Johann Christian Guenther
Gedichte
Johann Christian Guenther

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Daß man im Lieben nicht auf Reichtum, sondern auf die Vergnügung sehen müsse

        Ich liebe nur, was mich vergnügt,
Nicht was mit Golde kirrt;
Mein freies Herz wird nicht besiegt,
Wenn gleich der Beutel schwirrt.
Kein goldner Strick fängt meinen Fuß, kein
heller Klang mein Ohr;
Die Redlichkeit
Geht allezeit
Bei mir dem Nutzen vor.

Was hilft es, wenn das Silber blitzt
Und doch der Bräut'gam schielt?
Ein Mann, der stets beim Kasten sitzt
Und in dem Sacke wühlt,
Teilt mit dem Mammon seine Gunst, die bloß
der Frau gehört;
Sein Zeitvertreib
Macht, daß das Weib
Oft fremde Götter ehrt.

Kein Reichtum überwiegt das Weh,
Kein Taler hilft der Braut,
Wenn ihr die Zwietracht in der Eh'
Zuletzt ein Zuchthaus baut.
Das Ungewitter ist nicht weit,
wo gelbe Raben schrein;
Wer wollte nun
So töricht tun
Und ihm zum Schaden frein?

Betörter Mund, ach spare doch
Der Worte frechen Stolz!
Dein Umgang ist mir stets ein Joch,
Du selbst ein Marterholz.
Dies Wörtchen bringt mir deinen Haß, der ficht
mich wenig an;
Wie bald stößt mir
Was Bessers für,
Das mich vergnügen kann!

Du aber, den des Himmels Schluß
Dereinst für mich bestimmt,
Magst glauben, daß mein reiner Kuß
Von keiner Geldsucht glimmt.
Nimm also meinen ganzen Schatz, die reine
Hand voll Blut!
Ein treues Herz
Ist sonder Scherz
Das beste Heiratsgut.

 


 


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