Paul Hansmann
Altdeutsche Mären und Schwänke - Erster Band
Paul Hansmann

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Alten Weibes List

von Konrad von Würzburg

Im Frankenland liegt eine Stadt,
Die Würzburg man geheißen hat,
Mit reichen Mitteln schön erbaut,
Voll Gut und Ehren man sie schaut.
Dort saß ein Weib, die sich verstand
Auf Minne, und wer sie empfand,
Dem gab sie dazu guten Rat,
Was sie von früh bis abends tat;
Und nahm auch reichen Lohn dafür.
So brachte sie zuwege hier
Manch stille Hochzeit denn fürwahr,
Die war wohl aller Ehren bar.
Nun eines Tages traf es zu,
Daß diese Fügerin in Ruh
Und müßig alles Werkens saß,
Und es bedrückte schier sie das.
Da dachte sie in ihrem Sinne:
»Wie mach' ich's, daß ich Geld gewinne,
Daß ich besteh' die Festesfrist,
Da Pfingsten vor der Türe ist?
Uns kommen Feiertage zu!«
Und eines Morgens, nicht zu fruh,
Da wollte sie zur Messe gehn
Und tat dann ein klein Weilchen stehn,
Wo alle Schwatzer müßig harrten,
Und wollte hier auf Kundschaft warten;
Sie dachte an ihr Mißgeschick. –
Ach, ein gar großer Galgenstrick
An Bosheit war die Vettel hier,
Ihr sollt es wahrlich glauben mir. –
Sie wußte manche hübsche List,
Die spaßhaft anzuhören ist.
Sie warf die Augen hin und her,
Und da gewahrt sie bald, daß quer
Und auf sie zu durchs Münster kommt,
Gar reich gekleidet, wie's ihm frommt,
Ein hoher Chorherr ganz allein;
Der Dompropst war's von Rotenstein,
Er war Herr Heinrich genannt.
»Den fange ich mir unverwandt!«
So dacht' sie, als sie zu ihm ging
Und ihn am Mantelsaume fing.
Sie bat ihn stillzustehn um Gott
Und sprach: »Ich bin ein schlechter Bot'
Für Eure Tugend, weiß es wohl;
wenn ich nun weiter werben soll,
Um was ich bin zu Euch gesandt,
Macht Eure Meinung mir bekannt:
Sprecht, daß Ihr mir's nicht schlecht auslegt.«
Er sagte: »Redet unentwegt,
was Ihr denn wollt, und kurzerhand!«
Sie sprach: »Ich bin zu Euch gesandt,
Da ich ja fürder werben muß:
Es bietet Freundschaft gar und Gruß
Ergeben Euch ein schönes Weib;
Sie hat den Sinn und Herz und Leib
Mit vielem Eifer Euch ergeben.
Laßt nun, bei Eurem würdigen Leben,
Die liebe Fraue nicht verschmachten!«
Schnell seine Wangen sich entfachten
In einer Farbe, rot wie Blut;
Die Rede deuchte ihn gar zu gut.
Sprach: »Fraue, saget mir um Gott,
Ist's Euer Ernst, ist's Euer Spott?
Das lasset wissen mich genau!«
»Sittsamer Herre,« sprach die Frau,
»Es ist mein Ernst,« sprach sie also.
Da wurde er sehr herzlich froh
Und sprach: »Vielliebe Mutter mein,
Ich baue auf die Treue dein.
Laß du es dich jetzt nicht verdrießen,
Ich laß es dich auch froh genießen:
Denn alldieweile ich bin am Leben,
will ich dir reichlich dafür geben!«
Er faßt' in seinen Säckel tief,
was da die Hand an Geld ergriff,
Das schob er denn in ihre Hände
Und sprach darauf: »Bringst du's zu Ende,
So will ich es dir lohnen wohl!«
Sie sprach: »Ich tu' nun, was ich soll!«
Er schied von ihr mit frohem Sinn. –
Wie war der alten Kupplerin
Ihr Tun so wohl geraten.
»Laß sieden und laß braten,
Ich hab' gut angefangen!«
Da kam einhergegangen
Ein schönes Weib gar minniglich.
»Fürwahr,« so dacht' sie, »hier will ich
Auch meinen Haken schlagen an.
Laß schauen, ob ich sie nicht kann
Mit vieler List gewinnen;
Will sie das Spiel beginnen,
Das merk' ich sicher ihr bald an!«
Gar schnell trat sie an die heran
Und grüßt' sie allen Stolzes frei
Und lachte scherzhaft auch dabei,
wie solchen Weibern es wohl ziemt.
Da man ihr scherzen gut aufnimmt.
Die Fraue zu dem Gruße schweigt
Und nur das Köpfchen vor ihr neigt
Und wollte dann vorübergehn.
Die sprach: »Lieb' Fraue mein, bleibt stehn,
Verzeiht mein seltsames Betragen,
Ich will Euch nur zwei Worte sagen!«
»Sag an, um was willst du denn werben?«
»O weh, o weh, es will verderben
Um Euch der tugendreichste Mann,
Der Frauenkenntnis je gewann;
Ich tu' Euch dies in Treuen kund:
Er ist aus Lieb' zu Euch so wund,
Daß, wenn er nicht den Arzt gefunden
In Euch hat, kann er nicht gesunden!«
Die Fraue sprach: »Es tut mir weh;
Daß ich ihn durch mich leiden seh',
Da bin ich ganz unschuldig dran,
Er mag sich hüten, wenn er kann!«
In ihre Wange Röte schoß,
Ihr schöner Mund sich schön erschloß,
Fing lieblich an zu lachen.
»Nun will ich es schon machen,«
Dacht' da die alte Fügerin,
»Und will's versuchen fürderhin!«
Die Fraue sprach: »Ich muß nun gehn,
Mag länger wahrlich hier nicht stehn;
wes Ihr bedürfet noch von mir,
Darüber reden nachher wir!«
Die Fraue ging schnell hin zur Messen.
An manche List denkt unterdessen
Die Alte und an ihr Beginnen.
Sie spricht: »Wer einmal will gewinnen,
Der muß schon wagen jedes Spiel.
Wer waget, der gewinnet viel.
Hin nach der Speckseit' wirf fürwahr
Die Wurst, so wird die brechen gar;
Doch wenn die Wurst an ihr zerschellt,
Die Speckseit' mit ihr niederfällt!«
Sie trat in eine Krambud' ein,
Erstand ein seiden Gürtelein
Mit einem hübschen Säckel dran.
Ging vor das Münster wieder dann;
Es währte darnach gar nicht lang,
Da endete der Meßgesang;
Die Fraue stand auf und wollte gehn,
Was drauf ja immer tut geschehn;
Die Alte aber trat zu ihr
Und sprach: »Bin abermalen hier;
Geht her, vielliebe Fraue mein,
Dies hier soll ein Geschenk Euch sein.
Das sendet wahrlich Euch mein Herr.
Bei meinem Worte, schön spricht er.
Wollt Ihr es halten denn für gut,
Er hat den Willen und den Mut,
Er möcht' Euch solches Kleinod geben;
Tragt es für Euer ganzes Leben!«
Die tugendreiche Fraue sprach da,
Als sie sich an das Kleinod sah:
»Es soll mir wohl genügen;
Mag es sich immer fügen,
Vergelt' ich's ihm, so gut ich kann,
Und er hat keinen Schaden dann.
Auch du sollst etwas han von mir!«
Drei Schilling Geldes gab sie ihr.
Sie schieden voneinander nun;
Die Alte freut sich an dem Tun:
»Laß draufgehn Haberstroh und Flachs!«
Schlich leise heimwärts wie ein Dachs.
Versorgte ihr Küche wohl,
wie man's zur Festzeit haben soll.
»Der Kräh', die still sitzt überall,
Verdorrt der Schnabel und die Krall'.«
Sprach: »Wer sich nicht zu helfen weiß,
Schwitzt wohl vor Angst und Sorgen Schweiß!«
Am andern Morgen in der Früh'
Geht ihren Weg von neuem sie.
Gar sorglich ward von ihr bedacht,
wie es zuwege würd' gebracht;
wie sie es sollte fangen an,
Daß nun die Fraue und der Mann,
Ein jeder bald den andern sähe,
Und daß ihr Herzenswunsch geschähe.
Als so sie in Gedanken steht,
Der Herr an ihr vorübergeht;
Er grüßte sie und sprach zu ihr:
»Sag', was tust du so frühe hier?«
Sie sprach: »Ich warte Eurer hie,
Seit gestern ruhete ich nie,
Um Eure Sach' zu wenden so,
Daß Ihr von Herzen werdet froh.
Das schöne Weib, das Ihr begehrt,
Ist wahrlich aller Ehren wert!«
Der Herre sprach: »So sage mir
In Wahrheit, wie gefället dir
Die Frage, die sie nach mir tut;
Sag', ist die übel oder gut?«
Sie sprach: »Die Rede lasset sein.
Ich setz' dafür mein Leben ein:
Könnt Ihr was Gut's von ihr begehren,
Kann sie noch besseres Euch gewähren.
Wollt Ihr nun wagen die Geschicht',
So laßt es Euch verdrießen nicht
Und sorget, daß es kann geschehn,
Daß ihr einander möget sehn:
Da wird vielleicht ein Wild erjagt,
Das Eurem Herzen wohl behagt!«
Als sie denn dieses Wort getan,
Da sahen sie vorübergan
Das schöne, wonnigliche Weib,
Die hatte ihren süßen Leib
Geschmückt, wie sie es nur verstand,
Und trug das schönste Festgewand.
Weil sie sich sehen lassen wollte,
Trug sie, was sie an Seid', an Golde
Daheim in ihrer Lade hat.
Und dem zulieb' sie solches tat,
Der ihr das Herz verwundet schwer.
»Da kommt sie, Herre, schauet her,
Der stets gebühret Ehr' und Preis!«
Sie gehn dahin mit allem Fleiß.
Er sprach: »Ist sie es, die ich meine?«
«Ja.« sprach die Falsche, die Unreine.
Da ward sein Herze freudenreich.
Sie eilte zu der Fraue gleich
Und sprach: »Da steht er, schauet hin,
Der für Euch brennt in heißer Minn',
So wie das Einhorn für die Magd!«
Und wie sie ihr das hat gesagt,
Die schnell zu ihm hinüber sah;
Sehr hitzig ward ihr Herze da
Von süßer Minne gar entbrannt.
Solch' Freude ward sicher nie gekannt,
Wie ihnen beiden jetzt geschah,
Als einer froh den andern sah.
Der Frauen Köpfchen niedersank,
Das hoch blickt' vordem frei und frank.
Sie eilte in die Messe hin.
Gar wenig wußte da ihr Sinn,
Was jetzt im Münster ist geschehn;
Es taugt' nicht ihr Gebet und Flehn.
Da ihr die süße Minne
Benommen hat die Sinne,
wüßt' sie nicht, wo sie war, noch was
Man dorten aus den Büchern las.
Es währte darnach nicht sehr lang',
Da endigte der Meßgesang.
Und als nun dieses war geschehn,
Stand auf die Frau und wollte gehn;
Die Alte aber trat zu ihr
Und sprach drauf: »Fraue, ich bin hier;
Vernehmt ein wenig, was ich sage:
Wenn's später ist, am Nachmittage,
Und Ihr wollt bei mir essen,
So tummelt Euch indessen
Und kleidet schön Euch an;
Ich warte Eurer dann
Im Häuschen drinnen, kommet hin,
Ich heiß' Frau Metz, die Kauflerin,
Und wohne nah' bei dem Spital;
Da steht ein Haus, das überall
Bemalet ist; wohn' gleich dabei.
Trifft's zu, daß ich recht lieb Euch sei,
So tut es nach dem Willen mein;
Laßt Euch dahin gebeten sein!«
Die Fraue sprach: »Das soll geschehen,
Ich will in Eurem Haus Euch sehen!«
Sie schieden voneinander dann.
Die Frau stand da und sann und sann.
Und als sie saß am Mittagstisch,
Es mochte Brot sein, Fleisch und Fisch
Und Wein auch, oder was es war,
Sie aß, trank davon wenig gar.
Und als man drauf vom Tisch aufstand,
Sie nimmer etwas Ruhe fand;
Sann nach, wie es wohl möchte geschehn,
Daß sie zur Alten könnte gehn.
Sie hatte eine treue Magd,
Die ihr in allem wohlbehagt,
An der sie sah zu jeder Frist,
Daß sie auch ganz verschwiegen ist.
Sprach zu der: »Liebe Köchin mein,
Leg' an dein hübsches Kittelein
Und gehe jetzt mit mir dahin,
wohin ich früh geladen bin!«
Es sprach die Magd: »Das soll geschehn,
Sehr gerne will ich mit Euch gehn!«
Gar schnelle waren Sie bereit
Und jede trug ihr schönstes Kleid.
Sie gingen dann selbander hin
Zu der Frau Metz, der Kauflerin.
Gar wohl empfing die Alte sie:
»Solch' schöne Gäste hab' ich nie
In meinem Hause aufgenommen;
Seid, Fraue, mir denn Gott willkommen!«
Aufs schönste dankte die ihr wieder;
Sie saßen beieinander nieder
In einer Kemenate,
wo sie viel Stühle hatte
Und wo man sitzen sollte.
Sie guten Weines holte
Und setzte ihn freundlich hin vor die
Und sprach: »Lieb' Fraue, nun verzieh,
Freu' dich ein Weilchen ohne mich
Und labe an dem Weine dich
Und trinke, Fraue, unverwandt.
Der Nachbar hat nach mir gesandt,
Muß eben zu ihm in die Gassen;
Sollt es Euch nicht verdrießen lassen.«
Da ging sie zu dem Pfaffen,
Um schnell ihr Werk zu schaffen.
Nun war das alte Bockfell
Im Laufen gar sehr schnell,
Lief wie der böse Kienolt,
Als ihn der Teufel wollt'
Wohl fangen und auch binden.
Sie lief mit allen Winden;
Trat ein flink in den Klostergang,
Und darnach währte es nicht lang,
Daß sie den Herren wiederfand;
Und winkte ihn zu sich kurzerhand
Und sprach: »Ihr sollt gleich mit mir kommen,
Ich habe bei mir aufgenommen
Den Gast, den ich für Euch geladen!
Ich glaub', er tut Euch keinen Schaden.
Ihr sollt Euch an ihm freuen immer:
Es ist ein schönes Frauenzimmer!«
»Ist's, die ich heute morgen sah?«
Fragt der von Rotenstein sie da.
»Fürwahr,« sprach sie, »bei meinem Leib,
Es ist dasselbe süße Weib!«
Vor Lust und Freude hoch er sprang
Und sprach: »Lieb Mütterchen, Hab' Dank
Dein Handeln will ich lohnen dir,
Daß du es immer dankest mir!«
Der Dompropst nun von Rotenstein
Wollt' in der Alten Haus hinein.
Da traten mit geschäftigem Sinn
Der Chorherrn einige vor ihn hin
Und auch ein Schreiber war dabei.
»Wohlan, Herr,« sprach man, »saget frei ...«
Er drauf: »Ich muß ein Weilchen gehn!«
Sie sprachen: »Das kann nicht geschehn,
Sonst schadet Ihr uns allen gar!«
Er sprach: »Ich tu es doch fürwahr,
Muß mal nach meinem Freunde sehn!«
Sie sprachen: »Das darf nicht geschehn,
Ihr müsset uns das Siegel reichen,
Dazu darf keine Zeit verstreichen;
Auch brauchen wir Euch selbst dabei,
Daß alles ordnungsmäßig sei.
Der Brief wird wahrlich gut und stark;
Es könnt' Euch schaden hundert Mark,
Kämt Ihr nicht mit uns, edler Herr,
Des Guts verlören wir noch mehr!
Es stirbt der Freund Euch wirklich nicht
Derweilen diese Sach' geschicht!«
Sie zogen mit Gewalt ihn fort.
Ich glaub', das Teufelsweib blieb dort
Und stand in tiefem Ingrimm da,
Weil ihr zu unpaß dies geschah.
Voll Unmut eilte fort sie dann;
Da kam daher der Frauen Mann.
War edel und den Menschen gut,
Ein sittenreines, frohes Blut,
Und war auch hübsch und wohlgestalt
Und an die dreißig Jahre alt,
Und ohne Falsch und Keckheit gar.
Nun wußte sie nicht, wer er war,
Und dacht' bei sich zu dieser Frist:
»Da jener mir entgangen ist,
So will ich diesen Herren nehmen;
Mich deucht, er wird sich wohl bequemen,
Daß er sich freudig dazu fügt
Und jetzt bei meiner Schönen liegt!«
Ihr bot der Herre guten Tag,
Ihn grüßt' der alte Hadersack
Und sprach: »Was gebt Ihr der dafür,
Die Euch jetzt bringt an eine Tür,
wo Eurer harrt ein schönes Weib?
Mich dünket wohl, daß Euer Leib
Mit Frauen gerne möchte leben!
Der Lust wird Euch genug gegeben!«
Er sprach: »Frau, wenn Ihr solches tut,
Bezahle ich's Euch gern und gut!«
Sie ging voran, er hinterher,
Nach Hause eilte sie gar sehr.
Die Frau an einem Fenster saß,
Des Freundes nimmer sie vergaß.
Da sah sie kommen denn heran
Das Weib mit ihrem Ehemann.
»O weh, o weh, daß je ich ward!
O weh, daß ich die Schandenfahrt
Zu dieser Alten hier getan!
O weh, wie soll es mir ergan!
O weh, daß einst ich ward geboren.
Ich habe Leib und Ehr' verloren!«
Und sie fuhr auf und nieder
Und sie sah hin und wieder,
Sie wußt' nicht, was sie wollte
Noch was sie tuen sollte.
Die Magd in ihrem Schrecken da
Sprach zu der Fraue, als sie sah
Ihr also großes Herzeleid
Und ihre wilde Bangigkeit:
»Sagt, Fraue, was ist Euch geschehn,
Erzählt doch, wen Ihr habt gesehn!«
»O weh, dein Herre kommt hierher!«
»Bei Eurer Treue, wo ist er?!«
»Dort kommt er mit der Alten grad!«
Die Magd: »Ich geb Euch guten Rat,
Des Schlechten man sich trösten soll,
Ihr sollt Euch jetzt gehaben wohl:
Ich gebe Euch, beim heil'gen Christ,
Nun einen Rat, der trefflich ist.
Ist er zur Türe eingegangen,
So säumet länger nicht in Bangen
Und fallet schnell ihm in das Haar
Und sprecht: »Nun ist es worden wahr,
Was Ihr so lang mir abgeschworen!« .....
»O, wäret Ihr doch nie geboren,«
Schrie die, »Ihr treulos falscher Dieb,
Dazu seid Ihr mir doch zu lieb;
Ich wähnte, daß Ihr des nicht pflegtet
Und Euch zu andern Weibern legtet!
War ich Euch denn nicht schon genug?«
So an die Backe sie ihn schlug,
Daß seine Wange blutrot ward.
»Pfui, Ihr böser Unart!«
Der Herre sprach: »Habt doch Geduld,
Bei Gott, ich bin ja ohne Schuld,
Bin ohne Schuld dazu gekommen,
Du hast mir auch die Freud' genommen!«
Sie sprach: »Und ist es nicht erlogen,
Daß man dich also hat betrogen,
So gebt mir Eure Treue
Und schwöret mir aufs neue,
Daß nimmer wieder es gescheh',
Dann will ich freund Euch sein wie eh'!«
Er sprach: »Das will ich gerne tun,
Versöhn' dich also mit mir nun,
Dieweil es reuet mich gar sehr,
Und es geschieht nie wieder mehr!«
Den Zorn vergaß sie ganz und gar,
Da sie ja selber schuldvoll war.
So fügte die gute Gotteskraft,
Daß diese falsche Buhlerschaft
Zu Ehren ward gewendet
Und nimmermehr vollendet.
Die Alte aus dem Hause flog,
Nur sehend, wie die Fraue zog
Den Mann an seinem langen Haar
Um ihres eignen Fehlers zwar
Und ihn zieh solcher Missetat.
Dies sagte der arme Konrad.


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