht fürwahr,
Daß Gott sie hat gebildet gar
Zu einer schönen Jungfrauen.
Und wer sie nur tat schauen,
Den deuchte schön sie fort und fort,
Doch schreckte ihn ihr böses Wort. –
»O höre, Tochter, was ich sag',
Du schlägst der Mutter zu sehr nach,«
Sprach einst der Vater da zu ihr,
»Wenn du hernach kommst klagen mir,
Wenn du genommen einen Mann,
Der wahrlich weder will noch kann
All' deine Bosheit je ertragen
Und dich gar weidlich tut zerschlagen,
So reuet es dich ja zu spat.
Sieh, daß du deiner Mutter Rat
Befolgest ja nicht allzugut;
Es später dich verdrießen tut:
Er schlägt dich sicherlich zuhauf!«
»Ja seht, da geht der Mond jetzt auf,
Der grade und der krumme hier,
Man bot ihm sieben nur dafür,
Es wäre wahrlich schlecht verkauft.
Wie wacker habt Ihr denn zerrauft
Die Mutter mir und krumm geschlagen?«
»O Tochter, das will ich dir sagen,
Gern leb' ich mit ihr in Gemach!«
»Wähnt Ihr denn, daß mein Heil nicht wach'?
Gott mag mir nur den Mann bescheren,
Ich will mich seiner wohl erwehren!«
»Kriegst du den Mann nun, der dich zwingt
Und dich noch zu Verstande bringt,
Wird es dir übel gar ergehn,
Du wirst der Hiebe mehr dann sehn
Denn Gut und Geld fürwahr.
Dir wird es bös' gehn gar
Und das ist billig und gerecht.
Es sei nun Ritter oder Knecht,
Wer immer dich von mir begehrt,
Dem wirst du unverwandt gewährt.
Zum Weibe geb' ich dich ihm hin;
Der wird schon ändern deinen Sinn,
Du prüfest dann von seiner Hand,
Wie er mit Knütteln unverwandt,
Mit eich'nen, deine Haut tut drillen!«
»Ja, um der schönen Federn willen,
Sagt man, die Gans ist wohlgeraten.
Wo sind die, die dich um mich baten,
Nach ihnen will ich gern dich fragen?
Es woll' es keiner mit mir wagen;
Und wer es tut ganz unentwegt,
Der hat in Nesseln sich gelegt.
Ach, Euer Wort hat keinen Sinn,
Hab's überlegt mir her und hin,
Wenn morgen es denn käme,
Daß einen Mann ich nähme,
Er sollt' es nimmer mir versagen:
Ich wollt' das lange Messer tragen!
Ihr habt mir so viel vorerzählt,
Weil Euch ja meine Mutter quält
Bisher gar Tag für Tag,
Was Euch verdrießen mag;
Ach, Euer Wort hat kein Gewicht,
Nach der Familie ich mich richt',
Nach seinem Oberhaupte nie:
Die Sonne geht auf morgens früh!«
»Ich schweige, Tochter, ja schon stille,
Gott geb', daß sich mein Wunsch erfülle
Er sende dir in kurzer Zeit,
Wer wacker stand dir hält im Streit!«
Nun saß ein Ritter nah' dabei,
Kaum weiter fort als Meilen drei,
Der war gar reich am Gute
Und männlich starkem Mute;
Doch war er männlicher an Mut
Als reich an Habe und an Gut.
Der hörte nun die Märe,
Daß sie so schön gar wäre.
Man sagt es ihm auf Fragen;
Er denkt: »Ich will es wagen!«
Und öfters er sich fragen tut:
»Ob ich sie mache wohl noch gut?
Und möchte es auch nicht geschehn,
Nehm' ich sie also böse denn
Der Schönheit wegen, die sie hat.
Ich weiß mir keinen andern Rat!«
Ging dann zu ihrem Vater
Mit Freunden und ihn bat er
Und sprach, er möcht' sein Eidam werden.
»Soll ich versündigen mich auf Erden
Daran?« sprach der sehr unverwandt
Und macht' mit Worten ihm bekannt
Ganz heimlich, aber frank und frei,
wie denn sein Kind gesittet sei.
Der sprach: »Das hab' ich wohl vernommen;
Ich bin ja darum hergekommen,
Daß Ihr sie mir zum Weibe gebt.
Will's Gott, daß Ihr im Jahr noch lebt,
Dann sollt Ihr sehen, wie sie ward.
Ihr sorge, daß sie diese Art
Verliert, die nicht genehm mir ist;
Das soll geschehn in kurzer Frist!«
Zum Eidam sprach der Vater nun:
»Ich weiß nicht, was ich mehr kann tun,
Als noch zu sagen, eilt Euch nur;
Denn tritt sie in der Mutter Spur,
So habt Ihr keinen guten Tag,
Als Wahrheit ich Euch solches sag,'
Seid alt an einem Morgen!«
»Seht, dafür laßt mich sorgen,
So jung ich auch noch bin!«
Dann gingen sie nun hin
Und kamen überein
Die Freunde mit den zwei'n,
Zu welcher Zeit er kommen solle
Und er sie mit sich nehmen wolle;
Darwider sprach fürwahr kein Mann;
Gelobten und hielten's später dann.
Nun wußte ihre Mutter nicht
Um diese heimliche Geschicht',
Daß ihre Tochter war vergeben.
Sie drohte, es ginge ihr ans Leben,
Als sie die Rede denn erfuhr;
Und sie es hoch und teuer schwur
Als sie bei ihr und hub so an:
»Ja, hältst du besser deinen Mann
Als ich es deinem Vater bot,
Dann schlage ich dich wahrlich tot!
O Tochter, hör' auf mich,
Wenn er zürnt wider dich
Und wirft dich rauh darnieder,
Beiß', kratze, rauf ihn wieder,
Und tue nach dem Willen mein.
Laß es dir auch viel lieber sein,
Wie ich dir hab' gesprochen,
Daß du vielleicht vier Wochen
Hast einen blauen Buckel gar,
Als daß dein Mann es schafft fürwahr
Daß er wird Herre über dich.
Nun höre auch noch gut auf mich:
Ich sag' dir, Tochter, ungelogen,
Hab' deinem Vater ausgezogen
Mehr Haar als ein Schaf Wolle hat.
Bist gut gewachsen, grad und glatt
An Gliedern und an Armen,
Laß sein dich nicht erbarmen;
Ich war viel schwächer gar als du,
Hab' doch den Preis in guter Ruh'!«
Als dann vorbei die siebente Nacht,
Hat sich der Ritter fertig gemacht;
Er kaufte sich ein Pferd
Um wenig Geldes wert,
Da es ein schlechtes Pferd ja ist;
Nahm einen Hund zur gleichen Frist,
Den führte er an einem Stricke,
Ging hin im selben Augenblicke,
Wo ein Falke saß an der Wand,
Den nahm er auf die linke Hand
Und wollte dann nichts weiter;
Ritt stracks zum Schwieger heiter
Und fordert' seine Braut.
Sie ward ihm anvertraut,
Man hieß sie gut von hinnen fahren.
Der Vater: »Gott mög' Euch bewahren,
Sei Euch ein besser Heil gewährt,
Als durch die Mutter mir beschert!«
Wie hinten auf dem Pferd sie saß,
Die Mutter es nun nicht vergaß,
Sie rief und sprach zur schönen Magd:
»Denk' daran, was ich dir gesagt:
Sei deinem Manne untertan,
Wie ich's dich einst gelehret han!«
»Dir, Mutter, keine Sorgen mach',
Ich weiß wohl, was ich dir versprach,
Und halte es auch fort und fort!«
Stolz ritten sie nun weg von dort.
Und um des Mädchens Zanksucht dann
Ritt auf dem schmalen Steg der Mann,
Und nicht den Weg, der breit und grad,
Daß niemand sähe, was er tat.
Der holprige und schlechte Steg,
Der ward ein rechter Dornenweg;
Da wollt' der Habicht unverwandt
Nach seiner Weise von der Hand.
Der Ritter: »Laß dein Flügelschlagen,
Sonst sollst du wahrlich bald verzagen,
Ich breche dir dein Haupt,
So daß du wirst beraubt
Des Sinns, der dich so arg anficht!«
Der Falke war drauf ruhig nicht.
Auffliegen sah er eine Krähe
Und wäre gern in ihrer Nähe.
Der Ritter: »Da nach Leid du strebst
Und wahrlich nicht gern ruhig lebst,
Will ich, was dir gebührt, dir tun!«
Und er erwürgt' ihn wie ein Huhn.
Und warf ihn auf den Rasen hin:
»Tu' nun, wonach dir steht der Sinn;
Ich sag' es ohne Falsch und List,
Daß alles, was heut bei mir ist
Und nicht gefügig, gut will sein,
Erleidet diese selbe Pein. –
Eia, was zerrst du so, du Hund,
Willst meinen Arm du reißen wund
Mit diesem starken Seil?
Es bringt dir wenig Heil!«
Der Hund schiert sich nicht an das Wort
Er strebt von seiner Seite fort
Und mochte ihm nicht folgen gar,
Da ward erzürnt der Herr fürwahr,
Er zückte schnell sein Schwert
Und gibt den Sporn dem Pferd
Und haut den Hund entzwei.
Die Magd wagt keinen Schrei,
Doch war ihr schlimm zumute.
Sprach: »Wehe, Gott, der gute,
Worauf ist dieser Mann bedacht,
Welch Teufel hat ihn hergebracht!«
Das Schwert er darnach offen führte,
Das Pferd er mit dem Sporn berührte,
Ihn deucht, es wolle nicht gut gehn. –
Man muß han einen Vorwand schön
Und sich etwas erdenken;
wenn man den Hund will henken,
Sagt man, er sei ein Lederfraß,
Der ja doch nimmer Leder aß. –
Er schwang sein blankes Schwert
Und schlug denn seinem Pferd
Den Kopf herunter drauf:
»Nun liege, strauchle, schnauf!
Wärst du mir recht gegangen,
Hättst nicht den Tod empfangen. –
Frau, Ihr habt wohl gesehn,
Was jetzo hier geschehn:
Ich wurde zornig auf das Pferd
Und schlug es nieder mit dem Schwert.
Der Hund und jenes Federspiel,
Die mühten auch mich allzuviel:
Nun kann ich wahrlich nicht gut gehn,
Auch ist es kaum bislang geschehn;
Tu' es auch nicht zu diesen Zeiten,
Ich muß jetzt, Fraue, auf Euch reiten!«
Als sie es nun im Ernste sah,
Daß sie groß Pein soll leiden da,
Und er zu satteln sie begann,
Da hub sie so zu reden an:
»Mein Herre, Gott mög' Euch bewahren,
O lasset doch den Sattel fahren,
Ich trag' Euch besser so nach Haus!«
Er sprach drauf: »Frau, wie säh' das aus,
Wenn ich jetzt ungesattelt ritte?
Mich deucht, Ihr seid von schlechter Sitte,
Dieweil Ihr habt ein Widerwort!«
Da sagte denn die Frau sofort:
»Ach, Herr, nicht böse seid;
Ich trage Euch wohl weit!«
Da sattelte er sie zur Stund'
Und legt den Zaum ihr in den Mund,
Den Steigbügel in ihre Hand.
Auf saß der Held bald unverwandt.
So ritten sie nun eine Weile,
Viel weniger als eine Meile,
(Wollt ihr in Wahrheit hören das,
wie lange er da auf ihr saß:
Er ritt sie wohl drei Speere weit)
Da wurde schwach die schöne Maid,
Die Kräfte schwanden ganz ihr nun,
Sie konnt' es kaum noch länger tun.
Er sprach stracks: »Fraue, strauchelt Ihr?« –
»Nein, Herre, nein, das glaubet mir,
Trag' Euch dies schöne Feld entlang
Und gehe ganz im Zeltergang!«
»Seht zu nun, daß Ihr ruhig geht,
Ich strafe Euch sonst früh und spät!«
»Seht, Herre, doch, wie ich es tu',
Ich halte wahrlich mich dazu;
Bin ich Euch so nicht lobenswert?
Bei meinem Vater steht ein Pferd,
Von dem ich es gelernet schön,
Daß ruhig ich und gut kann gehn!« –
»Wollt Ihr stets tuen, was ich will?«
»Das dünkt mich wahrlich nicht zu viel!«
Da stieg er von ihr kurzerhand
Und nahm sie unter sein Gewand.
Die Freunde sein erwarten ihn,
wo sie die Pflicht bestellt hat hin,
Daß sie da zu ihm kämen
Und seine Frau aufnähmen
Und führten sie in ihr Gemach.
Weiß nicht, was später noch geschach,
War ja zur Hochzeit nicht geladen,
Weiß nur, die Maid ist gut geraten.
Sie ward das allerbeste Weib,
Die je gewonnen ihren Leib.
Und stets tat sie das Beste,
Nahm gut auf alle Gäste,
War untertan ihm froh und frei. –
Als nun sechs Wochen sind vorbei,
Da kam ihr lieber Vater gar
Und auch die Mutter bei ihr war,
Sie wollten schauen, was sie täten
Und ob sie etwas Gutes hätten,
Davon zu leben sie gedächten,
Und welcher Art sie leben möchten.
Als die voll Zorneswut
Da ihre Tochter gut
Und ihr Benehmen balde sah,
Zog sie sie seitab und sprach da:
»Eia, du mißratenes Kind,
Wurdest anders so geschwind!
Ich hab' gesehn in kurzer Frist,
Daß ja dein Mann dein Meister ist.
O weh, du böse arge Haut,
Daß du je wurdest seine Braut!
Gott möge darum von dir weichen!
Wie konnt'st du dich mit ihm vergleichen
Und deine Sache nicht angreifen?«
Und sie fing an, sie nun zu kneifen
In ihre Glieder hier und dort,
Die aber weint' in einem fort.
Die Rede hielt sie in den Wind:
Denn wenn ein Weib ihr eigen Kind
Deshalb schlägt, weil es ist gar gut,
So weiß ich, daß sie Unrecht tut.
»Bist du nur um zu schelten hier,
Sieh zu, wer es erlaubet dir.
Ich hab' den allerbesten Mann,
Den eine Fraue je gewann:
Er ist biderbe und auch gut;
wer nicht nach seinem Willen tut,
Auf den wirft er all' seinen Zorn,
Der hat sein Leben gleich verlor'n!«
Die sprach: »Du alte Gimpelsdirne,
Der Teufel sitzt in deinem Hirne;
Daß du mir also drohen tust,
Du immer mir entgelten mußt!« –
»O Mutter mein, ich drohe nicht,
Ich sage nur, was Euch geschicht,
Ich rate Euch nur immer an,
Grüßt freundlicher mir meinen Mann
Als Ihr es meinem Vater tut,
Das täte Euch fürwahr nur gut,
Auch würd' es Euch beglücken,
Sonst möcht' auf Eurem Rücken
Gar tanzen dickes Knüppelwerk!« –
»Was Teufel,« sprach die, »Hennenberg,
Laß, böse Haut, dein Keifen nun,
Es würde ihm ja besser tun,
Wenn ihn die böse Sucht befiele,
Als daß er seinen Zornmut kühle
An mir jetzt oder je.«
Ihr Mann und Eidam in der Näh'
Die ganze Zeit war'n heimlich dort
Und hörten denn ihr böses Wort;
Die Lauscher da auf Ehre,
Die hörten diese Märe.
Der Vater aber sprach also:
»Nun bin ich doch unsäglich froh,
Daß meine Tochter du genommen;
Wenn mich der Tod soll überkommen
Und ich nicht länger sein am Leben,
Will ich dir meine Habe geben
Und was ich noch des Geldes han;
Ich seh', sie ward dir untertan.
Ich muß dir Gutes, Herr, zutrauen,
Gott laß mit Segen dich bebauen
Dein Land und was du erbst mit Recht.
Die Rede meiner Frau ist schlecht!« –
»Wollt Ihr jetzt hören meinen Plan
Und was mich dünkt sehr wohlgetan:
Ich bring' dahin in kurzer Frist
Sie, daß sie gut stets zu Euch ist!« –
»O Herr, ich lasse Euch gewähren,
Wollt Ihr sie schinden oder scheren
Oder sie braten in den Kohlen,
Tut alles nur ganz unverhohlen,
Ich helfe gerne Euch dazu,
Dieweil ich es mit Rechten tu'!«
»So schweiget mit der Rede still
Und hört, was heut' ich tuen will!«
Nun hatte er sich so beraten,
Daß er gewann zwei schöne Braten.
Als er in das Gemach stracks ging,
Hört zu, wie sie ihn da empfing:
»Willkommen mir, Herr Ekkehard!« –
»Ich danke Euch, Frau Isenhart!« –
Sprach er da zu ihr kurzerhand
Und ging dahin, wo sie grad stand:
»Frau, darf man Euch wohl bitten nun,
Daß Ihr die Bosheit lasset ruhn,
Mit der Ihr meinen Herren quält
Zu lange schon auf dieser Welt?
Drum hasse ich Euch, ja fürwahr;
Er sollt' Euch besser zwingen gar
Und Euch mit guten flamischen Ellen
Oft Hiebe auf Euren Rücken zählen.
Und wenn er eine klein geschlagen,
Sollt' er nach einer andern fragen,
Bis daß du bätest um den Leib;
Niemand gewann jemals ein Weib,
Die böser, schlimmer ist als du!«
»Die Rinder beißen wessen Kuh?
Wir hörten neulich davon sagen,
Ihr hättet also viel erschlagen.
Mein Eidam, Herre Gikkengauch,
Ich habe Haut, und Haare auch,
Bislang vor ihm bewahret immer,
Und lässet mich das Glück nun nimmer,
Behalte ich sie länger doch,
Mein Mut ist frisch und fröhlich noch!« –
»Ihr solltet Gnade mit ihm han!« –
»Schaut, was hab' ich ihm denn getan?« –
»Verleidet ihm sein eigen Haus!« –
»Ich nenne seine Katze ›Maus‹
Und nannte gar sein Windspiel ›Rhein‹.
Will immer Herr im Hause sein,
Solange wir zusammen sind!«
»Dann wehe schnell ein andrer Wind;
Denn eh' wir voneinander scheiden,
Schaff' ich es unter euch zwei beiden,
Daß ihr, ganz ohne daß ihr's wollt,
Fürder euch nie mehr zanken sollt!« –
»Ei nun, wie wolltet Ihr das machen?
Darüber muß ich wahrlich lachen!« –
»Ich weiß wohl, was Euch irrt,
Daß Ihr seid so verwirrt
Und also bös' geraten:
Ihr tragt zwei Zornesbraten,
Die sitzen in Eurem Schenkel gar,
Drum seid Ihr böse stets fürwahr.
Würden die ausgeschnitten,
Bekämt Ihr gute Sitten,
Das täte wahrlich Euch sehr gut,
Gewönnet dann den besten Mut!«
»Es freut mich ganz insonderheit,
Daß Ihr ein Arzt geworden seid,
Und was von Arzeneikunst wißt,
Seit meine Tochter bei Euch ist.
Habt Ihr etwas Cristiana da
Und auch noch Agrimonia?
Und kennet Ihr den Beifuß gut?«
»Frau, groß ist Euer Übermut!«
»Nun soll ich denn nicht lachen,
Was wollt Ihr aus mir machen?
Wie könnte es nur sein,
Daß ich zwei Brätelein
Trüg' wie ein wildes Eberschwein?
Herr, lasset das Gerede sein!«
Sie aber wollte gehen dann,
Da packten sie zwei Knechte an
Und warfen sie zu Boden schnelle.
Er griff sein Messer auf der Stelle,
Das war geschliffen gar aufs best',
Und damit schnitt er sie ganz fest
Jetzt durch das Unterhemd;
Das Lachen ward ihr fremd.
Schnitt eine Wunde tief und lang,
Das Lied, das sie dabei nun sang,
Es hörte sich sehr kläglich an.
Und einen Braten nahm er dann,
Den hatte er in guter Hut,
Und wälzte ihn in ihrem Blut
Und warf ihn schnell zu Boden hin.
»Drum hattet Ihr so bösen Sinn,
Frau, all' die lange Zeit!«
Sie unter ihm da schreit:
»Das war es, Herre, o es glaubt,
Was mir die Güte stets geraubt,
Welch Teufel mich versah damit,
Ich weiß es wahrlich selber nit!« –
Sie fing an sehr zu weinen.
»Ihr habt ja noch so einen
In Eurem andern Bein!«
»Ach, Herre, der ist klein
Und hat mir nie so zugesetzt,
Wie der, der vor Euch lieget jetzt!«
Da sprach die Tochter wohlgemut:
»Ich sag' Euch, was mir scheinet gut,
Daß eine große Arbeit
Umsonst wär' all die Zeit,
Nähmt Ihr den andern Braten nicht;
Es möchte kommen die Geschicht',
Daß er bekäme einen Jungen,
Dann wäre alles gar mißlungen!« –
»Nein, liebe Tochter, rede zu,
Bei Gott, daß er es ja nicht tu'
Und laß mich unversehrt;
Ich habe mich bekehrt,
Will immerdar sein gut
Und loben, was ihr tut!«
Zur Mutter sprach das Töchterlein:
»Gott wolle, daß es träfe ein,
Dann wär' mein Vater wahrlich froh.
Wo ist dein Hennenberg nun, wo,
Und manches andre Sprichwort,
Die du mir sagtest fort und fort?
Ihr gabet mir den Rat beredt,
Der keiner Fraue wohl ansteht,
Daß man den Männern stets zusetzt.
Mich wundert's, daß man zaudert jetzt
Und nicht den andern schneidet aus;
Ihr dünkt Euch schlauer als der Strauß!«
Da griff er an das andre Bein:
Sie aber schrie: »Nein, Herre, nein,
O mir geschah ja doch genug;
Denk', Kind, daran, daß ich dich trug,
Gewinne einen Frieden mir;
Bei meinem Leben schwör' ich hier:
Ich will gern immerdar sein gut
Und loben, was ihr loben tut!«
Da ließ er auf sie unverwandt;
Sie schwur es ihm in seine Hand,
Sie wollte fortan liebreich sein;
Es trockne eher aus der Rhein,
Ihm war es ja gleichgültig gar,
Weil ihr Streit doch beständig war.
Am gleichen Tage in der Nacht
Lag in Gedanken sie und wacht,
Und dachte dran, was ihr geschehen;
Sprach drauf zu ihrem Mann: »Mögt sehen,
Ich mag nicht länger hier verweilen,
Wir wollen schnell von dannen eilen;
Nach dieser Qual, dem Weh und Ach,
Verlange sehnlichst ich darnach.
Ich fürchte, daß ich mich verspreche,
Und daß er dann sich an mir räche
In seinem schlimmen Zornesmut:
Gott habe ihn in seiner Hut!«
Und wie er mit ihr heimgekommen
Und irgend etwas hat vernommen,
Daß sie da wider ihn nun sprach
Und ihm schuf Leid und Ungemach,
So sprach er: »Ich kann's nicht abwenden,«
Ich muß nach unserem Eidam senden!«
Dann wurde sie vor Scham ganz rot
Und sprach, er täte ihr nicht not.
»Sein Kommen ist für mich nicht gut,
Ich hab' gedacht in meinem Mut,
Daß ich will gut sein früh und spat!«
Sie wollte, was ihr Mann nur tat.


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