Paul Hansmann
Altdeutsche Mären und Schwänke - Erster Band
Paul Hansmann

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Die Beichte

Es wohnte ein Mann vor einem Wald,
Den deuchte schöner kein Aufenthalt;
Jedoch er nimmermehr vergaß,
Daß er seitab der Kirche saß.
Es war an einem Palmsonntage,
Wo alle Leute gehn zur Klage,
Und in der Kirche sind die Sünder,
– Der Mann hatte viele kleine Kinder –
Da war so tief verschneit der Weg,
Daß er zum Bittgang war zu träg'.
Er pflog mit seinem Weibe Rat
Und sprach: »Zur Kirche führt kein Pfad,
Frau, du sollst beichten mir,
Desgleichen tu' ich dir.
Dies will ich alles darum, daß
Soll zwischen uns herrschen weniger Haß!«
Das Weib bedachte sich gut
Und sie es gerne tut.
Sie kniete vor ihrem Wirte hin,
Sprach:

»Wir empörten unsern Sinn
Gen unsern Herrn im vorigen Jahr,
Weswegen er heftig erzürnet war;
Den Hab' ich später gelegt zu mir,
Seitdem ist er gnädig worden dir.
Und Heinrich, unser Amtmann,
Der hat dir auch viel Leids getan;
Als letzten Herbst das Korn man schnitt,
Der Listige sich mit mir stritt,
Bis ich ihn in die Stube ließ
Und seinen Willen ihm erwies.
Und Kunz, der unser Nachbar ist,
Erdachte sich auch eine List:
Als einst ich von dem Brunnen ging,
Er mich bei beiden Händen fing
Und hat mir so arg zugesetzt,
Bis sich sein Wunsch an mir ergezt'.
Als ich zur Mühle sollte gehn,
Da sah ich an dem Wege stehn,
Ach, einen Pfaffen wohlgestalt,
Der ließ mich auch nicht aus seiner Gewalt,
vertrat mir da den Pfad
Und er mich so sehr bat,
Ihn doch zu lieben, daß erfüllen
Ich tat nach Wunsch denn seinen Willen!«
Er sprach:

»Sag' an beim heiligen Christ,
Ob also noch mehr geschehen ist?«
Sie:

»Ich tat alles eingestehn,
Es soll fürwahr nicht wieder geschehn!«
Da bog er sie in sein Schößelein
Und gab ihr drei leichte Stößelein.
Er sprach:

»Vergeben sei deine Schuld
Von Gott, drum habe auch meine Huld!«
Sie hub an:

»Nun will ich nicht schweigen.
Du sollst auch beichtend vor mir dich neigen;
Du gar sündiger Mann,
Was hast du wider Gott getan?«

»Seit du mir wurdest gegeben, Frau,
Nahm ich es mit der Treue genau.
Doch unsre Dirne Adelheid,
Die lag am Feuer zu einer Zeit
Und hatte ein dünnes Hemdlein an,
Des Leibes Anblick man dadurch gewann.
Da sah ich ihren stolzen Leib,
Denn sie ist ein gar schönes Weib.
Es fügte sich seitdem hier so,
Daß an ihr ward mein Wille froh!«

»O wehe, Ihr gar böser Mann,
Das habt Ihr mir ehrbar'm Weib angetan?«
Sie packte ihren Mann beim Haar
Und zog ihn sehr übel umher fürwahr.
Sie zog ihn dann hinaus vors Tor
Und kehrte des Besens Stiel hervor
Und schlug ihn damit sehr. –
Es heilet nimmermehr,
Wird vom Weib der Mann geschlagen.
So aber hört' ich die Märe sagen.


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