Johann Christian Guenther
Gedichte
Johann Christian Guenther

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Auf seine Liebste in Bischdorf

        So wißt einmal, ich bin verliebt,
Und zwar in so ein Kind,
Das mir erst Lust zu leben gibt,
So schwer die Zeiten sind.
Sein Kuß ist meiner Seele Kraft
Und hat an süßer Glut
Fast aller Schönen Eigenschaft,
Nur nicht den Wankelmut.

Es schwächt mir weder Geist noch Leib,
Das denen sonst geschieht,
Die Amors stiller Zeitvertreib
Am Narrenseile zieht;
Es redet mir in Lust und Leid
So klug als freundlich ein
Und läßt mich in der nächsten Zeit
Des Unsterns Meister sein.

Weicht, Eltern, Gönner, Glück und Freund,
Weicht, sag ich, immerhin,
Ihr habt es nie so treu gemeint,
Als ich euch jetzt noch bin;
Indessen, da euch vor mir graut,
So lern ich euch verschmähn
Und denke, mit der neuen Braut
Mich besser zu versehn.

Ach Hoffnung, ach du Engelsbild
Und meiner Güter Rest,
Ach, komm und küß und bleib mein Schild,
Da alles schlägt und preßt.
Komm, flicht uns unsern Hochzeitschmuck
Von deinem Wintergrün!
Der Tod, sonst nichts, ist stark genug,
Ihn wieder aufzuziehn.

 


 


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