Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Prinz Proxymus und Lympida
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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DER NEUNTE THEIL.

ELenchus (zwar wirt er auch Elogius genennet) hiesse der gedachte adeliche Jüngling und Sohn Orontæi / welcher auff empfangene Erlaubtnus also zureden anfieng / mein Herr Vatter sagte er genosse die beyde Rittergütter am Fluß Athira (deren eins er von Proximo an sich gezogen: vnd das ander vom Modesto Admodiations Weiß angenommen hatte) gar nicht lang / als er anfieng kein fröliche: kein gesunde: unnd keine glückseelige Stunde mehr darauff zuhaben! niemand wuste was ihm anlag ! was ihn plagt und außmergelte / und kein Medicus kondte die Ardt und Ursach seiner Kranckheit ergründen und aussinnen / unnd derenthalben auch kein Mittel darvor finden / das triebe er so lang / biß er empfande das ihm die Parcæ den Lebens Faden abzuschneiden beschlossen; derowegen gieng er in sich selbsten / und durchsuchte alle innerste Winckel seines Gewissens vmb sich vor seinem Abscheid auß diser Welt desto besser mit Gott zuversöhnen / damit er nicht auß der ewigen verstossen würde / er bezeigte sich offt so ängstig vnd bestürtzt / das ich und jederman der vmb ihn war / vilmahl vermeineten er hette albereit den Gebrauch seiner Vernunft verlohren; einsmahls als ich alleinig bey ihm war / ihm auffzuwarten / richtet er sich in solcher seiner Gewissens Anfechtung vnd Gemüts Verwirrung ohnversehens im Beth auff und schriehe; ach seeliger Modeste! ach edler Proxime! ich hingegen erschrack / vnnd sprach ihm nach meinen Vermögen zu / hörete auch nicht auff ihn zuvermahnen seinem Hertzen zuraumen / und sein Gewissen zuverleichtern biß er sich entschlosse zubeichten / ich liesse ihm alsobalden einen berühmbten Beichtvatter holen / deme er mit Bezeügung hertzlicher Rew und eines grossen Leidtwessens sein Sündt und Anligen bekennete / warauff er mit einer unglaublichen Zufridenheit vnnd gefasten Trost sich so weit veränderte / das er nit mehr der vorige Orontæus: sonder gantz ein anderer Mensch zusein schiene; die Früchte solcher gaistlechen Artzney eileten auch stracktz zum Zweck ihrer reiffen Vollkommenheit; allermassen er in vngewöhnlicher Demut vnd fertig zugehorsammen / mich in Gegenwardt des Gaistlichen vor sich kommen liesse / und zu mir sagte: lieber Sohn / eines zwar getrewen: aber vnglückseeligen Vatters! mein hohe Geburt: meine ehmahls besessene grosse Reichthumb und mein vornehmer Stand haben mich auff der Welt eitelkeit verkehret / hernach aber betrogen / als sie mich alle drey verlassen / da ich ihren durch der Saracenen feindlichen Einfall in Syrien zugleich beraubt wurde! mein Sohn verwillige deines Vattern Sünde büssen zuhelffen / der sich bemühete dich durch Missethat in Hochheit zuerhalten; ich sehe beydes die eitele unnd verdamliche Thorheit die ich begangen / und Proximi heiligen Weg auff welchem er zur Seeligkeit wandelt / solche Erkandtnus gibt mir die Heimsuchung Gottes an die Hand / vnd dir will gebühren den erfarnen Zuglauben vnd deines Vattern Rath zufolgen / ich kam von Antiochia mit schlechten Mittlen nach Constantinopel / alwo ich suchte mich widerumb groß vnnd reich zumachen / aber vergeblich! dann es wolte sich hierzu keine Gelegenheit eraignen / als aber mein seel: Vetter Modestus dise Welt gesegnete / vnnd ich dessen Sohns Proximi Jugent vnd gütigs Gemüt sahe / welches der Reichthumber wenig achtet / gedachte ich / jetzt hette sich eine Waidt eröffnet / auff deren ich mich widerumb außmästen vnd mich auß meiner Armut erretten könde / derowegen ergriff ich allerhandt Vörtel vnnd Ränck / Proximum / oder vilmehr mich selbst / im Besitz seines Vattern grossen Verlassenschafft zubehalten / wie ich dann deßwegen auch so gar dem Kayser beschwerlich wurde / aber der allervortrefflichste Jüngling traff vor / vnd sein heiligs Vorhaben überwande mein vnrechtmässiges Beginnen / er theylet sein Gut vnder die Arme / vnd weil ich mich vnder die dörfftige zurechnen vnd meinen Mangel auß Hoffart verbarg / sihe / so gieng ich lehr auß / er fertigt mein vngereimbtes Ansinnen mit einem Bescheid ab der mir zuwider war / vnd dannenhero betrohete ich ihn mit einer Rach / die ihm auch nicht angenehm sein solte.

Darauff schewete ich mich nicht auff den seeligen Modestum zuliegen der nun in der Wahrheit war / vnd ohn allen Zweiffel Gottes Angesicht anschawet / ich brachte den gottseeligen vnd edlen Proximum vmb alles das jenige was ihm sein seeliger Herr Vatter bestimbt hatte / ehrlich darauß zuleben / vnd setzte ihn hingegen an meiner Stell in die eüserste Armut / so das er / wan der getrewe junge Modestus sein Freünd nicht gewesen wäre / vnd bey ihme nit das beste gethan / notwendig hette bettlen: oder in einem Spithal erhalten werden müssen / das er hiebevor selbst gestifftet / ich sahe die Schandlichkeit meiner gottlosen Verfahrung nicht / sonder lebte in Sicherheit biß jetzunder da die gerechte Heimsuchung Gottes meinen Leib mit billicher Straffe überfält / und die Aufferwachung meines bosen Gewissens das Gemüt peinigt; da mich die Gedancken des Todts einmahl weiß machen / und mir die Wahrheit zuverstehen gibt wie weit ich in der Jrr geloffen; da ich sehe / das der gottseelige Proximus auff seinem Weg gegen dem Himmel gehet / der meinige aber den ich biß her gewandelt / mich albereit biß vor die Pforten deß höllischen Rachens geführt / dem ich auch ohne genugsambe Satifaction / die ich Proximo zulaisten schuldig / schwerlich werde enttrinnen mögen.

Darumb mein Kind / so bitte ich dich / ich befehle dir / wan ich anders dir noch zubefehlen / mich nit vnwürdig gemacht hab / ich ermahne dich. Ja ich beschwere dich / das du vnverweilet hingehest / unnd vor deinem öhm Proximo in meinem Namen vnd von meinetwegen auff die Knihe niderfallest / ihm meine Misshandlung bekennest / unnd ihn vmb Gottes Güte willen vmb Verzeihung bittest / auch nicht wider auffstehest / du habest dann solche vollkommenlich erlangt / weil ich ihm aber den seithero entwandten Genuß nicht widerumb vollkommenlich zu restituirn vermag / wie ich billich thun solte / sihe so lige ich hier unnd bin vrbietig die verdiente Straff an meinem Leib außzustehen / deren Execution ich auch den todten Cörper vnderworffen haben will / so fern villeicht die Seel biß dahin nit warten wolte / mein Sohn / ich habe vmb deinetwegen vil gethan / so ich nit hette thun sollen / und derentwegen würde dir / wiewol du unschuldig bist / nicht vbel anstehen / wan du dich hinwiderumb vmb meiner Seelen Heil willen Proximo / damit ihm desto besser Genugthuung geschehe / zu einem leibaignen Knecht und ewigen Diener vnderwerffen würdest; im übrigen lasse dier deines Vattern Exempel nimermehr auß der Gedächtnuß kommen / sonder befleisse dich alweg in einem solchen Stande zuleben / darin du getrost zusterben geträwest.

Jch versprach darauff meinem Herren Vatter alles getrewlich zuverrichten was er mir anbefohlen / liesse auch alsbald mein Pfert zu solchen Ende sattlen; aber ich war kaum auffgesessen / als mir wider zuruck gerueffen vnd gesagt wurde / das er albereit in Beysein des Geistlichen verschieden / ich liesse darauff die Leiche stehen vnd ligen / vnd eilete hierher / vor seiner Begrabnus auszurichten was ich versprochen / nunmehr eine gütige Vergebung vor meinen Herren Vattern verhoffent / vor die Rach vnd Straff an dessen Cörper bittent / vnd mich in die Leibeigenschafft meines Herren Proximi vnderthänigst vnderwerffent.

Proximus sagte darauff / es ist schon alles verziehen / vergeben vnd vergessen / ihr aber solt / wan eüch beliebt an statt eines Leibaignen mein Freünd sein / vnnd wann ihr bey mir verbleiben wolt / biß ich eüch anderwerts werde versorgen könden / werde ich euch nicht als einen Diener sonder als meinen lieben öhem tractirn / disem nach schickte er eylends Elenchi Diener wider zuruck / mit Befelch / die Leiche alsobalden Christlich bestatten vnnd deren Seelen die gewöhnliche ämbter nachhalten zulassen.

Folgendts wurde das hochzeitliche Mahl mit solchen Frewden eingenommen / als die Trawr wegen der Eudoxiæ zuliesse / man hatte sich nur vber die vollkommene Tugenden Proximi vnd über die vnvergleichliche Schönheit der Lympidæ zuverwundern / gleichwol aber betrachten auch etliche die wunderbare Vorsehung Gottes / vnd erwogen mit aufferbawlichem Trost / auff was Weiß Modestus vnd Proximus beydes Vatter vnd Sohn / in Armut gerathen / vnd dannoch widerumben zu seiner bestimbten Zeit nach dem allein weysen Ratschlag vnnd Willen des allerhöchsten reich vnnd groß worden wären.

Gleich wie nun gehöret / die Trawr dem Fürstlichen Beylager (welches sonst an sich selbst ein hochzeitliches Freüden Fest sein sollen) vil Frewd entzohe vnd abschnitte / die sonst vorgenommen vnd in das Werck gestellt wären worden / also wurde es auch vmb so vil schreibwürdigs darvon zumelden / ausser das es etliche den beyden geparten vor ein gut Omen auslegten / und alle künfftige Wolfahrt darauß propheceyten / das Gott sie allein mitten in der Trawr / unnd zwar eben als kurtz zuvor ihrer keines sich des andern getrösten dörffen / mit einander erfrewet.

Noch vier Wochen verblib Proximus bey seinem Herren Schwervatter in welcher Zeit er seine Sachen richtig machte / unnd sich auff die Raisse rüstet; benebens aber auch nicht vnderliesse / dem Kayser seinem allergnädigsten Herren neben Myrologo zu bequemer Zeit gehorsambst auffzuwarten / derselbe verwunderte sich / vmb willen er sich mit einer weit wolständigen Ardt zuschicken wuste als andere die gleichsamb von Jugent auff bey Hoff erzogen waren worden / er begundte ihn vor allen andern zulieben / unnd liesse ihm vnderschidlich mahl die hohe Ehr widerfahren / neben andern vornehmen Fürsten an seiner Kayserlichen Taffel zuspeyssen; da er dann durch seine holdseelige Sitten und vernünfftige Discursen dem Kayser das Hertze je länger je mehr einem / biß er zuletzt dessen völlige Gnad hinweg kriegte.

Die / so ihne wegen seines vnversehenen grossen Glücks neidten waren gemeinglich die jenige sambt ihren Anhängern / so etwan der Lympidæ auch auffgewartet: und ihme ehmahlen von ihrentwegen gegen ihm blicken lassen / sonder sie musten ihm vilmehr auch wider ihres Hertzen Willen mit Ehrerbietung begegnen / deren aber / so ihm sein Glück gönneten und sich wegen seiner zugestandenen Hochheit erfrewten / waren ohnzalbar vil! nemblich alle die jenige / denen er oder sein seel: Herr Vatter jemahls guts gethan / unnd dahero kams / das man damahls sonst von nichts als von Proximo in der gantzen Statt zusagen wuste / was ihm aber weder mit Neidt noch Gunst: mit Has oder Liebe nit beygethan war / das vrtheilete von seinen seltzamen und verwunderungswürdigen Begebenheiten nach dem Maßstab rechter Vernunfft / sie erkannten mit höchster Aufferbawung ihrer selbsten die mit würckende Hand; vnd den Seegen Gottes der den seinigen die Barmhertzigkeit erweysen / auch in diser Sterbligkeit zubegegnen pflegt; dannenhero wurden sie vil geneigt: vnnd williger / den Armen das Allmoßen mitzutheilen / als sie etwan hiebevor gewesen waren / vnnd die Arme empfiengen alsdan auch mehr vmb Proximi Willen / von der Reichen Hände / als vor disem; ob gleich Proximus vor sich selbsten nichts antheilete.

Als sich nun die Zeit seiner Abraiß näherte / wolte er sein Rittergut am Fluß Athira als in Krafft Orontæo letsten Aussag zustunde / einem Hertzens Freünd Modesto zum Recompens seiner ihme bißhero erwisenen beständigen Trew übergeben; aber gleich wie die getrewe Basilia hinder der Lympida zu Constantinopel nicht bleiben wolte / also war Modesto ohnmüglich / seinen Proximum zuverlassen; er wolte ihm tausentmahl lieber dienen als den genanten gantzen Fluß Athira vnd dessen Beywohner aigenthumblich beherrschen; derowegen wurden selbige beyde Herrschafften Elencho Orontæi hinderlassenem Sohn vmb ein gewiß Stück Gelt das er innerhalb etlichen bestimbten Jahren Proximo vnd Modesto nachgehents bezahlte / sambt dessen Pallast in Constantinopel aigenthumblich überlassen; warmit er dann demselbigen Jüngling vnder die Arm griffe vnd ihm dermassen widerumb auffhalffe / das er zu einem vornehmen vnd reichen Heürath gelangte vnd nachgehents dermassen grünete / das er seinen Voreltern die etwan zu Antiochia in höchster Herrlichkeit gesessen / zu Constantinopel wenig nach gab; solche Gutthat war aber wegen seiner guten Aigenschafften (dann er ein gute Frucht von einem zwar mürben Baum gewesen) nicht vbel an ihm angelegt / ob gleich sein Vatter dieselbige vmb Proximum nicht verdienet. Dergestalt stifftet Proximus vor seinen Abscheid zu Constantinopel guts wo er könde / also das er daselbsten bey jeder meniglichen seinem angedencken einen herrlichen Ruhm unnd löblichen Nachklang hinderliesse; alles wünschte ihm Glück unnd Heil / langes Leben / Gesundheit unnd alle selbst desiderirende Wolfahrt / und jederman sonderlich das gemeine Volck schätzte die Thessalische underthanen glückseligs / welche dieser unvergleichliche Fürst regiren würde; solche ihre gute Naigung bezeügten sie mit offenlichem zuruffen / unnd machten deß guten Dings vil / das es endlich auch seines gleich grossen insonderheit aber dem Kayser selbsten heimlich missfallen / derselbe befahl Myrologo bey seiner Abscheidts Audientz / das er ihn mit sechs Cohorten Kriegs Völckern auß seiner Legion in Thessaliam begleiten solte damit er desto ansehnlicher unnd sicherer in sein anererbtes Fürstenthumb gesetzt würde / selbiges geschahe die nachfolgende Täge; Hapsa fuhr mit / vmb ihrer Lympida künfftige Wohnung zubeschawen / und ihr die newe Haußhaltung einrichten zuhelffen / so fanden sich auch sonst ohnzalbar ihrer auß dem Constantinopolitanischen Adel deren etliche ihm das Gelaidt biß auff etliche Meilwegs: andere aber gar biß in Thessaliam hinein gaben / und alsdan ererst nach etlichen Wochen sich widerumb mit Myrologo und bey sich habenden Cohorten widerumb zuruck nach Hauß verfügten.

Es hat aber der edle Proximus diß Fürstenthumb nach Myrologi allzufrühem Todt nicht lang besessen / dan als derselbe sambt seiner Hapsæ zu Constantinopel in einem grossen Sterben mit hingerafft wurde / unnd ihm also ein gewaltiger Freünd beym Kayser abgangen; der Kayser selbst aber in der Ketzerey der Monetheliter fiele / unnd alle haßte / die noch in der wahren Religion beständig verbliben / vnder welchen sich Proximus dann auch befande / der dem Kayser ohne das verdächtig war / weyl er bey jederman in grossem Ansehen insonderheit aber von den rechtglaubigen mehr als der Kayser selbst geehrt vnd geliebt wurde; sihe da suchte er sich auß solchem gefährlichen Labyrinth zuwicklen! er wuste wol / das sich der Kayser besorgte / er möchte bey diser Spaltung in der Kirchen durch einen rechtglaubigen mit Hilff seiner Glaubens Genossen vom Kayserlichem Thron geworffen werden / auch wurde ihm durch einige so ehmahlen Heraclij geheimbste Räth gewesen / nunmehr aber wegen der Religion Vngleichheit abgeschafft worden waren in Vertrawen communicirt / das sich der Kayser als er noch dem rechten Glauben beygethan gewesen / bereits in seiner Jugent vor ihm entsetzt / vnd geförcht hette / er möchte ihn villeicht mit der Zeit den Weg Mauritij vnd Phocæ gehen lehrnen / weßwegen er dan desto ehender zugegeben / das seine vätterliche Gütter / vmb ihn hierzu arm und ohnvermöglich zumachen / vnder die dörfftige außgetheilt worden / er gedachte an seines seeligen Herren Vattern letstere Reden unnd beschlosse denselben zufolgen / nemblich das vertribene Wasser Volck zusuchen und sich demselben beyzufügen.

Derowegen schickte er seinen allergetrewisten Freünd Modestum nach Constantinopel / Myrologi Schätz vnnd Barschafft zuerheben vnd dessen ligende vnd fahrende Hab zuversilbern / gab ihm auch ein neben Memorial unnd Jnstruction mit / Krafft deren er mit Constantino des Kayser Heraclij ältisten Printzen / welcher noch der rechten Religion beygethan war contrahirt / das ihm Proximus die Besitzung des Thessalischen Fürstenthumbs Larissæ gegen Darlegung eines grossen Stück baren Geltes resignirn und abtretten solte / warin der Kayser mehr als gern verwilligte / weil er sahe das er durch dises mittel den beschwerlichen Dorn auß seinen Augen ziehen konde.

Er aber durchschiffte mit angenehmen Wind vnnd guten Wetter das ægeische Meer / und segelte von dannen langs der Jnsul Eubœa hin / zwischen der Jnsul Creta vnd dem Peloponeso hindurch / also das er in das Jonische: vnd endlich in das Adriatische Meer kam / auff welchem Seeschosse er zuletzt die Statt Venedig an traff / die eben damahls zu ihrem Auffgang in ihrer ersten Blüth stunde; er fande daselbst ein leütseeliges Volck vnnd hielte es vor das jenige vnnd den Ordt selbsten zwar vor die Statt seiner vnd seiner Nachkömlinge Ruhe / darvon ihm sein seel: Herr Vatter in seinen letsten Reden auff dem Todtbeth geweysagt hatte; darumb suchte und erhielte er selbiger newen Einwohner newe Freündtschafft und Auffnehmung / die er auch leichtlich erhielte / weil er sich mit so ansehnlichen bey sich habenden Mittlen zu ihnen einzukauffen mehr als genugsamb versehen befande; er legte das Fundament mit Dargebung viles Goldts unnd rahrer Edelgesteine zu ihrem annoch vorhandenen allgemeinen ohnaußsprechlichen Schatz; unnd erzeigte sich mit Stifftung der Kirchen und Fortpflantzung der Befürderung des Gottes Diensts vil eyffriger und reichlicher als jemahls einer daselbsten vor oder nach ihm gethan haben mag / so liesse er ihm darneben auch nicht weniger angelegen sein / auß seinen Mittlen zuersetzen / was etwan des gemeinen Wessens Erhaltung hie / da unnd dort zu seiner Beschütz: vnd Auffnemmung bedes durch Waffen unnd in andere Weg erforderte; dannenhero wurde er: der erst ankommene Frembtling / bey derselben Republic denen alten Geschlechtern / als der allergetrewste Patriot / wo nicht vorgezogen / doch ihnen gleich geschätzt / warbey er und die seinige sich also zuverhalten wusten / das er von Niemand geneidet werden könde sonder von allen grossen und kleinen geliebet vnd geehret werden muste.

Der junge Modestus Basiliæ Sohn / wurde so wol als er in die Zahl der alten edlen Geschlechter auffgenommen / zumahlen solche Auffnehmung durch einen Heürath mit einer edlen Damen vor sich vnd seine Nachkömling auff ewig bestettigt.

Haben also der edel Proximus und seine vnvergleichliche Lympida an disem Ordt eine ihrem Sinn vnd Humour nach / allerbequembste Statt gefunden / allwo sie geruewiglich beydes Gott vnd den Menschen: den Armen privat Persohnen vnd dem gemeinen Wessen dienen konden / wo sie weder mit Regierung über andere sich bemühen dörffen noch mit vnderthänigen Diensten einem tyranischen Gewalt zugehorsammen gezwungen waren / daselbsten pflantzte diß gottseelige paar die Nachkömlinge seines Geblüts / vmb aldorten der verheissenen göttlichen Gnaden vnd Wolthaten biß ins taussende Glidt zugeniessen / wann hingegen andere Kinder biß ins dritte vnnd vierte Glidt der Boßheit ihrer Vortern entgelten; es seint auch durch Gottes Seegen auß Proximi und der Lympidæ Schoß vnderschidliche Familia und Geschlechter entsprossen / die noch heütigs Tags mit und vnder der durchleüchtigen Signoria daselbsten zum höchsten florirn / und seit ihres stammvatters Proximi Lebzeiten verschiedene Persohnen der Republique zu Herzogen vnd Hertzoginnen hergeben haben.

Womit wir dann dise vnsere Historiam beschliessen vnd ernanter nunmehr weltberühmbten Statt zu Ehren deß vortrefflichen Sannazari Wort: vnd wie sie Geörg Hornin seiner Beschreibung der Kayser: unnd Fürstenthumb / der Königreich unnd Republiquen / etc. teütsch gegeben / hieher setzen.

Viderat Hadriacis Venetam Neptunus in vndis,
    Stare vrbem, & toto ponere jura mari.
Nunc mihi Tarpejas quantumvis Iupiter arces,
    Obijce, & illa tui mœnia Martis ait.
Si Tibrim Oceano prefers, vrbem aspice vtramque
    Illam homines dicas, hanc posuisse Deos.

daß ist.

    Neptunus sah ein Statt in seinem Reich gegründet
    So mächtig das sie die schrancken
Der Thetis setzen kondt, da sprach er fast entzündet /
    Bistu noch der Gedancken:
O Jupiter; das nichts mit Rom sey zuvergleichen
    Vnd seiner Mauren Pracht
Vnd das der Ocean der Tyber müsse weichen:
    Die Wettung sey gemacht /
    Thue weg der Wolcken Küssen
Sich beyde Stätte an; wan du sie recht beschawet /
    Wirstu bekennen müssen.
Das jehne Menschen nur: vnd Götter die gebawet.

GOTT gebe das wir in den irrdischen Stätten diser zergänglichen Welt also leben / das wir durch Göttliche Gnad erlangen nach abgelegter Sterblichkeit in das Himmlische Jerusalem zu Bürgern vnd ewigen Jnwohnern auffgenommen zuwerden. So die Güte GOttes allen den jenigen die ihn lieben verleyhen wolle durch ein seeliges

E N D E.


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